2020 ist alles anders. Auch der 2°Campus 2020. Aufgrund der globalen Pandemie nämlich digital. Wir startenten Anfang April in den ersten Block von zuhause aus und es war eine Woche voller spannender digitaler Begegnungen mit anderen Gleichgesinnten, beeindruckenden Wissenschaftler*innen und starken Persönlichkeiten.
Für eine Welt, die lebenswert ist. Für eine Welt, die sicher ist. Für eine Welt, die gerecht ist. Für eine Zukunft zum Leben.
Block 1: Grundlagen und Freundschaften
Wir lernten nicht nur viel über die wissenschaftlichen Grundlagen des 1,5°C Ziels, sondern auch über gesellschaftlichen Wandel. Wir führten spannende Diskussionen aus unterschiedlichen Blickwinkeln, wodurch wir Teilnehmenden viel mitnehmen konnten. Abends tauschten wir Teilnehmer*innen uns über Zoom stundenlang aus und lernten uns so auf einer persönlichen Ebene kennen. Beim gemeinsam Black Stories und Werwolf Spielen, Insider Lachen und Filme schauen entstanden nicht nur tolle Momente, sondern auch wertvolle Freundschaften.
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Block 2: Forschung und Projekte
Durch diese weitergeführten wöchentlichen digitalen Treffen, auch nach dem ersten Block, verflog die Zeit bis zum zweiten Block, wo wir dann endlich unseren Forschungsfragen nachgehen konnten. Innerhalb dieser Woche verbrachten wir eine intensive Zeit mit unserer Forschungsgruppe (Energie, Gebäude, Ernährung oder Mobilität). Wir wurden von tollen wissenschaftlichen Mentor*innen unterstützt, die uns nicht nur viel mit auf den Weg gaben, sondern den 2°Campus besonders bereicherten. So entstanden trotz des digitalen Formats spannende Forschungsprojekte zu den Themen Photovoltaiksysteme im globalen Süden, nachhaltige Batterien, ökologische Schweinehaltung und nachhaltige Dämmungen. Die Forschungsergebnisse aus diesem Jahr könnt ihr hier nachlesen.
Kein Tschüss, sondern bis ganz bald!
Auch wenn der 2°Campus leider vorbei ist, wird sich der Weg zwischen uns allen nicht trennen. Es sind trotz oder vielleicht auch gerade wegen des digitalen Formats viele enge Freundschaften entstanden, sodass das letzte offizielle Zoom Meeting kein „Tschüss“, sondern ein „Bis ganz bald – und dann hoffentlich auch in echt!“ war.
Forschen ist deine Leidenschaft? Klimaschutz liegt dir am Herzen? Dann mach mit bei der WWF-Schülerakademie 2°Campus!
Bewerbt euch jetzt!
Die Bewerbungsphase für den 2° Campus 2021 läuft noch bis zum 2. Dezember.
Lerne Gleichgesinnte kennen, sei Teil von tollen Aktionen und aktueller Forschung! Bringe Dich und Deine einzigartigen Ideen ein! Nur gemeinsam können wir eine klimafreundliche Zukunft gestalten. Bewirb Dich jetzt bis zum 02. Dezember für den 2°Campus2021! Der 2°Campus findet an drei Blöcken, um die Frühjahrs‑, Sommer- und Herbstferien statt. Sei dabei. Für unsere Zukunft, für deine Zukunft!
2°Campus ist ein gemeinsames Projekt des WWF und HEINZ-GLAS. Weiterer Förderer ist die PSD Bank Koblenz eG.
Der Angeklagte im Cottbusser Elfenbein-Prozess wurde zu 20 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Ist das jetzt gut?
Fraglos, dieser Prozess in Cottbus war einzigartig in Deutschland. Es ging um über eine Tonne Elfenbein, um Schmuggel und Verarbeitung von Elefantenstoßzähnen. Der Fall zeigte eindrucksvoll, dass der internationale, organisierte Schmuggel mit Elfenbein auch vor Deutschland nicht Halt macht. Im Prozess ging es darum wo das Elfenbein herkam, wie alt es ist. Es musste mit Isotopen-Bestimmung gearbeitet werden. Mehr als vier Jahre dauerte es zwischen dem Aufgriff des Elfenbeins und der Verurteilung jetzt. Viel davon war Neuland für uns hier in Deutschland in dieser Größenordnung. Für die Justiz und auch für uns, für mich.
