Das Taxonomie-Fiasko

Die Europäische Kommission hat heute fossiles Gas und Atomkraft im Rahmen der EU-Taxonomie als nachhaltig eingestuft. Das ist aus mehreren Gründen fatal. Mitgliedsstaaten und EU-Parlament müssen jetzt handeln.

Diese Einstufung führt zu einem Standard, der deutlich hinter schon bestehenden Standards für grüne Investitionen zurückbleibt. Der Vorschlag ignoriert, dass Gas enorme Emissionen verursacht und Atomkraft eine Risikotechnologie ist, für deren hochradioaktiven Abfall es keine Entsorgung gibt.

Atommüll fässer
Atomkraft kann nicht nachhaltig sein © Thall/iStock/Getty Images

Jetzt drohen Milliarden Euro in diese schädlichen Technologien zu fließen. Erst Ende Januar hatte die wissenschaftliche Expertengruppe der Europäischen Kommission den Entwurf der Kommission kritisiert. Er stehe „nicht im Einklang mit der Taxonomie-Verordnung“ und berge die „ernste Gefahr, den nachhaltigen Taxonomie-Rahmen zu untergraben“.

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Mit dem Kommissionsvorschlag sollen die Details der EU-Taxonomie-Verordnung präzisiert werden, deren Artikel 19 vorschreibt, dass die Kriterien auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, keine Sonderbehandlung für bestimmte Technologien vorsehen und leicht überprüfbar sein müssen. Die neuen Kriterien für Gas und Atom verstoßen jedoch gegen jede dieser Anforderungen.

Wir fordern: Die Bundesregierung im Rat und das Europäische Parlament müssen diese Entscheidung der EU-Kommission ablehnen.

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Der heutige Rechtsakt spaltet den Finanzmarkt und bremst die notwendige Transformation – entgegen dem Ziel der Taxonomie, die Ansätze der Märkte zu vereinheitlichen. Einer grüngewaschenen Taxonomie mit Atomkraft und Erdgas wird der Finanzmarkt nicht vertrauen. Klare, einheitliche und wissenschaftlich fundierte Kriterien sollten eigentlich mehr Kapital für den nachhaltigen Umbau mobilisieren.

Fatales Signal für grüne Finanzen

Den glaubwürdigen Kompass für den Finanzmarkt hat die EU-Kommission über Bord geworfen. Mit dieser Taxonomie verspielt die EU ihre Führungsrolle im Bereich der grünen Finanzen — und sendet weltweit ein völlig fatales Signal.

Gas und Atom dürfen so nicht grüngewaschen werden!

Der Beitrag Das Taxonomie-Fiasko erschien zuerst auf WWF Blog.

Über Mode kann man nicht streiten – aber über Tiger

Alle zwölf Jahre ist nach dem chinesischen Horoskop Jahr des Tigers. 2022 ist es wieder so weit. Der diesjährige Tiger wird speziell als Wassertiger bezeichnet, der ein starkes Selbstwertgefühl und eine hohe Lernbereitschaft hervorrufen können soll. Wäre ja schön, wenn wir gerade beim Thema Tiger etwas lernen könnten.

Alles rund um den Tiger wird 2022 viel Aufmerksamkeit bekommen, weltweit, nicht nur in China. Es wird um Artenschutz gehen – und noch mehr ums Geschäft. Viele Modemarken starten beispielsweise spezielle Kollektionen im Zeichen des Tigers, auch die besonders edlen. Gucci, Prada, Envisu, Balenciaga, alle sind sie plötzlich dabei, wenn es um „Tiger“ geht.

Tigersocken gefällig?

Wer es sich leisten kann und will, wird allerlei gestreiftes finden: Tigersocken, Plüschsandalen, Sneakers, Kappen, Pullis, Jacken oder Taschen. Der Tiger steht wieder und einmal mehr für Prestige und Luxus, mit dem Tiger wird mal wieder viel Geld verdient.

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Es ist ja wahrlich nichts neues, sich auf der Suche nach Prestige mit dem Tiger zu schmücken. Tiger haben den Menschen schon immer fasziniert. Sie stehen für Kraft, Mut und Stolz, sind schön, majestätisch, und ein bisschen mysteriös. Sie haben keine Fressfeinde, vielleicht haben sich deshalb Mächtige und Machos schon immer gerne mit Tigern gleichgesetzt. Es gibt heute noch Kampfflugzeuge, Sportmannschaften, Boxer und Fußballer, die Tiger heißen oder so genannt werden wollen. Sie alle wollen sich gerne der Symbolik des Tigers bedienen – vielleicht ja doch auch ein wenig von dem Aberglauben getragen, ein paar Charakteristika des Tigers könnten auf sich überspringen oder in ihnen geweckt werden. Auf modern heißt das dann wohl „Imagetransfer“.

