Die Beobachtung der beiden weißen Giraffen am kenianischen Tana River im Jahr 2017 ging um die Welt. Jetzt müssen wir wieder über die beiden reden: Ihre Skelette wurden am 9. März 2020 von Rangern auf Patrouille gefunden. Sie wurden vermutlich von Wilderern getötet. Eine weitere, besonders berührende Nachricht in der weltweiten Wildereikrise.
Der Tod dieser beiden Giraffen ist Symptom eines viel größeren Phänomens. Seit Mitte der 1980er Jahre ist der gesamte Bestand um bis zu 40 Prozent zurückgegangen. Von den Netzgiraffen leben in Kenia nur noch schätzungsweise 8500 Tiere in freier Wildbahn. In Äthiopien und Somalia dürften nur noch ein paar hundert dazukommen.
Giraffen sind schon seit einigen Jahren in den Fokus der Wilderer geraten. Wegen ihrer Größe und ihrem Verhalten sind sie leichte Beute für illegale Jäger. Sie werden als Bushmeat geschossen. Giraffen werden auch von Wunderheilern begehrt, da Knochenmark und Gehirn angeblich gegen HIV/AIDS helfen. Auch die Häute und Schwanzhaare sind begehrt. Die beiden, jetzt gewilderten weißen Tiere waren wegen ihres sehr ungewöhnlichen Aussehens vermutlich besonders begehrt.
Der Lebensraum schwindet
Die größte Bedrohung der sanften Langhälse ist weiterhin der Lebensraumverlust durch ständige intensivierte Landwirtschaft und den Bergbau. Giraffen brauchen aber große, weitläufige Flächen — daher ist der umfassende Schutz ihres Lebensraums essentiell für ihr Überleben.
Wenn wir nicht entschlossen handeln, könnten Giraffen und andere gefährdete Arten den Weg in Richtung Aussterben fortsetzen. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort setzen wir uns beim WWF für den Schutz der Lebensräume von Wildtieren ein, auch und gerade in Ostafrika. Wir kämpfen auch jetzt schon seit vielen Jahren gegen die grassierende Wilderei, vor allem auf Elefanten und Nashörner. Denn wir wollen eine gemeinsame Zukunft von Mensch und Natur. Und ein Ende solch schlimmer Nachrichten wie dieser.
Gestern wurde in Brüssel die neue Industriestrategie der EU vorgestellt. Die EU-Kommission hat darin das Ziel der Klimaneutralität formuliert– auch für energieintensive Industrien. Die Strategie soll den Rahmen bilden, um in neue klimaneutrale und ressourcenschonende Prozesse zu investieren. Das Ziel wird einhellig begrüßt, bei der Umsetzung gibt es zum Teil stark unterschiedliche Meinungen.
Bei Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft sind sich alle schnell einig, dass diese Maßnahmen das Klima schützen und insgesamt gut für die Umwelt sind. In Bezug auf neue Technologien und damit verbundene neue Infrastrukturen, wird jedoch gestritten. Wie beim Thema CCS und CCU.
Was bedeutet CCS und CCU?
Das sogenannte CCS(Carbon Capture and Storage) ist ein Verfahren, das Kohlendioxid aus Industrieabgasen auffängt und speichert. CCU (Carbon Capture and Utilization) geht noch einen Schritt weiter und verwendet das aufgefangene CO2 für weitere Industrieprozesse. Die Meinungen gehen bei CCS und CCU weit auseinander.
Ursprünglich hatte sich die Kohleindustrie stark für die CCS eingesetzt. Die Technologie sollte dabei helfen, Laufzeitverlängerungen für Kohlekraftwerke zu erwirken. Kohlenstoff einsammeln und speichern klingt erstmal gut. Aber bei einem Kohlekraftwerk wäre eine solche Anwendung eher ein Feigenblatt auf der Emissionsbilanz als ein ernsthafter Versuch, klimafreundlich zu produzieren. Weiterhin wurde behauptet, CCS würde Kohlekraftwerke in die Klimaneutralität führen. CCS als faule Ausrede für Leute, die keine Lust auf den Ausbau der Erneuerbaren hatten. Kein Wunder also, dass CCS in Deutschland einen schlechten Ruf bekam.
