Feuer in Australien: Bilanz einer menschgemachten Katastrophe

Das gigantische Ausmaß der Feuer in Australien

Seit Beginn der Feuer im Oktober 2019 sind in Australien mehr als zehn Millionen Hektar Land verbrannt. Mehr als bei den jüngsten Bränden im Amazonas und in Kalifornien zusammen. Mehr als die Fläche von Belgien und den Niederlanden. Alleine das Feuer beim Gospers Mountain war etwa sechs Mal so groß wie ganz Berlin.

Ursache der Brände: Das Klima

Brände sind in Australien normal. Australien ist ein Land der Buschfeuer. Aber die aktuelle Buschbrandkatastrophe ist nicht normal. Australien hat vier aufeinanderfolgende Rekordsommer verzeichnet. Die beispiellose Trockenheit in Verbindung mit niedriger Luftfeuchtigkeit, hohen Temperaturen, starkem Wind verlängert und verschlimmert die Buschfeuersaison.

Natürlich: Die Klimakrise allein verursacht keine Feuer. Das war auch bei den Waldbränden in Deutschland im letzten Sommer nicht der Fall. Aber das Klima schafft extreme Brandwetterlagen. Die Erderhitzung schafft schlicht perfekte Bedingungen für katastrophale Feuer.

Jetzt brennt es in Australien an auch an Orten, die vorher als sicher galten. Regenwälder im nördlichen New South Wales, im tropischen Queensland und in den ehemals feuchten Altwäldern in Tasmanien. In einer Intensität, die noch nie zuvor erlebt wurde.

Menschen und die Feuer: Tod und Zerstörung

Mindestens 28 Menschen kamen bei den Feuern ums Leben. Mehr als 2000 Häuser wurden zerstört. Die Massenevakuierungen in New South Wales und Victoria gehören zu den größten, die jemals in Australien stattgefunden haben. Die genaue Zahl der Geflohenen bleibt unklar, es waren wohl etwa 60.000 Menschen.

Die vollen Auswirkungen auf die Lebensgrundlagen der Menschen sind noch nicht klar. Jeder Dritte Australier ist von der Luftverschmutzung betroffen. Die Luftqualität im zentralaustralischen Capital Territory war Anfang Januar die schlechteste der Welt.

Tiere: Vertrieben, verbrannt — und ausgestorben?

Schätzungen gehen davon aus, dass bisher mehr als 1,25 Milliarden Tiere betroffen sind. Mehrere Arten könnten durch die Feuer ausgestorben sein. Bis zum Abklingen der Brände wird das volle Ausmaß unbekannt bleiben. Was schon klar ist: Koalas sind schwer betroffen. In einer schon vorher bedrohten Population an der sogenannten „Koala Coast“ von New South Wales sind bis zu 30 Prozent der dortigen Tiere bei Bränden umgekommen – bis zu 8400 Tiere. Gerade dort, wo der WWF schon vor den Bränden fürchtete, die Koalas könnten bis 2050 aussterben, ist dies ist ein verheerender Schlag für eine ohnehin bedrohte Art. Denn die katastrophalen Feuer könnte das Abrutschen der Koalas in die regionale Ausrottung beschleunigen.

Die Feuer in Australien haben viele Tiere getötet. Dieser Koala hatte Glück
Dieser Koala hatte Glück © Trudi Timps / WWF

Zahlreiche weitere Arten sind stark betroffen, unter anderem der Südliche Großflugbeutler und der Große Gleithörnchenbeutler, das Langfuß-Kaninchenkänguru und das Bürstenschwanz-Felskänguru, der Bergbilchbeutler, der Südliche Corroboree-Frosch sowie auf der besonders betroffenen Känguru-Insel die nur dort vorkommende Känguru-Insel-Schmalfußbeutelmaus und die dort lebenden Braunkopfkakadus.

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Bei etwa 114 in Australien bedrohten Arten ist mindestens die Hälfte ihres Verbreitungsgebietes von den Feuern betroffen. Über 190 Arten haben mehr als 30 Prozent ihres Verbreitungsgebietes an die Feuer verloren. Mehrere Arten wurden fast in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet von den Bränden verzehrt, wie etwa die Berg-Trachymene, eine hoch bedrohte Pflanze, die nach ihrer wissenschaftlichen Beschreibung 1899 schon als ausgestorben galt, bevor sie in den 1980er wiederentdeckt wurde. Sie kommt nur an zwei Standorten auf etwa 30 Hektar im südöstlichen Hochland von New South Wales vor. Das kleine Vorkommen liegt zwar in einem Nationalpark, aber dieser ist massiv von den Feuern betroffen und bleibt in Teilen wegen der Gefahren durch die Flammen weiterhin für Besuchende geschlossen.