Das Drama des Tigers

Die anscheinend so hochgeschätzten Tiger haben aber davon nichts, im Gegenteil. Es ist das Drama des Tigers, dass wir Menschen so viel auf ihn projizieren. Etwas 100.000 Tiger beherrschten noch vor 120 Jahren die Wälder Asiens, heute sind es weniger nur noch wenige tausend. Ohne die aufwändigen Schutzmaßnahmen wären es noch viel, viel weniger oder vielleicht sogar schon gar keine mehr. Schließlich gibt es genügend Länder, in denen freilebende Tiger schon heute nicht mehr vorkommen. Wie beispielsweise China.

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Tiger wurden erbarmungslos gejagt, auch als eine Art Gesellschaftssport. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Trophäenjagd die Hauptbedrohung für Tiger, zehntausende wurden alleine in Indien abgeschossen. Unzählige Tigerfelle, Köpfe und Krallen „schmückten“ die Häuser von denen, die es sich leisten konnten. Ein Tigerfell an der Wand war auch noch im 20. Jahrhundert chic.

Heute ist vor allem auch der Verlust ihrer Lebensräume eine der größten Bedrohungen. In den letzten 150 Jahren schrumpfte der Lebensraum um 95 Prozent. Die Jagd auf Tiger ist zum Glück schon lange verboten, der Handel mit Tigerteilen auch.

Was nicht verschwunden ist: der Markt

Tiger werden gewildert und illegal gehandelt – die final destination ist in den meisten Fällen China. Für Tigerteile werden auf dem Schwarzmarkt astronomische Preise bezahlt. Den Knochen werden Heilkräfte gegen Gelenksentzündungen zugesprochen. Amulette aus Zähnen, Krallen oder anderen Tigerteilen sind beliebte Talismänner. Tigerwein soll gegen Rheuma und allgemeine Immunschwäche helfen. Vor allem aber ist er ein Zeichen von Prestige.

Jahr des Tigers 2022 Tiger Junges an der Leine Haustier
Es leben viel mehr Tiger in Gefangenschaft als in der freien Natur © Wolfgang Steiner / iStock / Getty Images

Tiger in Gefangenschaft

In ominösen Tigerparks in Thailand, Laos, Vietnam oder China werden nach wie tausende Tiger gehalten. Vordergründig geht es um vermeintlich harmlose Vergnügungen wie ein Selfie mit Tiger oder Tigerbabys füttern und auf dem Arm halten. Hinter den Kulissen beliefern diese sogenannten Parks oder Zoos nicht selten den Schwarzmarkt mit ihren „überschüssigen Tieren.“ Vor allem die älteren Tiere, die nicht mehr als süßes Kuscheltier dienen und deren Unterhalt teuer ist, für die Betreiber. So kann also mit den gefangenen Tieren doppelt verdient werden – legal und illegal. Wir fordern schon lange ein Verbot dieser ominösen Tigereinrichtungen, die den Tiger nicht retten, sondern seine Ausbeutung nur weiter befeuern. Wäre das nicht schön, wenn das im Jahr des Tigers endlich passieren würde?

Schätzungsweise werden mehr als 20.000 Tiger in Gefangenschaft gehalten: einige in wissenschaftlich arbeitenden Zoos, viele allerdings in Zirkussen, zweifelhaften Tigerparks, oder sogar in Privatbesitz. Wir alle erinnern uns an die Serie Tiger King. Alleine in Texas leben mehr Tiger in Gefangenschaft als es heute in freier Wildbahn gibt.

 Tiger als Luxussymbol

Umso bitterer, dass in der Werbung für die Gucci-Kampagne zum Jahr des Tigers die Models mit einem Tiger poussieren, dass im Clip ein Tiger durch die edle Villa streift, wie ein Luxus Asset. Das ist daneben, das ist im Jahr des Tigers 2022 bestenfalls gestrig. Und auf jeden Fall peinlich. Nein, der Tiger ist kein Haustier für die, die sich eh alles leisten können.

