Fünf Fakten zur Windenergie

Der Ausbau der Windenergie ist nicht nur am heutigen Tag des Windes (15. Juni) ein großes Thema. Einige ärgern sich über Windräder, viele über den schleppenden Ausbau. Fakt ist: Ohne Windenergie wird die Energiewende nicht gelingen. Anlass genug, die Nutzung der Windenergie noch ein bisschen besser zu verstehen:

  • Ohne Windenergie geht es nicht

Die Windenergie an Land ist das Zugpferd der Energiewende. Sie ist die wichtigste und neben der Fotovoltaik die kostengünstigste Erzeugungstechnologie. Mit einem Anteil von über 16 Prozent an der Bruttostromerzeugung macht sie schon heute deutlich mehr als ein Drittel der erneuerbaren Stromerzeugung in Deutschland aus. Und Wind ist die stärkste Erzeugungstechnologie nach der besonders klimaschädlichen und künftig auslaufenden Braunkohleverstromung.

  • Windenergie lohnt sich

Die so genannte Energierückgewinnungszeit gibt an, wie lange eine Anlage in Betrieb sein muss, um die zur Herstellung, Betrieb und Entsorgung der Anlage investierte Energie zu übertreffen. Das hängt von vielen Faktoren ab: Anlagentyp, Wertschöpfungskette, Standortqualität und Wetter. Es ist aber in der Regel weniger als ein Jahr. Bereits im ersten Betriebsjahr wird also mehr erneuerbare und CO2-freie Energie umgewandelt, als zur Herstellung aufgewendet wurde. So konnten durch die Nutzung der Windenergie an Land im Jahr 2018 insgesamt 62 Millionen Tonnen CO2 Emissionen eingespart werden. Übrigens: Fossile und atomar betriebene thermische Kraftwerke amortisieren sich aufgrund des fortwährenden Bedarfs an emissionsintensiven und hochgefährlichen Brennstoffen nie energetisch.

Windenergie Luftaufnahme
Windenergieanlagen an Land sind das Zugpferd der Energiewende CC0 Thomas Richter https://unsplash.com/photos/B09tL5bSQJk
  • Windenergie geht auch in Wäldern!

Ein genereller Ausschluss der Windenergienutzung in Waldgebieten ist weder wünschenswert noch sinnvoll. Vielmehr gefährdet er die langfristigen Ausbauziele, besonders in den waldreichen Bundesländern. Für einen naturverträglichen Ausbau der Windenergie im Wald müssen die Auswirkungen auf waldbewohnende Arten, Naturschutz und Landschaftsbild besonders sensibel behandelt werden.

Klar ist, dass die vielfältigen Nutz‑, Schutz und Erholungsfunktionen des Waldes und die Verletzbarkeit des Ökosystems (z.B. Verdichtung der Waldböden, Verlust des Waldklimas) berücksichtigt und geschützt werden müssen. Der Wald hat zudem eine sehr wichtige Klimaschutzfunktion. Die deutschen Wälder entlasten die Atmosphäre jährlich um etwa 62 Millionen Tonnen CO2.

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62 Millionen Tonnen? Ja, genau. Allein die Nutzung der Windenergie an Land spart jedes Jahr in etwa die gleiche Menge CO2 ein, die in deutschen Wäldern jährlich gebunden wird. Und so gilt insbesondere für naturferne Forstflächen mit wenig Biodiversität: Ein durchschnittliches Windrad spart ein Vielfaches mehr CO2 ein als die Forstfläche, die dafür gerodet wird. Mehr dazu in diesem sehr lesenswerten Beitrag. 

  • Fläche naturverträglich gewinnen!