Australien brennt: Helft uns, die Koalas zu retten!

 

Selbst wenn sie den Flammen entkommen sind, stehen viele Tiere vor harten Zeiten. Ihr Futter ging ebenso in Flammen auf wie ihre Deckung vor Feinden. Je nach Intensität der Feuer sind nur kleine Teil-Lebensräume verschont geblieben. Es kann gut sein, dass hier Bestände so klein sind, dass ein langfristiges Überleben unsicher wird.

Wirtschaft und die Feuer: Milliardenschäden

Die Feuer werden die Wirtschaft in Australien mindestens fünf Milliarden Australische Dollar an direkten Verlusten kosten – das entspricht etwa drei Milliarden Euro. Das Wirtschaftswachstum dürfte sich um bis zu 0,5 Prozent reduzieren. Unter den Auswirkungen werden der Tourismus und die Landwirtschaft leiden.

Auch der wirtschaftliche Wert des Verlusts an biologischer Vielfalt ist schätzbar. Er beträgt bis zu acht Milliarden Euro. Der wirtschaftliche Wert der durch die Brände verursachten Kohlenstoffemissionen (auf der Grundlage der Preise für Kohlenstoffkredite) liegt bei bis zu fünf Milliarden Euro.

Politik und die Feuer: Premier Morrison unter Druck

Seit Beginn der Feuer gibt es viel Kritik an der Regierung. Die Kritik richtete sich vor allem gegen den schlecht getimten Urlaub des Premierministers Scott Morrison auf Hawaii. Dazu kam die anfängliche Weigerung, freiwillige Feuerwehrmänner zu bezahlen und der nur schleppende Einsatz der Armee. Und die Klimapolitik Morrisons findet immer mehr Kritiker. Morrison möchte in Zukunft eher noch mehr Kohle fördern lassen möchte. Australien ist der weltgrößte Kohleexporteur.

Ihre Klimaschutzpolitik will die Regierung trotz des zunehmenden öffentlichen Drucks aber nicht ändern. In einer Umfrage des Sydney Morning Herald lag die Zustimmungsrate für den Chef der konservativen Liberalen aber nur noch bei 32 Prozent.

Der WWF und die Brände: Die Herkulesaufgabe

Wenn es an der Katastrophe etwas Gutes gab, dann war es die weltweite Unterstützung. Die Großzügigkeit war überwältigend, auch aus Deutschland. Sie hat nicht nur die notwendigen Mittel bereitgestellt, um auf diese beispiellose Krise zu reagieren, sondern ist auch eine unschätzbare Quelle der Motivation und Solidarität in diesen schwierigen Zeiten. Australien steht vor einer gigantischen Aufgabe — und der WWF ist mittendrin.

Der WWF-Australien hat einen australischen Wildlife and Nature Recovery Fund eingerichtet. Die Unterstützung wird es uns ermöglichen, die Mittel dort zu einzusetzen, wo sie am meisten benötigt werden. Sie werden uns auch die nötige Flexibilität geben, um uns an eine sehr dynamische Situation anzupassen – das heißt dort zu helfen, wo es am nötigsten ist.

Das heißt konkret: Zunächst geht es um Soforthilfe. Wir bringen Nahrung für die Tiere in die verbrannten Gebiete. der WWF unterstützt Auffangstationen für Tiere, etwa für verletzte Koalas. Nachrichten über durch die Feuer getötete Tiere müssen wir sammeln, um ein genaues Bild von der Katastrophe zu bekommen.

Die Zukunft nach den Feuern sichern

Wir stellen sicher, dass unverbrannter Lebensraum geschützt wird. Wir identifizieren nicht oder nur teilweise verbrannte Gebiete und schützen sie vor Vieh und Rodung. Die entscheidenden Lebensräume von bedrohten Arten müssen wir wieder vernetzen und vor dem Eindringen invasiver Pflanzen- und Tierarten schützen. Anpassung und Widerstandsfähigkeit gilt es zu fördern, etwa durch pflanzen von Arten mit höherer Toleranz gegen hohe Temperaturen, Feuer und Dürre. Es sind Aufgaben für viele Jahre.

