5 Tipps, was Du gegen Entwaldung tun kannst

Auch wir in Europa befeuern die globale Entwaldung. Die EU gehört zu den größten Importeuren von Produkten, für die Wälder abgeholzt werden, wie Fleisch, Soja und Palmöl. Versteckt als Inhaltsstoffe in Wurst, Keksen, Pizza und Eiern, landen diese Produkte dann bei uns iSupermarkt. Und wir greifen zu. Vielleicht sogar ohne zu wissen, dass dafür woanders Regenwald zerstört wurde.  

Wald zu schützen fängt also beim Einkauf an. Wenn Du Dich an diese 5 Tipps hältst, trägt dein Konsum viel weniger zum Problem bei.  

1) Bewusstsein: Konsum hinterfragen 

Was haben Tütensuppen, Kekse, Eis, Margarine, Pizza, Chips und Süßigkeiten gemeinsam? In (fast) allen steckt Palmöl. Um die Palmöl-Problematik wissen viele: Regenwälder in Südostasien werden abgeholzt, Menschen und Tiere wie Orang-Utans verlieren ihre Heimat. Denn die Nachfrage nach Palmöl steigt global enorm. Und so hat sich der Anbau seit 1990 weltweit verdoppelt, in Indonesien sogar verzehnfacht.  

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Palmöl findet sich heute in rund jedem zweiten Supermarktprodukt und so schwer ist es auch Palmöl zu vermeiden. Der erste Schritt ist klar: Hinterfragen! Braucht es immer das bequeme Fertigprodukt oder kann ich auch etwas selbst machen. Klar, Aufstriche und Tomatensoße selbst herstellen ist eher für Fortgeschrittene, aber Pizza und Kekse selbst zu backen, macht nicht nur Spaß, sondern ist in der Regel auch gesünder.  

In der Kurzform: Aus frischem Obst und Gemüse sowie Getreide aus heimischem Bio-Anbau lassen sich viele leckere Sachen zaubern. Nehmt euch also lieber etwas mehr Zeit fürs Kochen und schmeißt die Tütensuppe aus dem Regal!

2) Einkaufen: Nachhaltigkeit statt Boykott 

Palmöl komplett zu boykottieren, ist übrigens nicht sinnvollDurch den schlechten Ruf von Palmöl wurde es in vielen Produkten durch andere Öle ersetzt, zum Beispiel findet sich im Eis neunmal häufiger Kokosöl als Palmöl.  

Doch Palmöl ist ertragreicher als jede andere Pflanze, aus der Öl gewonnen werden kann. Wird Palmöl durch andere Öle wie Kokosöl ersetzt, steigt der Flächenverbrauch weiter und verschlimmert mitunter die Umweltprobleme.  

Auch heimische Öle bringen nicht immer die Lösung: Um Palmöl beispielsweise durch Raps zu ersetzen, bräuchten wir 730.000 Hektar mehr Fläche. Das ist allein 40 Prozent unserer kompletten Anbaufläche in Deutschland!  

Statt eines Palmöl-Boykotts ist es sinnvoller Fertiggerichte, Pizza und Co.  zu vermeiden. Und bei Palmöl auf Nachhaltigkeitssiegel wie Bio und RSPO zu achten.

Entwaldung: Kühe im Kuhstall werden gefüttert
Krass: Soja wird zu 80 Prozent zu Tierfutter verarbeitet © shironosov/iStock/Getty Images

3) Fleisch: Zurück zum Sonntagsbraten 

Um ein Vielfaches schlimmer als die Palmöl-Problematik ist Soja. Während Palmöl auf 19 Millionen Hektar weltweit angebaut wird, beträgt die globale Anbaufläche von Soja 125 Millionen Hektar. Das ist dreimal so groß wie Deutschland! 

Bevor ihr anfangt, Tofu, Tempeh und Sojadrink aus dem Kühlschrank zu werfen: Es geht nicht um das Soja für Sojaprodukte, denn das wird häufig in Europa und oft in Bio-Qualität angebaut.  

Soja wird zu 80 Prozent zu Tierfutter verarbeitet. Soja aus Lateinamerika, für das wertvolle Regenwälder wie der Amazonas zerstört werden, landet zu nahezu komplett in Futtertrögen. Auch bei uns in Deutschland. Das meiste landet im Futter für Geflügel, dicht gefolgt von Schweinen, aber auch Kühe erhalten besonders in konventioneller Haltung zum Teil Soja als Futter.   

Wichtig ist daher: Weniger Fleisch und andere tierische Produkte wie Eier konsumieren. Am besten zurück zum Sonntagsbraten, also Fleisch nur einmal die Woche. Das ist gesund für Dich, den Wald, die Welt.

