Ein Veto gegen den vergoldeten Auspuff: Warum die Autoindustrie keine Kaufanreize braucht

Meinen Kindern wird bei längeren Autofahrten öfter mal schwummrig. Ein ähnliches Gefühl beschleicht mich, wenn Automanager nach Steuergeldern rufen. Ob sie mit ihrer Forderung Gehör finden, bleibt abzuwarten. Die Bundesregierung hat die Entscheidung über Konjunkturhilfen erst einmal bis Juni vertagt.

Corona: Unterschreiben Sie für grüne Konjunkturprogramme!

 

Es steht außer Frage, dass die Verkaufszahlen von Neuwagen im März eingebrochen sind. Das Schicksal sinkender Verkäufe teilt die Branche aber mit Unternehmen aller Couleur. Nach Jahren der Rekordumsätze trifft es auch keinen Armen. Selbst wenn kein Fahrzeug verkauft würde, wären BMW, Volkswagen und Daimler bis weit in den Herbst noch flüssig, rechnet das Handelsblatt vor.

Weil jemand vier Wochen nicht ins Autohaus konnte, dürfte er kaum auf die geplante Anschaffung eines fahrbaren Untersatzes verzichten. Das unterscheidet die Autokäufer von Konzertbesuchern oder Kneipengängern. Die dürfen zwar auch wieder raus, doch so viel Bier können sie gar nicht trinken, damit die krisengeplagten Gastronomen ihre ausgefallen Einnahmen kompensieren können. Bei Autohändlern ist das anders.

Schon nach Wochen wieder normaler Absatz

Von Nissan ist zu hören, dass sich der Absatz auf dem wichtigen chinesischen Markt schon wenige Wochen nach dem Lockdown wieder auf dem Vorjahresniveau eingependelt habe. 

Das Auto – Profiteur der Pandemie?

Die Vermutung liegt nahe, dass die Entwicklung in Deutschland ähnlich verläuft. Mittelfristig dürfte das Auto sogar zu den Profiteuren der Epidemie gehören. Eine aktuelle Umfrage des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt belegt, dass viele, die bislang ohne Pkw unterwegs waren, sogar wegen des Corona-Virus über die Neuanschaffung nachdenken. Das eigene Auto weise gegenüber anderen Verkehrsmitteln einen deutlich höheren Wohlfühlfaktor auf. Und keine Infektionsgefahr.

Im Grunde ist das nicht wirklich überraschend. Aus Angst vor Ansteckung steigen viele auf’s Fahrrad, nehmen den Wagen und meiden Öffentlichen Nahverkehr oder Carsharing. Wenigstens der Trend zum Rad ist ein Lichtblick. Händler machen glänzende Geschäfte.

 

Viele Städte, von Bogota bis Budapest und sogar Berlin, reagieren auf den Boom der Bikes mit einer Neuverteilung des öffentlichen Raums und sogenannten Pop-Up-Radwegen. Sie machen sogar Straßen für Fußgänger frei. 

Düster für die Verkehrswende

Jenseits der neuen Radstreifen sieht es aber für die Verkehrswende eher düster aus. Zu den großen Verlieren von Corona gehören alle Öffentlichen Verkehrsmittel. Die Fahrgastzahlen sind in einigen Städten um mehr als 80 Prozent gesunken! Ähnlich dramatisch stellt sich die Lage für die Deutsche Bahn dar. Die Zahl der Reisenden im Fernverkehr ist auf 10 bis 15 Prozent des Niveaus vor der Krise zurückgegangen. Auch Busunternehmer stehen vor dem Konkurs.

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Fraglos: Im Mobilitätssektor gibt es viele, die sich berechtigt Sorgen machen müssen. VW, BMW und Co gehören eher nicht dazu. In dieser Krise kommen viele Selbstverständlichkeiten auf den Prüfstand, so auch der selbstverständliche Ruf nach öffentlichen Geldern für die Autohersteller. Die gesamte Branche sollte prüfen, ob und wie die eigenen Anteilseigner an dem Weg aus der Krise beteiligt werden können. Das ist normale Unternehmenspolitik, vor allem weil in den vergangenen Jahren hohe Gewinne gemacht wurden und die Wende zur E‑Mobilität ausgesprochen zögerlich angelaufen ist.

Elektromobilität verschlafen

Die Unternehmen setzen jetzt zunehmend auf Elektromobilität — nachdem sie die Entwicklung jahrelang verschleppt hatten und mit Wasserstoff vielfach auf’s falsche Pferd gesetzt haben. In den gegenwärtigen Krisenforderungen an Steuerzahler:innen muss deshalb zuallererst klar werden, wie die Anteilseigner ihren Beitrag zur Krisenstabilität leisten. Wenn die Gesellschaft einen Anteil leisten sollte, dann vor allem zur Transformation der Branche.

Autoindustrie Corona: Neuwagen Stoßstange an Stoßstange
Wir brauchen weniger Autos © roibu/iStock/Gettyimages Plus

Es ist ein gutes Signal, dass es beim Autogipfel am Dienstag (05. Mai 2020) keine Zusagen gab. Nun sollten alle nochmal überlegen, wie eine sinnvolle Förderung aussieht. Das Konzept der Kaufprämie hat schon einmal nicht funktioniert. Bei der Abwrackprämie 2009 wurden Käufe lediglich vorgezogen. Es war und wäre wieder ein ökonomisches Strohfeuer, das ökologisch ohnehin höchst fragwürdig ist.

