Wo finde ich Steinpilze? Tipps für’s erfolgreiche Pilzesammeln

Alle Jahre wieder….Wenn die Tage kürzer und kühler werden, der Sommer sich langsam verabschiedet und in den Herbst übergeht, ist die beste Zeit für Waldspaziergänge. Denn im Spätsommer und Frühherbst ist die Pilzsaison in vollem Gange.  Freunde und Freundinnen der schmackhaften Steinpilze, Maronen und Riesenschirmlinge stauben ihre Körbchen ab, schleifen ihre Opinel-Pilzmesser und putzen ihre Gummistiefel. Doch wohin mit all der guten Pilzlaune? In welchen Wäldern findet man überhaupt Speisepilze? Und wann? Und was gilt es beim Sammeln zu beachten?

Pilzesammeln: Sieben Goldene Regeln

Pilze prüfen, prüfen, prüfen!

Niemals – ich betone: niemals! – einen Pilz essen, den ihr nicht genau kennt. Das eine Kriterium, mit dem man einen giftigen von einem ungiftigen Pilz unterscheiden kann, gibt es nicht! Oft lässt sich ein Pilz erst anhand fünf oder mehr markanter Merkmale sicher bestimmen. Das Bestimmen ist gerade am Anfang einer Pilzsammelkarriere mühsam, jedoch solltet ihr niemals – ich betone: niemals! – einen Pilz verzehren, der „ungefähr so aussieht, wie der, den Thorsten letztes Mal gefunden hat.“ Schlaue Menschen bestimmen ihre Pilze selbst vor und bringen dann zur Sicherheit den ganzen Fund zur örtlichen Pilzberatungsstelle (vor dem Verzehr, nicht hinterher!). Vielleicht gibt es auch einen beratungswilligen Pilzsachverständigen der deutschen Gesellschaft für Mykologie ganz in der Nähe.

Der frühe Vogel…

Kurz und knapp: Ja, ihr müsst wirklich früh aufstehen. Die echten Pilznarren stehen nämlich schon bei Sonnenaufgang im Wald. Wer zu spät kommt, findet nur noch die Pilze, die andere übrig gelassen haben. Das sind meist nicht sehr viele.

Pilze nicht schneiden!

Oft stecken wichtige Bestimmungsmerkmale eines Pilzes in der Knolle – oder eben in ihrer Abwesenheit. Daher schneiden PilzexpertInnen ihre Funde nie am Stiel ab, sondern drehen den ganzen Pilz vorsichtig aus dem Boden.

Nur die guten Pilze ins Körbchen!

Sammelt nicht wahllos alle Pilze im Wald und versucht erst hinterher, sie zu bestimmen, denn so können Bruchstücke von Giftpilzen zwischen die genießbaren Pilze geraten. Versucht also immer zu prüfen, ob es sich um einen genießbaren Pilz handeln könnte, bevor ihr ihn aufnehmt. Giftpilze solltet ihr unbedingt stehenlassen und niemals zerstören. Sie sind Nahrung für andere Tiere und von großer Bedeutung für das Ökosystem.

Ein Eichhörnchen schnuppert an einem Fliegenpilz
Sogar die giftigen Fliegenpilze sind Nahrung für viele Waldbewohner © iStock / Getty Images

Pilze gleich putzen!

Ihr solltet den Pilz an Ort und Stelle grob abputzen und Nadeln und Blätter entfernen. Es empfiehlt sich zudem, von Schnecken und Würmern angefressene Stellen großzügig abzuschneiden, sonst sind eure Pilze verschwunden bevor ihr zu Hause angekommen seid.

Pilze niemals in Plastik!

Pilze sollten niemals in Plastiktüten gesammelt werden, da sich unter Luftabschluss die Eiweißzersetzung beschleunigt. In Tüten oder Rucksäcken zerquetschen die Pilze außerdem sehr schnell. Stattdessen lieber ein klassisches Pilzkörbchen mitnehmen.

Keine Pilze Babys und Senioren!

Junge Pilze zu sammeln ist nicht nur raffgierig, sondern auch gefährlich, da sie oft sehr schwer zu bestimmen sind. Alte Pilze schmecken nicht mehr, außerdem können sie, wenn ihr sie stehenlasst, ihre Sporen weitergeben und so für den Erhalt ihrer Art sorgen.

