Luchs-Wilderei in Bayern: Verfahren eingestellt

Wilderei direkt vor unserer Haustür und niemand wird zur Verantwortung gezogen: Ein Mann aus Bayern soll einen Luchs in eine Falle gelockt, das prachtvolle Tier erschossen und anschließend den Kadaver im Wald vergraben haben. Weil weder Schuld noch Tatzeit eindeutig nachgewiesen werden konnten, wurde der Fall der Luchs-Wilderei heute im Berufungsprozess eingestellt. Aus Artenschutz-Sicht ist dieses Urteil ein großer Rückschlag.

Wilderei wird meist mit Elfenbein oder Tigerfell in Verbindung gebracht, mit Afrika und Asien – auf jeden Fall nicht mit uns. Doch auch hierzulande werden seltene Wildtiere gnadenlos gejagt, weil sie tolle Trophäen darstellen oder mitunter einfach nur als störend empfunden werden. Der aktuelle Fall zeigt das einmal mehr besonders deutlich. 

Aus Mangel an Beweisen

Der Angeklagte, ein 54-jähriger Landwirt und Jäger aus dem bayerischen Lohberg, soll einen Luchs in eine 2,5 Meter lange (angebliche) Fuchsfalle gelockt haben. Zwei Zeugen gaben an, der Angeklagte hätte ihnen recht detailliert erklärt, wie es möglich sei, das scheue Tier zu fangen und zu töten. Das Landesgericht in Cham erkannte daraufhin die Schuld des Jägers und verurteilte ihn in erster Instanz zu einer Geldstrafe von 3000 Euro. Der Angeklagte legte Einspruch gegen das Urteil ein. Das Verfahren wurde nun aus Mangel an Beweisen eingestellt. Wir vom WWF Deutschland hatten zuvor eine Belohnung von 20.000 Euro für Hinweise zur Ergreifung des Täters ausgelobt.

 

Luchs-Wilderei: Ein schwerer Schlag für den Artenschutz

Das Gericht verwies in seiner Begründung darauf, dass der Grundsatz „Im Zweifel für den Angeklagten” gelte. Dies sei allerdings nicht als Freispruch zu werten. Zugleich betonte der Richter in seiner Urteilsbegründung ausdrücklich, dass er hoffe, von dem Prozess gehe eine entsprechende „Signalwirkung“ aus, dass Wilderei konsequent verfolgt werde. 

Dieses Urteil ist aus unserer Sicht ein großer Schlag ins Gesicht für alle diejenigen, die sich gegen die Wilderei engagieren. Denn kein einziger Fall von illegaler Luchstötung in Deutschland wurde bislang aufgeklärt, geschweige denn die Täter verurteilt.

Wilderei ist eine Straftat

Dabei ist Wilderei hierzulande keine Seltenheit. Und vor allem stellt sie eine Straftat dar.  Seit dem Jahr 2000 wurden in Deutschland mindestens 45 Wölfe und sechs Luchse illegal getötet. Bei Greifvögeln und Eulen sind die Zahlen noch viel größer. Von 2005 bis 2017 wurden bundesweit mehr als 1.188 Fälle dokumentiert. Davon betroffen waren vor allem Mäusebussarde, aber auch Rotmilane, Wanderfalken und Habichte. Auch sie wurden zumeist gefangen, vergiftet oder geschossen. 

Bis zu fünf Jahre Haft

Mindest sechs Luchse wurden seit dem Jahr 2000 in Deutschland gewildert. © Ralph Frank / WWF
Mindest sechs Luchse wurden seit dem Jahr 2000 in Deutschland gewildert. © Ralph Frank / WWF

Durch die sogenannten FFH-Richtlinien sind Wildtiere wie Wolf, Luchs, Fischotter und Bär europaweit streng geschützt. Das gleiche gilt für Greifvögel und Eulen, die im im Anhang II der Vogelschutzrichtlinie geführt werden. Alle Greifvögel, aber auch Luchse und Fischotter unterliegen gleichzeitig auch dem Jagdrecht. Sie sind dort mit einer sogenannten ganzjährigen Schonzeit belegt, dürfen also das ganze Jahr nicht bejagt werden. Verstöße gegen das Bundesjagdgesetz beziehungsweise Landesjagdgesetz und können mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden. 

