NDC ist keine Band, sondern das so ziemlich wichtigste Instrument der Klimapolitik. Die wurden von UN gerade nochmal unter die Lupe genommen. Eine Annäherung in fünf Popsongs.
NDC, mit freundlichen Grüßen, die Welt liegt uns zu Füßen, denn wir stehen drauf, …“Ähm, ja gut, vielleicht nicht ganz. Außerdem habe ich mich damit nun natürlich geoutet, dass ich alt genug bin, Fanta 4 schon in den 1990ern gehört zu haben. Sei es drum. Die Abkürzung ist auf jeden Fall bedeutend genug, als dass sie ruhig von Smudo und Co. hätte besungen werden können, wenn es sie damals schon gegeben hätte.
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NDC steht für das Herzstück des globalen Klimaschutzes. Deshalb besinge ich sie nun einfach einmal hier – ob es ein fröhlicher Popsong oder Ballade wird, da bin ich mir noch nicht sicher. Sicher ist aber: NDCs werden bestimmen, wie erfolgreich wir die Klimakrise bekämpfen werden. Also nicht verkehrt, ein bisschen mehr über sie zu erfahren. Los geht’s:
NDC steht für “Nationally Determined Contribution”. Als die Länder nämlich 2015 miteinander gerungen haben, wie ein Abkommen zum Klimaschutz aussehen kann, war ein Gefühl bei vielen besonders groß: sich nicht allzu viel vorschreiben lassen zu wollen. Viel lieber wollte jedes Land seinen eigenen Weg bestimmen können. Also wurden mit dem Pariser Klimaschutzabkommen die NDCs geboren. Jedes Land musste nun selbst einen Plan erarbeiten, wie sein Beitrag – sein NDC – aussieht.
NDC aufblasen, zuknoten, abheben lassen – fertig ist der Klimaschutz? So einfach ist es dann leider doch nicht. Denn schon in Paris war den Machern des Abkommens klar, dass die Beiträge erst einmal nicht ausreichen werden, um das übergeordnete Ziel zu erreichen. Das sieht nämlich vor, gemeinsam so viele Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg zu bringen, dass die Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst 1,5 Grad begrenzt wird. Daher wurde gleich auch vereinbart, die NDCs regelmäßig zu überprüfen und nachzuschärfen. Dieser Schritt war nun fällig.
Nun haben also gerade die Vereinten Nationen die überarbeiteten NDCs ganz genau unter die Lupe genommen und einen Bericht veröffentlicht. Wegen der Corona-Pandemie haben zwar noch nicht alle Länder ihre neuen NDCs eingereicht, aber leider zeigt sich auch schon so: Addiert man die vorhandenen, ist man immer noch weit vom Pariser Klimaschutzziel entfernt.
Zusammen reicht es gerade einmal für 1 Prozent weniger Klimagase bis 2030 im Vergleich zu 2010. Der Weltklimarat IPCC fordert dagegen 45 Prozent, um das 1,5 Grad Ziel einhalten zu können. Allerdings stammen die bisher eingereichten NDCs auch von Ländern, von denen insgesamt “nur” 30 Prozent der weltweiten klimaschädlichen Emissionen ausgehen. Um wirklich einen Unterschied machen zu können, sind nun vor allem die größten Verschmutzer gefragt. Sie müssen zu Hause deutlich mehr tun und auch die weniger wohlhabenden Länder unterstützen, sich an die Klimakrise anzupassen.
Zumindest können wir weiter auf Verbesserung hoffen: Beim sogenannten Global Stocktake nämlich, einer Art Kassensturz für den Klimaschutz, kommen alle NDCs und Langfristpläne der Länder auf den Tisch. Leider steht der aber erst 2023 auf dem Plan und erst danach werden die NDCs dann wieder überarbeitet. Zeit, die wir eigentlich nicht haben beim Klimaschutz.
