Im Dezember bot sich in der sibirischen Arktis zum zweiten Mal im letzten Jahr Eisbär Großalarm. Eine große Gruppe Eisbären kam auf unnatürlicher Nahrungssuche dicht an eine menschliche Siedlung heran. 56 Eisbären zählte die örtliche Eisbärenpatrouille auf einer Fläche von nicht einmal einem Quadratkilometer.
Eisbären in Sibirien: Der Hunger treibt sie an
Mehrere Tage hintereinander zogen die über 50 Eisbären um das Dorf Ryrkaypiy auf der ostsibirischen Tschuktschen-Halbinsel im Nordosten Russlands. Es waren ausgewachsene Tiere und Jungtiere unterschiedlichen Alters mit ihren Müttern. Die Dorfbewohner hier sind den Anblick von Polarbären inzwischen gewohnt. Aber in einer derart großen Gruppe kamen die arktischen Räuber bisher nicht.
WWF Eisbärenpatrouille – Schutz von Mensch und Eisbär
Mehrmals am Tag sind eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter unserer Eisbär-Patrouille mit Schneemobilen im Dorfgebiet auf Streife. Sie sollen verhindern, dass die Eisbären von der Küste ins Dorf kommen. Und sie bewachen den Kindergarten und die Schule, um die jüngsten Bewohner zu schützen. Sind Bären in der Gegend wie im Moment, werden die Kinder mit eigens dafür eingesetzten Bussen gefahren und alle offiziellen Veranstaltungen wie zum Beispiel Konzerte fallen aus.
Sibirien: Wo das Eis fehlt, kommen die Eisbären an Land
Eisbärpatrouillen sind inzwischen vielerorts nötig. Denn wir wollen verhindern, dass die gefährdeten Eisbären im Konflikt mit Menschen erschossen werden. Hauptgrund dieses Konflikts ist der Rückgang der Meereisfläche aufgrund des sich ändernden Klimas, so dass Eisbären nun im Durchschnitt in vielen Gegenden vier Monate an Land verbringen müssen.
Ist das Eis auf dem Polarmeer dick genug, sind die Eisbären von dieser Plattform aus auf der Jagd nach Robben. Aber fehlt die Eisdecke, müssen die Tiere auf der Suche nach Nahrung an Land ausweichen. Neugierde und Hunger treiben die sie bis in die Dörfer. Dort werden sie zum Beispiel von Lebensmittelabfällen angelockt.
„Unsere“ 56 Eisbären haben noch ‚natürliche‘ Nahrung gefunden – einige tote Walrosse. Diese Walrosse waren aber ebenfalls nur an Land, weil auch sie kein Eis mehr vorfinden.
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Helfen kann nur eine konsequente Bekämpfung der Klimakrise. Und mehr Eisbär-Patrouillen, um die Menschen vor den Bären und die Bären vor den Menschen zu schützen.
Der WWF kooperiert mit der Deutschen Eishockeyliga (DEL) und macht sich gemeinsam mit den Sportlern für den Artenschutz stark. Im Rahmen des Projekts erzählen wir Bekanntes und weniger Bekanntes über die Wappentiere der Clubs. Aus diesem Grund präsentieren wir: die Grizzlys!
“Wenn du ein Bär sein willst, sei ein Grizzly”, soll der indische Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi gesagt haben. Was genau er damit meinte, können wir nur raten. Vielleicht dachte Gandhi, der Grizzly sei der größte Bär auf diesem Planeten. Damit hätte er allerdings falsch gelegen.
Grizzlys sind nicht die größten Bären
Der Eisbär und auch der Kodiakbär sind größer. Der Grizzlybär ist — ebenso wie der Kodiakbär — ein sehr enger Verwandter des Braunbären und ein Verwandter des eurasischen Braunbären, der auch bei uns in Europa vorkommt.
Warum heißt der Grizzlybär Grizzlybär?
