Esskastanie: Wo man sie findet und warum sie so wertvoll ist

Wenn im Herbst bunten Blätter fallen, dann ist es Zeit zum Sammeln. Pilze und Obst, oder eben auch Nüsse und Kastanien. Die Esskastanie kaufen viele allerdings im Supermarkt und beim Maronen-Stand auf dem Weihnachtsmarkt. Kann man machen. Was aber noch mehr Spaß macht ist selbst im Wald auf die Pirsch zugehen. Wer jetzt die Augen offenhält, schnell ist und ein bisschen Glück hat, der kann mit gesunden Köstlichkeiten nach Hause kommen. Wir sagen hier, was man wissen muss.

Rosskastanien sind sogar leicht giftig

Es gibt etwa 20 verschiedene Sorten Kastanien. In Deutschland sind es im Wesentlichen zwei Arten: Esskastanien und Edelkastanien sind das Gleiche und bekanntlich lecker. Aus Rosskastanien kann man schöne Dinge basteln, Creme und Ökowaschmittel machen, aber essen können wir sie nicht. Sie sind gering giftig für Menschen, auf jeden Fall ungenießbar.

Was ist der Unterschied zwischen Maronen und Esskastanien?

Eigentlich gibt es keinen Unterschied. Maronen sind die gleiche Art wie die Edelkastanie, nur speziell gezüchtet. Sie sind etwas größer und lassen sich leichter schälen. Im Sprachgebrauch unterscheidet man aber nicht zwischen Maronen und Esskastanien.

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Wie erkenne ich Esskastanien?

Rosskastanien kennt ja jedes Kind. Aber auch Esskastanien sind leicht zu erkennen: Die Blätter der Rosskastanie sind fünfteilig. Die Blätter der Edelkastanie Castanea Sativa hängen einzeln an den Ästen. Zudem haben sie kleine, spitze Stacheln am Rand. Die Kastanien selbst sind eher flach, an der einen Seite ist eine Spitze mit pinselartigem Bausch. Die Stacheln der Kastanienhülle sind auch deutlich spitzer. Beim Aufmachen empfiehlt es sich auf jeden Fall Handschuhe zu tragen, sonst kann es ganz schön weh tun. In der Hülle warten dann bis zu drei Kastanien.

Esskastanie Marone am Baum
Stachelig, lecker, gesund © SkyF / iStock / Getty Images

Sind Maronen gesund?

Oh ja, Kastanien sind durchaus gesund. Sie enthalten viel hochwertiges Eiweiß, Kalium, Calcium, Eisen, Magnesium, sowie Vitamin E, Vitamin C, fast alle B‑Vitamine und Betacarotin. Maronen sind sehr kalorienreich, weswegen sie viele Tiere ja auch als Herbst- und Winterfutter schätzen. Sie enthalten aber deutlich weniger Fett als andere Nüsse. Früher galten Esskastanien nicht als Delikatesse, sondern als Arme-Leute-Essen. Dank ihres hohen Stärkeanteils von 43 Prozent waren Esskastanien in Südeuropa über Jahrhunderte ein Grundnahrungsmittel — bis sie durch die Kartoffel ersetzt wurden. Esskastanien sind übrigens glutenfrei.

Wo kommen Esskastanien eigentlich her?

Die Esskastanie kommt eigentlich aus Südeuropa. Auf Korsika oder in Griechenland sind die Kastanien noch heute von großer Bedeutung. Die alten Griechen nannten sie die „Eichel des Zeus“ und nutzten sie auch für medizinische Zwecke. Die Römer kultivierten die Esskastanie und trugen zur Verbreitung in Europa bei – eben auch bei uns.

Wo wachsen Esskastanien?

In Deutschland findet man die Edelkastanie heute in lichten Laubwäldern. Die Esskastanie benötigt ein mildes Klima und fühlt sich dort ziemlich wohl, wo auch Wein angebaut wird. Also zum Beispiel in der Pfalz, an Mosel, Saar und Nahe oder in Baden-Württemberg. Sie bevorzugt vollsonnige Lagen. In Norddeutschland wird man aber eher nicht fündig — bisher.

Wie finde ich Esskastanien?

Mit den Esskastanien ist es wie mit den Pilzen: Sie sind begehrt. Und man muss wissen, wo man sie findet. An schönen Herbstwochenenden streifen viele durch die Wälder Süddeutschlands auf der Suche nach der Delikatesse. Wenn Du dich geschickt anstellst verraten Einheimische vielleicht sogar die besten Plätze. Ansonsten heißt es Augen aufhalten. Wenn Du dich bei Spaziergängen aufmerksam umschaust, kannst du vielleicht einen Esskastanienbaum entdecken. Dann heißt es im Laub unter dem Baum nach den Nüssen schauen. Und wie schon erwähnt: ohne Handschuhe kann das ganz schön stachelig sein.

