Australien: Was bringt es dem Klima, Bäume zu pflanzen?

Bereits vor dem dramatischen Höhepunkt der diesjährigen Brandsaison sollten in Australien Wälder mit insgesamt drei Millionen Hektar Wald gepflanzt werden. Nachdem nun etwa zwölf Millionen Hektar den verheerenden Buschbränden zum Opfer gefallen sind, werden noch viel mehr Bäume benötigt. Nun ist der Plan: 1,5 Milliarden Bäume sollen gepflanzt werden. Was bringen solche Aktionen?

Wälder sind wichtige Kohlenstoffspeicher

Ihre Zerstörung trägt weltweit zwischen 15 und etwa 20 Prozent zur Klimakrise bei. Gerade in Australien offenbart sich dabei ein Teufelskreis der Feuer: Die Erderhitzung schürt die Intensität der Feuer und umgekehrt befeuern die Brände die Klimakrise. Schlagen die Flammen in unberührten Urwäldern zu, sind die Treibhausgasemissionen besonders groß.

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Die australischen Wälder bestehen zu etwa drei Vierteln aus Eukalyptus. Diese Bäume gehören zu den Arten, die mit kleineren Bränden eigentlich gut zurechtkommen. Durch Bodenfeuer wird in feuerangepassten Ökosystemen überschüssiges brennbares Material beseitigt und es werden Nährstoffe freigesetzt. Das wiederum hilft der Artenvielfalt. Das Wurzelwerk mitsamt der “schlafenden Knospen” treibt schon nach wenigen Wochen wieder aus. 

Feuer in Australien: Jahrzehnte bis Wälder wiederhergestellt sind

Eukalyptus gehört zu den am häufigsten gepflanzten Baumarten. © Michèle Dépraz / WWF
Eukalyptus gehört zu den am häufigsten gepflanzten Baumarten. © Michèle Dépraz / WWF

Das Problem: In diesem Jahr war das Ausmaß der Brände extrem, sodass unklar ist, ob der durch die Hitze geschädigte Eukalyptus ausreichend austreibt. Die geplanten Baumpflanzungen sollen dabei helfen, eine schnellere Wiederentwicklung der Eukalyptus-Wälder zu ermöglichen. Trotzdem wird es viele Jahrzehnte brauchen, bis sich der vielfältige Lebensraum für Koala und Co wieder erholt haben könnte. Bleibt es künftig zu trocken, wachsen die Bäume langsamer und durch die erhöhte Feuergefährdung brennen sie schnell wieder ab. 

Wie viele Treibhausgase genau durch die Brände freigesetzt wurden, ist schwer kalkulierbar. Geht man davon aus, dass in Australien zwischen zehn bis zwölf Millionen Hektar Wald den Flammen zum Opfer fielen, so wurden etwa eine Milliarde Tonnen CO2 freigesetzt. Allerdings ist dieses Gebiet ja nicht bis auf den letzten Grashalm verbrannt und auch der Boden speichert Kohlendioxid.

Australiens düstere Klima-Bilanz

Durch die Buschbrände könnten Australiens CO2-Emissionen bis zum Ende der Brandsaison auf über 900 Millionen Tonnen anwachsen. Zum Vergleich: Dies entspricht in etwa dem jährlichen CO2-Ausstoß der Bundesrepublik Deutschland. Emissionen, die die ohnehin düstere Treibhausgas-Bilanz des Landes weiter trüben. Die Australier:innen gehören mit rund 16 Tonnen pro Kopf pro Jahr zur Spitzengruppe der Klimasünder:innen.

Die Entwaldung zu stoppen, ist weltweit dringend notwendig für die Stabilisierung des globalen Klimas. Neben dem Schutz bestehender Wälder als Lebensraum und Kohlenstoffsenke rückt auch die Wiederherstellung von Waldlandschaften vermehrt in den Blickpunkt. Durch den Verlust von zwei Milliarden Hektar Wald, also knapp einem Drittel der Welt, müssen die verbliebenen Wälder den Kohlenstoff halten und somit die Kohlenstoffbindung in den natürlichen Ökosystemen erhöhen. Die Einschätzungen, wie viel solche Aktionen für das Klima bringen, gehen weit auseinander, denn der nächste Brand kann diese Bindung auch wieder auflösen.

