Fitnesstraining für Klimaschützer:innen

Der WWF startet die klimafit-Challenge, eine Mitmachaktion für alle, die helfen wollen, das Klima zu schützen.

Klimaschutz ist Chef:innensache, könnte man meinen. Und natürlich  sind unsere Regierungen, Unternehmen und NGOs in der Verantwortung, damit wir die Klimaschutzziele erreichen. Aber nicht nur sie. Wir alle sollten uns fragen, wie wir für eine enkeltaugliche Zukunft sorgen können? Alle tragen Verantwortung. Und damit auch ich… und Du. Denn jeder Beitrag zählt, um die Erderwärmung und den Ressourcenverbrauch einzudämmen! Und das können wir im täglichen Leben, jede und jeder für sich und in der Gemeinschaft, tun.

Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe

Ich habe beim WWF mit meinen Kolleginnen und Kollegen über Möglichkeiten gesprochen, wie wir Ressourcen schonen und CO2-Emissionen im Alltag einsparen können. Muss ich mich jetzt komplett einschränken?  Darf ich guten Gewissens dieses und jenes noch tun? Was bringt es, wenn ich mit dem Fahrrad fahre, warum sollte ich Lebensmittel aus der Region kaufen oder den Computer-Monitor in der Mittagspause ausschalten? So schwer ist das gar nicht.

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Tatsächlich können wir ganz einfach klimafreundlicher leben. Und zusätzlich tun wir dabei unserer Gesundheit und dem eigenen Geldbeutel etwas Gutes. Wie das geht, zeigt uns die klimafit-Challenge „zukunftsfit mit klimafit“.

Öfter mal weniger Fleisch essen, ist gesund und entlastet das Klima. © Maskot / iStock / Getty Imageks

klimafit: Gemeinsam mehr erreichen

Mit  der klimafit-Challenge wird sichtbar, wie viel Co2 mit kleinen Verhaltensänderungen im Alltag eingespart werden kann, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Wir zeigen, was wir mit ganz einfachen Maßnahmen aus verschiedenen Bereichen, wie beispielsweise der Umstieg von Auto auf den ÖPNV oder das Fahrrad und häufigeres Kochen ohne tierische Produkte erreichen können. Unser Ziel: In vier Wochen wollen wir mit euch gemeinsam 150 Tonnen CO2 einsparen!

Das entspricht den Emissionen auf einer Strecke von 750.000 mit dem PKW (Benziner) gefahrenen Kilometern. Das sind knapp 19 Umrundungen des Äquators. Ein ambitioniertes Ziel für vier Wochen. Aber mit Deiner Mithilfe schaffen wir diese klimafit-Herausforderung.

Gewohnheiten ändern

Wenn alle Teilnehmenden ihre Maßnahmen nach der Challenge für ein Jahr in ihren Alltag übernehmen, wären das 1800 Tonnen CO2 -Einsparungen. Das entspricht etwa den durch Wohnen und Heizen erzeugten Jahresemissionen von 1500 Zwei-Personen-Haushalten in Altbau-Mehrfamilienhäusern.

© Halfpoint / iStock / Getty Images

Die Aktion kann ein Einstieg sein, um im Alltag mal was anderes zu probieren und dabei etwas Gutes fürs Klima zu tun. Wie wäre es beispielsweise mit einer veganen Sonntagsbrunch-Tradition? Oder einer neu gegründeten Fahrgemeinschaft für den täglichen Weg zur Arbeit? Ob und wie oft pro Woche Du Dich zum Beispiel vegetarisch oder vegan ernähren möchtest, oder mit dem Rad statt dem Auto zur Arbeit fährst, entscheidest Du selbst. Tipps um zukunftsfit zu werden, findest Du auf unserer Website zur WWF Challenge.