Lieber ein Bonus-Malus-Ansatz, als Milliarden sinnlos zu verheizen

Verbrennern auch noch mit staatlichen Geldern den Auspuff zu vergolden, ist eine ganz schlechte Idee. Es ist sinnlos, Milliarden als kurzfristige Konsumanreize für klimaschädliche Produkte zu verheizen. Mögliche Prämien auf Elektrofahrzeuge zu beschränken, kann nur das mindeste sein. Es gibt bereits Zuschüsse für Elektroautos und Plug-in-Hybride, die noch zu erhöhen wären.

Darüber hinaus sollte aber die Systemumstellung unterstützt werden — durch das Gegenteil einer Kaufprämie, nämlich die Erhebung eines zusätzlichen Betrages beim Kauf von besonders ineffizienten Verbrennern (Bonus-Malus-System). Im Gegenzug für Hilfen müssten die Unternehmen sich verpflichten, einen klaren Pfad zur Klimaneutralität zu definieren und über die Erfüllung dieses Ziels auch transparent berichten.

Elektroautos lösen Verkehrsprobleme, Unfälle, lange Staus, wenig Platz für Fußgänger und Radfahrer und versiegelte Flächen aber nicht. Für eine moderne Mobilität brauchen wir insgesamt nicht mehr, sondern weniger Autos.

Verkehr auf den richtigen Weg bringen!

Es wäre fahrlässig, Verbrennungsmotoren mit Steuergeldern weiter zu fördern, während der Verkehrssektor beim Klimaschutz seit 30 Jahren nicht vorankommt. Die Gelder lassen sich sinnvoller einsetzen. Die Förderung von Batterieforschung und ‑Produktion sowie eine gezielte Förderung von E‑Mobilität für Flotten kämen indirekt auch der Autoindustrie zugute. Programme für einen besseren ÖPNV, digitale Angebote und Sharing-Modelle, ein leistungsfähiges Nachtzugnetz sowie Kaufprämien für Lastenräder, E‑Bikes und auch BahnCards können den Verkehr jetzt auf den richtigen Weg bringen.

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Klimaschutz bedeutet Gesundheitsschutz

Weltweit kämpfen  Nationalstaaten oft im Alleingang gegen Covid-19. Währenddessen entfaltet sich weiter eine schwerwiegendere, fundamentale Krise, die nur durch gemeinsames Handeln der Staatengemeinschaft bekämpft werden kann. Die Klimakrise ist ohne Zweifel eine der größten Einzelbedrohungen für uns Menschen und die biologische Vielfalt. Die globale Erderhitzung wird unsere Umwelt und unsere Lebensbedingungen in sehr kurzer Zeit, nämlich in der Lebensspanne der heute Jugendlichen, drastisch verändern.

Viele bewohnbare Regionen sind zunehmend von Dürren und Wasserknappheit bedroht. Wir werden häufiger mit extremen Wetterereignissen wie Hitzewellen und Überschwemmungen konfrontiert. Die prognostizierte Erderhitzung und das veränderte Wetter werden die Gesundheit der Menschen stark beeinträchtigen. Heute bereits bestehende Krankheitsmuster werden sich verschärfen.

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Im 21. Jahrhundert rechnen wir in vielen Regionen der Welt, vor allem aber in den armen Niedriglohnländern des globalen Südens, mit einer Zunahme der Krankheiten. Die Klimakrise droht die enormen Errungenschaften in der öffentlichen Gesundheit zu untergraben.

Wie die Klimakrise auf den Menschen wirkt

Mehr Hitzetote

Erstens durch direkte Auswirkungen, die vor allem mit Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen zusammenhängen. Hitze wird beispielsweise die Thermoregulation insbesondere von Alten und Kranken hart treffen, was durch Dehydrierung zu Hitzeschlag oder Schlaganfall führen kann. Auch indirekt ist die Gesundheit betroffen. Lebensgrundlagen sind durch wetterbedingte Ernteausfälle bedroht. Nahrungsmittelknappheit und Migration sind die Folgen, Flucht und Vertreibung. Verstärkte Migration an die Küsten und die dort dann zunehmende urbane Verdichtung erhöhen zudem das Risiko durch Überschwemmungen.

Mehr vektorübetragene Krankheiten

Zweitens werden durch die Klimakrise vermehrt Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen. Ökosysteme verändern sich. Vektorübertragene breiten sich schneller aus. Deren Erreger werden durch Vektoren, zumeist blutsaugende Insekten wie Stechmücken oder Zecken, zwischen Menschen oder von infizierten Tieren auf Menschen übertragen. Malaria, Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber oder Zika sind  vektorübertragene Krankheiten, die auf Faktoren wie Temperaturen und Feuchtigkeit reagieren. Selbst bescheidene Temperatur- oder Niederschlagserhöhungen können zu einer starken Zunahme der Übertragung dieser Krankheiten führen, da sich bei Wassermangel während Dürreperioden und Überschwemmungen nach starkem Regen Vektoren verstärkt vermehren. Mit der Verschiebung der Klimazonen in Richtung der Pole werden in den gemäßigten Zonen vermehrt invasive Vektoren und neuartige Infektionskrankheiten auftreten.

