Ich kann mich noch gut daran erinnern, welche Wellen der erste IPCC-Report schlug. Darin stellten im Jahr 1990 die führenden Klimaforscher und -forscherinnen dar, wie sich die Klimaerwärmung fortsetzen wird, wenn wir nicht handeln. Ursprünglich gab es mehrere Szenarien, vom schlimmsten bis zum besten Fall. Im Bericht wurden jedoch nur die “konservativen” Zahlen verwendet, um möglichst wenig zu Dramatisieren. Wenn ich mir aktuell anschaue, wie schnell die Arktisschmelze voranschreitet, weiß ich, es wird noch schlimmer kommen, als wir im schlimmsten Fall angenommen hatten.
Der April gehört normalerweise zu den Eismonaten in der amerikanischen Bering Straße. Die Eisdecke schmilzt und schrumpft erst im Mai. In diesem Jahr geht alles um einiges schneller als in den Jahren zuvor. Um das zu erkennen, muss man keine Expertin sein. Die Bilder sind so deutlich. Ursprünglich hieß es im IPCC-Report, dass die arktischen Sommer im Jahr 2050 eisfrei bleiben würden. Aktuell sehen wir, dass es wohl schon in wenigen Jahren soweit sein wird. Ob 2022 oder doch erst 2025 wird sich noch zeigen.
Wärmeglocke über der Arktis
#Arctic sea #ice extent was 2nd smallest for #April; #Antarctic sea ice extent was 5th smallest: @NOAANCEIclimate https://t.co/gKLiVXedOi #StateOfClimate pic.twitter.com/H6RX21iCz5
— NOAA (@NOAA) May 17, 2018
Klimatische Prozesse vorherzusagen, gehört zu den schwierigsten wissenschaftlichen Aufgaben. Wenn wir aber unsere Beobachtungen zusammenfügen, ergibt sich ein durchaus beängstigendes Bild. Die Wassertemperatur steigt in den Sommermonaten und scheint sich auch nur noch wenig abzukühlen. Diese latente Wärme bewirkt, dass das Eis viel später als zuvor zufriert. Das Wasser wirkt wie ein Wärmespeicher.
Gleichzeitig verändert sich der polare Jetstream und trägt die kalte Luft nach Süden. Über der Arktis bildet sich eine Wärmeglocke, die langfristig den Erwärmungsprozess weiter befeuert. Diesen Winter gab es bei uns in Deutschland arktische Temperaturen, während in der Arktis das Thermometer um den Gefrierpunkt lag – verkehrte Welt.
Wir werden mindestens ein Drittel aller Eisbären verlieren
Daran wollen wir uns nicht gewöhnen müssen. Für die Eisbären bedeutet die Entwicklung nichts Gutes. Wir könnten bis 2050 mindestens ein Drittel der Bestände verlieren. Um das zu verhindern, müssen wir die Erderhitzung auf maximal 2° Celsius beschränken. Und darauf hat sich die Staatengemeinschaft in Paris auch verpflichtet. Und Worten müssen Taten folgen. Zum Beispiel in Deutschland: Die Bundesregierung kann, wenn sie entsprechende Sofortmaßnahmen ergreift und den Kohleausstieg ambitioniert angeht, die Klimaziele für 2020 noch erreichen. Das wäre auch ein starkes Signal in die Welt.
April 2018 #Arctic sea ice volume was tied with 2016 for the 2nd lowest on record (since at least 1979). This is consistent with the long-term trend.
+ Graphics: https://t.co/bTAfMZhjL1
+ Data: https://t.co/MJsb1hjtBx pic.twitter.com/NVLTfMzvPl— Zack Labe (@ZLabe) May 7, 2018
Wenn die Bundesregierung nicht bald tätig wird, dann droht den Eisbären ein ähnliches Schicksal wie den Tigern. Sie werden auf eine niedrige Zahl dezimiert werden und lediglich mit großem Aufwand kann die Art in Zukunft vor dem Aussterben bewahrt werden, denn der ursprüngliche Lebensraum wird sich unweigerlich verändern.
Neue Nahrungskonkurrenten für Eisbären
Schon heute sehen wir diese Veränderungen. Neue Arten dringen in die Arktis, zum Beispiel die Orcas. Diese Raubtiere werden zunehmend zur Nahrungskonkurrenz für die Eisbären werden. Das wird den Druck auf diese weiterhin erhöhen.
Unterzeichnet unsere Petition:
Das klingt alles sehr dramatisch – aber es entspricht nun einmal der Realität. Wir wissen, was passiert. Wir wissen, dass wir Menschen unsere eigene Lebensgrundlage und die anderer Lebewesen zerstören. Es ist an der Zeit, endlich zu handeln.
Der Beitrag Arktisschmelze: Noch schlimmer, als wir dachten erschien zuerst auf WWF Blog.