Seinen Namen verdankt der Grizzly seiner Fellfärbung: Grizzled bedeutet auf Englisch gräulich. Das bezieht sich auf die Spitzen seines Fells, die meist von grauer Farbe sind. Damit ist der Bär ein Trendsetter in Sachen Dip-Dye Hairstyle. Das namensgebende „gräuliche“ Fell tragen aber nicht alle Grizzlys. Es gibt auch eher blonde oder fast schwarze Grizzlybären. Die Färbung variiert von Region zu Region.
Der Grizzly frisst am liebsten vegetarisch
Grizzlybären sind Allesfresser, bevorzugen aber pflanzliche Nahrung und liegen damit voll im Trend. Dreiviertel ihres Speiseplans besteht aus vegetarischer Kost wie Beeren, Gräsern, Kräutern oder Nüssen. Ab und an gönnt sich der Grizzly als Proteinquelle aber auch mal Fisch, Vogel oder gar größere Huftiere wie einen Elch.
Grizzlys: Überraschend schnell und nicht nur im Stehen groß
Seine „Teddybärhaftigkeit“ täuscht darüber hinweg, dass der Grizzly ein richtig schneller Läufer ist. Auf der Flucht kann er so schnell werden wie ein Pferd. Wenn er sich bedroht fühlt, stellt der Grizzly sich auf seine Hinterbeine, um noch imposanter auszusehen. Doch auch auf vier Beinen ist ein Grizzlybär mit bis zu 450 kg und einer Länge von drei Metern von Kopf bis Rumpf äußerst eindrucksvoll.
Entsprechend ihres Körpergewichtes sind Grizzlybären vielen Tieren und auch uns Menschen deutlich überlegen. Besonders beeindruckend ist aber, wie kräftig sie zubeißen können. Grizzlys gehören zu den zehn Tieren mit dem stärksten Gebiss auf der Welt. Mit einer Bisskraft von fast 85 Kilo pro Quadratzentimeter könnten sie locker eine gusseiserne Pfanne durchbeißen.
Bloß nicht wecken: Grizzlybären halten keinen Winterschlaf
Grizzlybären halten keinen richtigen Winterschlaf, sondern nur eine sogenannte Winterruhe. Dabei sinkt die Körpertemperatur wenig, Herzschlag und Atemfrequenz sind aber deutlich verringert. So kann es sein, dass der Bär auch im Winter einmal aufwacht und eine Runde durch den Wald dreht.
Können Grizzlys uns Menschen gefährlich werden?
Schon ein einzelner Tatzenhieb oder Biss können im schlimmsten Fall für den Menschen tödlich enden. Doch normalerweise gehen Grizzlybären Menschen aus dem Weg. Gefährlich wird es, wenn eine Bärenmutter glaubt, ihre Jungen verteidigen zu müssen oder Bären überrascht werden. Und auch seine Beute lässt sich ein hungriger Grizzly ungern nehmen.
Grizzlys leben im nordwestlichen Nordamerika, vor allem in Alaska – 70 Prozent aller Grizzlys sind hier zu Hause. Die Grizzlybären hier sind in der Regel größer als ihre Artgenossen im südlicheren Nordamerika. Dieses Phänomen lässt sich durch die Bergmannsche Regel erklären, nach der die durchschnittliche Körpergröße einer Art zu den Polen hin zunimmt.
Grizzlybären als Heilmittel
Einst erstreckten sich die Reviere der Grizzlys nicht nur von Alaska über Wyoming, sondern bis ganz nach Mexiko. Doch sie wurden für ihr Fleisch, ihren Pelz oder als Trophäe bejagt und ihr Lebensraum durch Entwaldung, Straßenbau und Landwirtschaft zerstört. Dass Fett, Galle, Tatzen, Rückenmark, Blut und Knochen des Grizzlys als Heilmittel in der traditionellen asiatischen Medizin verwendet werden, macht die Situation nicht besser.