Das Jahr des Wassertigers steht wie gesagt auch für das Lernen. Ich kann nur hoffen, dass wir alle endlich lernen, dass der Tiger eben mehr als ein Symbol für Prestige ist. Dass er auf keinen Fall in eine Villa gehört, sondern in die Natur. Dass es darum geht sein Aussterben zu verhindern. Dass sein Überleben auch den Schutz enorm wichtiger Lebensräum bedeutet. Das unser Respekt dieser bedrohten Art gegenüber auch Respekt gegenüber der Natur für uns alle bedeutet.

Hilf uns dem Tiger zu helfen!

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Blauwale: Rekordhalter der Tierwelt

Der Blauwal ist das größte Tier, das jemals auf der Erde gelebt hat – und kann mit einigen weiteren Superlativen aufwarten. Zum Beispiel mit extremen Lautstärken, einem äußerst dehnbaren Maul und mit einem Herz, das nur zweimal die Minute schlagen braucht. Unsere faszinierenden Fakten:

Alles an Blauwalen ist groß – und schwer

Rund 30 Meter lang und fast 200 Tonnen schwer können Blauwale werden und sind damit die größten bekannten Tiere aller Zeiten. Denn dies wird nach Gewicht bemessen. Allein das Blauwal-Herz ist so groß wie ein Kleinwagen. Ihre etwa fünf Meter lange Zunge ist mit über vier Tonnen so schwer wie ein ganzer Elefant.

Schrei nach Liebe

Blauwale sind häufig Einzelgänger und sehr selten geworden. Zur Paarungszeit müssen sie sich über tausende Kilometer Ozean bemerkbar machen. Und das tun sie. Die sanften Riesen gehören zu den lautesten Tieren der Welt. Mit Bei über 180 Dezibel sind sie lauter als ein Düsenjet. Doch ihr tieffrequentes Stöhnen, Brummen, Raspeln und Pochen liegt meist unterhalb unseres Hörbereiches.

Wie laut sind Blauwale? Wie sehen Blauwale aus?
30 Meter lang und kilometerweit zu hören © eco2drew / iStock / Getty-Images

Riesentier frisst Mini-Futter. Aber davon viel!

So groß sie sind, ernähren Blauwale sich von Plankton. Am liebsten von Krill und anderen Kleinstkrebsen. Bis zu 4 Tonnen Krill verschlingen sie pro Tag!

Das Krill-Paradoxon

Je mehr Wale in einer Meeresregion leben, desto mehr Krill gibt es hier, nicht weniger! Das sogenannte Krill-Paradoxon oder Antarktische Paradoxon: Als der industrielle Walfang vor rund hundert Jahren die großen Walarten der Antarktis nahezu ausrottete, brachen in Folge fehlender Blauwale die Krillbestände ein und mit ihnen die Populationen vieler Meerestiere und Seevögel. Man hatte einen wichtigen Kreislauf durchbrochen. Denn Wale düngen mit ihren Fäkalien das Meerwasser mit Eisen und lassen neues pflanzliches Plankton entstehen, wovon sich der Krill dann ernährt.

Extrem große Klappe

Was und wie frisst ein Blauwal? Wieviel Nahrung kann er aufnehmen? Wie nehmen Blauwale Nahrung auf?
Vorher recht stromlinienförmig, gleicht er nun einem Ballon © imago images / Ardea

Blauwale können ihr Maul extrem weit aufreißen – bis zu 90 Grad, also im rechten Winkel. Zum Fressen tauchen sie ab und rollen sich beim Zuschnappen drehend nach oben. Gefüllt mit einer riesigen planktonenthaltenen Wassermenge, wird ihr Schlund zu einem großen, kugelförmigen Beutel. Möglich machen das dehnbare Haut- und Speckfalten, die sich unter dem Maul bis zum Bauch erstrecken.

Ein 25 Tonnen schwerer Blauwal kann 25 Tonnen Wasser aufnehmen! Sah er vorher noch recht stromlinienförmig aus, gleicht er nun mehr einem Ballon – und filtert das Plankton aus dem Wasser in seinem Maul.

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Blauwale beißen nicht

Denn sie haben keine Zähne. Die Meeressäuger gehören zu den Bartenwalen, denen statt Zähnen hunderte feingliedrige Hornplatten aus dem Oberkiefer wachsen. Die Barten. Bis zu vier Meter lang können sie sein, werden auch als Fischbein bezeichnet und bestehen wie unsere Fingernägel aus Keratin. Mit haarigen Fasern gesäumt, wirken die Barten wie ein Sieb, wenn der Wal mit seiner Zunge das Wasser durch sie hindurch wieder aus seinem Maul herauspresst. Zurück bleiben die Kleintiere, die dann verschluckt werden.