Verantwortung übernehmen

Mach mit bei der Challenge zukunftsfit mit klimafit! Die klimafit-Challenge ist mehr als nur ein Versuch zur Veränderung des eigenen Lebensstils. Sie ist eine Möglichkeit zu erfahren, wie wir mit ganz einfachen Maßnahmen Verantwortung für unseren Planeten übernehmen können. Jeder Schritt, den wir gemeinsam gehen, bringt uns näher zu einer nachhaltigen Zukunft.

Lokales Obst und Gemüse vom Wochenmarkt helfen das Klima zu entlasten © nd3000 / iStock / Getty Images

Wenn Du Teil dieser Veränderung sein möchtest, schließe Dich der klimafit-Challenge-Gruppe des WWF an. Mach mit! Gemeinsam können wir den Weg zu einer umweltfreundlichen und nachhaltigen Welt ebnen. Am Ende zählt jeder Beitrag zu einem gesunden und lebenswerten Planeten.

Du bist eingeladen an unserer Challenge vom 22.04.2024 bis 19.05.2024 teilzunehmen. Tritt jetzt der WWF Gruppe „Die Zukunftsfitten“ bei.

klimafit-Check

Deine persönlichen CO2-Einsparungen sowie die Einsparungen unserer Gruppe bekommst Du unmittelbar angezeigt.

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Die Challenge ist selbstverständlich kostenfrei. Wenn Du Dich angemeldet und Deine Anmeldung bestätigt hast, bist Du Teil des Teams. Hilf uns 150 Tonnen CO2 einzusparen! Jetzt zukunftsfit mit klimafit werden!

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Umweltverbrechen im Visier der EU

Die EU will härter gegen Umweltverbrechen vorgehen. Mit einer neuen Direktive sagt sie Schmugglern, Wilderern und kriminellen Netzwerken den Kampf an. Höchste Zeit, denn es geht nicht nur um viel Geld, sondern den Erhalt unserer Lebensgrundlage.

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Es ist das drittgrößte organisierte Verbrechen weltweit. Ich spreche aber nicht etwa vom Waffenhandel. Oder dem Handel mit Menschen. Ich spreche von Verbrechen gegen unsere Umwelt. Von illegalem Handel mit geschützten Tieren und Pflanzen, von illegalem Holzeinschlag, von illegalem Bergbau und dem unregulierten Leerfischen unserer Meere. Der jährliche Umsatz dieser dunklen Geschäfte liegt Interpol zufolge irgendwo zwischen  110 und 280 Milliarden US Dollar.  Nur beim  Handel mit Drogen und Warenfälschungen ist noch mehr Geld im Spiel. Unglaublich? Leider nicht!

Immense Schäden

Die Schäden, die die sogenannte Umweltkriminalität an unserem Planeten, der Biodiversität und damit zuletzt auch an uns anrichtet, sind immens. Rund 6.000 Arten sind weltweit vom illegalen Artenhandel betroffen. Nashörner, Elefanten, Tiger – das wissen wir alle. Aber es sind auch unzählige Reptilien, Vögel und Pflanzen, die der Natur entrissen und  illegal gehandelt werden. Beim Holz liegt der illegale Anteil zwischen 15 und 30 Prozent — in den Tropen sogar bei 60 bis 90 Prozent.

Der Handel mit illegalem Tropenholz blüht leider nach wie vor. Ein großer Teil  stammt aus dunklen Quellen. © M. Isensee e Sa / iStock / Getty-Images

Und jeder fünfte Fisch, der irgendwo auf der Welt auf den Tellern landet, stammt aus illegaler Fischerei.  Das alles zerstört Ökosysteme, treibt den Klimawandel und vernichtet unsere Lebensgrundlage. Das Geschäft ist so lukrativ und verglichen mit anderen schweren Verbrechen so wenig risikobehaftet, dass es mittlerweile als größte Einnahmequelle für nicht-staatliche, bewaffnete Gruppen und terroristische Organisationen gilt.