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Heute fiel jetzt das lange erwartete Urteil im Cottbusser Elfenbein-Prozess. 20 Monate Freiheitsstrafe lautet die Strafe, ausgesetzt zur Bewährung. Jetzt muss man abwarten ob Revision eingelegt wird. Das Schriftliche Urteil geht dann ein paar Wochen später an die Parteien,
Zu hart oder zu milde?
Ob das jetzt hart ist, angemessen oder viel zu milde, es bringt nichts das zu debattieren. Das Urteil liegt im oberen Bereich der üblichen Strafmessung. Das Gerichtsverfahren hat aber gezeigt, dass Wilderei und illegaler Artenhandel auch in Deutschland kein Kavaliersdelikt sind. Es wird als ein ernstzunehmendes, kriminelles Problem erkannt. Selbst das ist nicht selbstverständlich.
Was jetzt passieren muss
Insgesamt meine ich: Das Urteil ist ein eher positives Signal – es gilt, darauf aufzubauen. Der Prozess hat aber auch gezeigt: Wir benötigen mehr Fachwissen bei der Polizei und den Behörden, einen besseren Informationsfluss, eine umfangreiche und vollständige Dokumentation sowie auf Umweltrecht spezialisierte Staatsanwälte. Nur so lässt sich eine konsequente Strafverfolgung bei Artenschutz-Verbrechen gewährleisten. Schmuggel von Wildtierprodukten muss wie auch die Wilderei im politischen und gesellschaftlichen Diskurs als ernstzunehmendes, kriminelles Problem erkannt werden. Und durch die nötige Ausstattung der Strafverfolgung entsprechend geahndet werden.
Der Kampf gegen die Wilderei-Mafia ist längst nicht gewonnen. Wir brauchen jeden Erfolg. Und jede Unterstützung.
Naturfilme gucken macht glücklich. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forscher:innen der University of Exeter. Veröffentlicht wurde die Studie im Fachmagazin „Journal of Environmental Psychology“. Ergebnis: Auch schon visuelle Ausflüge in die Natur tun der Psyche gut. Und sind damit wie geschaffen, um den November Lock Down-Blues zu vertreiben.
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Es gibt so viele wunderbare Filme über die Welt da draußen. Tolle Geschichten. Nachdenkliches, Schönes, Inspirierendes, Interessantes. Wir hätten da einige Naturfilme aus dem Kosmos der globalen Arbeit des WWF vorzuschlagen. Schau doch mal rein!
Mongolei: Der Geist der Berge
Spielfilm aus der Mongolei über zwei Studenten aus der Stadt, die sich auf die Suche dem mystischen Geist der Berge machen — dem Schneeleoparden. Sie tauchen in eine völlig andere Welt ein. Tolle Musik, umwerfende Bilder, interessante Perspektiven aus einem Land (fast) ohne Menschen — der Mongolei. (45 Minuten, mongolisch mit englischen Untertiteln)
Chile: Francisco und die Blauwale
Sie sind die größten Tiere, die je auf unserem Planeten gelebt haben. Und wir wissen noch ganz wenig über sie. Wir sind auf Expedition zu den Blauwalen nach Chile. (5 Minuten)
Myanmar: Der Elefantenflüsterer
Myanmars letzte Elefanten sind durch Wilderei bedroht. Christy Williams versucht die letzten Elefanten vor Wilderern zu schützen. Um sie zu schützen, sollen ihnen nun GPS-Halsbänder angelegt werden. Wird es gelingen? (8:40 Minuten)
Our Planet | One Planet |
Wie wirkt sich der Klimawandel auf das Leben auf unserem Planeten aus? Das Thema der ehrgeizigen Netflix-Dokumentation von spektakulärer Tragweite, Zusammenarbeit mit dem WWF.