Bartenwale
Statt Zähne: Barten filtern Plankton. Animation © IMAGO / StockTrek Images.

Sie fressen nur, wenn es sich lohnt

Blauwale halten ihr Maul nicht wahllos auf. Sie tauchen nur dann auf Nahrungssuche ab, wenn es sich lohnt, also ausreichend Plankton vorhanden ist. Denn jeder Tauchgang kostet wiederum Energie.

Blauwale sind nicht blau

Die Riesenwale sind eher stahl- bis blaugrau mit charakteristisch hellen Sprenkeln. Tiefblau erscheinen sie uns nur durch die Lichtreflexion unter Wasser. Ihr Bauch ist hellgrau oder weißlich-gelb.

Wenn Blauwal-Mütter Babys kriegen

Etwa elf Monate dauert eine Blauwal-Schwangerschaft und kommt das Kalb dann auf die Welt, gehört es bereits zu den größten Tieren der Erde. Mit einem Gewicht von rund drei Tonnen und sechs bis acht Metern Länge sind Blauwal-Junge annähernd so groß wie ein erwachsener Orca. Das erste halbe Jahr werden die Kälber gesäugt, trinken täglich rund 200 Liter der sehr fettigen Muttermilch und nehmen schnell an Gewicht und Größe zu.

Blauwalbaby, Geburt, Kalb, Säugen, Stillen
Schon ein neugeborener Blauwal ist riesig © imago images /VWPics

Wo leben Blauwale?

Blauwale leben in all unseren Weltmeeren mit Ausnahme des Mittelmeers. Zum Beispiel vor Grönland, Island, Chile, Sri Lanka, Mexiko, Kalifornien oder den Malediven. Sie wandern mit den Jahreszeiten zwischen den tropischen und polaren Ozeanen hin und her: Den Sommer verbringen sie in Krill-reichen, kühleren Lagen und fressen sich Fettreserven an. Aber im Gegensatz zu den meisten anderen weit wandernden Bartenwalen, fressen sie in ihren warmen Fortpflanzungsgebieten weiter: Im Winter legen sie enorme Strecken Richtung Äquator zurück, um dort ihre Jungen zur Welt zu bringen.

In den letzten Jahren tauchen auch bei uns in Europa – vor England, den Azoren und Kanaren – wieder öfter Blauwale auf, was hoffentlich für eine Erholung der Population im Nordost-Atlantik spricht.

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Ein Herz fürs Tauchen

Normalerweise sind Blauwale mit zwei bis sechs Stundenkilometern eher gemächlich unterwegs, können aber mit ihren schlanken Körpern fast 50 km/h schnell werden, wenn sie sich bedroht fühlen oder schnell zwischen Fressgebieten wechseln möchten.

Während ihrer Wanderungen bleiben sie meist nur gute zehn Meter unter der Wasseroberfläche – was die Gefahr der Schiffskollisionen erhöht. Auf Nahrungssuche tauchen sie in 200 bis 500 Meter Tiefe ab. Beim Tauchen drosseln die Meeressäuger ihren Herzschlag bis auf zwei Schläge pro Minute. Das spart Sauerstoff.

Weit sichtbarer Blas: Wie schlafen und atmen Blauwale?

Wie atmen Blauwale? Wie schlafen Blauwale?
Ebenfalls superlativ: Atemfontäne des Blauwals © IMAGO / blickwinkel

Als Säugetiere müssen Blauwale zum Atmen regelmäßig aus dem Wasser auftauchen. Wie alle Bartenwale besitzen sie dafür zwei Blaslöcher auf dem Kopf. (Im Gegensatz zu den Zahnwalen mit nur einem Blasloch.)

An der Oberfläche atmen die Giganten zunächst mit großem Druck aus. Blas nennt man die Fontäne verbrauchter Luft der Wale. Sehr feucht und vermischt mit wegspritzendem Wasser außerhalb der Blaslöcher, ist sie bei Blauwalen bis zu zwölf Meter hoch und weit sichtbar. Anders als zum Beispiel wir Menschen, müssen Wale auch im Schlaf bewusst atmen, weshalb nur eine Gehirnhälfte schläft.

Wie viele Blauwale gibt es noch?

Begehrt für ihr Fleisch und Fett, den Tran, wurden Blauwale von den 1860er bis in die 1960er Jahre stark bejagt, zu Hunderttausenden getötet und nahezu ausgerottet. Als die Giganten der Meere 1967 endlich unter Schutz gestellt wurden, gab es höchstens noch etwa 3000 von ihnen. Inzwischen leben weltweit schätzungsweise wieder 10.000 bis 25.000 Blauwale. Doch noch immer sind sie stark gefährdet, in naher Zukunft auszusterben.

