EU-Klimabeitrag: Start mit Schwierigkeiten

Der Beitrag der EU zum Pariser Klimaschutzabkommen ist ein Schritt nach vorne. Voran kommt Europa damit aber nicht.

Die Klimakrise ist in Europa als größte Umweltbedrohung erkannt. Auch in Brüssel. Also Gas geben und durchstarten? Och, nö. Die EU lässt beim Klimaschutz eher langsam die Kupplung kommen. Ihren geplanten Beitrag zum Klimaschutz hat sie im Dezember 2020 bei den Vereinten Nationen eingereicht. So ist es Pflicht unter dem Pariser Klimaschutzabkommen. Jedes Land – beziehungsweise in Europa für viele Länder stellvertretend die EU – muss eine sogenannte Nationally Determined Contribution (NDC) erarbeiten. Und diese regelmäßig nachschärfen. Wie, was und warum haben wir hier schonmal erklärt. Kurz und gut: In den NDCs schlägt das Herz des Pariser Abkommens.

Nicht das, was die EU tun müsste

Die EU ist dieser Pflicht nachgekommen. Sie hat ihr Klimaziel für 2030 von 40 Prozent auf 55 Prozent Treibhausgasreduktion gegenüber 1990 erhöht. Klingt doch gut. Ein tieferer Blick in die europäische NDC aber zeigt, dass die EU noch längst nicht das tut, was sie müsste, um einen angemessenen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Daher erhält sie für ihr NDC in der WWF-Analyse #NDCsWeWant auch nur den Ampelwert „Gelb“.

Denn das schöne politische Symbol der Zielerhöhung hat gleich zwei Flecken. Zum einen beträgt es nicht tatsächlich „mindestens 55 Prozent“. Das Problem ist die Anrechnung des Landsektors LULUCF, kurz für Land Use, Land Use Change and Forestry.

Weniger als das eigene Ziel

Zum ersten Mal ist es also ein Nettoziel, das darauf abzielt, CO2-Speicherleistungen von Land und Wald mit einzurechnen. Was de facto dazu führt, dass weniger Treibhausgase  gemindert werden müssen, etwa in Industrie und Verkehr. So würde das neue 55-Ziel wohl am Ende eher auf eine Minderung von 52,8 oder sogar nur 50,5 Prozent hinauslaufen, wie eigene Berechnungen der EU ergeben haben.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

 

Aber noch aus einem weiteren Grund habe ich dabei Bauchschmerzen: Es ist extrem unsicher. Intensive Landwirtschaft beeinträchtigt die Speicherkapazität der Erde. Die Klimakrise wiederum sorgt für häufigere Extremwetter wie Starkregen, Dürren, Stürme. Wälder geraten so zunehmend unter Druck.

Bescheidene Idee der EU

Laut dem aktuellen Waldzustandsbericht sind mittlerweile vier von fünf Bäumen geschädigt. Neben zunehmenden Wetterextremen machen auch eine zu intensive Forstwirtschaft, Stoffeinträge aus der Landwirtschaft und ein schlechtes Wildtiermanagement den Wald krank. Wie viel schädliche Klimagase können Land und Wald also tatsächlich speichern? Oder werden sie bald sogar zu Treibhausgasquellen?

Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!

 

Die natürlichen Senken einzubeziehen ist also eine – nun ja – bescheidene Idee der EU. Die gleichen Einschränkungen gelten für das erhöhte 2050-Ziel, was nun zwar bei Netto-Null liegt, statt wie zuvor bei 80 bis 95 Prozent, Betonung aber eben auf Netto.

Die Wissenschaft verlangt mehr, deutlich mehr

Es ist schade höhere Ziele zu kritisieren. In der Wissenschaft aber ist es schwer, ein teilweises Entgegenkommen als Erfolg zu verbuchen. Hier prangt also leider der zweite Fleck: Die neuen EU-Ziele verfehlen noch immer das, was wissenschaftlich verlangt wird, um der Klimakrise Einhalt zu gebieten oder mit dem Pariser Abkommens vereinbar zu sein. Dafür müsste die EU je nach Berechnung mindestens 58 Prozent an Emissionen bis 2030 einsparen. Die historische Verantwortung europäischer Industrienationen ist damit noch gar nicht eingerechnet. Wir fordern daher mindestens 65 Prozent.

