Artenschutz: Erfolg Wisent

Großartige Neuigkeiten, wie sie sich jeder Artenschützer wünscht: Der Bestand von freilebenden Wisenten entwickelt sich in eine positive Richtung. Etwa 6200 Tiere sind es aktuell. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN hat im neuen Update der Roten Liste 31 Arten für ausgestorben erklärt. Die Wisente wurden aber von „gefährdet“ zu „potenziell gefährdet“ herabgestuft, wie heute (10.12.2020) bekannt wurde. Das ist ein klarer Erfolg der weltweiten Naturschutzarbeit. Ja, auch unserer Arbeit.

Es waren nur noch 54 in Gefangenschaft…

Ursprünglich waren Wisente fast in ganz Europa heimisch. Schon vor etwa 6000 Jahren fingen die Lebensräume der Wisente an zu schrumpfen, da der Mensch immer mehr Land und Ressourcen für sich beanspruchte. Im 20. Jahrhundert wurden die Wisente in freier Wildbahn komplett ausgerottet. Weltweit überlebten nur 54 Wisente in Gefangenschaft. Zum Glück schlossen sich einige der Wisenthalter zusammen, um das größte europäische Landsäugetier vor dem Aussterben zu retten. Und langsam wieder in die Natur zu entlassen.

Aktuell: Wiederansiedelung im Kaukasus

Um die Wisente wieder dorthin zu bringen, wo sie jetzt sind, brauchte es viele Projekte. Und viele, viel Arbeit. Erst vor zwei Wochen haben wir fünf Wisente aus europäischen Zoos wohlbehalten nach Aserbaidschan gebracht. Darunter befindet sich mit dem im Zoo Berlin geborenen zweijährigen Wisentbullen Beppo auch ein waschechter Berliner.

Seit 2019 werden in dem Wiederansiedlungszentrum im Shahdag Nationalpark in Aserbaidschan Wisente auf die Auswilderung vorbereitet. Aktuell leben dort 17 adulte Wisente und 2 Kälber. Weitere Wisente sollen in den nächsten Jahren folgen.

Wisente noch längst nicht sicher

Die Situation ist aber lange noch nicht sicher. Denn es gibt laut IUCN weltweit nur acht Populationen, die groß genug sind, um langfristig gesund und eigenständig zu überleben. In keiner dieser Populationen leben mehr als 500 Tiere. Außerdem sind die Populationen größtenteils isoliert. Zu den Hauptgefährdungsursachen in freier Wildbahn zählt daher die geringe genetische Vielfalt, da die Populationen aus wenigen Individuen entstanden sind.

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Durch die geringe genetische Variabilität sind sie wesentlich anfälliger für Krankheiten, wie zum Beispiel Parasiten. Das kann die Populationen langfristig gefährden. Auch drohender Lebensraumverlust und Wilderei stellen nach wie vor Gefahren dar.

Bleibt es in Deutschland bei einer Herde?

In Deutschland gibt es derzeit nur eine freilebende Herde mit 26 Tieren im Rothaargebirge (Nordrhein-Westfalen). Deren Zukunft ist jedoch sehr ungewiss. Denn es gibt aktuelle Pläne, die gesamte Herde einzuzäunen und damit wären Wisente in Deutschland in freier Wildbahn de facto wieder ausgestorben.

Gute Neuigkeiten gibt es jedoch aus dem polnischen Westpommern. Hier lebt mittlerweile eine stabile Population. Eine natürliche Rückkehr nach Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ist möglich. Daher engagieren wir uns im Projekt ŁośBonasus – Crossing!, um geeigneten Lebensraum zu finden und politische Maßnahmen vorzubereiten, damit der Rückkehr nichts im Wege steht.

Die Wisente brauchen Artenschutz

Der Bericht der IUCN lässt uns aufatmen. Doch machen wir uns nichts vor: Das Überleben des Europäischen Bison – wie der Wisent auch genannt wird — hängt von Naturschutz-Programmen wie unserem internationalen Artenschutzprojekt im Kaukasus oder hier in Deutschland und Westpommern ab.