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Die Welt braucht Grizzlys
Grizzlybären waren lange vom Aussterben bedroht. Doch in den letzten 30 Jahren haben ihre Bestände zum Glück wieder zugenommen. Sie sind ein wertvoller Teil der Natur, in die sie gehören. Zum Beispiel graben die Bären auf der Suche nach Wurzeln den Boden um und lockern ihn damit auf. Und sie scheiden aus ihrer vegetarischen Kost pflanzliche Samen aus und verteilen sie damit. Alles Beispiele für wichtige natürliche Kreisläufe.
Heute lebt der Grizzly vor allem im geschützten Umfeld von Nationalparks. Die Bären können hier bis zu 25 Jahre alt werden.
Rekordverdächtige Bäume gibt es viele – sogar unterirdische Bäume und eine Eiche mit Adresse! Außerdem spannende Zahlen, besondere Düfte und Baumforschung per Twitter. Aber lest selbst: Faszinierendes aus dem Forst.
Die einsame Eibe
Weltweit gibt es 60.065 Baumarten. In Deutschland wachsen nur etwa 70. Die häufigsten sind Fichten, Kiefern, Buchen und Eichen. Die seltensten wiederum sind Eiben. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hat lange gesucht und zu wenige gefunden, denn Eiben gibt es hierzulande nur noch sehr wenige. Und zwar so wenige, dass ihr Bestand mittlerweile als gefährdet gilt. Über die Republik verteilt sind es nur 60.000, die vor allem in Thüringen und Bayern wachsen.
Baum mit Adresse
Vielleicht sollten es die vereinsamten Eiben mit einer Kontaktanzeige versuchen. Eine Eiche in Eutin hat für die Partnersuche eine eigene Postanschrift: Bräutigamseiche, Dodauer Forst, 23701 Eutin. Ob das allerdings auch für Eiben gilt, ist nicht bekannt.
Der älteste Baum Deutschlands ist über 1200 Jahre alt, stammt also etwa aus dem achten Jahrhundert. Es ist die Schenklengsfelder Dorflinde, auch Riesenlinde genannt.
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Die Sommerlinde (Tilia platyphyllos) schindet nicht nur durch ihr Alter Eindruck: Die mächtige Krone hat einen Durchmesser von fast 25 Metern und ist so ausladend, dass sie gestützt werden muss. Die alte Linde steht ziemlich genau in der Mitte von Deutschland im hessischen Dorf Schenklengsfeld.
So alt müssen wir erst einmal werden
Bäume gibt seit 390 Millionen Jahren auf der Erde – den Menschen gerade mal seit 200.000 Jahren.
Ältester Baum der Welt — diesen Rekord hält ein Baum in Skandinavien, der etwa acht mal so alt ist wie die Riesenlinde: Der alte Schwede „Old Tjikko“ ist eine etwa 9500 Jahre alte Fichte und steht im Fulufjället Nationalpark.
Bäume in Gefahr
15 Milliarden Bäume fallen jedes Jahr Bränden, Abholzungen, Stürmen und Schädlingen zum Opfer. Das macht pro Kopf und Jahr zwei Bäume. Es bleibt also noch einiges zum Wiederaufforsten.
Baum mit Twitter-Account
Bäume kommunizieren miteinander. Sie setzen beispielsweise Duftstoffe aus ihren Blättern frei, der Wind treibt diese zu ihren Nachbarn und warnt – zum Beispiel vor Borkenkäfern. Neuerdings gibt es aber auch Exemplare mit Twitter Accounts. Dabei wird der Baum meist zu Forschungszwecken mit Sensoren ausgestattet, die Ökologen auf dem elektronischen Weg über Verdunstung und Wasserfluss in der Pflanze informieren. Eine Brandenburger Kiefer hat mittlerweile fast 1.800 Follower. Wer sich mal mit ihr unterhalten möchte: @TW_Britz TreeWatchBritz
Bedrohlich gefragt sind Adlerholzbäume. Ihr Holz gilt als das teuerste der Welt. Allerdings nur, wenn ihr Stamm von einem speziellen Pilz befallen ist. Der Pilz regt die Harzproduktion an, was wiederum den Kern des Stammes zu einem begehrten Duftstoff macht. Dieser wird nicht nur für Geisterbeschwörungen auf Borneo genutzt, sondern betört auch die Parfumindustrie.
