Chance vertan beim Amazonas-Gipfel!

Die Staatsoberhäupter der Anrainerstaaten des Amazonas haben sich auf dem Amazonas-Gipfel dazu bekannt, den größten Regenwald der Erde zu retten. Schön. Zugleich haben sie aber versäumt, Bedingungen zu schaffen, damit aus frommen Wünschen Taten erwachsen. Eine verpasste Chance! Der vom brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula proklamierte „amazonische Traum“ bleibt ein Lippenbekenntnis, wenn es keine konkreten Ziele und Vorgaben gibt, den Raubbau zu stoppen.

Der Amazonas ist überall

Der Amazonas ist Regenmaschine, Klimaanlage und Kohlenstoffsenke © Chris J Ratcliff / WWF UK
Der Amazonas ist Regenmaschine, Klimaanlage und Kohlenstoffsenke © Chris J Ratcliff / WWF UK

Die Lage ist schon jetzt dramatisch. 18 Prozent des Waldes wurden bereits gerodet. Expert:innen fürchten, dass bei einer Zerstörung von 20–25 Prozent ein unumkehrbarer Kipppunkt erreicht sein könnte. Das darf nicht passieren. Die freigesetzte Menge an CO2 wäre so groß, dass wir das 1,5°C Ziel weltweit vergessen könnten. Wir fordern mindestens 80 Prozent der grünen Lunge unter Schutz zu stellen, um die Katstrophe abzuwenden. Für Indigene, andere traditionelle Gruppen, die Artenvielfalt und für uns alle.

Die Zerstörung des Waldes ist keineswegs allein ein Problem der 300 Millionen Menschen in Lateinamerika. Der Amazonas gehört zum Weltnaturerbe der Menschheit, er ist im wahrsten Sinne des Wortes unbezahlbar. Die Kosten, die für seinen Erhalt nötig sind, stehen in keinem Verhältnis zur ökologischen, klimatischen und wirtschaftlichen Katastrophe, die sein Verlust bedeuten würde.

Geld allein wird das Problem nicht lösen

Die Industrieländer können sich nicht von ihrer Mitverantwortung freikaufen. Deshalb ist es nicht genug, das Scheckbuch zu öffnen: Die Bundesregierung muss zusammen mit der EU deutlich machen, dass es nicht nur um Profite, sondern um eine wertebasierte Zusammenarbeit geht. Brandbekämpfung und Wiederaufforstung sind gut, sie bleiben aber nur Symbolpolitik, wenn die Ursachen der Entwaldung nicht angegangen werden.

Der Schlüssel zur Bekämpfung des Problems liegt in Südamerika, aber wir haben eine Mitverantwortung. Eine der Ursachen für die verheerenden Zerstörung am Amazonas und anderer Naturschätze, etwa der Cerrado-Savanne, findet sich in deutschen Futtertrögen: Soja. Allein für die Produktion von Tierfutter für Schweine, Rinder und Geflügel in Deutschland wird eine Anbaufläche so groß wie ganz Hessen benötigt. Ein großer Teil davon kommt aus Südamerika. Hier gilt es anzusetzen.

Soja frisst Amazonas auf
Soja frisst den Regenwald auf. © David Bebber / WWF-UK

Weniger Fleisch aus Massentierhaltung zu essen, ist deshalb eine sinnvolle Maßnahme. Aber Politik und Wirtschaft dürfen die Verantwortung nicht auf die Verbraucher:innen abwälzen. Wir brauchen eine Handelspolitik, die viel mehr Wert auf Nachhaltigkeit legt. Hier kommen auch deutsche Unternehmen ins Spiel. Dass Unternehmen sagen, sie wüssten nicht, unter welchen sozialen Bedingungen und mit welchen ökologischen Schäden ihre Zulieferer produzieren, ist im 21 Jahrhundert nicht mehr akzeptabel.

Die Entwaldung des Amazonas legt Brasilien trocken

Brände und Kahlschlag am Amazonas sind eine Tragödie für die Natur und die Indigenen, die in der Region leben. Mittelfristig wird es aber auch die Verursacher:innen des Problems treffen, also uns alle. Der Regenwald ist eine gigantische Klimaanlage, Regenmaschine und eine gewaltige Kohlenstoffsenke. Wenn es nicht gelingt, den Wald zu retten, wird sich der Süden des Kontinents in eine Arte Sahelzone in Lateinamerika verwandeln. Brasilien wird austrocknen. Dann können auch die Rinderzüchter und Sojabarone ihr Geschäftsmodell vergessen. Ohne Regen ist keine Landwirtschaft möglich. Und das Erreichen der weltweiten Klimaschutzziele ist dann ohnehin eine Illusion.