Auch wenn das Wisent jetzt heruntergestuft wurde, ist uns bei aller Freude klar, dass das Überleben natürlich immer noch nicht sicher ist. Alle freilebenden, geschlechtsreifen Wisente leben heute innerhalb von aktiven Artenschutz-Programmen. Ohne die Hilfe von Natur- und Artenschützern würden die Bisons mit Sicherheit bald wieder als bedroht eingestuft werden.

Der Beitrag Artenschutz: Erfolg Wisent erschien zuerst auf WWF Blog.

Fünf Jahre Paris: Wie 2021 eine Antwort auf die Klimakatastrophe finden kann

Die einjährige Verzögerung ist eine Chance den globalen Klimaschutz neu zu beleben, schreibt Manuel Pulgar-Vidal, Leiter Klima von WWF International und ehemaliger COP20-Präsident.

Wenn die Dinge anders gelaufen wären, wären wir dieses Jahr in Glasgow und würden an den jährlichen UN-Klimaverhandlungen teilnehmen. Die COP wurde allerdings um ein Jahr verschoben. Auch wenn das wegen der Pandemie unvermeidlich wurde, können wir uns eine Verzögerung angesichts der Klimakrise kaum leisten. Aber sie gibt uns die Zeit sicherzustellen, dass wir über die Prozesse und den politischen Willen verfügen, die für einen Erfolg der COP erforderlich sind.

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Die COP26 in Glasgow ist jetzt für den 1. bis 12. November 2021 geplant. Die britische Regierung arbeitet als COP-Präsidentschaft hart daran, Dynamik und politischen Willen zu gewährleisten. Einige der weltweit größten Verursacher von CO2-Emissionen haben Ankündigungen gemacht, die den politischen Klimastau durchbrechen könnten. Und dazu kommt das Versprechen des designierten US-Präsidenten Joe Biden, dem Pariser Abkommen wieder beizutreten.

COP 26: Glasgow könnte das neue Paris sein

Die COP26 verspricht aus zwei Hauptgründen richtungsweisend zu werden. Erstens, weil die COVID-19-Pandemie die Wirtschaft, ja die ganze Welt erschüttert hat. Die sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen und die Maßnahmen, mit denen darauf reagiert wird, haben das Potenzial die Zukunft umzugestalten. Die COP26 wird die Parteien zusammenbringen, um die globalen Bemühungen zur Bewältigung der Klimakrise in einem radikal anderen Umfeld neu zu starten. Und neu auszurichten.
Zweitens, weil die Unterzeichner des Pariser Abkommens die nächsten nationalen Emissionsziele vorlegen müssen. Diese National Determined Contributions (NDCs) wurden erstmals 2015 festgelegt. Sie sollten nun mit ehrgeizigeren Zielen für 2030 überarbeitet werden. Und ebenfalls die langfristigen Strategien festlegen, wie und wann die Länder Netto-Null-Emissionen erreichen wollen.

Eiffeltürme als Souvenir. Das Pariser Klimaabkommen ist jetzt 1000 Tage alt.
Das Pariser Klimaabkommen muss jetzt jeden Tag gelebt werden Syam Sundar CC0 https://unsplash.com/photos/jQGgk8nziFo

Diese Pläne sind von entscheidender Bedeutung. Sie werden ein wichtiger Prüfstein für das Pariser Abkommen als tragfähiger Rahmen für die Mobilisierung globalen Handelns sein. Die britische Regierung muss ihr diplomatisches Netzwerk und ihren globalen Einfluss nutzen, um diese Bemühungen im kommenden Jahr zu maximieren. Unabhängig vom Ergebnis dieser Runde zur Verbesserung der nationalen Ziele und Maßnahmen wird die COP26 die Aufgabe haben, das kollektive Ergebnis und den Stand der globalen Klimabemühungen zu bewerten — und darauf zu reagieren.