Weltweite Aufgabe

Klar ist: Dagegen muss etwas getan werden. Der WWF arbeitet auf vielen Ebenen gegen diese Umweltverbrechen. Wir unterstützen Wildhüter:innen dabei, Arten und Ökosysteme zu schützen und vor illegaler Ausbeutung zu bewahren. Wir versuchen, Menschen für das Problem zu sensibilisieren und die Nachfrage nach kritischen Produkten zu senken. Wir arbeiten mit der Finanzwelt und der Privatwirtschaft zusammen. Wir arbeiten zu relevanten politischen Prozessen bis hoch auf die UN-Ebene, und wir vernetzen uns mit vielen anderen engagierten Organisationen, um gemeinsam noch stärker zu sein.

Neue Regeln

Gut, dass diese Arbeit gestärkt wird, zumindest in der EU. Ende Februar hat die EU nach zwei Jahren intensiver Verhandlungen die neue, sogenannte Umweltkriminalitätsdirektive verabschiedet. Zuvor gab es schon eine, aber die Neue ist wesentlich umfangreicher und zielt darauf ab, minimale Standards in sämtlichen EU Ländern im Kampf gegen die illegale Ausbeutung der Natur zu etablieren. Das soll den Einsatz EU-weit harmonisieren – denn auch die kriminellen Netzwerke agieren über Ländergrenzen hinweg. Die Liste der strafbaren Handlungen wurde massiv ausgeweitet und stellt zum Beispiel Verstöße in Bezug auf Wildarten und Ökosysteme, Müllentsorgung, der Emittierung von Treibhausgasen, Wasserressourcen und vieles mehr unter Strafe.

Immer wieder werden tierische Produkte oder lebende Schlangen, Papageien und andere bedrohte Arten vom Zoll aufgegriffen. © IMAGO / Cover-Images

Auch wenn die illegale und unregulierte Fischerei es leider nicht in den Text geschafft hat, was ein großer Kritikpunkt des WWF ist, ist das insgesamt doch ein Schritt in die richtige Richtung. Die Direktive gegen Umweltverbrechen enthält außerdem Vorgaben zu Schulungen für verantwortliches Umsetzungspersonal, Bereitstellung von Ressourcen, Datensammlung und nationalen Strategien. Besonders gefreut hat uns die konkrete Forderung nach Kompetenzstellen in den relevanten Behörden, wie zum Beispiel Schwerpunktstaatsanwaltschaften.

Nächste Schritte

Es fehlen noch ein paar formale Prozesse, dann tritt die neue Direktive in Kraft. Die Mitgliedsstaaten der EU müssen die Vorgaben zur Bekämpfung von Umweltverbrechen dann umsetzen. Das bringt hoffentlich viel Kraft hinter diese immens wichtige Aufgabe. Denn, wie es die UNEP in einem Bericht treffend formuliert hat: “Im Gegensatz zu allen anderen bekannten Formen der Kriminalität wird die Umweltkriminalität durch ihre Auswirkungen auf die Umwelt und ihre Kosten für künftige Generationen verschärft (…). Sie führt zum Verlust von Ökosystemleistungen wie sauberer Luft und sauberem Wasser, des Abfederns von Extremwettereignissen, Ernährungssicherheit und sogar Gesundheit und gesellschaftlichem Wohlergehen.”

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Wir müssen also dringend etwas tun, und die massive Übernutzung der natürlichen Ressourcen dieses Planeten muss aufhören. In unserem eigenen Interesse. Und jeder kann dazu beitragen. Diese Übernutzung ist übrigens nicht immer illegal – viel findet auch im Rahmen bestehender Gesetze statt und ist völlig legal. Gesund für unseren Planeten ist es trotzdem nicht.

 

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Muss die Savanne sterben, damit der Regenwald überlebt ?

Die gute Nachricht: Am Amazonas geht die Entwaldung zurück. Die Schlechte: In der benachbarten Cerrado-Savanne wird umso heftiger geholzt. Der Grund: Sojaanbau soweit das Auge reicht. Die Bohnen landen auch in Europa vor allem in den Futtertrögen der Fleischindustrie. Das EU Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten ändert daran wenig, denn die Savanne gilt nicht als Wald. Höchste Zeit für eine Neudefinition.

