Tod der Nashörner: Was jetzt passiert

Der Tod von 11 Nashörner im Sommer 2018 bei der Umsiedlung in den kenianischen Nationalpark Tsavo East war ein schwerer Schlag für den Schutz der bedrohten Spitzmaulnashörner. Mich als Projektverantwortlichem für das östliche Afrika hat der Verlust der Nashörner sehr betroffen gemacht. Vor allem da zuvor in Kenia schon über 270 Nashörner ‑mit wenigen Ausnahmen- erfolgreich von der staatlichen Behörde Kenya Wildlife Service (KWS) in neue Lebensräume umgesiedelt wurden.

Das Wasser war zu salzig — und unzureichend untersucht

Wir wissen inzwischen woran es lag. Tatsächlich war das Wasser in Tsavo-East wohl zu salzig, bzw. zu alkalisch. Zumindest für Nashörner, die nicht daran gewöhnt sind. Dies ergibt die Untersuchung einer unabhängigen Expertenkommission. Deren Bericht macht klare Versäumnisse bei der staatlichen Behörde KWS dafür verantwortlich, dass die zu hohen Salzgehalte unentdeckt blieben. Der KWS hat gegenüber uns auch zu keinem Zeitpunkt Bedenken zur Eignung des Gebietes oder der Qualität des verfügbaren Wassers geäußert. Hinzu kam laut den erfahrenen Tierärzten dieser Kommission die kombinierte Wirkung von Bakterieninfektionen und Stress durch die Umsiedlungen.

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Uns war klar, dass Umsiedlungen immer mit erheblichem Risiko verbunden sind. Auch ohne solch gravierende Fehler. Wir mussten dieses Risiko aber eingehen. In den kleinen Schutzgebieten, in denen sich die Nashörner derzeit gut bewacht vermehren, sind es zu viele Tiere auf zu engem Raum. Die Tiere geraten ständig miteinander in Konflikt. Ihre Vermehrungsrate nimmt ab einer gewissen Dichte drastisch ab. Die Gebiete und Populationen sind auf Dauer zu klein, um überlebensfähige Populationen zu erhalten. Auf der anderen Seite sind große Gebiete, in denen die Nashörner dauerhaft in größeren Populationen durch Wilderei nahezu ausgerottet worden. Daher sind Umsiedlungen in solche Gebiete, wenn sie wieder sicher genug sind, auch zukünftig dringend erforderlich.

Der Plan für Tsavo-East

In diesem Fall wurden 11 Nashörner in den Nationalpark Tsavo umgesiedelt, in dem früher über 20.000 Spitzmaulnashörner gelebt haben. Auch heute hätte dort noch eine solch große, dauerhaft überlebensfähige Population Platz. Um die Eingewöhnung zu erleichtern und die Tiere gegen Wilderer bewachen zu können, wurde dort ein knapp 100 Quadratkilometer großes eingezäuntes und streng bewachtes Reservat eingerichtet. Wir haben das finanziell unterstützt. In der direkten Umgebung leben derzeit 14 Spitzmaulnashörner. Für eine Wiederbesiedlung des Nationalparks sind sie durch die geringe genetische Vielfalt als Gründerpopulation aber zu wenige.

Die gescheiterte Umsiedlung vom letzten Jahr hat auch in Kenia große Wellen geschlagen. Gerade wurden die Ergebnisse eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses dem Unterhaus vorgestellt. Darin wird festgestellt, dass ausschließlich der KWS selbst ‑einschließlich seines Boards–  oder das übergeordnete Ministerium über Zeitpunkt, Durchführung und Methodik der Umsiedlung zu entscheiden hatte und dafür verantwortlich war.

Nashorn in Kenia bei der Umsiedlung
Nashorn bei der Umsiedlung nach Tsavo East © Christiane Flechtner

In dem Bericht wird allerdings auch behauptet, dass wir vom WWF aus Fundraising-Gründen Druck auf den KWS bezüglich des Zeitpunkts gemacht hätten. Das muss ich zurückweisen. Einzig die jeweiligen Wetterverhältnisse waren über längeren Zeitraum im Gespräch zwischen WWF und KWS. Zur Zeit der Umsiedlungen waren diese laut aller beteiligten Experten (nach vorheriger längerer Trockenheit, gefolgt von zu starker Nässe) erstmals wieder günstig. Da uns keine fachlichen Gründe bekannt waren weshalb die Umsiedlungen weiter zu verschieben, plädierten wir dafür, das günstige Wetter zu nutzen. Die Entscheidung lag aber ganz beim KWS.