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Wälder in Flammen: neuer Normalzustand?

Neues Jahr, neue Waldbrände. Trotz eines überdurchschnittlich feuchten Frühjahrs brennt es vielerorts schon wieder. Haben unsere heimischen Wälder angesichts der voranschreitenden Klimakrise noch eine Zukunft?

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Wieder brennt eines der munitionsbelasteten Wildnisgebiete im Süden Brandenburgs, die auch der WWF mitbetreut. Auch andernorts stehen so früh im Jahr bereits Wälder in Flammen – etwa auf der WWF-Fläche Zerweliner Heide in der Uckermark.

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Gewohntes Bild: Feuerwehr bei Löscheinsatz in Brandenburg © IMAGO / Andreas Friedrichs

Dabei fühlen wir uns erinnert an die letzten Jahre, als Brände bereits große Waldflächen zerstörten. Als Einzelfälle können wir diese Ereignisse nicht mehr bezeichnen. Bewegen wir uns auf eine Steppenlandschaft zu?

Folgen der Klimakrise

Mittlerweile ist wohl allen bekannt, dass die Auswirkungen der Klimakrise uns direkt betreffen. Mit den anhaltenden Dürren, sinkenden Wasserständen und rasch verschwindenden Seen sind sie für uns alle längst sicht- und greifbar. Unzählige Seen, in denen die Eltern und Großeltern schwimmen lernten, sind zu Grasflächen verdorrt. Und mit dem schwindenden Wasser steigt auch das Risiko für Waldbrände.

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Brandenburg ist deutschlandweit am stärksten von Waldbränden betroffen © IMAGO / A. Friedrichs

Laut Umweltbundesamt ist das Land Brandenburg deutschlandweit am stärksten von Waldbränden betroffen. Erstmals seit 1992 sind in den Jahren 2018 und 2019 wieder größere Flächen verbrannt. In Brandenburg fielen zwischen 2018 und 2019 über 3.000 Hektar Wald den Flammen zum Opfer. Mit jetzt schon über 700 Hektar Brandfläche bei Jüterbog droht auch 2023 wieder ein schlimmes Waldbrandjahr zu werden – sollte es nicht doch noch zu einer längeren Regenperiode kommen.

Feuer auf ehemaligen Truppenübungsplätzen

Ehemalige Truppenübungsplätze in Südbrandenburg, die sich derzeit zu Wildnisgebieten entwickeln, sind mit riesigen Mengen an alten Kampfmitteln belastet. Dies stellt die Feuerwehr vor große Herausforderungen: Waldbrände löschen, ohne das Leben der Mitarbeitenden zu gefährden.

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In den Wildnisgebieten ist das Löschen besonders gefährlich, die Zerstörung der Umwelt umso größer © Tilo Geisel

Dank ausführlicher Schutzkonzepte, die in Abstimmung mit Behörden, Feuerwehr, der Flächeneigentümerin Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung und vielen weiteren Akteuren erarbeitet wurden, konnten für den Ernstfall notwendige Vorbereitungen getroffen werden.

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Die Maßnahmen zeigen trotz Großbrand Erfolge: Mittels Brandschutzstreifen ließ sich die Gefahr für anliegende Siedlungen abwenden. Doch der Schaden für die Natur ist unvorstellbar. Denn im Herzstück des Wildnisgebiets, wo Wolf, Wildschwein, Wiedehopf und Co. ungestört leben sollten, ist das Löschen zu gefährlich.

Wie umgehen mit Dürre und Waldbränden? 

Bis auf Weiteres werden wir dank Klimakrise wohl oder übel lernen müssen, mit jährlichen Waldbränden zu leben. Auffällig ist, dass es bei den Bränden meist die für Brandenburg typischen Kiefern-Monokulturen trifft. Die trockenen Nadeln am Waldboden fungieren als idealer Zunder. Und durch die einheitliche Struktur können sich Feuer ungehindert ausbreiten – es sei denn, es werden riesige Waldbrandschneisen angelegt wie in Jüterbog. Strukturreiche, heimische Wälder mit einem großen Laubholzanteil verringern das Waldbrandrisiko erheblich. Also: Mehr Laubwälder müssen her.

