Heuschrecken und Waschbären: Wie entstehen Tierplagen?

Ostafrika erlebt derzeit die schlimmste Heuschreckenplage seit Langem. Milliarden von Wüstenheuschrecken fressen ganze Landstriche leereine Katastrophe für die Menschen, die Landwirtschaft und das Ökosystem. Doch Heuschrecken sind nicht die einzigen Tiere, die zur Plage werden können. Beispiele von Tierplagen finden sich an Land, unter Wasser, in der Luft. 

Wann sind Tiere eine Plage?

Grundsätzlich sollte kein Lebewesen als Plage bezeichnet werden. Schließlich liegt der Grund für das Auftreten sogenannter Plagen oft nicht in den Tierarten selbst, sondern in den gestörten Umweltbedingungen, oft durch uns Menschen. Trotzdem: Für ein Ökosystem kann das unkontrollierte Vermehren einer einzelnen Tierart verheerende Folgen haben. Tiere, die plötzlich in Massen auftreten, verdrängen ihre Konkurrenten, fressen ihre Beutetiere auf oder grasen ganze Landschaften ab. Kurz: Wenn es von einer Tierart plötzlich viel zu viel gibt, kann dies das ganze Ökosystem langfristig verändern.

Exkurs: Stare in Rom sind keine Plage!

Der Begriff Tierplage ist natürlich durch und durch anthropozentrisch, das heißt vom Menschen her gedacht. Wir beschreiben Tiere dann als Plage, wenn sie uns zur Last fallen, wenn sie für uns ungemütlich werden oder wenn wir schlicht keine Lust haben, mit ihnen den Lebensraum zu teilen. So halten viele Römer:innen die Stare, die sich im Oktober zu Abertausenden in ihrer Stadt einfinden, für eine absolute Plage. Klar, die Straßen am Tiber sind im Herbst rutschig, stinkend und laut. Aber zum Stadt-Ökosystem Rom gehören die herbstliche Starscharen meiner Meinung nach fest dazu, ihr Schwarmverhalten ist einfach zu eindrucksvoll. Seht selbst:
 

Wie entstehen Tierplagen?

Spricht man mit Biolog:innen über Tierplagen, dann fällt schnell der Begriff der „biologischen Invasion“. Das klingt ziemlich militärisch und ist deshalb unangebracht. Schließlich nehmen sich die Tiere ja nicht bewusst vor, eine Landschaft platt zu machen – sie leben einfach. Was damit aber ausgedrückt werden soll, ist, dass sich bestimmte Tiere in Gebieten ausbreiten, in denen sie vorher nicht heimisch waren. Da treffen sie auf die dortige Artenvielfalt und können sie möglicherweise auch negativ beeinflussen. Solche invasiven Tierarten nennt man auch Neobiota, also neuartige Organismen. Die Weltnaturschutzunion IUCN hat die invasiven Tierarten sogar in einer globalen Datenbank zusammengefasst. Doch wie kommen solche „Invasionen“ zustande?  

Verursacher: Mensch

Tatsächlich sind meist wir Menschen dafür verantwortlich, dass sich Tiere in Gebieten vermehren, in die sie eigentlich nicht gehören. Früher gelangten Ratten und Katzen von europäischen Schiffen auf tropische Inseln, wo sie zahlreiche heimische Insel-Vogelarten ausrotteten. Heute fliegen Spinnen in Bananenkisten (der Klassiker!) um die halbe Welt. Die Globalisierung macht eben nicht vor dem Tierreich halt – nur bekommen wir davon nicht mehr Artenvielfalt, sondern sorgen dafür, dass überall ähnliche, häufige Arten vorkommen, seltene aber verschwinden. Fachmenschen sprechen von der Homogenisierung der Flora und Fauna unserer Erde.

Aber auch der menschengemachte Klimawandel sorgt dafür, dass sich Tiere außerhalb ihrer normalen Lebenszyklen rasant vermehrten können. Durch die Erderhitzung werden Wetterereignisse extremer und das kann dazu führen, dass die Ausbreitung bestimmter Tierarten begünstigt wird.

Fünf Tierplagen und ihre Ursachen  

Zwei Afrikanische Riesenschnecken (Achatschnecken)
Die Achatschnecke ist eine der größten Landschnecken der Welt © Vikentiy Elizarov/Gettyimages

Afrikanische Riesenschnecke: Die große Achatschnecke  

Sie ist so groß wie eine Ratte und knabbert am liebsten an Hauswänden: Die Afrikanische Riesenschnecke hat sich in einigen Teilen der USA zur Plage entwickelt. Laut Medienberichten brachte ein kleiner Junge in den 60er-Jahren drei Riesenschnecken aus dem Urlaub mit nach Florida. Rasch entwickelte sich eine Schneckenplage, die sich an kalkhaltigen Hauswänden zu schaffen machte oder Mülleimer anfraß. Die Behörden schafften es zwar, die Schnecken nach Jahren auszurotten, doch 2011 tauchten sie wieder auf…  

Tierplagen aus der Luft: Heuschrecken

Schon die Bibel berichtet von einer gigantischen Heuschreckenplage, die Gott als Achte seiner zehn Plagen zu den Ägyptern schickte, weil diese die Flucht der Israeliten verhindern wollten. Tatsächlich sind Heuschreckenplagen nicht selten, da Wanderheuschrecken sich zu riesigen Schwärmen zusammenschließen, um gemeinsam neue Fressgebiete zu „erwandern“. Vor allem in afrikanischen Ländern fressen Massen von Heuschrecken immer wieder ganze Landstriche leer. Doch eine so gewaltige Heuschreckenplage, wie die Menschen in Ostafrika gegenwärtig erleben müssen, gab es lange nicht mehr. Fast drei Viertel der Fläche Kenias sind von den riesigen Heuschreckenschwärmen befallen und es ist kein Ende in Sicht.