Vier Geheimtipps zum Pilzesammeln für Fortgeschrittene:

Symbiosen verstehen

Auf der linken Bildhälfte ist eine Brennnessel, rechts Springkraut zu sehen. Beide sind sogenannte Nitratzeiger.
Brennnesseln und Springkraut zeigen einen nitratreichen Boden an. © iStock / Getty Images

Viele Pilze leben in einer engen Symbiose mit ganz bestimmten Pflanzen. Diese sogenannten Mykorrhiza-Pilze beliefern „ihre“ Pflanze mit Mineralstoffen, z.B. Stickstoff (in Form von Nitrat) oder Phosphat und erhalten im Gegenzug vor allem Kohlenhydrate. Was dem engagierten Pilzfreund dieses Wissen nützt? Ein einfaches Beispiel: In nitratreichen Böden brauchen die Pflanzen keine Pilzpartner, da sie die wertvollen Stoffe ganz alleine aus dem Boden ziehen können. In nitratreichen Böden gibt es also keine Mykorrhiza-Pilze (zu denen viele Röhrlinge, unter anderem auch Steinpilze gehören). Darum lohnt es sich, auf Nitratzeiger wie Springkraut oder Brennnesseln zu achten, denn wo sie wachsen, werden wir Steinpilze meist vergeblich suchen. Auch ist es sinnvoll zu wissen, welche Pilze mit welchen Bäumen in Symbiosen stehen (Informationen gibt es z.B. hier). Denn die großen Bäume finden wir leichter als ihre kleinen Pilzpartner. Die echte Pilzkennerin wird sich gründlich mit der Flora der Wälder vertraut machen und schon bald wissen, dass Fichten, Kiefern, Eichen und Buchen gerne ein paar Steinpilze in ihrer Nähe haben.

Stammwälder pflegen

Hartnäckigkeit zahlt sich auch bei der Pilzsuche aus. Es lohnt sich, einen geeigneten Wald (zum Beispiel einen Buchen- oder Fichtenwald, denn viele Mykhorizza-Pilze leben in Symbiosen mit Buchen oder Fichten) in der Nähe auszusuchen und diesem in der Pilzsaison so oft wie möglich einen Besuch abzustatten. Nur so kann man einen Wald gründlich erforschen und die ertragreichen Pilzgebiete ausmachen. Häufig wachsen Pilze Jahr für Jahr in denselben Arealen, daher ist die Kennzeichnung dieser Orte auf einer Karte empfehlenswert. Auch technische Geräte wie Smartphones oder Navigationsgeräte sind hilfreich, um sich die GPS-Koordinaten besonderer Pilzgebiete zu markieren und so leichter zu ihnen zurückzufinden.

Pilze: Nicht nur im Herbst suchen

Pilze wachsen das ganze Jahr über. Wer im Frühling oder Winter nach ihnen sucht, wird zwar manch ungläubigen Blick von Spaziergängern ernten, aber dafür außer Konkurrenz die herrlichsten Speisepilze finden, wie zum Beispiel Schopftintlinge, Morcheln oder Maipilze.

Pilzseminare besuchen

Auch für die erfahrenen PilzsammlerInnen lohnt sich der Besuch eines Pilzseminars, um spezielle Fragen zu klären und Tipps vom echten Profi zu erhalten. Die deutsche Gesellschaft für Mykologie bildet Pilzsachverständige aus, die in ganz Deutschland Pilzkurse anbieten. Im Raum Berlin-Brandenburg sind beispielsweise die Pilzexkursionen und –seminare von Dirk Harmel eine empfehlenswerte Anlaufstelle.

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Klimawandel: Isn`t it ironic?

Seit Wochen ist es unerträglich heiß. Es regnet kaum bis gar nicht. Waldbrände sind an der Tagesordnung. Der Klimawandel klopft laut und vernehmlich an die Tür. Die Hitze und Trockenheit haben nicht nur uns, sondern ganz Europa fest im Griff. Immer neue Hitzerekorde und mit ihnen einhergehende Dürren kommen jedoch nicht überraschend.