Eine gute Nachricht ist, dass die USA wieder mit an Bord sind und bald ihren NDC einreichen werden. Außerdem haben sich Ende 2020 viele Länder langfristige Ziele gesetzt, dass sie ihre Emissionen auf “Netto Null” senken wollen – das heißt fast alle Emissionen einzusparen und für die, für die das nicht möglich ist, Ausgleich zu finden. Das bringt uns näher an die Ziele von Paris. Aber natürlich reichen schöne Ziele nicht, wenn die Taten fehlen.
Die WWF Checkliste
Wir vom WWF haben übrigens eine eigene Checkliste entwickelt, mit der wir die NDCs überprüfen. So können wir erkennen, wo es noch hakt und mit eurer Hilfe von außen Druck ausüben, damit beim Klimaschutz noch deutlich mehr passiert – etwa beim weltweiten Klimastreik am 19. März. Denn – um uns nochmal an die Fantas anzulehnen – liegt uns die Welt nicht einfach vor Füßen, noch treten wir sie damit.
Mit 18 hatte ich noch Träume. Ich saß auf einem Felsen an der schottischen Atlantikküste und betrachtete das Meer, als eine Gruppe von Studierenden ankam. Die Aufschrift auf dem Minibus gab zu erkennen, dass die jungen Leute, die ihre Ausrüstung auspackten, zur Meeresbiologischen Fakultät gehörten. Ich wusste: Das ist meins. Genau das ist es, was ich in meinem Leben machen will. Das Meer verstehen.
Aus Wissen muss Handlung entstehen
Dass aus Wissen dann auch Handeln werden muss, habe ich im Verlaufe meines Studiums festgestellt. Ich hatte Glück, dass ich beim WWF die Chance dafür bekommen habe. Und jetzt noch ein Buch darüber schreiben konnte. Um möglichst noch mehr Menschen für mein, für unser Thema Meer mitzunehmen.
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Was ich mir zu Beginn meine Arbeit noch nicht vorstellen konnte: Wie krank das Meer heute ist. Wieviel Sorgen ich mir um meinen Glücks- und Kraftort machen muss. Katastrophale Verschmutzung der Weltmeere, Plastikflut, Überfischung, Artensterben, Todeszonen, die Klimakrise mit ihren verheerenden Auswirkungen. Wäre das Meer ein Mensch, müsste es dringend ins Krankenhaus. Und zwar auf die Intensivstation, weil alle Organe schwer angegriffen sind.
Wir zerstören etwas, das wir brauchen
Es ist paradox, was wir dem Meer antun. Die Ozeane bedecken rund 70 Prozent der Erdoberfläche, regulieren das Klima und ernähren Milliarden Menschen. Jeder zweite Atemzug kommt aus dem Meer. Es ist die Klimaanlage unserer Erde, hat einen Großteil der menschengemachten Erderhitzung abgepuffert. Wir haben die Meere in einen historischen Notstand gebracht. Wir sind dabei, ein System zu zerstören, auf das wir existenziell angewiesen sind. Wir sind ein Teil des Problems, wir müssen auch ein Teil der Lösung sein. Es ist tatsächlich so: „Wenn wir die Meere retten, retten wir die Welt“.
Wer mein Buch liest, kommt mit auf eine Reise zu den Ursachen der Probleme, die den Meeren zusetzen. Wer es aufschlägt, wird darin Wissenschaft, Herzblut, Dringlichkeit und Hoffnung finden. Ich erzähle von Begegnungen mit Blauwalen und Oktopussen. Und ich gebe Anstöße, was wir selbst tun können, um die „blaue Lunge“ unseres Planeten zu erhalten.
Welche Möglichkeiten gibt es, die Dinge anders zu machen? Und wie kann jeder und jede Einzelne von uns durch sein Verhalten Teil dieses längst überfälligen Umdenkens sein? Das sind die zentralen Fragen meiner Arbeit. Die Antworten sind jetzt in meinem Buch zu lesen.