Klima und Gesundheit: Die Gefahr für Überschwemmungen mit katastrophalen Folgen nimmt zu
Die Gefahr für Überschwemmungen mit katastrophalen Folgen nimmt zu CC BY-NC-ND 2.0 — Kompas / Hendra A Setyawan

Mehr Infektionen durch Wasser und Lebensmittel

Auch lebensmittel- und wasserbedingte Infektionen werden sehr wahrscheinlich häufiger auftreten, da klimaempfindliche Krankheitserreger (Vibrionen, Parasiten, Bakterien und Viren) durch die Erderhitzung direkt in Wachstum, Überleben, Persistenz und Übertragung beeinflusst werden. Wenn Ökosysteme durch die voranschreitenden massiven Eingriffe des Menschen aus dem Gleichgewicht geraten, steigt also das allgemeine Risiko der Übertragung von Krankheiten auf den Menschen.

Mehr Hunger

Drittens wird es zu Effekten kommen, die stark durch den menschlichen Organismus selbst vermittelt werden, wie Unterernährung. Unsere Ernährung ist besonders empfindlich gegenüber den Auswirkungen der Klimakrise. Vor allem in Gebieten, die bereits heute nahrungsunsicher sind.

Wir müssen jetzt entschlossen handeln!

Je früher und entschlossener wir handeln, desto größer die Chancen unsere Zukunft zum Besseren zu gestalten. Das bedeutet vorrangig den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien in einer klimaneutralen und zirkulären Wirtschaft. Gewissermaßen en passant könnte sich ein entschlossenes Vorgehen gegen die Klimakrise als die größte Chance der Menschheit im 21. Jahrhundert herausstellen, um die allgemeine Gesundheitssituation weltweit nachhaltig zu verbessern.

Wie sich der Kampf gegen Klimakrise positiv auswirkt

Die unmittelbar wirksamen gesundheitlichen Vorteile sind gar nicht mal auf die Reduzierung der Treibhausgasemissionen selbst zurückzuführen — sondern auf den Rückgang der kurzlebigen Klimaschadstoffe (short lived climate pollutants — SLCP). Das sind beispielsweise Methan, Aerosole, troposphärisches Ozon, Fluorkohlenwasserstoffe und Schwebe- und Feinstaube wie Rauch, Ruß oder Benzo(a)pyren. Die Reduzierung dieser kurzlebigen Klimaschadstoffe mildert also die Erderhitzung und verbessert kurzfristig die Gesundheitssituation. Saubere Energie (z.B. PV-Solar- und netzunabhängige Batteriespeichersysteme) ermöglicht es in armen Regionen, Brennstoffe wie Holz, Holzkohle und Dung zu verringern. Luftverschmutzung und Atemwegserkrankungen nehmen ab. Entwaldung und Erosion gehen zurück.

Kohle — die größte Einzelquelle der Klimaverschmutzung

Kohlekraftwerke machen nur 40 Prozent der weltweiten Stromerzeugung aus, sind aber für mehr als 70 Prozent der klimaschädlichen CO2-Emissionen verantwortlich. Kohlekraftwerke sind die weltweit größte Einzelquelle der Klimaverschmutzung. Kohle stellt die größte Bedrohung für unser globales Klimasystem dar. Emissionen aus Kohlekraftwerken sind auch die größte Einzelquelle für Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie setzen beträchtliche Mengen an hochgiftigen Partikeln (Schwermetalle wie Quecksilber, Blei, Cadmium oder Arsen), Schwefeldioxid und Stickoxiden frei. Letztere tragen indirekt zur Bildung von Ozon bei.

Klima und Gesundheit: Solarspiegel
Kllimafreundlich heißt gesundheitsfreundlich CC BY-NC-ND 2.0 — DENNIS SCHROEDER / NREL

Neben der Verbrennung fossiler Energieträger in Energiewirtschaft und Industrie gilt der Verkehrssektor als der größte Feinstaub-Emittent. Gegenwärtig wird untersucht, ob und in welchem Maße die Verbreitung von Viren wie Covid-19 durch erhöhte Feinstaubkonzentrationen begünstigt werden könnte. Laut Weltgesundheitsorganisation gelten Feinstäube als eine große Gefahr für die öffentliche Gesundheit. Sie sind eine der Hauptursachen für chronische Atemwegserkrankungen und sie tragen zu jährlich weltweit 4,2 Millionen frühzeitiger Todesfälle bei, vor allem in den armen Ländern.

Gesundheit gewinnt zunehmend an Bedeutung im Kampf gegen die Klimakrise

Um unsere Verwundbarkeit gegenüber der Erderhitzung kurzfristig zu reduzieren, müssen sauberes Wasser, Elektrizität und sanitäre Einrichtungen für alle gewährleistet sein. Und wir müssen natürlich die  gesundheitliche Mindestversorgung einschließlich Impfungen und Kindergesundheitsdiensten sichern.