Was macht Biden, was die EU, was China?

Die COP muss so etwa die Auswirkungen der Rückkehr der USA zum Pariser Abkommen bewerten. Biden hat nationale und internationale Maßnahmen zur Beschleunigung der Dekarbonisierungsbemühungen festgelegt. Die COP26-Präsidentschaft muss auch die vor kurzem von der EU und China angekündigten einschneidenden Verpflichtungen für Emissionsreduktionsziele betrachten. Sie haben sich unter anderem verpflichtet, bis 2030 einen Höchststand der Kohlenstoffemissionen zu erreichen und bis 2050 (und im Falle Chinas bis 2060) Netto-Null-Emissionen zu erreichen.

Wir hoffen, dass Präsident Xi Jinping noch vor Jahresende ein neues und ehrgeizigeres NDC ankündigt. Die EU hat auch Schritte zur Stärkung ihrer derzeitigen Ziele für 2030 unternommen. Und wir warten gespannt auf eine Ankündigung am 10. und 11. Dezember, wenn der EU-Rat das nächste Mal zusammentritt.

Gipfel der Ambitionen

Darüber hinaus veranstalten Großbritannien und Frankreich am 12. Dezember, dem fünften Jahrestag der Verabschiedung des Pariser Abkommens, einen Klimagipfel. Auch hier hoffen wir, dass die Veranstaltung eine Plattform bieten wird, um ehrgeizige Ziele und Strategien vorzustellen.

Mit stärkeren Zusagen Chinas, der EU und Großbritanniens und der bevorstehenden Rückkehr der USA könnte sich eine ernsthafte Dynamik entwickeln, an der es bis vor kurzem stark gefehlt hat. Ähnliche Impulse könnten aus dem privaten Sektor und von subnationalen Akteuren kommen. Die von den Vereinten Nationen einberufene Net-Zero Asset Owners Alliance, die Initiative “Science Based Targets” und die Kampagne “Race to Zero” tragen dazu bei, die Grundlagen für ein erfolgreiches Klimajahr 2021 zu schaffen.

Worauf können wir uns 2021 freuen?

Der COP-Prozess muss sich von der verlorenen Dynamik der letzten Jahre erholen, etwa mit einer größeren Tagesordnung für die Gespräche. Seit Paris waren die COPs wenig inspirierende Zusammenkünfte mit wenig Sinn für das große Ganze, für die Dringlichkeit der anstehenden Herausforderung.

Die COP26 kann eine inspirierende Vision entwerfen, die der Bedrohung und der Chance, vor der wir stehen, gerecht wird. Sie kann Hoffnung und Enthusiasmus für die kommenden Jahre entfachen. Und einen dringend benötigten Fahrplan zur Ausrichtung der globalen Klimaagenda vorlegen.

Sechs Säulen für Klimaschutzmaßnahmen für die COP26

Wir haben sechs Säulen festgelegt, bei denen die COP26 Ergebnisse erzielen muss. Diese sind:

1) Lösung offener Fragen

Dazu gehören

  • die Beilegung von Streitigkeiten über den Emissionshandel
  • die Vereinbarung, dass alle Länder NDC-Ziele für die gleichen Zeiträume festlegen
  • ein Durchbruch bei der Finanzierung von Schäden durch den Klimawandel
  • die Sicherstellung des Ziels von 100 Milliarden Dollar/Jahr an Klimafinanzierung
  • einen COP-Beschluss, der den voranschreitenden Prozess definiert.

2) Stärkung der Agenda nichtstaatlicher Akteure

Die aktive Beteiligung von Unternehmen, Städten, Regionen, Investoren und der Zivilgesellschaft war für die Dynamik nach Paris von entscheidender Bedeutung. Ihre Rolle sollte ausgeweitet werden, indem etwa die Industrie ermutigt wird, globale Emissionsziele festzulegen, die mit der Klimawissenschaft abgestimmt sind.

