Gemeinsam mit dem Wissenschaftsjournalisten Fritz Habekuß zeigt er jetzt auch in Buchform, wie in der Natur alles mit allem zusammenhängt. Und warum der Erhalt der Artenvielfalt überlebensnotwendig für die Menschheit ist. “Über Leben. Zukunftsfrage Artensterben: Wie wir die Ökokrise überwinden”, heißt der Titel dann auch passend. Das sind mithin genau die Fragen, an denen wir beim WWF Tag für Tag arbeiten…
Was Dirk Steffens kann wie kein Anderer
Dirk Steffens ist kein Wissenschaftler. Kein Langweiler und auch kein Pessimist. Dirk Steffens erklärt uns die Welt. Bisher immer vor der Kamera, stets jungenhaft, mit irren Raumsprüngen zu den interessantesten Orten der Welt. Vielleicht kann das zurzeit in Deutschland keiner so gut wie er: Auch kompliziertes Wissen über Natur auf einfache und humorvolle Weise mit Tiefgang und Hintergrund zu vermitteln.
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Nun hat er kurz innegehalten und sein lohnenswertes Buch geschrieben. Die Erkenntnisse, Wunder und Bestürzungen aus tausend Reisen resümiert Dirk Steffens zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für den Erhalt der biologischen Vielfalt unseres Planeten. Sein Buch will uns unterhalten. Zugleich bietet es aber eine große Fülle an Fakten. Und es wirbt leidenschaftlich für den Naturschutz.
Dirk Steffens schreibt faktenreich anhand von persönlich erlebten Anekdoten. Einen erhobenen Zeigefinger wird man nicht finden, dafür eine Vielzahl überraschender Erkenntnisse und Gedanken. Wer also wissen will, was der Gesang der Amsel im Frühjahr wert ist und welches das wichtigste Lebewesen überhaupt ist, von dem viele von uns noch nie gehört haben, der sollte in Dirk Steffens Buch zumindest mal reinschauen.
Zugegeben, der Aal gehört nicht gerade zu den charismatischsten Tieren. Wer auch Schlangen nicht leiden oder die eine Szene aus “Die Blechtrommel” nicht vergessen kann, mag Aale wahrscheinlich nicht so gerne. Aber wenn man sich etwas genauer mit ihnen beschäftigt, stellt man fest: Aale sind faszinierende Wesen.
Glasaale: In drei Jahren als Winzling um die halbe Welt
Jeder Europäische Aal begibt sich in seinem Leben zweimal auf eine wahnsinnige Reise. Dabei durchläuft er einen komplexen und einzigartigen Lebenszyklus. Ähnlich wie Raupen, die zu Schmetterlingen werden. Sein Leben beginnt in der Sargassosee weit, weit von der Küste Floridas. Hier kommen die Aale als Fischlarven zur Welt.
Die Larven sehen am Anfang aus wie winzige transparente Weidenblätter und werden mit dem Golfstrom für etwa ein bis drei Jahre in Richtung der europäischen und nordafrikanischen Küste getragen. Da sind die jungen Aale zu etwa fünf Zentimeter großen und ein Gramm schweren Fischen herangewachsen, die bereits die schlangenähnliche Aalform haben. In diesem Stadium sind sie immer noch durchsichtig und werden daher Glasaale genannt.
Die anschließende Aufwuchs- und Fressphase verbringen sie als sogenannte Gelbaale im Meer. Oder auch in Flüssen und Seen, zum Beispiel auch in Deutschland. Hier bleiben sie bis zu ihrer Geschlechtsreife im Alter von 6 bis 30 Jahren.
Silberaal: Der lange Weg zurück
Dann wird es Zeit, den Rückweg zu ihrem Geburtsort anzutreten, in die Sargassosee in der Nähe des Bermuda-Dreiecks. Denn Aale pflanzen sich nur dort und nur ein einziges Mal in ihrem Leben fort. Nach einer kompletten Metamorphose, bei der sich ihr Rücken silbrig färbt, sich größere Augen und ein spitzerer Kopf bilden sowie der Darm verkümmert, sind die Aale bereit für die Reise. Jetzt beginnt ihre Zeit als Silberaale.
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Anders als auf dem Hinweg nach Europa, wo sie durch die Strömungen getragen wurden, müssen die Aale nun die Strecke von bis zu 8000 Kilometer aus eigener Kraft bewältigen. Das kann bis zu drei Jahren dauern. Während dieser ganzen Zeit nehmen die Fische keine Nahrung zu sich.