Mit der Anpassung an die Klimakrise (und der frühzeitigen Minimierung ihrer Schäden) können Länder vermehrt in eine verbesserte Gesundheitsversorgung und das Wohlergehen ihrer Bevölkerung investieren. Die Klimaanpassung hat daher positive Auswirkungen auf die Gesundheit, da sie zur Entlastung der öffentlichen Budgets beiträgt, die Gesundheitskosten senkt und Investitionen in ein stabiles und möglichst krisenfestes Gesundheitssystem ermöglicht.

Klima und Gesundheit: Menschen mit Schutzmasken an einer Bushaltestelle
Gesndheitsgefahr: Emissionen im Strassenverkehr CC BY 2.0 — MAVERICK PHOTO AGENCY

Umgekehrt: Klimafreundlich heißt gesünder

Das funktioniert auch umgekehrt. Eine klimafreundliche Infrastruktur zugunsten des Radverkehrs hat offensichtlich positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Weniger Konsum von Fleisch und tierischen Lebensmitteln mindert das Risiko von Krebs und  Herzerkrankungen. Es ist aber auch enorm positiv für Landnutzung, Bodenqualität, Wasser und biologische Vielfalt.

Corona: Unterschreiben Sie für grüne Konjunkturprogramme!

 

Der Kampf gegen die Erderhitzung und die weltweite Armut als die Hauptursachen weltweiter Gesundheitsprobleme muss in den Fokus politischen Handelns rücken. Drastisch gesunkene Kosten und massive Technologiesprünge bei erneuerbaren Energien und der Digitalisierung zeigen: Klimaneutrales und gerechtes Wirtschaften ist ökonomisch und technologisch nicht nur machbar, sondern deutlich günstiger als der Status quo.

Es fehlt der Wille — bisher

Was fehlt ist der politische Wille. Und ein stärkerer öffentlicher Druck. Es ist mehr denn je an der Zeit, die globale Transformation hin zu einem guten, gesunden und lebenswerten Leben für alle Menschen auf unserem Planeten zu beschleunigen und die wirtschaftliche Entwicklung auf Dekarbonisierung und eine erhöhte Resilienz gegenüber der Klimakrise umzulenken. Dabei können die vielfältigen Auswirkungen der Klimakrise auf die Gesundheit gar nicht oft genug betont werden.

Wenigstens unsere eigene Gesundheit sollte es uns doch wert sein. Oder?

Corona-Notspende: Hilferufe aus der ganzen Welt

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Was Salgado, Sting, Madonna und Wim Wenders für die Indigenen fordern

Noch immer leben einige tausend Indigene am Amazonas in weitgehender oder sogar völliger Isolation von unserer Welt. Ihre Gesundheit, ihre Existenz sind massiv bedroht. Das Imunsystem der Indigenen kann sich nur schwer gegen eingeschleppte Krankheitserreger wehren – und der Corona-Virus breitet sich zurzeit rasant in Brasilien aus.

Warum die Indigenen besonders von Corona bedroht sind

Die Lage für die Indigene hat sich seit einigen Wochen nochmals verschlechtert. Fast alle Kontrollen der Indigenen Territorien durch den Staat sind wegen der Pandemie zum Erliegen gekommen. Die Folge ist, dass illegal Goldgräber, Holzfäller und Rinderfarmer im großen Ausmaß in die Indigenen Territorien eindringen. Sie roden den Wald, vergiften die Flüsse mit Quecksilber — und tragen Viren wie Corona in die Dörfer der Indigenen. Mit möglicherweise verheerendem Ausgang.

Ein paar Beispiele:

–  Es befinden sich zurzeit mehr als 20.000 Goldgräber im Land der Yanomami. Und dort wurde der Corona-Virus bereits unter den Yanomami nachgewiesen.

–  Über 1000 Personen sind im Land der Uru-Eu-Wau-Wau eingedrungen. Ein indigener Waldhüter wurde in diesem Zusammenhang am 18. April 2020 ermordet.

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Der Appell der Salgados zum Schutz der Indigenen vor Corona

Das Künstler-Ehepaar Lélia D. Wanick Salgado und Sebastião Salgado engagiert sich schon lange mit viel Herzblut für die Umwelt. Nun haben sie mit Unterstützung zahlreicher Persönlichkeiten und Topstars wie Ai Weiwei, Brad Pitt, Mario Vargas Llosa oder  Naomi Campell den folgenden offenen Brief an den Präsidenten Brasiliens, den Kongress und das Oberste Gericht geschrieben.