3) Stärkung der NDCs und langfristige Strategien

Verbesserte NDCs sind für den Erfolg des Pariser Abkommens von wesentlicher Bedeutung. Alle Länder müssen ihre Pläne so bald wie möglich vorlegen. Darüber hinaus muss das UN-Klimasekretariat den Gesamteffekt dieser neuen NDCs analysieren und darüber Bericht erstatten. Wir müssen wissen, ob sie uns auf eine Flugbahn von 1,5°C bringen. Wir müssen auch zusehen, dass der UN langfristige Netto-Null-Strategien vorgelegt werden.

4) Zusammenhang zwischen Klima und Natur

Die Natur ist durch die Klimakrise ernsthaft gefährdet. Sie hat aber gleichzeitig auch das Potenzial für eine erhebliche Minderung der Emissionen. Naturbasierte Lösungen können den Menschen und der biologischen Vielfalt oft einen Zusatznutzen bringen und zur Erreichung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung beitragen. Naturbasierte Lösungen müssen ein Schlüsselbereich der Zusammenarbeit sein. Die Verbindungen zwischen der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) und der COP26 müssen wir stärken. Das “Leader’s Pledge for Nature” ist bereits ein Hinweis auf den politischen Appetit auf so etwas.

5) Grüne Erholung

Die Pandemie droht, die Maßnahmen zum Klimaschutz zu verschieben oder sogar aufzuheben. Stattdessen müssen die Länder sicherstellen, dass die Wiederaufbaupläne für die Zeit nach COVID-19 auch die doppelte Herausforderung von Klima und Natur angehen. Dafür müssen sie das Potenzial grüner Arbeitsplätze nutzen und den Energiewandel fördern.

6) Klimafinanzierung

Wir hoffen auf eine Ausrichtung des Finanzsektors an den globalen Klimazielen. Anlageportfolios müssen so positioniert sind, dass sie das 1,5°C‑Ziel erreichen. Das Klimarisiko muss obligatorisch offengelegt, wissenschaftlich fundierten Ziele für Unternehmen und Investoren gefördert werden.  Entwaldung und fossile Brennstoffe dürfen nicht mehr finanziert werden. Die Länder sollten auch ihre Verpflichtungen im Bereich der öffentlichen Finanzen erfüllen und ausbauen.

Diese Ziele stellen ein absolutes Minimum für die Wiederbelebung des internationalen Klimaprozesses dar. Wir hoffen, dass das Jahr 2021, in dem wir aus der globalen COVID-19-Pandemie hervorgehen und die Menschen auf der ganzen Welt zunehmend Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise fordern, die verlorene Zeit wieder aufholen. Und eine überzeugende Antwort auf die Klimakatastrophe liefern.

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Ein Jahr European Green Deal: Die Mondrakete taumelt, aber sie fliegt

Europas „Mann auf dem Mond Moment“ – so nannte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den europäischen Green Deal. Das ist ein Jahr her. Wie steht es um die Mission Green Deal?

Was wurde nicht alles vorhergesagt für die Europawahl 2019 und für die Jahre danach in EU-Parlament und ‑Kommission. In der Mitte konservativer und am rechten Rand deutlich stärker  — und in der Folge auch düstere Aussichten für Klima‑, Umwelt- und Naturschutz. Und für die europäische Idee als Ganzes.

Dann jedoch gab es zwei Überraschungsmomente, die ein neues Licht  auf die Zukunft Europas warfen. Zum einen die Wahl selbst, die vom Willen vor allem junger Wähler:innen geprägt war, Europa als Chance zu sehen und sich nicht mit der weiteren Gefährdung des Klimas und damit ihrer Zukunft durch alte Beharrungskräfte abzufinden. Zum anderen, vielleicht infolge des Schwungs durch die Europawahl, das Programm einer – konservativ geführten – EU-Kommission, das sich von allen vorherigen Programmen dramatisch unterschied. Und zwar durch den European Green Deal, der vor allem den Schutz des Klimas und der natürlichen Lebensgrundlagen zum Leitmotiv erhob!