CCU hingegen wirkt äußerst sympathisch. Eingesammeltes und sogar wiederverwendetes CO2 klingt nach Recycling. Doch dieser Eindruck trügt, denn dieses Verfahren benötigt sehr viel Strom. Mit dem heutigen deutschen Strommix betriebenes CCU würde mehr Emissionen freisetzen als mit konventioneller Herstellung auf Basis von Kohle, Erdöl und Erdgas. Erst bei Verwendung von 100 Prozent erneuerbarem Strom würden überhaupt Emissionen eingespart.
Norwegen: CCS in Salzkavernen
Ein zweiter Blick auf CCS hingegen zeigt ein deutlich anderes Bild als zu Kohle-Zeiten. Seit 1996 laufen Projekte in Norwegen, die Emissionen aus einem Zementwerk und aus einer Müllverbrennungsanlage abscheiden und unter der Nordsee in Salzkavernen deponieren. Erfahrungen mit der Speicherung sind also inzwischen gegeben und sie sind durchaus positiv.
Gebraucht werden diese neuen Verfahren für die besonders energieintensiven Industrieprozesse (u.a Baustoffe, Chemie, Glas oder Metalle), die selbst bei Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung immer noch klimaschädliche Emissionen verursachen. Insbesondere die Zementindustrie wird trotz Einsatz erneuerbarer Energien maximal 40 Prozent ihrer CO2-Emissionen einsparen. Die größere Hälfte verbleibt und belastet das Klima immer weiter, außer sie kann eingefangen und deponiert (CCS) oder zu anderen Produkten (CCU) verarbeitet werden.
CCU nur für langlebige Produkte nutzen
Wenn CCU für die Herstellung von Treibstoffen für den Verkehr oder für die Herstellung von Heizgas für Gebäude eingesetzt wird, entstehen weiterhin Emissionen im Motor oder in der Heizung. Um CCU auf den Pfad zu Null-Emissionen zu führen, muss sichergestellt werden, dass nur langlebige Materialien (z.B. Kunststoffe) aus CO2 hergestellt werden.
Nachhaltigkeitskriterien für CCS und CCU benötigt
Wir vom WWF gehen davon aus, dass der Bedarf an Zement sinken wird. In Zukunft werden immer mehr emissionsarme, moderne Materialien verbaut. Für einen Teil der Zementemissionen brauchen wir CCS und CCU. Für beide Verfahren müssen jedoch klare Nachhaltigkeitskriterien definiert werden. Es muss festgelegt werden, dass nur die Prozesse und Anwendungen Zugang zu CCU/CCS bekommen, die keine anderen Vermeidungsoptionen haben. Und es muss klar geregelt sein, dass CCU/CCS nur für die Anwendungen vorgesehen werden, die tatsächlich Emissionen einsparen werden.
Auch andere Länder in Europa stehen dem Thema CCS inzwischen positiv gegenüber, zum Beispiel Großbritannien oder die Niederlande. Global gibt es inzwischen kein Klimaschutzszenario, das ohne CCS auskommt.
Wir unterstützen CCU bei:
der Herstellung von langlebigen Materialien, zum Beispiel Kunststoffen
der Herstellung von Flugbenzin
der Herstellung von Heizmaterial für Hochtemperaturprozesse in der Industrie
Langfristig als Speicheroption in einem 100 Prozent erneuerbaren Energiesystem
Wir lehnen CCU ab:
bei Kraftstoffen für PKW und bei der Heizgasherstellung für normale Raumwärme
Wir unterstützen CCS:
bei anderweitig nicht vermeidbaren Prozessemissionen aus der Industrie
Flügelspannweiten größer als ein Mensch, Geschwindigkeiten von mehreren hundert Stundenkilometern und eine unglaubliche Sehschärfe: Adler sind beeindruckende Tiere und können sogar Drohnen abwehren.