4) Kaffee, Kakao und das rechte Maß 

Keine Sorge! Es gibt für Kaffeetrinker und Schokoholics keinen Grund in Panik zu verfallen. Die Entwarnung gleich vorweg: Wenn man auf nachhaltige Siegel achtet, muss man auf sein Laster keineswegs verzichten.

Aber wichtig ist: Auch für Kaffee und Kakao muss durchaus (Ur-)Wald weichen. Allein der deutsche Markt braucht für Kakao, Kaffee und Tee zusammen über eine Million Hektar Anbaufläche. Besonders drastisch passierte das in Westafrika: In der Elfenbeinküste wurden in einigen Regionen rund 90 Prozent der Wälder abgeholzt und durch Kakaoplantagen ersetzt. 

Wie immer: Alles in Maßen. Und vor allem auf nachhaltigen Anbau und fairen Handel achten, also auf die Siegel von Bio, Rainforest Alliance und Fairtrade. Damit weder Umwelt noch Menschen unter unseren dunkel-süßen Sünden leiden. 

We need change, steht auf diesem Plakat: Wichtig gegen die Entwaldung: Unser Einsatz für entwaldungsfreie Lieferketten - wie hier auf dieser Demo
Wichtig gegen die Entwaldung: Unser Einsatz für entwaldungsfreie Lieferketten — wie hier auf dieser Demo © Halfpoint/iStock/Getty Images

5) Die EU in Bewegung bringen mit dieser Petition! 

Es ist ein Weg, im Supermarkt zum „richtigen“ Produkt zu greifen und den Unternehmen so zu zeigen, dass ihr keine Waldzerstörung auf eurem Teller wollt! Einen Schritt weiter geht ihr, wenn ihr euch dafür einsetzt, dass erst gar keine Produkte im Supermarkt landen, in denen Waldzerstörung steckt. Das klingt nach einer Lebensaufgabe – ist es aber nicht

Deine Stimme für ein entwaldungsfreies Lieferkettengesetz! Keine Entwaldung auf unseren Tellern! Danke!

 

Ihr könnt euch mit nur wenigen Klicks für den Schutz der Wälder einsetzen. Schickt der EU-Kommission eure klare Botschaft: Keine Produkte, für die Tropenwälder zerstört wurden in unseren Supermärkten!  

Zusammen mit tausenden Menschen aus ganz Europa haben wir aktuell die einmalige Chance der Politik in Brüssel zu sagen: Wir brauchen ein Gesetz, das waldzerstörerische Produkte auf dem europäischen Markt verhindert. Macht hier in wenigen Minuten mit und fordert mit dem Bündnis #Together4Forests einen Entwaldungsstopp! 

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Mit der App durch das Watt: Wandern mit dem Wadden Sea Explorer

Zugvögel, Deiche, Weite, Wind, Wasser, Wetter. Im UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer an der Nordseeküste gibt es viel zu entdecken. Und Wandern im Nationalpark Wattenmeer muss nicht immer geführte Touren in Gummistiefeln bedeuten. Man kann es auch auf eigene Faust erkunden. Der Online-Wanderführer Wadden Sea Explorer schlägt 25 WWF-Touren in der nordfriesischen und dänischen Wattenmeer-Region auf Deutscher und Dänisch vor, mit genauen Wegbeschreibungen und Wissenswertem entlang des Weges. Den Wattenmeer-Führer kann man online oder über App nutzen. Es gibt Routen zum Spazieren oder Wandern, für Familien mit Kindern, aber auch für sportlich motivierte Einzel- oder Gruppenreisende.

Das möchte ich ausprobieren: Ich suche mir zwei Touren in der Nähe von Husum aus. Der Dichter Theodor Storm nannte seine Heimatstadt Husum mal die graue Stadt am Meer, davon kann ich an diesem Morgen im August nicht viel erkennen. Blauer Himmel, beste Bedingungen für eine Wanderung.

Meine Wanderroute startet direkt am Hafen, am Nationalpark-Haus. Hier besuche ich als erstes die kleine Ausstellung. Ich erfahre, wie die verschiedenen Watvögel klingen, wie sich Kegelrobbe und Seehund unterscheiden und wie sich die Region an den Meeresspiegelanstieg durch die Klimakrise anpassen muss.