Was wurde aus den Hoffnungen?

Wir wussten natürlich alle, dass damit nicht alle Probleme Europas gelöst werden würden — wie zum Beispiel nationalistische Tendenzen und Rechtsstaatlichkeitsprobleme oder Menschenrechtsverstöße an den EU-Außengrenzen. Um nur einige zu nennen. Aber was ist nach einem Jahr aus den Hoffnungen geworden, die der European Green Deal wecken konnte?

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Was die Ziele angeht, hat der European Green Deal bisher kaum an Dynamik verloren. Die Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 wird jetzt auch von den Mitgliedstaaten mitgetragen. Die Zielsetzung, bis 2030 jetzt eine 50–55 prozentige statt der bisher beschlossenen 40 prozentigen Minderung der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 zu erreichen, wird wohl sogar übertroffen. Das ist dann zwar immer noch ein zu kleiner Schritt fürs Klima, aber immerhin ein großer für Europa. Zumindest im Vergleich zu vorher.

Auch andere Ziele klingen gut. Die Farm to Fork-Strategie soll den Pestizideinsatz bis 2030 halbieren. Die Biodiversitätsstrategie soll die Schutzgebietsfläche in der EU auf 30 Prozent erhöhen. Das sind nur zwei weitere Beispiele dafür, was jetzt bereits zusammen mit den EU-Staaten beschlossen ist. Sie markieren in der Tat einen Paradigmenwechsel.

Doch wie sieht es mit der Umsetzung aus?

Wie passen die Farm to Fork- und die Biodiversitätsstrategie mit den zu erwartenden Beschlüssen der EU-Agrarpolitik zusammen, bei der ja offensichtlich alles beim Gleichen bleiben soll? Wie können die Klimaziele erreicht werden, wenn durch der „Fonds für einen gerechten Übergang“, der eigentlich den Übergang etwa von der Kohle abhängigen Regionen in eine klimaneutrale Zukunft ermöglichen soll, die Finanzierung für Gasinfrastruktur vorsieht? Hier stehen viele Fragezeichen.

Jetzt heißt es Widersprüche ausräumen

Diese Widersprüche müssen von der EU-Kommission, dem EU-Parlament und den EU-Mitgliedstaaten aufgelöst werden. Besonders die Bundesregierung muss aufhören zu bremsen. Die deutschen Verhandler:innen in Brüssel brauchen ein starkes und eindeutiges Mandat, um die Transformation voranzubringen. Das würde nämlich eine ganz andere europäische Dynamik auslösen: Es würde nicht mehr auf Deutschland gewartet, stattdessen könnte man früh die offenen Fragen identifizieren und lösen.

Nur so kann eine Bruchlandung vermieden werden. Und sich der von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versprochene „Man on the Moon“-Moment erfüllen.

Hinweis: In diesem Beitrag ist eine Umfrage eingebunden, bitte besuche die Webseite, um an der Umfrage teilzunehmen.

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Zeit der Wölfe: 20 Jahre Wolf in Deutschland

Seit zwei Jahrzehnten ist der Wolf jetzt wieder da. Gelernt habe ich bei der Arbeit mit dem Wolf eine Menge. Dass ich vielleicht besser Psychologe wäre — und mich kein bisschen seelenverwandt fühle.

Schon 20 Jahre ist der Wolf zurück? Wow, wie die Zeit vergeht. Ich begleite die Rückkehr von Wölfen nach Deutschland schon seit fast zehn Jahren – zuerst noch als Mitarbeiter im NABU-Wolfsprojekt und seit fünf Jahren mittlerweile beim WWF. Als ich mit dem Wolf angefangen habe, gab es sieben Rudel und sieben Paare in ganz Deutschland. Heute sind es mehr als 129 Rudel und 35 Paare.