Einen Fortschritt sieht unsere NDC-Analyse beim Thema Finanzen. Der neue EU-Klimabeitrag sieht vor, dass Maßnahmen zum Klimaschutz im Budget verankert werden. Außerdem sollen mehr als ein Drittel des Corona-Wiederaufbaubudgets in den Klimaschutz fließen, alle Investitionen zumindest dem „Do Not Significant Harm“-Prinzip folgen. Hier fängt es aber nun mit der Umsetzung an. So kommen die bisherigen Wiederaufbaupläne laut „Green Recovery Tracker“ von Wuppertal Institut und dem Thinktank E3G den Vorgaben nur bedingt nach.

Gesetzespaket bis zum Sommer

Bis zum Sommer erarbeitet die EU nun ein Gesetzespaket mit dem passenden Titel „Fit for 55“. Zur Debatte steht die gesamte Zielarchitektur und die Aufteilung der Minderungsverpflichtungen zwischen dem Europäischen Emissionshandel (ETS) und der Lastenteilungsverordnung (Climate Action Regulation, CAR). Es geht um die wichtige Frage, wie die Sektoren Verkehr und Wärme einen höheren Minderungsbeitrag leisten können und inwiefern eine CO2-Bepreisung in diesen Sektoren sinnvoll ist.

Doch der wiederholt vorgebrachte Vorschlag, den ETS (oder ein zweites ähnliches Instrument) auf diese Bereiche auszuweiten und die CAR damit obsolet zu machen, ist aus Klimaschutz- und Verteilungssicht problematisch. Die Verlagerung der Verpflichtung von den Mitgliedsstaaten auf private Akteure kann nur unter strikten Voraussetzungen funktionieren, wie zum Beispiel einer freien CO2-Preisbildung, der Beibehaltung komplementärer Instrumente wie CO2-Grenzwerte für Pkw, und der Rückverteilung der gesamten Einnahmen an die Bevölkerung, um die sozialen Folgen abzufedern.

Die bisherige Erfahrung mit dem ETS aber auch dem nationalen Counterpart Brennstoffemissionshandelsgesetz zeigt, dass diese Instrumente im Prozess der Ausgestaltung hohem Druck von Interessengruppen ausgesetzt sind. Ihre Integrität leidet darunter. Für mich ist es unwahrscheinlich, dass diese strikten Voraussetzungen am Ende erfüllt werden.

Der Emissionshandel ist eines der wichtigsten Klimaschutzinstrumente der EU. Dabei wird es auf zweierlei ankommen: Das Ziel muss entsprechend dem neuen Klimabeitrag angehoben werden, auf 70 Prozent. Und die Marktstabilitätsreserve braucht einen strengeren Rahmen. Dazu gehört, Zertifikate besser und schneller beseitigen zu können, wenn ein neuer Überschuss droht, wie etwa aufgrund des wirtschaftlichen Rückgangs in der Corona Pandemie oder des Kohleausstiegs in elf EU-Staaten. Und dazu gehört, Zertifikate automatisch zu löschen, die seit fünf Jahren in der Reserve stecken.

Parallel wird übrigens auch noch über das eigentliche Klimaschutzgesetz der EU diskutiert, und darin auch über die Ziele. Weshalb der Titel „Fit for 55“ auch etwas verfrüht erscheint. Der Vorschlag des EU-Parlaments es ein höheren Ziels von minus 60 Prozent für 2030, wäre sehr im Sinne von Wissenschaft und Paris-Abkommen. Mit einem entsprechend angepassten NDC könnte die Ampel für die EU dann vielleicht sogar auf Grün springen. Leider sieht es derzeit aber nicht danach aus.

Deutschland zieht noch nicht mit

Am Ende bleibt noch der Blick auf die wichtige Rolle Deutschlands. Hätte sie eine eigene Ampel-Bewertung bekommen, würde sie auf Rot stehen. Die eigenen Klimaziele 2020 wurden nur wegen  Corona erfüllt. Um das ohnehin zu niedrige 2030-Ziel zu erreichen, wird es auf die nächste Legislaturperiode ankommen – und die wenigen Monate der verbleibenden.