Die Mauer des Schweigens

Leider gibt es jedoch immer wieder große Schwierigkeiten für die Ermittlungsbehörden, die entsprechenden Straftaten zu verfolgen und aufzuklären. Wilderei geschieht im Stillen und gerade bei bedrohten Arten gibt es oftmals eine Art Mauer des Schweigens, die nur schwer zu durchbrechen ist. Wir hatten gehofft, mit einer Verurteilung ein deutliches Zeichen zu erkennen, dass die Justiz entsprechende Fälle mit Nachdruck verfolgt und entsprechend bestraft. Aus unser Sicht braucht es eine Anti-Wilderei-Offensive der Behörden und eine zentrale Dokumentation und Veröffentlichung aller Artenschutzdelikte sowie ihrer Hintergründe und deren Strafverfolgung.

Das Recherchenetzwerk Correctiv hat sich auch schon einmal mit dem Thema Wilderei in Deutschland beschäftigt und einige ziemlich interessante Beiträge zusammengestellt. Schaut doch mal vorbei:

Wilderei in Deutschland: Das Finkenmanöver

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Banken-Rating: Kurswechsel bei deutschen Banken?

Die Bekämpfung der Klimakrise und des Artensterbens gelten als die wohl größten Aufgaben der Weltgesellschaft für die Zukunft. Geld regiert die Welt, heißt es. Demnach müsste der Finanzsektor einen der stärksten Hebel in der Hand halten, um die Wirtschaft auf den erforderlichen Weg zu führen. Wir haben uns die Strategien, Prozessen und Produkte der Kreditinstitute genauer angeschaut und das erste WWF-Banken-Rating zusammengestellt.

Vision 2025: Die Bank der Zukunft

Inwiefern engagieren sich Banken überhaupt für Umwelt- und Klimaschutz? Kann ich ausschließen, dass mein Geld in Kohle, Öl oder Waffen investiert wird?

Wir haben die größten Banken gemäß Bilanzsummen untersucht. © Anita Drbolhlav / WWF

“Vision 2025” entspricht unserer Definition, wie eine Bank spätestens im Jahr 2025 agieren sollte, um ihrer Schlüsselrolle im Umwelt- und Klimaschutz nachzukommen. Wir haben das Leistungsangebot für Privatkunden:innen (Private Banking) und für Firmenkunden:innen (Corporate Banking) der 14 größten Universal-Banken gemäß Bilanzsummen analysiert. Eines vorweg: Bislang entspricht keine, der untersuchten Banken dieser “Vision 2025.” 

Mit welchen Nachhaltigkeitsprinzipien arbeiten die Banken?

Inzwischen haben sich viele Banken internationalen Initiativen angeschlossen und sich zu Normen und Standards verpflichtet. Die Unterzeichnung des “UN Global Compact” gilt als Standard. Die “Principles for Responsible Investment (PRI)” wurden bereits von zahlreichen Banken wie der BayernLB, Deutsche Bank, ING-Diba und LBBW unterzeichnet. Die Implementierung der Standards ist allerdings noch nicht fortgeschritten, da weiterhin von diesen Banken fragwürdige Projekte und Unternehmen finanziert werden. 

Ratingsergebnisse im Bereich Governance, Monitoring & Reporting

Noch einen Schritt weiter gehen die Principles for Responsible Banking (PRB), die 2019 eingeführt wurden. Darin verpflichten sich derzeit die Commerzbank, Deutsche Bank, ING-Diba und LBBW dazu, ihre Unternehmenstrategie auf die Realisierung der Sustainable Development Goals (SDGs) und dem Pariser Klimaabkommen auszurichten.