DRINGENDER APPELL AN DEN PRÄSIDENTEN BRASILIENS UND AN DIE FÜHRUNGSKRÄFTE SEINER LEGISLATIVE UND JUDIKATIVE

Sebastiano Salgado
Sebastião Salgado: Ein Kopf für die Umwelt © Daniel Seiffert / WWF

“Die indigenen Völker Brasiliens sind durch die Corona-Pandemie in ihrem Überleben extrem bedroht. Vor fünf Jahrhunderten wurden diese ethnischen Gruppen durch Krankheiten dezimiert, die von europäischen Kolonisatoren eingeschleppt wurden. Und seither haben zahlreiche epidemiologische Krisen ihre Bevölkerung abgeschlachtet. Jetzt, da sich diese neue Geißel rasch über Brasilien ausbreitet, könnten indigene Völker, wie diejenigen, die isoliert im Amazonasbecken leben, völlig verschwinden, da sie keine Mittel zur Bekämpfung von Covid-19 haben.
Ihre Situation ist doppelt kritisch, da die Gebiete, die per Gesetz ausschließlich den indigenen Stämmen vorbehalten sind, nun von Bergarbeitern, Holzfällern und Viehzüchtern überfallen werden. Diese illegalen Aktivitäten haben sich in den letzten Wochen beschleunigt, da die mit dem Schutz dieser Gebiete beauftragten brasilianischen Behörden durch die Pandemie außer Gefecht gesetzt wurden. Infolgedessen gibt es nichts, was die indigenen Völker vor der Gefahr eines Völkermordes durch eine Infektion schützen könnte, die von Außenstehenden eingeschleppt wird, die ihr Land illegal betreten.

Angesichts der Dringlichkeit und Schwere der Krise appellieren wir als Freunde Brasiliens und Bewunderer seines Geistes, seiner Kultur, seiner Schönheit, seiner Demokratie und seiner biologischen Vielfalt an den Präsidenten Brasiliens, Seine Exzellenz Jair Bolsonaro, sowie an die Führer des Kongresses und der Justiz, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um die indigene Bevölkerung des Landes vor diesem verheerenden Virus zu schützen.

Diese Völker sind Teil der außergewöhnlichen Geschichte unserer Spezies. Ihr Verschwinden wäre eine Tragödie für Brasilien und ein immenser Verlust für die Menschheit. Wir dürfen keine Zeit verlieren.

Hochachtungsvoll,
Fürst Albert II. von Monaco (Präsident der Stiftung Fürst Albert II.) / Tadao Ando (Architekt, Japan) / Pedro Almodóvar (Filmregisseur, Spanien) / Juliette Binoche (Schauspielerin, Frankreich) / Gisele Bündchen (Model, Brasilien) / Chico Buarque (Schriftsteller, Komponist und Sänger, Brasilien) / Santiago Calatrava (Architekt, Spanien) / Naomi Campbell (Model, UK) / Glenn Close (Schauspielerin, US) / Alfonso Cuarón (Filmregisseur, Mexiko) / Christo (Künstler, US) / Lord Norman Foster (Architekt, UK) / Richard Gere (Schauspieler, US) / Gilberto Gil (Sänger, Brasilien) / Jane Goodall DBE (Gründerin The Jane Goodall Institute, UN-Friedensbotschafterin, UK) / Alejandro González Iñárritu (Filmregisseur, Mexiko) / Tarja Halonen (ehemalige Präsidentin Finnlands) / Nicolas Hulot (Umweltaktivist, Frankreich) / David Hockney (Künstler, UK) / Lena Herzog (Künstlerin, Fotografin, Deutschland) / Werner Herzog (Filmregisseur, Deutschland) / Luciano Huck (TV-Moderator, Brasilien) / Sir Jonathan Ive (Designer, UK) / Bianca Jagger (Bianca Jagger Human Rights Foundation) / Kerry Kennedy (Präsident von Robert F. Kennedy Human Rights, US) / Maritta Koch Weser (Anthropologin und Umweltschützerin, Deutschland) / Rem Koolhaas (Architekt, Niederlande) / James Lovelock (Wissenschaftler, Umweltschützer, UK) / Thomas Lovejoy (Wissenschaftler, Umweltschützer, US) / Madonna (Sängerin, US) / Terrence Malick (Filmregisseur, US) / Michael Mann (Filmproduzent, USA) / João Carlos Martins (Pianist und Dirigent, Brasilien) / Sir Paul McCartney (Sänger, UK) / Fernando Meirelles (Filmregisseur, Brasilien) / Beatriz Milhazes (Künstlerin, Brasilien) / Jean Nouvel (Architekt, Frankreich) / Carlos Nobre (Wissenschaftler, Brasilien) / Marc Newson (Designer, Australien) / Renzo Piano (Architekt, Senator auf Lebenszeit, Italien) / Brad Pitt (Schauspieler, US) / Elizabeth de Portzamparc (Architektin, Brasilien) / Christian de Portzamparc (Architekt, Frankreich) / Matthieu Ricard (Schriftsteller, Fotograf und buddhistischer Mönch, Frankreich) / Yasmina Reza (Schriftstellerin, Frankreich) / Elisabeth Rehn (Staatsministerin, Finnland) / Alan Riding (Schriftsteller, Brasilien/UK) / Jeffrey Sachs (Wirtschaftswissenschaftler, USA) / Trudie Styler (Schauspielerin, UK) / Sting (Sänger, UK) / Meryl Streep (Schauspielerin, US) / Susan Sarandon (Schauspielerin, US) / Lélia Deluiz Wanick Salgado (Designerin, Brasilien, Frankreich) / Sebastião Salgado (Fotograf, Brasilien, Frankreich) / Julian Schnabel (Künstler, US) / Patti Smith (Sängerin, US) / Sylvester Stallone (Schauspieler, US) / Oliver Stone (Filmregisseur, US) / Guillermo del Toro (Filmregisseur, Mexiko) / Mario Vargas Llosa (Schriftsteller, Nobelpreisträger, Peru) / Caetano Veloso (Komponist und Sänger, Brasilien) / Wim Wenders (Filmregisseur, Deutschland) / Ai Weiwei (Künstler, China) / Oprah Winfrey (Schauspielerin, Produzentin und TV-Moderatorin, US) / Timothy Wirth (ehemaliger Senator, Präsident Emeritus UN Foundation, US).”