Nein, die Alternative zu unserem heutigen Lebensstil heißt nicht mit einer Kerze in der dunklen Höhle zu sitzen. Wir müssen die Optionen kennen, um gerne die notwendigen Wege zu beschreiten, bei denen in unserem neuen, guten Leben Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Konsum eine Selbstverständlichkeit ist. Zum Beispiel was ich, Du, wir alles machen können, um dem Meer und uns selbst nicht weiter zu schaden. Im ganzen Buch verteilt sind die „Ich hoch Wir“-Tipps. Von Shoppen über Fischkonsum bis Kreuzfahrten und Elektrogeräte. Ja, wir können es besser. Und es geht dabei nicht nur um Verzicht und Verbot.
Es gibt Hoffnung für das Meer — und einen Plan
Was wir dem Meer antun, kann einem zum Verzweifeln bringen. Aber es gibt Hoffnung. Und es gibt einen Plan. Die Wissenschaft weiß, dass die Natur große Selbstheilungskräfte hat. Mit gut konzipierten Meeresschutzgebieten und insbesondere Netzwerken solcher Gebiete können wir die Gesundheit der Ökosysteme fördern und sogar den Abwärtstrend der marinen Artenvielfalt umkehren. Die Forschung zeigt, dass es dort, wo das Meer ganz und gar sich selbst überlassen wird, wieder sehr viel mehr Fische gibt. Sie sind größer und es gibt eine höhere Artenvielfalt. Aus solchen Schutzgebieten heraus verbessert sich auch der Zustand der angrenzenden Gebiete, so dass auch Fischer davon profitieren.
Aber wir dürfen nie vergessen: Eine einmal ausgestorbene Art ist unwiederbringlich verloren. Und die Prognosen, wenn wir unseren Umgang mit der Natur nicht dringend und zügig ändern, sind sehr schlecht.
Es ist spät, aber noch nicht zu spät. Solange es noch Bereiche im Meer gibt, die noch nicht zerstört sind und wo die Biodiversität erhalten ist, solange können wir hoffen und handeln. Für uns selbst, aber auch für alle, die nach uns ein gutes Leben auf dieser Erde haben wollen.
True story: Neulich stand ein Vertriebsmitarbeiter eines Stromversorgers mit einem Tablet bewaffnet vor meiner Wohnung. Er wollte mich zu einem Anbieterwechsel bewegen. Als er mich nach meinem Stromverbrauch fragte, machte er große Augen und dachte sich verhört zu haben. Seit Jahren verbrauche ich weniger als 400 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. „Sie meinen tausend?“, sagte er ungläubig. „Das ist ja erstaunlich“ hörte ich ihn noch einige Male fast mehr zu sich selbst sagen. Trotzdem wollte er mir noch zeigen, dass ich bei einem Anbieterwechsel eventuell weniger bezahlen würde. Überrascht musste er dabei feststellen, dass der Schieberegler seiner Tablet-Software gar nicht unter die Grenze von 500 kWh bewegt werden konnte…
Unser Gespräch dürfte einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen haben. Doch auch mir gab es zu denken. Ok, ich bin überdurchschnittlich genügsam. Aber beim Blick auf den Stromspiegel für Deutschland scheint es in vielen Haushalten große Einsparpotenziale zu geben.
Damit belasten wir unnötig Umwelt und Klima. Denn was nicht verbraucht wird, müsste gar nicht erst aufwändig erzeugt und mit Übertragungsverlusten transportiert werden. Mehr Strombedarf heißt auch mehr Eingriffe in Natur und Landschaften. Wo zum Beispiel Braunkohle gefördert wird, werden ganze Dörfer abgebaggert und Landstriche verwüstet. Jahrhundertealte Ortschaften gehen unwiederbringlich verloren. So wurde auch das Lausitzer Dorf Horno, in dem meine Großeltern gelebt haben, dem Braunkohletagebau Jänschwalde geopfert.