Natürlich setzen wir uns weiter dafür ein, dass Australien und alle Mitglieder der internationalen Staatengemeinschaft endlich starke Maßnahmen gegen den Klimakrise im Einklang mit dem Pariser Abkommen ergreifen!

Wir kennen die genaue Bilanz der Katastrophe in Australien noch nicht. Was aber jetzt schon klar ist: Wir sind mitten in einer Herkulesaufgabe, um zu retten, was zu retten ist – und die Zukunft der Natur Australiens zu sichern.

Australien brennt: Helft uns, die Koalas zu retten!

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Gesetz zum Kohleausstieg: Absage an den Klimaschutz

Kann man eigentlich erwarten, dass eine gewählte Regierung einen Kompromiss umsetzt, den eine von ihr eigens eingesetzte Kommission (KWSB) aus unterschiedlichsten Interessenvertreter:innen und Wissenschaftler:innen ausgehandelt hat? Diese Frage stellte sich in meinem Twitterfeed heute früh, dem Tag der Verabschiedung des „Gesetzes zur Reduzierung und zur Beendigung der Kohleverstromung” im Bundeskabinett.

Ganz grundsätzlich muss sich eine demokratisch gewählte Regierung nicht an solche Empfehlungen halten. Aber die Bundesregierung hatte zuvor bei jeder Gelegenheit bekräftigt, dass sie genau das tun werde. Und schließlich hat sie heute auch geliefert. Fast alle Beteiligten dürften von dem Gesetz profitieren. Ein paar wichtige Interessen sind jedoch auf der Strecke geblieben: Der Klimaschutz, die Steuerzahler:innen und zukünftige Generationen. Für diese hat die Bundesregierung denkbar schlecht verhandelt.

Kohleausstieg mit Steinkohleverstromung?

Heute wurde im Bundeskabinett paradoxerweise ein Kohleausstiegsgesetz verabschiedet, dass zunächst mal mehr Kohle ans Netz bringt. Mit Datteln IV geht – obwohl die Kohlekommission das anders festgehalten hatte – noch in diesem Jahr geht ein neues Steinkohlekraftwerk ans Netz. Dessen Emissionen können nicht vollständig durch andere Stilllegungen kompensiert werden. Und das damit gesendete Signal ist wirklich fatal.

Der “Kohleausstieg”, den wir jetzt haben, bedeutet zudem, dass weitere sechs Dörfer per Gesetz für einen energiewirtschaftlich nicht notwendigen Braunkohletagebau weichen müssen. Im Klartext heißt das: Sie werden weggebaggert. Zum Hambacher Wald steht nichts mehr drin.

Gesetz zum Kohleausstieg ignoriert die Kohlekomission

Der Kohleausstieg, den wir jetzt haben, schont die Braunkohle vor allem in der Lausitz. Er setzt in keiner Weise den von der Kohlekommission ausgehandelten stetigen Minderungspfad um. Stattdessen mindert er die Erzeugung und Emissionen in langen Treppenstufen immer erst kurz vor der jeweils festgelegten Deadline.

Der Kohleausstieg, den wir jetzt haben, garantiert den Betreibern RWE (Rheinisches Revier) und LEAG (Lausitzer Revier) Milliarden an Entschädigung. Sie werden bezahlt von Steuergeldern. Die LEAG erhält diese Zahlung sogar für einen Stilllegungspfad, der sich kaum von den ursprünglichen Planungen des Unternehmens unterscheidet. Das Gesetz schreibt zwar immerhin fest, dass die Entschädigungen für Wiederherstellung und Rekultivierung eingesetzt werden müssen. Allerdings ist das ohnehin die Aufgabe der Betreiber, aus den Einnahmen dafür Geld zurückzulegen.

Steuergelder als Entschädigungen für Betreiber

Der Kohleausstieg, den wir jetzt haben, wird aus öffentlichen Kassen mit über vier Milliarden Euro Entschädigungen allein für die Braunkohlebetreiber unterstützt. Hinzu kommen noch die Ausschreibungssummen für die Steinkohlekraftwerke,  mit bis zu weiteren fünf Milliarden Euro “Anpassungsgeld” für Arbeitnehmer:innen und weitere 40 Milliarden Euro Strukturwandelförderung für die Regionen. 