Der Fokus muss nun darauf liegen, der Energiewende endlich wieder Leben einzuhauchen – mit ambitionierten Ausbaupfaden für die Erneuerbaren. Daneben braucht das deutsche Klimaschutzgesetz neue Ziele, abgeleitet von den europäischen.

Kommt die Regierung hier nicht endlich ins Machen, staut es sich an allen Ecken und Enden. Dann würde Deutschland überholt – von anderen Nationen, die ihr Wirtschaftssystem zukunftsfit machen. Und natürlich von der Klimakrise selbst.

Dieser Beitrag wurde in leicht veränderter Form auch im Tagesspiegel als Gastkommentar veröffentlicht

Der Beitrag EU-Klimabeitrag: Start mit Schwierigkeiten erschien zuerst auf WWF Blog.

Krähen, Eichhörnchenbabys und die Geschichte einer Rettung

Die letzten Wochen im Corona bedingten Homeoffice war eine fleißige Eichhörnchen-Mama direkt im Fenstersims gegenüber eine treue Begleiterin. Jeden Tag baute sie mit größter Mühe und Sorgfalt ihr Nest. Ich wohne im 4. Stock. Faszinierend, wie sie jeden Tag leichten Fußes, unermüdlich die Hauswand hoch und runter lief. Ich sah wie das Nest jeden Tag gemütlicher wurde und freute mich über meine fleißige, neue Kollegin.

Eines Morgens war etwas anders. Sie begann Essen zu holen und ich wusste: Sie hat Junge bekommen. Wie viele? Das blieb ihr Geheimnis, hatte sie die Kleinen doch gut in dem Stroh und in der Wolle versteckt. Es war die pure Freude.

Drama in 20 Metern Höhe

Letzte Woche überschlugen sich dann die Ereignisse. Bei meinem Morgenkaffee schaute ich nach, was meine neue Kollegin so trieb. Ich schmunzelte, als ich sie guter Dinge die Hauswand runterlaufen sah. Kurze Zeit darauf konnte ich meinen Augen nicht trauen. In Sekundenschnelle kamen drei Krähen angeflogen und zerrten die Babys aus dem Nest, hackten in der Luft auf sie ein. Eins nach dem anderen fiel taumelnd zu Boden. Ein Gemetzel in 20 Metern Höhe. Ja, das ist vielleicht Natur, aber ich konnte es nicht mitansehen.

Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!

 

Ich schrie wie eine Wahnsinnige, um die Vögel zu vertreiben. So laut ich konnte. Der ganze Hinterhof wurde wohl wachgerüttelt. Einige Nachbarn dachten bestimmt ein Mensch sei vom Dach gestürzt. Immerhin konnte ich die Krähen ein bisschen stören und davon abhalten die Eichhörnchenbabys sofort zu töten und mitzunehmen.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

 

Drei der Babys stürzten die ganze Höhe hinab, eins fiel auf einen unteren Balkon. Mein Freund und ich liefen so schnell wir konnten runter. Zwei Eichhörnchenbabys waren tot. Zwei lagen bewusstlos da, aber sie lebten.

Tun, was zu tun ist

Eine Nachbarin gab uns ein Tuch und einen Schuhkarton. Wir wärmten die Tierchen, beruhigten sie und flüsterten auf sie ein, dass sie es schaffen werden. Dann hoben wir sie sanft in den Karton. Schnell googelten wir was zu tun ist: Wärme, Ruhe, ein weiches Tuch, Sicherheit. Ok, das haben wir richtig gemacht. Dann fanden wir die Nummer der Eichhornpflegestation von Lina Thiele. Sie ist ein Profi. Lina ist tiermedizinische Fachangestellte und arbeitet ehrenamtlich für die Pflegestelle des Eichhörnchen Notruf . Sie nimmt Tiere in jedem Alter auf. Manche sind ein paar Stunden/Tage oder Wochen alt. Hier leben die Tiere erst in „Ersatzkobeln“, später kommen sie in Voliere, wo sie auf die Wiederauswilderung vorbereitet werden.