Ich kann mich diesem Aufruf nur anschließen. Die Indigenen und ihre Gebiete müssen geschützt sein und geschützt bleiben. Sie sind unsere Verbündeten im Kampf um den Erhalt des Regenwaldes.

Ich möchte Euch bitten jetzt alle an dieser Avaaz Petition teilzunehmen.

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Corona: Großstadtdschungel auf Zeit

Als erstes kamen die Affen. In Lapbouri,einer thailändischen Stadt nördlich von Bangkok, zogen rivalisierende Banden von Tempelaffen randalierend durch die Straßen. Der Grund: Die Tiere werden normalerweise von Touristen gefüttert, doch die blieben wegen Corona aus. Als Folge entbrannte ein Streit um die verbliebenen Nahrungsquellen. Das Video von den Affenhorden verbreitet sich weltweit.

Es blieb nicht das einzige Filmchen dieser Art. Die Pandemie sorgte dafür, dass sich an vielen Orten der Welt inzwischen Tiere tummeln, mit denen dort normal nicht unbedingt zu rechnen ist. An Füchse und Habichte, die in der Stadt mehr Nahrung finden, hatte man sich ja schon genauso gewöhnt wie an Rotten von Wildschweinen, die die Vorgärten umwühlen oder Nachtigallen, die es vermehrt in urbane Gegenden zieht. Jetzt aber häufen sich die Berichte über ungewöhnliche tierische Besucher. Weniger Schiffslärm und ungetrübtes Wasser lockte Haie in italienische Häfen. Vor der französischen Küste wurden Finnwale, die zweitgrößten Wale der Welt, gesichtet. Und Argentinien meldete 300 Kilo schwere Seelöwen, die sich auf den Molen der Hafenstadt Mar del Plata herumlümmeln.

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Corona Tiere: Hirsche in London, Kojoten in San Francisco

Das Leben kommt aus dem Meer, aber nicht nur von dort. Londoner Dammwild aus den Stadtparks begibt sich auf Wanderschaft in die Vorstädte. Madrids Pfauen erkunden die Umgebung des Retiro Parks und in San Francisco durchstöbern Kojoten die Mülltonnen. Weil viele Orte aufgrund der strikten Ausgangssperren weitgehend menschenleer sind und es viel weniger Verkehr gibt, wagen sich immer mehr Tiere in bewohnte Gebiete. Wenn walisische Ziegen die sorgsam gepflegten Blumenbeete plündern, hat das erst in erster Linie anekdotischen Charakter. Aber es wagen sich auch nicht ganz ungefährliche Spezies in bewohnte Gebiete.

Corona Tiere: Fuchs in London
Hätte er sich das vorher getraut? © Boris Ribard / iStock / Getty Images Plus

In Santiao de Chile wurden junge Pumas gesichtet, die durch die Straßen streifen und in Tel Aviv beobachtet man Schakale, die ihr Revier Schritt für Schritt erweitern. Vor allem wenn die Tiere auf der Suche nach Nahrung sind, scheinen Konflikte vorprogrammiert. Man kennt das Phänomen von Eisbären, die wegen des ausbleibenden Packeises auf Müllhalden nach Fressbarem suchen und angrenzenden Siedlungen manchmal gefährlich nahekommen.

Nicht nur schön — wenn gefährliche Tiere näherkommen

Nicht nur Eisbären sollte man besser nicht zu nahe kommen. Gerade das Zusammenleben von Mensch und Tier in der Stadt ist alles andere als konfliktfrei. Wenn Spechte frisch isolierte Hausfassaden zu Bruthöhlen umfunktionieren, Biber Apfelbäume im Vorgarten umlegen oder Greifvögel das eine oder andere Meerschweinchen stibitzen, dürfte das zu verschmerzen sein. In Indien oder Afrika sind die Konflikte von ganz anderem Kaliber, existenzbedrohend und enden oft genug tödlich. Elefanten können in nur einer Nacht die Ernten ganzer Dörfer vernichten. Auch mit Pavianen oder Schimpansen, die in Ortschaften auf Nahrungssuche gehen ist nicht zu spaßen. Gut möglich, dass Mensch-Tier-Konflikte, durch die Pandemie zunehmen werden. 

Nur Besucher in Corona-Zeiten?

Ob sich die zuletzt beobachteten neuen Stadtbewohner sich längerfristig ansiedeln werden, ist eher unwahrscheinlich. Ausgeschlossen ist es in Einzelfällen nicht. Wenn der Lockdown gelockert wird, dürfte es den meisten tierischen Besucher in den Städten zu laut, zu schmutzig und zu gefährlich werden. Andererseits haben sich auch in der Vergangenheit einige Arten als erstaunlich anpassungsfähig erwiesen. Invasive Arten wie Nilgänse, Waschbären, Sumpfkrebse und Halsbandsittiche konnten sich auch in deutschen Städten etablieren. Weil sie andere Arten verdrängen, macht ihre Verbreitung Naturschützer Sorgen.