Mit ein wenig Basiswissen im Gepäck beginne ich die Tour. Vom Binnenhafen geht es stadtauswärts Richtung Westen zum Außenhafen. Hier liegen Krabbenkutter, Frachter werden beladen. Während sich auf der linken Seite noch die hohen Türme der Getreidespeicher erstrecken, zeigt sich auf der rechten Seite schon die typisch nordfriesische Marschlandschaft. Wiesen, Deiche und Weite. Kaum aus der Stadt raus, entdecke ich neben Schafen, Pferden und Kühen auf den Wiesen auch einen Graureiher. Er putzt sein Gefieder.

Ich komme zum Husumer Sperrwerk. Die Schleuse trennt bei Sturmfluten den Husumer Hafen – und damit auch Husum – von der Nordsee ab. An dieser Stelle schlägt der Explorer mir drei mögliche Wege vor. Auf dem Deich entlang, an der Wasserkante oder weiter auf der Straße. Ich entscheide mich für den Weg direkt am Meer. Da ist nämlich gerade noch etwas Wasser zu sehen. In Husum, wie an der gesamten Wattenmeerküste, ist das nicht selbstverständlich. Das Meer verschwindet hier zweimal am Tag fast völlig und gibt den Blick auf den Meeresboden frei.

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Um auf den Deich und an die Wasserkante zu gelangen, muss ich durch eines der schief eingesetzten Tore gehen. Durch solche Tore werde ich auf meiner Route noch einige Male treten. Die Tore halten die Schafe davon ab, den Deich zu verlassen. Sie sind schief eingesetzt, damit sie auch ohne Riegel immer automatisch schließen. Die Schafe stehen nicht zufällig auf den Deichen. Sie haben einen wichtigen Job. Schafe beweiden den Deich, so muss er nicht gemäht werden.

Wattenmeer: mit der App Wadden sea Explorer mehr entdecken
Wattenmeer: mit der App Wadden sea Explorer mehr entdecken © Claudia Nir / WWF

Auf dem Teerweg am Fuß des Deiches fällt mir etwas auf: In einer langen Linie liegt Seetang und andere Pflanzenreste gemischt mit Treibholz, Vogelfedern und leider auch etwas Müll. Wahrscheinlich ist das Wasser bei der letzten Flut bis hierhin gestiegen und hat das Zeug zurückgelassen.

Was sind denn Treibsel?

Wie ich ein paar Meter weiter von einer Infotafel erfahre, nennt man das Angeschwemmte „Treibsel“-  ein Wort, das ich noch nie gehört habe. Das „Treibsel“ macht dem Küstenschutz viel Arbeit, lese ich auf der Tafel. Denn es darf dort nicht liegen bleiben. Es würde das Gras ersticken und das den Deich beschädigen. Deshalb muss es regelmäßig abtransportiert werden.

Nach kurzer Zeit gelange ich an die Dockkoogspitze, dem „Hausstrand“ von Husum. Der Strand ist etwas anders, als man sich einen typischen Strand vorstellt. Die Strandkörbe stehen auf Rasen, man kann hier nur zweimal Mal am Tag bei Flut baden und es gibt wie bei einem Schwimmbad eine Treppe ins Wasser.

Wo das Land vor dem Deich wächst

Kurz nachdem ich den Strand hinter mir gelassen habe, tauchen kleine Zäune im Watt auf. Wofür die wohl da sind? Ein weiteres Infoschild klärt mich auf: Die Zäune heißen Lahnungen und sind ebenfalls zum Küstenschutz da. Sie sollen Land vor dem Deich wachsen lassen. Sedimente lagern sich zwischen ihnen ab. Dadurch wird das Wasser abgebremst, bevor es auf den Deich trifft.

Anstellen hinter Schafen

Hier steht auch ein Eingangsschild zum Nationalpark Wattenmeer, der aber erst 150 Meter seewärts des Deiches beginnt. Um das Schild zu lesen, muss ich mich erst anstellen. Denn die Schafe nutzen das Schild, um sich zu schubbern.

Die Landschaft um mich herum verändert sich schon wieder. Inzwischen führt mich der Weg durch Salzwiesen. Diese Wiesen, die zwischen Land und Meer liegen, werden je nach Höhe der Flut öfter mit Salzwasser überschwemmt. Links führt mich der Wadden Sea Explorer jetzt ein kurzes Stück über eine solche Salzwiese zu einem kleinen Tor. Dahinter führt eine schmale Planke über einen Graben zu einem „geheimen“ Weg durch das Schilf. Hier bin ich von meterhohen Schilfpflanzen umhüllt. Der Wanderungen endet nun an der Seebrücke in Schobüll, einem Stadtteil von Husum. Von hier aus geht es zu Fuß oder mit dem Bus zurück in die Stadt.