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Bedrohtes Paradies

Der Amazonas ist der Inbegriff von Regenwald: Tropisch, grün und Lebensraum einer einzigartigen Tierwelt. Darunter sind farbenprächtige Papageien, rosa Flussdelfine und der majestätische Jaguar. Es ist der größte Regenwald der Welt und nicht zuletzt die ästhetischen Bilder, egal ob in den Medien oder als Assoziationen in den Köpfen der Menschen, verschaffen dem Amazonas enorme Aufmerksamkeit.  Das ist ein immenser Vorteil, wenn es um seine Bewahrung geht. Andere Lebensräume und ihre Chance auf Schutz geraten aus dem Blickfeld. Wir werfen einen kritischen Blick auf dieses Phänomen, den Status Quo im Amazonas und seinen weniger bekannten aber ebenso gefährdeten Nachbarn, den Cerrado.

Pretty Privilege im Naturschutz? 

Ein Jaguar: Der Star des Amazonas. © Gabriel Rojo / WWF

 

Der Mähnenwolf, ein
typischer Bewohner des Cerrado © IMAGO / agefotostock / Mark Jones

Wir schützen, was wir kennen und lieben. Und wir lieben tendenziell eher das Eindrucksvolle, den Superlativ, das visuell Schöne. “Pretty Privilege” oder  “Schönheitsprivileg”. Dahinter steckt die vor allem im westlichen Kulturkreis seit der Antike verinnerlichte Vorstellung, dass Schönheit der Ausdruck von Wahrheit und Güte ist. In der Philosophie ist diese Einheit als sogenannte Trias der obersten Werte bekannt. Unterschieden wird in die Kulturschönheit, die sich z.B. in Literatur und bildender Kunst spiegelt, sowie die Naturschönheit. Sie beschreibt im Wesentlichen das, was wir vielleicht beim Anblick des Jaguars empfinden. Wir sehen Anmut, Erhabenheit und sind fasziniert. Seine Schönheit trifft uns auf emotionaler Ebene und somit auch sein Lebensraum, für den wir uns automatisch einsetzen wollen. Im Idealfall kann das Schönheitsprivileg einer einzelnen Art zum Sprungbrett für ganzheitlichen Naturschutz werden und eine positive Kettenreaktion auslösen. Doch die Realität zeichnet häufig ein anderes Bild. Ebenso wie Menschen, die als schön empfunden werden, haben entsprechende Tierarten und ihre Ökosysteme einen immanenten Vorsprung. Dieser kann sich  .B. in der Spendenbereitschaft für spezielle Tierarten niederschlagen aber auch wenn es um bindende Gesetze geht.

Verschoben statt behoben

Politische und wirtschaftliche Interessen führen dazu, dass Naturschutz teilweise nur so weit reicht wie das Auge und damit der Druck der Öffentlichkeit. Was weniger sichtbar und damit unbekannter ist, wird häufig außer Acht gelassen.

Ein gutes Beispiel für diesen Mechanismus ist das EU-Gesetz zu entwaldungsfreien Lieferketten, das ab  2025 den Import von Waren verbietet, die mit Entwaldung in Zusammenhang stehen. Ein wichtiger und richtiger Schritt angesichts der Tatsache, dass laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zwischen 1990 und 2020 allein in Amazonien ca. 600.000 Quadratkilometer Wald abgeholzt wurden, eine Fläche fast doppelt so groß wie Deutschland.