Dass nur acht von 44 Adlerholzarten diesen Stoff bilden und man dem Stamm von außen nicht ansieht, ob in seinem Innern das begehrte Holz schlummert, hat zu einem Run auf die Bäume im südostasiatischen Regenwald geführt. Aus Indien, Bangladesch, Thailand oder China sind die Bäume quasi „verduftet“. Auch die malaysischen Bestände und die indonesischen auf Borneo und Irian Jaya haben schwer gelitten.
Lebkuchenbaum
Wer sich Adlerholz nicht leisten kann oder will, kann sich mit dem Herbstlaub des Japanischen Kuchenbaums begnügen. Auch Lebkuchenbaum genannt. Er verströmt süßlichen Geruch wie Gebäckund wächst auch hierzulande vereinzelt in Vorgärten. Aber Vorsicht: Nicht mit den Zweig der Zuckerbirke verwechseln. Die riechen nach Kaugummi oder nach mobilen Dixi-Klos.
Waldtraut und der höchste Baum der Welt
Der höchste Baum der Welt heißt Hyperion, benannt nach einem Titanen aus der griechischen Mythologie. Der Küstenmammutbaum ragt hoch aus dem Redwood-Nationalpark in Kalifornien — mit einer Größe von gut 115 Metern! Dafür brauchte er aber auch fast 2500 Jahre. Deutschlands höchster Baum heißt Waldtraut. Die 107 Jahre alte Douglasie ist knapp 67 Meter hoch und wächst noch immer – pro Jahr 30 bis 33 Zentimeter. Sie steht im Stadtwald von Freiburg.
Die Welwitschia wächst in der Namib-Wüste im südlichen Afrika und versteckt ihren Stamm im Boden. An der Oberfläche sind stets nur wenige große, rissige Blätter zu sehen. Welwitschien können bis zu 2500 Jahre alt werden und sehen aus wie Gartenabfall.
Blätter zum Atmen
Ein europäischer Laubbaum trägt durchschnittlich 30.000 Blätter, über die er an warmen Sommertagen mehrere hundert Liter Wasser verdunstet. Pro Stunde verbraucht zum Beispiel eine Buche mehr als zwei Kilo Kohlendioxid und produziert 1,7 Kilo Sauerstoff. Das reicht für etwa 20 Menschen am Tag. Außerdem filtert der Baum Schadstoffe aus der Luft: Staub, Bakterien und Pilzsporen.
Deutschland: Nur 100 Bäume pro Einwohner
Wissenschaftler der Yale University haben nachgezählt. Sie kommen zu dem Schluss, dass derzeit rund drei Billionen Bäume auf der Welt wachsen. Das macht 422 Bäume pro menschlichen Erdenbewohner. Sieht man sich die einzelnen Länder genauer an, kommen wir Deutschen auf lediglich 100 Bäume pro Bundesbürger. Ein Norweger hingegen kann sich 3.000 Bäume zusprechen, ein Russe rund 4.500 und ein Bolivianer sogar 5.400.
Kurz vor Weihnachten gab es gestern noch einmal einen richtigen Aufreger: “Wölfe dürfen leichter geschossen werden”, berichtet die Tagesschau. Die Zeit schreibt: “Bundestag erleichtert Abschuss von Wölfen”. Auch ganze Rudel wären von dem neuen Gesetz betroffen, heißt es. Und auch, dass “die Umweltschutzorganisation WWF die Pläne begrüßte.” Zahlreiche Anfragen erreichten mich. Das Telefon unseres Infoservices stand seit dem auch nur noch selten still.
Was wurde beschlossen und was hält der WWF davon?