Ich verbinde diese Wanderung mit einer zweiten Route aus dem Waden Sea Explorer. Diese startet ein gutes Stück weiter nördlich an dem ehemaligen Arlau Schöpfwerk und führt durch den Beltringharder Koog. Ein Koog ist ein eingedeichtes Gebiet, erklärt mir der World Heritage Explorer.

Wandern im Watt — und weit und breit ist keiner

Bin ich auf der ersten Route noch recht vielen Menschen begegnet, ist hier oben keiner weit und breit zu sehen. Es ist absolut still bis auf den Wind und Vogelrufe. Für diese Tour auf jeden Fall ein Fernglas mitbringen. Denn viele Vögel nutzen den Ort als Rastplatz. Auf dem Weg gibt es deshalb auch zwei Vogelbeobachtungshütten. Die erste entdecke ich nach ein paar hundert Metern. Durch Luken kann man hier in eine Salzwasserlagune blicken. Die Vögel bleiben so ganz ungestört. Auf den ersten Blick kann ich nicht viel erkennen. Aber mit dem Fernglas vor Augen, sichte ich doch einige verschiedene Vogelarten auf dem Wasser.

Praktischerweise helfen kleine Schilder mit Bildchen in der Hütte beim Bestimmen der Vögel. Ich sehe verschiedene Möwen, einen großen Brachvogel mit seinem langen gebogenen Schnabel und Brandgänse. Ein Vogelkenner erzählte mir, dass hier zurzeit auch sehr viele Seeadler rasten. Ich habe aber heute kein Glück und sehe leider keinen.

Weltnaturerbe Wattenmeer: Knutts vor Hooge-Ost
Das Wattenmeer ist ein Vogelgebiet von Weltgeltung © Hans-Ulrich Rösner / WWF

Zu der Lagune gehe ich entlang von Salzwiesen. Sie leuchten in den Farben Orange, Lila und Sattgrün. Der Weg führt mich dann rechts durch ein Tor durch einen gewundenen Schilfweg zu einer zweiten Vogelbeobachtungshütte an einem Süßwassersee. Der ist allerdings ausgetrocknet. Es picken ein paar kleine Alpenstrandläufer im Boden herum. Der Weg führt mich dann weiter durch einen grünen Tunnel, den Hecken am Wegrand bilden, zurück über den Deich.

Zum Wandern braucht man keine Berge

Fraglos: Der Wadden Sea Explorer hat mir zwei ziemlich unterschiedliche Abschnitte des Wattenmeers näher gebracht. Und gezeigt, dass man zum Wandern nicht unbedingt Berge braucht. Tolle Pfade und weite Ausblicke gibt es auch hier. Und es gibt noch so viel mehr zu entdecken…

Der Waddeen Sea Explorer ist im Rahmen des deutsch-dänischen Interreg-Projektes „NAKUWA- Natur und Kulturtourismus am Wattenmeer“ entstanden. Der Wadden Sea Explorer ist für Android und iOS kostenfrei erhältlich und steht ab jetzt in den entsprechenden App-Stores zum Download bereit. 

Der Waddeen Sea Explorer ist im Rahmen des deutsch-dänischen Interreg-Projektes „NAKUWA- Natur und Kulturtourismus am Wattenmeer“ entstanden.

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Wir schaffen das: Herdenschutz ist Teamwork

Bestimmt habt ihr schon öfter davon in den Medien gehörtÜbergriffe von Wölfen auf Schafe und andere WeidetiereMeist liegt es daran, dass die Schafherden nicht ausreichend geschützt sind und es für die schlauen Raubtiere ein Leichtes ist, sich Zugang zu der Herde zu verschaffenDas ist nicht nur ärgerlich, sondern tragisch für die Tierhalter:innen und besonders für die Weidetiere selbst. Denn die Tiere sind meist eingezäunt und haben keine Chance zu fliehen oder sich aus eigener Kraft zu retten. 

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Um solche Vorfälle zu reduzieren und idealerweise zu vermeiden, müssen sogenannte Herdenschutz-Maßnahmen umgesetzt werden. Und zwar möglichst flächendeckend überall wo es Wölfe gibtDamit die Erfahrungen über die tauglichsten Elektrozäuneeffektivsten Herdenschutzhunde und sichersten Nachtunterkünfte nicht verloren gehen, sorgen wir im EuroLargeCarnivoresProjekt dafür, dass Schäfer:innen und Weidetierhalter:innen über die richtigen Schutzmaßnahmen aufgeklärt werden. Und unterstützen sie dabei, diese umzusetzen. 