Es bleibt auch rätselhaft, warum im Bericht steht, dass der WWF 25 Millionen für den KWS oder die Nashorn-Umsiedlung in Aussicht gestellt habe. Zahlungen in so einer Größenordnung standen nie zur Debatte. Fakt ist: Der WWF hat eine Million Euro in das Projekt investiert, 100.000 Euro davon kamen direkt vom WWF Deutschland.

Noch strengere Kontrollen

Wir haben jedenfalls aus dem tragischen Vorfall Konsequenzen gezogen. Wir unterstützen nur dann erneute Umsiedlungen, wenn eine lückenlose Sicherung der notwendigen Standards und doppelte wissenschaftliche Überwachung gegeben ist. Detaillierte Abkommen unter anderem mit der staatlichen Wildtierbehörde legen zukünftig genau fest, wie zu verfahren ist. Noch bessere Methoden, unabhängige wissenschaftliche Partner, vollständiger Informationsaustausch der beteiligten Partner und international vereinheitlichte „Best-Practice-Standards“ müssen dann zum Einsatz kommen.

Auch die durchführende Wildtierbehörde KWS hat zahlreiche Maßnahmen ergriffen, damit sich so fatale Fehler nicht wiederholen. Bevor wir erneute Umsiedlungen unterstützen, müssen sich all diese Schritte aber erst bei weniger riskanten Projektmaßnahmen wie Markierungen und Besenderungen bewähren.

Was wir trotzdem für die Nashörner geschafft haben

Die Unterstützung unserer Förderer für das Nashorn-Reservat Tsavo tsavoEast war trotzdem keineswegs umsonst. Die Spendeneinnahmen wurden nicht nur für die Umsiedlungen selbst, sondern auch für den Aufbau von speziellen Rangereinheiten und dem Schutzgebiet verwendet. Die dort lebenden inzwischen 14 Nashörner können damit optimal geschützt werden. Zum geeigneten Zeitpunkt und nach umfassender Prüfung aller Lebensbedingungen sollen dann weitere Tiere folgen.

Mich macht der Tod der Nashörner immer noch traurig und fassungslos. Zum Glück sind die sonstigen Anstrengungen zum Nashornschutz in Kenia bisher sehr erfolgreich. So konnte die Wilderei auf Nashörner fast völlig zum Erliegen gebracht werden. Alle Tiere des wachsenden kenianischen Bestandes konnten auch dank unserer Unterstützung gezählt, markiert und genetisch erfasst werden. Weitere Ranger-Spezialeinheiten im ganzen Land werden vom WWF ausgebildet und ausgerüstet, um die Nashörner umfassend zu bewachen. Schrittweise wird so ein nationaler Schutzplan umgesetzt. Damit die Nashörner in Kenia eine Zukunft haben.

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Klimaschutz in der Industrie: Ab in die grüne Zukunft

Die Industrie ist entscheidend für den Klimaschutz. Denn nach der Energiewirtschaft ist sie der zweitgrößte Verursacher von klimaschädlichen Gasen in Deutschland. Die Emissionen der Industrie wachsen seit 2009 sogar immer noch. Bis 2030 müsste die Industrie ihre Emissionen im Vergleich zu 1990 halbieren. Die Lücke zu diesem Ziel wird aber derzeit immer größer. Kann sich das überhaupt ändern?

Die Produktion von Stahl, Zement und Grundstoffchemikalien sind für die Hälfte der Emissionen der deutschen Industrie verantwortlich. Aber auch alle anderen Branchen der Industrie, zum Beispiel Maschinenbau oder Elektronik/Elektrotechnik können einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Indem sie ihre Prozesse energiesparender gestalten.