Machtlosigkeit im Angesicht der Heuschreckenplage in Afrika © Ben Curtis /picture-alliance

Die sprunghafte Vermehrung von Heuschrecken liegt in ihrem Lebenszyklus begründet und ist eigentlich zu erwarten – doch Wissenschaftler:innen vermuten, dass auch an Heuschreckenplagen der Mensch nicht ganz unschuldig ist. Denn die menschengemachte Erderhitzung begünstigt Extremwetter, die wiederum beste Voraussetzungen für die Vermehrung der Heuschrecken bieten. So vermutet man, dass sich die Heuschrecken in Ostafrika nur durch die ungewöhnlich starken Regenfälle so sehr vermehren konnten. Die Zyklen der Heuschrecken mit ihren Massenvermehrungen werden also extremer durch uns Menschen.

Tierplagen unter Wasser: Königskrabbe

Ein weiteres Beispiel einer invasiven Art ist die Königskrabbe, die vor 60 Jahren durch eine russische Initiative in der Barentsee angesiedelt wurde. Man wollte in Moskau schneller und frischer Krabbenfleisch genießen. Das Problem: Die riesige, hartgepanzerte Königskrabbe hat dort keine natürlichen Fressfeinde und konnte sich daher immer weiter ausbreiten. Noch dazu wirkt sie als Allesfresser wie ein Staubsauger auf dem Meeresboden. Für marine Ökosysteme ist die ungehemmte Vermehrung der Riesenkrabben eine Katastrophe.

Taucher vor einer Invasion von Königskrabben
Wie aus einem Gruselfilm: Die Invasion der Königskrabben © Geophoto Natalia Chervyakova / picture-alliance

Eine Studie vermutet, dass sich Königskrabben durch die Klimakrise und die Erhitzung der Meere nun sogar bis in die antarktischen Flachmeere verbreiten könnten. Bisher lebten sie dort hauptsächlich im wärmeren Tiefenwasser. Doch die antarktischen Flachmeere erhitzen sich immer mehr und so können die Krabben langsam aufsteigen. Das kann ein Auslöschen der dortigen Meeresbewohner zur Folge haben, denn diese konnten sich bisher den Krabben nicht anpassen und sind ihnen somit schutzlos ausgeliefert.

Auf dem Weg zur Tierplage: Waschbären in Deutschland

Die niedlichen Waschbären könnten sich in Deutschland schon bald zu einer echten Plage entwickeln. 1934 wurden gezielt zwei Waschbären zur vermeintlichen Bereicherung der Tierwelt am Edersee ausgesetzt. Zudem wurden viele der Tiere aus Nordamerika zur Pelzzüchtung nach Deutschland gebracht. Ein paar der Waschbären entkamen aus den Pelzfarmen– man kann es ihnen nicht verdenken – und vermehrten sich fidel in der neuen Heimat. Heute sind sie für viele Menschen vor allem im Osten Deutschlands, in Hessen oder Bayern schon zur Plage geworden. Sie räumen Vogelnester aus, durchwühlen Mülltonnen oder setzen sich in Dachstühlen und Kaminen von Wohnhäusern fest. Dort beschädigen sie Dachisolierungen und sorgen wegen ihrer nächtlichen Lebensweise für schlaflose Nächte der Hausbewohner:innen.

Waschbär in der Mülltonne
Erwischt! Wer kann diesem schuldbewussten Waschbären böse sein? © Jillian Cain/iStock /Gettyimages

Waschbären sind echte Allesfresser und haben keine natürlichen Feinde in Deutschland – die perfekten Voraussetzungen für ungehinderte Vermehrung. Artenschützer:innen befürchten daher, dass Waschbären zu einer Bedrohung für geschützte Arten wie Seeregenpfeifer, Uferschnepfe oder die Europäische Sumpfschildkröte, sowie aller Amphibien werden könnten.  

Aga-Kröten in Australien

Australien ist ein Paradies für invasive Arten, weil viele unsere häufigen Arten dort nie vorkamen aber günstige Lebensverhältnisse vorfinden. Neue Arten wie Katzen oder Kaninchen wurden von europäischen Siedlern oder Seefahrern eingeschleppt und konnten sich aufgrund fehlender Fressfeinde ungehemmt ausbreiten. Doch vor allem die Aga-Kröte bereitet den Australier:innen Kopfzerbrechen.

Zwei Aga-Kröten in Australien
Die Aga-Kröte gilt als Paradebeispiel für die Folgen unüberlegter Schädlingsbekämpfung © John Carnemolla /iStock/Gettyimages Plus

Die giftige Riesenkröte wurde vor etwa 80 Jahren zur Bekämpfung einer Stockkäferplage nach Australien gebracht – und wurde schließlich selbst zur Plage. Mit möglichen Fressfeinden machen die Kröten durch den Gebrauch ihrer Giftdrüsen kurzen Prozess. So werden sie zur existentiellen Gefahr für einige Schlangen- und Leguanarten, die aus bestimmten Nationalparks bereits verschwunden sind.

Da es somit keine natürlichen Feinde der Aga-Kröten gibt, hilft man sich jetzt durch eine recht brutale Maßnahme: Politiker:innen laden regelmäßig zum Krötensammeln ein und bieten teilweise höchst fragwürdige Anreize, zum Beispiel zehn Cent Belohnung pro gesammelter Kröte. Die Tiere werden von Freiwilligen aufgeschnappt und in große Säcke gestopft. Kurz im Tiefkühlfach angefroren sind die Kröten wehrlos und werden mit einem Schlag auf den Kopf “human” getötet.

Aga-Kröte beim Krötensammeln erwischt
Vor allem auf Kröten-Weibchen hat man es beim Krötensammeln abgesehen. Denn eine weibliche Kröte kann rund 20.000 Eier legen ©VickiPhotoGirl / iStock/Getty Images Plus

Fazit: Die Geister, die ich rief…  

Wenn man diese Beispiele der Tierplagen der Neuzeit so betrachtet, kommt man nicht umhin, an Goethes Zauberlehrling zu denken: „Herr, die Not ist groß! / Die ich rief, die Geister / werd ich nun nicht los.“ Auch wir Menschen haben Arten in Gebieten angesiedelt, in denen sie die Natur nicht vorgesehen hatte. Jahre später stellen wir verzweifelt fest, dass wir der von uns geschaffenen Situation nicht mehr gewachsen sind. Doch anders als der Zauberlehrling können wir nicht auf einen Meister hoffen, der uns von unserer Not befreit.