Wir werfen Geld zum Fenster raus
Aber auch Geld schmeißen wir damit zum Fenster raus. Rechnerisch verschwenden die Haushalte hierzulande bei einem durchschnittlichen Strompreis von knapp 30 Cent pro Kilowattstunde jedes Jahr zwölf Milliarden Euro. Dabei ist weniger Strom zu verbrauchen einfach, sofort umsetzbar, entlastet die Umwelt und spart Geld. Laut Verbraucherzentrale könnten Haushalte im Schnitt eine jährliche Ersparnis von mehreren Hundert Euro erzielen. Allein der Standby-Stromverbrauch von Geräten, die im Ruhezustand sind, aber immer noch Strom aus der Steckdose ziehen, kann in manchen Haushalten Kosten von über 100 Euro pro Jahr verursachen.
Zur Energiewende gehört zuvorderst Energieeffizienz
Weniger Strom verbrauchen spart Geld und schont die Umwelt – ein echter Win-Win. Zum Gelingen der Energiewende gehört darum neben dem Umstieg von Kohle, Öl, Gas und Kernkraft auf erneuerbare Energien auch ein effizienterer Umgang mit Energie. Denn noch besser als eine Kilowattstunde aus erneuerbaren Energien ist eine, die gar nicht erst erzeugt werden muss.
So gelingt eure persönliche Stromwende:
Vermeidet unnötigen Verbrauch!
– Wäsche aufhängen, statt energieintensiv in den Wäschetrockner.
– Licht aus in Räumen, in denen sich niemand aufhält. Das gilt übrigens auch im Büro.
– Schaltet Geräte vollständig aus, wenn sie nicht mehr genutzt werden. Damit keine Standby-Stromverbräche entstehen: Stecker raus oder nutzt schaltbare Steckerleisten.
– Taut regelmäßig das Gefrierfach ab – sonst wirkt der Eispanzer wie eine isolierende Schicht und der Gefrierschrank verbraucht zu viel Energie.
– Nur die wirklich benötigte Wassermenge in den Wasserkocher. Wer nur eine Tasse Tee will, braucht nicht 1,5 Liter heißes Wasser.
– Wer einen Balkon oder Platz außerhalb seiner Wohnung hat, kann in der kalten Jahreszeit den Kühlschrank getrost ausschalten. Die Lebensmittel einfach von der Außenluft kühlen lassen, z.B. in einer Kühlbox. Bei mir ist der Kühlschrank mehrere Monate einfach außer Betrieb. Funktioniert übrigens auch ganzjährig — anstatt Kühl- und Tiefkühlware gibt’s dann eben frische Kost die schnell verbraucht wird
Setzt auf Effizienz!
– Messt mit einem Strommessgerät, wie viel Strom eure Geräte verbrauchen.
– Kocht im Topf am besten mit Deckel, denn so entweicht weniger Wärme und das Essen wird auch niedrigerer Herdstufe gar.
– Nutzt Sparprogramme und niedrige Temperaturen bei Spül- und Waschmaschine.
– Stellt beim Kühlen „wärmere“ Temperaturen ein: Im Kühlschrank reichen sechs bis sieben Grad aus und im Tiefkühlschrank oder in der Gefriertruhe genügen minus 18 Grad.
– Duschen statt baden spart nicht nur Warmwasser, sondern bei elektrischen Durchlauferhitzern auch jede Menge Strom. Für Fortgeschrittene: kaltes Duschen spart noch mehr, belebt und macht müde Geister munter
Nutzt Ökostrom und macht euch für die Energiewende stark
– Wenn es geht: Erzeugt euren eigenen Ökostrom. Zum Beispiel mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach oder engagiert euch bei eurem Vermieter für erneuerbaren Mieterstrom.
– Wechselt zu einem Ökostromanbieter, der die Energiewende aktiv vorantreibt, indem er beispielsweise den Bau von Neuanlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien aus Wind, Sonne oder Geothermie fördert. Einige Anbieter findet ihr hier.