Die Technologien für Klimaschutz in der Industrie stehen bereit

Die Technologien für einen klimafreundliche Industrie stehen in den Startlöchern. Durch Energieeffizienz, Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft, neue klimaneutrale Prozesse und das Auffangen und Wiederverwenden oder Speichern von CO2 lassen sich Null-Emissionen in der deutschen und europäischen Industrie erreichen.

Effizienz, Kreislaufwirtschaft, Innovation: Welche Gesetze wir jetzt brauchen

Was fehlt ist das entschlossene Handeln der Politik. Die Bundesregierung muss die Weichen stellen. Insbesondere fordern wir ein Gesetzespaket für Energieeffizienz. Und ein Gesetzespaket für eine Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft. Dazu ein Gesetzespaket, um mittel- bis langfristig Investitionen in neue Prozesse zu ermöglichen. Ausführliche Informationen dazu habe ich mal hier und hier zusammengestellt.

Klimaschutz Industrie: Um das Klimaziel bis 2030 einzuhalten braucht es vor allem Energieeffizienz. Um langfristig Nullemissionen zu erreichen, muss die Kreislaufwirtschaft weiterentwickelt, neue klimaneutrale Prozesse eingeführt und Restemissionen von CO2 abgefangen und wiederverwendet oder gespeichert werden.
Um das Klimaziel bis 2030 einzuhalten braucht es vor allem Energieeffizienz. Um langfristig Nullemissionen zu erreichen, muss die Kreislaufwirtschaft weiterentwickelt, neue klimaneutrale Prozesse eingeführt und Restemissionen von CO2 abgefangen und wiederverwendet oder gespeichert werden. © WWF Deutschland

Die klimaneutrale Industrie — was wird das konkret im Alltag für uns bedeuten?

Wir würden von der klimaneutralen Industrie langlebige, reparierbare Produkte kaufen können. Durch geteilte Nutzung und diverse Sharing Modelle werden wir mehr Dienstleistungen kaufen und weniger Produkte. Das würde den Rohstoffbedarf unserer Gesellschaft verringern und damit das Klima sowie darüber hinaus auch insgesamt die Umwelt schützen.

Am Preis werden wir den Klimaschutz nicht merken

Die Produkte, die es gäbe, wären aus klimaneutralen Materialien — einschließlich klimaneutralen Stahl, Zement und Kunststoff mit energiesparenden Verfahren unter Verwendung erneuerbarer Energien – hergestellt. Davon würden wir im Alltag eigentlich gar nichts merken. Übrigens auch nicht an den Preisen. Denn ein Auto aus klimaneutralem Stahl wäre gerade mal ein halbes Prozent teurer als ein herkömmliches Modell.

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Eine Trendwende zu klimaneutraler Produktion wäre fraglos auch ein Vorteil für die deutsche Industrie. So könnte zum Beispiel der Anlagenbau von der Umstellung auf klimaneutrale Verfahren profitieren. Klimaschutz und Industriepolitik schließen sich nicht aus, sondern können Hand in Hand gehen und so unseren Wohlstand sichern.

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Lachs: Eine Gefahr für die Umwelt!

Jahrelang wurde uns eingetrichtert, dass wir an Stelle von Fleisch besser Fisch essen sollten. Das sei besser für die Umwelt. Und gesünder sowieso, wegen der Omega3-Fettsäuren und dem Jod. Auch ich habe dieses Mantra verinnerlicht und esse seitdem regelmäßig Lachs. Der Lachs hat in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Innerhalb von zehn Jahren ist der Lachskonsum laut Fischinformationszentrum (FIZ) in Deutschland um rund 25 Prozent gestiegen.

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Lachs liegt im Beliebtheitsranking der Deutschen ganz weit vorn, direkt hinter dem Alaska Seelachs, der oft für Fischstäbchen verwendet wird und noch vor dem Thunfisch. Man findet kaum eine Speisekarte, die ohne Lachsgerichte auskommt – ob in Bowls, Salaten oder gegrillt. Lachs ist das neue Hähnchen – ein Trendfood für die Mittelklasse!

Doch wie schädlich ist dieser Hype für unsere Umwelt?