„In der Realität bestätigt sich in der Tat, was wir schon vor Jahrzehnten in unseren Klimamodellen erkennen konnten. (…) Eine so lang andauernde Hitzeperiode in den hohen Breiten bis hinauf zum Polarkreis lässt sich nicht mehr mit normaler Klimavariabilität erklären.“
(Klimaforscher Mojib Latif im Interview mit der Welt vom 28. Juli)

Und nicht nur Tiere, Natur und wir Menschen leiden unter der Hitze. Auch die, die die Atmosphäre weiter anheizen, bekommen den Klimawandel jetzt zu spüren…

Oh isn’t it ironic?

Beispiel 1: Energiesektor

Durch die langanhaltende Dürre führen viele Flüsse nur noch sehr wenig Wasser. Das hat Katastrophenpotenzial für ihre Bewohner. Wie so oft im Sommer müssen Atomkraftwerke gedrosselt werden, da sie ihr Kühlwasser nicht mehr in die aufgeheizten Flüsse ablassen können. Aber dieses Jahr beeinträchtigt die Dürre auch die Kohlekraft.

Zum Beispiel in Braunkohle-Großkraftwerk in Hamm. RWE befürchtet Lieferprobleme da das Kraftwerk hauptsächlich über den Datteln-Hamm-Kanal beliefert wird.

IRONIC: Deutschland verbrennt mehr Braunkohle als jedes andere Land dieser Welt und heizt so den Klimawandel an. Die Kohleenergie ist einer der Hauptgründe dafür, dass Deutschland seine Klimaschutzziele verpasst.

Beispiel 2: Verkehr

Ende Juli war der Flughafen Hannover elf Stunden lang gesperrt. Die Betondecke einer Startbahn hatte sich wegen der Hitze abgehoben. Diese „Blow-Ups“ kennt man eigentlich nur von Autobahnen, wenn der Straßenbelag sich bei großer Hitze ausdehnt und die Betonplatten hochplatzen. An vielen Autobahnstrecken in ganz Deutschland herrscht akut Blow-Up-Gefahr. Dort gelten nun Tempolimits von meist 80 km/h.

IRONIC: Die Automobilindustrie wehrt sich seit Jahren gegen ein Tempolimit, obwohl es den CO2-Ausstoß jährlich um über eine Million Tonnen CO2 senken würde! Im Jahr 2016 war der Verkehrssektor für mehr als 18 Prozent der Treibhausgasemissionen Deutschlands verantwortlich.

Beispiel 3: Landwirtschaft

Achtung, die Pommes werden kürzer. Der Grund: Durch die Dürre fällt die Kartoffelernte schlecht aus, die Knollen bleiben klein. Die Ernteausfälle der deutschen Bauerinnen und Bauern beziffert der Deutsche Bauernverband auf 1,4 Milliarden Euro. Der Deutsche Bauernverband fordert nun Hilfsleistungen von einer Milliarde Euro.

IRONIC: Zugleich befeuern Teile der deutschen Agrarindustrie mit der konventionellen Massentierhaltung diese Entwicklung an. Für die Futtertröge in unseren Mastanlagen werden etwa in Südamerika wertvolle CO2-Speicher gerodet, um Platz für Soja-Monokulturen zu schaffen.

Ist das der Weckruf zum Klimawandel, auf den wir gewartet haben?

Vielleicht rüttelt dieser Hitzesommer die Politik wach. Ich würde es mir wünschen. Die ständig neuen Hitzerekorde und immer längeren Dürren sind keine Naturkatastrophe. Sie sind die Folge klimapolitischen Versagens, auch der Bundesregierung. Gegen die Erderhitzung hilft nur Klimaschutz. Die Bundesregierung hat Deutschland vom Vorreiter zum Bremser der internationalen Klimaschutzpolitik gemacht. Mit einem Sofortprogramm und einem ambitioniertem Kohleausstieg muss sie jetzt die Rückkehr zu einer konsequenten Klimaschutzpolitik einleiten. Dann hätte das Schwitzen sich wenigstens gelohnt…

Was Du tun  kannst:

Hilf uns bei unserer Petition: Kohleausstieg statt Klimakrise. Deine Stimme für die Rettung der Erde!