– Engagiert euch: Sei es an der Wahlurne, vor Ort durch die Teilnahme an Demonstrationen oder digital durch Beiträge in den sozialen Medien oder die Unterzeichnung von Petitionen. Teilt euer Wissen mit eurer Familie und im Bekanntenkreis.
Winter bedeutet für Tiere Schnee, Nahrungsmangel, kurze Tage, kalte Nächte. Um das zu überleben braucht es Strategien von Fell bis Fett und Frostschutzmittel.
Alle Tiere haben ein ähnliches Problem: Sie brauchen mehr Energie gegen die Kälte – und sie finden aber weniger energiereiches Futter. Um diesem Dilemma zu entgehen braucht es Strategien. Wir stellen hier einige vor.
Ab in Haus
Wir Menschen machen es uns im warmen Haus gemütlich, wenn es irgendwie geht. Insekten machen es so ähnlich. Man sieht sie nicht momentan, aber sie sind da: Die allermeisten verfallen in eine Kältestarre und überstehen so den Winter. Sie verstecken sich im Holz, in Laubhaufen, Mäuselöchern oder suchen gezielt kleine Ritzen in unseren Häusern. Einzeln oder auch in Massen wie etwa der Asiatische Marienkäfer in unseren Fensterrahmen. Bis es wieder wärmer wird.
Wenn man schon ein Haus hat macht man es auch winterfest. Wie die Weinbergschnecken. Auf den Eingang zum Schneckenhaus kommt ein Kalkverschluss, das sogenannte Epiphragma. Tür zu, Stoffwechsel auf ein Minimum herunter, und auf die wärmende Frühlingssonne warten.
Energiesparen auf allen Wegen
Bei ihren Wanderungen nehmen Tiere bei Schnee gerne auch die leichtere Route. Also auf Waldwegen oder an Straßen entlang. Das ist zwar gefährlicher, aber eben einfacher, als durch den tiefen Schnee zu stapfen. Nebeneffekt für den Naturfreunde: Die Chance im Wald Tiere zu sehen ist im Winter höher als in den wärmeren Jahreszeiten.
Kuscheln hilft
Das schönste am Winter: Kuscheln. Das finden nicht nur Menschen, für viele Tiere ist das Überlebensstrategie. Wildschweine rotten sich eng zusammen, gerne in einem gepolsterten Kessel aus trockenem Gras oder Reisig.
Auch manche Vögel bilden Schlafgemeinschaften gegen die Kälte. Vor allem kleine Vögel wie Gartenbaumläufer, Zaunkönige und Wintergoldhähnchen rücken zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen. Nur fair: Regelmäßig werden die Plätze in der warmen Mitte getauscht. Das ist bitter notwendig, aber nicht ausreichend: In einer einzigen Winternacht kann ein kleiner Vogel bis zu zehn Prozent seines Körpergewichts verlieren kann. Vögel brauchen daher dringend energiereiches Futter.
Zittern für die Königin
Auch Bienen nutzen die Kuschel-Strategie: Im Winter rücken die Bienen ganz eng zusammen. Sie bilden mit ihren Körpern eine Art Kugel, die sogenannte Wintertraube. Am äußeren Rand erzeugen die Bienen Wärme durch Vibrieren. Vorbildliches Teamwork: Die Bienen außen werden immer wieder von den aufgewärmten Bienen abgelöst. In der Mitte sitzt die Königin bei lauschigen 25 Grad in der Wärme.
Tiere wie Igel, Fledermaus oder Siebenschläfer machen Winterschlaf. Dafür suchen sie sich ein Unterschlupf wie eine Höhle, ein Bau oder ein Haus. Die Körpertemperatur sinkt, die Atmung verlangsamt sich, damit der Köper möglichst wenig Energie benötigt. Igel atmen zum Beispiel statt 50 Mal pro Minute nur noch ein bis zweimal. Das Herz schlägt statt 200 gerade noch fünf Mal pro Minute. So verbringen die Tiere teilweise Monate, ohne zu fressen oder zu trinken.