Keiner weiß, wo die Aale Eier legen
In den Tiefen der Sargassosee angekommen, laichen die Weibchen ihre Eier ab. Wo genau, ist immer noch unbekannt. Die Eier werden dann dort von den Männchen befruchtet. Danach sterben die Aale hier. An ihrem Geburtsort.
98 Prozent weniger Aale: Warum Aale vom Aussterben bedroht sind
Seit den 1970ern ist die Anzahl an Glasaalen an europäischen Küsten um drastische 98 Prozent gesunken. Die Ursachen hierfür sind wahrscheinlich vielfältig. Pestizide und Gifte in der Nahrungskette, Verbauung der Flüsse und Seen, Überfischung und Klimawandel setzen den Aalen stark zu.
Auf ihrer Reise lauern den Aalen viele Gefahren. Viele sind menschgemacht. So behindern unzählige Staudämme und andere Querbauwerke in Europas Flüssen ihre Wanderung und vernichten ihre Lebensräume. Viele Aale sterben sogar in den Turbinen der Wasserkraft- und Pumpanlagen.
Auch die Fischerei gefährdet den Aal. Denn die Tiere sind besonders empfindlich für Überfischung. Das liegt unter anderem daran, dass sie sich nur einmal im Leben fortpflanzen. Die späte Geschlechtsreife trägt zusätzlich dazu bei.
Schmuggelware Glasaal
Gleich zu Beginn ihres Lebens sind die fünf Zentimeter großen Glasaale bereits heiß begehrt. Sie werden illegal gefischt — für mich ist das nichts anderes als Wilderei auf dem Meer. Aale gelten in einigen Teilen der Welt als Delikatesse. Für ein Kilogramm Glasaale werden in Asien bis zu 19.000 Euro bezahlt. Dort werden sie dann in Fischfarmen gemästet.
Doch nicht nur Fischerei und Dämme setzen den Tieren zu. Aale sind nämlich auch sehr sensible Fische. Sie können zum Beispiel selbst einen Tropfen Parfum im Bodensee „erschnüffeln“. Aale reagieren auch sehr empfindlich auf Schmutz in Gewässern. Fettlösliche Schadstoffe reichern sich in ihrem Körper an und machen die Tiere krank.
Möglicherweise sind außerdem bereits die Larven der Aale durch die klimatischen Veränderungen in Gefahr. Die Erderhitzung beeinflusst vermutlich auch die Strömungen der Meere. Dadurch ändert sich auch das verfügbare Nahrungsangebot auf der Route der Larven und gefährdet damit das Überleben der jungen Fische.
Um den Aal vor dem Aussterben zu schützen fordern wir daher:
ein komplettes Fangverbot in der EU und das Ende der Aalmast
durchgängigere Gewässer, etwa durch Fischtreppen, sowie die Abschaltung der Turbinen während der Hauptmigrationszeit
geringere Schadstoffbelastung der Gewässer durch eine konsequente Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie
der illegale Handel mit Glasaalen muss unterbunden werden!
Nur wenn wenigstens diese Punkte umgesetzt werden haben wir auch in Zukunft die Chance die wundersamen Wege der Aale weiter zu bestaunen.
In meinem letzten Blogbeitrag hatte ich einen kleinen Einblick in unser Projekt mit EDEKA für eine “bessere konventionelle Banane” gegeben. Nun stellt sich jedoch die Frage: “Bio” oder doch lieber die EDEKA-Projekt-Bananen? Welche Bananen soll ich denn jetzt kaufen?
Ich werde versuchen, ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen und die Unterschiede der Bananen, die wir im Supermarkt finden, beleuchten.
Generell können wir grob zwischen “Konventionell” und “Bio” unterscheiden.Da Fairtrade-Bananen immer mehr Beachtung genießen, möchte ich auch auf sie eingehen.
Der Standard: Konventionelle Bananen
Konventionelle Bananen sind gewissermaßen die Standard-Bananen. Sie werden in großen Mengen in Monokulturen angebaut. Bei dieser Produktionsform kommt es vor allem darauf an, möglichst hohe Erträge bei möglichst geringen Kosten zu erzielen. Monokulturen sind besonders anfällig für Schädlinge. Außerdem entziehen sie dem Boden auf lange Sicht wichtige Nährstoffe. Daher muss hier mit chemischen Pflanzenschutzmitteln und synthetischem Dünger nachgeholfen werden. Das hat schwere Folgen für die Umwelt in den Anbauregionen.