Und ganz kurzfristig: Bitte spende den Bäumchen in deiner Straße ein paar Eimer Wasser…

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Warum es immer weniger Orang-Utans gibt

Orang bedeutet im Indonesischen „Mensch“ und Hutan „Wald“ – Orang-Utans sind also Waldmenschen. Wie viele es von ihnen noch gibt ist schwer zu sagen. Die uns so ähnlichen Menschenaffen sind in den Baumkronen des Regenwaldes nun mal schwer zu zählen.

Für eine neue Langzeit-Studie arbeiteten nun 38 Institutionen zusammen, unter Federführung des Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Sie zählten zwischen 1999 und 2015 Orang-Utan-Nester in drei so genannte Metapopulationen. Die Forscher modellierten Dichteverteilungen und setzen die Daten in Zusammenhang zu Lebensraumverlust. Resultat: Die Nester nahmen um mehr als die Hälfte ab. Die Wissenschaftler rechneten die Ergebnisse auf Gesamtborneo hoch und kamen so zu der erschreckenden Zahl: Der Orang-Utan-Bestand auf Borneo verringerte sich zwischen 1999 und 2015 um 148.500 Tiere.

Orang-Utans: Nezue Studie zeigt, dass Hundertausende auf Borneo verschwunden sind
Es werden immer weniger Orang-Utans © naturepl.com / Anup Shah

Es werden immer weniger

Über die genaue Zahl der Menschenaffen gibt es große Konfusion, auch unter Fachleuten. In der Roten Liste der IUCN wird beispielsweise aufgeführt, dass es 1973 noch 288.500 Orang-Utans gab. Für 2012 geht man dort von 104.700 Individuen aus. Wir beim WWF gehen von 54.000 Tieren auf Borneo aus. Beim letztjährigen internationalen „Population and Habitat Viability Assessment“ hat man sich auf 57.000 Orang-Utans geeinigt. Klar ist auf jeden Fall: Es werden dramatisch weniger Tiere.

Was jenseits den geschätzten Bestandszahlen uns Biologen erschreckt: Nur noch 38 der insgesamt 54 Metapopulationen bestehen aus mehr als 100 Tieren – der Schwellenwert für überlebensfähige Populationen.

Was die Orang-Utans tötet

Hauptgrund für den dramatischen Rückgang ist der Lebensraumverlust, vor allem durch den sich immer weiter ausbreitenden Anbau von Palmöl. Zwischen 2005 und 2016 gingen auf Borneo über acht Millionen Hektar Wald verloren.

Orang-Utan auf Borneo mit Baby im Baum sitzend. Laut IUCN ist die Art starlk vom Aussterben bedroht
Jungtiere werden oft als Haustiere verkauft © Anup Shah / WWF

Aber die Studie zeigt auch etwas anders: In den noch stehenden Wäldern haben die Orang-Utan-Nester rapide abgenommen. Das bedeutet: Die Jagd auf Orang-Utans ist ein schlimmeres Problem, als bisher angenommen.

Nachhaltige Waldwirtschaft schadet den Orang-Utans nicht

Die Studie zeigt aber auch, dass die Orang-Utan-Bestände in Kalimantan und Sabah in den Wäldern am höchsten war, wo Holz-Einschlag erlaubt ist. Das heißt: Es ist durchaus möglich dass Orang Utans in schonend bewirtschafteten Wäldern überleben können.

Die meisten Menschenaffen leben außerhalb von geschützten Gebieten wie Nationalparks. Wir müssen also dringend mit den Menschen und Firmen reden, die diese Flächen nutzen.

So entsetzlich die Studienergebnisse sind: Ich fühle mich aber immerhin in unserer Arbeit bestätigt. Wir setzeen darauf mit Unternehmen und Gemeinden zu arbeiten, um das Töten von Orang-Utan zu stoppen und ihren Lebensraum zu erhalten.