Damit unsere Stromversorgung bis 2050 vollständig auf Basis vor allem der kostengünstigsten regenerativen Erzeugungstechnologien Windenergie und Fotovoltaik erfolgen kann, ist je nach Technologiemix und Regionalisierung des Zubaus eine Erhöhung der installierten Leistung von Windenergie an Land um den Faktor 2,5 bis 4 erforderlich (siehe Abb. 1). Bis 2030 bedeutet dies, die Stromerzeugung aus Onshore-Wind auf etwa 160 TWh zu steigern und damit gegenüber heute annähernd zu verdoppeln.

Wir haben berechnen lassen, dass für die Windenergienutzung bis 2035 durchschnittlich 1 bis 1,2 Prozent der Landesfläche gebraucht werden. Für das Jahr 2050 steigt dieser Anteil auf durchschnittlich 1,5 Prozent im Szenario „Fokus Solar“ und auf bis zu 2,3 Prozent im Szenario „Energiewende Referenz“. Parallel dazu müssen wir andere flächenhafte Belastungen der Natur, insbesondere durch Landwirtschaft und Zersiedelung zurückfahren (siehe Grafik).

Windenergie Grafik
Ausbau der Stromerzeugung in Deutschland 2020 — 2050 auf Basis von Solar- und Windenergie © WWF

Wir fordern daher die Bundesregierung auf, die Ausbauziele für Windenergie an Land auf mindestens 2,5 Gigawatt netto pro Jahr zu erhöhen. Bund und Länder sind aufgefordert, eine gemeinsame Strategie vorzulegen, die die Länder zur Ausweisung von Strommengen und ‑Flächenzielen für die Windenergie in Höhe von langfristig zwei Prozent der bundesdeutschen Landesfläche verpflichtet. Die Regionalplanebene und Genehmigungspraxis gilt es durch eine bessere personelle und finanzielle Ausstattung zu stärken.

Und ja, der Ausbau der Windenergie an Land geht naturnah. Wir haben in einer Studie dargelegt, welche Auswirkungen das auf die Vogelwelt hat und wie diese mit Rücksicht auf den Natur- und Artenschutz minimiert werden können.

  • Nicht Abstand, sondern Beteiligung schafft Akzeptanz

Nicht allen Menschen gefällt ein Windrad vor dem Haus. Planung. Bau und Betrieb von Windrädern stoßen daher auch auf Ablehnung. Dennoch sieht dies eine große Mehrheit anders und unterstützt den weiteren Ausbau der Windenergie. Anwohner sind durch die im Bundes-Immissionsschutzgesetz geregelten Abstandsbestimmungen vor Umwelteinwirkungen durch Windenergieanlagen geschützt. Pauschale Mindestabstände zwischen Siedlungen und Windenergieanlagen schaffen aber keine höhere Akzeptanz von Windkraftanlagen. Zumindest konnte das empirisch bisher nicht nachgewiesen werden.

Die aktuelle Vereinbarung der Koalitionäre, die es Ländern erlaubt eigene Mindestabstände festzulegen, darf keinesfalls zur defacto Verhinderung des Ausbaus der Windenergie missbraucht werden. Bund und Länder müssen gemeinsam sicherstellen, dass die Ausbauziele für Erneuerbare auch erreicht werden.

Corona-Notspende: Hilferufe aus der ganzen Welt

Für das Gelingen der Energiewende müssen wir die Akzeptanz bei den vor Ort betroffenen Menschen fördern. Akzeptanz entsteht aus wahrgenommener Verfahrens- und Verteilungsgerechtigkeit. Voraussetzungen dafür sind die frühzeitige und transparente Beteiligung der betroffenen Bürger bereits bei der Flächenausweisung und Vorhabenentwicklung, sowie die angemessene, regelmäßige finanzielle Teilhabe von Bürgern und Gemeinden an der Wertschöpfung des Windenergieprojektes.

Mehr dazu in unserem Positionspapier zum Ausbau der Windenergie an Land.

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Woher kommt der Grüne Wasserstoff?