Und was mache ich mit Maronen?

Essen. Man kann sie natürlich Rösten, wie man es vom Weihnachtsmarkt kennt. Suppen kochen geht aber auch, oder Desserts kreieren — es gibt viele Arten der Zubereitung. Man kann die Kastanien aber auch trocknen oder einfrieren. Lecker sind sie auf jeden Fall.

Nicht so lecker: Würmer

Würmer lieben Esskastanien mindestens genauso wie wir. Meistens sieht man kleine Löcher in der Schale. Die kann man dann gleich für die Tiere liegen lassen. Weitere Möglichkeit: Die Kastanien zuhause in eine Schüssel mit lauwarmem Wasser legen. Die an der Oberfläche schwimmen enthalten sie höchstwahrscheinlich Würmer.

Wann kann man am besten Maronen sammeln?

Jetzt im Herbst. Idealerweise nach ein paar windigen Tagen, der die Kastanien vom Baum weht. Dann aber husch husch. Sonst sind die Tiere schneller. Oder konkurrierende Sammler. Oder die Kastanien werden nach ein paar Tagen im Feuchten schimmlig.

Esskastanie Edelkastanie in Blüte
Die Esskastanie ist auch ökologisch ein besonders wertvoller Baum © picture alliance / AGRAR-PRESS | ikrick

Edelkastanien werden alt

Die aus den Samen gekeimten Bäume tragen erstmals mit etwa 25 bis 35 Jahren Früchte. Edelkastanien werden dann aber sehr alt. Ein besonders herausragendes Beispiel ist der „Castagno dei Cento Cavalli“, die Kastanien der hundert Pferde, auf Sizilien. Der ist mit  2000–4000 Jahren einer der älteste Bäume Europas. (Der älteste Baum der Welt ist „Old Tjikko“, eine etwa 9500 Jahre alte Fichte im schwedischen Fulufjället Nationalpark.)

Auch das Holz der Kastanie taugt was

Das Holz der Esskastanie gilt als widerstandsfähig und ist in ganz Europa sehr beliebt. Traditionell wurde es für Rebpfähle genutzt. In den letzten Jahrzehnten erlebt es eine Renaissance in der Möbelherstellung sowie in der Weinkellerei.

Klimakrisengewinner Esskastanie?

Den deutschen Rosskastanien geht es zunehmend schlecht. Sie drohen zu verschwinden. Anders die Esskastanie: Sie liebt die Wärme, kann auch längere Trockenheit verkraften und ist nicht allzu wählerisch was den Boden angeht. Voraussichtlich wird sie sich in absehbarer Zeit auch im Norden Deutschlands immer wohler fühlen.

Das ist nicht nur gut für Gourmets. Für Bienen und andere Insekten sind die prächtigen Blüten eine wichtige Nahrungsquelle, Tiere wie Eichhörnchen oder Siebenschläfer futtern die Kastanie. Esskastanien werden von einer großen Anzahl von Insekten und Käfern besiedelt, aber auch von seltenen Moosen, Pilzen und Flechten. Bestände alter Edelkastanien gelten naturschutzfachlich als genauso wertvoll wie alte Eichenbestände.

So wurde die Esskastanie auch schon zum „ökologisch wertvollen Joker im Klimawandel“ geadelt.

Kastanien teilen!

Keine Esskastanien gefunden? Dafür Unmengen Unmengen von Rosskastanien oder Eicheln gesehen? Manchmal gibt es dafür Sammelbehälter beim Förster oder bei Wildparks zur Futterergänzung. Einfach mal schlaumachen, gerade Kindern können daran einen Riesenspaß haben.

Und wenn wir schon dabei sind, was der Wald alles Gutes für uns hat: Bitte nehmt Euch die eine Minute und unterzeichnet unseren Aufruf gegen Entwaldung.

Jetzt die Petition gegen die Entwaldung unterschreiben! Danke!