Der Einsatz von Instrumenten zur Bestimmung von Nachhaltigkeitsrisiken, die beispielsweise durch Folgen des Klimawandels entstehen können, ist allerdings noch nicht sehr ausgeprägt. Bereits existierende Instrumente, wie das Paris Agreement Capital Transition Assessment Tool (Pacta) werden nur von wenigen Banken einbezogen (u. a. HypoVereinsbank, ING-Diba, LBBW Santander Consumer Bank). 

Nachhaltiges Sparen und Anlegen:

Sowohl für Privat- als auch für Firmenkunden:innen gibt es inzwischen eine Vielzahl von nachhaltigen Anlagemöglichkeiten. Institutionelle Anleger:innen können dabei sogar auf speziell zugeschnittene Fonds zugreifen. Aber auch private Anleger:innen haben die Möglichkeit aus über 400 Nachhaltigkeitsfonds auszuwählen.

In der Beratung und der Wirkungsmessung (Erfassung und Report der sozialen und/oder ökologischen Wirkung der Investitionen) gibt es jedoch recht große Unterschiede. Privatkunden:innen werden nur sehr selten aktiv auf nachhaltige Produkte angesprochen. Die meisten Banken haben aber schon signalisiert, in entsprechende Anlageprodukte und in die Ausbildung der Berater:innen investieren zu wollen. Zusätzlich setzen vermehrt Banken auf das Qualitätssiegel des Forum für nachhaltige Geldanlagen (FNG)

Kredite und Hypotheken:

Während bei privaten Krediten Umweltaspekte so gut wie nie eine Rolle spielen, gelten für Unternehmen teilweise sehr umfassende Richtlinien. Beispielsweise schließen immer mehr Banken eine Investition in besonders umweltzerstörende Projekte (Bergbau, Kohleverstromung, Fracking usw.) gänzlich aus.

Ratingergebnisse im Bereich Hypotheken und Baukredite

Green Loans, Sustainability Linked Loans, Green Bonds

Allerdings ist das Angebot von innovativen, „grünen“ Finanzierungsprodukten für Geschäfts­kunden:innen derzeit noch recht überschaubar. Es gibt zwar Banken, die Green Loans und Sustainability Linked Loans führen (BayernLB, DZ Bank und ING-Diba), die meisten Geldhäuser verweisen jedoch auf entsprechende Förderkredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Im Bereich der Green Bonds haben sich jedoch schon einige Banken (u.a. DKB, DZ Bank, HypoVereinsbank und LBBW) eine recht umfangreiche Expertise aufgebaut. 

Und was ist mit den Nachhaltigkeitsbanken?

Das Banken-Rating ist zunächst einmal eine grundsätzliche Bestandsaufnahme der 14 größten Universal-Banken gemäß ihrer Bilanzsummen.

Die sogenannten Nachhaltigkeitsbanken wie die GLS oder die Ethikbank wurden bei der Analyse nicht berücksichtigt, da sie zum einen per se nur “saubere” Geschäfte finanzieren. Zudem ist ihr Geschäftsvolumen nicht vergleichbar mit denen der größten, getesteten deutschen Banken. Wir wollten mit unserem Rating herausfinden, inwiefern die großen deutschen Banken Nachhaltigkeit in ihrem Kerngeschäft integriert haben.

Die zukunftsfähige Bank 2025 gibt es noch nicht

Ratingsergebnisse der Überkategorien

Derzeit wird noch keine der bewerteten Banken unseren Anforderungen an die „zukunftsfähige Bank 2025“ gerecht. Allerdings ist eine deutliche Tendenz erkennbar. Banken haben damit begonnen, sich der Herausforderung zu stellen. 

Wir werden den Prozess weiterhin beobachten. Unser Banken-Rating soll daher auch eher als eine Dialoggrundlage verstanden werden. 