Der Bundestag hatte gestern nach monatelangen Diskussionen eine Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes verabschiedet. Ganz speziell betreffen die Änderungen den Umgang mit dem Wolf. Bereits im Sommer wurden Änderungsvorschläge eingebracht. Nach unserer Einschätzung und dem zahlreicher anderer Verbände gab es hier jedoch deutlichen Verbesserungsbedarf , sodass noch einmal nachverhandelt werden musste.
Nun wurde ein Kompromiss gefunden und wir begrüßen, dass damit einer möglichen Aushöhlung des Artenschutzes — wie in den vorherigen Entwürfen vorgeschlagen – eine Absage erteilt ist. Aus unserer Sicht ist dabei entscheidend, dass der strenge Schutzstatus der Wölfe und anderer streng geschützter Arten nicht aufgeweicht wird. Obwohl es vielleicht anders klingt, wenn man nur die Überschriften liest.
Wenn Nutztiere gerissen werden, dürfen Wölfe künftig auch dann abgeschossen werden, wenn nicht klar ist, welcher Wolf in einem Rudel die Tiere angegriffen hat.#wolfhttps://t.co/aG20eLg5kC
Ursprünglich sollten jegliche Personen einen Abschuss von streng geschützten Tieren beantragen können, die sich in irgendeiner Form von ihnen “ernst geschädigt” fühlten. Das hätte sogar dazu führen können, dass Hobbyfischer oder Teichbesitzer solch einen Antrag einreichen können, um z.B. Kormorane, Fischadler oder Fischotter abschießen lassen zu können.
Wölfe: Abschuss nur die allerletzte Lösung
Der Kompromiss führt die Berechtigung für einen Antrag auf Entnahme auf das bislang geltende Kriterium des Wirtschaftens zurück, so wie wir und viele andere Umweltverbände es gefordert hatten. Somit ist klargestellt worden, dass ein Abschuss nur eine allerletzte Lösung darstellen kann und immer einer Einzelfallprüfung bedarf.
Viel wichtiger jedoch ist, dass es gar nicht so weit kommt. Dafür müssen flächendeckend Herdenschutzmaßnahmen in allen Bundesländern mit Wolfsvorkommen umgesetzt werden. Das heißt in der Praxis wird jeder Antrag auf die Entnahme als Einzelfall geprüft. Diese Prüfung betrifft den einerseits den wirtschaftliche Schaden, aber auch ob zuvor wirklich alle präventiven Maßnahmen ergriffen wurden. Nur wenn es wirklich keine Alternativen mehr gibt, wird diese Entnahme positiv beschieden werden. Unserer Ansicht nach hätte es dafür keine Änderung des Naturschutzgesetzes gebraucht, da auch bislang die Tötung oder wie es so schön heißt “Entnahme” von Tieren im Einzelfall erlaubt war.
Wölfe: Bundestag regelt Hilfe für Weidetierhalter
Bund und Länder haben bereits angekündigt die Fördermaßnahmen auszubauen. Somit sollen Weidetierhalter auch Hilfe bei den laufenden Kosten des Herdenschutzes erhalten. Dafür befürworten wir eine bundesweite Koordination zu Herdenschutzmaßnahmen wie Zäunen und Hunde, deren Förderung, Weiterentwicklung und Beratungsangeboten.
Was ist nun mit Wolfsrudeln?
Soll es nun auch gleich ganzen Rudeln an den Kragen gehen, so wie es die Nachrichten suggerieren? Ja, das Gesetz macht den Weg dafür frei, dass theoretisch in einem Gebiet so lange Wölfe entnommen werden dürfen, bis die Schäden aufhören. Das sieht der WWF kritisch und hat auch Bedenken, dass dies mit europäischem Recht vereinbar ist. Deshalb werden wir genau beobachten, wie diese Regelung umgesetzt wird. Unserer Ansicht nach muss die Entnahme eines streng geschützten Tieres immer einen Einzelfallentscheidung bleiben.