Eichhörnchenbabys am Fläschchen
Eichhörnchen Babys in der Pflegestation © Anne Thoma / WWF

Verletzte Eichhörnchenbabys brauchen intensive Betreuung. Wasser, Wärme, Antibiotika, Schmerzmittel, eine ganz spezielle Diät aus Fencheltee, Traubenzucker oder Honig sowie einer Prise Salz. Und jetzt ist gerade Saison bei den Eichhörnchenhelfern. In diesen Wochen werden viele Eichhörnchen geboren. Immer wieder geraten die Jungtiere in Not. Wenn sie ihre Mutter verlieren oder aus dem Nest fallen. Oder eben wenn die Krähen kommen. Nur jedes vierte bis fünfte Eichhörnchenbaby überlebt die ersten Wochen seines Lebens.

Happy End in der Auffangstation

Eichhörnchenpflegerin Lina stellt bei unseren zwei Patienten routiniert fest: Es sind zwei Jungs, der größere wird überleben. Bei dem kleinen, der vier Stockwerke gefallen war, sei es nicht sicher. Er hat ein Hirn-Schädel Traum. Wir mussten die Nacht abwarten. Am nächsten Tag kam der Anruf: Er hat es geschafft. Nun werden die beiden noch einige Wochen bei Lina bleiben und kommen dann in eine Auswilderungsstation.

Die Mama ist bisher nicht wieder auf dem Fenstersimms aufgetaucht. Schade. Ich würde ihr so gerne klarmachen, dass zumindest zwei ihrer Babys in Sicherheit sind.

Habt ihr auch schon mal Ähnliches erlebt? Schreibt uns!

Der Beitrag Krähen, Eichhörnchenbabys und die Geschichte einer Rettung erschien zuerst auf WWF Blog.

Seaspiracy – warum man den Film sehen sollte

Der Netflix-Film Seaspiracy stellt die richtigen Fragen — nur bei der Antworten bin ich nicht ganz einverstanden.

Inzwischen ist der Film einer der Top 10 gesehenen Filme auf Netflix weltweit und wird in vielen Foren heiß diskutiert. „Seaspiracy: Wie der Mensch die Meere zerstört“. Ich finde den Dokumentarfilm empfehlenswert. Es freut mich sehr, dass Dokumentar- und Naturfilme über die Ozeane einen so großen Zuspruch haben. Die Meere sind in einer Krise und brauchen mehr Aufmerksamkeit (und weniger menschlichen Druck).

Seaspiracy Key Visual
Ja, Seaspiracy ist ein wichtiger Film © Netflix

Seaspiracy ist ein sehr emotional mitreißender Film. Mit vielen schockierenden Bildern, die ein sehr düsteres Bild zeichnen. Die Filmemacher*innen Ali and Lucy Tabrizi haben die größten Bedrohungen für die Meere und die von ihnen abhängigen Menschen herausgearbeitet. Überfischung, Illegale Fischerei, destruktive Fischereimethoden, fehlende staatliche Kontrollen, schädliche Subventionen, Überdüngung, Verschmutzung, ungewollter Beifang und unmenschliche Arbeitsbedingungen. Themen, an denen wir beim WWF arbeiten.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

 

Ich bin aber nicht damit einverstanden, dass im Film teilweise unwissenschaftliche Zahlen auftauchen. Ein paar Beispiele: Es ist falsch, dass es 2048 keinen Fisch mehr geben wird. Der weltweite Kabeljaubestand ist nicht um 86 Prozent zurückgegangen. Blauflossenthunfisch kostet nicht per se hunderttausende Dollar pro Fisch. Ich brauche das nicht. Die wissenschaftlichen Zahlen sind schockierend genug.