Umso wichtiger ist die Prävention: Wir müssen die Ökosysteme um uns herum in ihrer Vielfalt und ihrer vollen Funktion erhalten! Dafür müssen wir Artenvielfalt in ihren ursprünglichen Lebensräumen erhalten, existierende Lebensräume schützen und miteinander verbinden. Und wir müssen mit aller Kraft gegen die menschengemachte Klimakrise vorgehen und die Erderhitzung begrenzen. Schließlich sind die durch uns weltweit veränderten Umweltbedingungen oft erst der Grund für vermeintlich Tierplagen – ob durch Massenvermehrung oder durch erfolgreiche biologische Invasionen.  

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Australien: Was bringt es dem Klima, Bäume zu pflanzen?

Bereits vor dem dramatischen Höhepunkt der diesjährigen Brandsaison sollten in Australien Wälder mit insgesamt drei Millionen Hektar Wald gepflanzt werden. Nachdem nun etwa zwölf Millionen Hektar den verheerenden Buschbränden zum Opfer gefallen sind, werden noch viel mehr Bäume benötigt. Nun ist der Plan: 1,5 Milliarden Bäume sollen gepflanzt werden. Was bringen solche Aktionen?

Wälder sind wichtige Kohlenstoffspeicher

Ihre Zerstörung trägt weltweit zwischen 15 und etwa 20 Prozent zur Klimakrise bei. Gerade in Australien offenbart sich dabei ein Teufelskreis der Feuer: Die Erderhitzung schürt die Intensität der Feuer und umgekehrt befeuern die Brände die Klimakrise. Schlagen die Flammen in unberührten Urwäldern zu, sind die Treibhausgasemissionen besonders groß.

Australien brennt: Helft uns, die Koalas zu retten!

 

Die australischen Wälder bestehen zu etwa drei Vierteln aus Eukalyptus. Diese Bäume gehören zu den Arten, die mit kleineren Bränden eigentlich gut zurechtkommen. Durch Bodenfeuer wird in feuerangepassten Ökosystemen überschüssiges brennbares Material beseitigt und es werden Nährstoffe freigesetzt. Das wiederum hilft der Artenvielfalt. Das Wurzelwerk mitsamt der “schlafenden Knospen” treibt schon nach wenigen Wochen wieder aus. 

Feuer in Australien: Jahrzehnte bis Wälder wiederhergestellt sind

Eukalyptus gehört zu den am häufigsten gepflanzten Baumarten. © Michèle Dépraz / WWF
Eukalyptus gehört zu den am häufigsten gepflanzten Baumarten. © Michèle Dépraz / WWF

Das Problem: In diesem Jahr war das Ausmaß der Brände extrem, sodass unklar ist, ob der durch die Hitze geschädigte Eukalyptus ausreichend austreibt. Die geplanten Baumpflanzungen sollen dabei helfen, eine schnellere Wiederentwicklung der Eukalyptus-Wälder zu ermöglichen. Trotzdem wird es viele Jahrzehnte brauchen, bis sich der vielfältige Lebensraum für Koala und Co wieder erholt haben könnte. Bleibt es künftig zu trocken, wachsen die Bäume langsamer und durch die erhöhte Feuergefährdung brennen sie schnell wieder ab. 

Wie viele Treibhausgase genau durch die Brände freigesetzt wurden, ist schwer kalkulierbar. Geht man davon aus, dass in Australien zwischen zehn bis zwölf Millionen Hektar Wald den Flammen zum Opfer fielen, so wurden etwa eine Milliarde Tonnen CO2 freigesetzt. Allerdings ist dieses Gebiet ja nicht bis auf den letzten Grashalm verbrannt und auch der Boden speichert Kohlendioxid.

Australiens düstere Klima-Bilanz

Durch die Buschbrände könnten Australiens CO2-Emissionen bis zum Ende der Brandsaison auf über 900 Millionen Tonnen anwachsen. Zum Vergleich: Dies entspricht in etwa dem jährlichen CO2-Ausstoß der Bundesrepublik Deutschland. Emissionen, die die ohnehin düstere Treibhausgas-Bilanz des Landes weiter trüben. Die Australier:innen gehören mit rund 16 Tonnen pro Kopf pro Jahr zur Spitzengruppe der Klimasünder:innen.

Die Entwaldung zu stoppen, ist weltweit dringend notwendig für die Stabilisierung des globalen Klimas. Neben dem Schutz bestehender Wälder als Lebensraum und Kohlenstoffsenke rückt auch die Wiederherstellung von Waldlandschaften vermehrt in den Blickpunkt. Durch den Verlust von zwei Milliarden Hektar Wald, also knapp einem Drittel der Welt, müssen die verbliebenen Wälder den Kohlenstoff halten und somit die Kohlenstoffbindung in den natürlichen Ökosystemen erhöhen. Die Einschätzungen, wie viel solche Aktionen für das Klima bringen, gehen weit auseinander, denn der nächste Brand kann diese Bindung auch wieder auflösen.

Klimaschutz: Wald als Kohlenstoffspeicher

Die ETH Zürich kalkulierte, dass sich eine Fläche von 900 Millionen Hektar rund um den Globus bewalden ließe. Theoretisch! Das entspräche in etwa der Größe der USA. Die Schweizer Lösung verspricht, dass zwanzigmal so viel Kohlenstoff in Bäumen gespeichert werden könnte, wie derzeit jedes Jahr durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzt wird.

Der Beifall aus der Wissenschaftscommunity hielt sich allerdings in Grenzen. Die Expert:innen kritisierten unrealistische Annahmen und halten den Klimaeffekt von Aufforstung für dramatisch überschätzt. 