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In Monokultur-Kiefernwäldern können sich Feuer ungehindert ausbreiten © IMAGO / Zoonar / Stefan Laws

Beim Umbau der Waldstrukturen handelt es sich jedoch um einen äußerst langwierigen Prozess. Die Effekte bereits angestoßener Bemühungen werden erst in vielen Jahren oder gar Jahrzehnten spürbar sein. Dazu ist bei fortschreitender Klimakrise ungewiss, ob an trockenen und nährstoffarmen Standorten wie Jüterbog überhaupt noch heimische Laubbäume großflächig überlebensfähig sein werden. Untersucht wird das derzeit unter anderem im Forschungsprojekt PYROPHOB.

Der Faktor Zeit

Neben waldbaulichen Maßnahmen müssen – dort wo es möglich ist – schleunigst weitere Kampfmittel beseitigt werden. Schließlich können die sich bei großer Hitze selbst entzünden und somit neue Waldbrände verursachen und Leben gefährden. An Standorten wie Jüterbog ist es dafür aber eigentlich schon zu spät: Die inzwischen hochgewachsenen Wälder müssten dafür vollständig gerodet werden. Kosten: mindestens 10.000€ pro Hektar.

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Verbliebene Kampfmittel auf ehemaligen Truppenübungsplätzen müssen schleunigst beseitigt werden © IMAGO / IPON

Priorität sollte es also sein, schnellstmöglich die richtigen Bedingungen in der Landschaft zu schaffen. Damit sich heimische Laub- und Mischwälder wieder etablieren können. Dazu gehört auch die Verringerung der Wasserentnahme aus unseren Böden: Die Tage großer Beregnungsanlagen, die riesige Biogas-Maisäcker bewässern und dabei Jahr für Jahr der Landschaft das Grundwasser entziehen, sollten längst gezählt sein. Vielerorts sind sie leider immer noch gängige Praxis. Die Politik ist gefragt und sollte die Genehmigungen für solche Anlagen schnellstmöglich aussetzen.

Vorsicht im Wald

Aber auch ihr könnt euren Beitrag leisten. Mindestens 40 Prozent der Waldbrände gehen laut Umweltbundesamt nachweisbar auf Fahrlässigkeit und Vorsatz zurück. Die Dunkelziffer könnte viel höher sein, denn mehr als die Hälfte der Ursachen ist ungeklärt.

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Mindestens 40 Prozent der Waldbrände sind auf Fahrlässigkeit und Vorsatz zurückzuführen © IMAGO / Pond5

Daher gilt vor allem in trockenen Regionen besondere Vorsicht: Achtet auf Waldbrandgefahrenstufen und meldet Verstöße sofort bei der örtlichen Försterei oder Polizei. Wenn wir alle rücksichtsvoll handeln und alle gemeinsam daran arbeiten, Brandenburg widerstandsfähiger gegen die Dürre zu machen – dann haben unsere Wälder auch in der zunehmenden Klimakrise noch eine Chance.

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Gibt’s nur bei uns! Endemische Tierarten in Deutschland

Wer hätte das gedacht? Auch in Deutschland gibt es endemische Tiere. Also Arten, die nur bei uns vorkommen und sonst nirgends auf der Welt. Denn als endemisch bezeichnen Biolog:innen Arten, die nur in einem bestimmten, räumlich eng begrenzten Gebiet leben. Für diese haben wir eine ganz besondere Verantwortung. Denn wenn sie hier verschwinden, sind sie für alle Zeit ausgestorben. Welches sind also diese besonderen Tiere, die es nur in Deutschland gibt? Besonders viele sind es nicht:

Einzig endemisches Säugetier in Deutschland: Der Elbebiber

Der Elbebiber, eine Unterart des eurasischen Bibers, wird etwa 25 Kilo schwer und 125 Zentimeter lang und ist damit das größte Nagetier Europas! Er ist außerdem eines der wenigen endemischen Tiere in Deutschland. Wie der Name schon sagt, lebt der Biber an der Elbe, genauer gesagt in ihren von Auwäldern gesäumten Uferbereichen. Die Biber haben kräftige Zähne, fällen Bäume und können zehn Zentimeter dicke Äste in 30 Minuten durchnagen. Aus Ästen und Zweigen bauen sie sich große Höhlen, die Burgen genannt werden.

Beinahe wäre der Elbebiber ausgestorben. Er wurde als Schädling bejagt und sein Lebensraum nahezu systematisch zerstört. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es nur noch ganze 200 seiner Art an der Mittleren Elbe. Wiederansiedelungen und der Schutz der Biber und ihrer Elbauen konnten das in Deutschland endemische Tier retten. Das ist ein großer Erfolg für den Naturschutz. Doch die Eigenschaft der Biber, ihren Lebensraum umzugestalten, Dämme zu bauen, das Wasser aufzustauen und auch viele Bäume zu fällen, behagt nicht jedem. Insbesondere Land- und Forstwirte fordern die Bejagung der europaweit streng geschützten Tiere.