Junge Blauwale werden gelegentlich von Orcas angegriffen, haben aber dank ihrer Größe keine anderen natürlichen Feinde. Heute leiden sie unter der Verschmutzung unserer Meere — auch durch Lärm — Zusammenstößen mit Containerschiffen und der Klimakrise, die ihre Krillvorräte schrumpfen lässt.

Helft uns, die letzten Giganten zu retten

Geheimnisträger

Obwohl wir inzwischen Fakten wie diese kennen, wissen wir insgesamt noch wenig über die Blauwale. Sie sind trotz ihrer Größe schwer zu entdecken und zu erforschen. Wie genau funktioniert ihre Kommunikation? Wie viele Populationen gibt es wirklich und wo? Treffen sie sich auf ihren Wanderungen? Wo führen ihre Routen entlang? Gerade das Wanderverhalten der Riesen birgt noch viele Geheimnisse, die wir lüften müssen, wollen wir die größten Tiere der Erde wirksam schützen. Im Februar erscheint ein großer WWF-Bericht, der manche Antwort liefern kann.

Blauwale: Wir wissen fast nichts über sie
Forschung ist zu seinem Schutz unerlässlich © Richard Barrett / WWF UK

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Neozoen in Deutschland – 10 Arten, die sich bei uns (zu) wohl fühlen

Über die Felder Mecklenburg-Vorpommerns weht eine typisch norddeutsche Brise, als mit langen Beinen und Schritten einige Straußenvögel die Landstraße queren, die man sonst in wärmeren Gefilden vermuten würde. In Südamerika genaugenommen. Denn es sind Nandus. Ursprünglich in Brasilien, Argentinien oder Paraguay beheimatet, bei uns eingeschleppt und damit Neozoen in Deutschland.

Neo – was?

Ein Neozoon oder mehrere Neozoen sind Tiere, die der Mensch in Lebensräume gebracht hat, in denen sie vorher nicht vorkamen. Absichtlich oder unabsichtlich. Als blinde Passagiere in Schiffen oder Flugzeugen, als Nutz- und Zuchttiere zum Beispiel für Pelztierfarmen – oder indirekt durch den Bau von Kanälen, die eigentlich getrennte Gewässer miteinander verbinden.

Wie die Nandus nach Mecklenburg kamen

Wie verbreiten sich Neozoen?
Ausbrecher: Nandus werden hierzulande für Federn und Haut gezüchtet © IMAGO / BildFunkMV

Bis zu anderthalb Meter groß können die flugunfähigen Schreitvögel werden: Vor gut 20 Jahren brachen sechs Nandus aus einem Gehege bei Lübeck aus. Ihre Züchter bezweifelten, dass sie in der artfremden Umgebung überleben würden. Aber das taten sie. Und sie vermehrten sich – auf über 500 Tiere zwischen Ratzeburger See und Schaalsee. Die Bauern der Region beklagten enorme Schäden an ihren Feldern. Doch gefährden die gefräßigen, neuen Vögel zum Beispiel auch unsere Insektenwelt? Damit wären sie eine invasive Art.

Neozoon gleich invasive Art?

Nicht in jedem Fall. Als invasiv gilt eine eingewanderte Art, wenn sie einheimische Arten und Ökosysteme bedroht. Zum Beispiel auch, weil ihr hier die natürlichen Feinde fehlen. Die Nandus stehen auf der Grauen Liste der Arten, bei denen man das noch nicht weiß, die aber Potential zur invasiven Art haben. Nach langer Diskussion darf die streng geschützte Art zur Bestandsregulierung bejagt werden. Da unsere Winter den Tieren jedoch zusetzen, könnten die Nandus in Deutschland eventuell wieder aussterben.

Sind Neozoen und invasive Arten das Gleiche?
Junge Nordamerikanische Waschbären im Leipziger Auwald © IMAGO / Star Media

Waschbären: Mit die erfolgreichsten Neozoen in Deutschland

Der Waschbär stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde 1927 für die Pelzzucht nach Deutschland eingeführt. Kurz darauf setzte ein Forstmeister zwei Waschbärpaare am hessischen Edersee aus, damit sie sich für die Jagd vermehren. Das taten sie. Am Ende des zweiten Weltkrieges entkamen außerdem einige Dutzend Tiere aus einer Pelzfarm bei Strausberg, einige Kilometer östlich von Berlin.