Hier Episode Eins: von Seevögeln, die den Ozean mit Teppichen bombardieren, bis hin zu Gnus, die sich den wilden Hunden der Serengeti entziehen. Atemberaubende Vielfalt in nie gesehenen Aufnahmen. Must see! (49 Minuten)
Ilka Herbinger ist unsere Gorilla Expertin beim WWF. Seit Jahrzehnten erforscht (und schützt) sie Menschenaffen im Kongobecken, unter großem Einsatz. Bei den Gorilla-Zwillingen in Dzanga-Sangha wird klar: Mütter sind Mütter, ob Mensch oder Tier. (4 Minuten)
Paraguay: abwarten und Mate trinken
Im Naturschutz ist Abwarten in der Regel kein Erfolgsrezept – doch Paraguay scheint die Ausnahme zu sein. Mate-Tee, sozusagen das Nationalgetränk, kann hier helfen, die letzten verbliebenen Teile des Regenwaldes zu retten. Was es dazu braucht? Ein wenig Erfindungsreichtum, etwas Hilfe und eine Gruppe starker Frauen. (6 Minuten)
Hier im Norden Kanadas finden die Eisbären was sie brauchen: Meereis, Robben, Platz. Zumindest bis vor der Klimakrise war das so. Unserer Expertin kämpft in Eis und Schnee für das Überleben der Bären. (7 Minuten)
Kein Witz, heute ist der Internationale Tag des Einhorns (1.11.). Dieses Tier beschäftigt die Phantasie der Menschen schon ewige Zeiten. Man muss für Einhörner aber gar nicht in antiken Schriften, Kinderbüchern und Fantasygeschichten eintauchen. Es gibt sie nämlich auch außerhalb der Zuckerwatteplüschwelt, ganz in echt.
Es existieren viele Überlieferungen über Einhörner, von den alten Persern über Aristoteles bis Marco Polo. Wo wären denn diese „Echten Einhörner“ in der zoologischen Systematik einzuordnen? Den Beschreibungen zur Folge sind Einhörner etwa so groß wie Hirsche, haben eine Pferdegestalt und besitzen ein langes gedrehtes Horn, mit dem sie sich erfolgreich gegen Löwen verteidigen konnten. Ihr Fell ist weiß, das Gesicht rötlich und die Augen von tiefem Blau. Beim systematischen Vergleich der Beschreibungen landet man bei den Oryx-Antilopen. Sie gehören innerhalb der Familie der Hornträger zur Gruppe der Pferdeböcke. Ihre langen Hörner verfügen über ringelartige Querwülste. Am besten passt die Weiße Oryx (Oryx leucoryx) auf den Steckbrief des „Echten Einhorns“. Ihr Fell ist nahezu weiß und sie tragen eine zwar nicht rote, aber braune Gesichtsmaske. Im historischen Verbreitungsgebiet der Weißen Oryx gab es Löwen. Die einzige Unstimmigkeit ist die Anzahl der Hörner. Oryxantilopen tragen natürlich zwei Hörner auf der Stirn. Doch die stehen eng beieinander und verschmelzen von der Seite betrachtet zu einem. Auf antiken ägyptischen Reliefdarstellungen sehen sie wie ein einziges Horn aus.
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Das Verbreitungsgebiet der Weißen Oryx war schon im 19. Jahrhundert stark zusammengeschrumpft. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die letzten wildlebenden Weißen Oryx im Süden der Arabischen Halbinsel ausgerottet. Damit war die Art in der Wildnis ausgestorben. Erst ein weltweites Erhaltungszuchtprogramm konnte nachgezüchtete Tiere wieder auswildern, so dass es heute wieder stabile Wildbestände gibt.
Das Horn eines Einhorns soll den Legenden zufolge göttliche Heilkräfte besitzen und magischen Schutz bewirken. Kein Wunder, dass Einhornhörner schon immer als begehrtes Gut galten. Aber Einhörner waren natürlich schwer bis unmöglich zu fangen. Und wo sie überhaupt zu finden waren — auch nicht genau bekannt. Doch fand sich im Mittelalter und der frühen Neuzeit eine täuschend echte Lösung des Problems. Denn vor allem männliche Narwale (Monodon monoceros), manchmal aber ebenso Narwalkühe, besitzen einen schraubenförmig gedrehten Stoßzahn, der die Oberlippe durchbricht und eine Länge von mehr als zwei Meter erreichen kann. Unglaublich, aber wirklich wahr. Diese Stoßzähne bedienten jahrhundertelang die Nachfrage nach „echten“ Einhornhörner. Erst Mitte des 17. Jahrhunderts wurde der Zauber gebrochen… und das „echte“ Einhornhorn als Stoßzahn eines Narwals entlarvt.