Großer Vogel
Adler gehören zu den größten Greifvögeln der Welt. Der größte in Europa heimische Adlerist der Seeadler mit einer beachtlichen Flügelspannweite von bis zu 2,60 Metern.
Auch in Deutschland gibt es Seeadler. Wer die mächtigen Vögel in der Natur beobachten möchte, hat die besten Chancen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Seeadler können bis zu sieben Kilogramm schwer und 80 Zentimeter groß werden.
Fette Beute
Adler fressen je nach Lebensraum Fische, Vögel, kleinere Säugetiere wie Ratten oder Kaninchen und manchmal Aas. Große Adler sind aber durchaus in der Lage, auch Rehkitze, junge Steinböcke oder Füchse zu erbeuten und mit ihren Krallen fortzuziehen.
Adler Sturzflug
Steinadler – die größten Raubvögel Nordamerikas – können im Sturzflug bis zu 320 Stundenkilometer schnell werden. Sie zählen damit nach den Wanderfalken als zweitschnellste Vögel der Welt. Im horizontalen Flug erreichen sie Geschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern, sind aber normalerweise eher mit etwa 50 Stundenkilometern unterwegs.
Während der Mensch höchstens ungefähr 50 Meter weit sehen kann, erkennen Adler ihre Beute noch aus mehreren Kilometern Entfernung. Adleraugen sehen viel schärfer als die unseren, können Farben gut erkennen und sogar ultraviolettes Licht wahrnehmen.
Adler sind Luftakrobaten
Es ist eine Sache von Sekunden und ein beeindruckendes Schauspiel: Mitten im Flug dreht sich ein riesiger Weißkopfseeadler auf den Rücken und vollführt eine kurze Rolle in der Luft. Auch andere Adler wie der Steinadler beherrschen dieses Kunststück, um Beutetiere von unten zu greifen, die Damenwelt zu beeindrucken oder Angreifern die Klauen entgegen zu strecken.
Ob Steinadler, Seeadler oder Fischadler – sie alle bleiben in der Regel ein Leben lang mit ihrem Partner zusammen, führen also sozusagen eine monogame, treue Dauerehe.
Adler zur Drohnenabwehr
Zielsicher fliegt ein Steinadler auf eine Drohne zu, bremst ab und greift das Flugobjekt genau in der Mitte, ohne sich die schuppenbedeckten Krallen an den Propellern zu verletzen: Das niederländische und das französische Militär sowie die Genfer Polizei haben in den letzten Jahren damit experimentiert, Adler zum Abfangen von Drohnen abzurichten.
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König der Lüfte
Abgesehen von Krankheiten oder Milben haben Adler keine natürliche Feinde. Dass man sie als Könige der Lüfte bezeichnet könnte aber auch von ihrer Kraft und Größe herrühren, von den majestätischen Kreisen, die sie am Himmel ziehen – oder davon, dass hohe Gebirge zu ihrem Lebensraum zählen und die Greifvögel ihre Horste sehr weit oben bauen.
Das Nest von Greifvögeln nennt man Horst. Das bezieht sich auf das Material, aus dem es besteht. Denn der alte Name Horst bedeutet im Mittelniederdeutschen Gehölz, Gebüsch oder Gestrüpp.
Adler nutzen ihre Horste übrigens jahrelang. Es sind schließlich auch beeindruckende Gebilde. Der Horst eines Seeadlers kann etwa zwei Meter Durchmesser und ein Gewicht von bis zu 600 Kilogramm erreichen. Die Horste von Weißkopfseeadlern können sogar bis zu zwei Tonnen wiegen.