Wasserstoff wird als Wunderwaffe beim Klimaschutz gehandelt. In meinem letzten Blogbeitrag, habe ich aufgezeigt, wie energieaufwändig seine Herstellung ist und wo er sinnvollerweise eingesetzt werden sollte. Diesmal beschäftige ich mich mit der Frage, wo Grüner Wasserstoff gewonnen wird und was das für Mensch und Natur bedeutet.

Überschüsse in Deutschland nutzen

Aus unserer Sicht werden wir in Deutschland nicht ausreichend erneuerbaren Strom produzieren können, um den Bedarf an grünen Wasserstoff zu decken. Nur ein kleiner Teil kann künftig durch inländische Produktion gedeckt werden. Dafür würden Überschüsse an erneuerbaren Energien im Stromnetz genutzt werden. Diese Überschüsse entstehen beispielsweise, wenn besonders viel Windenergie erzeugt und gleichzeitig relativ wenig davon verbraucht wird. Dies ist schon heute manchmal der Fall. Bei einem Energiesystem, das ausschließlich auf erneuerbaren Energien basiert, wird dies häufiger vorkommen. Ausreichen wird dies aber nicht. 

Wo die Sonne scheint und der Wind weht

Also sind wir auf Importe angewiesen. Es ist sinnvoll, den grünen Wasserstoff dort herzustellen, wo Wind und Sonne im Überfluss vorhanden sind. Das erhöht die Ausbeute der Anlagen und reduziert die Kosten. Als geeignete Produktionsstandorte werden oft Nord- und Westafrika, der Mittlere Osten, Chile, Australien und Norwegen diskutiert.

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Auch Off-Shore-Windenergie wird gebraucht, um Wasserstoff zu erzeugen. © IStock / Getty Images
Auch großflächige Off-Shore-Windenergie wird gebraucht, um Grünen Wasserstoff zu erzeugen. © IStock / Getty Images

Wenn Wasserstoff importiert bzw. exportiert wird, muss sichergestellt sein, dass der Strom für die Wasserstoffproduktion tatsächlich 100 Prozent erneuerbar ist und nicht mit Kohle- oder Kernkraftstrom ergänzt wird, wodurch indirekt der Neubau von Kohle- und Kernkraftwerken in anderen Ländern drohen würde.

Lokale Energiewende first, Energie-Exporte second

Deutschland ist nicht das einzige Land, das auf den Import von Grünem Wasserstoff angewiesen ist. Und auch die Wasserstoff-Produktionsländer selbst benötigen erneuerbaren Strom und grünen Wasserstoff für ihre eigene Energiewende. Zudem ist in vielen geeigneten Standorten in Ländern des globalen Südens Energiearmut teilweise noch ein großes Problem. Deshalb darf der Aufbau von grünen Wasserstoff-Anlagen nicht die lokale Energiewende ausbremsen, sondern muss Hand in Hand gehen.

Wasserrisiken und Naturschutz mitdenken

Als weiteres Ausgangsmaterial für die Herstellung von grünem Wasserstoff wird Wasser benötigt. Zum Beispiel braucht man für einen Liter synthetisches Kerosin (auf Basis von Wasserstoff) rund 1,4 Liter sauberes Süßwasser. Hochgerechnet auf den Kerosinbedarf der deutschen Fluggesellschaften wären dafür jährlich rund 16 Millionen Kubikmeter Wasser nötig. Zum Vergleich: Dies entspricht dem durchschnittlichen, jährlichen Wasserbedarf von rund 350.000 Tausend Menschen in Deutschland.

Fehlendes oder verschmutztes Süßwasser ist oft der unsichtbare Startpunkt von Problemen. © WWF
Fehlendes oder verschmutztes Süßwasser ist oft der unsichtbare Startpunkt von Problemen. © WWF

Sonne, Wasser und Wind sind nicht nur die Basis für eine nachhaltige, Grüne Wasserstoffproduktion, sondern auch für das Leben auf der Erde. Sehr gute Erneuerbaren-Standorte überschneiden sich deshalb teilweise mit Schlüsselregionen der biologischen Vielfalt. In Wüstenregionen, wie zum Beispiel Nordafrika, ist dies der Fall. Denn auch die Wüste lebt und vermeintlich artenarme Regionen und Ökosysteme spielen eine wichtige Rolle für den Erhalt der Artenvielfalt.