Noch immer bedrohen die Kettensägen den Regenwald, aber die Abholzung ist zurück gegangen. © Nick Hawkins / WWF

Vor allem unter der Regierung Jair Bolsonaro in Brasilien nahm die Entwaldung deutlich zu. Das südamerikanische Land beherbergt mit 65 Prozent den größten Anteil des Amazonasregenwaldes und ist gleichzeitig der weltweit größte Exporteur von Soja, einem Haupttreiber der kommerziellen Entwaldung. Zwar darf schon seit 2006 dank des sogenannten Soja-Moratoriums in Brasilien kein Regenwald mehr für den Soja-Anbau gerodet werden. Dennoch führte dieser Meilenstein nicht zu einer nachhaltigen Lösung, sondern vielmehr zu einer Verschiebung des Problems: Die Anbauflächen haben sich immer stärker vom Amazonas in Richtung Südosten ausgeweitet, in das Gebiet des Cerrado, der artenreichsten Savanne der Welt. Sie ist trotz ihrer Vielfalt an Flora und Fauna deutlich unbekannter. So ist es wenig überraschend, dass der internationaler Aufschrei bislang ausbleibt, obwohl die Region inzwischen bereits mehr als die Hälfte seiner ursprünglichen Fläche an die Agrarindustrie verloren hat.

Die Lage spitzt sich zu

Allein zwischen August 2022 und Juli 2023 wurden erschreckende 11.011,7 Quadratkilometer in Agrarfläche umgewandelt. Besonders tragisch: Auch durch das neue EU-Gesetz zu entwaldungsfreiem Soja bleibt der Cerrado quasi ungeschützt, da Baumsavannen nicht der geltenden Definition eines Waldes entsprechen.

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Die neuesten Zahlen des Nationalen Weltrauminstituts (INPE) vom Februar 2024 bestätigen diese Schieflage eindrücklich. Während im Amazonas die Entwaldung zuletzt um 30 Prozent zurückgegangen sind, hat sie im Cerrado um 19 Prozent zugenommen. Noch krasser wird der Vergleich, wenn man die Periode von August 2023 bis Februar 2024 betrachtet. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Abholzung im Amazonas um 56 Prozent zurück und stieg parallel dazu im Cerrado um 63 Prozent an.

Was wir dagegen tun

Etwa 80 Prozent der entwaldeten Savannenfläche werden für den Sojaanbau genutzt. Der Cerrado ist die wichtigste Soja-Quelle der EU. Die Bohnen werden, insbesondere in Form von Sojaschrot als Futtermittel für die Massentierhaltung importiert.

Soja für die Tiermast in Europa stammt häufig aus dem Cerrado. ©Ana Paula Rebelo / WWF UK

In einem gemeinsamen Projekt mit den Kolleg:innen  des WWF Brasilien setzen wir uns für entwaldungsfreie Soja-Lieferketten ein. Die Arbeiten werden  gefördert durch die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). In Brasilien legen wir unser Hauptaugenmerk auf die nachhaltige Produktion und Flächenüberwachung. In Deutschland steht hingegen  die Sojabranche im Fokus, um ein gemeinsames Marktsignal zu setzen. Wir bieten Unternehmen und interessierten Akteuren entlang der gesamten Lieferkette eine Austausch- und Arbeitsplattform für die  Transformation zu entwaldungsfreiem Soja. So versuchen wir gemeinsam den Sektor Schritt für Schritt umzugestalten. Unser Ziel: Ein sektorweites Statement zu entwaldungsfreien Lieferketten zwischen Brasilien und Deutschland. Denn eine solche tatsächlich positive Kettenreaktion hilft einerseits der Wirtschaft, vor allem aber dem Cerrado.

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Kakao-Krise: Schokolade in Gefahr

Stirbt der Schoko-Osterhase aus? Ganz so dramatisch ist die Lage noch nicht. Aber er könnte teurer werden. Denn die Preise für Kakao gehen durch die Decke. Nur die Bauern haben nichts davon. Die braunen Bohnen werden weltweit knapp: Kakao in der Krise.

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Hintergründe der Kakao-Krise

Der Appetit auf Schokolade hat in den vergangenen Jahren weltweit zugenommen. Hauptproduzenten sind die Elfenbeinküste und Ghana. Sie liefern  mehr als 60 Prozent des globalen Kakaos. Beide westafrikanischen Länder kämpfen mit den  Auswirkungen des Klimawandels, Krankheiten, sozialen Ungerechtigkeiten und einer ungleichen Wertverteilung entlang der Wertschöpfungskette. All das hat  zu einem dramatischen Rückgang der Erträge geführt. Die Folge: steigende Preise.

