Klimaverhandlungen: Für das Klima durch die Nacht

Internationale Klimaverhandlungen sind keine leichte Angelegenheit – und ein digitales Format macht das Ganze nicht unbedingt leichter. Aber einen Vorteil hat das virtuelle Format: Menschen, die sonst sicher nicht so leicht Zugang zu ihnen gehabt hätten, können auf einmal dabei sein – ich zum Beispiel.

Ich bin seit einem Monat Werkstudentin im Klimateam des WWF. Und ehe ich mich richtig versehen konnte, war ich auf einmal bei den „Sessions of the subsidiary bodies“ der UN-Klimakonferenz dabei… Und dahin möchte ich euch mit diesem Blogbeitrag ein wenig mitnehmen.

Also folgt mir: In eine Welt der Abkürzungen (SBSTA, AILAC, BASIC und OMGE sagen euch nichts? Das ist erst der Anfang!), der „Sub-Items“, „Co-Facilitators“ und “Informal Informals”. In eine Welt mit Verhandlern aus aller Welt und komplizierten Fragen zur gerechten Rettung unseres Planeten: Willkommen bei den Zwischenverhandlungen für die COP26!

Worum geht es eigentlich bei den Zwischenverhandlungen?

So richtig tauchen die in den Medien nicht auf. Viele wissen vielleicht gar nicht, wie wichtig die drei Wochen vom 31. Mai bis zum 17. Juni sind: In dieser Zeit finden die Zwischenverhandlungen für die UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow statt. Denn Entscheidungen auf so einem Klimagipfel treffen sich natürlich nicht von allein, sondern müssen gut vorbereitet und ausgearbeitet werden. Das passiert normalerweise (unter anderem) im Sommer vor der Klimakonferenz in Bonn, dem Sitz des Klimasekretariats der Vereinten Nationen. Dort treffen sich Verhandler:innen aller Nationen und besprechen technische und wissenschaftliche Details der internationalen Abkommen für den Klimaschutz.

Genauer gesagt treffen sich zwei Untergremien der Klimakonferenz:

  • Der „Subsidiary Body for Scientific and Technological Advice“ (SBSTA) – Untergremium für wissenschaftliche und technologische Empfehlungen
  • „Subsidiary Body for Implementation“ (SBI) – Untergremium für Implementierung

Der SBSTA wirkt dabei als Bindeglied zwischen der Wissenschaft und der Politik und beschäftigt sich mit Fragen der Auswirkungen des Klimawandels und möglichen Anpassungen der Länder an diese Auswirkungen. Zum Beispiel geht es um die Förderung von umweltverträglichen Technologien oder die Messung und Überprüfung von Treibhausgasemissionen.

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Im SBI geht es um die Umsetzung des Klimaabkommens und seiner einzelnen Bausteine: Wie wird die Transparenz der nationalen Klimaschutzambitionen sichergestellt? Wie können Emissionen gemindert werden? Und wie wird der globale Klimaschutz finanziert? Im Kern geht es im SBI darum, die Ambitionen aller Vertragsparteien im Klimaschutz zu erhöhen.

Wie funktioniert das Ganze dieses Jahr?

Aufgrund der globalen Pandemie konnten 2020 weder die geplanten Zwischenverhandlungen noch die Klimakonferenz selbst stattfinden. Und auch in diesem Jahr konnten sich die Verhandler:innen für SBI und des SBSTA nicht persönlich treffen. Weil aber der Klimawandel nicht wartet bis die Pandemie vorbei ist, wurden die Verhandlungen nun ins Digitale verlegt. Dafür wurde eigens eine digitale Konferenzseite eingerichtet zu der die Verhandler:innen aller Staaten sowie Beobachter Zugriff haben. Wir vom WWF gehören gemeinsam mit anderen Nichtregierungsorganisationen aus der ganzen Welt zu den Beobachtern der Verhandlungen. Und da komme auch ich ins Spiel.

Die Klimaverhandlungen und ich

Wenn man die Konferenzseite öffnet, begrüßen einen freundlich die Vereinten Nationen. „Thank you for joining us“. Über ein Menü kann man sich durch die Konferenzplattform klicken. Da kann man beispielsweise sein Profil updaten (Social Media für Klimaverhandler:innen!), den Terminkalender der Verhandlungen einsehen, Dokumente herunterladen oder in die „Networking Lounge“ eintreten.

 

Gerade die Dokumente sind überwältigend. Eine Informationsflut zu Themen, wie etwa zum Artikel 6 des Paris-Abkommens, bei dem es um internationale Kohlenstoffmärkte und die Anrechnung von Klimaschutzmaßnahmen bei Klimabeiträgen geht. Oder zu den „common timeframes“, den Zeitrahmen für die Emissionsminderungsziele der Länder.

Bei den Zwischenverhandlungen werden dann zusätzlich sogenannte „formlose Protokolle“ verfasst, die den Stand der Besprechungen aus den drei virtuellen Wochen festhalten sollen. „Formlos“ heißt in dem Zusammenhang, dass keine finalen Beschlüsse in den drei Wochen gefasst werden dürfen, sondern lediglich Vorverhandlungen stattfinden.