Wie kommt der grüne Wasserstoff zu uns?

Für den internationalen Transport des Wasserstoffs gibt es unterschiedliche Optionen. Aus Nordafrika zum Beispiel könnten Pipelines genutzt werden. Spezielle Transportschiffe würden benötigt, um Wasserstoff von weiter entlegenen Produktionsorten zu importieren. In welcher Form der Wasserstoff am besten transportiert wird, ist noch nicht hinreichend geklärt. Die Möglichkeiten variieren zwischen „pur“ flüssig oder gasförmig, wobei es zu hohen Transportverlusten kommen kann. Weiterhin wäre es möglich, Wasserstoff an Kohlenstoff zu binden, um Methan, Methanol oder Ammoniak zu erhalten. Dabei besteht aber die Problematik, dass es eine nachhaltige Kohlenstoffquelle, z. B. die Luft, braucht. Auch ist Methan ein sehr starkes Treibhausgas und Ammoniak sehr giftig.

Grünen Wasserstoff ganzheitlich betrachten

Rein theoretisch schickt uns die Sonne einen gigantischen Überfluss an Energie. Doch die Wasserstoffgewinnung ist mit einigen kritischen Themen verbunden. Es muss sichergestellt werden, dass Wasserrisiken und mögliche Auswirkungen auf die Artenvielfalt berücksichtigt werden. Dies gilt dabei nicht nur für Landflächen, sondern auch für Meeresregionen bzw. Küstenlinien beispielsweise in Südamerika.

Die WWF-Schlüsselregionen der Biodiversität © WWF
Die WWF-Schlüsselregionen der Biodiversität © WWF

In Summe lässt sich festhalten, dass beim Thema Wasserstoff – ähnlich wie beim Windenergieausbau in Deutschland – die Landschaftsräume ganzheitlich zu betrachten sind. Klimaschutz und Energiewende stellen ein globales, gesellschaftliches Gemeinschaftswerk dar, an deren Gestaltung die Menschen vor Ort spürbar mitwirken und teilhaben sollten. Deshalb möchte dieser Artikel keine Standortempfehlungen abgeben, sondern dient vielmehr als Denkanstoß für die weitere Debatte. 

Was macht der WWF zum Thema Wasserstoff?

Der WWF ist an diesem hochaktuellen und wichtigen Thema dran. So sind wir am Kopernikus-Projekt Power-to‑X beteiligt. Dort arbeiten Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam an Lösungen für die Energie der Zukunft, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Falls du dich mehr für dieses Thema interessierst und mehr darüber erfahren möchtest, wie klimaneutral CO2 als Rohstoff wirklich ist und wie der Industriesektor klimaneutral werden kann, schau auch auf unseren Themenseiten zu CCU und Industrie vorbei.

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Warum die EU-Biodiversitätsstrategie uns alle angeht

Während es in der Welt gerade eher um das schönste Design eines Mund-Nasenschutzes und die Anzahl an Einkäufern in einem Supermarkt geht, hat die EU eine Strategie zu einem der wichtigsten Themen unserer Zeit veröffentlicht: zur Biodiversität in der Europäischen Union.

Wer bei Biodiversität jetzt zuerst an den Regenwald in Brasilien oder die Tierwelt in Neuseeland denkt liegt nicht falsch. Genauso gibt es aber auch eine unglaubliche biologische Vielfalt bei uns in Europa, die unser Leben maßgeblich beeinflusst. Wer sich mal die Zeit nimmt und sich im Wald, auf dem Acker vor der Stadt oder im hauseigenen Garten genau umschaut, entdeckt verschiedenste Vögel, Pilze und Insekten.

