Kehren vor der eigenen Tür: Wie der WWF sein Umweltmanagement vorantreibt

Zugegeben, wer im Umweltmanagement einer Natur- und Artenschutzorganisation wie dem WWF arbeitet, hat es im Grunde leicht: Keine Kolleg:innen müssen von umweltbewusstem Verhalten überzeugt werden. Wir stellen keine ressourcenintensiven Produkte her, die niemand braucht. Auch der Wachstumszwang durch hungrige Investoren, denen langsam der Kaviar ausgeht, fehlt. Warum braucht der WWF dann überhaupt ein Umweltmanagement?

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Die Antwort liegt auf der Hand. Schon aus unserem Selbstverständnis heraus ist es natürlich unsere Pflicht den eigenen ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Unsere Mission mag der Erhalt und Wiederaufbau der Natur sein, doch frei von Umweltbelastungen sind auch wir nicht. Und wenn wir von Politik, Unternehmen und Konsumenten fordern, Wasser zu trinken, können wir nicht betrunken in der Ecke sitzen. Wer, wenn nicht wir, sollte als Vorbild vorangehen?

Viele low hanging fruits wurden schon vor meiner Zeit geerntet, obwohl es noch gar kein Umweltmanagement im konventionellen Sinne gab. Caterings sind schon lange ausschließlich vegetarisch. Eingekaufte Lebensmittel besitzen das Bio-Siegel, Büromaterialien sind durch den Blauen Engel zertifiziert. Es gibt Mehrwegplastikdosen für das Mittagessen außer Haus. Natürlich arbeiten wir mit Ökostrom. Und so weiter. Woran es bisher gefehlt hatte, war der Überblick, die Datengrundlage und Organisation, sowie eine Strategie zum Erreichen weiterer Reduktionsziele.

Das “Green Team” im WWF

Im letzten Jahr hat sich das Green Team etabliert. Wir setzen uns strategisch mit den Umweltauswirkungen des WWF Deutschland auseinander. Die Aufgabe des Teams lautete zunächst: Analyse des Status Quo. Wer die eigene Leistung nachweislich verbessern will, muss sie schließlich kennen. Dafür braucht es allerdings Wille und Geduld.

Mir ist das schon klar: Da arbeitet ein Kollege schon am Limit, hat hier ein Telefonat, da ein Treffen, muss diese dringende Mail bearbeiten, diesen Bericht verbessern. Und dann fragt dieser Tim aus dem Umweltmanagement nach dem Kilometerstand des Dienstwagens. Nach der Einschätzung zu Anbieter X und Produkt Y. Nach der Betriebskostenabrechnung aus 2018. Das nervt. Und ist wichtig.

Milch oder Hafermilch?

Worauf ich hinaus möchte: Es ist für alle wichtig zu wissen, dass es den Willen zur systematischen Analyse und Reduktion des eigenen Fußabdrucks gibt. Dazu eignet sich – wie bei uns im WWF – eine Mitarbeiterversammlung oder die Präsenz im Intranet. Alle sollten davon wissen, damit sie Ideen weitertragen und an Entscheidungen teilhaben können. Über 160 Stimmen wurden beispielsweise abgegeben, als es um die Frage ging: „Milch oder Haferdrink zum Kaffee?“

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Wie so oft im Leben: Eine offene Kommunikation ist essenziell. Wie lange wird schon ein neuer Prozess eingehalten, wenn er nicht ausreichend verstanden und angenommen wurde? Und selbst wenn er durch entsprechende Maßnahmen eingehalten wird: Wie fühlen sich die Kolleginnen und Kollegen dabei? Mittlerweile haben wir eine gute Datengrundlage geschaffen und mehrere Leitlinien verfasst. Wir wissen also, wo wir stehen, wohin wir wollen — und wir glauben zu wissen wie es da hin geht.

Die größten Laster des Pandas

Co2 Verbrauch WWF
Co2 Verbrauch des WWF Deutschland © WWF

Wir wissen, dass unsere größten Laster der Papierverbrauch und die Flugreisen sind. Und wir können zumindest deren CO2-Emissionen quantifizieren. Im nächsten Schritt geht es nun um den fast wichtigeren Teil: die Reduktion. Und hier stoßen wir auf den schmalen Grat zwischen eigener Ambition und Realität des Gegenübers.

Wie sollen wir unseren Papierverbrauch reduzieren, wenn das Marketing erklärt, dass wir dadurch Spendengelder verlieren? Wie können wir unsere Flugreisen weiter reduzieren, wenn es für die Kolleg:innen aus dem Naturschutz notwendig ist, die Arbeit in den Projekten persönlich zu begleiten?

Wir haben uns ein ambitio­niertes sowie 1,5‑Grad-Ziel-konformes Reduktionsziel gesetzt: Das WWF-Netzwerk, bestehend aus allen Büros in allen Ländern, hat sich dazu verpflichtet, die Flugemissionen bis 2030 um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Jahr 2018 zu senken.

Umweltmanagement bedeutet vor allem Kompromisse finden. Das ist nicht immer einfach, aber notwendig. Auch gerade für eine Organisation wie den WWF.

Der Beitrag Kehren vor der eigenen Tür: Wie der WWF sein Umweltmanagement vorantreibt erschien zuerst auf WWF Blog.