Hinzu kommt ein hoher Wasserverbrauch sowie schwierige Arbeitsbedingungen für Arbeiter:innen. Gesetzliche Normen werden oft nicht eingehalten. Das „Rainforest Alliance-Siegel” zertifiziert die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen nach dem SAN (Sustainable Agriculture Network) Standard. Allerdings zählen Bananen, die das Rainforest Alliance Siegel mit dem grünen Frosch tragen, nach wie vor zu den konventionellen Bananen.
Die Umweltverträglichen: Bio-Bananen
Das EU-Bio-Siegel gilt als eines der größten und ist wohl auch am meisten verbreitet. Da es eine ganze Reihe verschiedener Bio-Siegel mit verschiedenen Standards und Ansprüchen gibt, werde ich im Folgenden nur auf das EU-Bio-Siegel eingehen.
Wie bei allen Bio-Siegeln, dürfen für EU-Bio weder chemische Pflanzenschutzmittel, noch mineralische Dünger zum Einsatz kommen. Das macht den Anbau von Bananen sehr viel umweltverträglicher, als die konventionelle Methode. Aber auch im Bio-Anbau wird meist auf Monokultur gesetzt. Somit bleibt der Schädlingsbefall bei EU-Bio-Bananen nicht aus.
Die Bio-Farmen befinden sich daher meist in höheren, trockeneren und kühleren Gebieten als konventionelle Farmen. Durch veränderte klimatische Bedingungen soll der Schädlingsbefall (beispielsweise durch den Schwarzen Sigatoka-Pilzes) verringert werden. Diese Flächen sind allerdings begrenzt. Eine Umstellung aller konventionellen Farmen auf Bio mit günstigeren klimatischen Bedingungen ist daher nicht möglich. Soziale Aspekte oder das Wassermanagement werden bei EU-Bio allerdings nicht berücksichtigt.
Die Sozialverträgliche: Fairtrade-Bananen
Wie der Name schon sagt, liegt hier der Schwerpunkt auf fairem Handel und fairen Arbeitsbedingungen. Dies soll zum Beispiel durch Preisprämien ermöglicht werden. Fairtrade berücksichtigt auch ökologische Aspekte, bleibt hier allerdings deutlich unter den Bio-Standards.
Unser Projekt für eine bessere konventionelle Banane zielt auf eine nachhaltigere Produktion ab – in einem ganzheitlichen Ansatz. Das heißt, wir berücksichtigen sowohl ökologische, als auch soziale Aspekte. Dafür haben wir einen Maßnahmenkatalog mit 77 Praktiken zu sechs verschiedenen Themenfeldern entwickelt. Mit diesem integralen Ansatz zeigen wir, dass auch im konventionellen Anbau mehr Nachhaltigkeit möglich ist (und vor allem nötig!).
WWF und EDEKA: nachhaltigere, konventionelle Bananen
Das ist sehr wichtig, denn nach wie vor stammen in deutschen Supermärkten 85 Prozent aller verkauften Bananen aus konventioneller Produktion. Genau hier besteht also die Chance, viel zu bewirken. Daher haben sich der WWF und EDEKA ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Die konventionelle Bananenproduktion zu transformieren.
Der Wind hat endlich nachgelassen. Und auch die Temperaturen sind auf Rügen gestiegen. Gute Bedingungen für eine Ausfahrt mit unserem hochauflösenden Sonar. Es geht weiter mit der systematischen Detektion von verloren gegangenem Fischereigerät – der Suche nach Geisternetzen.
Zu dieser Jahreszeit kommen auch die Heringe aus dem Kattegat zum Laichen in die Flachen Gewässer rund um die Insel. Und wo der Hering in großen Zahlen ist, sind die Kegelrobben auch nicht weit. Daher schnell die guten Bedingungen ausnutzen: Früh morgens fahre ich mit einer Kollegin vom Deutschen Meeresmuseum auf den Greifswalder Bodden. Doch der Wasserpegel ist noch zu hoch. Die erhoffte große Ansammlung von Robben, auf einem Steinriff liegend, treffen wir nicht an. Nur einzelne Köpfe schauen aus dem Wasser.
In der Ostsee sind Robben von der Gefahr durch verlorenes Fischereigerät betroffen. Tauchen sie den Beutefischen hinterher und verfangen sich im Netz oder in einer Reuse, können sie nicht mehr zum Atmen auftauchen und verenden. Handelt es sich um ein Geisternetz, dient dieses Netz nicht mal mehr dem Menschen zum Fischfang. Das ist nur einer der vielen Gründe, verlorene Fischernetze vom Grund der Ostsee zu entfernen. Dazu muss man sie aber erstmal finden.