Wenn ich spontan überlege, was die drei wichtigsten Dinge sind, die ich in den letzten Jahren gelernt habe, dann wohl diese:

1) Jeder hat eine Meinung zum Wolf

Ich habe noch nie mit jemanden gesprochen, dem das Tier schlichtweg egal ist. Doch häufig wird der Wolf entweder verklärt oder verteufelt, ausgewogene Meinungen findet man nicht so häufig. Für mich selbst ist der Wolf ein Wildtier wie andere auch: Ich fühle mich nicht seelenverwandt mit den grauen Räubern, freue mich aber, dass sie unsere Natur wieder ein Stück vollständiger machen /bereichern. Genauso freue ich mich über die Rückkehr von Luchs, Wisent und Elch. Punkt.

2) Jeder will für sich selbst lernen

Wie bei so vielen Dingen ist Deutschland auch beim Wolf Föderalstaat, sprich: Jedes Bundesland will seine eigenen Erfahrungen im Umgang mit dem Wolf machen. Von andern lernen und gut Erprobtes selbst anwenden – Fehlanzeige. So gibt es in nahezu jedem Bundesland andere Vorgaben zur Höhe von Herdenschutzzäunen, zur vorgeschriebenen Stromspannung usw. Ich wünsche mir ein bundesweites Herdenschutzzentrum, dass die Vorgaben und Empfehlungen zum Thema Herdenschutz bündelt. Und ich wünsche mir mehr Koordination und Abstimmung über Bundesländer- und Ländergrenzen hinaus: Was können wir von unseren Nachbarn im Umgang mit Wildtieren lernen? Ich bin mir sicher: Eine ganze Menge.

Unterstütze die Heimkehr des Wolfes!

3) Wolfsschutz heißt Menschenarbeit

Der Wolf fühlt sich in Deutschland wohl, fühlen sich die Deutschen mit dem Wolf wohl? Der Wolf zeigt uns, dass er sehr gut bei uns zurechtkommt. Er braucht keine besonderen Schutzgebiete, kleinere Rückzugsgebiete inmitten der von Menschen geprägten  Kulturlandschaft reichen ihm. Deshalb sind wir als Wolfsschützer auch keine Artenschützer im klassischen Sinne. Wir kämpfen nicht für die Ausweisung neuer Schutzgebiete oder siedeln Tiere wieder an: Wolfsschutz ist ganz nah an den Menschen, die mit dem Wolf leben, viel weniger nah bei den Tieren, für deren Rückkehr wir uns einsetzen. Ich habe bedeutend mehr Leute getroffen, die direkt von der Rückkehr der Wölfe betroffen sind, als das ich Wölfe selbst in Deutschland gesehen hätte. Ich bin ja Biologe, aber manchmal denke ich, ein Psychologie-Studium hätte mir für meine Aufgaben mehr geholfen.

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Wie wird es wohl weitergehen mit dem Wolf in Deutschland?

Eine aktuelle Studie vom Bundesamt für Naturschutz zeigt, das weite Teile Deutschlands prinzipiell für Wölfe geeignete Lebensräume aufweisen. Je nach Modellparametern wäre demnach Platz für 700 bis 1400 Wolfsterritorien in Deutschland. Das ist eine ganze Menge. Die Studie zeigt aber auch, dass es Bereiche gibt, in denen sich Wölfe eher nicht wieder ansiedeln, etwa in großen Ballungsräumen. Auszuschließen ist dies jedoch nicht – schaut man mal nach Italien, wo Wölfe auf den Müllkippen vor Rom leben.

Entscheidend: Konflikte reduzieren

Ob es flächendeckend Wölfe in Deutschland geben wird, wird entscheidend daran liegen, ob wir die Konflikte vor Ort in den Griff bekommen. Vor allem mit ungeschützten Nutztieren. Schaffen wir es, als Gesellschaft Weidetierhalter besser dabei zu unterstützen, ihre Tiere vor dem Wolf zu schützen? Und setzt sich bei Weidetierhaltern die Erkenntnis durch, dass man sich schon wird arrangieren können, mit dem Tier? Ich will beides: Schafe, die für mehr Artenvielfalt in der Landschaft sorgen. Und Wölfe, die Teil unserer heimischen Artenvielfalt sind.