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Die mit dem Wolf leben

Wölfe sind faszinierende Tiere. Aber mit dem Wolf leben, als Nachbarn? Das wollen die Wenigsten. Im Gegenteil: Seitdem der Wolf bei uns wieder heimisch ist, hört man die Forderung, Wölfe zu töten. Immer öfter, immer lauter. Ja, in einigen Fällen kann eine „Entnahme“ notwendig sein, um Konflikte zu lösen und Tierleben zu schützen. In den meisten Fällen gibt es andere, viel wirksamere Lösungen, um mit Wölfen als direkte Nachbarn zu leben. Das zeigen Beispiele aus ganz Europa.

Nicht nur Deutschland ist von der Rückkehr der großen Beutegreifer wie Wolf, Luchs oder Bär betroffen. Auch andere europäische Länder müssen sich mit der mehr oder weniger neuen Situation auseinandersetzen. Und Lösungen für ein Zusammenleben finden. Allerdings gibt es auch Länder, in denen die großen Wildtiere nie komplett verschwunden waren und sich Menschen seit vielen Jahren mit ihnen weitgehend arrangiert haben. Es sind völlig unterschiedliche Modelle und Möglichkeiten für das Leben mit den Raubtieren. Wie ich selbst gerade vor kurzem bei einer Exkursion in die Schweiz erleben konnte.

#storiesofcoexistence: Filme über Menschen, Tiere, Lösungen

Um auf die vielen verschiedenen Lebensweisen und Philosophien zu zeigen und von ihnen zu lernen, hat das Projekt Euro Large Carnivores die Geschichten der betroffenen Menschen vor Ort verfilmt. Sie erzählen berührende, beeindruckende Geschichten vom Zusammenleben mit dem wilden Tier — #storiesofcoexistence.

Mehr als 30 Menschen, meist aus abgelegenen Gemeinden in zwölf europäischen Ländern, erzählen ihre Geschichten: Bauern, Hirten, Ökotourismusbetreiber, Imker, Wanderer, Jäger und Dorfbewohner. Sie erklären, wie sie mit den Raubtieren umgehen, wie sie Wege finden, sie zu akzeptieren oder sogar zu schützen. Da gibt es Fernando Rodríguez Tábara aus Spanien, der seine Weidetiere mit Mastiffs schützt. Oder der Franzose Yannick Lamazou, der die lokalen Bären zur Vermarktung für seinen Käse verwendet. Oder der Jäger Ondrej Galko, der jahrelang Luchse in der Slowakei jate. Bis er eingesehen hat, dass die Tiere seine Hilfe und Schutz benötigen. Heutzutage „jagt“ er die Tiere nur noch mit Fotofallen für wissenschaftliches Monitoring und trägt so zum Erhalt des Luchses in Europa bei.

Nominierung für das Wildscreen Festival

Unsere Kollegen des WWF Spanien wurden nun für ihren Film „Sharing the Land“ für das Wildscreen Festival nominiert. Eine große Ehre und auch ein großartiges Signal für die Zukunft der Weidetierhalter und großen Beutegreifer. Der Film zeigt drei sehr unterschiedliche Menschen, Fernando, Juan und Sofía. Und wie sie gelernt haben in der Nähe von Wölfen zu leben.

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Das digitale Festival findet im Oktober statt. Ich würde mich freuen, wenn ihr die „Oscars des Naturschutzes“ per Eintrittskarte unterstützt und an allen nominierten Filmen und Events teilhabt. Ich kann versprechen: Es lohnt sich!

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Vogelzug: Die Zeit der Kraniche

Das Schilf rauscht im Wind. Geschnatter. Hunderte, tausende, sehr viele Vögel schaukeln auf dem Grimnitzsee. Verschiedene Arten von Gänsen, Enten, die Blässhühner haben sind gar nicht mehr einzeln zu sehen, sie bilden quasi einen schwarzen Kreis auf dem Wasser. Etwas dahinter auf dem Felsen wartet ein Seeadler darauf, dass er hungrig genug ist, um sich zu bewegen. Dass sich eine günstige Gelegenheit bietet. Am frühen Abend fliegen dann die Kraniche ein, die schon den ganzen Nachmittag mit ihrem charakteristischen Trompeten am Himmel zu hören sind. Sie schlafen dann stehend im Wasser. Das schützt sie vor Fressfeinden wie dem Fuchs.

Jetzt im Herbst ist vielleicht die spektakulärste Zeit für Naturerlebnisse in unseren Breiten. Die Blätter leuchten in den schönsten Farben, Pilze schießen aus dem Boden, geschäftig sammeln überall die Eichhörnchen ihre Wintervorräte, in der Dämmerung röhren die Hirsche. Und es ist die Zeit der Kraniche. wenn sie sich in großen Gruppen für den langen Weiterflug in den Süden sammeln. Man muss kein Ornithologe sein, um von diesem Naturschauspiel gepackt zu werden.