Der WWF hat in seinem Naturschutzgroßprojekt Mittlere Elbe mehrere tausend Hektar überflutbare Auenwildnis geschaffen, in dem sich etliche Biberfamilien dauerhaft wohlfühlen.

Wunderschön und sehr selten: Der Mosel-Apollofalter

Endemische Arten in Deutschland: Tiere, die nur in Deutschland leben.
Endemit: Mosel-Apollofalter © IMAGO / panthermedia

Oft sind es Gliederfüssler, die in Deutschland endemisch sind. Zum Beispiel einige Tausendfüßler und Falter. Dazu gehört der im Moseltal heimische Apollofalter mit seiner hübschen, markanten Zeichnung. An den Steilhängen der Mosel finden sowohl die Raupen als auch die erwachsenen Schmetterlinge genau die richtigen Pflanzen als Nahrung.

Es gibt in den Hoch- und Mittelgebirgen Europas verschiedene Arten des Roten Apollo oder Apollofalters (Parnassius apollo). Die wärmeliebenden Tagfalter sind stark bedroht und streng geschützt. Der Mosel-Apollofalter erlag Anfang der 80er Jahre zu Hauf Insektengiften, die aus der Luft großzügig auf die umliegenden Weinberge versprüht wurden. Naturschützern sei Dank konnten sich seine Bestände dann aber stabilisieren. Leider war das nicht von Dauer: Seit einigen Jahren werden diese in Deutschland endemischen Tiere wieder dramatisch weniger – und man weiß noch gar nicht so genau, warum.

In Deutschland endemisch: Der Badische Riesenregenwurm

In Deutschland endemische Tiere sind Arten, die nur hier bei uns leben.
Riesig: In Deutschland endemischer Regenwurm © Naturschutzzentrum-Feldberg

Der Badische Riesenregenwurm ist eine der wenigen endemischen Tierarten in Deutschland, deren Bestände zum Glück nicht bedroht sind. Denn für einen Regenwurm ist er eine durchaus beeindruckende Erscheinung. Er kann bis zu 20 Jahre alt und 60 Zentimeter lang werden. Wie und warum die Ringelwürmer sich zu einer solchen Größe entwickelt haben, ist bis heute unklar. Der Badische Regenwurm lebt ausschließlich in einem kleinen Areal im Südschwarzwald.

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In Deutschland endemische Fische: Luzin-Maräne

Mindestens elf endemische Fischarten schwimmen in den Seen und Flüssen unseres Landes, darunter verschiedene Maränen. Eine davon ist die Luzin-Maräne, die es nur im Breiten Luzin in Mecklenburg-Vorpommern gibt. Normalerweise hält sich die Luzin-Maräne in tieferen Wasserregionen zwischen 20 und 58 Metern Tiefe auf, was auch ihre geringe Größe und ihre großen Augen erklärt. In flachere Gewässerabschnitte wandert sie nur zur Fortpflanzung.

Insgesamt wissen wir übrigens noch viel zu wenig über Fische in Deutschland. Wahrscheinlich gibt es noch wesentlich mehr ausschließlich deutsche Arten in bisher unerforschten Seen. Aber eins ist klar: Etwa die Hälfte aller Fischarten bei uns ist stark bedroht oder sogar schon ausgestorben. Dazu gehören auch die endemischen Tiere. Abholzung, Wasserverschmutzung, der Bau von Staudämmen, Begradigungen und Uferbefestigungen haben den Lebensraum Fluss und See in Deutschland stark verändert. Am Breiten Luzin arbeiten wir wie an dutzenden weiteren Seen daran, diese wertvollen, natürlichen Lebensräume vor intensiver Nutzung zu bewahren.