Corona Tiere: Eisbär in der Stadt
Gefährlich: Eisbär in der Stadt © photochristine / iStock / Getty Images Plus

Corona Gewinner Tier?

Insgesamt ist jedoch nicht zu erwarten, dass die Metropolen der Welt durch Corona zum Großstadtdschungel werden. Dennoch gibt es tierische Gewinner der Corona-Krise. Die findet man allerdings eher außerhalb der Städte. Einer davon könnte der Bartgeier sein. Keine Bergsteiger, keine Mountainbiker, keine Gleitschirmflieger. In den Pyrenäen und den Alpen ist weitgehend Stille eingekehrt. Gute Bedingungen, dass in diesem Jahr viele Greifvogelpaare in Ruhe ihre Brut aufziehen können und viele Küken flügge werden.

Corona-Notspende: Hilferufe aus der ganzen Welt

 

Der „Hausarrest“ der Menschen tut vielen Tieren gut. Es ist wie eine Art Schonzeit für viele Arten. Thailand vermeldet eine Rekord-Geburtenrate bei Lederschildkröte, weil Touristen und Eierdiebe die Nester der Meeresschildkröten in diesem Jahr weitgehend verschont haben. Ähnliche Meldungen kommen aus dem Norden Brasilien. Dort profitierten Unechte Karettschildkröten von menschenleeren Stränden.

Corona ist kein Verbündeter des Naturschutzes

Andererseits liegen viele Artenschutzprojekte brach, auch unsere. Ausbleibende Touristen gefährden zugleich die Existenzgrundlage von Wildhütern und Mitarbeitern in Naturschutzgebieten. Das zeigt sich unter anderem in Namibia. Die Not der Menschen trifft auch direkt den Naturschutz. Es ist zu befürchten, dass viele Menschen versuchen werden, sich und ihre Familien mit Wilderei und illegalem Wildtierhandel über Wasser zu halten. Wir erhalten aus vielen Ländern und Projektgebieten Hinweise darauf, dass die Wilderei wieder zunehmen könnte. Die Not der Menschen trifft direkt den Naturschutz und drängt im schlimmsten Fall bedrohte Arten wieder an den Rand des Aussterbens.

COVID-19 kann manchen Arten ein wenig mehr Platz geben — doch die Pandemie ist nicht wirklich ein Verbündeter des Naturschutzes.

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Zehn Tipps zum Vogelretten

Die Nachricht vom schnellen Verschwinden von Vogelarten ist katastrophal. Unerwartet kam sie nicht. Wir wissen schon lange, dass es unseren heimischen Vögeln schlecht geht. Braunkelchen, Rebhuhn und so vielen mehr. Das Verschwinden ihrer Lebensräume, der Gifteinsatz in der industriellen Landwirtschaft, der Klimawandel und das verheerende Insektensterben.

Millionenfach Vögel retten

Wir beim WWF kämpfen seit vielen Jahren gegen all diese Faktoren. Doch es kann nur funktionieren, wenn wir alle mitmachen. Zum Beispiel Gartenbesitzer. Es gibt 17 Millionen Gärten in Deutschland, eine Million Schrebergärten, ungezählte Balkone. Wenn wir überall etwas machen – das wird schon einen Unterschied schaffen.

1) Vögel mögen es wild

Einige Gärtner mögen Englische Rasen, andere schottern sogar ihren sogenannten Garten. Diese Gärten des Grauens bieten so gut wie nichts für Vögel und Insekten. Für einen Garten voller Leben sollte man am besten einen Teil sich selbst überlassen und auch nicht mähen.

2) Heimische Büsche und Bäume sind besser

Was der Vogel nicht kennt, das frisst er nicht. Wie auch für Insekten ist es deutlich besser, Heimisches anzupflanzen. Regionale Früchte werden viel häufiger von Vögeln gefressen. Holunder ist zum Beispiel so eine Köstlichkeit für Vögel UND Insekten. Seine Blüten werden von vielen Insekten gesucht, die wiederum Vögel ernähren. Und dazu kommen noch die Holunderbeeren als Vogelnahrung.

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Heimische Obstbäume wie Birne sind natürlich toll. Bei der Ernte dann aber bitte nicht auch noch die letzte Frucht aus schwindelnder Höhe ernten, sondern den sogenannten Vogelzehnt hängen lassen. Sozusagen als Lohn für die Schädlingsbekämpfung durch die Vögel.

Vögel würden auch Schopflavendel, Disteln, Blauregen, Liguster, Wildrosen, Zierapfel, Weißdorn und Pfaffenhütchen, Vogelbeere oder Hagebutte empfehlen. Abgefallene Blätter übrigens gerne liegen lassen. Darunter suchen und finden Vögel Schutz — und viele Insekten.