Kohleausstieg ohne Klimaschutz

Der Kohleausstieg, den wir jetzt haben, kann überhaupt nur dann einen Klimaschutzeffekt haben, wenn die Emissionszertifikate im Emissionshandel, die durch die Stilllegungen frei werden, gelöscht werden. Das ist so direkt nicht vorgesehen – denn damit gehen Einnahmenverluste einher. Stattdessen werden die Zertifikate in die sogenannte Marktstabilitätsreserve verschoben. Das hat die Folge, dass sich Deutschland die Kosten für diesen teuer erkauften Kohleausstieg dann mit klimapolitisch mutiger voranschreitenden Mitgliedsstaaten wie Griechenland (Kohleausstieg 2028) teilen kann.

Eigentlich ist es ja nicht zuviel erwartet:

Wenn man eine Kommission einsetzt zur Ausarbeitung eines gesamtgesellschaftlichen Kompromisses zur Befriedung eines großen und komplexen Konfliktes, der in seiner Bedeutung für den internationalen Klimaschutz nicht hoch genug zu bewerten ist, und dieser Kompromiss laut Bundesregierung dann auch Eins zu Eins umgesetzt werden soll, dann muss dieser sorgfältig austarierte Kompromiss eben auch tatsächlich genau so umgesetzt werden.

Kann man das eigentlich erwarten? Ich finde ja. 

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Coronavirus: China verbietet Wildtierhandel

Weltweit sind schon mehrere tausend Menschen infiziert. Nun erreicht das Coronavirus auch Deutschland. Internationale Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass das Virus erstmalig auf einem Wildtier-Markt in der chinesischen Millionenstadt Wuhan auf Menschen übertragen wurde. Um die Gefahr einer Epidemie einzudämmen, hat China vorübergehend den Handel mit Wildtieren verboten.

WWF begrüßt das zeitweise Verbot des Wildtierhandels in China

Der illegale Wildtierhandel stellt nicht nur eine Gefahr für die Artenvielfalt, sondern auch für Menschen dar. Vor allem die Märkte, in denen Tiere zahlreicher verschiedener Arten in Käfigen auf engem Raum gehalten werden, ermöglichen die Übertragung von neuen Erregern. Wie im aktuellen Fall kann so ein Virus von Tieren auf Menschen überspringen. Das zeitweise Verbot des Wildtierhandels ist daher eine sinnvolle Entscheidung. Weder tote noch lebendige Tiere dürfen momentan in den Handel gelangen. Betroffen sind vor allem Märkte, Restaurants und Onlineplattformen.

Coronavirus: Krankheitserreger über Artengrenzen hinweg

Der Ausbruch des Coronavirus zeigt einmal mehr, dass Menschen nicht außerhalb ihrer Umwelt stehen, sondern Teil der biologischen Vielfalt sind. Krankheitserregern gelingt es mitunter, die Artengrenzen zu überspringen. Im aktuellen Fall mit dem Finger auf China zu zeigen, ist nicht nur falsch, sondern lenkt auch vom eigentlichen Problem ab. Dieses ist der illegale Wildtierhandel.

In wenigen Stunden rund um die Welt

Wir brauchen dringend mehr Engagement im Kampf gegen den illegalen Handel mit wilden Tieren und Pflanzen. Innerhalb von wenigen Stunden können Tier- oder Pflanzenteile rund um den Globus verschickt werden. Damit einher geht immer auch eine potenzielle Bedrohung. Das zeigt der aktuelle Fall des Coronavirus deutlich.

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Biber: Fakten über ein außergewöhnliches Nagetier

Biber galten bis vor wenigen Dekaden als fast ausgerottet. Der Verlust ihrer Lebensräume durch Flussbegradigungen dezimierte ihre Bestände rapide. Sie wurden aber auch wegen ihres Pelzes und ihres Fleisches intensiv bejagt. Inzwischen haben sich die Bestände wieder erholt, sehr zum Wohl ihrer Lebensräume.