Was wir 2018 tun

  1. Noch immer gelten die Menschenaffen bei den Bauern und Plantagenarbeitern als Schädlinge und werden abgeschossen. Wir reden mit den Menschen, damit sie Orang-Utans anders sehen – und Konflikte mit Orang-Utans friedlich lösen.
  2. Auch in Schulen und Gemeinden machen wir Aufklärungsarbeit und führen Umweltbildung für Kinder und Erwachsene durch.
  3. Auf den Plantagen untersuchen wir, wo wie viele Orang-Utans noch leben, um mit den Unternehmen Praktiken für den Orang-Utan-Schutz zu entwickeln.
  4. Wir schulen Strafvollzugsbeamten, damit Orang-Utan-Morde und –Handel auch strafrechtlich verfolgt werden.
  5. Wir forsten Orang-Utan-Lebensraum wieder auf und setzen uns für den Erhalt von Waldkorridoren zwischen Nationalparks ein.
  6. Wir unterstützen und setzen uns für mehr Ranger-Patrouillen ein, um gegen Wilderei und Lebensraumzerstörung vorzugehen.

Warum es schnell gehen muss

Um die Orang-Utans zu retten, müssen alle helfen. Und es muss schnell gehen. Denn auch das sagt die Studie: Ändert sich nichts, werden wir bis 2050 mindestens weitere 45.300 Tiere verlieren. Allein auf Grund des Lebensraumverlusts.

Ihr wollt uns helfen dem Ornag Utan zu helfen? Hier entlang. Vielen Dank!

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Stop Kohle – Wie Du uns helfen kannst

Mehr als 100.000 Menschen haben unsere Petition für Klimaschutz und Kohleausstieg unterzeichnet. Ich finde es ermutigend, dass sich so viele Menschen hinter unsere Forderung nach dem Kohleausstieg stellen. Danke dafür! Ende Mai konnten wir eure ersten 100.000 Unterschriften an das Umwelt- und das Wirtschaftsministerium übergeben.

Kohlekommission – jetzt aber schnell!

Letzte Woche beschloss das Kabinett endlich die Kohlekommission. Gut so. Das ist die Chance, für die wir so lange gekämpft haben: Eine von der Bundesregierung eingesetzte Kommission verhandelt über den Kohleausstieg. Aber: Dass die Bundesregierung aber das Erreichen der Klimaziele für 2020 komplett in die Kommission delegiert, kostet uns Zeit, die wir kaum mehr haben.

Kohlekommission: Demonstration Dtop Kohle vor dem Kanzleramt in Berlin
Die Regierung muss handeln © WWF

Der Arbeitsauftrag, den die Regierung der Kommission mitgegeben hat, stellt jedoch nicht sicher, dass Deutschland die Pariser Klimaziele erreicht. Dabei ist es möglich, das 2020-Ziel zu erreichen – es braucht nur den politischen Willen. Die Bundesregierung muss sicherstellen, dass Deutschland die Klimaziele 2020 und 2030 erreicht.

Warum jetzt unser Protest gegen Kohle wichtig ist

Die Kohlekommission muss dringend Ergebnisse liefern. Dafür werden wir uns stark machen. Ende Juni verhandelt die Kohlekommission erstmals über den Ausstieg. Dann sind wir gefragt – viele von uns, auf Berlins Straßen. Am Sonntag, den 24. Juni, demonstrieren wir vor dem Kanzleramt und senden mit unseren Händen ein klares Signal: Stop Kohle!

Gemeinsam zeigen wir: Wir wollen beim Klimaschutz endlich Taten sehen. Vor der nächsten internationalen Klimakonferenz im Dezember 2018 muss Deutschland mit konkreten Maßnahmen beweisen, dass es seine Klimaziele erreichen will. Sonst verliert die Bundesregierung auch den letzten Rest an Glaubwürdigkeit!

Mach mit: Komm zur Demo gegen die Kohle am 24. Juni!