Und was bringt es nun dem Klima Bäume zu pflanzen?

Gleichzeitig sind Wälder auch Heimat vieler Lebenwesen. © Adriano Gambarini / WWF
Wälder sind Kohlenstoffsenken und gleichzeitig auch die Heimat vieler Lebenwesen. © Adriano Gambarini / WWF

Es wird ja bereits vielerorts aufgeforstet. Im Vordergrund stehen aber in der Regel wirtschaftliche Interessen. Ein Beispiel ist Chile: Nachdem dort ein Großteil der uralten Bergwälder abgeholzt war, wurde in großem Stil Eukalyptus gepflanzt. Die schnellwachsenden Bäume sind in Südamerika denkbar fehl am Platze. In Chile traten an die Stelle von artenreichen Urwäldern öde Monokulturen. Der Klimaeffekt ist hier negativ, da die alten Wälder mehr Kohlenstoff gespeichert hatten und zudem die Plantagen auf mehr als eine Millionen Hektar wieder abgebrannt sind.

Und wenn sie nicht verbrennen, wird der Kohlenstoff über kurzlebige Produkte wie Holzschnitzel und (Klo)papier auch wieder freigesetzt. Genau das passiert. Nicht nur in Chile.

Der brasilianische Ökologe Antonio Donato Nobre lässt zum Beispiel auch an den chinesischen Aufforstungen kein gutes Haar. Ohne Sinn und Verstand wären dort in den letzten 25 Jahren rund 800.000 Quadratkilometer Land mit Bäumen bepflanzt worden. Von denen aber nur 15 Prozent überlebt hätten. Ein weiteres Negativbeispiel wäre der Senegal. Dort wurden mit Geldern der UN Millionen Bäume gepflanzt, die dann wieder abgeholzt wurden, um daraus Feuerholz zu machen.

Der deutsche Wald: Paletten, Zellstoff und Brennholz

Auch die deutsche Holznutzung trägt nur wenig zur langfristigen Speicherung von Kohlenstoff bei. Nur drei Prozent der deutschen Holzernte geht in langlebige Produkte, der Großteil (97 Prozent) wird z.B. für Brennholz, Zellstoff oder Einweg-Paletten genutzt, Produkte, die das gebundene CO2 also schnell wieder freisetzen.

Wälder sind weit mehr als nur Kohlenstoffspeicher

Wälder beheimaten eine enorme Artenvielfalt und ernähren Millionen Menschen. Sie filtern Wasser und produzieren Sauerstoff. Gründe für die Wiederherstellung von Waldlandschaften gibt es viele, vorausgesetzt sie wird vernünftig umgesetzt. Das beginnt schon bei der Auswahl geeigneter Flächen und der richtigen Bäume. Schlecht gemacht, schadet Aufforstung mehr als sie nutzt und kann sogar dazu führen, dass Bäche und Flüsse versiegen.

Der schnellwachsende Eukalyptus gehört zu den am häufigsten gepflanzten Baumarten. Gleichzeitig benötigen diese Plantagen sehr große Mengen Wasser und trocknen weite Landstriche aus. Ein weiteres Beispiel für eine kritische Wiederaufforstung: In Südafrika sorgten Kiefernplantagen für abgesenkte Grundwasserspiegel, weswegen sie teilweise wieder abgeholzt werden müssen.

Australien brennt: Helft uns, die Koalas zu retten!

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Pangolin: Fakten über die Schuppentiere

Jetzt reden gerade sehr viele Menschen über Pangoline. Weil der Coronavirus COVID-19 ursprünglich von einem Schuppentier stammen könnte. Vielleicht oder sogar wahrscheinlich, bewiesen ist das noch nicht. Wir haben auch schon oft über Schuppentiere berichten müssen. Weil die acht Arten die meistgeschmuggelten Säugetiere der Welt sind. Alle sind sie inzwischen bedroht. Es ist denkbar, dass Pangoline auch immer wieder auf den inzwischen zurecht berüchtigten Wildtiermärkten Chinas gehandelt wurden. “Die Rache des Schuppentiers”, titelt die sonst so bedächtige FAZ.

Schuppentiere erzielen auf den asiatischen Märkten hohe Preise, weil ihre Schuppen in der Traditionellen Chinesischen Medizin verwendet werden. Weil ihr Fleisch, ja sogar ihre Föten, irgendwelchen Menschen als Delikatesse gilt. Weil ihr Leder begehrt ist. Neuere Analysen von Traffic und IUCN zeigen, dass neben Asien auch die USA häufiges Ziel der gut organisierten Schmugglernetzwerke sind. Europa wiederum ist ein wichtiger Umschlagplatz.

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Allein zwischen 2000 und 2016 wurden weltweit mehr als 1,1 Millionen Schuppentiere illegal gehandelt. Ungezählt bleiben die Pangoline, die auf den lokalen Märkten Asiens und Afrikas landen.  Gut möglich, dass die Schuppentiere verschwinden, weil sie schlicht aufgegessen werden und ihre Schuppen in vermeintlicher Medizin landen. Pangoline sind neben Nashörnern, Tigern und Elefanten  Symboltiere der weltweiten Wildereikrise.

Wir beim WWF trauern um jede Art, die durch menschliche Gier oder Dummheit ausstirbt. Wir kämpfen dafür, dass es nicht passiert. Aber für die Schuppentiere wäre es vielleicht sogar besonders schade. Sie sind nämlich aus vielen Gründen besonders einzigartig.

Vierbeiner zweibeinig

Acht Schuppentierarten gibt es. Die meisten Pangoline sind etwa so groß wie Hauskatzen. Zwei afrikanische Arten können aber auch ein Gewicht von 20 bis 30 Kilogramm erreichen. Die Hinterbeine der Schuppentiere sind besonders kräftig und länger als die Vorderbeine. Auf ihnen kann das Schuppentier auch zweibeinig gehen und stehen.