Noch gibt es allein in Deutschland 48.000 Tierarten, fast 10.000 Pflanzen- und mehr als 14.000 Pilzarten. Diese Artenvielfalt ist jedoch zunehmend bedroht. Wir befinden uns im größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurierzeit, in einem vom Menschen verursachten Prozess. So sind in Deutschland nach dem Bericht zur Lage der Natur 2020 nur noch ein Viertel der Arten und weniger als ein Drittel der Lebensraumtypen intakt.

Vor allem für die europäische Umwelt-und Naturschutzpolitik wird die EU-Wahl entscheidend sein. © Ralph Frank
Vor allem für die europäische Umwelt-und Naturschutzpolitik wird die EU-Wahl entscheidend sein. © Ralph Frank / WWF

Umso dringender war es, dass die Europäische Kommission nun endlich eine Strategie umsetzt, wie sie mit diesem Biodiversitätsverlust umgeht. Und zukünftig Schmetterlinge, Lerchen, Hummeln, Kornblumen, Biber, Fledermäuse und alle anderen Lebewesen vor unseren Türen schützen will.

Deshalb ist die Strategie so unglaublich wichtig – aber was steht nun eigentlich drin?

Erst einmal erkennt die neue EU-Strategie die biologische Vielfalt als Grundlage für das menschliche Wohlergehen an. Einfach gesagt: Meine, deine, unsere Gesundheit ist abhängig von der Gesundheit unserer Biodiversität. Die Strategie enthält die klare Botschaft, dass der Schutz der biologischen Vielfalt der Schlüssel ist, um die Widerstandskraft unserer Gesellschaft zu stärken. Denn durch die Zerstörung natürlicher Ökosysteme wird der Kontakt zwischen Menschen und der wilden Tier- und Pflanzenwelt immer enger. Dies begünstigt das Entstehen von neuen Krankheiten (Zoonosen). So erleben wir es auch gerade am Beispiel COVID-19. Intakte natürliche Ökosysteme können das Risiko der Übertragung solcher Krankheiten auf den Menschen verhindern.

Damit erkennt die EU-Kommission schon mal eine wichtige Tatsache: Es braucht jetzt schnelle, ehrgeizige und transformative Maßnahmen zur Hilfe für unsere biologische Vielfalt! Denn bei vielen Arten sind Verluste und Schäden schon eingetreten und es ist unklar wie viele von diesen reparabel sind.

Und welche konkreten Verpflichtungen umfasst die Strategie?

Die Biodiversitätsstrategie sieht den Schutz von 30 Prozent der europäischen Land- und Meeresfläche bis 2030 vor. Ein Drittel davon wiederum sollen „strikt geschützt“ sein. Zusätzlich will die Kommission bis 2021 verbindliche Ziele zur Wiederherstellung von zerstörten Ökosystemen setzen.

Biodiversität EU: Adler mit gefangenem Fisch: Greifvögel könnten wieder ins Visier geraten
Biodiversität in Europa: der Steinadler © Wild Wonders of Europe /Staffan Widstrand / WWF

Die Strategie thematisiert aber auch bestehende Richtlinien. Wie beispielsweise die Wasserrahmenrichtlinie, bei der es um umweltverträgliche Wassernutzung geht. Diese Richtlinien gibt es teilweise schon lange, aber sie basieren bisher meist auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Die Probleme bei ihrer Umsetzung könnt ihr euch ausmalen. Jetzt werden einige dieser Richtlinien verbindlich gemacht.

Darüber hinaus thematisiert die neue Strategie zahlreiche weitere Bereiche: Grünere Städte, die Wiederherstellung von Flüssen, die Beseitigung des Beifangs und eine nachhaltigere Landwirtschaft. So soll ein Viertel der landwirtschaftlichen Fläche in Europa ökologisch bewirtschaftet, sowie der Pestizideinsatz in der Landwirtschaft um die Hälfte reduziert werden.

Also – die perfekte Strategie?