Es geht zügig weiter nach Saßnitz, wo schon unser Bootsführer wartet, um mit seinem speziell für die Sonarsuche ausgestattetem Aluminiumboot auf die Ostsee vor der Kreideküste zu fahren. Der Wind bleibt aus, so dass die Bedingungen optimal sind. Das besondere an unserer Sonartechnik ist, dass wir die Sonde immer in der gleichen Wassertiefe über dem Grund führen. So bleibt die hohe Auflösung der Bilder vom Meeresgrund auch in größeren Tiefen gewährleistet. Dies ist wichtig, um die filigranen Strukturen von Stell- und Schleppnetzen zu erkennen. Sie können die gleichmäßigen Muster der Sandrippel unterbrechen, zwischen Steinen oder auf dem weichen Schlick liegen.
Das Sonargerät sendet – wie beispielsweise Zahnwale auch – Schallwellen aus, die auf den Meeresgrund treffen. Dessen unterschiedliche Beschaffenheit reflektiert die Schallwellen unterschiedlich stark. Die Meeressäuger gehen so auf Jagd und orientieren sich. Wir nutzen die reflektierten Schallwellen zur Erstellung des Bildes genutzt.
Je härter das Objekt, desto intensiver die Reflektion und heller die Darstellung auf dem Sonarbild. So entstehen beeindruckende Bilder des Meeresgrundes, in denen wir die Strukturen von alten Netzen erkennen können. Aber ob es das Tau eines Netzes ist oder doch vielleicht doch ein altes Kabel, stellen danach Taucher fest, wenn sie unter Wasser die Verdachtspositionen abklären.
Mit GPS und Sonar auf der Suche nach Geisternetzen
Damit die Taucher die Verdachtsposition gut finden, ist es wichtig, dass bei der Aufzeichnung des Meeresgrundes auch ein GPS-Gerät die Position der Sonarsonde möglichst genau bestimmt.
An diesem Tag hat alles super geklappt. Es gab keine technischen Probleme und das Wetter hat mitgespielt. Die aufgezeichneten Sonardaten waren auf den ersten Blick vielversprechend. Die Daten müssen jetzt an Land in Ruhe und mit geschultem Blick ausgewertet werden, um dann eine Liste mit Positionen zu erstellen, die dann mit Tauchern abgeklärt werden. Erst dann kommt der nächste Schritt, die Bergung der alten und teils noch fängigen Kunststoffnetze.
Geisternetze per App finden und bergen
GPS Positionen von Stellen, die auf Geisternetze hindeuten, in die WWF Geistertaucher-App eingepflegt (erhältlich im Android und Apple App-Store oder unter geistertaucher.de). Sporttaucher haben über diese App die Möglichkeit, die Positionen zu checken und ein Foto des Fundes am Meeresgrund hochzuladen. So erhalten wir ein Bild, was sich unter den verdächtigen Sonarpositionen wirklich verbirgt. Die Unterstützung der Sporttaucher gibt uns Sicherheit, dass nicht umsonst mit teurer Ausstattung eine vermeintliche Bergungsstelle angefahren wird.
Riesige Vogelschwärme am Himmel, lautes Geschnatter und Gepiepe aus tausenden Schnäbeln: Das Wattenmeer wimmelt eigentlich immer von Vögeln.
Zu den Höhepunkten des Vogelzugs im Frühjahr und im Herbst sind es besonders viele. Das nahrungsreiche Watt wird zum Rastplatz für rund zehn Millionen Wat- und Wasservögel zwischen ihren Winterquartieren im Süden und den Brutgebieten in der Arktis.
Knutt — Tanken für den Langstreckenflug
Einer, der sich bei uns so viel Fett anfrisst, dass er sein Körpergewicht fast verdoppelt, ist der Knutt. Dabei ist das ohnehin ein recht plumper Watvogel. Man glaubt kaum, welche Strecken er zurücklegt: Wenn er im Mai aus Westafrika bei uns ankommt, hat er knapp 5000 Kilometer Non-Stopp-Flug hinter sich. Er bleibt etwa vier Wochen. Dann geht es Richtung Sibirien zum Brüten, wieder bis zu 5000 Kilometer, ohne Pause und Nahrung. Dort ist die Arktis möglicherweise noch schneebedeckt und er muss weiter aushalten, bevor es etwas zu Fressen gibt. Gut, dass er bei uns mit vielen kleinen Muscheln vorher ordentlich auftanken kann!