Pangolin oder Schuppentier in Verteidigungshaltung
Guter Schutz — nur nicht gegen den Menschen © naturepl.com / Jen Guyton / WWF

Ameisen, Termiten, Ameisen, Termiten

Der Speiseplan eines Schuppentiers ist ziemlich einseitig: Es gibt fast immer Termiten oder Ameisen. Oder aber wieder Termiten… Das schmälert den Appetit nicht: Auf ihren nächtlichen Touren fressen Schuppentiere 300 Gramm bis zu zwei Kilogramm kleiner Krabbler.

Riesenzunge

Auf der Pirsch nach Ameisen und Termiten brechen Schuppentiere mit den Krallen die Bauten auf. Riesenschuppentiere können mit ihren kräftigen Krallen drei Zentimeter starke Zementwände und Metallplatten zerstören! Dann kommt das Hauptwerkzeug zum Einsatz. Die lange, klebrige Zunge schleckt die leckeren Tierchen auf. Je nach Art ist die Zunge 15 bis 70 Zentimeter lang. Das Riesenschuppentier kann seine Zunge ganze 40 Zentimeter ausfahren!

Schuppen, Schuppen, Schuppen fast überall

Wie eine Rüstung sieht es aus, das Schuppenkleid des Pangolins. Je nach Art besteht er aus mehreren hundert bis tausend einzelnen, dachziegelartig angeordneten Schuppen. Meist haben sie eine dreieckige Form und scharfe Kanten. Bis auf Gesicht, Bauch und die Innenseiten der Arme und Beine sind alle Körperteile des Pangolins damit geschützt.

Nachwachsende Verteidigung

Rollt sich der Pangolin zusammen stehen die scharfen Enden der Schuppen ab. Nun ähnelt das Schuppentier einem riesigen, halb geöffneten Tannenzapfen. Deswegen wurde es auch schon Tannenzapfentier genannt. Besonders praktisch: Die Schuppen wachsen, genau wie unsere Finger- und Fußnägel, ständig nach.

Die Tragödie mit der guten Verteidigung

Bei Gefahr rollen sich Schuppentiere zusammen und haben kaum noch jemanden zu fürchten. Außer eben dem Menschen. Der kann die Tiere dann einfach aufsammeln. Vielversprechender gegen Menschen könnte die zweite Methode der Schuppentiere sein: das Versprühen eines übelriechenden Sekretes aus den Analdrüsen, ähnlich den Skunks. Hat sich aber leider noch nicht zu allen Schuppentieren herumgesprochen.

Kung Fu Pangolin

Pangoline können sogar Kung Fu, wie sie hier in einem Clip gegen die Wilderei mit Jackie Chan zeigen:

Schuppentier oder Pangolin?

Im Deutschen sagen wir aus nachvollziehbaren Gründen Schuppentier. Pangolin wird aber auch immer öfter benutzt. Es kommt vom malaiischen Wort pengguling, was “einer, der sich zusammenrollt” bedeutet.

Ameisen unzerkaut

Schuppen reichlich, aber Zähne haben Schuppentiere im Lauf der Evolution verloren. Weshalb die Ameisen und Termiten unzerkaut im Magen landen. Der Magen ist durch ein verhorntes Gewebe geschützt. Muskeln zerreiben die Leckerbissen schließlich mit Hilfe von ebenfalls aufgeschleckten Steinchen und Sand. Bevor es dann in den Darm geht, zermahlen verhornte Stacheln die hartnäckigen Bestandteile der Nahrung.

Einzelkinder, Rückenreiter

Schuppentiere sind Einzelkinder. Meist kommt nur ein einziges Junges auf die Welt. Die Schuppen sind noch weich und härten erst in den nächsten Tagen aus. Die ersten Tage oder Wochen verbringt das Junge im Bau der Mutter, dann darf es auf ihrem Schwanz oder Rücken reitend die Welt erkunden. Droht Gefahr, rutscht es auf den Bauch der Mutter und wird schützend mit ihrem kräftigen Schwanz bedeckt. Nach etwa fünf Monaten geht der kleine Pangolin schon auf eigene Wege.

Pangolin oder Schuppentier mit Kind
Heute muss das Einzelkind mal laufen © naturepl.com / Roland Seitre / WWF

Liebe à la Schuppentier

Pangoline sind scheu. Wie die Schuppentiere Kinder machen, darüber weiß man nicht allzu viel. Es konnte aber schon häufiger ein Paarungsritual beobachtet werden. Männchen und Weibchen simulieren zunächst einen Kampf, bei dem sie ihre Brustkörbe aneinanderhauen. Irgendwann klammert sich das Weibchen dann an den Schwanz des Männchens und wird von ihm zum Paarungsplatz gezogen – jedem Tierchen sein Pläsierchen.

Was Schuppen und Gürteltier unterscheidet

Gürteltiere aus den Familien Dasypodidae oder Chlamyphoridae und Schuppentiere aus der Familie Manidae werden des Öfteren verwechselt, sind aber nicht verwandt. Sie haben aber eigentlich nur ihre Panzerung und den Hunger auf Ameisen gemeinsam. Gürteltiere haben allerdings einen knöchernen Außenpanzer und einen über Ameisen hinausgehenden abwechslungsreichen Speiseplan. Merken kann man sich aber leicht: Schuppentiere leben in Afrika und Asien, Gürteltiere in Amerika. Gürteltiere haben meist gut sichtbare Ohren, beim Schuppentier sind sie eher versteckt.

Erfolgreicher Sonderweg der Evolution

Schuppentiere sind die einzigen schuppentragenden Säugetiere. Sie sind aber kein Treppenwitz der Evolution wie vielleicht das australische Schnabeltier, sondern flexibel, anpassungsfähig und erfolgreich bei der Besiedlung verschiedenster Lebensräume. Sie leben von Ostasien bis nach Westafrika. Manche Schuppentierarten bleiben lieber auf dem Boden. Manche gehen gerne auf Bäume. Während das Langschwanzschuppentier sich im tropischen Regenwald Zentralafrikas von Baum zu Baum hangelt, zieht das Steppenschuppentier durch weite Savannenlandschaften. Schuppentiere fühlen sich in den unterschiedlichsten Lebensräumen wohl. In Sümpfen, in dichten Wäldern oder offenen Buschländern. Eben dort, wo es ein reiches Vorkommen an Ameisen und Termiten gibt.