Endemische Schnecken: Typisch deutsche Weichtiere

Gibt es weltweit nur hier: Endemische Arten in Deutschland
Rhön-Quellschnecke: Kleiner als ein Stecknadelkopf © Stefan Zaenker

Unter den Mollusken oder Weichtieren gibt es drei Arten, die ausschließlich in Deutschland zu finden sind: Die von Aussterben bedrohte Schwäbische Grasschnecke, die mittlerweile sehr seltene Halden-Haarschnecke (die an wechselfeuchten grasigen Halden in lichten Steilhangwäldern Süddeutschlands lebt) und die stark gefährdete Rhön‑Quellschnecke. Letztere lebt an hessischen Mittelgebirgsquellen und Quellbächen. Sie braucht kaltes und unbelastetes Quellwasser – und das ist immer schwieriger zu finden. Weil die einzelnen Populationen außerdem voneinander isoliert in verschiedenen Gewässern vorkommen, sind einmal ausgestorbene „Quellschnecken-Familien“ unwiederbringlich ausgelöscht. Ein häufiges Problem endemischer Arten.

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In Deutschland endemische Pflanzen

Endemische Pflanzen in Deutschland, Endemiten
Bayerisches Löffelkraut: Endemische Pflanze in Deutschland © IMAGO / imagebroker

Im Vergleich zu anderen Ländern ist auch die Anzahl der ausschließlich bei uns heimischen Pflanzen nicht besonders hoch. Immerhin gibt es in Deutschland etwa 42 endemische Pflanzenarten. Zum Vergleich allerdings: Das spanische Festland hat 700 endemische Arten.

Zu den endemischen Pflanzen in Deutschland gehören zum Beispiel der Schierlings-Wasserfenchel, den wir an der Tideelbe retten wollen — oder das Bayerische Löffelkraut, das fast nur in zwei Gebieten im nördlichen Allgäu wächst.

Das Problem daran, endemisch zu sein

An nur einem einzigen Ort zu existieren, bedeutet eine große Gefahr für Tiere und Pflanzen. Endemische Arten leben auf oft sehr eng begrenztem Raum, das macht sie anfällig. Verändern sich die Umweltbedingungen auf ihrer „Insel“ zu sehr, bedeutet dies meist direkt das Aus für die gesamte Art. Umso mehr Verantwortung müssen Länder, Regionen und Gemeinden für die Arten übernehmen, die es nur bei ihnen gibt. Auch wir hier in Deutschland.

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Gorillas: Tod zweier Silberrücken

Der Verlust zweier Silberrücken in nur drei Wochen bedeutet nicht nur für unsere Gorillagruppen einen harten Schlag — sondern für ganz Dzangha-Sangha.

Der Tod der beiden Silberrücken innerhalb so kurzer Zeit war hart für mich. Mata und Mayele, wie die Silberrücken hießen, sind zwei der wenigen wilden Westlichen Flachlandgorillas, die an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt sind. Sie sind die Hoffnung für die Erhaltung der Gorillas. Ich habe zu ihrer Eingewöhnung beigetragen und die letzten elf Jahre meines Lebens dem Schutz der Tiere in Dzanga-Sangha gewidmet. Jetzt sind sie tot — und es muss weitergehen.

Worum geht es bei der Habitierung?

Habituierung ist der Prozess, bei dem wilde Tiere allmählich menschliche Beobachter in ihrer Nähe akzeptieren, ohne in ihren täglichen Aktivitäten gestört zu werden. In Dzanga-Sangha wurden drei Gorillagruppen für den nachhaltigen Tourismus und zu Forschungszwecken an Menschen gewöhnt, um das Überleben der Gorillas zu sichern und gleichzeitig zum Lebensunterhalt der lokalen Bevölkerung beizutragen.

Dzanga-Sangha — Welterbe im Regenwald

Dzanga-Sangha zählt zu den wichtigsten Ökoregionen der Welt. Hier leben seltene und gefährdete Arten wie eben Gorillas oder der Afrikanische Waldelefant. Mit Unterstützung des WWF wurde die Region im Süden der Zentralafrikanischen Republik unter Schutz gestellt und 2012 sogar wegen seiner einzigartigen Bedeutung für den Naturschutz zum UNESCO Weltnaturerbe ernannt. Der WWF ist seit über 25 Jahren in Dzanga-Sangha aktiv. Krieg, Armut, Wilderei und der Raubbau an den Naturschätzen sind die großen Probleme, mit denen wir beim Schutz von Dzanga-Sangha zu kämpfen haben.

Die Gorillas generieren etwa die Hälfte der Tourismuseinnahmen in Dzanga-Sangha. Das Gorilla-Programm ist ein wichtiger Arbeitgeber für die örtliche Bevölkerung. Mehr als 60 Menschen sind darin beschäftigt, darunter über 40 indigene Ba’Aka. Das Programm bringt beträchtliche, dringend benötigte Einnahmen und stärkt die lebenswichtige Verbindung zu den Gemeinden. Es ist somit ein wichtiges Instrument für den Naturschutz.