Virtuelle, globale Klimaverhandlungen — funktioniert das überhaupt?

Eine große Herausforderung des virtuellen Formats ist definitiv der Zeitplan. Wann soll man verhandeln, wenn die Welt zusammenkommt und egal an welchem Zeitpunkt immer irgendjemand auf einer Seite der Erde gerade schläft? Angesichts der besonderen Umstände wurde eine eigene Lösung dafür gefunden. Die Verhandlungen finden jeden Tag nur für etwa vier Stunden statt. Immer zu verschiedenen Zeiten: In der ersten Woche ab 15.00 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ), in der zweiten Woche ab 23.00 und in der dritten Woche ab 5.00 Uhr (MESZ). Da hieß es dann in der ersten Woche „Good Morning“ aus Mexiko, während es auf Samoa schon mitten in der Nacht war. Alle haben also mal Glück und mal Pech mit der Zeit, zu der sie sich einloggen müssen. Da heißt es auch mal sehr früh aufstehen. Oder mit den Klimaverhandlungen durch die Nacht zu gehen.  

Wunsch und Tücke

Das ist nicht die einzige Tücke der digitalen Zwischenverhandlungen. Gerade Teilnehmer:innen aus dem globalen Süden haben teilweise mit Verbindungsproblemen zu kämpfen. Der Strom ist dann mal weg oder die Verbindung gestört. Das macht den Fortschritt natürlich nicht einfacher. Aber dennoch: Ich habe den Eindruck, dass die meisten Parteien den Wunsch nach konstruktiven Gesprächen haben. Auch wenn es manchmal sehr detailreich wird oder einzelne Parteien schnelle Arbeitsfortschritte blockieren: Viele Teilnehmer:innen machen auch die Dringlichkeit von Lösungen und klaren Bekenntnissen deutlich.

Es gibt also Hoffnung. Deswegen rufen wir alle Verhandler:innen der „Sessions of the subsidiary bodies“ dazu auf, alles dafür zu tun, Klimaschutzambitionen zu erhöhen. Und Fortschritte zu machen, durch die das Erreichen des 1,5‑Grad-Ziels möglich wird. Auch wenn es mal sehr spät oder sehr früh wird: Die Welt braucht euch jetzt!

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Meeresrotz: Die Therapie gegen die Todeszonen

Allein schon dieser Name: Meeresrotz. Eine dicke Schleimschicht bedeckt seit Wochen das Wasser des Marmarameers, das zwischen dem Schwarzen Meer und der griechischen Ägäis liegt. Auch der Meeresboden ist mit dickem Glibber bedeckt. Alles stinkt. Dort lebt nichts mehr.

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Der ganze Rotz ist kein kleiner Schnupfen, Rotz und vorbei. Das Meer ist schwer krank. Der Meeresrotz bedroht Biodiversität, Fischerei, Tourismus und Gesundheit der Menschen. Marines Leben wird erstickt. Und die Krankheit muss gründlich ursächlich behandelt werden.

Überdüngung und Klimawandel fördern die Todeszonen

Wir haben es bei Meeeresrotz mit einer außer Kontrolle geratenen Algenblüte zu tun, die einen Teufelskreis in Gang setzt. Algenblüten sind eigentlich eine natürliche Sache, aber der Mensch heizt durch ungeklärte Abwässer, Entwaldung und Überdüngung in der Landwirtschaft diese Algenblüten enorm an. Die Klimakrise verschärft die Situation. Wärmere Temperaturen heißt schnelleres Wachstum, wärmeres Wasser bedeutet weniger Sauerstoff.

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Wenn zu viele Nährstoffe in Meer kippen, entgleist das Ökosystem. In sehr kurzer Zeit baut sich eine große Biomasse aus einzelligen Kieselalgen und Dinoflagellaten auf. Wenn diese dann mikrobiell abgebaut werden, entziehen die Bakterien dem Wasser den Sauerstoff. Dadurch entstehen Todeszonen. Keine höheren Lebewesen können hier überleben.

Todeszonen wachsen exponentiell

Das Problem ist längst bekannt und wissenschaftlich beschrieben. Das alarmierende daran: Seit den 1950er vergrößern sich die Todeszonen in den Meeren exponentiell. Sie verdoppeln sich alle zehn Jahre. Besonders betroffen sind Meeresgebiete ohne wirklich großen Wasseraustausch, wie das Marmarameer oder eben auch die Ostsee, wo sich einige der weltweit größten Todeszone befinden. Aber auch die Nordsee ist betroffen. In der Sargassosee im Atlantik breitet sich seit Jahren ein riesiger Teppich aus Braunalgen aus. Der Meeresrotz und ähnliche Krankheitsbilder sind ein globales Problem.