Kommen und Gehen: Im Wattenmeer ist immer Vogelzug
Während die Knutts aus Westafrika noch bei uns ankommen, fliegen die Knutts, die in Europa überwintert haben, schon wieder weiter. In ihrem Fall aber Richtung Grönland! Und die Alpenstrandläufer ziehen, je nachdem in welchem Teil der Arktis sie brüten, von Anfang bis Ende Mai in Richtung Norden: Die verschiedenen Arten und Populationen der Zugvögel sind zu unterschiedlichen Zeiten bei uns.
Die meisten stoppen auch nicht nur kurz, sondern bleiben länger. Im Frühjahr beginnt die besonders vogelreiche Zeit im März, der Höhepunkt liegt im Mai. Der Herbstzug startet schon im Juni, die meisten Zugvögel beobachten wir dann im September und Oktober. Die Wat- und Wasservögel nutzen den Aufenthalt im Wattenmeer neben der intensiven Nahrungsaufnahme oft auch zum Federwechsel.
Küstenseeschwalbe — Der weiteste Zugweg der Welt
Nicht alle Wattenmeervögel fliegen weiter in die Arktis. Manche Zugvögel, die im Frühjahr aus dem Süden kommen, bleiben zum Brüten hier und fliegen dann wieder zurück. Dazu gehört die Küstenseeschwalbe. Sie ist nicht schnell, aber ausdauernd! Küstenseeschwalben sind die Tiere mit den längsten bekannten Zugwegen der Welt. Die im Wattenmeer brütenden Küstenseeschwalben legen im Jahr um die 90.000 Kilometer zurück – die afrikanische Küste entlang, teils auch nach Südamerika und bis in die Antarktis.
Vögel navigieren mithilfe des Magnetfeldes der Erde und der Stellung der Sonne und der Sterne. Zusätzlich erinnern sich Zugvögel an die Region, in der sie aufgewachsen sind oder wo sie schon einmal gerastet haben und tragen sie wie eine innere Landkarte mit sich. Landmarken wie Flüsse, Gebirgszüge und Küstenlinien helfen dabei. Viele Arten sind so in der Lage, zum Beispiel im Wattenmeer immer wieder die gleiche Insel zum Rasten oder im Brutgebiet das gleiche Revier und manchmal sogar den gleichen Nestplatz zu finden.
Warum ist das Wattenmeer so wichtig für Zugvögel?
Das Wattenmeer entlang der Nordseeküste Deutschlands, Dänemarks und der Niederlande ist eine der vogelreichsten Regionen der Welt und ein riesiges Feuchtgebiet.
Das macht es zurDrehscheibe für ziehende Wat- und Wasservögel auf ihrem sogenannten ostatlantischen Zugweg: Von Südafrika über das Wattenmeer bis nach Grönland oder zur nordsibirischen Taimyr-Halbinsel.
Das Einzugsgebiet, aus dem die Vögel zu uns kommen, umfasst die halbe Arktis – noch eine Besonderheit des Wattenmeeres!
Formationsflug der Wildgänse
Die Vogelwelt im Wattenmeer ist beeindruckend. Aber massenhaft Formationsflüge wie die von Kranichen darf man sich hier nicht vorstellen. Die meisten Vögel fliegen in eher kleinen Schwärmen, oft auch hoch jenseits der Sichtbarkeit. Am auffälligsten sind die Formationen von ziehenden Wildgänsen, etwa den Ringelgänsen. Das sieht dann wirklich aus wie eine V- oder 1‑Formation aus dem Bilderbuch.
Dieses Zugverhalten hat einen einfachen Grund: Es spart Kraft. Die hinteren Vögel fliegen im Windschatten und können auf den Luftverwirbelungen gleiten, die das Flügelschlagen der vorderen Vögel erzeugt. Wenn die anführenden Vögel nicht mehr können, lassen sie sich zurückfallen und die nächsten rücken auf.
Im Nationalpark Wattenmeer gibt es vielfältige Möglichkeiten für Gäste, die Vögel zu beobachten. Es gibt Führungen und Flyer und Broschüren zu geeigneten Beobachtungsspots. Die findet Ihr am besten auf der Nationalpark-Wattenmeer-Website oder über das jeweilige Nationalpark-Infozentrum vor Ort.