Die Schweizer:innen machen es vor 

Auf einer Exkursion ins Schweizer Sargans wurden nun gezeigt, wie es selbst unter schwierigsten geographischen Bedingungen gelingt, die Raubtiere auf Abstand zu halten. Knapp 20 Menschen aus Politik, Naturschutzverbänden, Ministerien waren dabei, die meisten aus Deutschland.

Die Hirt:innen und Herdenschutzhunde bleiben hier Tag und Nacht bei der Herde, um Wölfe fernzuhalten. Elektrozäune werden auch an steilen Berghängen aufgestellt. Natürlich können auch so weiterhin Übergriffe stattfinden, sie sind jedoch wesentlich seltener. Bei der Exkursion wurde deutlich, dass die internationale Zusammenarbeit im Herdenschutz entscheidend istum Erfahrungen über Schutzmaßnahmen zu teilen und langfristig voneinander zu lernen. 

Wir sind EURO LARGE CARNIVORES 

Das Euro Large Carnivores (übers. „Europas Große Beutegreifer) ist ein europaweites Projekt des WWF, gefördert durch EU-Gelder aus dem LIFE-Programm. Im Projekt werden Nutztiere und ihre Besitzer:innen unterstütztdie in der Nachbarschaft von WölfenLuchsen, Bären und oder auch Vielfraßen lebenDer Fokus liegt besonders auf der Vermeidung von Mensch-WildtierkonfliktenDenn Menschen in ganz unterschiedlichen Regionen Europas haben sich Strategien und Methoden erarbeitet, die ein Leben in Nachbarschaft mit den wilden Tieren ermöglichen. Neben der Dokumentation dieser besonderen Lebensmodelle, werden Workshops und Exkursionen veranstaltet, um zu zeigen, wie der Herdenschutz richtig funktioniert und was getan werden muss, um die eigenen Tiere zu schützen. 

Das macht der WWF zum Herdenschutz

Für die Menschen!

Wir wollen den Wolf schützen. Aber eben auch die Menschen und Nutztiere, die in seiner Nähe leben. Denn sie sind es, die Tag für Tag draußen sind, für ihren Lebensunterhalt kämpfen und tatsächlich mit den Wölfen konfrontiert sind. Wir dürfen die Menschen vor Ort nicht vergessen und müssen sie unterstützen. Die Rückkehr des Wolfes verursacht viele Konflikte. Aber wenn wir zusammenarbeiten, können sie gelöst werden. Das zeigt zum das Beispiel von Rinderhalter Swen Keller aus Dessau, mit dem wir im Rahmen des Projektes zusammenarbeiten und der erfolgreich Zäune und Herdenschutzhunde einsetzt. 

Wenn ihr sehen wollt, wie das Zusammenleben von Menschen und großen Beutegreifern in Deutschland und anderen europäischen Ländern funktioniert, besucht unsere Website und schaut euch unsere bewegenden Filme an – Gänsehaut garantiert. 

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Was die Klimakrise für die Thunfisch-Fischer auf den Philippinen bedeutet

Darin sind sich alle Fischer einig: Früher, ja früher war alles ganz einfach. Fischer mussten sich nur auf ihren Steg oder an den Strand stellen und konnten die dicken Fische mit den Händen aus dem Wasser ziehen. Die Gewässer der Philippinen waren schon immer reich an Thunfisch, vor allem Gelbflossenthun. In den 1970er Jahren führte die Ankunft japanischer Händler zu einem Boom. Die Philippinen wurden zu einem führenden Akteur des Thunfischfangs.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Wie hier im Lagonoy Golf, an der Ostküste der Philippinen-Insel Luzon. Wir treffen Arnel Bitomi und Arvin. Die Fischer kennen sich schon lange. Beide haben einen College-Abschluss von lokalen Universitäten und sind Partner des WWF Philippinen. Sie setzen sich für nachhaltige, legale Fischerei in ihren Communities ein. Das lief nicht ohne Konflikte.

Arnel und Arvin - zwei philippinische Fischer
Die beiden Fischer Arnel und Arvin kämpfen für nachhaltigen Fischfang auf den Philippinen. © Alo Lantin / WWF Philippinen

Der lange Weg zur nachhaltigen Fischerei

Der 47-jährige Arnel ist Präsident der Thunfisch Fischer Vereinigung (TFA). Er erzählt, dass es ein langer Weg zur nachhaltigen Fischerei war. Die Fischer dazu zu bewegen, ihre Boote zu registrieren und Fischereilizenzen zu erwerben war ein wichtiger Schritt, um die Fänge im Lagonoy Golf zu begrenzen. Damit nur so viel Thunfisch gefangen wird, wie auch nachwachsen kann. Damit es auch morgen noch etwas Fisch gibt. Viele der kleinen Fischer waren dagegen. Das Meer sei doch Allgemeingut und Fisch gebe es doch genug. Deshalb war die Einsicht gering, dass sie sich an Auflagen halten sollten. Vor ihrem Dorf wurde ein Meeresschutzgebiet errichtet, in dem sie nun nicht mehr fischen dürfen, da die Korallen zerstört sind und sich das Ökosystem erholen soll. Deshalb müssen die Fischer einen weiteren Weg in Kauf nehmen. Was für sie mehr Mühe und höhere Ausgaben für Benzin bedeutet.