Es ist nicht so einfach

Es ist wie überall in der modernen Welt. Die Situation der Meere und ihrer Nutzung ist sehr komplex und vielschichtig. Und es gibt selten einfache Lösungen. Die in Seaspiracy vorgeschlagene Lösung „esst (einfach) keinen Fisch mehr“ gehört leider dazu. Ob man Fisch essen oder sich lieber vegan ernähren will, diese Wahl haben sehr Viele nicht. Fisch deckt den täglichen Proteinbedarf von drei Milliarden Menschen weltweit. Fische und Meeresfrüchte sind vor allem in Ländern wie Bangladesch, Kambodscha und Sri Lanka eine wichtige und erschwingliche Proteinquelle. Zugleich sichern Fischerei und Aquakultur das Einkommen von 800 Millionen Menschen.

 

Fischverzicht ist gut. Aber die Meere brauchen mehr.

Bitte verstehe mich nicht falsch. Es ist definitiv der richtige persönliche Schritt, den Fisch- und Fleischkonsum soweit wie möglich zu reduzieren. Oder ganz damit aufzuhören. Ja, wir in Industriestaaten haben die Wahl und können uns vegetarisch oder vegan ernähren, um Meer und Klima zu schützen. Fischerei wird es aber auch unabhängig von Dir und mir in Zukunft geben. Für die Welternährung sind Fische und Meeresfrüchte eben ein wichtiger Baustein. Wir müssen es aber schaffen, Zucht und Fischereien so hinzukriegen, dass die Meere in ihrer unglaublichen Schönheit und Diversität erhalten bleiben. Zum Beispiel hat der Verzehr von Karpfen, gezüchteten Muscheln oder Algen nur einen sehr geringen ökologischen Fußabdruck.

Hinweis: In diesem Beitrag ist eine Umfrage eingebunden, bitte besuche die Webseite, um an der Umfrage teilzunehmen.

Der Film hat aber völlig Recht: Wirklich nachhaltige Fischerei und gutes Management gibt es bisher viel zu wenige. Selbst der Marine Stewardship Council (MSC), der ja vom WWF mitbegründet wurde um nachhaltige Fischereien zu fördern, benötigt grundlegende Reformen, um seiner Aufgabe gerecht zu werden. Bis dahin ist der MSC für meine Kollegen und mich der Mindeststandard für Wildfisch. Diese Mindeststandards liegen zwar über den gesetzlichen Vorgaben. Die Anforderungen an eine nachhaltige Erzeugung sind aus Naturschutzsicht jedoch höher

Wir dürfen nicht so weitermachen

Die Fischerei ist die Hauptbedrohung der Biodiversität und des Lebens in den Meeren. Klimakrise, Überdüngung und Verschmutzung kommen noch dazu. Wenn wir weiter wie bisher machen, dann haben die Meere (und wir) mit noch mehr gravierenden Problemen zu kämpfen. Wir brauchen einen lebendigen Ozean für unser eigenes Überleben.

Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!

Ein Wandel ist daher dringend notwendig. In der Politik, wie zum Beispiel bei der Einrichtung mariner Schutzgebiete oder der Kontrolle der Fischerei. Aber auch im persönlichen Konsumverhalten.

Change is coming whether you like it or not. Wir haben es in der Hand einen Wandel zum Guten zu erreichen. Hier kann der Film helfen. Ich kann nur empfehlen ihn sich anzuschauen.

 

 

Der Beitrag Seaspiracy – warum man den Film sehen sollte erschien zuerst auf WWF Blog.

Zecken auf dem Vormarsch

True Story: Es war ein graudunkler Wintertag und ich glaubte meinen Augen nicht. Tatsächlich: Unser Hund Frida hatte beim Spielen im Hof tatsächlich eine Zecke eingesammelt. Im Januar, mitten im Winter! Das ist neu.

Es ist offensichtlich vorbei, dass man sich nur im Sommer vor Zecken hüten muss. Durch die vergleichsweise milden Winter sind Zecken mittlerweile ganzjährig aktiv. Eigentlich halten sie zwischen November und Februar Winterruhe. Steigen die Temperaturen jedoch auf über sieben Grad sind die Zecken wieder aktiv. Auch bei uns im Hof, mitten in Berlin.

Das ist lästig und an immer mehr Orten auch richtig gefährlich. Zeckenbisse können Krankheiten übertragen, wie zum Beispiel die Frühsommermeningoenzephalitis (FSME). Das Virus kann die Hirnhaut und das zentrale Nervensystem des Menschen angreifen.