Die anpassungsfähigen Allesfresser verbreiteten sich schnell und können auch in Städten überleben. Schätzungsweise 1,3 Millionen Waschbären gibt es inzwischen bei uns in Deutschland. Sie fressen Obst, Nüsse, Käfer, Kröten, Fische, aber auch Sumpfschildkröten und ihre Eier, sowie als gute Kletterer Vögel, die sehr weit oben nisten. Inwieweit die Waschbären unseren heimischen Arten damit schaden und ob es Sinn macht, sie wieder zurückzudrängen, ist hoch umstritten.

Zum Verwechseln: Kein Waschbär, sondern ein Wildhund

Welche Neozoen gibt es in Deutschland?
Marderhund — englisch Racoon Dog, also Waschbärhund © IMAGO / blickwinkel

Ihre Gesichtszeichnung ähnelt der von Waschbären und so ist ihr englischer Name auch Raccoon Dog, also Waschbärhund. Bei uns heißen sie Marderhunde und leben als Neozoen in unseren Wäldern und Feuchtgebieten, seit sie als Pelztiere nach Russland gebracht, dann zu Hauf in der Ukraine ausgesetzt wurden und sich bis nach Südeuropa ausbreiteten.

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Ursprünglich stammen die Wildhunde aus Ostasien. Im Gegensatz zum Waschbären leben sie viel versteckter. Und sie haben keinen geringelten Schwanz.

Welches sind die exotischsten Neozoen in Deutschland?
Rosa Flamingos im Zwillbrocker Venn in Nordrhein-Westfalen © IMAGO / imagebroker

Rosa Neozoen im Münsterland: Flamingos aus den Anden

Es ist die nördlichste Flamingokolonie der Welt, die seit etwa 30 Jahren Nordrhein-Westfalens Moor- und Heidelandschaft an der niederländischen Grenze besiedelt. Abgesehen von einigen Europäischen Flamingos, die aus Südfrankreich hergeflogen sein könnten, besteht die Kolonie hauptsächlich aus Chileflamingos aus Südamerika. Unklar ist bis heute, wie sie hierhergekommen sind. Vermutlich sind sie aus Zoos oder privater Haltung entwichen.

Gelbkopfamazonen: Bunte Papageien in Stuttgart

Was ist ein Neozoon? Was sind Neozoen?
Gelbkopfamazone im Rosensteinpark in Stuttgart © IMAGO / blickwinkel

Ebenfalls exotisch, bunt gefiedert und erstaunlicherweise in unseren Breiten etabliert ist eine Population von Gelbkopfamazonen in Stuttgart. Die Papageienart kommt ursprünglich aus Mexiko und Zentralamerika, kann die menschliche Stimme nachahmen und ist in ihrer Heimat vom Aussterben bedroht. Den Ursprung der Neozoen-Population in Stuttgart bildeten eine entflogene und eine ausgewilderte Gelbkopfamazone in der 1980er Jahren.

Halsbandsittiche: Häufige Neozoen bei uns in Deutschland

Wie viele Neozoen gibt es in Deutschland?
Halsbandsittiche in Speyer © IMAGO / imagebroker

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Weit häufiger und inzwischen in vielen deutschen Städten verbreitet sind die grünen Halsbandsittiche, deren Bestände ebenfalls auf entflogene Vögel zurückgehen. Sie stehen als potentiell invasiv unter Beobachtung, weil sie mit heimischen Arten um Nahrung und Nistplätze konkurrieren.

Fremde Wasserratten: Nutria und Bisam

Die Nutria, auch Biberratte genannt, stammt aus Südamerika, die Bisamratte aus Nordamerika. Beide wurden für die Pelzzucht nach Europa eingeführt, doch häufig ausgesetzt, als die Nachfrage sank und die Preise fielen.

Wie viele Neozoen gibt es in Deutschland?
Nutria (links) und Bisamratte © IMAGO / HJS / blickwinkel

Nutrias werden gute 60 Zentimeter lang und leben heute an vielen deutschen Gewässern, vor allem entlang des Niederrheins und im Spreewald. Mehr als 100.000 Nutrias wurden zuletzt in einer Jagdsaion erlegt — 57 Mal mehr Tiere als noch vor 20 Jahren.

Bisamratten sind nur etwa halb so groß und gelten vielerorts als Schädlinge, weil sie zum Beispiel Deiche schädigen.