Kakao wächst am besten im Schatten größerer Bäume © IMAGO-Joerg-Boethling

Die Wurzel des Problems

Ein entscheidender Faktor der Kakaoknappheit sind die Anbausysteme in den Hauptanbauländern. Kakao wird überwiegend in Monokultur angebaut, obwohl die Pflanze eigentlich besser im Schatten größerer Bäume gedeiht.  Die Böden sind ausgelaugt, die Pflanzen alt und die Erträge bescheiden. Da die Kakaopreise lange Zeit sehr niedrig lagen, sind viele auf  andere Kulturen wie  Kautschuk umgestiegen.  Zudem haben die verarmten Bauern meist nicht das Geld, um in die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit oder Verjüngung der Plantagen zu investieren.

Klimawandel und Krankheiten

Der Klimawandel hat die Lage verschärft. Häufigere Dürreperioden und Starkregen führen zu mageren Erträgen und zur Ausbreitung von Pilzerkrankungen. Das aktuelle El Niño-Phänomen verstärkt die Probleme. Eine ernste Gefahr ist die sogenannte “Cocoa Swollen Shooting Virus Disease”” (CSSVD). Übertragen durch Wollläuse, breitet sich die Krankheit in den Monokulturen rasch aus. Die Krankheit bedroht die Existenzgrundlage der Bauern in Westafrika, führt zu Landkonflikten und befeuert die Abholzung. In Ghana grassiert das Virus bereits auf 17 Prozent der Anbauflächen. Auch in der Elfenbeinküste breitet sich die Krankheit immer stärker aus. Die Bauern haben dem Virus  wenig entgegenzusetzen. Die einzige Möglichkeit bei einem Befall ist, die komplette Plantage zu zerstören.

Ungerechtigkeit und Kinderarbeit

Ernteausfälle führen trotz höherer Preise zu Einbußen bei den ohnehin kargen Einkommen.  © IMAGO/Ute Grabowsky-photothek

Trotz aktuell hoher Preise profitieren die Erzeuger  nicht, weil ihre Ernten immer dürftiger ausfallen. Viele Bauern, insbesondere in Westafrika, kämpfen um existenzsichernde Einkommen. Kinderarbeit auf den Plantagen ist bittere Realität.  Die Branche steht vor der Herausforderung, faire Handelspraktiken und dauerhaft existenzsichernde Einkommen zu gewährleisten sowie nachhaltige Anbaumethoden zu fördern, um die brennenden sozialen und ökologischen Probleme zu lösen.

Schokoladenindustrie und Verbraucher:innen

Die steigenden Kosten und die Knappheit von Kakao haben direkte Auswirkungen auf die Schokoladenindustrie. Hersteller sehen sich mit höheren Produktionskosten konfrontiert. Dies könnte zu Preiserhöhungen führen. Allerdings muss man sich vor Augen führen, dass lediglich sechs Prozent des Verkaufspreises bei den Bäuerinnen und Bauern in den Anbaugebieten ankommt. Der Großteil streichen andere Akteuren in Zwischenhandel, Schokoladenherstellung und dem Einzelhandel ein . Dieser Logik folgend dürften die Preiserhöhungen durch den teureren Rohstoff eigentlich nicht allzu hoch sein.

Krümelbeträge. Das Bundesministerium für Internationale Zusammenarbeit rechnet vor: Vom Umsatz einer Tafel Schokolade bekamen die Bauern gerade mal sechs Cent. Durch die gestiegenen Weltmarktpreise sind es inzwischen sogar nur noch vier.  ©goir/GettyImages

Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet dies, bewusster einzukaufen und beim Kauf auf nachhaltigen Anbau und faire Preise zu achten . Die Kakao-Krise könnte als Weckruf dienen, um die globalen Anstrengungen zur Bekämpfung des Klimawandels zu intensivieren und gerechte Handelsbedingungen zu fördern.