Weil der atlantische Wildlachs inzwischen wegen Umweltverschmutzung und Überfischung nur noch sehr selten vorkommt, kann der wachsende Bedarf nur noch über künstlich gezüchteten Lachs gedeckt werden. Dazu dienen weltweit Aquakulturanlagen, vor allem in Nordeuropa und Chile. 90 Prozent unseres Supermarkt-Lachses kommen inzwischen aus Aquakulturen. Die Massentierhaltung hat allerdings viele Nachteile. Bis zu 100.000 Lachse werden in einer Anlage in Unterwasserkäfigen gemästet. Sie sind häufig gestresst und beißen sich gegenseitig.

Antibiotika und Chemikalien in der Aquakultur

Lachse in solchen Zuchtfarmen sind zudem oft krank und werden von Läusen befallen. Deshalb werden die Lachse mit Chemikalien behandelt. Doch die Zuchtlachse sind immer resistenter gegen die Behandlungsmethoden. Die Folge: Die Läuse können sich auf die ohnehin schon raren Wildbestände ausbreiten. Und diese im schlimmsten Fall ausrotten.

Auch das schädliche Pflanzenschutzmittel Ethoxyquin wird oft dem Fischfutter beigemischt, um es haltbarer zu machen. Ethoxyquin steht unter Verdacht, krebserregend zu sein und die Leber zu schädigen.

Lachs Aquakultur in Chile
Was tun, wenn die Lachse ausbrechen? © Yawar Motion Films / WWF-US

Bei Ausbruch der Lachse: Alarm!

Ein weiteres Problem der Zuchtanlagen: Brechen Zucht-Lachse aus ihren Aquakulturanlagen aus, kontaminieren sie den genetischen Pool der Wildlachse. Hochgezüchteter Lachs ist weniger intelligent und bewegt sich langsamer. Wenn Lachse aus einer chilenischen Farm ausbrechen – so geschehen bei Hunderttausenden Fischen im letzten Sommer –  prophezeien Umweltschützer eine Katastrophe mit nicht absehbaren Folgen. Die Raubfische können ganze Bestände von einheimischen Fischen ausrotten und Lachsfresser wie Seelöwen und Otter mit Antibiotika verseuchen.

Apropos Raubtiere: Lachse fressen andere Fische

Lachse sind Raubtiere und brauchen tierische Proteine. Auch Zuchtlachse fressen andere Fische wie Heringe, Sardinen und Sprotten. Zwar werden die Lachse immer mehr zu Vegetariern gezüchtet, aber sie fressen noch Mengen an Wildfisch. Ein ökologischer Irrsinn! Sinnvoller wäre es doch, diese Schwarmfische direkt zu essen, anstatt sie erst zu verfüttern — und dann das Filet der Raubtiere zu essen.

Zuchtanlagen sind keine Alternative zur Bekämpfung der Überfischung. Nachdem ich einen TV-Beitrag über die ekelhaften Zustände in chilenischen Lachsfarmen gesehen habe, ist mir jedenfalls der Appetit auf Lachs vergangen!

Alternativen? Zertifizierter Bio-Lachs oder Wildlachs aus Alaska. Noch besser: Karpfen

Wenn man dennoch nicht ganz auf Lachs verzichten möchte, sollte man MSC-zertifizierten Wildlachs aus Alaska wählen. Dort sind die Bestände sehr gut gemanagt. Und man hilft den Leuten vor Ort, die Natur zu bewahren. Die Fischer setzten sich dafür ein, dass die Ökosysteme intakt bleiben.

Lachs aus Alaska
Eine Alternative? Wildfang aus Alaska © Paul Colangelo / WWF-US

Und wenn man Zuchtlachs kauft, sollte man darauf achten, dass dieser ASC– oder Bio-zertifiziert ist. Grundsätzlich sind Zuchtlachse aus Norwegen und der EU  besser als chilenische, da dort die Aquakulturen besser gemanagt werden.

Noch ökologischer wäre es allerdings, man würde ganz auf Lachs verzichten und stattdessen Karpfen essen. Und wenn Lachs (oder andere Fische), dann nur als seltene Delikatesse! Hier hilft auch ein Blick in unseren Fischratgeber.

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Klimastreik versus Klimapaket

1,4 Millionen Menschen gehen beim Klimastreik in Deutschland auf die Straße — und das Klimakabinett legt ein Papier vor, das die eigenen Ziele verfehlt.