Kraniche bei der Futtersuche
Kraniche brauche Feuchtgebiete © Ralph Frank / WWF

Aktuell rasten in Deutschland viele zehntausend Kraniche in den wasserreichen Gebieten Nord- und Mitteldeutschlands. Dort wo sie finden, was sie brauchen: Feuchtgebiete. Also flache Teiche, Sümpfe, Moore oder weite, nasse Felder. Am Tage sieht man die Vögel auf abgeernteten Äckern und Wiesen nach Futter suchen, abends kehren sie in großen Scharen in ihre Schlafgewässer zurück.

Hier am Grimnitzsee bei Joachimsthal sind es mehrere tausend Kraniche. In Linum sind es noch viel mehr. Der kleine Ort in Brandenburg ist einer der größten Kranichrastplätze Europas. Hier wurden an manchen Tagen schon über 80.000 Exemplare gezählt.

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Insgesamt 15 Kranicharten gibt es weltweit. Die einzige in Europa vorkommende Art ist der Graue Kranich (Grus Grus). Der ist mit seiner Größe von bis zu 1,30 Meter der größte Vogel Europas. Kraniche gehören zu den besten Langstreckenfliegern der Welt. Sie fliegen bis zu 130 Stundenkilometer schnell und bis zu 4000 Meter hoch. Manche Vögel fliegen bis zu 6.000 Kilometer weit!

Der Vogel des Glücks

Der Mensch war schon immer von den Kranichen fasziniert. Er spielt seine Rolle in den Mythologien der Griechen und Kelten, Kraniche kommen bei Homer und Aristoteles vor. In China waren sie ein Symbol für Weisheit und langes Leben. In Japan sind Papierkraniche Glücksbringer und sogar Symbol der Antiatomwaffenbewegung.

Kraniche brauchen Feuchtgebiete

Die Faszination des Menschen half den Kranichen in Europa aber zunächst einmal nicht. Großflächige Entwässerungen, aber auch Bejagung drängten die ursprünglich in Europa weit verbreiteten Vögel nach Norden zurück. Ihr Hauptverbreitungsgebiet haben sie heute in Skandinavien, im Baltikum und im nördlichen Russland.

Kraniche in V-Formation
Abflug: Kraniche in der berühmten V‑Formation © Ralph Frank / WWF

 

Der WWF begann schon 1973 ein Kranichschutz-Projekt in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Feuchtgebiete wurden renaturiert und Ruhezonen gesichert. Mit Naturschutzprojekten wie diesen konnte der Rückgang gestoppt werden. Seit den 1980er Jahren Jahre hat sich der Bestand der Kraniche vervielfacht.

Klimakrise setzt auch den Kranichen zu

Neuerdings setzt aber die Klimakrise den Kranichen zu. In Brandenburg ist dieses Jahr das dritte schlechte in Folge. Normalerweise werden etwa 10 bis 15 Prozent Jungvögeln in den Kranichgruppen gezählt, in diesem Jahr sollen es gerade einmal fünf Prozent sein. Auch bei Kranichen liegt es an der Trockenheit: Es gibt immer weniger Brutplätze und weniger Nahrung für die Kraniche.

Wo kann man Kraniche sehen – und was gibt es zu beachten?

Noch gibt es trotzdem eindrucksvoll viele Kraniche zu sehen. Jetzt im Herbst werden viele Führungen und Kranichbeoachtungen angeboten. Wie in Wannichen bei Luckau, bei den Altfriedländer Teichen in Brandenburg, am Grimnitzsee, im Nationalpark Unteres Odertal oder in Linum. So kann der Laie auch kleinere Zugvögel wie Kiebitz, Kampfläufer und Bekassine erkennen.

  • Wer es einrichten kann, am besten an einem Wochentag kommen, dann ist der Andrang nicht ganz so groß.
  • Wichtig: Möglichst respektvoll und ruhig verhalten, um die Vögel nicht zu stören.
  • Fernglas nicht vergessen! Kraniche sind sehr scheu und fliegen schon bei einer Annäherung auf etwa 300 Metern auf.

Keine Zeit? Doch zu viel anderes vor? Dann ein wenig Geduld. Von Anfang März bis Anfang April sind die Kraniche wieder auf ihrem Weg zurück in die Brutheimat nach Osteuropa und in Skandinavien. Dann gibt es allerdings noch etwas anderes zu sehen: den “Tanz” der Kraniche, den die balzenden Vögel in der Paarungszeit mit Federschlag und lautem Trompeten aufführen.