Zeit für den Wandel

Die Kakao-Krise ist nicht nur eine Herausforderung für die Schokoladenindustrie, sondern auch eine Aufforderung zum Handeln. Entscheidend ist die Schaffung von vielfältigen und nachhaltigen Anbausystemen. Dazu gehören Agroforstsysteme, die widerstandsfähig gegen die Auswirkungen des Klimawandels und die Verbreitung von Krankheiten sind und den Bäuerinnen und Bauern gleichzeitig eine nachhaltige Lebensgrundlage bieten.

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Süße Empfehlung

Leicht am Panda-Logo auf der Tafel zu erkennen: Paccari-Schokolade © Julia Forchheim / WWF Deutschland

Es liegt an uns, die süße Verlockung der Schokolade mit einem Verantwortungsbewusstsein für Mensch und Umwelt zu genießen. Der WWF arbeitet am Aufbau von entwaldungsfreien Schokoladen-Lieferketten. Der Kakao wird in der Amazonasregion durch indigene Kooperativen im sogenannten Chakra-System angebaut, einem besonders vielfältigen Agroforstsystem. Das Projekt wird im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umgesetzt und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt. Wir kooperieren dabei mit indigenen Organisationen und mit Partnern wie dem Schokoladenhersteller Paccari.

 

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CO2: Catch me if you can

Was machen wir nur mit all den Treibhausgasen? Eine Idee, wir schicken sie dorthin, wo Kohle, Öl und Gas herkommen. Unter die Erde. CCS, Carbon Capture and Storage, also die Abscheidung und Lagerung von CO2 in tiefen Gesteinsschichten. Klingt verlockend, schafft uns aber wohl allenfalls einen sehr kleinen Teil der Klimakrise vom Hals und ist zudem kompliziert, teuer und nicht ohne Risiken.

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Ein überdimensioniertes „Dixi-Klo“, so beschreiben Beobachter eine Anlage, die seit einigen Wochen in Essen zu bestaunen ist. Hinter der Konstruktion steckt jedoch weit mehr als die Hightech-Vision einer Plastiklatrine, auch wenn es sich tatsächlich um ein Gerät zur Entsorgung menschlicher Hinterlassenschaften handelt. Es ist der derzeit größte CO2-Staubsauger im Land. Netter Versuch, aber sicher nicht die Geheimwaffe gegen die Erderhitzung!

Der Essener CO2 Staubsauger © IMAGO-Funke

Aus den Augen aus dem Sinn

Eine größere Rolle in der aktuellen Diskussion  um Auswege aus der Klimakrise spielt da schon das sogenannte CCS, Carbon Capture and Storage, also die Abscheidung und Lagerung von CO2 in tiefen Gesteinsschichten. Hier geht es nicht darum, das Treibhausgas wieder aus der Luft zu entfernen, sondern man setzt direkt am Schornstein an. CCS ist der Versuch, das CO2 an den  Fabriken einzufangen, bevor es in die Atmosphäre gelangt. Theoretisch lässt sich das abgeschiedene Kohlendioxid sogar weiterverarbeiten. Das nennt sich dann CCU, „Carbon Capture and Utilization“. Letzteres hilft dem Klima aber nur begrenzt, denn zum einen bleibt das verarbeitete CO2 nur für die Lebensdauer des Produktes gebunden und gelangt später eben doch in die Atmosphäre, zum zweiten verbraucht CCU so viel Strom, dass die Produktion kontraproduktiv wäre.

Klingt einfach, ist aber kompliziert und wirft neue Probleme auf: Carbon Capture and Storage (CCS). © picture alliance

Trotzdem findet CCS seine Fans. Hierzulande wollten vor allem die Betreiber von Kohlekraftwerken die Methode nutzen, um ihre CO2-Schleudern länger betreiben zu können. Mit dem vereinbarten Kohleausstieg ist dieser Ansatz zumindest in Deutschland vom Tisch. In letzter Zeit kommt aber wieder Bewegung in die Debatte, zumal viele Klimawissenschaftler  zu der Überzeugung gekommen sind, dass die Pariser Klimaziele ohne CO2-Abscheidung und Speicherung  nicht zu erreichen seien.