Sie sind wieder da: Fast einhundert Jahre lang galt das Europäische Wisent im Kaukasus als ausgestorben. Das letzte Wisent soll dort 1927 erlegt worden sein. Dank einiger Wiederansiedlungsprojekte in Russland (und seit 2019 in Aserbaidschan) kehrt das Wisent zurück in den Kaukasus – mit dem Flugzeug. So verrückt wie es klingt, war es dann auch tatsächlich. Doch es wird noch besser, denn bei den Wisenten hat es nun Nachwuchs gegeben. Hinter uns liegen zwei Jahre harte Arbeit, die nun mit der Geburt eines Wisentkälbchen einen ersten Erfolg darstellt.
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Wisente sind Verwandte der amerikanischen Bisons. Die wuchtigen Wildrinder waren einst fast auf dem gesamten europäischen Kontinent anzutreffen. Inzwischen sind sie so selten geworden, dass sie besonderen Schutz benötigen. Der Plan: Möglichst bald sollen wieder Wisentherden durch den Kaukausus ziehen. Entscheidend dafür ist eine erfolgreiche Wiederansiedlung von Wisenten, die im Rahmen des europäischen Erhaltungszucht-Programms in Zoologischen Gärten oder Wildgehegen geboren wurden. Dass es nun mit Nachwuchs geklappt hat, ist ein wichtiger Erfolg.
Wisent-Nachwuchs: Zwei Jahre Vorbereitung
Nach über zwei Jahren intensiver Vorbereitungen wurden im Mai 2019 die ersten zwölf Europäischen Wisente von Deutschland nach Aserbaidschan geflogen. Vier von ihnen stammen aus dem Berliner Tierpark. Im Shahdag-Nationalpark im Norden Aserbaidschans liegt das Wiederansiedlungs-Gebiet mit einem speziell angelegten Wiederansiedlungszentrum. Der spektakuläre Transport in das 130.000 ha große Schutzgebiet verlief Dank der professionellen Betreuung eines internationalen Expertenteams reibungslos. Im Herbst des nächsten Jahres sollen weitere fünf Wisente folgen.
Die Wisente scheinen den Umzugsstress bestens überstanden zu haben. Ende November 2019 erreichte uns in Berlin die erfreuliche Nachricht, dass das erste Wisent-Kalb im Shadgh Nationalpark das Licht der Welt erblickte. Das Kälbchen und die Mutterkuh „Glen Shirra“ sind wohlauf. Beide haben sich bereits in den Schutz der Herde begeben. Allerdings befindet sich diese Herde noch in einem 300 ha großen Auswilderungsgehege. Doch schon bald geht es hinaus in in die Wälder des Nationalparks. Dafür werden dann einfach die umgebenden Zäune geöffnet.
Lohnt sich das alles?
So erfreulich die Nachricht vom Wisent-Nachwuchs auch sein mag, stellt sich dabei leicht die Frage, warum überhaupt so ein Aufwand betrieben wird. Lohnt sich das alles überhaupt? Die eindeutige Antwort: Auf jeden Fall!
Wisente sind Landschaftsarchitekten
Wisente, die schon mal 800 Kilogramm wiegen können, sind Pflanzenfresser. Sie verspeisen bis zu 60 Kg Gräser, Laub und Baumrinde – pro Tag. Sie werden daher auch als Megaherbivore bezeichnet. Wisentherden haben damit einen Einfluss auf die Vegetation. Sie halten große Flächen in Wäldern offen und sorgen für Lichtungen, an denen die Sonne bis zum Boden gelangen kann. Dadurch entstehen wichtige Nischen für andere Arten. Außerdem verbreiten sie in ihrem Dung die Samen ihrer Nahrung und tragen somit zur Verbreitung bei.
Wisentwiederansiedlung ist ein Gemeinschaftsprojekt
Die Wisentwiederansiedlung ist ein Gemeinschaftsprojekt des WWF, des aserbaidschanischen Umweltministeriums und IDEA mit Unterstützung der EAZA/EEP, zoologischen Gärten (wie dem Tierpark Berlin) und vielen anderen. Die finanziellen Mittel wurden durch BMZ/KfW, den WWF und privaten Spenden bereitgestellt.