Das einhörnige Panzernashorn (Rhinoceros unicornis) hat einen massigen Körper, kurze Beine und einen großen Kopf. Es ist die insgesamt zweitgrößte der weltweit fünf Nashornarten und gehört zu den größten Landsäugetieren der Erde. Panzernashörner sind in Indien und Nepal zuhause und bewohnen Wälder, Grasländer und Feuchtgebiete. Ihr Horn besteht (wie unsere Fingernägel) zum Großteil aus Keratin, hat keinen knochigen Kern, nutzt ab und wächst lebenslang nach. Sie besitzen an jedem Fuß drei Zehen, die nach hinten zu einem Huf zusammenlaufen.
Auch ihr Horn ist hochbegehrt und es werden ihm in manchen Ländern Asiens annähernd magische Heilkräfte zugeschrieben. Traurig, aber wahr: Wegen diesem Wunderglauben sind alle Nashornarten inzwischen massiv bedroht.Auch die zweihörnigen.
Von blauen Zungen bei Giraffen und Eisbären hatte ich schon gehört, aber wie wohl die Zunge eines Einhorns aussieht? Dann bin ich der Einhornzunge (Aesopia cornuta) begegnet und habe nun eine Vorstellung. Einhornzungen gehören zu den Plattfischen. Im Larvenstadium haben Plattfische noch eine bilateral-symmetrische Körperform und schwimmen aufrecht umher. Mit zunehmender Entwicklung erfolgt die Metamorphose zum Plattfisch. Der Körper flacht seitlich ab, die Körperachse dreht sich auf die Seite und ein Auge wandert auf die obere Körperseite. Das ist schon verrückt. Namensgebend besitzen Einhornzungen auch noch ein kleines Horn auf der Stirn.
Einhornzungen leben in der Bodenzone der Küstengewässer des Indo-West-Pazifiks. Sie werden nicht direkt bejagt, landen aber regelmäßig als Beifang in den Fischernetzen. Sie werden als Speisefisch verkauft oder zu Fischmehl verarbeitet.
Beim Schwertschnabelkolobri (Ensifera ensifera) ist das „Einhorn“ ein Schnabel. Dieser ist länger als der Körper. Schwertschnabelkolibris besitzen den längsten Schnabel in der Familie der Kolibris. Weltweit gibt es außerdem keine zweite Vogelart, bei welcher der Schnabel länger ist als der Körper. Dieser extrem lange Schnabel ist das Ergebnis von Koevolution. Schwertschnabelkolibris und bestimmte Passionsblumenarten haben sich im Laufe der Evolution über Millionen von Jahre aneinander angepasst. Nur Schwertschnäbel können mit ihrem langen Schnabel den Nektar der langen Blütenröhren bestimmter Passionsblumen erreichen. Und befruchten diese im Gegenzug.
Aber nicht nur das irre lange „Horn“ zeichnet sie als „Einhörner“ aus. Das Gefieder der Schwertschnabelkolibris ist ein weiterer Glitzerfaktor, der so manches Plüscheinhorn erblassen lässt. Große Bereiche der Körperunterseite schimmern smaragdgrün. Wenn wundert es da, dass sie in Nebelwäldern zuhause sind?
Wie ihr Name schon verrät, haben Weiße Fledermäuse ganz einhorntypisch ein weißes Fell. Das Horn auf ihrer Nase ist Teil eines fleischigen Hautlappens, dem Nasenblatt, welches wiederum das namensgebende Merkmal der Vertreter der Fledermausfamilie der Blattnasen ist. Bei den Blattnasen erfolgt die Echoortung durch die Nase. Analog einer Satellitenschüssel helfen die Nasenblätter dabei die Echoortungsrufe zu bündeln.
Weiße Fledermäuse leben wie die meisten Fledermäuse nachtaktiv. Bei Mondschein gehen sie auf Nahrungssuche. Als sogenannte Fruchtvampire ernähren sie sich von Früchten, insbesondere süßen Feigen. Das passt ja! Tagsüber schlafen sie versteckt in selbstgebauten Zelten aus gefalteten Blättern und warten auf die Abenddämmerung.