Tatsächlich zeigen sich selbst der WWF und der Nabu offen. In einer ungewöhnlichen Allianz mit BDI und DGB einigten sie sich auf ein Thesenpapier. Tenor: „Kann man machen, muss man aber nicht.“ Konsens ist, dass CCS aber allenfalls für „nicht vermeidbare Emissionen“ aus dem Industriesektor infrage kommt. Nach dem aktuellen Stand der Technik sind das  Emissionen, die bei bestimmten Produktionsprozessen, etwa der Herstellung von Zement oder bei der Müllverbrennung frei werden. Aktuell sind das im Jahr geschätzte 35 Millionen Tonnen, ungefähr fünf Prozent des gesamten Treibhausgasausstoßes in Deutschland.

Endstation Meer

Bevor es allerdings soweit kommen könnte, sind noch viele Hürden zu überwinden. Zwar gibt es in Deutschland auch an Land infrage kommende Lagerstätten,  aber wahrscheinlich wird es auf die Speicherung tief unter dem Meeresgrund hinauslaufen. Ob in der deutschen Nordsee jemals CO2 verpresst wird, ist allerdings fraglich. Überfällig ist vor allem ein rechtlicher Rahmen. Grundsätzlich sollte bei allen Gedankenspielen ein wirksamer Meeresschutz von Anfang an mitgedacht werden und die Rahmenbedingungen für eventuelle CO2-Verpressung im Meeresboden mitbestimmen. Denn die Meere tragen eine Hauptlast der Energiewende, und sie sind schon jetzt in einem schlechten Zustand. Ihre Biodiversität und ihre natürliche Fähigkeit Kohlenstoff zu speichern nehmen rasant ab. Für einen funktionierenden Klimaschutz ist ihr Schutz maßgeblich.

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Andere Länder sind in Sachen CCS  bereits weiter und wittern ein lukratives Geschäft. Allen voran die Norweger. Sie speichern bereits seit fast 30 Jahren CO2 in ihrem Teil der Nordsee, in der Regel in ausgebeuteten Gas- und Ölfeldern. Dort nutzen sie das Verfahren der CO2-Injektion, um auch noch die verbliebenen Reste aus den Lagerstätten zu holen. – ein riesiger Business Case mit zahlreichen damit verbundenen Problemen.

Ungelöste Probleme

Völlig ungelöst ist, auf welchem Weg und in welcher Form, das abgeschiedene Gas zu den maritimen Lagerstätten kommt. Gebraucht werden Pipelines, Kesselwagen, spezialisierte Häfen und geeignete Schiffe. Für all das sind enorme Investitionen in die Infrastruktur nötig und das kostet Geld und Zeit – und verursacht auf dem Weg neue Treibhausgas-Emissionen.

Wissenschaftler kalkulieren die Kosten pro verpresste Tonne CO2 auf etwa 150 Euro pro Tonne. Selbst wenn die vom Emissionshandel ausgenommenen Branchen ab 2034 für ihre Emissionen zahlen müssen, wäre es zumindest nach aktuellem Stand deutlich billiger, das CO2 in die Luft zu blasen und zum Ausgleich Zertifikate zu kaufen.

Kurzum: CCS wird das Klima nicht retten. Ob die Technik wirklich einen Beitrag leisten kann, muss gründlich berechnet und abgewogen werden. Die Prioritäten liegen anderswo: Beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Wiederherstellung und Stärkung natürlicher Senken.

Das gleiche gilt für die viel besprochenen CO2 Staubsauger. Insgesamt bräuchte Deutschland 6,6 Millionen solcher Staubsauger, um die Treibhausgase, die wir jedes Jahr in die Luft blasen, wieder zu neutralisieren. Dann vielleicht doch lieber ein Windrad im Garten…

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