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Rote Liste: Ein Drittel aller Säugetiere Deutschlands gefährdet

Wie geht es den Säugetieren in Deutschland? Die mit Spannung erwartete Rote Liste gibt Auskunft. Und sagt uns: Naturschutz hilft!

Wir Artenschützer sind ehrlich gesagt immer ein bisschen angespannt, bevor eine Aktualisierung der Roten Liste der bedrohten Tierarten veröffentlicht wird. Was wird drinstehen, welcher Tierart geht es besser, welcher schlechter? Oder ist sogar wieder eine ganz verschwunden?

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Heute wurde erstmals seit 2009 vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) eine aktualisierte Rote Liste für Säugetiere in Deutschland vorgestellt. 97 Säugerarten und ‑unterarten werden darin hinsichtlich ihrer Gefährdung untersucht, von der Alpenspitzmaus bis zum Zwergwal. Darin sind einige gute Nachrichten, viele schlechte – und Vieles, was uns in unserer Arbeit bestätigt. 

Die schlechten Nachrichten:

Der Zustand vieler Säugetiere in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn bis 15 Jahren verschlechtert. Knapp ein Drittel der Säugetiere in Deutschland ist in seinem Bestand gefährdet. In der vorhergehenden Fassung waren es 27 Prozent. Hinzu kommen knapp 20 Prozent, die in Deutschland entweder bereits als ausgestorben gelten müssen oder extrem selten sind.

Auf der Roten Liste: Der Luchs
Vom Aussterben bedroht: der Luchs © Robert Günther / WWF

Massiv verschlechtert hat sich die Lage bei Iltis, Feldhamster und Gartenschläfer. Drei Arten gelten in Deutschland nun neu als „Vom Aussterben bedroht“: das Graue Langohr (eine Fledermausart) sowie der Luchs sind bedrohter als zuvor. Der Zwergwal wurde in der höchsten Bedrohungskategorie neu in die nationale Rote Liste aufgenommen. Er wurde vorher nur sporadisch in deutschen Gewässern gesichtet, gilt aber mittlerweile als hierzulande etabliert.

Vom Aussterben bedroht: Zwergwal
Vom Aussterben bedroht: Zwergwal © Jürgen Freund / WWF

Die guten Nachrichten:

Verbesserungen sind bei den Arten nachgewiesen, die von gezielten Natur- und Umweltschutzmaßnahmen profitieren. So gelten Wolf, Kleine Hufeisennase und Waldbirkenmaus jetzt nicht mehr als vom Aussterben bedroht. Positiv entwickelt haben sich insgesamt die Bestände von 17 Arten und Unterarten.

Kegelrobbe (Halichoerus grypus) im Sand
Profitiert von Naturschutz: die Kegelrobbe © Hans Ulrich Roesner / WWF

Entscheidend dafür sind nach Meinung der Forscher:innen  der Natur- und Umweltschutz, etwa bei Atlantischer Kegelrobbe und Fischotter. Durch gesetzliche Schutzbestimmungen und weniger Umweltgifte in den Gewässern konnten sich ihre Bestände etwas erholen. Den Fledermäusen der Kleinen Hufeisennase hilft das Verbot des Pestizids DDT, der Wolf profitiert von seinem strengen Schutz. Das freut uns sehr, weil wir uns immer wieder aufs Neue dafür einsetzen. Langfristiger Einsatz zahlt sich also aus.

Der Luchs ist bedroht! Hilf uns, den Luchsen zu helfen!

Bei weiteren 39 Säugetieren wurde seit 2009 zumindest eine stabile Entwicklung festgestellt. Auch diese Erfolge sind der Roten Liste zufolge oft gezielten Artenhilfsmaßnahmen zu verdanken. Das können Maßnahmen im Quartierschutz sein oder die Vernetzung von Biotopen, von denen beispielsweise die Wildkatze profitiert.

Naturschutz lohnt sich – und muss viel weiter gehen!

Das bestätigt mich natürlich wie alle meine Kolleg:innen, alle Helfer und Unterstützer:innen des Naturschutzes. Und spornt mich an. Unsere Arbeit lohnt sich, spürbar und messbar! Vielen Dank an jeden einzelnen Unterstützer!