Die Mata-Gruppe

Mata, ein etwa 32-jähriger Silberrücken, war der Anführer seiner Gruppe in Bai Hokou. “Mata” bedeutet in der Aka-Sprache “nächster Angehöriger” oder “Nachfolger”. Er wurde so genannt, nachdem er das Gebiet besetzt hatte, das zuvor von einer anderen habituierten Gorillagruppe bewohnt wurde. Die Eingewöhnung begann 2010. Die Gruppe wurde aber erst im April 2019 offiziell für Besucher freigegeben, da die Arbeiten an der Eingewöhnung durch die politische Krise in der Zentralafrikanischen Republik unterbrochen wurde. Während dieser Zeit haben wir uns vor allem auf die Sicherheit der schon vollständig habituierten Gruppen konzentriert.

Gorilla Silberrücken Mata, Dzanga-Sangha
Mata kam wahrscheinlich durch einen Sturz ums Leben © Nuria Ortega / WWF

Mata eroberte in seiner aktiven Zeit vier Weibchen und zeugte mindestens sieben Nachkommen. Er war sehr fürsorglich gegenüber seinem Nachwuchs. In den letzten Phasen der Eingewöhnung stieß er seine Jungen jedes Mal von menschlichen Beobachtern weg, wenn er das Gefühl hatte, dass sie ihnen zu nahe kamen. Sein Verhalten war einzigartig für westliche Silberrücken. Zum Beispiel betäubten wir 2018 eines seiner Weibchen, um eine Wildererschlinge aus ihrem Handgelenk zu entfernen. Während der Operation hob Mata den drei Monate alten Nachwuchs auf und kümmerte sich um ihn, bis die Mutter sich erholt hatte.

Die Mayele-Gruppe

Die andere Gruppe lebt in Mongambe, etwa zehn Kilometer entfernt. Sie wird von  Mayele angeführt, dessen Alter wir auf etwa 40 schätzen. Mayele heißt in der Aka-Sprache “gerissen oder raffiniert”. Er wurde von den Ba’Aka-Fährtenlesern nach seiner Gewohnheit benannt, ständig abrupt die Richtung zu ändern, als ob er das Fährtenleserteam während des Gewöhnungsprozesses absichtlich verwirren wollte.

Seine Eingewöhnung begann im November 2005, und die Gruppe wurde 2010 offiziell der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Während seiner Zeit bekam er fünf Weibchen und zeugte mindestens 17 Nachkommen. Im Gegensatz zu Mata war Mayele ein eher entspannter und stressfreier Silberrücken, der seiner Familie manchmal erlaubte, sich bis zu einem halben Kilometer von ihm zu entfernen.  Infolgedessen war seine Gruppe normalerweise weiter im Wald verstreut als andere.

Todesursachen: Sturz und Kampf

Die Todesfälle scheinen in keinem Zusammenhang zueinander zu stehen. Das Spurensicherungsteam in Bai Hokou fand Mata am Morgen des 31. August 2022 tot auf. Die Todesursache ist noch unklar. Er hatte Frakturen am Hals und an den Gliedmaßen. Es gab aber weder Spuren für Wilderei, noch für einen Kampf mit einem anderen Gorilla. Wir glauben, dass er von einem Baum gefallen sein könnte.

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Mayele wurde am Morgen des 20. September schwer verletzt aufgefunden. In der Nacht zuvor kam es vermutlich zu einem Kampf mit einem anderen Silberrücken. Er hatte tiefe Wunden an Kinn, Brust, Armen und Beinen. Seine Unterlippe war vollständig abgebissen. Es waren überall Blutspuren zu sehen. Mayele konnte sich nicht mehr bewegen. Am nächsten Morgen war er noch schwächer. Er hatte sich nicht vom Fleck bewegt. Auch das vom Tierarzt mit einem Pfeil verabreichte Antibiotikum konnte ihm nicht mehr helfen. Mayele starb noch am selben Tag.

Gibt es noch Hoffnung für die Gorilla-Gruppen?

Die Zukunft dieser Gruppen ist jetzt ungewiss. Silberrücken sind das Band, das die Gorillagruppen zusammenhält. Ihr Tod könnte zum Zerfall der Gruppen führen. Mata hinterließ zwei Weibchen und vier Kinder im Alter zwischen einem und sechs Jahren. Nur zwei Wochen nach seinem Tod tötete ein Silberrücken, der versuchte, die Gruppe zu übernehmen, eines der Kleinkinder.