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Heute stehen wir mit den beiden auf einem Steg. Es stürmt. Die Wellen schlagen so hoch, dass es zu gefährlich wäre, mit den kleinen Fischerbooten raus aufs Meer zu fahren. Auch die nächsten Tage wird es nicht viel besser werden. Deshalb bleibt den Fischern nichts weiter übrig, als vom Steg aus kleine Fische wie Schnapper und Skat zu fangen. Doch dafür bekommen sie auf den lokalen Märkten nur ein Bruchteil dessen, was sie für einen Thunfisch erhalten, der nach Europa verschifft wird.

Philippinischer Fischer am Steg
Nur kleine Fische: Arnel angelt vom Steg, weil das Wetter so schlecht ist © Alo Lantin / WWF Philippinen

„Das Wetter ist unberechenbar geworden“

Eine Tiefdruckfront, die tagelang nicht erlaubt aufs Meer zu fahren, ist eine finanzielle Katastrophe. Kein Fisch bedeutet kein Einkommen. Arnel sagt, dass ihm Taifune manchmal lieber sind als wochenlange Schlechtwetterfronten. „Ein Taifun ist in einer Nacht vorbei und dann kann ich am nächsten Tag wieder aufs Meer fahren. Aber diese langen Schlechtwetterfronten sind tödlich für uns. Das Wetter ist so unberechenbar geworden.”

Es wird für die Fischer immer gefährlicher

Auch die Taifune haben zugenommen und werden immer heftiger. Die Fischer sind sich einig, dass dies die Auswirkungen des Klimawandels sind. “Thunfische zu fangen, ist eine riskante Arbeit. Einige fahren sogar auf die stürmische hohe See, um Thunfisch zu suchen. Wir müssen immer weiter rausfahren, um noch welche zu finden. Es gibt viele Witwen, die vergeblich auf die Heimkehr ihrer Männer gewartet haben”, erzählt uns Arnel.

In den Häusern stehen gepackte Notfalltaschen mit einigen persönlichen Gegenständen wie Fotos und ein Notstromaggregator, falls es wieder mal einen Stromausfall gibt. Häuser und Boote werden regelmäßig durch Stürme zerstört. Versicherungen oder Rücklagen für Reparaturen gibt es oft nicht. Doch die Menschen hier scheinen sich an den Ausnahmezustand gewöhnt zu haben. Sie wirken abgeklärt und überhaupt nicht verbittert. Im Gegenteil: Viele Filipinos sind sehr herzlich. Wir werden überall eingeladen und bekocht.

 

Da billiger Fisch aus dem industriellen Fischfang die lokalen Märkte überschwemmt und der Zugang zu hochwertigen Märkten schwierig ist, fällt es den Fischern jetzt schwer, gutes Geld zu verdienen. “Ein Kilogramm Thunfisch kostet nur 150 Pesos. Früher konnte man viel mehr verlangen. Einige bewirtschaften Reisfelder oder gehen auf Montage, weil der Fischfang oft nicht gut läuft. Man muss andere Wege finden, um in dieser Branche Geld zu verdienen”, erklärt Alvin. “Wir sind mit der Fischerei aufgewachsen und lieben das Meer. Es ist nicht leicht, einfach die Lebensgrundlage zu wechseln”, sagt Arnel.

Fischerjunge
Ein philippinischer Fischerjunge wartet vor seiner zerstörten Hütte auf die Rückkehr seines Vaters © Alo Lantin / WWF Philippinen