Doppelt so viele FSME-Fälle

Und diese Gefahr wird realer. Mit 704 FSME-Erkrankungen wurde 2020 die bislang höchste Anzahl Erkrankungen seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001 gemeldet. Das ist mehr als das Doppelte des jährlichen Medianwertes von 301 Erkrankungen.

In Deutschland besteht ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen. Laut des aktuellen Epidemiologischen Bulletins 9/2021 des Robert Koch Instituts kommen nun fünf neue Risikogebiete dazu — jeweils ein Kreis in Bayern, Hessen, Sachsen und Thüringen. Als erster Kreis in Sachsen-Anhalt ist jetzt auch Dessau-Roßlau Risikogebiet. Dieser Stadtkreis grenzt nicht an bestehende Risikogebiete und ist somit nach dem Landkreis Emsland in Niedersachsen ein weiteres nördlich gelegenes FSME-Risikogebiet. Jetzt sind 169 Kreise offizielle FSME-Risikogebiete.

Karte RKI: FSME durch Zecken in Deutschland

In den FSME-Risikogebieten tragen 0,1 bis 5 Prozent der Zecken das Virus in sich. Von den Menschen, die von einer FSME-infizierten Zecke gebissen werden, erkrankt etwa jeder Dritte.

Gute Idee: FSME-Impfung

Wenn die Krankheit erst einmal ausgebrochen ist, kann sie nicht mehr durch Medikamente gestoppt werden. Es gibt zum Glück eine FSME-Impfung, die von den zuständigen Behörden Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben oder dorthin reisen dringend empfohlen wird.

Überall in Deutschland übertragen Zecken aber auch Borreliose. Zwei bis sechs Prozent der Menschen infizieren sich durch einen Biss mit Borrelien — und diese Bakterien können bedrohliche Infektionskrankheiten auslösen. Die Lyme-Borreliose kommt am häufigsten vor. Typisches Zeichen: Rötung an der Bissstelle, die sich langsam ausbreitet (Wanderröte). Dann heißt es flugs zum Arzt. Die Borreliose lässt sich als bakterielle Erkrankung vor allem im Frühstadium gut antibiotisch behandeln.

900 Arten Blutsauger

Weltweit gibt es mehr als 900 Zeckenarten. Etwa zwanzig davon kommen aktuell in Deutschland vor, zum Beispiel die Igelzecke, die Schafzecke oder die (ursprünglich in Südeuropa beheimatete) Auwaldzecke. Wegen den veränderten Klimabedingungen drohen neue Arten nach Deutschland einzuwandern. Einer dieser Blutsauger tauchte in den letzten Jahren bereits vermehrt auf und könnte sich bei zunehmend trockenheißen Sommern in unseren Breiten noch wohler fühlen: die Hyalomma-Zecke.

Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!

 

Die Superzecken in Deutschland

Diese Superzecken sind deutlich größer als die normalen heimischen Blutsauger — nämlich mit bis zu zwei Zentimeter dreimal so groß. Besonders unangenehm: Hyaloma sind Jagdzecken. Anders als heimische Zecken wartet die Hyalomma nicht auf den Wirt, sondern jagt gezielt. Sie können dabei hunderte Meter zurücklegen und scheinen es besonders auf Pferde abgesehen zu haben.

Am Niederrhein, in Brandenburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen wurden schon die Zecken mit den auffällig gestreiften Beinen entdeckt. Einige haben in Deutschland auch schon nachweislich überwintert. Was allerdings noch nicht heißt, dass sie auch in unseren Breiten heimisch werden. Hoffen wir es mal nicht: Diese Zecken sind nicht nur eklig, sondern können auch Krankheiten wie das Krim-Kongo-Fieber (CCHF) übertragen. Von den 2019 gefundenen Exemplaren der Hyalomma trägt fast jede zweite den Fleckfieber-Erreger in sich. Das Krim-Kongo-Fieber wurde bisher zum Glück nicht gefunden.

Besser schützen!