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Die Mayele-Gruppe, die mit drei Weibchen und sechs Jungen zurückblieb, hat einen 14-jährigen Schwarzrücken, der die Gruppe noch verteidigen könnte. Es ist jedoch ungewiss, ob er die Gruppe zusammenhalten und ihr nächster Anführer werden kann. In den nächsten Tagen und Wochen wird es noch viel zu beobachten geben.

Interaktionen zwischen den Gruppen, Wanderungen von einzelnen Tieren, Kämpfe zwischen Silberrücken, Kindstötung und Auflösung von Gorillagruppen sind natürliche Phänomene. Das ist für uns nicht schön, aber die Realität in der Gorillawelt.

Die Zukunft des Gorilla-Ökotourismus in Dzanga-Sangha

Die Habituierung von Gorillas erfordert jedoch viel Zeit und Ressourcen. Der mögliche Verlust von habituierten Gruppen wäre für den Ökotourismus verheerend. Das Gewöhnungsprogramm zeigte, dass es sich selbst tragen kann. Es verbessert die Lebensbedingungen der lokalen Gemeinschaft durch Arbeit, Einkommen, Verbesserung sozialer Dienste wie Schulen und ärztliche Versorgung. Auch hilft es traditionelle Fähigkeiten aus einem Leben im Wald der  Ba’Aka-Gemeinschaft zu erhalten. Durch das Projekt haben über 5000 Besuchern die faszinierenden Gorillas gesehen. Vor allem aber hat sich der Schutz der Gorillas in diesem Gebiet insgesamt verbessert.

Der Tod der zwei Silberrücken ist fraglos ein harter Schlag. Wir dürfen jetzt aber auf keinen Fall aufgeben. Wir werden die Habituierung der Gorillas in Dzanga-Sangha fortsetzen.

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Seepferdchen: Schillernde Gestalten und schwangere Männchen

Sie vollführen ausgiebige Liebestänze, passen flirtend ihre bunten Farben einander an und müssen fast durchgehend fressen. Seepferdchen sind die einzigen Tiere, bei denen die Männchen schwanger werden — und die langsamsten Fische der Welt. Das kleinste seiner Art ist gerade mal so groß wie ein Fingernagel und endlich wurden wieder welche in der Nordsee entdeckt! Zehn faszinierende Fakten:

Rollentausch — Die einzigen Tiere mit schwangeren Männchen

Es ist einzigartig in der Tierwelt und für die Forschung hochinteressant: Bei den Seepferdchen tragen die Männchen den Nachwuchs aus.
Vor der Paarung üben die Tiere teilweise wochenlang, synchron zu schwimmen und haken sich mit ihren Greifschwänzen aneinander, damit das Weibchen ihre Eier in eine spezielle Bauchtasche des Männchens spritzen kann. Das Männchen befruchtet die Eier und  in seiner Bauchtasche werden sie mit einem Gewebe umwachsen, das die Atmung der Embryonen regelt und Nährstoffe liefert. Zehn Tage bis sechs Wochen dauert die Schwangerschaft eines Seepferdchens, bevor das Männchen durch Muskelkontraktionen im Seegras die Jungen gebiert: Je nach Art meist 100 bis 200 winzige, mit bloßem Auge kaum sichtbare Seepferdchen-Junge, die sofort auf sich selbst gestellt sind und beginnen, zu jagen. Doch nur etwa fünf von tausend der kleinen Wesen überleben.

Wer bekommt bei den Seepferdchen die Babys? Wer legt die Eier? Wie viele Junge bekommen Seepferdchen?
Einzigartig in der Tierwelt © IMAGO / Bluegreen Pictures

Wie ein Chamäleon

Seepferdchen kommen in den schillerndsten Farben vor – und manche Arten können aktiv ihre Farbe ändern! Zum Beispiel, um sich zu tarnen oder zu flirten: Bei ihren stundenlangen Liebestänzen passen die hübschen Wasserrösser ihre Farben einander an, um Zugehörigkeit zu signalisieren.

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Wie schnell schwimmen Seepferdchen? Was fressen sie?
Langschnäuziges Seepferdchen © Philipp Kanstinger, WWF

Seepferdchen gehören zu den Fischen…

Sie schweben meist senkrecht im Meer, haben keine Schuppen, eine außergewöhnliche Gestalt und ihre Kopfform erinnert tatsächlich an ein Pferd. Trotzdem sind Seepferdchen Fische. Sie gehören zur Familie der Seenadeln und sind mit dem Stichling verwandt.

