Seepferdchen: Schillernde Gestalten und schwangere Männchen

Sie vollführen ausgiebige Liebestänze, passen flirtend ihre bunten Farben einander an und müssen fast durchgehend fressen. Seepferdchen sind die einzigen Tiere, bei denen die Männchen schwanger werden — und die langsamsten Fische der Welt. Das kleinste seiner Art ist gerade mal so groß wie ein Fingernagel und endlich wurden wieder welche in der Nordsee entdeckt! Zehn faszinierende Fakten:

Rollentausch — Die einzigen Tiere mit schwangeren Männchen

Es ist einzigartig in der Tierwelt und für die Forschung hochinteressant: Bei den Seepferdchen tragen die Männchen den Nachwuchs aus.
Vor der Paarung üben die Tiere teilweise wochenlang, synchron zu schwimmen und haken sich mit ihren Greifschwänzen aneinander, damit das Weibchen ihre Eier in eine spezielle Bauchtasche des Männchens spritzen kann. Das Männchen befruchtet die Eier und  in seiner Bauchtasche werden sie mit einem Gewebe umwachsen, das die Atmung der Embryonen regelt und Nährstoffe liefert. Zehn Tage bis sechs Wochen dauert die Schwangerschaft eines Seepferdchens, bevor das Männchen durch Muskelkontraktionen im Seegras die Jungen gebiert: Je nach Art meist 100 bis 200 winzige, mit bloßem Auge kaum sichtbare Seepferdchen-Junge, die sofort auf sich selbst gestellt sind und beginnen, zu jagen. Doch nur etwa fünf von tausend der kleinen Wesen überleben.

Wer bekommt bei den Seepferdchen die Babys? Wer legt die Eier? Wie viele Junge bekommen Seepferdchen?
Einzigartig in der Tierwelt © IMAGO / Bluegreen Pictures

Wie ein Chamäleon

Seepferdchen kommen in den schillerndsten Farben vor – und manche Arten können aktiv ihre Farbe ändern! Zum Beispiel, um sich zu tarnen oder zu flirten: Bei ihren stundenlangen Liebestänzen passen die hübschen Wasserrösser ihre Farben einander an, um Zugehörigkeit zu signalisieren.

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Wie schnell schwimmen Seepferdchen? Was fressen sie?
Langschnäuziges Seepferdchen © Philipp Kanstinger, WWF

Seepferdchen gehören zu den Fischen…

Sie schweben meist senkrecht im Meer, haben keine Schuppen, eine außergewöhnliche Gestalt und ihre Kopfform erinnert tatsächlich an ein Pferd. Trotzdem sind Seepferdchen Fische. Sie gehören zur Familie der Seenadeln und sind mit dem Stichling verwandt.

… aber sie sind sehr schlechte Schwimmer

Seepferdchen haben eine zierliche Rückenflosse zur Fortbewegung und kleine Brustflossen zum Steuern. Sie sind aber keine guten Schwimmer, lassen sich hauptsächlich von der Strömung treiben und gehören zu den langsamsten Fischen der Welt.

Warum sich das Seepferdchen an einem Wattestäbchen festklammert

Plastikmüll, Seepferdchen. Wo leben Seepferdchen?
Wattestäbchen statt Seegras © Justin Hofman / WWF

 

Gerade weil sie so schlechte Schwimmer sind und von Strömungen getrieben werden, klammern sich Seepferdchen mit ihrem Greifschwanz gerne fest. Jedoch normalerweise an Seegräsern oder Korallen und nicht an Plastik. Das traurige Bild mit dem Wattestäbchen hat der amerikanische Fotograf Justin Hofmann vor der Küste Indonesiens aufgenommen. Das Tierchen schwamm in einer Flut aus Müll.

Seepferdchen in Deutschland!

Die ungewöhnlichen Fische bevorzugen warme und flache Gewässer in Küstennähe mit Schutz gebenden Seegraswiesen, Korallenriffen und Mangrovenwäldern. Sie leben vor allem vor Südaustralien und Neuseeland, aber auch im Ärmelkanal, an der europäischen Atlantikküste und im Mittelmeer.

Die Sensation: In letzter Zeit werden immer mal wieder Seepferdchen an der Nordsee gefunden – zum Beispiel angespült am Strand von Wangerooge und anderen Wattenmeer-Inseln. Dabei galten die niedlichen Tiere in der deutschen Bucht als weitestgehend verschwunden, wenn sie überhaupt dort früher regelmäßig vorkamen. Das macht Hoffnung und wir wollen mehr wissen!

Welche Geräusche machen Seepferdchen?

Nun, wiehern werden sie wohl kaum. Aber Seepferdchen sind auch nicht stumm. Sie klicken und grummeln – obwohl sie gar nicht besonders gut hören können. Unter Stress fangen Seepferdchen an zu brummen und zu zittern, wohl um Feinde zu vertreiben. Bei der Balz und auf der Jagd sind unterschiedliche Klicklaute zu hören, mit denen sie sich wahrscheinlich verständigen und synchronisieren.

Seepferdchen müssen ständig fressen

Denn sie haben keinen Magen! Ihre Beute flutscht sozusagen einfach durch sie und ihr Verdauungssystem hindurch. Seepferdchen haben übrigens auch keine Zähne. Trotzdem sind sie kleine Raubtiere und jagen im Wasser schwebend noch viel kleinere Krebse und Plankton, die sie in ihre röhrenförmige Schnauze einsaugen.

Das kleinste Seepferdchen der Welt
Denise-Zwergseepferdchen © IMAGO / Bluegreen Pictures

Das kleinste und das größte Seepferdchen

Das kleinste Seepferdchen der Welt das Denise-Zwergseepferdchen (Hippocampus denise), benannt nach der Unterwasserfotografin Denise Nielsen-Tackett. Das Fischchen lebt im Pazifik zum Beispiel vor Indonesien, hat ein lebendiges Wesen und misst nicht einmal anderthalb Zentimeter.

Das größte Seepferdchen der Welt dagegen bringt es auf bis zu 35 Zentimeter: Das Dickbauchseepferdchen (Hippocampus abdominalis) lebt südöstlich von Australien und in Neuseeland.

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Falscher Heilglaube

Millionen von Seepferdchen werden jedes Jahr aus den Meeren gefischt und teuer verkauft. Ihr Pulver soll laut traditioneller asiatischer Medizin gegen Herz- und Kreislaufbeschwerden, Mattigkeit, Nervosität, Hautausschlag und Atemwegsprobleme helfen. Ein gefährlicher, falscher Heilglaube.

Auch für die Haltung in Aquarien – wo sie übrigens meistens eingehen – werden die niedlichen Tiere gehandelt oder sogar tot und getrocknet als Souvenir verkauft. Dazu kommen Beifang, der Verlust ihrer Lebensräume und die Verschmutzung unserer Meere. Viele Seepferdchen-Arten sind heute gefährdet und könnten aussterben. Jahrelang haben wir vom WWF uns dafür eingesetzt, dass die Seepferdchen inzwischen ins Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) aufgenommen wurden und so besser geschützt sind. Doch der immer noch stattfindende Handel muss trotzdem noch strenger untersucht und überwacht werden.

Der Beitrag Seepferdchen: Schillernde Gestalten und schwangere Männchen erschien zuerst auf WWF Blog.