Der Einhornfisch (Naso brevirostris) trägt einen nasenartig verlängerten Stirnhöcker im Gesicht. Junge Noch-Keinhornfische ernähren sich von Algen, die sie abweiden. Sobald sich das Horn ausgebildet hat, wird das Abweiden unmöglich und die Einhornfische müssen sich anderweitig, nämlich von Plankton ernähren. Während Noch-Keinhornfische in Schwärmen leben, ziehen ältere Einhornfische in kleineren Gruppen umher. Einhornfische gehören zur Familie der Doktorfische. Doktorfische verfügen über sogenannte Skalpelle an der Schwanzwurzel. Diese Skalpelle sind umgewandelte Schuppen mit rasiermesserscharfen Kanten, mit denen sie sich durch Schwanzschläge verteidigen können. Einhornfische bevorzugen Korallenriffe im Indischen und Pazifischen Ozean.
Der Hornwehrvogel (Anhima cornuta) ist ein großer Vogel mit truthuhnähnlicher Gestalt und einem hühnervogelartigen Schnabel, der aber zu den Gänsevögeln gehört. Er besitzt ein in der Vogelwelt einzigartiges Horn. Dieses lange, dünne, biegsame Horn besteht aus Knorpelgewebe, ist locker mit dem Schädelknochen verbunden, ragt vom Scheitel nach vorne und schwingt mit jeder Kopfbewegung mit. Es wächst kontinuierlich nach, bricht aber von Zeit zu Zeit auch mal ab. Da es nicht zur Verteidigung eingesetzt wird, erfüllt es eher einen dekorativen Zweck. Ebenso wie andere Wehrvögel verfügen Hornwehrvögel über je einen spitzen Sporn an jedem Flügel, der als Waffe eingesetzt wird und namensgebend für diese Vogelfamilie ist. Ein weiteres Markenzeichen der Wehrvögel ist ihr lautes durchdringendes Geschrei.
Das war noch nicht das letzte Einhorn. Es gibt ja auch noch den Einhornkäfer (Notoxus monoceros), die Spitznasennatter (Gonyosoma boulengeri) oder die Hornagame (Ceratophora stoddartii). Die stelle ich dann am nächsten Einhorntag vor. Und wer weiß, vielleicht hat jemand bis dahin ja noch ganz andere Einhörner entdeckt…
Im Mai 2016 wurden wir alle von einem schockierenden Fund überrascht: Am Flughafen Schönefeld waren Zollfahnder beim Durchleuchten von Paketen stutzig geworden, die vermeintlich Kaminuhren enthalten sollten, aber im Röntgenbild nur schwarz erschienen. Bei der Öffnung stellte sich heraus, dass diese elf Kisten 625 Kilogramm Elefanten-Elfenbein enthielten. Das war eine in Deutschland bis dahin kaum vorstellbare Menge an Stoßzähnen dieser bedrohten Säugetiere, deren internationaler kommerzieller Handel weltweit verboten ist. Der Zoll ermittelte daraufhin weiter, und Ende August 2016 wurde man in Emmelshausen in Rheinland-Pfalz fündig. Dort durchsuchten Beamte eine Wohnung und eine Werkstatt, stellten Ausrüstung zur Bearbeitung von Elfenbein sowie nochmals 570 Kilo Elfenbein sicher. Zwei Verdächtige wurden festgenommen.
1,2 Tonnen Elfenbein, wieviel Elefanten mussten dafür sterben?
Mit beinahe 1,2 Tonnen (!) Elfenbein ist das nach Aussage des Zolls die größte je erfolgte Beschlagnahmung von Elefanten-Stoßzähnen in Deutschland. Wir müssen von Dutzenden Elefanten ausgehen, die ursprünglich für dieses Elfenbein ihr Leben lassen mussten. Ich selbst war bei der Presskonferenz des Zolls in Berlin vor Ort im September 2016. Der größte Stoßzahn war über zwei Meter lang. Ich selbst bin 1,90 groß, aber das Ding konnte ich kaum aufheben. Und das war nur ein St0ßzahn, da war noch viel Elfenbein, zersägt und in Kisten verpackt. Das Ausmaß der geschmuggelten Menge war bedrückend greifbar — wie auch in diesem Video zu sehen:
Der Prozess, nach vier Jahren — endlich!
Jetzt beginnt nach vier Jahren endlich die Hauptverhandlung gegen die beiden Angeklagten am Landgericht Cottbus. Das Gericht selbst fasst die Vorwürfe gegen die Angeklagten in einer Pressemitteilung trocken zusammen.die Anklage führt ein Vergehen gehen das Bundesnaturschutzgesetz an, weil weder artenschutzrechtliche Dokumente für das Elfenbein noch erforderliche Ausfuhrgenehmigungen vorgelegen haben sollen. Dabei soll der Angeklagte vorgehabt haben, das Elfenbein in Vietnam zu verarbeiten und zu veräußern. Er habe sich durch den Verkauf des Elfenbeins eine dauerhafte Erwerbsquelle schaffen wollen.