Todesursache Nr. 1: Bleivergiftung
Eine der häufigsten Todesursachen für Adler vermutet man kaum: Bleivergiftung. Denn oft fressen Adler angeschossene Wildtiere, in deren Kadavern noch bleihaltige Patronen stecken. Eine Dosis, die selbst für die großen Seeadler tödlich ist.
Es gibt in Deutschland nur noch etwa 580 Seeadler-Paare. Doch immer wieder werden die streng geschützten Greifvögel auch absichtlich illegal vergiftet. Dahinter stecken meist einzelne Kriminelle, die womöglich um eigene gehaltene Hühner, Tauben oder Fische bangen oder in den großen Vögeln Konkurrenten um Hasen oder Fasanen sehen. Außerdem gefährden Pestizide und eine intensive Holzwirtschaft die ikonischen Greifvögel. Der WWF schützt die ikonischen Seeadler.
Seeadler sind nicht nur ziemlich groß, sie werden für Vögel auch ziemlich alt. Bis zu 40 Jahre kann ein Seeadler werden. Stein‑, Fisch- oder Schreiadler werden 20 bis 30 Jahre alt. Das entspricht der typischen Lebenserwartung großer Greifvögel.
So flauschig Adlerjunge aussehen, zwischen ihnen tobt ein harter Konkurrenzkampf. Das älteste oder stärkste Küken attackiert die anderen, lässt sie nicht fressen oder wirft sie gar aus dem Horst.
Adler sind das zweitbeliebteste Wappentier
Nicht nur das Logo der Adler Mannheim ziert ein Adler. Der Seeadler ist das offizielle Wappentier Deutschlands. Nationaltier der USA ist der majestätische Weißkopfseeadler. Und auch viele andere Länder tragen einen Adler im Wappen, zum Beispiel in Indonesien. Adler sind das zweithäufigste Wappentier nach dem Löwen.
Die Afrikanische Schweinepest nähert sich Deutschland. Zuletzt wurde ein mit dem Virus infiziertes Wildschwein nur weniger Kilometer von der deutschen Grenze in Polen gefunden. Bis das Virus auch in Deutschland ankommt, ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit.
Wir geben hier deshalb die wichtigsten Antworten:
Was ist die Afrikanische Schweinepest?
Die Afrikanische Schweinepest ist eine durch Viren verursachte Tierseuche, die Wild- und Hausschweine befällt. Ursprünglich beschränkte sie sich auf Afrika, daher der Name. Seit einigen Jahren breitet sie sich auch in Europa aus.Infizierte Schweine haben Fieber, Schwäche, Fressunlust, Bewegungsstörungen und Atemprobleme – und sterben in der Regel innerhalb einer Woche. Einen Impfstoff gegen den Erreger gibt es zurzeit nicht.
Wie wird das Virus übertragen?
Das Virus der Afrikanischen Schweinepest überträgt sich durch direkten Kontakt von Schwein zu Schwein. Aber auch der Mensch kann den Virus weiterverbreiten, nachdem er Kontakt zu erkrankten Tieren hatte. Auch über Lebensmittel wie Fleisch oder Wurstwaren sowie Tierfutter, die mit dem Virus kontaminiert sind, kann die Schweinepest übertragen werden — genauso wie durch in Kontakt gewesene Gegenstände wie Fahrzeuge, Schuhe oder Kleidung.Das erklärt auch, wieso sich das Virus über so große Gebiete schnell verbreiten kann.
Ist die Afrikanische Schweinepest für den Menschen gefährlich?
Für den Menschen ist die Schweinepest nicht gefährlich. Das ist die gute Nachricht. Aber für Schweinebauern, deren Tiere befallen werden, ist sie wirtschaftlich verheerend.
Wie kann man verhindern, dass sich das Virus ausbreitet?
Es gibt keinen Impfstoff gegen die Afrikanische Schweinepest. Daher müssen strikte Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen in der Schweinezuchtund beim Transport von Schweinen sichergestellt werden, um die Seuche einzudämmen.