Klimaschutz: Wald als Kohlenstoffspeicher

Die ETH Zürich kalkulierte, dass sich eine Fläche von 900 Millionen Hektar rund um den Globus bewalden ließe. Theoretisch! Das entspräche in etwa der Größe der USA. Die Schweizer Lösung verspricht, dass zwanzigmal so viel Kohlenstoff in Bäumen gespeichert werden könnte, wie derzeit jedes Jahr durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzt wird.

Der Beifall aus der Wissenschaftscommunity hielt sich allerdings in Grenzen. Die Expert:innen kritisierten unrealistische Annahmen und halten den Klimaeffekt von Aufforstung für dramatisch überschätzt. 

Und was bringt es nun dem Klima Bäume zu pflanzen?

Gleichzeitig sind Wälder auch Heimat vieler Lebenwesen. © Adriano Gambarini / WWF
Wälder sind Kohlenstoffsenken und gleichzeitig auch die Heimat vieler Lebenwesen. © Adriano Gambarini / WWF

Es wird ja bereits vielerorts aufgeforstet. Im Vordergrund stehen aber in der Regel wirtschaftliche Interessen. Ein Beispiel ist Chile: Nachdem dort ein Großteil der uralten Bergwälder abgeholzt war, wurde in großem Stil Eukalyptus gepflanzt. Die schnellwachsenden Bäume sind in Südamerika denkbar fehl am Platze. In Chile traten an die Stelle von artenreichen Urwäldern öde Monokulturen. Der Klimaeffekt ist hier negativ, da die alten Wälder mehr Kohlenstoff gespeichert hatten und zudem die Plantagen auf mehr als eine Millionen Hektar wieder abgebrannt sind.

Und wenn sie nicht verbrennen, wird der Kohlenstoff über kurzlebige Produkte wie Holzschnitzel und (Klo)papier auch wieder freigesetzt. Genau das passiert. Nicht nur in Chile.

Der brasilianische Ökologe Antonio Donato Nobre lässt zum Beispiel auch an den chinesischen Aufforstungen kein gutes Haar. Ohne Sinn und Verstand wären dort in den letzten 25 Jahren rund 800.000 Quadratkilometer Land mit Bäumen bepflanzt worden. Von denen aber nur 15 Prozent überlebt hätten. Ein weiteres Negativbeispiel wäre der Senegal. Dort wurden mit Geldern der UN Millionen Bäume gepflanzt, die dann wieder abgeholzt wurden, um daraus Feuerholz zu machen.

Der deutsche Wald: Paletten, Zellstoff und Brennholz

Auch die deutsche Holznutzung trägt nur wenig zur langfristigen Speicherung von Kohlenstoff bei. Nur drei Prozent der deutschen Holzernte geht in langlebige Produkte, der Großteil (97 Prozent) wird z.B. für Brennholz, Zellstoff oder Einweg-Paletten genutzt, Produkte, die das gebundene CO2 also schnell wieder freisetzen.

Wälder sind weit mehr als nur Kohlenstoffspeicher

Wälder beheimaten eine enorme Artenvielfalt und ernähren Millionen Menschen. Sie filtern Wasser und produzieren Sauerstoff. Gründe für die Wiederherstellung von Waldlandschaften gibt es viele, vorausgesetzt sie wird vernünftig umgesetzt. Das beginnt schon bei der Auswahl geeigneter Flächen und der richtigen Bäume. Schlecht gemacht, schadet Aufforstung mehr als sie nutzt und kann sogar dazu führen, dass Bäche und Flüsse versiegen.

Der schnellwachsende Eukalyptus gehört zu den am häufigsten gepflanzten Baumarten. Gleichzeitig benötigen diese Plantagen sehr große Mengen Wasser und trocknen weite Landstriche aus. Ein weiteres Beispiel für eine kritische Wiederaufforstung: In Südafrika sorgten Kiefernplantagen für abgesenkte Grundwasserspiegel, weswegen sie teilweise wieder abgeholzt werden müssen.

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