Was für ein starkes Signal für das Klima: Hunderttausende haben beim Klimastreik am 20. September in ganz Deutschland verlangt, dass die Bundesregierung endlich ihren nötigen Beitrag leistet, um die Erderhitzung zu stoppen.

Klimapaket verfehlt selbst die eigenen Klimaziele

Das Klimakabinett hat am selben Tag die Vorschläge zur Erreichung der deutschen Klimaziele vorgelegt. Doch die Große Koalition legt in ihrem Klimapaket nur Ankündigungen vor, mit denen sie selbst ihr eigenes Klimaziel verfehlt, den Verbrauch von Kohle, Öl und Erdgas bis 2030 zu halbieren. Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien versagt die Große Koalition komplett: Sie hat ihn schon zum Erliegen gebracht und heute neue zusätzliche neue Hürden beschlossen. Ohne Erneuerbare kann der Klimaschutz aber nicht gelingen.

Klimapaket: verzagt, vertagt, versagt

Diese Mischung aus Verzagen, Vertagen und Versagen ist kein akzeptables Ergebnis. Die Koalition muss bis Ende November nachliefern. Bis zur Weltklimakonferenz in Chile erwarten wir Gesetze und Haushaltbeschlüsse, die das Erreichen des eigenen 2030-Klimaziels sicherstellen und einen fairen Beitrag zum Pariser Klimaschutzabkommen ermöglichen. Dazu gehört auch die Unterstützung Deutschlands für ein höheres EU-Klimaziel.

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Noch fehlen in den Vorschlägen des Klimakabinetts die großen strukturellen Veränderungen. Wir brauchen eine schnelle und wirksame CO2-Bepreisung, im Stromsektor einen europäisch-regionalen Mindestpreis von zunächst 25 Euro, der in wenigen Jahren auf 40 Euro ansteigt, um den Kohleausstieg zu beschleunigen.

Der Druck beginnt zu wirken

Das Klimapaket zeigt aber auch: Der stetige öffentliche Druck an Freitagen und Wahlsonntagen beginnt zu wirken. Schülerinnen, Schüler und jetzt auch immer mehr Erwachsene haben endlich ein Jahrzehnt klimapolitischen Stillstands beendet. Jeder Einzelne, der heute beiden den weltweiten Aktionen auf der Straße war, verdient unseren Dank.

Die angemessene Antwort der Bundesregierung steht aber noch aus.

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Klima: Die CO2-Uhr tickt — und was Du tun kannst

Der Klima Fußabdruck von uns Menschen ist enorm. Noch nie zuvor hat eine einzelne Art so einen großen Einfluss auf die Erde ausgeübt. Forscher sprechen vom Anthropozän, dem geologischen Zeitalter der Menschen. Gegenüber vorindustriellen Werten haben die menschlichen Aktivitäten beispielsweise die globale Durchschnittstemperatur bereits um etwa 1 Grad Celsius erwärmt, wie der Weltklimarat (IPCC) in seinem Sonderbericht feststellt. Über Land ist die Durchschnittstemperatur sogar bereits um 1,53°C gestiegen.

Diese fortschreitende Erderhitzung beschleunigt das Artensterben und bedroht die Lebensgrundlagen von uns Menschen. Jedes Zehntel Grad Celsius zählt! Um die kritischen Folgen der Erderwärmung zu begrenzen, setzen Forscher ein Limit von 1,5 Grad Celsius. Sonst droht die Erde für uns Menschen zum lebensfeindlichen Ort zu werden.

Wir müssen CO2 sparen für das Klima — doch wieviel?

Wir müssen sparen, so viel ist klar. Doch wie viel genau? Der Weltklimarat hat errechnet, dass die gesamte Menschheit derzeit etwa 42 Milliarden (Gt) CO2-Äquivalente (CO2e) emittiert. Das entspricht 1331 Tonnen pro Sekunde. Um das 1,5‑Grad-Ziel nicht zu reißen, dürfen wir aber aktuell nur noch 350 Milliarden Tonnen ausstoßen und müssten danach aber sofort auf null (!) Emissionen runter. Und dabei bleiben. Bei unserem aktuellen Tempo haben wir bereits in acht Jahren dieses Budget erschöpft. Noch schlimmer: Derzeit steuern wir auf eine durchschnittlich mindestens drei Grad heißere Welt zu.