1) Biber sind die größten Nagetiere Europas

Biber schnüffelt
Die Biber sind zurück © WWF Österreich

Rekord: Biber sind die größten Nagetiere Europas. Sie können eine Körperlänge von bis zu 135 Zentimetern erreichen und dabei stolze 36 Kilogramm auf die Waage bringen. Biber waren einst in ganz Europa weit verbreitet. Die Urbiber lebten bereits vor rund 38 Millionen Jahren und auf der gesamten nördlichen Hemisphäre existierten noch vor etwa 100 Jahren mehr als 180 Millionen Exemplare. Auf der ganzen Welt gibt es lediglich eine einzige größere Nagetierart: die in Südamerika beheimateten Wasserschweine.

2) Biberpelz — 25.000 Haare pro Quadratzentimeter

Der Biberpelz ist besonders dicht an Haaren. © iStock / Getty Images
Der Biberpelz ist besonders dicht an Haaren. © iStock / Getty Images

Der Pelz der Biber hat eine ganz besonders hohe Haardichte an Haaren. Pro Quadrazentimeter wachsen bis zu 23.000 Haare. Bei einem Menschen sind es im Vergleich dazu nur 600 Haare. Auf dem Rücken ist das Biber-Fell dünner mit nur etwa 12.000 Haaren pro Quadratzentimter. Die dichtesten Stellen sind auf dem Bauchfell zu finden. Das dichte Fell ist ein perfekter Schutz vor Kälte und Feuchtigkeit.

3) Die wohl besten Holzfäller der Welt

Biber sind die wohl besten Holzfäller der Welt © iStock / Getty Images
Biber sind die wohl besten Holzfäller der Welt © iStock / Getty Images

Biber sind legendäre Holzfäller, denn sie benötigen keinerlei Hilfsmittel, um Bäume zu fällen. Alles, was sie brauchen sind ihre Zähne und eine ausgefeilte Beißtechnik. Für eine acht Zentimeter dicke Weide beispielsweise benötigen Biber nicht länger als fünf Minuten. Besonders beeindruckend ist der Beißdruck, den Biber erreichen können. Beißen sie einmal richtig zu, erzeugen sie eine Kraft von 120 Kilogram pro Quadratzentimeter. Diese Leistung überragt die der Menschen um ein Sechsfaches.

4) Bauen im Auftrag Manitus

Biber verändern mit ihren Bauten Bach- und Flussläufe, mitunter ganze Landschaften. In unseren Breiten wurden sie auch dafür verfolgt. In vielen Regionen genossen sie großen Respekt, beispielsweise glauben zahlreiche indianische Kulturen, dass Manitu die Biber beauftragte, die Flüsse, Auen und Seen anzulegen.

5) Wie aus Bibern einst Fische wurden

Biber galten im Mittelalter als Fisch © Ron Sanford / iStock / Getty Images
Biber galten im Mittelalter als Fisch © Ron Sanford / iStock / Getty Images

 

Im Mittelalter galten Biber als Fische. Das lag aber vermutlich weniger an mangelnden Biologiekenntnissen, sondern vielmehr an der Schlitzohrigkeit einiger Mönche. Während der Fastenzeit sollen die Christen kein Fleisch von „warmen Tieren“ essen. Der Verzehr von Kaltblütern ist jedoch erlaubt. Aus diesem Grund gibt es bis heute in vielen Klöstern Fischteiche. Einigen Mönchen reichte der Fischverzehr jedoch nicht, daher wurden die Nagetiere kurzerhand ebenfalls zu Fischen erklärt. Der schuppige Schwanz und die Tatsache, dass sich Biber überwiegend im Wasser aufhalten, reichten dafür aus. Während des Konstanzer Konzils (1414–1418) wurde diese Entscheidung offiziell verabschiedet. Sie waren fortan Fische und durften somit während der Fastenzeit verspeist werden.

6) Biber bauen über Jahrzehnte

Die Baue und Dämme der Biber sind wahre Wunderwerke © Claire Tranter / WWF Deutschland
Die Baue und Dämme sind wahre Wunderwerke © Claire Tranter / WWF Deutschland

Biber bauen teilweise gigantische Dämme. Der größte jemals entdeckte Damm ist so groß, dass man ihn sogar aus dem Weltall erkennen kann. Im kanadischen Wood-Buffalo-Nationalpark gibt es einen Damm, der sich über eine Länge von 850 Metern erstreckt. Forscher sind eher zufällig auf ihn gestoßen, als sie den Dauerfrost in Alberta untersuchen wollten. Anschließend verglichen sie aktuelle Satellitenaufnahmen mit älteren Bildern und stellten fest, dass die Nager bereits in den 1970er-Jahren mit dem Bau begonnen haben müssen, denn zu diesem Zeitpunkt konnte man die ersten Strukturen nachvollziehen. Die Tiere waren demnach über viele Generationen hinweg mit dem Bau des gigantischen Dammes beschäftigt.