3) Vogels Liebling: Der gute alte Efeu

Efeu an der Hauswand sieht gut aus und leistet einen wertvollen Beitrag zum Naturschutz. Grüne Wände schlucken Lärm, binden Schadstoffe und Staub. In so einer grünen Wand aus Wildem Wein, Knöterich oder eben Efeu leben zahlreiche Pflanzen und Tiere — wie in einem vertikalen Garten. Und begrünte Fassaden verbessern durch die Wasserverdunstung auch nachweislich das Klima.

Dicht gewachsener Efeu zieht aber auch Vögel an. Er ist ein idealer Schutz und Nistplatz, zum Beispiel  für Amseln. Wenn er im Herbst blüht, kommen dazu auch Insekten. Auch seine im Frühling reifenden Beeren helfen während der anstrengenden Phase der Aufzucht. Also: Lasst ranken!

4) Vögel brauchen Nistplätze!

Vögel schätzen ein Zuhause. Viele Arten nehmen Nistkästen an, wobei jede Vogelart andere Größen und Formen bevorzugt. Es gibt sie in verschiedenen Größen und mit verschieden großen Einfluglöchern. Oder auch halb offen für Halbhöhlenbrüter. Man muss beobachten, welche Arten vor Ort heimisch sind und danach Nistkästen auswählen.

Nistkästen sollten in einer Höhe von circa 2,50 Metern hängen. Und nicht in der Nähe von Ästen oder anderen Klettermöglichkeiten für Katzen und andere Nesträuber. Obacht: Bitte keine der erhältlichen Plastikkästen, darin wird es im Sommer viel zu heiß!

Vögel retten: Stare am Nistkasten
Stare finden: Gute Idee, so ein Nistkasten © Ola Jennersten / WWF-Sweden

5) Totholz stehen lassen!

Alte Bäume bitte nicht fällen, sondern stehen lassen. Sie bieten ideale Plätze für Bruthöhlen. Spechte, Kleiber und Meisen werden es danken. Spechte schlagen Höhlen hinein, die anderen Vogelarten nutzen sie nach deren Auszug. Wenn man waldnah wohnt, siedelt sich vielleicht sogar ein Waldkauz an. Auch ein Stapel Altholz in einer Ecke des Gartens ist wertvoll. Zum Beispiel der Zaunkönig versteckt sich hier gerne.

6) Vögel füttern – aber richtig!

Soll man Vögel füttern? Aber ja. Wir sagen: Es spricht nichts gegen das Füttern, solange ihr es richtig macht. Hier haben wir aufgeschrieben, was wir dabei empfehlen.

7) Vögel haben Durst

Vögel brauchen auch zu trinken, gerade in Zeiten von Dürre und Hitze. Vogeltränken sollten aber das ganze Jahr über zur Verfügung stehen. Im Sommer das Wasser nach einigen Tagen wechseln, es sollte nicht zu keimig werden.

8) Die Sache mit den Katzen

Auch wenn es einige Katzenfreunde nicht gern hören: Freilaufende Katzen töten hierzulande jedes Jahr Millionen Vögel. Alle Wohltaten für Vögel müssen katzensicher sein. Um die Vogeltränke sollte ausreichend Platz sein, damit sich Katzen und andere Vogeljäger nicht heranpirschen können.

Vögel füttern oder nicht - das fragen sich viele im Herbst und Winter
Soll man diese Vögel füttern? CC0 Phil Botha https://unsplash.com/photos/UhlFlHMNpEQ

9) Gegen den millionenfachen Glastod

Glasfassade, Bushaltestelle, Terassentür: Vogelschlag an Glasscheiben kennt fast jeder. Dadurch kommen wohl über 100 Millionen Vögel in Deutschland um, schätzt der NABU. Je größer die Glasflächen, desto größer die Gefahr für die Piepmätze. Jedes Jahr sterben zwischen fünf bis zehn Prozent aller Vögel diesen Tod!

Es ist ein Leichtes, den Vogeltod zu vermeiden – durch alles mögliche, was Glasscheiben für Vögel sichtbar macht. Es gibt Schnüre, Netze, Aufkleber, manchmal hilft auch einfach ein Rolle oder eine Jalousie. Unter dem Namen Bird-Tape lassen sich halbtransparente Klebestreifen finden. Man muss nicht jede Scheibe bekleben. Am eigenen Haus weiß man ja, wo die Vögel Probleme haben. Dort bitte unbedingt entschärfen.

Übrigens: Die schwarzen Silhouetten von Greifvögel sind zwar oft zu sehen, nutzen aber so gut wie nichts. Die Vögel fliegen oft direkt neben den Aufklebern auf die Scheibe.

10) Bio ist besser

Im eigenen Garten kein Gift zu benutzen sollte Ehrensache sein. Wir alle können den Vögeln aber auch helfen, wenn wir bewusst Produkte aus nachhaltiger Landwirtschaft kaufen. Und das heißt eben in der Regel Bio. Damit es zunehmend mehr Flächen gibt, die vogelfreundlich(er) bewirtschaftet werden.

Habt ihr noch Tipps zum Vögel retten? Bitte hier in die Kommentare schreiben. Danke!

Der Beitrag Zehn Tipps zum Vogelretten erschien zuerst auf WWF Blog.