Zum gesamten Banken-Rating

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Mit Hunden auf den Spuren der Wölfe

In den letzten Wochen wurden in Hamburg und Frankfurt Wölfe gesichtet. Was für eine Großstadt ein eher ungewöhnliches Bild ist, gehört in den Wäldern Niedersachsens oder Brandenburgs zur Realität. Denn hier leben inzwischen viele nachgewiesene Wolfsrudel.
Der Wolf aus Frankfurt wurde überfahren, der aus Hamburg ist wahrscheinlich längst weiter gezogen. Genauer wissen wir es nicht – und auch die Anzahl der Wölfe wird immer wieder diskutiert: Wie viele Wölfe leben wirklich in Deutschland? Hunde helfen uns, das herauszufinden.

Wolfsexpedition mit Artenschutzhunden

Wie viele Wölfe gibt es in Deutschland? Freiwillige helfen bei der Suche nach Wolfskot zur Datenerhebung.
Urlaubsziel Wolfsmonitoring © Biosphere Expeditions

Zwei anstrengende Wochen, fast 750 zu Fuß zurück gelegte Kilometer, insgesamt 24 Freiwillige, ein bis zwei Hunde und über 200 gefundene Wolfshinweise.
In Niedersachsen verbringen neben den ehrenamtlichen Wolfsberater:innen regelmäßig Freiwillige ihren Urlaub damit, nach Wölfen zu suchen – beziehungsweise nach deren Kot. Jedes Suchteam besteht aus ein bis zwei internationalen Expeditions-Teilnehmer:innen und einem Hund. Nach einer ausführlichen Schulung zu Beginn suchen sie täglich mehrere Stunden entlang der Wege nach Markierungen von Wölfen. Teilweise werden sie von Wolfsberater:innen begleitet.

Auch so kann intensives Wolfsmonitoring aussehen

Wölfe sind nicht leicht zu erforschen. Sie leben äußerst unauffällig und durchstreifen riesige Territorien. Hunde helfen uns, Losungen – also Kotproben — zu finden, die wir sonst gar nicht entdecken würden. Dadurch kann das Wolfsmonitoring maßgeblich verbessert werden.

Wie viele Wölfe gibt es in Deutschland? Freiwillige helfen bei der Suche nach Wolfskot zur Datenerhebung.
Gefundene Wolfsproben werden eingeschickt © Malika Fettak

Was sind das für Spürhunde?

Die Hunde müssen im wahrsten Sinne des Wortes einen guten Riecher haben. Sie werden auf den Zielgeruch, den Kot von Wölfen konditioniert. Grundsätzlich eignen sich dafür alle gesunden Hunde – bis auf die kurznasigen Rassen. Diese können nicht frei genug atmen, um ausdauernd zu suchen. Trainiert werden die Hunde zum Beispiel von Mitgliedern des Wildlife Detection Dogs e.V. — einem gemeinnützigen Verein, der Hunde für den Einsatz zum Artnachweis ausbildet.

Neben dem Nachweis von Wölfen können die Hunde auch auf andere Arten ausgebildet werden und nach Wildkatzen- Luchs- und Fischotter-Hinweisen suchen — oder auch nach Amphibien und sogar bestimmten Baumpilzen.

Wölfe: Was ihr Kot uns verrät

Die Proben werden eingeschickt und analysiert: Was hat der Wolf gefressen? Wer sind seine Eltern? Ist es ein neuer Wolf oder war er schon bekannt? Mit dem Monitoring möchten wir wichtige Fragen klären zu Verbreitung und Ausbreitung, zu Reproduktion und Populationsentwicklung, zur Nutzung der Territorien und zur Rudelzusammensetzung der Wölfe in Deutschland.

Wie viele Wölfe gibt es in Deutschland? Freiwillige helfen bei der Suche nach Wolfskot zur Datenerhebung.
Wolfskot kann viel verraten über Nahrung und Herkunft des Wolfes © Malika Fettak

Stören die Hunde nicht im Wald?