… aber sie sind sehr schlechte Schwimmer

Seepferdchen haben eine zierliche Rückenflosse zur Fortbewegung und kleine Brustflossen zum Steuern. Sie sind aber keine guten Schwimmer, lassen sich hauptsächlich von der Strömung treiben und gehören zu den langsamsten Fischen der Welt.

Warum sich das Seepferdchen an einem Wattestäbchen festklammert

Plastikmüll, Seepferdchen. Wo leben Seepferdchen?
Wattestäbchen statt Seegras © Justin Hofman / WWF

 

Gerade weil sie so schlechte Schwimmer sind und von Strömungen getrieben werden, klammern sich Seepferdchen mit ihrem Greifschwanz gerne fest. Jedoch normalerweise an Seegräsern oder Korallen und nicht an Plastik. Das traurige Bild mit dem Wattestäbchen hat der amerikanische Fotograf Justin Hofmann vor der Küste Indonesiens aufgenommen. Das Tierchen schwamm in einer Flut aus Müll.

Seepferdchen in Deutschland!

Die ungewöhnlichen Fische bevorzugen warme und flache Gewässer in Küstennähe mit Schutz gebenden Seegraswiesen, Korallenriffen und Mangrovenwäldern. Sie leben vor allem vor Südaustralien und Neuseeland, aber auch im Ärmelkanal, an der europäischen Atlantikküste und im Mittelmeer.

Die Sensation: In letzter Zeit werden immer mal wieder Seepferdchen an der Nordsee gefunden – zum Beispiel angespült am Strand von Wangerooge und anderen Wattenmeer-Inseln. Dabei galten die niedlichen Tiere in der deutschen Bucht als weitestgehend verschwunden, wenn sie überhaupt dort früher regelmäßig vorkamen. Das macht Hoffnung und wir wollen mehr wissen!

Welche Geräusche machen Seepferdchen?

Nun, wiehern werden sie wohl kaum. Aber Seepferdchen sind auch nicht stumm. Sie klicken und grummeln – obwohl sie gar nicht besonders gut hören können. Unter Stress fangen Seepferdchen an zu brummen und zu zittern, wohl um Feinde zu vertreiben. Bei der Balz und auf der Jagd sind unterschiedliche Klicklaute zu hören, mit denen sie sich wahrscheinlich verständigen und synchronisieren.

Seepferdchen müssen ständig fressen

Denn sie haben keinen Magen! Ihre Beute flutscht sozusagen einfach durch sie und ihr Verdauungssystem hindurch. Seepferdchen haben übrigens auch keine Zähne. Trotzdem sind sie kleine Raubtiere und jagen im Wasser schwebend noch viel kleinere Krebse und Plankton, die sie in ihre röhrenförmige Schnauze einsaugen.

Das kleinste Seepferdchen der Welt
Denise-Zwergseepferdchen © IMAGO / Bluegreen Pictures

Das kleinste und das größte Seepferdchen

Das kleinste Seepferdchen der Welt das Denise-Zwergseepferdchen (Hippocampus denise), benannt nach der Unterwasserfotografin Denise Nielsen-Tackett. Das Fischchen lebt im Pazifik zum Beispiel vor Indonesien, hat ein lebendiges Wesen und misst nicht einmal anderthalb Zentimeter.

Das größte Seepferdchen der Welt dagegen bringt es auf bis zu 35 Zentimeter: Das Dickbauchseepferdchen (Hippocampus abdominalis) lebt südöstlich von Australien und in Neuseeland.

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Falscher Heilglaube

Millionen von Seepferdchen werden jedes Jahr aus den Meeren gefischt und teuer verkauft. Ihr Pulver soll laut traditioneller asiatischer Medizin gegen Herz- und Kreislaufbeschwerden, Mattigkeit, Nervosität, Hautausschlag und Atemwegsprobleme helfen. Ein gefährlicher, falscher Heilglaube.

Auch für die Haltung in Aquarien – wo sie übrigens meistens eingehen – werden die niedlichen Tiere gehandelt oder sogar tot und getrocknet als Souvenir verkauft. Dazu kommen Beifang, der Verlust ihrer Lebensräume und die Verschmutzung unserer Meere. Viele Seepferdchen-Arten sind heute gefährdet und könnten aussterben. Jahrelang haben wir vom WWF uns dafür eingesetzt, dass die Seepferdchen inzwischen ins Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) aufgenommen wurden und so besser geschützt sind. Doch der immer noch stattfindende Handel muss trotzdem noch strenger untersucht und überwacht werden.

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