Pangolin Schuppentier: Polizei mit Körben von beschlagnahmten Schuppen
Wie viele Pangoline musstren dafür sterben? © traffic

Und was macht der WWF?

Wir setzen uns für starke nationale Gesetze und eine stärkere Durchsetzung ein. Um sicherzustellen, dass sich Wilderei und Wildartenkriminalität nicht auszahlen. Und dass die Wilderer am Ende gefangen werden, nicht die Schuppentiere.

Zudem unterstützen wir Markt- und Handelsanalysen, um zu erfahren, wo Schuppentiere illegal angeboten werden oder ob zum Beispiel die Schmuggelrouten auch über Deutschland führen. Spoiler: ja.

 

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Bonobos: Matriarchat und Sex für den Frieden

Frieden statt Krieg, Sex statt Gewalt, Matriarchat statt Machos: Bonobos sind zusammen mit den Schimpansen die engsten Verwandten von uns Menschen. Aber sie haben sich für einen anderen Weg entschieden. Während Schimpansen zu Gewalt neigen, gelten Bonobos als friedlich und freundlich, haben ein ausgefeiltes Sozialverhalten und lösen Konflikte in der Gruppe mit Zärtlichkeiten. Nicht das einzig Erstaunliche aus dem Leben der Bonobos:

Die Liebe besiegt alles

Sex ist für die Bonobos enorm wichtig – und keineswegs nur für die Fortpflanzung gut. Sex reguliert das Sozialleben und entspannt Konflikte. Bonobos, egal ob Männchen oder Weibchen, haben mehrmals täglich Sex, unabhängig von Geschlecht, Alter, Verwandtschaft und Status. Und dabei sind sie sehr einfallsreich: Verschiedene Stellungen, Petting, wilde Küsse, Selbstbefriedigung usw. Unter Weibchen ist das GG rubbing der Hit, das gegenseitige Reiben der Geschlechtsorgane. Das ist wohl gut für den Stressabbau und enge Bindungen. Und eine enge Bindung ist für die Bonobo-Weibchen besonders wichtig.

Sex im Kongo: Bonobos bei der Paarung
Sex macht Frieden — zumindest bei den Bonobos © USO / iStock / Getty Images

Frauenpower

Männerherrschaft? Nicht bei den Bonobos. Hier herrscht das Matriarchat. An der Spitze der Rangordnung stehen meist ein Alpha-Weibchen — und ihr Sohn. Die Rangordnung ist aber recht flexibel. Häufig werden die Gruppen mit ihren bis zu 80 Mitgliedern von in etwa gleichberechtigten Bonobos gemeinsam angeführt.

Kontakte helfen

Die Weibchen sind den Männern zwar körperlich unterlegen, halten aber zusammen. Der soziale Status ist abhängig von starken Bindungen zu anderen Weibchen. Ältere Weibchen sind in der Regel ranghöher als jüngere. Weibchen, die noch keinen Nachwuchs haben, sind zunächst rangniedrig. Männchen kooperieren weit weniger miteinander.

Muttersöhne

Die Bindung zwischen Mutter und Kind ist bei Bonobos und Schimpansen besonders innig. Bonobokinder werden mehrere Jahre lang gesäugt. Besonders die Männchen fühlen sich dann auch zeitlebens sehr mit der Mutter verbunden. Die Muttersöhne bleiben gewöhnlich in der Gruppe, in der sie geboren werden. Die jungen Weibchen ziehen zur Familiengründung in die Welt — oder auch einfach nur in die Nachbargruppe.

Mariarchat und Sex im Kongo: Bonobos bei der Liebe
Die Bindung zwischen Mutter und Kind ist besonders innig Sex macht Frieden — zumindest bei den Bonobos © USO / iStock / Getty Images

Mit Mutterliebe auf Brautschau

Die Mutterliebe geht bei Bonobos noch ein wenig weiter als bei den (meisten) Menschen: Bonobomütter helfen ihren Söhnen aktiv bei der Brautschau. Immer wieder wird Sohnemann in die Nähe fruchtbarer Weibchen bugsiert. Nebenbuhler vertreibt Mama resolut. Der Erfolg ist beachtlich: Durch mütterliche Kuppelei steigt die Aussicht der Söhne auf Vaterschaft um etwa das Dreifache, zeigen Ergebnisse vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. Die Töchter können hingegen nicht auf Hilfe der Mütter zählen.

Galant im Regenwald

Männchen zeigen Weibchen gegenüber nur sehr selten Aggressivität. Zwischen Männchen kann es hingegen auch mal krachen — wenn auch in moderater Intensität. Gegenseitige Tötungen sind bei Bonobos nicht bekannt.

Keine Kameras, bitte

Bei aller Freizügigkeit scheinen Bonobos ihre Privatsphäre zu schätzen. Kameras in ihrem Lebensraum mögen sie nicht. Wissenschaftler:innen der Max-Plack-Gesellschaft wollten wissen, wie Menschenaffen mit Kamerafallen in ihrem Lebensraum umgehen. Dabei reagierten Schimpansen und Bonobos völlig verschieden. Bonobos fühlen sich von Kamerafallen gestört. Sie näheren sich ihnen nur zögerlich oder halten sich sogar absichtlich von ihnen fern. Schimpansen hingegen ignorieren die Kameras oder begegnen ihnen mit Neugier.

Junge Affen sind dabei auf jeden Fall neugieriger als ihre erwachsenen Artgenossen. Sie schauten umso länger in die Kameras, wenn sie allein unterwegs sind.

Mit Schirm und Charme

Bonobos leben ausschließlich in den Regenwäldern der Demokratischen Republik Kongo. Und wie der Name schon sagt regnet es dort sehr häufig. Das scheint manchen Bonobos durchaus auf die Nerven zu gehen. Bei starkem Regen nutzen Bonobos manchmal Schirme und Hüte aus Blättern.