Die Suchhunde stören die Wildtiere im Wald nicht mehr als jeder andere gut erzogene, Gassi-gehende Vierbeiner. Im Gegenteil, die Hilfe der Hunde verkürzt die Zeit, die Forscher:innen im Wald verbringen müssen, um Wolfsnachweise zu finden. Das Wolfsmonitoring mit Hunden hilft uns dabei, eine gute Zahlen- und Datengrundlage über Wölfe zu schaffen.

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Wie viele Wolfsrudel gibt es in Deutschland?

Seit mittlerweile 20 Jahren wird der Wolf nach seiner brutalen Ausrottung wieder heimisch bei uns. Er gehört in unsere Wälder und kehrt von alleine zurück. Insgesamt leben inzwischen wieder über hundert Wolfsrudel in Deutschland. Gerade haben wir eine neue Verbreitungskarte erstellt:

Wolfsverbreitung in Deutschland

Was tun, wenn Ihr einem Wolf begegnet?

Es ist gar nicht so wahrscheinlich, einem Wolf im Wald zu begegnen. Denn Wölfe sind in der Regel sehr vorsichtig. Solltet Ihr doch mal einen sehen, bleibt ruhig und rennt nicht weg. Wenn Euch die Situation unangenehm ist, macht auf Euch aufmerksam und sprecht laut mit dem Tier. Ihr könnt auch winken und in die Hände klatschen. Auf keinen Fall solltet Ihr versuchen, den Wolf anzufassen oder ihn füttern.

Aber vielleicht schafft Ihr es, ein Foto zu machen (von Weitem!) Denn Ihr solltet Eure Beobachtung beim jeweiligen Wolfsberater oder der Landesbehörde melden.

Mitforschungsreisen: Urlaub für den Artenschutz

Die Mitforschungsreisen, bei denen sich Freiwillige für den Artenschutz engagieren können, werden von Biosphere Expeditions organisiert – in Zusammenarbeit mit Wildlife Detection Dogs e.V., die für die gute Ausbildung der Artenschutzhunde sorgen.

Wir vom WWF unterstützen das Monitoring-Projekt in Niedersachsen, indem wir die Reisekosten der Expertin von Wildlife Detection Dogs e.V. übernehmen.

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Corona: Das richtige Verbot

Natürlich mache ich mir Sorgen über das Coronavirus oder COVID-19. Da geht es mir wie jedem. Meine Gedanken sind bei denen, die geliebte Menschen verloren haben, die krank sind, die in der Quarantäne stecken. Was für ein Horror. 

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Ich freue mich daher umso mehr, dass nun in Chinas der Ständige Ausschuss des Nationalen Volkskongress entschieden hat, den Verzehr von Wildtieren zu verbieten. Darüber hinaus soll gegen den illegalen Handel mit Wildtieren vorgegangen werden um Leben und Gesundheit von Menschen zu sichern. Ich habe mich mit einer Reihe von Kolleg:innen in China ausgetauscht. So wie wir es verstehen. sind zwar nicht sämtliche Wildtierarten vom Konsum ausgeschlossen, aber doch der absolute Großteil. 

Wildtierhandel verboten, nicht ausgesetzt

Schon im Januar setzte die chinesische Regierung den Verkauf von Wildtierprodukten zeitweilig aus, die in China für Lebensmittel, Pelze und in der traditionellen Medizin verwendet werden. Wie wir wissen sprang der Corona Virus vermutlich auf einem dieser Wildtiermärkte von Tieren auf den Mensch über. Diese Schließung der Wildtiermärkte sollte jedoch aufgehoben werden, sobald der Ausbruch beendet ist. Das scheint jetzt vom Tisch. 