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Richtig oder falsch: Fakten zur Klimakrise in Deutschland

Der Klimawandel ist real. So real und drängend, dass wir vom WWF und andere Umweltverbände und Parteien (zum Beispiel Bündnis 90/Die Grünen) inzwischen nur noch von Klimakrise sprechen, um die Dringlichkeit des Handelns auch verbal zu verdeutlichen. Trotz überwältigender wissenschaftlicher Belege gibt es aber vor allem in Deutschland nach wie vor Stimmen, die die Existenz der menschengemachten Klimakrise anzweifeln. Oder betonen, dass sich die Wissenschaft angeblich nicht einig sei. In Umfragen sind das bis zu 15 Prozent der Befragten. Das ist – obwohl nicht die Mehrheit – trotzdem ein signifikanter Anteil. Mit diesen Menschen ins Gespräch zu kommen, ist deshalb wichtiger denn je.

Die Energiewende-Kooperation zwischen WWF und LichtBlick setzt deshalb in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf die Klimakrise in Deutschland. Wir schauen uns an, welche Auswirkungen bereits deutlich spürbar sind: in den Alpen, an der Ost- und Nordsee oder in den Städten. Und wir zeigen, was schon passiert – wie wir der Klimakrise entgegen treten können.

Dafür haben wir im Rahmen der diesjährigen „Republica“ den Besuchern fünf Fragen gestellt und anschließend mit ihnen diskutiert. Diese Fragen stellen wir nun auch hier im Blog vor.

Frage: In den Alpen und in der Nord- und Ostsee hat sich die Durchschnittstemperatur bereits um fast zwei Grad erhöht?

Richtig: Das Klima hat sich in erdgeschichtlichen Zeiträumen häufig stark gewandelt. Nach einer starken Abkühlung wechseln seit nunmehr zwei bis drei Millionen Jahren Eiszeiten und Warmzeiten einander ab. Blicken wir nur auf die letzten Jahrhunderte, so stellen wir fest, dass mit Beginn der Industrialisierung die Menschen begonnen haben, das Klima auf der Erde zusätzlich spürbar zu beeinflussen. Insbesondere durch unsere Lebensweise mit hohem Energieverbrauch geben wir immer mehr Treibhausgase in die Luft ab. Die dadurch steigenden Konzentrationen der Treibhausgase in der Atmosphäre verursachen einen zusätzlichen, den so genannten anthropogenen Treibhauseffekt. Dieser ruft eine Veränderung des Klimas hervor – das Klima erwärmt sich.

Was sich für Badegäste nach einer angenehmen Entwicklung anhört, hat kaum abzusehende Folgen für die Umwelt. Die Oberflächentemperatur der Nord- und Ostsee ist seit Ende der 1960er Jahre signifikant gestiegen, der weltweite Anstieg der Meeresspiegel ist nachweislich an den Pegeln in Nord- und Ostsee ablesbar.

Frage: Immer mehr Zugvögel verlassen ihre Brutgebiete in Nordeuropa nicht mehr und werden ganzjährig heimisch?

Ändern sich durch den Klimawandel auch die Verhaltensweisen der Zugvögel? © eurotravel / getty images © eurotravel / getty images
Ändern sich durch den Klimawandel auch die Verhaltensweisen der Zugvögel? © eurotravel / getty images

Richtig: In 50 bis 100 Jahren könnte es wegen des Klimawandels in Mitteleuropa keinen Vogelzug mehr geben. Schon jetzt lasse sich unter Vögeln die Tendenz ablesen, im Winter einfach dazubleiben. Wenn die Winter weiter so mild blieben und damit das Insektenangebot sich vergrößere, könnten bald noch mehr Arten als jetzt hierbleiben und durch die Selektion begünstigt werden. Schon jetzt lässt sich dieser Trend nachweisen. Amseln beispielsweise verließen noch vor etwa 200 Jahren im Winter Deutschland, um in Richtung Süden zu fliegen. Etwa 150 Jahre später waren es nur noch die Hälfte, die andere verbrachte den Winter hierzulande bei uns. Heutzutage gibt es Regionen, in denen die Amseln das ganze Jahr über heimisch sind wie beispielsweise im Bonner Raum.

Frage: Schon im kommenden Jahr wird es in den meisten Mittelgebirgen in Deutschland keinen Schnee mehr geben.