Wollhandkrabben: Neozoen-Invasion aus China

Wollhandkrabbe: Invasives Neozoon in Deutschland
Wollhandkrabbe: Ihr Name kommt von ihren behaarten Scheren © agefotostock

Sie gehört zu den gefährlichsten Neozoen der Welt. Denn die Chinesische Wollhandkrabbe ist wanderlustig, anpassungsfähig und sehr vermehrungsfreudig. Die großen Krebse stammen aus China und Korea und sind vor gut hundert Jahren vermutlich im Ballastwasser von Schiffen zu uns nach Deutschland gekommen: Bei Leerfahrten oder wenig Ladung gleichen Frachtschiffe ihre Stabilität mit Hilfe von Wassertanks aus.

Wollhandkrabben leben im Süßwasser, wandern zur Fortpflanzung aber zum Meer und siedeln heute in allen Nord- und Ostsee-Zuflüssen. Sie sind Nahrungskonkurrenz für viele hier heimische Arten — auch Fische – und gelten deshalb als invasiv und Bedrohung für die Fischerei. Durch das Graben von Gängen beschädigen sie außerdem Dämme und Deiche und haben bei uns in Deutschland bereits Schäden von mindestens 80 Millionen Euro verursacht.

Lästige Neozoen: Asiatische Marienkäfer

Invasives Neozoon: Asiatischer Marienkäfer
Heller und mehr Punkte: Asiatischer Marienkäfer © IMAGO / NurPhoto

Ebenfalls stark invasiv sind die Asiatischen Marienkäfer. Sie unterscheiden sich von den hier heimischen Marienkäfer-Arten durch eine gelblichere Färbung und mehr Punkte. Für uns Menschen werden sie zur Plage, wenn sie im Herbst in ganzen Trauben in der Wohnung hängen. (Und sie können beißen, wobei man das zwar spürt, es aber nicht gefährlich ist.)

Für unser Ökosystem können sie eine Gefahr werden, weil sie – gefräßiger und vermehrungsfreudiger – die heimischen Arten verdrängen. Die Asiatischen Marienkäfer wurden einst zur biologischen Schädlingsbekämpfung nach Europa geholt und sind das beste Beispiel dafür, was der Mensch mit seinem Eingreifen in die Natur anrichten kann.

Hier könnt Ihr alles zum Asiatischen Marienkäfer noch einmal genauer nachlesen

Was ist ein Neozoon und was sind Neophyten und Neobiota?
Ochsenfrosch, Mink und Nilgans © IMAGO / agefotostock / blickwinkel / Beautiful-Sports

Vom riesigen, bis zu einem Kilo schweren Amerikanischen Ochsenfrosch über Asiatische Buschmücken und Süßwasserquallen bis hin zu Nilgänsen aus Afrika und dem Mink, dem Amerikanischen Nerz, gibt es insgesamt bei uns in Deutschland mindestens 1100 gebietsfremde Tierarten.

Neozoen, Neophyten und Neobiota: Eine Begriffsklärung

Neben den Neozoen — also eingeschleppten Tieren, zu denen übrigens auch Würmer und Parasiten gehören — gibt es die Neophyten, die eingeschleppten Pflanzen.
Dazu gehört zum Beispiel der Riesenbärenklau aus dem Kaukasus, der durch Hobbygärtner verbreitet wurde, giftig ist und zu Verbrennungen und Atemnot führen kann. Extrem viel Mühe macht die Beseitigung der ebenfalls gefährlichen Ambrosia. Oder das Indische Springkraut aus dem Himalaya, das als Zierpflanze eingeführt wurde und nun heimische Arten an unseren Bächen verdrängt.
Der Oberbegriff für Neozoen und Neophyten zusammen ist Neobiota.

Der Beitrag Neozoen in Deutschland – 10 Arten, die sich bei uns (zu) wohl fühlen erschien zuerst auf WWF Blog.

Kehren vor der eigenen Tür: Wie der WWF sein Umweltmanagement vorantreibt

Zugegeben, wer im Umweltmanagement einer Natur- und Artenschutzorganisation wie dem WWF arbeitet, hat es im Grunde leicht: Keine Kolleg:innen müssen von umweltbewusstem Verhalten überzeugt werden. Wir stellen keine ressourcenintensiven Produkte her, die niemand braucht. Auch der Wachstumszwang durch hungrige Investoren, denen langsam der Kaviar ausgeht, fehlt. Warum braucht der WWF dann überhaupt ein Umweltmanagement?