7) Mehrgenerationenhaus der Biber

Biber sind gar nicht gerne allein. Sie sind sehr treue und monogame Familienwesen © Thomas-Stephan / WWF Deutschland
Biber sind gar nicht gerne allein. Sie sind sehr treue und monogame Familienwesen © Thomas-Stephan / WWF Deutschland

Biber sind treue und monogame Lebewesen. Die Familienstrukturen ähneln jener der Menschen oder auch der Wölfe. In einer Familie leben üblicherweise das Elternpärchen und zwei weitere Generationen, also die Kinder und die Enkelkinder. Die Größe ihres Reviers kann sich dabei unterscheiden. Normalerweise gibt es an einem See nur eine einzige Familie, es sei denn es handelt sich um einen besonders großen See. In solchen Fällen können auch mehrere Familien gleichzeitig diesen für sich beanspruchen.

8) Bibergeil — der Stoff aus dem Parfüm gemacht wird

Das Sekret der Biber wird auch gerne in der Parfümindustrie verwendet Foto: CC BY SA 3.0 Maša Sinreih https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Castoreum1.JPG#/media/File:Castoreum1.JPG
Das Sekret der Biber wird auch gerne in der Parfümindustrie verwendet Foto: CC BY SA 3.0 Maša Sinreih

Biber grenzen ihr Revier mit einem Sekret ab, das auch als Bibergeil oder Castoreum bekannt ist. Sie bilden dieses Sekret in den Drüsensäcken. Die Nager nutzen diese fetthaltige Flüssigkeit auch, um ihr Fell damit zu pflegen. Der Geruch ähnelt Baldrian und ihm wird eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt. Daher wurde “Bibergeil” auch lange Zeit in Parfüms verwendet.

9) Die Rückkehr

Biber: Die Verbreitung des Elbebibers © Biosphärenreservat Mittelelbe
Die Verbreitung des Elbebibers © Biosphärenreservat Mittelelbe

In Deutschland waren Biber bereits im 19. Jahrhundert fast komplett ausgerottet. Nur eine kleine Population von nicht mehr als 190 Tieren überlebte an der Mittelelbe. Diese “Elbebiber” sind dafür verantwortlich, dass sich die Bestände in ganz Europa erholen, denn bereits in den 1940er Jahren wurden einzelne Exemplare in verschiedenen europäischen  Regionen ausgesiedelt. Insgesamt waren es über 500 Nagetiere, die so aus Mitteldeutschland nach ganz Europa geschickt wurden. Aktuell leben in ganz Deutschland fast 30.000 Individuen – der Großteil von ihnen in der so genannten “Mittleren-Elbe-Region”.

Hier befindet sich auch unser größtes Projektgebiet in Deutschland, als Teil des UNESCO Biosphärenreservats Mittelelbe. Unser Ziel ist es, dass sich zukünftig die Natur wieder frei entfalten kann — zum Wohl für Biber und bedrohte Arten wie Seeadler und Wildkatzen. Und zum Wohl der Menschen vor Ort — das Gebiet wird als Überflutungsfläche dem natürlichen Hochwasserschutz dienen.

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Coronavirus: Ursprung Wildtiere

Die Welt blickt voller Sorge nach China: Derzeit sind 584 Menschen mit einem neuartigen Coronavirus infiziert und leiden unter Lungenentzündungen oder zeigen “grippeähnliche Symptome“. Die Weltgesundheitsorganisation vermutet, dass die Krankheit von Tieren auf Menschen übertragen wurde.

Weiter wird davon ausgegangen, dass die Quelle des derzeitigen Ausbruchs von einem Fischmarkt der chinesischen Stadt Wuhan stammt, auf dem auch Wildtiere illegal verkauft wurden. Viele von uns haben ein Déjà-vu: 2003 brach in China das SARS-Coronavirus aus und tötete fast 800 Menschen. Der Ursprungsort war auch damals ein chinesischer Markt, der Überträger eine Schleichkatzenart. 17 Jahre später wird in China wieder wegen eines Coronavirus ein Markt geschlossen, das Land riegelt Millionenstädte ab.