Wichtig: Die Tiere dürfen aber auf keinen Fall gestört werden – das kann tödlich sein. Aufwachen kostet nämlich ein Menge Energie. Und die ist knapp.
Säugetiere wie Bär, Dachs oder Eichhörnchen machen keinen Winterschlaf. Sie halten Winterruhe. Das heißt: Sie schlafen nur zur kältesten Zeit. Atmung und Körpertemperatur sinken dabei nicht so stark wie beim Winterschlaf. Und wenn es ein eher warmer Winter ist, ruhen die Tiere manchmal überhaupt nicht.
Fliegen oder bleiben?
Wenn ich ein Vöglein wäre und auch zwei Flügel hätt‘, flöge ich wahrscheinlich im Winter auch ins Warme. Schwalben, Kraniche oder Nachtigallen, Millionen Zugvögel sind zweimal pro Jahr auf dem Weg in ihr Sommer- oder Winterquartier. Und für sehr, sehr viele ist es ein Zug ohne Wiederkehr. Immer noch werden Millionen von ihnen gefangen und gegessen. Vielleicht ist doch besser hierzubleiben: Arten wie Stare, Feldlerchen und Mönchsgrasmücken bleiben im Winter zunehmend bei uns. Die wärmer werdenden Winter bieten ihnen offensichtlich höhere Überlebenschancen als der energieraubende und gefährliche Flug.
Haare wachsen lassen
Kälteprofis wie Eisbären und Pinguine überstehen bis zu minus 70 Grad, weil sie quasi Thermounterwäsche haben. Also ihren zentimeterdicken Speckmantel und ein perfekt abgestimmtes Fell und Gefieder. Auch fast alle einheimischen Säugetiere wie Rehe, Hirsche oder Wölfe, schwören im Winter auf ein wärmeres Fell. Unterwolle und Deckhaare bilden einen dichten, wärmenden Pelz. Dem Luchs nützt das zusätzliche Fell auch, weil damit er größere Pfoten hat. So kann er sich wie auf Schneeschuhen besser fortbewegen — und einfacher jagen.
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Ganz in weiß
Warm bleiben ist nicht alles, auch im Winter schlafen Fressfeinde nicht. Einige Tiere wechseln daher auf die Wintertarnfarbe weiß. Der alpine Schneehase hat im Sommer ein braunes Fell, im Winter jedoch ein weißes. Dasselbe gilt für die Federn des Alpenschneehuhns. Auch das Reh färbt sich um, wenn auch nicht auf weiß, sondern vom typischen Rotbraun zum unscheinbaren Graubraun.
Es gibt in der Natur zahlreiche Tiere, die sich an extreme Kälte angepasst haben. Schutz bieten ihnen biologische Frostschutzmittel. Wie zum Beispiel der erstaunlich winterharte Zitronenfalter. Zu Beginn der kalten Tage lässt er praktisch alles Wasser ab, das er nicht braucht. Die wirklich absolut notwendigen Körperflüssigkeiten werden durch eingelagerten Zuckeralkohol Glyzerin geschützt. So kann der Schmetterling Temperaturen von bis zu minus 20 Grad Celsius überstehen. Das ist aber noch gar nichts im Vergleich zum Arktischen Laufkäfer. Der macht sein eigenes Frostschutzmittel aus Fett — und ist damit sogar bis zu sagenhaften ‑75° Celsius vor Frostschäden geschützt.