Kann die Schweinepest auch auf Hunde übertragen werden?
Nein, es können sich ausschließlich Schweine mit dem Erreger infizieren.
Bringt es etwas, jetzt mehr Wildschweine zu jagen?
Wo das Virus ausgebrochen ist, kann es sinnvoll sein, räumlich begrenzt verstärkt Wildschweine zu jagen, um das Risiko der Übertragung des Virus auf Hausschweine zu verringern. Das massenhafte Abschießen von Wildschweinenist jedenfalls nicht die Lösung, wie ich hier schon einmal geschrieben habe. Schließlich sind Wildschweine, wie Erfahrungen aus anderen Ländern gezeigt haben, nur ein Übertragungsweg des Virus. Bedeutender für die Verbreitung des Virus ist die Übertragung von infiziertem lebendem und totem Material, zum Beispiel durch kontaminierte Gegenstände, Lebensmittel oder Fleisch.
Was bringen Wildschweinzäune?
Immer häufiger werden Zäune als mögliche Maßnahme ins Spiel gebracht, um die Ausbreitung von Wildschweinen zu verhindern. An der Grenze zwischen Deutschland und Dänemark wurde dafür sogar schon ein Festzaun gebaut. Wildschweine sind grundsätzlich in der Lage, Elektro-aber auch massive Zäune zu überwinden, wenn sie zum Beispiel vor Störungen fliehen oder Nahrung erreichen wollen. Außerdem verhindern dauerhafte Barrieren wie feste Zäune andere Wildtiere an ihrer natürlichen Wanderung.
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Wieso gibt es so viele Wildschweine?
Wildschweine lieben Raps und vor allem Mais. Beide Feldfrüchte bieten den Schweinen hervorragendes Kraftfutter – und lebenswichtige Deckung. Die Anbaufläche ist seit 2001 um über 60 Prozent gestiegen. Diese Art von Landwirtschaft ist ein regelrechtes Wildschweinzuchtprogramm. Zudem fallen die Winter in Deutschland in den letzten Jahren wärmer aus. Die natürliche Sterblichkeit in dieser Jahreszeit ging dadurch sehr stark zurück. Weibliche Wildschweine können inzwischen sogar mindestens zweimal im Jahr Nachwuchs großziehen.
Mehr Wildschweine – trotz intensiver Jagd
Die von Wildschweinen verursachten Schäden auf Feldern, in Parks und Vorgärten sind beachtlich. Der Ruf nach der Jagd klingt natürlich einfach: abschießen und gut. Doch nichts ist gut. Trotz intensiver Jagd. Jährlich werden in Deutschland mehr als eine halbe Million (zuletzt sogar über 800.000) Wildschweine geschossen. Trotzdem geht die Zahl der Wildschwein offenbar nicht spürbar zurück.
Es häufen sich die Wortmeldungen, die eine flächendeckende Aufrüstung in der Wildschweinjagd fordern. Etwa den Einsatz von Nachtzielgeräten und Schalldämpfern, Fallen und weiträumige Drückjagden. Über effektive, zeitgemäße und naturschutzfachlich sinnvolle Jagdmethoden zu diskutieren ist wichtig. Doch dürfen wir nicht vergessen, dass Wildschweine nur einer von vielen Faktoren sind, die die Ausbreitung der ASP verursachen.
Wir brauchen eine vielfältigere Landwirtschaft!
Vielmehr sollten wir uns doch die Frage stellen, ob es nicht längst Zeit für eine andere Art der Landwirtschaft ist. Sowohl auf dem Acker als auch im Stall. Zum einen begünstigen die Monokulturen auf unseren Äckern die Vermehrung der Wildschweine. Die Schweinepest ist kein Problem der Wildschweine, sondern ein Problem der Massentierhaltung von Hausschweinen! Tierseuchen wie die Schweinepest zeigen uns, welche Risiken mit der Massentierhaltung verbunden sind.