Trotzdem ist man natürlich gut beraten sich zu schützen. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie empfiehlt, in der Natur geschlossene Kleidung zu tragen. Und man soll vermeiden im Unterholz herumzukriechen — dort lauern Zecken am liebsten. Kurzfristig können Zecken-Abwehrmittel die lästigen Blutsauger vom Leibe halten. Wie man eine Zecke entfernt (und was man dann mit der Zecke macht) könnt ihr hier nachlesen. 

Zecken bitte einschicken!

Was wir aber auf jeden Fall tun können ist der Wissenschaft zu helfen: Die Uni Hohenheim und das Robert-Koch-Institut bitten darum gefundene Hyalomma-Zecken einzusenden – tot oder lebendig. Die Wissenschaftler:innen können so deren Ausbreitung besser einschätzen und auch Gegenmaßnahmen entwickeln.

Oder eben per Post an: Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Fachgebiet Parasitologie 220B, Emil-Wolff-Straße 34, 70599 Stuttgart-Hohenheim.

Wichtig: Zettel beilegen mit Fundort und Funddatum.

Auch wer eine dieser Riesenzecken gesehen, aber nicht gefangen hat, kann der Wissenschaftler helfen: Einfach eine Mail mit der Beobachtung an tropenzecken@uni-hohenheim.de schicken.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

Der Beitrag Zecken auf dem Vormarsch erschien zuerst auf WWF Blog.

Welcher Baum ist das?

Deutschland war zur Zeit der Römer das Land der Wälder. Schon seit dem Mittelalter bis heute sind nur noch ein Drittel der Fläche mit Wald bedeckt. Die Wälder in Deutschland zählen viele Baumarten, von denen die meisten zu den Laubbäumen zählen. Wir führen hier durch die heimischen Wälder. Wir zeigen, wie man die Bäume erkennt und was man wissen über sie wissen sollte.

Deutschlands Wälder von morgen

Allen diesen Bäumen ist gemeinsam, dass sie in den Wäldern Mitteleuropas während den entscheidenden nächsten Jahrzehnten der Klimakrise eine wichtige Rolle spielen. Denn unsere Wälder sind in einem schlechten Zustand, ganze Waldflächen sterben ab. Vor allem Grund aufgrund der extremen Trockenheit der letzten Jahre und damit einhergehend eine größere Anfälligkeit für Schädlinge. Die einheimischen Baumarten sind widerstandsfähig, wenn die Waldökosysteme durch naturnahe Waldwirtschaft gestärkt werden. Nadelbäume wie die Kiefer, aber auch nicht-einheimische Nadelbaumarten, können zwar viel Trockenheit vertragen, trocknen die Wälder aber aus, so dass bei sowieso schon niedrigen Niederschlägen die Landschaften in Deutschland immer mehr austrocknen. Laubbäume sind für die so wichtigen Wasserkreislauf besser.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

 

Betroffen vom neuen Waldsterben sind derzeit vor allem noch Bäume, die der Mensch dort gepflanzt hat, wo sie von Natur aus nicht hingehören. Die Wälder in Deutschland werden fast ausnahmslos bewirtschaftet. Die Fichte, die häufigste Baumart hierzulande, hat unter 600 Höhenmetern kaum mehr Überlebenschancen und ist bereits großflächiger abgestorben. Laubwälder kühlen die Waldbestände – überlebenswichtig für die nächste Hitzewelle. Echten, vom Menschen nie veränderten Urwald, gibt es in Deutschland so gut wie nicht mehr. Aber wir können von den unbewirtschafteten Wäldern der Schutzgebiete lernen, wie der Wald der Zukunft aussehen könnte .

Die gute Nachricht: Geschädigte Waldflächen bewalden sich erstaunlich schnell wieder von selbst. Nachdem wir die Waldflächen durch den Anbau nicht standortgerechter Baumarten großflächig zum Zusammenbruch gebracht habe, sollten der Wald sich jetzt „selbst heilen“ dürfen. Denn großflächige naturbelassene Wälder aus heimischen Baumarten sind mit Abstand das beste Mittel, um dem drohenden Klimakollaps unserer Waldbestände entgegenzuwirken.

Der Beitrag Welcher Baum ist das? erschien zuerst auf WWF Blog.