Klima-Fußabdruck: 12,36 Tonnen CO2e pro Jahr

Nicht nur Politik und Wirtschaft stehen unter enormen Handlungsdruck, auch wir Individuen müssen unseren Beitrag leisten. Schließlich entstehen Treibhausgasemissionen durch unseren Konsum. Nimmt man die Treibhausgasemissionen eines ganzen Landes zusammen und teilt sie durch die Anzahl an Menschen in diesem Land, entsteht der Klima-Fußabdruck eines Durchschnittsbürgers dieses Landes. So stößt der/die Durchschnittsdeutsche etwa 12,36 Tonnen CO2e pro Jahr aus, wie Berechnungen von ESU-services für den WWF ergeben. Das entspricht einer Lebens-Klimabilanz von fast 1000 Tonnen CO2e – 1 Million Kilogramm.

Klimarisiken: 1,5 versa 2 Grad

Damit liegen wir Deutschen weit über dem weltweiten Durchschnitt von 7,4 Tonnen pro Jahr. Doch auch dieser ist viel zu hoch. Das Umweltbundesamt hat das Notwendige bereits auf den Punkt gebracht: “Von 12 Tonnen CO2e auf unter 1 Tonne CO2e pro Person und Jahr”.

Der Klima Fußabdruck unseres Konsums entscheidet

Mit jeder noch so kleinen Konsumentscheidung treffen wir also täglich eine Wahl darüber, wie hoch die Erderhitzung ausfallen soll. Bewusst oder unbewusst. Das Gute daran: Wir haben die Wahl. Wenn wir uns gegen klimaschädliche Produkte entscheiden, besteht kein Anreiz für Unternehmen, diese anzubieten. Konkret für Deutschland und viele anderen Länder heißt das: Wir essen zu viel Fleisch und Milchprodukte. Wir werfen Unmengen genießbarer Lebensmittel weg. Verschwenden Strom und Wärme, fahren zu viel Auto und mit Kreuzfahrschiffen. Fliegen zu viel. Klimafreundlichere Alternativen gibt es zu genüge!

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Verringern alle ihren Fußabdruck, verbleibt dennoch ein Restsockel an CO2e‑Emissionen, den wir durch persönliche Konsumentscheidungen nicht weiter  vermindern können. Hierzu zählen neben Emissionen für unseren Grundkonsum an Ernährung, Wohnen, Mobilität. Beispielsweise aber auch Emissionen für staatliche Dienstleistungen wie Verwaltung, Gesundheit und Bildung sowie allgemeine Infrastrukturen. Damit auch dieser Restsockel verkleinert werden kann, braucht es die gemeinsame Anstrengung unserer Gesellschaft.

Klima Fußabdruck Demo
Auf die Straße für das Klima — wann, wenn nicht zum Klimastreik ? © Bernd Lauter / WWF

Letzten Endes können notwendigen Veränderungen nur gelingen, wenn alle mit anpacken: Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik. Helft uns deshalb dabei, dass der Schutz des Erdklimas in der Öffentlichkeit und bei der Politik gehört wird! Nutzt eure Stimme und engagiert euch. Bei Wahlen, bei Demonstrationen wie dem weltweiten Klimastreik am 19. September, in den sozialen Medien und im Gespräch mit deiner Familie und deinen Freunden.

Die Reduktion unseres Fußabdrucks ist ein Gemeinschaftsprojekt und lebenslange Aufgabe jedes einzelnen geworden. Letztlich geht es um die existenzielle Frage: Wie viel Umweltschäden will ich im Laufe meines Lebens vermeiden und welche Welt möchte ich meinen (Enkel-)Kindern und allen künftigen Generationen hinterlassen. Schließlich werden wir unseren Kindern und Enkelkindern eines Tages die Frage beantworten müssen, warum wir nichts getan haben, um die Erderhitzung zu stoppen?

Mit dem WWF-Klimarechner könnt ihr euren persönlichen Fußabdruck berechnen und herausfinden, wo eure größten Einsparpotenziale liegen.

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