Jagd allein kann die Wildschweine weder kurzfristig noch dauerhaft wieder auf ein Normalmaß bringen. Dafür – aber längst nicht nur dafür- brauchen wir wieder mehr Vielfalt auf dem Acker. Das heißt vor allem: deutlich weniger Mais- und Raps. Mehrjährige und vielfältigere Fruchtfolgen tragen zum Klimaschutz bei. Sie fördern die biologische Vielfalt. Und ja, helfen dabei, dass die Schweine nicht überhand nehmen.
Worauf muss ich achten?
Bring keine Fleisch- oder Wurstwaren, die Schweinefleisch enthalten, aus dem Ausland mit!
Verfüttere keine Speisereste an Tiere und füttere keine Wildtiere, insbesondere keine Wildschweine!
Entsorge tierische Speisereste wie Fleisch nur im Restmüll, nicht im Biomüll oder Kompost.
Naturschutz ist keine Männersache, im Gegenteil. Nicht nur die Klimaproteste sind vor allem weiblich. Überall auf der Welt sind uns grandiose Frauen begegnet, die unsere Arbeit entscheidend prägen. In den Communities, als Forscher:innen, bei den Eco Guards und und und. Wir möchten hier einige vorstellen, die wir einfach nur bewundern können. #frauenforfuture
Maya Yogi wurde mit dem Tod bedroht, als sie anfing für den Naturschutz zu arbeiten. Schließlich war sogar ein Preis auf ihren Kopf ausgesetzt. 50.000 Rupien, eine Menge Geld hier im Grenzgebiet von Indien und Nepal. Vieles hat sich im sogenannten Khata-Korridor verändert. Und das hat ganz viel mit Maya Yogi zu tun.
Tiger lieben diese Wälder. Elefanten brauchen sie zum Wandern, zum Überleben: Im Khata-Korridor stehen prächtige Wälder aus Salbäumen. „Vor zwanzig Jahren war hier nur ein einziges Fleckchen von 115 Hektar“, erinnert sich Maya Yogi. Der Bedarf nach Brennholz, Ackerflächen und das unkontrolliertes Weiden von Rindern hatten nicht mehr Wald übrig gelassen.
Heute sind aus diesem Fleckchen 3.800 Hektar intakter Wald geworden. Der Khata-Korridor ist wieder die Heimat von einem Dutzend Tigern, die frei zwischen den Wäldern Nepals und Indiens umherstreifen. Und Maya ist eine Legende. Jeder hier in den Dörfern kennt sie. Jeder kennt die Geschichte, wie sie Khata veränderte.
Die Menschen hatten Angst
Vor zwanzig Jahren war in Nepal alles anders. Als Maya Yogi 2001 zum ersten Mal nach Khata kam, wussten Umweltschützer:innen um das enorme Potenzial als Waldkorridor im subtropisch heißen Tiefland am Fuße des mächtigen Himalayas. Irgendwann sollte es den Bardia-Nationalpark mit dem indischen Katerniaghat-Wildschutzgebiet verbinden. Die Menschen in den Dörfern hatten aber schlicht Angst. Dass ihr Land zu Nationalpark werden könnte, in dem wilde Tiere in ihre Dörfer wandern, Eigentum zerstören, Vieh reißen und sogar Menschen töten.
Für Maya waren die erste Schritte die Schwierigsten. Ihre Ideen waren extrem unbeliebt. Maya wusste, dass die Situation aus dem Ruder lief, als ihr Name in den Zeitungen stand. Dort wurde sie als Person gebrandmarkt, die die Harmonie der Gemeinschaft stören würde. Maya erfuhr von Menschen, die ihre Ermordung planten.