Bonobos reden wie Babys?

Beim Essen, Laufen, Ruhen oder Streiten: Bonobos verständigen sich in vielen verschiedenen Situationen mit Rufen. Diese sehen Wissenschaftler:innen der Universität Neuchâtel im Journal PeerJ als mögliche Übergangsform zur Sprache, vergleichbar mit der Kommunikation menschlicher Säuglinge. Andere Forscher sehen darin Signale, um den Gruppenzusammenhalt zu stärken. Das machen aber auch andere Tiere wie etwa Erdmännchen.

Kein Paradies für Bonobos

Sex, Frieden und stets reichlich zu Fressen: Die Heimat der Bonobos im Kongobecken könnte ein Paradies sein. Ist es aber längst nicht mehr. Dafür sorgt der Mensch. Bonobos kommen nur in einem von Flüssen begrenzten Gebiet in der Demokratischen Republik Kongo. Und die Regenwälder des Kongos werden leergejagt für Buschfleisch, sie werden gerodet für Holz, für Ackerflächen, für Rohstoffe.

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Laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN gelten Bonobos wie viele andere Affenarten als stark gefährdet. Wir gehen von nur noch 15.000 bis 20.000 Bonobos in der Wildnis aus. Die Datenlage ist aber noch dünn. Der Salonga-Nationalpark beheimatet wahrscheinlich mehr als die Hälfte der gesamten Bonobopopulation. Der WWF hat nicht zuletzt deswegen 2015 das Comanagement von Salonga übernommen.

Liebe und Matriarchat am Kongo: Bonobo in seinem Baum
Hallo Verwandter! © Karine Aigner / WWF

Essen ist wichtig – und wird geteilt

Bonobos denken nicht immer nur an das Eine, auch Essen ist enorm wichtig. Bis zu zwei Drittel des Tages widmen sie der Nahrungssuche und dem fressen. Und verhalten sich dabei vorbildliche: Bonobos teilen ihre Nahrung mit allen Gruppenmitgliedern, unabhängig von der Verwandtschaft.

Bonobos fressen andere Affen

Bonobos fressen in erster Linie Früchte und Blätter. Sie sind aber bei aller Liebe keineswegs ausschließlich friedvolle Vegetarier. Bonobos fressen auch gerne mal Fleisch. Andere Affen sollten sich tunlichst von ihnen fernhalten: Forscher:innen vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Biologie in Leipzig haben Bonobos dabei ertappt, wie sie Jungtiere anderer Affenarten erbeutet haben. Sie beobachteten im Salonga-Nationalpark mehrmals die Jagd auf Jungtiere anderer Primaten – die sie dann bei lebendigem Leib auffraßen…

Fieslinge bevorzugt

Zu lieb darf es dann doch nicht sein. Bonobos bevorzugen eindeutig Fieslinge, heißt es im Fachblatt „Current Biology“. Bonobos konnten in verschiedenen Tests eindeutig zwischen zwei Charakteren unterscheiden, Sie bevorzugten dann aber mehrheitlich die Rüpel. Ihre Präferenz für den Bad Guy stieg, je schlechter der sich verhielt. Die Forscher vermuten, dass Bonobos Grobheit als hohen sozialem Status interpretieren. Sie stellten sich dann aus Opportunismus auf die Seite der Tunichtgute — um nicht selbst gemobbt zu werden.

Menschen hingegen ächten Flegel sozial – eine einzigartige Fähigkeit, die das Zusammenleben in Gruppen ermöglicht, vermutet die Forschung. Was diesen Punkt angeht sind Menschen also eindeutig die besseren Affen.

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Gut gebrüllt: 13 erstaunliche Fakten über Löwen

Der Löwe (Panthera leo) gilt als König der Tiere. Doch er ist nach dem Tiger nur die zweitgrößte Raubkatze der Welt.
Trotzdem stehen die muskelbepackten Löwen nicht umsonst für Kraft und Stärke – und sind dabei die sozialsten Katzen, die es gibt.

Portrait über Löwen aufgrund der Kooperation des WWF mit der Deutschen Eishockey Liga (DEL)
Der WWF kooperiert mit der Deutschen Eishockeyliga (DEL) und macht sich gemeinsam mit den Sportlern für den Artenschutz stark. Im Rahmen des Projekts erzählen wir Bekanntes und weniger Bekanntes über die Wappentiere der Clubs. Aus diesem Grund präsentieren wir: die Löwen der Düsseldorfer Eislauf-Gemeinschaft!

Wie laut brüllen Löwen?

Löwen brüllen vor allem bei Sonnenaufgang und in der Dämmerung und markieren damit ihr Revier. Das markerschütternde Löwengebrüll ist etwa acht Kilometer weit zu hören. Das lauteste Tier der Welt ist der Löwe damit aber nicht. Diesen Rekord hält der Pistolenkrebs, der seine Beute mit einem über 200 Dezibel lauten Knall außer Gefecht setzt.

Löwen sind Langschläfer

Löwen schlafen bis zu 20 Stunden am Tag. Möglich macht das ihre Ernährung: Die Fleischfresser nehmen verhältnismäßig viele Kalorien auf einmal auf.

Ein hungriger Löwe kann während einer einzigen, ausgedehnten Mahlzeit bis zu einem Fünftel seines Körpergewichts fressen, also je nach Größe etwa 30 Kilogramm Fleisch vertilgen.

Löwen: Die einzigen Raubkatzen im Rudel

Löwen sind die sozialsten unter den Katzen, sie leben als einzige in Gruppen. Alle anderen Großkatzen wie Tiger, Geparde, Jaguare oder Leoparden sind Einzelgänger. Doch die Jagd von Beutetieren, die ein Vielfaches größer sind als der Löwe selbst, erfordert Teamwork. Und gemeinsam lassen sich auch die riesigen Reviere besser verteidigen: In beutearmen Regionen kann ein Löwenrevier bis zu 5000 Quadratkilometer groß sein.