Leider nein. Es fehlt noch an konkreten Ansätzen für die Implementierung der ambitionierten Pläne. Wie sollen die Forderungen umgesetzt werden? Und welche verbindlichen Ziele müssen erreicht werden?

Außerdem drohen die ehrgeizigen Pläne – wie das eben immer so ist – an den Finanzen zu scheitern. Angesetzt sind 20 Milliarden Euro zur Umsetzung der Strategie, sowie ein Viertel des EU-Budgets für Klima und Biodiversität. Das ist noch zu wenig. Ein höheres Investment würde sich hier langfristig auszahlen. Denn wie beim Klima ist Abwarten langfristig viel teurer als sofortiges Handeln.

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Ein anderes Thema sind Subventionen. Im Green Deal, dem Konzept für eine nachhaltige, grüne und starke Union hat die EU-Kommission sich noch zu „Do no harm“ verpflichtet. Also dazu, dass politische Maßnahmen keinen Schaden anrichten dürfen. In der Landwirtschaft gibt es jedoch leider immer noch zahlreiche, biodiversitätsschädliche Subventionen. Häufig honorieren Gelder die Größe von Betrieben und nicht Leistungen für die Umwelt. Das sollte sich in Zukunft ändern – wird aber von der Biodiversitätsstrategie leider nicht thematisiert.

Ein Fazit?

Die Biodiversitätsstrategie hat großes Potenzial. Aber wir brauchen jetzt mutige Umsetzer. Denn ohne den zweiten und dritten und vierten Schritt ist der erste Schritt eben nicht viel mehr, als eine weitere Absichtserklärung. Diese notwendigen Schritte sind zunächst die Bestätigung des ambitionierten Entwurfs durch das EU Parlament und den Europäischen Rat. Wird die Strategie 2021 endgültig verabschiedet, ist die gesetzliche Implementierung der Ziele an der Reihe. Für viele Forderungen müssen dafür noch Grenzwerte festgelegt und Gesetze formuliert werden. Außerdem braucht es nicht nur die klare Unterstützung von den nationalen Ministerräten der Mitgliedsstaaten. Diese müssen die Biodiversitätsziele in ihre nationale Politik mitnehmen. Und beispielsweise bei der Gestaltung von Konjunkturprogrammen beachten.

Das Thema Biodiversität ist mit der EU-Strategie keinesfalls abgeschlossen. Aber wir befinden uns zumindest in der richtigen Richtung zur Rettung von Ziesel, Fischotter, Wisent, Moorveilchen, Sumpfschildkröte und Co.

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Hellgrünes Konjunkturpaket

Die Zeiten haben sich geändert. Die Bundesregierung hat am Mittwochabend (3.6.2020) ihr milliardenschweres Programm zur Stärkung der Wirtschaft in der Corona-Pandemie vorgestellt. Es ist ein erster Schritt, um Wirtschaft und Gesellschaft zukunftsfähig auszurichten. Wir finden darin Investitionen in Elektromobilität und Nahverkehr. Es enthält Impulse für Wasserstoffwirtschaft und energetische Gebäudesanierung. Die umstrittene Kaufprämie für Verbrennungsmotoren ist abgesagt. Gut so, die Richtung stimmt.

Kein Geld für die Verbrenner!

Halten wir fest: Es gibt keinen gesellschaftlichen Konsens mehr, eine Abwrackprämie für Verbrennungsmotoren durchzuwinken und staatliche Gelder für die Industrie des Gestern auszugeben. Die Bundesregierung hat das trotz des großen Drucks der Autolobby erkannt.

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Rund ein Viertel der staatlichen Investitionen sollen in die Bereiche Energie, Klima und Mobilität fließen. Dieser ökologische Neustart der Wirtschaft ist zwingend nötig, damit Deutschland weiter wettbewerbsfähig bleibt. Viel Geld fließt auch in die Forschung und Entwicklung der Wasserstoffindustrie sowie in klimafreundliche Industrieprozesse.