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Die Antwort liegt auf der Hand. Schon aus unserem Selbstverständnis heraus ist es natürlich unsere Pflicht den eigenen ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Unsere Mission mag der Erhalt und Wiederaufbau der Natur sein, doch frei von Umweltbelastungen sind auch wir nicht. Und wenn wir von Politik, Unternehmen und Konsumenten fordern, Wasser zu trinken, können wir nicht betrunken in der Ecke sitzen. Wer, wenn nicht wir, sollte als Vorbild vorangehen?

Viele low hanging fruits wurden schon vor meiner Zeit geerntet, obwohl es noch gar kein Umweltmanagement im konventionellen Sinne gab. Caterings sind schon lange ausschließlich vegetarisch. Eingekaufte Lebensmittel besitzen das Bio-Siegel, Büromaterialien sind durch den Blauen Engel zertifiziert. Es gibt Mehrwegplastikdosen für das Mittagessen außer Haus. Natürlich arbeiten wir mit Ökostrom. Und so weiter. Woran es bisher gefehlt hatte, war der Überblick, die Datengrundlage und Organisation, sowie eine Strategie zum Erreichen weiterer Reduktionsziele.

Das “Green Team” im WWF

Im letzten Jahr hat sich das Green Team etabliert. Wir setzen uns strategisch mit den Umweltauswirkungen des WWF Deutschland auseinander. Die Aufgabe des Teams lautete zunächst: Analyse des Status Quo. Wer die eigene Leistung nachweislich verbessern will, muss sie schließlich kennen. Dafür braucht es allerdings Wille und Geduld.

Mir ist das schon klar: Da arbeitet ein Kollege schon am Limit, hat hier ein Telefonat, da ein Treffen, muss diese dringende Mail bearbeiten, diesen Bericht verbessern. Und dann fragt dieser Tim aus dem Umweltmanagement nach dem Kilometerstand des Dienstwagens. Nach der Einschätzung zu Anbieter X und Produkt Y. Nach der Betriebskostenabrechnung aus 2018. Das nervt. Und ist wichtig.

Milch oder Hafermilch?

Worauf ich hinaus möchte: Es ist für alle wichtig zu wissen, dass es den Willen zur systematischen Analyse und Reduktion des eigenen Fußabdrucks gibt. Dazu eignet sich – wie bei uns im WWF – eine Mitarbeiterversammlung oder die Präsenz im Intranet. Alle sollten davon wissen, damit sie Ideen weitertragen und an Entscheidungen teilhaben können. Über 160 Stimmen wurden beispielsweise abgegeben, als es um die Frage ging: „Milch oder Haferdrink zum Kaffee?“

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Wie so oft im Leben: Eine offene Kommunikation ist essenziell. Wie lange wird schon ein neuer Prozess eingehalten, wenn er nicht ausreichend verstanden und angenommen wurde? Und selbst wenn er durch entsprechende Maßnahmen eingehalten wird: Wie fühlen sich die Kolleginnen und Kollegen dabei? Mittlerweile haben wir eine gute Datengrundlage geschaffen und mehrere Leitlinien verfasst. Wir wissen also, wo wir stehen, wohin wir wollen — und wir glauben zu wissen wie es da hin geht.

Die größten Laster des Pandas

Co2 Verbrauch WWF
Co2 Verbrauch des WWF Deutschland © WWF

Wir wissen, dass unsere größten Laster der Papierverbrauch und die Flugreisen sind. Und wir können zumindest deren CO2-Emissionen quantifizieren. Im nächsten Schritt geht es nun um den fast wichtigeren Teil: die Reduktion. Und hier stoßen wir auf den schmalen Grat zwischen eigener Ambition und Realität des Gegenübers.

Wie sollen wir unseren Papierverbrauch reduzieren, wenn das Marketing erklärt, dass wir dadurch Spendengelder verlieren? Wie können wir unsere Flugreisen weiter reduzieren, wenn es für die Kolleg:innen aus dem Naturschutz notwendig ist, die Arbeit in den Projekten persönlich zu begleiten?

Wir haben uns ein ambitio­niertes sowie 1,5‑Grad-Ziel-konformes Reduktionsziel gesetzt: Das WWF-Netzwerk, bestehend aus allen Büros in allen Ländern, hat sich dazu verpflichtet, die Flugemissionen bis 2030 um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Jahr 2018 zu senken.

Umweltmanagement bedeutet vor allem Kompromisse finden. Das ist nicht immer einfach, aber notwendig. Auch gerade für eine Organisation wie den WWF.

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