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Waldmeditation: der virtuelle Spaziergang

Ich habe davon zu wenig. Du bestimmt auch. Raus gehen, in den Wald. Der Wind rauscht in den Bäumen, ein Bächlein murmelt, es singt und krächzt und zirpt. Bekommst Du das regelmäßig? Herzlichen Glückwunsch. Ist gesund. Für Körper und Seele. Waldspaziergänge bauen Stress ab, stärken das Immunsystem, senken den Blutzuckerspiegel, verbessern die Konzentration und machen gute Laune. Eher esoterisch angehauchte Leute nennen das Waldbaden, Oma sagte dazu Sonntagsspaziergang. 

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Bei mir rauschen da draußen eher Autos, und das Singen und Krächzen kommt wenn überhaupt von den Nachbarn. In den Wald gehen kann ich eher selten. Ist mit Aktion verbunden, wenn es in Zeiten von Lockdown und Quarantäne überhaupt noch geht. 

Im Kopf in den Wald — Geht das?

Doch jetzt muss ich mich gar nicht mehr bewegen und kann trotzdem in den Wald?Waldmeditation nennt sich das, vom WWF zusammen mit 7Mind entwickeltFunktioniert so: App kostenlos runterladen und anmelden. Wer kein Smartphone hat oder wem die App zu kompliziert ist, der kann sich die Meditation auch über dem Browser bei 7Mind anhören, unter „Klang und Natur”. Und ab geht es in den Wald. Genauer gesagt in den Schwarzwald, wo die Waldgeräusche aufgenommen wurden. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich skeptisch. Taugt das was? Knapp zehn Minuten dauert die Waldemeditation. Kann man ja mal ausprobieren. 

Es passiert nicht viel. Zum Glück.

Eine angenehme sonore Frauenstimme führt mich dann. Kopfhörer wären gut, damit mich der Staubsauger des Nachbarn oder der Laubbläser des Tages nicht doch vom Weg in den Wald abbringen. Ziemlich bald lässt die Frauenstimme mich dann alleine. Und das ist ganz wunderbar so. Die sparsamen, authentischen Geräusche nehmen mich wirklich mit in den Schwarzwald. Es krächzt ein Rabe, ein bisschen Wind. Ich kann fast den Waldboden riechen. Es passiert nicht viel. Die Gedanken fliegen. Nach ein paar Minuten holt die Frauenstimme mich dann wieder zurück. Wow.

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Ich war wirklich weit weg. Fühle mich tatsächlich erholt. Bin höchstens ein bisschen wehmütig, dass ich es nicht absehen kann, wann ich dieses spezielle Waldgefühl mal wieder in echt haben werde. Ich bin ein bisschen baff, dass es so gut wirkt, dass es so gut anspringt. Und bin echt dankbar, dass es beides gibt: den Wald und den virtuellen Spaziergang.  

Das waren wirklich hervorragend investierte zehn Minuten Lebenszeit. Das mache ich auf jeden Fall nochmal. Fühlt sich gut an.

Wo finde ich die Waldmeditation?

Wie gesagt, man muss die App erstmal runterladen. Das ist aber nicht besonders komplex. Einfach die 7Mind-App bei Google Play oder im App Store herunterladen, kostenlos registrieren und entspannen. Wunderbar. Ich wäre ehrlich überrascht, wenn das irgendwem nicht gefallen könnte. Bin gespannt was ihr so denkt.

Übrigens: Es ist inzwischen auch wissenschaftlich erwiesen, dass Naturfilme glücklich machen. Wir hätten da auch noch ein paar Vorschläge. Schaut mal rein!

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