Schulden für die Zukunft nur ökologisch!

Machen wir uns nichts vor: Wir bauen mit dem Konjunkturprogramm gerade einen gigantischen Schuldenberg auf. Unsere Kinder werden den wieder abbauen müssen. Deswegen muss der ökologische Umbau zwingend auf den Erhalt ihrer Lebensgrundlagen und ihrer Zukunft einzahlen.

Konjunkturprogramm Corona: Radfahrer vor Steigung
Das Konjunkturpaket könnte Schwung für die grüne Zukunft geben © natsura chantara/iStock/Gettyimages Plus

Unsere Stimmen wurden gehört: Danke!

Deswegen haben wir auch massiv für grüne Konjukturprogramme lobbyiert, die im Einklang mit Natur und Umwelt stehen. Und wir haben nach Eurer Hilfe für unsere Petition gefragt. 75.000 haben unterschrieben. Vielen Dank für dieses Engagement! Wie wir jetzt sehen: Unsere Stimmen wurden gehört.

Positiv finden wir vor allem drei Punkte des Konjunkturprogramms:

  1. Die Absage an den Verbrenner bei gleichzeitiger Förderung für Elektroautos und der Ausbau der Ladesäulen-Infrastruktur sind ein starker Impuls — obwohl besser auch Plug-in Hybride ausgeschlossen wären. Auch die Unterstützung des Öffentlichen Nahverkehrs setzt die richtigen Akzente für eine zukunftsgerechte Mobilität.
  2. Die Fixierung der EEG-Umlage ist ein wichtiger Schritt, um Verbraucher zu entlasten und strombasierte Anwendungen durch verlässliche, niedrigere Strompreise attraktiver zu machen.
  3. Impulse für die Wasserstoffwirtschaft und damit für klimafreundliche Industrie werden mit einer milliardenschweren Starthilfe gesetzt.

Bei all diesen Punkten kommt es aber nun auf’s Detail und die Umsetzung an. Und auch darauf, die angekündigten Prüfaufträge auch anzugehen.

Wo wir uns mehr gewünscht hätten:

Natürlich hätten wir uns insgesamt mehr Mut gewünscht. So lässt die Bundesregierung die Chance ungenutzt, Klimaschutz langfristig und breit zu verankern. Grundlegende Kriterien werden nicht aufgestellt, die etwa das Pariser Klimaschutzabkommen und die Nachhaltigkeitskriterien der Vereinten Nationen in den Mittelpunkt stellen. Auch Maßnahmen zur Überprüfung der Klimaschutzfunktion aller Investitionen gibt es nicht. Immer noch fehlt der konsequente Abbau klimaschädlicher Subventionen (etwa das Dieselprivileg), gerade weil nun auch über die abgesenkte Mehrwertsteuer Benzin, Diesel und auch Heizöl nochmal günstiger werden. Dass die Bundesregierung weitere 700 Millionen Euro für nachhaltige Waldbewirtschaftung zur Verfügung stellen möchte, ist grundsätzlich begrüßenswert. Es braucht aber Kriterien, was unter nachhaltiger Waldbewirtschaftung verstanden wird. Damit die Auswirkungen künftiger Dürren nicht jedes Mal Millionen kosten.

Ja, dieses Konjunkturpaket ist ein guter Schritt, ein erster Schritt. Wir werden aufmerksam verfolgen, wie und wann die nächsten gesetzt werden.

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Corona: Gewinner Fahrrad

„Fahrräder sind das neue Klopapier“, so brachte es der Besitzer eines australischen Fahrradgeschäftes auf den Punkt. Nachdem sich der Run auf die Hygienepapiere inzwischen abgekühlt hat, hält die Nachfrage nach Zweirädern nicht nur in Australien unvermindert an. Corona macht es möglich. Es passiert etwas zugunsten des Fahrrads.