Wie man Menschen überzeugt, dass sie Wälder schützen
Doch Mayas Ziel war unverrückbar: Khata braucht seine Wälder. Die Tiere brauchen sie und die Menschen. Schritt für Schritt, Gespräch für Gespräch gelang es ihr zu überzeugen. Naturschutz muss sich auf die Menschen konzentrieren, daran glaubt sie mehr denn je. „Hätte ich ihnen gesagt, dass die Wälder für Tiger und Elefanten gebraucht werden, wäre das nie akzeptiert worden“, sagt sie heute. „Aber als ich ihnen klar machte, dass die Wälder von den Gemeinden selbst nachhaltig bewirtschaftet werden müssen, damit sie den Menschen zugute kommen – da begannen sie zu sehen, wie wertvoll unsere Bemühungen sind.“
Die Jahre vergingen. Die Aufforstungen in Khata kamen langsam in Schwung. Neue Flächen wurden zugeteilt. Es bildeten sich Pläne, um diese als Gemeinschaftswald zu verwalten. Das Land erwachte mit den ersten Sichtungen von Wildtieren zum Leben. Als ein Tiger mit Jungen von den Kamerafallen festgehalten wurde, veranstaltete Maya ein Fest, groß wie eine nepalesische Hochzeit. Mit Tanz und Ziegenfleisch. Eine große Sache. Davon erzählt man hier noch immer.
Doch dann stellte sich eine neue Herausforderung: die Wilderei. Das war zum Höhepunkt des nepalesischen Bürgerkrieges. Die Armee war mehr als genug mit den maoistischen Guerillas beschäftigt. Zum Schutz der Wildtiere gab es keine Einsatzkräfte mehr. Die Wilderei blühte. Tiger, Elefanten, Nashörner, alles wurde aus dem Wald geschossen.
Kugeln für den Tiger — oder sie
Khata war da keine Ausnahme. Für die lokalen Wilderer wurde Maya zum Feind. Sie zeigten ihr Kugeln. Die Botschaft: Entweder sie würden damit Tiere erlegen oder eben Maya töten. Sie setzten sogar ein Kopfgeld auf sie aus. Fünfzigtausend Rupien, ein kleines Vermögen.
Maya flüchtete in die Wälder. Sie fürchtete um ihr Leben, wenn sie es wagte, im Dorf zu schlafen. Eines Tages hatte sie schließlich genug. Mit der Unterstützung von Leuten aus der Gemeinde wehrte sie sich tatsächlich gegen die Wilderer. Es gelang ihr sie verhaften zu lassen. Sie kamen dorthin, wo sie hingehörten – ins Gefängnis.
Khata lebt
2006 war der Bürgerkrieg endlich Geschichte. Seitdem geht es mit Nepal und dem Naturschutz langsam, aber stetig bergauf. Im Khata-Korridor gibt es jetzt über 70 Gemeindewälder, die von Dorfgemeinschaften verwaltet werden. Mehr als 9.000 Haushalte sind beteiligt. Programme mit Biogas, einen sauberen Brennstoff aus Dung, senkten den Bedarf nach Brennholz. Das verringerte den Druck auf die Wälder.
Die Tiere kommen zurück, der Tourismus erlebt einen sanften Aufschwung. Alternative Einkommensquellen wie Homestay-Tourismus oder die Herstellung von Marmelos-Saft wurden für die Menschen geschaffen. Kommunale Anti-Wilderer-Einheiten, Waldkommitees und Bildungsprogramme verankern den Naturschutz tief in den Gemeinden. Und Maya ist in ihren Dörfern, in ihrem Khata-Korridor eine hochgeachtete Persönlichkeit.
Die täglichen Herausforderungen nehmen damit aber kein Ende. Erst heute Nacht half sie ein Reh aus dem Kanal zu ziehen. Sie kümmert sich um die Sorgen der Bauern, etwa wenn die Elefanten die Ernte zertrampeln, wenn mal wieder einen Ziege gerissen wurde. Da ist immer noch die ständig gegenwärtige Bedrohung durch Wilderei. Maya, die Menschen, die Tiere, der Wald und der Khata-Korridor, diese Geschichte ist noch längst nicht zu Ende.