Fische können das nicht. Wird das Wasser, in dem sie leben, zu Eis zerschneiden die Eiskristalle gnadenlos ihre Zellmembranen. Das war es dann. Zum Glück frieren aber nur flache Tümpel unter einem Meter Tiefe bis zum Boden zu. Bei unseren Seen ist Eisschicht hingegen höchstens einige Dezimeter dick. Darunter steigt die Temperatur Richtung Boden, bis sie vier Grad Celsius erreicht. Hier können Fische, Schnecken, Muscheln und Insektenlarven überleben. Wenn auch nur im Energiesparmodus. Fische bewegen sich kaum und atmen nur sehr selten. Denn Sauerstoff und Nährstoffe sind knapp, bei lange anhaltenden Kälteperioden mitunter lebensbedrohlich gering.
Eiserne Jakutenpferde: die Ernährung macht‘s
Jakutenpferde überleben in einer der rauesten Klimazonen. Trotz Temperaturen von minus 70 Grad werden sie in Nordsibirien im Freien gehalten. Sie haben sich durch ein extrem dichtes und bis zu acht Zentimeter langes Winterfell angepasst. Und einen optimal abgestimmten Stoffwechsel: Im Herbst sammeln sie große Fettreserven an, im Winter wird der Stoffwechsel deutlich reduziert. Eine Studie der Universität Sibirien zeigt, dass das von ganz bestimmten Futterpflanzen abhängt. Die richtige Mischung aus Trespen und Hafer sind demnach entscheidend für die einzigartige Winterhärte der Jakutenpferde.
Kriegen Enten keine kalten Füße?
Doch, kriegen sie. Aber es schadet ihnen nicht. Der Trick: Die Kälte gelangt nicht in ihren Rumpf und zu den kälteempfindlichen Organen, denn Enten und andere Vögel haben in ihren Beinen eingebaute Wärmetauscher. Das geht so: Warmes Blut fließt durch die Arterien in die Beine. Das kalte Blut aus den Füssen fließt in parallel verflochten mit den Arterien verflochtenen Venen zurück Richtung Herz. Durch diesen Wärmeaustausch wird das zurückströmende venöse Blut wieder erwärmt. Damit kann die Bluttemperatur bei Enten von rund 40 Grad im Körper bis auf 1 Grad in den Füssen sinken!
Als gebürtiger Kölner kenne ich Deutschland überwiegend als ein dicht besiedeltes Land mit gelegentlichen „Naturinseln“. Umso überraschter war ich, dass es bei uns vor allem im Osten doch noch weitgehend unbesiedelte und unzerschnittene Landschaften gibt. Alte Truppenübungsplätze, auf denen die noch junge Natur so manche tierische Gäste lockt. Das Geheule von Wölfen ertönte vor wenigen Jahren erstmals wieder in der Dämmerung. Insekten in allen Formen und Farben schwirren, krabbeln und klettern umher. Hier kann Natur endlich wieder Natur sein. Ein perfektes Naturparadies? Der Schein trügt. Diese neu entstehende Wildnis hat ein gefährliches Geheimnis. Unter der Erde schlummern nämlich noch Unmengen an Munition, Bomben und Granaten. Munitionsaltlasten, die jederzeit explodieren können. Eine Gefahr für Mensch und Natur.
Viele der Truppenübungsplätze sind geprägt von einer düsteren Vergangenheit. Beispielsweise im heutigen Wildnisgebiet Lieberoser Heide im Süden Brandenburgs wurde zur NS-Zeit ein Außenlager des KZ Sachsenhausen errichtet. Häftlinge mussten für die SS einen Truppenübungsplatz bauen. Von 10.000 überlebten nur 400 Häftlinge. Nach Kriegsende wurden Truppenübungsplätze von der Sowjetunion weiter genutzt. Hier wurden unter anderem Chemiewaffen, Bomben und Raketen getestet.