Neue Radwege in Großstädten wie Berlin, Brüssel, Paris oder Barcelona. Autofreie Sonntage in Bogotá und anderswo sind die Antwort auf den Verkehrskollaps in unseren Städten. Ein Trend, der sich angesichts überfüllter U‑Bahnen, fehlender Parkplätze und nerviger Staus in den Innenstädten hoffentlich noch weiter verstärken wird. Gut für das Klima, für die Gesundheit, für unsere Städte.

Fahrrad-Prämie in Italien

Während hierzulande heftig über eine Kaufprämie für Autos gestritten wird, will Italien den Kauf von Rädern mit bis zu 500 Euro fördern. Ob das ein Vorbild für Deutschland sein könnte, um die Verkehrswende voranzubringen, sei dahingestellt. Zumindest in Deutschland gibt schon jetzt es mehr Fahrräder als Autos. Die Frage ist aber, ob die Drahtesel auch benutzt werden. Nicht nur Pkws stehen mehr als 23 Stunden am Tag ungenutzt, meist im öffentlichen Raum, herum. Auch viele der fast 80 Millionen Velos verstauben in Deutschland auf Dachböden oder Kellern. Ja, auch bei mir.

Fahrräder: Es gibt geug
Es gibt in Deutschland 80 Millionen Fahrräder CC0 Hector Martinez https://unsplash.com/photos/Hs-Tt4fBX3M

Wir brauchen keine neuen Fahrräder, wir brauchen Infrastruktur!

Ich bin mir sicher: Fahrräder haben wir in Deutschland echt genug. Das Rad muss nur deutlich attraktiver werden. Als alltägliches Verkehrsmittel war das Fahrrad bisher vielen schlicht zu unbequem und vor allem zu gefährlich. Angesichts von mit Schlaglöchern gespickten oder nicht vorhandenen Radwegen, der Angst vor plötzlich aufgehenden Autotüren oder mit Scherben übersäten Pisten kann ich das ehrlicherweise verstehen. Natürlich strampele ich mit dem Rad zur Arbeit. Aber in einer Stadt wie Berlin ist das mitunter lebensgefährlich.

Statt wie in Italien generell den Kauf von Fahrrädern zu bezuschussen, scheinen mir Investitionen in eine bessere Infrastruktur zielführender. Wann, wenn nicht jetzt, liebe Verkehrspolitik? Denn die Zeichen der Zeit sind positiv. Eine aktuelle Studie zu Mobilität in Deutschland belegt, dass der Anteil der mit dem Rad zurückgelegten Wege hierzulande in Städten auf immerhin 15 Prozent gestiegen ist.

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Zurückzuführen ist das wohl vor allem darauf, dass Autos angesichts von Dauerstaus, Baustellen und Parkplatzmangel für den innerstädtischen Verkehr schon lange immer unattraktiver werden.

Trend zum Elektrofahrrad

Warum die Menschen ihr Geld trotzdem noch immer mit wachsender Vorliebe für überdimensionierte Stadtpanzer und schwergewichtige SUV ausgeben, bleibt für mich ein Rätsel des Alltags. Jenseits der noch immer wachsenden Zulassungszahlen beim Kraftfahrzeugbundesamt gibt es aber durchaus interessante Trends bei der Verkehrsmittelwahl hierzulande. Dazu gehört der Zuwachs beim Verkauf von Elektrofahrrädern. Trendsetter sind hier aber nicht die Hipster aus der Großstadt sondern ältere Menschen vom Land.

Corona: Unterschreiben Sie für grüne Konjunkturprogramme!

Unsere Oma fährt nicht mehr im Hühnerstall Motorrad, sondern sattelt auf’s Pedelec um. Weil sie uns weiter tragen als unsere Muskelkraft allein, sind die elektrobetriebenen Pedelecs — und nebenbei auch Lastenräder — zunehmend eine Alternative zum Auto.

Das ist doch immerhin ein Lichtblick zum Welttag des Fahrrads.

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