Verbot ist richtig — nicht nur wegen Corona 

Das dauerhafte Verbot des Konsums von Wildtieren ist ein richtiger und wichtiger Schritt für Gesundheit und Artenvielfalt. Hoffentlich kann man so das Risiko des Entstehens von gefährlichen Zoonosen wie Covid-19 eindämmen. Es wird aber auch den illegalen Artenhandel reduzieren. Unzählige wilde Arten – vielfach aus Wilderei und illegalem Artenhandel – werden auf Wildtiermärkten gehandelt. Nicht nur in China, auch in vielen anderen Teilen dieser Welt. 

Verbot wildtierhandel Corona: Malaienbär im Käfig
Malaienbär im Käfig © Rob Webster / WWF

Und nicht zuletzt kann ich die Entscheidung auch wegen des Tierwohls nur begrüßen. Ich finde die Zustände von Tierhaltung und -verkauf auf den Wildtiermärkten oftmals schlicht schockierend. Das kann man ruhig auch als Artenschützer sagen. 

Das Verbot allein wird nicht reichen

Das Verbot von Wildtiermärkten allein wird den illegalen Wildtierhandel nicht stoppen, wenn die Nachfrage weiter besteht. Nun ist es wichtig, dieses Verbot konsequent umzusetzen und die Entstehung von Schwarzmärkten zu verhindern. Darüber hinaus brauchen wir bessere Regulierungen der Nutzung von gefährdeten Arten in der Traditionellen Medizin. Oder für die schlecht regulierte Zucht gefährdeter Arten (wie Tiger) auf Farmen. Beides sind nach wie vor Einfallstore und Treiber des illegalen Artenhandels. 

Das neuartige Coronavirus sowie früher schon SARS und ähnliche Ausbrüche machen die Gefahren klar, die vom illegalen und unregulierten Wildtierhandel ausgehen. COVID-19 muss als Weckruf dienen für ein Ende der nicht nachhaltigen Nutzung gefährdeter Tiere und ihrer Teile – ob als exotische Haustiere, als Lebensmittel oder als vermeintliche Medizin. Jetzt und für immer. Denn diese Übernutzung bedroht Artenvielfalt weltweit, und Artenvielfalt ist die Grundlage für die funktionierenden Ökosysteme, von denen wir Menschen am Ende selbst abhängen. Es ist also nicht mehr nur eine Frage des Artenschutzes, wie meine Kollegin May hier völlig zu Recht schrieb. Es ist eine Frage der globalen Gesundheit. Und damit eine wichtige Entscheidung für uns alle. 

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COVID-19: Artenschutz für die globale Gesundheit

Ein Virus tritt auf einem Tiermarkt auf Menschen über, entwickelt sich zu einer Epidemie und breitet sich innerhalb weniger Wochen rund um den Globus aus. Krankheitserreger wie das Coronavirus, die Menschen und Tiere infizieren können, werden als Zoonosen bezeichnet. Die Liste von zoonotischen Erregern ist lang: Ebola, HIV, Hendra, Vogelgrippe, Nipah, West Nil, MERS, Zika und jetzt das neuartige Coronavirus COVID-19.

Inzwischen sollen sich knapp 76.000 Personen mit dem Coronavirus infiziert haben. COVID-19 wie die Krankheit inzwischen bezeichnet wird forderte in weniger als zwei Monaten über 2.000 Menschenleben. Wie häufig passiert so etwas? Wie können wir es verhindern?

Menschen sind das Problem nicht nur im Fall von COVID-19

Dass Krankheitserreger von Tieren auf Menschen überspringen oder umgekehrt, ist nichts Neues. Aber vermutlich werden wir in Zukunft häufiger Ausbrüche dieser Art erleben. Wissenschaftler:innen beobachten ein exponentielles Wachstum der Spillover-Ereignisse (wenn Erreger von einer auf die andere Art überspringen). Diese Entwicklung ist wenig überraschend. Sie ist menschgemacht.