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Ich werde diesen Prozess gespannt verfolgen. Im September 2016 habe ich die Behörden noch gelobt. Denn sie hatten durch die erfolgreichen Ermittlungen in diesem Fall deutlich gemacht, dass sie Wildtierkriminalität entschieden verfolgen.Der gewerbsmäßige Charakter des illegalen Handels mit Elfenbein veranlasste die Staatsanwaltschaft, Haftbefehl zu beantragen. Die Hauptverdächtigen landeten in Untersuchungshaft.Das war ein wichtiges Signal für den Artenschutz. Jetzt kommt es aber auf den Prozess an und auf das Urteil. Denn den beiden Tätern drohen Haftstrafen zwischen drei Monaten und fünf Jahren. Die Tatsache, wo genau das Elfenbein herkommt und wie alt es ist, wird dabei eine Rolle spielen. Ob hier kürzlich gewildertes Elfenbein geschmuggelt wurde oder das Material aus Altbeständen wie Jagdtrophäen oder legalen Einfuhren von vor 1989 stammt. Wir hoffen, dass dies entsprechende wissenschaftliche Gutachten vor Gericht klären werden.
Das ist keine Bagatelle!
Eines ist völlig klar: 1,2 Tonnen Elefanten-Elfenbein sind auch im internationalen Vergleich keine Bagatelle. Es besteht der klare Eindruck des gewerbsmäßigen Schmuggels und illegalen Handels. Ich erwarte daher ein angemessenes Strafmaß mit Signalwirkung, dass in Deutschland Verstöße gegen das Bundesnaturschutzgesetz und illegaler Artenhandel ernst genommen und entsprechend geahndet werden.
Was wir fordern
Vier Jahre zwischen Aufdeckung und Prozessbeginn sind eine lange Zeit. Was genau die Gründe dafür waren, wissen wir nicht. Klar ist, dass solche Fälle – zum Glück – in Deutschland eher die Ausnahme sind. Das bringt aber das Problem mit sich, dass unser Justizsystem eher geringe praktische Erfahrungen damit hat. Es gibt nur wenig Referenzfälle existieren, wenn überhaupt.
Die Situation bei Schmuggel und Handel mit Wildtierprodukten ist undurchsichtig, da es keine zentrale Dokumentation der Fälle gibt. Wir müssen von einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Um eine konsequente Strafverfolgung sicherzustellen, braucht es neben der Aufklärung der Bevölkerung vor allem entsprechende Fachkenntnis bei der Polizei und den Behörden, sowie Strukturen und Netzwerke, um einen besseren Informationsfluss zu ermöglichen. Die Fälle müssen umfangreich und vollständige dokumentiert werden. Es bräuchte in Deutschland auch auf Umweltrecht spezialisierte Staatsanwälte, die solche ungewöhnlichen Fälle angemessen einordnen können. Schmuggel von Wildtierprodukten muss wie auch die Wilderei im politischen und gesellschaftlichen Diskurs als ernstzunehmendes, kriminelles Problem erkannt werden und darf nicht länger den Status eines „Kavaliersdeliktes“ haben.
Jetzt bin ich aber erst einmal gespannt, was diese und nächste Woche in Cottbus passieren wird. Welche Zusammenhänge vielleicht noch aufgedeckt werden. Und welches Urteil am Ende stehen wird. Der Fall macht deutlich, dass der internationale, organisierte Schmuggel mit Elefanten-Elfenbein auch vor Deutschland nicht Halt macht. Denn Deutschland ist eine wichtige Drehscheibe für den internationalen Warenverkehr. Zudem gab es hier bis in die 1980er Jahre einen regen Markt für Kunst aus Elfenbein. Viele dieser Produkte schlummern heute auf diversen Dachböden, und professionelle Händler wittern ein schnelles Geschäft. Wir hoffen hier also auf ein klares Signal, dass auch hier Wilderei und illegaler Artenhandel ein ernstes Verbrechen sind. Wir brauchen vom Prozess in Cottbus ein klares Signal, dass auch bei uns Wilderei und illegaler Artenhandel keine Bagatelle, sondern Verbrechen sind.