Das Meer und die Klimakrise: Die Philippinen wird es besonders hart treffen

Das zunehmend wechselhafte Wetter ist nicht das Einzige, das den Fischern zusetzt. Durch die Meereserwärmung treten insbesondere in flacheren Küstengewässern vermehrt Hitzewellen auf, die Korallen absterben lassen. Auch der Sauerstoffgehalt im Wasser nimmt ab und Thunfische, die als schnelle Schwimmer sauerstoffreiche Gewässer brauchen, wandern in andere Gegenden ab. Das Meer absorbiert zudem einen Großteil des zusätzlichen Kohlendioxids, was zu einer Versauerung führt. Besonders Muscheln, Krebse und Tintenfische sind davon negativ betroffen. Ihr Wachstum verlangsamt sich und Schalen werden zu dünn zum Überleben. Auch Thunfische hängen von dieser Nahrungskette ab, eine verringerte Produktivität lässt auch ihre Bestände schrumpfen. Außerdem sind die gefangenen Exemplare kleiner geworden und bringen weniger Geld ein. Die Aussichten für die Fischer sind nicht gut. Eine neue WWF-Studie zeigt: Je nach Spezies und Klima-Szenario werden sich die Fischbestände in den nächsten Jahrzehnten um mindestens 5 bis 20 Prozent verringern. Von den untersuchten Ländern wird es die Philippinen besonders hart treffen.

Manchmal holen die Fischer wochenlang keinen einzigen Thunfisch aus dem Meer. Dann müssen sie bei den Zwischenhändlern Kredite aufnehmen, um ihre Familien über die Runden zu bringen und das Benzin für die Boote zu bezahlen. Ein Teufelskreis: Die Abhängigkeit von den Händlern schwächt ihre Verhandlungsposition.

Wie wir mit den Fischern arbeiten

Wir arbeiten beim WWF seit Jahren mit den Fischern des Lagonoy-Golfes zusammen. Wir unterstützen die Fischer dabei, sich zu Verbänden zusammenzuschließen, um eine bessere Verhandlungsposition gegenüber der Politik und ihren Abnehmern zu erreichen. Gemeinsam mit Unternehmen in der Lieferkette und Fischern wird zudem an einer Fair Trade Zertifizierung gearbeitet. Wir  ermutigen die Fischer, ein Nebeneinkommen aufzubauen, um sich unabhängiger vom Fisch und von den Händlern zu machen. Und es geht darum, mehr Transparenz zu schaffen und die nachhaltige Fischerei mit Handleinen zu fördern.

Handleinenfischer Alvin auf seinem Boot
Fischen mit Handleine gilt als selektive und umweltschonende Fischereimethode © Alo Lantin / WWF Philippinen

Das Ziel für den WWF und für Fischer wie Arnel und Alvin ist es, einen Wert für nachhaltigen Fisch zu schaffen und höhere Preise zu erzielen, so dass sie besser davon leben können. Sie alle hoffen auf eine MSC-Zertifizierung. In der erfolgreichen Zusammenarbeit des WWF Projekts mit Behörden, Händlern und Fischern konnten nachhaltige Bewirtschaftungspläne für die Projektgebiete aufgestellt werden, die die Anforderungen des MSC erfüllen und jetzt von den Fischern umgesetzt werden.

Es ist eine Seltenheit, dass kein Großunternehmen, sondern ein Zusammenschluss von handwerklich arbeitenden Fischern MSC-zertifiziert wird. Wir hoffen, dass Fischer und ihre Familien in Zukunft widerstandsfähiger gegen die Klimakrise werden — und ihnen langfristig Fisch als Einkommensquelle erhalten bleibt.

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Eisbär auf der Perlentreppe: Happy Birthday, Maria Montessori!

Heute, am 31. August 2020, wäre Maria Montessori 150 Jahre alt geworden. Die italienische Naturwissenschaftlerin, Ärztin und Pädagogin entwickelte eines der bis heute bedeutendsten reformpädagogischen Bildungskonzepte – die Montessori-Pädagogik.

Maria Montessori Natur
Maria Montessori: Ärztin, Reformpädagogin und Philosophin © picture-alliance / ullsteinbild

Viele Erkenntnisse Maria Montessoris sind heute so aktuell wie damals. Was wir bei der Bildung unserer Kinder vermitteln sollten: Die Biologische Vielfalt ist unsere Lebensversicherung. Und Rausgehen hält fit und baut Naturverbundenheit auf.

Zu Maria Montessoris Geburtstag will ich Euch etwas mehr über ihre Naturverbindung erzählen:

Das Netz des Lebens

Der Umweltschutz lag Maria Montessori sehr am Herzen. Als Naturwissenschaftlerin formulierte sie: „Die Erhaltung der Erde hängt von vielen verschiedenen Tierarten ab, von denen jede eine besondere und bestimmte Aufgabe hat”, wie Montessori in die Macht der Schwachen schrieb.  “Das Leben der einen steht in Beziehung zum Leben der anderen“. Der Zusammenhang zwischen der Gesundheit der Ökosysteme und dem Wohlergehen der Menschheit ist komplex und kann zeitlich wie räumlich verschoben sein. Das macht es nicht leicht, ihn im Alltag vor Augen zu haben. Maria Montessori stellte diesen Zusammenhang schon vor über hundert Jahren in den Mittelpunkt ihrer Pädagogik – und zwar durch praktische Erfahrungen in der Natur.