Der Grund: Wir Menschen dringen immer tiefer in tropische Wälder vor und treffen auf Tiere, die für uns unbekannte Viren in sich tragen. Die Wildtiere werden getötet oder in Käfige gesperrt und auf Märkte gebracht. So bieten wir den Erregern die Möglichkeit, auf einen neuen Wirt überzuspringen. So ist wahrscheinlich COVID-19 entstanden.

COVID-19: Von Fledermäusen und Schuppentier

© Erik S / Getty Images
Fledertiere können für Menschen gefährliche Viren tragen. © Erik S / Getty Images

Derzeit ist noch unklar, ob Schuppentiere als Zwischenwirt etwas mit der Entstehung von COVID-19 zu tun haben. Es ist allerdings interessant, dass bei ihnen ein Coronavirus entdeckt wurde, welches dem aktuell bei Menschen kursierenden Coronavirus sehr ähnlich ist. Auch wenn COVID-19 nicht von Schuppentieren stammt, könnte es hier ein weiteres Zoonosepotenzial geben. Nach SARS, MERS und COVID-19 wäre ein weiteres zoonotisches Coronavirus nicht überraschend. Das müsste erforscht werden. Allein deswegen ist es deutlich sinnvoller diese bedrohten Tiere zu schützen, als mit ihnen illegal zu handeln. 

Ziemlich sicher ist jedoch der ursprüngliche Wirt: Fledermäuse gelten als wahrscheinlicher Ursprung von Infektionskrankheiten wie SARS, Nipah-Virus und dem neuartigen Coronavirus. Doch warum gerade Fledertiere? Sie sind die einzigen flugfähigen Säugetiere und tragen gleichzeitig den größten Anteil humanpathogener Viren. Das sind die Erreger, die uns Menschen infizieren können. Zudem sind Fledertiere (Fledermäuse und Flughunde) fast überall auf der Welt anzufinden. Sie leben in riesengroßen Gruppen und stehen in engem Kontakt mit dem Menschen. 

Die Lösung: Eindämmung des Wildtierhandels!

Die Fledermäuse aber wie Ungeziefer zu vernichten wäre nicht sinnvoll. Damit würde viel mehr Schaden als Nutzen angerichtet. Fledermäuse erfüllen wichtige Funktionen im Ökosystem, so ähnlich wie Bienen. Sie verbreiten Samen, bestäuben Bäume und sind für den Erhalt gesunder Wälder und biologisch vielfältiger Agrarsysteme verantwortlich.

Viel sinnvoller ist es den Kontakt zwischen Wildtieren und Menschen zu verringern. Das wäre der der praktischste und kosteneffektivste Ansatz zur Minderung von Zoonosen. Chinas Verbot des Wildtierhandels würde helfen, künftige Infektionen zu verhindern. Die EU ist 2005 einen ähnlichen Schritt gegangen und hat den Import von Wildvögeln verboten, um der Verbreitung der Vogelgrippe entgegenzuwirken. Ein positiver Nebeneffekt davon war, dass sich weniger invasive Vogelarten in Europa ausbreiteten. 

Jedes Jahr drei neue Zoonosen

Laut Welt-Tiergesundheitsorganisation OIE erscheinen jedes Jahr fünf neue menschliche Krankheiten. Drei davon besitzen einen tierischen Ursprung. Wie viele Infektionskrankheiten müssen noch zwischen Mensch und Tier übertragen werden, damit wir verstehen, wie die menschliche Gesundheit mit den Tieren und unserer gemeinsamen Umwelt zusammenhängt? Damit wir die erforderlichen Maßnahmen ergreifen? 

Lernen wir aus dem Coronavirus?

Denn durch die Verbreitung eines weiteren Coronavirus können wir folgendes für die öffentliche Gesundheit lernen: Wenn wir solche Epidemien verhindern wollen, dann müssen wir den weltweiten Handel mit Wildtieren eindämmen. Es ist nicht mehr nur eine Frage des Artenschutzes. Es ist eine Frage der globalen Gesundheit. Und damit eine wichtige Entscheidung für uns alle.

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