Faszinierendes Wissen über Löwen aufgrund der Kooperation des WWF mit der Deutschen Eishockey Liga (DEL)
Die Jagd von Büffeln oder Giraffen erfordert Teamwork © Ez Bennett, iStock GettyImages Plus

Löwen spielen gerne

Mimik und Körpersprache der Löwen sind hoch entwickelt. Soziale Aktivitäten und die Kommunikation untereinander spielen für die Raubkatzen eine große Rolle. Zur Begrüßung reiben Löwen sich die Wangen und auch erwachsene Tiere spielen häufig miteinander.

Löwen sind Lüstlinge

Beim Sex bekommen Löwen nicht genug. Sie treiben es laut, aggressiv und in der Paarungszeit fast ununterbrochen. Während der Brunft bleiben Männchen und Weibchen die ganze Zeit zusammen und paaren sich etwa alle Viertelstunde. Rund um die Uhr, über mehrere Tage, etwa 40 Mal am Tag und insgesamt rund 300 Mal pro Hitze. Dabei dauert ein einzelner Akt allerdings nur um die 30 Sekunden.

Warum Löwen eine Mähne haben

Einzigartig bei Katzen ist die eindrucksvolle Mähne der Löwenmännchen. In Kämpfen schützt sie den Nacken und dämpft Prankenhiebe. Hauptsächlich hat sich die Löwenmähne aber evolutionär wohl entwickelt, um die Damenwelt zu beeindrucken. Schließlich zeigt sie, ob das Männchen eine gute Partie ist: Je dunkler die Mähne, desto besser ist es um Ernährung, Gesundheit und Testosteronspiegel des Löwen bestellt.

Löwen haben einen Fingerabdruck

Wissenswertes über Löwen aufgrund der Kooperation des WWF mit der Deutschen Eishockey Liga (DEL)
Jeder Löwe hat ein anderes Schnurrhaarmuster © Paul Daniel Florea, iStock Getty Images Plus

So einzigartig wie der menschliche Fingerabdruck ist das Schnurrhaarmuster der Löwen. Keines gleicht dem anderen, die Anordnung der dunklen Tupfen ist bei jedem Löwen unterschiedlich. Das macht die Tiere beispielsweise auf Kamerafallen-Fotos eindeutig identifizierbar.

Löwen sind Laufsteg-tauglich

Löwen haben einen eleganten Gang: Beim Laufen berühren ihre Fersen nicht den Boden, die Raubkatzen sind Zehengänger.

Der Löwe ist sich selbst der größte Feind

Zumindest im Tierreich: Löwen sind sogenannte Top-Prädatoren. Sie stehen an der Spitze der Nahrungskette und ein ausgewachsener Löwe hat keine natürlichen Feinde. Gefahr droht allerdings aus den eigenen Reihen – bei Konkurrenzkämpfen und für den Nachwuchs. Denn Löwenmännchen töten häufig fremde Jungtiere, wenn sie ein neues Rudel übernehmen. Viel größer ist aber nach wie vor die Bedrohung durch den Menschen und den schwindenden Lebensraum.

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Löwen sind die neuen Tiger

Leider gilt das für die Traditionelle Chinesische Medizin: Wo die angeblich heilsamen und potenzsteigernden Tigerknochen knapp werden, halten immer öfter Löwenknochen als Ersatz her. Das treibt die Wilderei auf Löwen immer weiter in die Höhe.

Könnte der König der Tiere bald aussterben?

Wenn es so weiter geht, ja! Löwen gelten als gefährdet. In den letzten 25 Jahren haben wir 20.000 von nur 40.000 aller wild lebenden Löwen verloren. Lebensraumverlust, Beutetiermangel und Wilderei lassen die Bestände stetig weiter schrumpfen.

13 Fakten über Löwen aufgrund der Kooperation des WWF mit der Deutschen Eishockey Liga (DEL)
Löwinnen ziehen ihren Nachwuchs gemeinsam auf und säugen auch die Jungtiere anderer Weibchen © Lisa Hagan

Löwen gibt es nicht nur in Afrika

Löwen leben heute hauptsächlich in den Savannen, Trockenwäldern und Halbwüsten des südlichen Afrika. Doch auch in Asien, genauer in Indien gibt es noch Löwen: Eine kleine Restpopulation der letzten etwa 500 Asiatischen Löwen im bekannten Gir Nationalpark im indischen Bundesstaat Gujarat.

Löwenschutz heißt Rinderschutz

Mubuso Kakambi schützt Löwen in einem vom WWF unterstützten Projekt in Botswana im südlichen Afrika.
Mubuso Kakambi © Jess Issden, Uni Oxford

Mubuso Kakambi ist Löwenwächterin in Botswana im südlichen Afrika. Das bedeutet auch, dass sie sichere Zäune baut, um Rinder vor den Raubkatzen zu schützen. Denn je näher die Menschen an Schutzgebieten siedeln, umso häufiger treffen Löwen auf ihren Wanderungen auf Siedlungen und Nutztiere.
Kommt es zu Übergriffen auf nicht ausreichend geschützte Rinder und Ziegen, droht dem sogenannten „Problemlöwen“ der Abschuss. Das zu verhindern ist eine von Mabusos Aufgaben.

 

Wie können wir die Löwen retten?

Der immer stärker werdende Mensch-Wildtier-Konflikt muss entschärft, die Löwen vor Wilderei geschützt und Lebensraum und Beutetiere erhalten werden. Voneinander isolierte Bestände sollen sich über sichere Korridore wieder begegnen können. Und der illegale Handel mit Löwenkörperteilen muss durch Aufklärung und strengere Strafverfolgung gestoppt werden.

Der WWF hat eine spezielle Löwenstrategie verabschiedet. Hierfür brauchen wir dringend Unterstützung, damit die Löwenbestände auch in Zukunft weiter bestehen.  

 

Der Beitrag Gut gebrüllt: 13 erstaunliche Fakten über Löwen erschien zuerst auf WWF Blog.