Wird es aufgrund des Klimawandels bald keinen Schnee mehr auf den Alpen geben? © Anton Vorauer
Wird es aufgrund des Klimawandels bald keinen Schnee mehr auf den Alpen geben? © Anton Vorauer

Falsch: Seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts nehmen auf der gesamten Nordhalbkugel Schneefälle, das Ausmaß der Schneedecke und die Dauer der Schneesaison ab. Jedes Jahrzehnt wird das Ausmaß der Schneedecke auf der Nordhalbkugel im Zeitraum März-April um ein bis zwei Prozent kleiner, alle zehn Jahre wird die Schneesaison um mehr als fünf Tage kürzer. Je südlicher die Region, desto stärker fallen die Veränderungen aus: Die KLIWA-Studie des Bayerischen Landesamts für Umwelt zeigt, dass sich in Bayern allein von 1950 bis 1995 die Schneedeckendauer in niederen Lagen wie der Rhön um bis zu vierzig Prozent verkürzt hat, in mittleren Lagen um zehn bis zwanzig Prozent.

Insgesamt wird der Schneefall also weiter zurückgehen, aber nicht so schnell, dass es in den nächsten Jahren gar keinen Schnee mehr auf den Alpen geben wird.

Frage: Die Weinbauern in Deutschland müssen ihre Sorten umstellen, bald ist Weinanbau auch an der Nordsee möglich?

Hat der Klimwandel sogar Konsequenzen für den Weinanbau in Deutschland? © Bernward Bertram
Hat der Klimwandel sogar Konsequenzen für den Weinanbau in Deutschland? © Bernward Bertram

Richtig: In den Weinbaugebieten Südwestdeutschland nahmen die Temperaturen zwischen 1951 und 2000 je nach Region zwischen 0,7 und 1,4 °C zu. Das liegt deutlich über dem globalen Mittel. Damit einher ging ein Rückgang der Frosttage um 22 Tage pro Jahr. Die Zahl der Sommertage hat hingegen um 15 Tage pro Jahr zugenommen. Auch die Zahl der Spätfröste, die bei Beginn des Austriebs gefährlich sein können, ist zurückgegangen und wird weiterhin abnehmen. Da gleichzeitig aber auch der Austrieb vorverlegt wird, bleibt das Risiko durch Spätfröste weitgehend erhalten. Zu hohe Temperaturen von über 35 °C, die das Wachstum hemmen
können, waren bisher nur selten zu beobachten, so im Sommer 2003, und werden auch in Zukunft auf seltene Einzelereignisse beschränkt sein. Insgesamt kann von einer „Tendenz zur Verbesserung der Wachstumsbedingungen“ gesprochen werden. Die Niederschläge zeigen eine deutliche Erhöhung im Winter um 15,7 %, während sie im Sommer um 17,6 % zurückgingen. Es gibt sogar bereits Pläne, künftig an der Nordsee Wein anzubauen.

Frage: Klimawandel merkt man auch in den Städten z.B. durch Starkregen oder längere Hitzeperioden im Sommer?

© fotojog / getty images
© fotojog / getty images

Richtig: Hitzewellen sind Extremwettererscheinungen, die die Gesundheit belasten können. Besonders in Innenstädten und Ballungsräumen wirken sie sich gesundheitsgefährdend auf Säuglinge, Kleinkinder und ältere, pflegebedürftige Menschen aus. Es wird auch erwartet, dass sich Stürme und Orkane sowie Hochwasser und Überschwemmungen auf die Gesundheit auswirken werden, sei es durch direkte Schädigung oder durch psychische Belastungen. In der Qualität und Quantität beeinträchtigtes Trinkwasser wirkt sich indirekt auf die Gesundheit aus.

Auf der Basis aktueller Klimamodellierungen erscheint es als relativ wahrscheinlich, dass der Trend der bisherigen Klimaerwärmung auch zukünftig zu einem weiteren Anstieg der Jahresmitteltemperatur sowie zu einer steigenden Anzahl heißer Tage im Sommer führen kann. Das heißt mit einem Tagestemperaturmaximum von über 30°C und zu länger anhaltenden Hitzeperioden. Zuverlässige Aussagen über deren Auftreten, Ausprägung und Vorhersagbarkeit sind jedoch nicht möglich.

Der Klimawandel ist echt und menschengemacht. Es wird Zeit, endlich zu handeln. 

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