Nach dem Mauerfall sind viele dieser Gebiete in die Staatshand übergegangen. Darauf musste die Frage gestellt werden: Was macht man mit diesen riesigen, teils stark mit Munition und Chemikalien belasteten Flächen? Die vom WWF mitgegründete Stiftung Naturlandschaften Brandenburg ermöglicht die natürliche Entwicklung von vier ehemaligen Truppenübungsplätzen in Wildnis von Morgen. Die Gebiete haben eine Gesamtfläche von über 13.000 Hektar. Sie sind Teil eines bundesweiten Netzwerks von Wildnisgebieten, einem Herzensprojekt der Teilnehmer:innen der Initiative für Wildnis in Deutschland.
Vom Truppenübungsplatz zum Naturparadies – geht das?
Die jahrzehntelange Nutzung der Flächen als Militärgelände hatte einen ungeahnten Nebeneffekt: Die hohen Kosten, die mit der Altlasten- und Munitionsbereinigung verbunden sind, haben eine Bebauung oder landwirtschaftliche Nutzung vieler Flächen verhindert. Würdet Ihr euer Haus in einem von Bomben umzingelten Gebiet bauen? Also ich sicher nicht. Und auch die hartgesottenste Landwirt:in hat vermutlich wenig Lust darauf, dass ihr Acker spontan von einer vergessenen Fliegerbombe umgepflügt wird – ganz davon abgesehen, dass so was in Deutschland natürlich streng verboten ist. Dadurch stellt die Munitionsbelastung eine riesige Chance für den Naturschutz dar.
Auf einigen dieser Flächen entstehen nun große Wildnislandschaften. Statt Soldaten streifen nun Wolfsrudel durch die Wälder, Wiesen und Wüsten. Durch die langjährige Nutzung sind vielseitige Landschaften aus seltenen Heideflächen, dürren Panzerwüsten und dichten Laub- und Nadelwäldern entstanden. Landschaften, die in Deutschland in dieser Form einzigartig und daher unbedingt schützenswert sind.
Hierzu hat sich durch die Munitionsbelastung ein unerwarteter Vorteil ergeben: Die Natur bleibt ganz ungestört. Denn nur ein leichtsinniger (oder lebensmüder) Wanderer würde an den angebrachten Warnschildern vorbeilaufen. Auch für Investoren sind diese Flächen oft nicht rentabel. Aber die Munitionsbelastung hat nicht nur Vorteile für den Naturschutz.
Alte Munition kann auch für die Natur zur Gefahr werden
Die Kehrseite der Munitionsbelastung bekam man vor allem in den Dürresommern der letzten Jahre zu spüren. Auf einigen der Flächen brachen immer wieder Waldbrände aus. Im Juni 2019 brannten im Wildnisgebiet Jüterborg 744 Hektar (>1000 Fußballfelder) Wald – der bislang größte Waldbrand Brandenburgs. Waldbrände können durch Explosionen, Brandstiftung oder Selbstentzündung bei extremer Dürre entstehen. Kommt es in einem munitionsbelasteten Gebiet zu einem Brand, stellt dies für die Feuerwehr eine besondere Herausforderung dar. Auf Grund der Explosionsgefahr können Brände nur vom Rand gelöscht werden und auch die Löschung aus der Luft ist stark eingeschränkt. Waldbrände können daher nicht so effektiv wie sonst bekämpft werden, ohne die Helfer:innen in Gefahr zu bringen. Sich entzündende Munition beschleunigt zudem die Ausbreitung des Feuers und verursacht neue Brandherde.
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Warum wird die Munition nicht entfernt?
Das ist leider nicht so einfach. Bis zu 45 Tonnen Munition pro Hektar könnten unter der Erde ruhen. Diese großflächig zu entfernen ist nahezu unmöglich. Es müssen bessere Strategien für den Waldbrandschutz her. Diese werden derzeit im Forschungsprojekt PYROPHOB untersucht. Neben besserem Brandschutz ist die Zeit das beste Heilmittel. Natürliche Vegetation kehrt langsam auf die alten Militärflächen zurück. Diese ist im Vergleich zu den bisher auf den Flächen vorherrschenden Nadelwäldern der Förstereien, widerstandsfähiger gegenüber Dürre und Waldbränden.