Hochwasserkatastrophe in Deutschland: Ein Weckruf der Natur

Es sind Bilder des Grauens. Die Unwetter der vergangenen Tage in Westdeutschland forderten wohl mehr als 100 Menschenleben, und nach wie vor werden viele Menschen vermisst. Die Fluten hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Eingestürzte Häuser, weggerissene Brücken und versunkene Landschaften. Noch immer ist die Gefahr  nicht gebannt.

Es gibt kein “weiter wie bisher”

Den Betroffenen gehört unser tiefes Mitgefühl. Es muss alles getan werden, um den Menschen vor Ort schnell und unbürokratisch zu helfen. Nach der Flut ist erst einmal Aufräumen angesagt. Natürlich. Doch wir dürfen nicht den Fehler machen, danach wieder zur Tagesordnung überzugehen. Vor dem Hintergrund der Klimakrise müssen Katastrophenkonzepte auf den Prüfstand, die Vorhersage muss optimiert werden, und vor allem müssen wir die Anstrengungen im Klimaschutz noch einmal deutlich intensivieren.

Chaos und zerstörte Autos nach Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland © dpa / David Young

Die Klimakrise zeigt ihr Gesicht

Denn selten war der Zusammenhang von Naturkatastrophen und Klimakrise so offensichtlich. Es wurde schmerzhaft deutlich: Wenn das Eis der Arktis immer weiter dahinschmilzt, betrifft das eben nicht nur Eisbären und Walrosse, sondern es bedroht uns alle. Die Meteorologen sind sich einig, dass solche Extremwetterereignisse mit Starkregen wie in den vergangenen Wochen auf ein Schwächeln des Jetstreams zurückzuführen sind. Dieser Westwind treibt Tiefdruckgebiete normalerweise relativ schnell über Mitteleuropa hinweg. Durch das Schmelzen des Eises verliert der Wind an Kraft, und es kommt zu konstanteren Wetterlagen, wie jetzt mit lang andauernden Regenfällen oder wie in den vergangenen Jahren zu langen Trockenperioden.

Das Wetter wird extremer. Die Daten des Deutschen Wetterdienstes zeigen eindeutig, dass Starkregenereignisse mit Niederschlägen deutlich zugenommen haben. Studien zeigen, dass sich Extremwettereignisse wie Dürren, Stürme, Brände und Überflutungen seit Beginn der 1990er verdoppelt haben. Steigende Temperaturen lassen mehr Wasser verdunsten, und es kommt zur heftigeren Niederschlägen. Ein Phänomen, das wir von immer mächtigeren Wirbelstürmen bereits aus anderen Teilen der Welt kennen.

Zerstörte Brücke nach dem Hochwasser im Rhein-Erft-Kreis © picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Rhein-Erft-Kreis

Klimaschutz: Die Politik muss endlich handeln!

Wir müssen daraus auch in Deutschland Konsequenzen ziehen. Es geht nicht darum, das Leid der Menschen politisch zu instrumentalisieren. Aber es wäre mehr als fahrlässig, die Augen vor den Ursachen zu verschließen und die überfälligen Konsequenzen nicht zu ziehen.

Die nächste Bundesregierung muss Klimaschutz und Energiewende mutig angehen. Dazu zählen: Rahmensetzung für ein Jahrzehnt der Umsetzung durch Anhebung des Minderungszieles auf 70 Prozent bis 2030 und Anpassung der Sektorenziele im Bundesklimaschutzgesetz, massive Tempoerhöhung beim Ausbau der Erneuerbaren Energien auf einen Anteil von 80 Prozent am Bruttostromverbrauch bis 2030 und eine Strategie für den Ab- und Umbau aller klima- und umweltschädlichen Subventionen. Und selbstverständlich gehört dazu auch die Erkenntnis, dass Flüsse mehr Raum brauchen.

Es darf nicht bei vollmundigen Bekenntnissen bleiben. Denn eines hat die aktuelle Katastrophe leider einmal mehr gezeigt. Die Kimakrise ist immer noch schneller als die Politik.

 

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