Es bestätigt mich auch in unserer Forderung in den nächsten zehn Jahren 30 Prozent der Erde unter Schutz zu stellen. Die EU-Biodiversitätsstrategie hat sich exakt zu diesem Ziel für ganz Europa bekannt. Momentan sind allerdings nur rund 15 Prozent der Fläche Deutschlands durch Natura 2000-Schutzgebiete abgedeckt. Wir brauchen also mehr Nationalparke, Biosphärenreservate und Naturschutzgebiete! Für unsere Artenvielfalt, aber auch für unsere Glaubwürdigkeit, wenn wir mit entsprechenden Forderungen auch an Entwicklungs- und Schwellenländer herantreten.

Was wir tun müssen

Die Rote Liste zeigt klar, woran wir weiter dringend arbeiten müssen. Die Hauptbedrohungen für Artenvielfalt in Deutschland sind die intensive land- und forstwirtschaftliche Nutzung, Flächenversiegelung, Verlust und Zerschneidung von Lebensräumen durch neue Wohn‑, Gewerbe- und Verkehrsflächen. Vor allem Arten des Offenlandes leiden am Lebensraumverlust und der intensiven Landwirtschaft. In der Nord- und Ostsee nennt die Rote Liste die fischereiliche Nutzung und den Unterwasserschall als wesentliche Ursachen der Bedrohung von Arten. Wir brauchen einen Artenschutz-Dreiklang für Deutschland: Mehr Schutzgebiete, ambitionierte Klimapolitik und einen ernährungs- und landwirtschaftspolitischen Neustart. Nur dann können wir alle der Veröffentlichung der dann aktuellen vielleicht mit Ruhe und Freude entgegensehen.

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Kamtschatka: Warum es kein Ölunfall gewesen sein kann

Noch ist es ein Rätsel, was die Meereskatastrophe vor Kamtschatka verursacht. Aber Öl war es nicht.

Der ganze Strand liegt voller toter Tiere. Es sind schlimme Bilder, die uns von der Wasserverschmutzung in den Buchten Malaya Lagernaya und Srednyaya Lagernaya an der Küste Kamtschatkas erreichen. Es stehen noch die chemischen Analysen aus, was das Sterben verursacht hat, aber wir können anhand der Bilder schon einige Ursachen ausschließen.

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Wir sehen in Kamtschatka tote Muscheln, Krebse, Kraken, Seeigel und aber auch Säugetiere. Das heißt, es sind Tiere und Pflanzen aller möglichen Meerestiefen und Artengruppen betroffen. Solche Auswirkungen können offensichtlich nicht das Ergebnis eines Sturms oder einer Wasserverschmutzung mit Öl sein. Diese würde vor allem die Tiere der Oberflächen betreffen. Eine natürliche Ursache ist bei dem sehr kalten und sauerstoffreichen Wassers des Pazifiks sehr unwahrscheinlich. Die Wahrscheinlichkeit einer toxischen Kontamination mit einer vom Menschen hergestellten hochlöslichen Substanz ist dagegen groß, da massenhaft grundlebende Pflanzen- und Tierarten angespült werden.

Kamtschatka: Angeschwemmte Seesterne und Seeigel
Angeschwemmte Seesterne und Seeigel © imago images / ITAR-TASS

Für genauere Erkenntnisse müssen uns zunächst die Ergebnisse der Wasserproben und der Untersuchung toter Meerestiere vorliegen. Erst danach wird es möglich sein, die Folgen und das Ausmaß der Verschmutzung in Kamtschatka zu beurteilen. Die Proben wurden zur Untersuchung in ein Labor nach Moskau gebracht.

Es ist ein gesamtrussisches Problem

Die aktuelle Situation in Kamtschatka offenbart aber ein Problem von gesamtrussischem Ausmaß: das Fehlen eines präventiven Umweltkontrollsystems. Unzusammenhängende föderale und lokale Regulierungsbehörden sind zwar bereit, Umweltverstöße mit Geldbußen zu bestrafen, aber die Aufdeckung liegt oft bei der Bevölkerung, bei Anwohnern und Umweltaktivisten.

Russland steht vor enormen Herausforderungen im Umweltbereich, durch die Klimakrise, aber auch durch Verschmutzungen der immer weiter verrottenden Anlagen aus sowjetischer Zeit. Das hat zuletzt die verheerende Ölkatastrophe von Norilsk gezeigt. Es ist notwendig, in Russland überall ein System der ständigen Umweltüberwachung zu entwickeln, bei der die zuständigen Behörden auf föderaler und lokaler Ebene eng zusammenarbeiten müssen. Der WWF Russland hat Hilfe bei der Schaffung eines solchen Systems angeboten.

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