Was ist das Coronavirus?

Coronavirus-Infektionen kommen bei Menschen und bei Tieren vor. Einige Stränge sind zoonotisch. Das heißt, sie können von Tier auf Mensch übertragen werden. Die Menschen auf dem Seafood-Markt in Wuhan kamen dort auch mit Wildtieren in Kontakt wie Fledermäuse, Schlangen, Enten, Wildkaninchen und Waschbären, die ebenfalls dort gehandelt werden. Die Tiere werden auf engstem Raum in Käfigen gehalten. Das ist nicht nur aus Tierschutzgründen bedenklich, sondern bietet auch ideale Bedingungen für Krankheitserreger, die sich z.B. über Körpersekrete verbreiten. Viele von den Tieren, die auf den Märkten gehandelt werden, sind Wildtiere. Einige davon gelten als stark gefährdet.

Woher kommt das Coronavirus?

Der genaue Ursprung des Virus ist noch unklar. Forscher:innen vermuten, dass das neue Virus, wie damals auch das SARS-Virus, von Fledermäusen über einen Zwischenwirt auf Menschen übertragen wurde. Beim derzeitigen Ausbruch sind Schlangen als Zwischenwirte im Verdacht. Eines ist aber sicher: Das Virus kann nun auch von Mensch zu Mensch übertragen werden.

Die Hufeisennasenfledermaus (Rhinolophus) gilt als wahrscheinlicher Ursprung des neuen Coronavirus 2019-nCoV. © iStock/ getty images

Zoonosen gibt es immer häufiger

Laut Welt-Tiergesundheitsorgansiation OIE sind 60 Prozent der Infektionskrankheiten zoonotisch (Tuberkulose, Tollwut, HIV) und mindestens 75 Prozent der neuauftretenden Infektionskrankheiten (Ebola, Influenza, Nipah-Virus) haben einen tierischen Ursprung. Wie kommt es, dass diese Zahl steigt? Es gibt immer mehr Menschen auf der Welt, die dazu immer häufiger in Metropolen, also auf engem Raum leben. Zudem fliegen Menschen in Zeiten der Globalisierung um die halbe Erdkugel und handeln täglich mit Tieren und tierischen Produkten, welche sie weltweit verschiffen. Das führt dazu, dass sich Erreger einfacher und schneller ausbreiten können. Insbesondere durch den Wildtierhandel wird ein Überschwappen von Viren von Wildtieren auf Menschen ermöglicht. Laut Gesundheitsexpert:innen würden sich durch die Schließung der Wildtiermärkte viele solcher Ausbrüche verhindern lassen.

Die Veränderung unserer Umwelt führt zu neuartigen Krankheiten

Auch vom Menschen verursachte Umweltveränderungen führen zur vermehrten Ausbreitung von Krankheiten. Entwaldung und intensive Landwirtschaft erhöhen das Risiko der Übertragung von Infektionskrankheiten und deren Auswirkungen. Denn je mehr wir unsere Umwelt verändern, desto mehr geraten auch Krankheitserreger ins Ungleichgewicht: Menschliche Aktivitäten führen zu neuen Dynamiken von Infektionskrankheiten und neuen Ausbreitungsmustern. Durch erhöhte menschliche Aktivität entsteht eine immer größere Schnittstelle zwischen Mensch, Tier und Umwelt, an der sich Krankheiten übertragen können.

Viren verändern sich schnell. Das macht ihre Ausbreitung unvorhersehbar und die Entwicklung eines Impfstoffes besonders schwierig. Es ermöglicht Forscher:innen aber auch nachzuvollziehen, wie sich der Erreger entwickelt hat. Denn wenn das Virus von einer Art auf eine andere überspringt, mutiert es. Das heißt, es verändert sich genetisch. So kann letztlich auch sein Ursprung bestimmt werden.

Egal wo das Coronavirus nun genau herkommt: Ein tierischer Ursprung ist sehr wahrscheinlich. Das zeigt, dass Wildtierhandel nicht nur Tierarten gefährdet, sondern auch uns Menschen.

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