Raus aus dem Haus

Kinder Lernen Montessori in der Natur
Kinder bei selbstbestimmter spielerischer Beschäftigung im Kinderhaus Hamburg. — Foto um 1925 © picture-alliance / akg-images

Maria Montessori nutzte die Natur mit Kindern als Lern- und Bewegungsraum. Statt von ihnen das unnatürliche und für den Körper schädliche lange Stillsitzen im Klassenraum zu verlangen, hatte sie beobachtet, dass Bewegung Lernen fördert. Maria Montessori machte das Begreifen im wahrsten Sinne des Wortes zum Be-greifen. In der festen Überzeugung, dass Körper und Gehirn eine Einheit bilden und sich gegenseitig stimulieren, sollte Lernen so oft es möglich ist über eine motorische und feinmotorische Dimension verfügen.

Natur als Lehrmeisterin

Als Pädagogin ermöglichte Maria Montessori den Kindern der damaligen Zeit, draußen aktiv zu werden. Sie sollten forschen und selbstbestimmt lernen, anstatt nur Arbeitsblätter über die Tier- und Pflanzenwelt auszufüllen — wie langweilig! Eines der typischen pädagogischen Prinzipien Maria Montessoris ist es, mit Hilfe von Sinneserfahrungen einen Grundstein für abstrakte Lernziele zu legen. Außerdem ergänzte Maria Montessori lineare Lernprozesse mit Gelegenheiten zur Quervernetzung und schaute fächerübergreifend auf die Themen.

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Die Perlentreppe: Mit Sinn zum Verstand

In den letzten Monaten habe ich – wie viele von Euch auch — besonders viel Zeit mit meinen Kindern verbracht. Im Rahmen des Homeschoolings in der Corona-Pandemie haben wir uns intensiv mit der von Maria Montessori für den Matheunterricht entwickelten farbigen Perlentreppe beschäftigt. Im Original besteht das Material aus Perlenstäben unterschiedlicher Länge und verschiedener Farbe. Die 1er-Perle ist rot, die 2er-Perlenstange grün, die 3er- rosa, die 4er- gelb, die 5er- hellblau, die 6er-lila, die 7er- weiß, die 8er- braun, die 9er-dunkelnlau und die 10er-Stange gold. Die Farbcodierung macht das Abzählen der Perlen überflüssig und erleichtert den Einstieg in die Mathematik. Die farbigen Perlenstangen eignen sich für den Einsatz im Rahmen der Themen Zahlenwertigkeit, Zahlenreihenfolge, Zahlzerlegung, Zehnerübergang, Addition, Subtraktion, Multiplikation und so weiter.

Gold im Tierreich? Montessori neu gedacht

Meinen Kindern und mir kam die Idee, das Bild der Perlentreppe aufzugreifen und ganz im Sinne Maria Montessoris neu zu denken. Wir schnitten Kreise aus Buntpapier aus und schauten, welches entsprechend farbige Obst und Gemüse uns einfällt, welche Farben der Perlentreppe uns beim Spazierengehen begegnen und welche Wildtiere die Evolution in den Farben Rot, Grün, Rosa, Gelb, Hellblau, Lila, Weiß, Braun, Dunkelblau und Gold hervorgebracht hat. So ist das, wenn die Mutter Biologin ist 🙂. Dieser sinnliche, farbenfrohe Zugang die Artenvielfalt zu entdecken hat uns Freude gemacht und ganz nebenbei haben wir einiges gelernt. Ich hätte zum Beispiel nicht gedacht, dass es so viele „goldene“ Tiere gibt und es andererseits so schwer ist „lilafarbige“ zu finden. Ein paar typische WWF-Tiere wie Blauwal, Löwe, Schneeleopard, Weißwal und Eisbär waren auch dabei.

Montessori und die Natur: Perlentreppe der Tiere
Welches Tier ist lila? Perlentreppe Tiere © Vera Weissmann

Naturverbundenheit fördern?

Die Natur ist Lebensversicherung, Lehrmeisterin, Apotheke und Fitnessstudio ebenso wie Lern- und Bewegungsraum und noch vieles mehr. Wer sich anregen lassen mag, schaut am besten in das WWF-Handbuch „Natur verbindet!“ und findet dort Übungen und Aktivitäten für das Lernen in und mit der Natur.

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr uns von euren Erfahrungen dazu berichtet!

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