Algenblüte Meeresrotz Marmara
Das wird nicht helfen. Das Meer braucht einen ursächliche Therapie © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Kemal Aslan

Die Therapie für die Meere

Wir Menschen haben das Meer krank gemacht. Die Auswirkungen werden uns jetzt schmerzlich bewusst. Das Meer braucht eine ursächliche Therapie. Den Stopp von CO2 Ausstoß. Stopp der Überdüngung, vor allem aus der Landwirtschaft. Dafür kämpfen wir vom WWF Deutschland, speziell für die Ostsee. Keine ungeklärten Abwässer in Flüsse und Meere. Stopp von Überfischung, damit die Ökosysteme nicht noch mehr aus dem Gleichgewicht gebracht werden.

Dann gibt es Hoffnung für das Marmarameer. Und für alle die anderen Todeszonen, die unsere Meere umbringen.

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Hören wie ein Luchs? Sehen wie ein Luchs? 10 Fakten über das Pinselohr

Er ist ist da, auch wenn wir ihn so gut wie nie sehen. Der Luchs lebt sehr zurückgezogen in den Tiefen der Wälder und es kommt sehr selten vor, dass Menschen ihn zu Gesicht bekommen. Umso spannender mehr über diese Katzen zu erfahren. 10 Fakten über den Luchs, die ihr vielleicht noch nicht kanntet:

1) Gern allein

Wölfe verbringen fast ihr ganzes Leben in einer Familiengruppe. Der Luchs bleibt lieber allein. Die Weibchen ziehen zwar ihre Jungen groß, aber sobald diese alt genug sind, verlassen sie ihre Mutter auf der Suche nach einem eigenen Revier. Nur in der Paarungszeit treffen sich Männchen und Weibchen.

2) Die größte Raubkatze

Der Eurasische Luchs ist der größte Vertreter seiner Gattung und damit die größte Raubkatze Mitteleuropas. Mit einer Schulterhöhe von bis zu 70 Zentimetern und einer Körperlänge bis zu 120 Zentimetern wird ein Luchs etwa so groß wie ein Schäferhund.

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3) Ganz individuell, das Fell

Jeder Luchs hat ein anderes Fellmuster. Ähnlich dem menschlichen Fingerabdruck lassen sich Luchse individuell anhand dieses Musters identifizieren. Das funktioniert übrigens auch bei Tigern.

4) Ganz schön dicht

Das Fell des Luchses besteht aus bis zu 9000 Haaren je Quadratzentimeter. Zum Vergleich sind wir Menschen geradezu kahl: Auf unserem Kopf finden sich nur in etwa 200 Haare pro Quadratzentimeter. Der dichte Haarmantel isoliert den Luchs ideal gegen Kälte und Feuchtigkeit. Was man ja von unseren Haaren nicht unbedingt behaupten kann.

Luchs im Winter Kamerafalle
Mit so einem Pelz braucht der Luchs den Winter nicht zu fürchten © Julius Kramer / fokusnatur.de

5) Augen wie ein Luchs

Augen wie ein Luchs, nicht umsonst gibt es dieses Sprichwort. Tatsächlich sehen Luchse sehr, sehr gut. Beispielsweise eine Maus aus 75 Meter Entfernung. Wir Menschen hingegen können bei gutem Licht gerade noch eine 50 Meter entfernte Maus erspähen. Luchsaugen sind sechsmal so lichtempfindlich wie unsere Augen, unter anderem weil es in ihrer Netzhaut mehr Stäbchenzellen gibt, die auch noch bei geringem Licht funktionieren. Das hilft dem Luchs dabei, sich bei Nacht genauso gut zu orientieren wie bei Tag. Von Nachtblindheit kann hier keine Rede sein.

6) Ohren wie ein Luchs

Hören wie ein Luchs, auch ein zweiter Sinn hat es zu sprichwörtlichen Ehren geschafft. Töne im Bereich zwischen 65 und 70 Kilohertz nimmt der Luchs noch wahr, während wir Menschen bereits bei 16 bis 20 Kilohertz nichts mehr hören. Dem Gehör des Luchses entgeht tatsächlich nichts, keine Maus und natürlich auch kein Wanderer.

7) Das berühmte Pinselohr und der Wind

Backenbart, Stummelschwanz und natürlich das berühmte Pinselohr sind typisch für Luchse. Warum sie die haben ist bisher nicht eindeutig geklärt. Es wird vermutet, dass die schönen Pinselohren dem Luchs helfen, die Windrichtung zu bestimmen. Dies könnte ihm bei der Jagd helfen. Als Lauer- und Pirschjäger wartet der Luchs nämlich oft stundenlang auf seine Beute, greift mit großem Sprung an und tötet sie mit einem Biss an die Kehle.

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8) Ein Zuhause so groß wie Bremen

Die Reviergröße eines Luchses umfasst 50 – 400 Quadratkilometer, also zwischen 5000 und 40.000 Hektar. Das entspricht fast der Größe des Stadtstaates Bremen. Größe des Reviers und Dichte der Luchspopulation hängen eng mit dem vorhandenen Beutetierangebot zusammen. Die großen Gebiete braucht der Luchs, um regelmäßig erfolgreich Beute machen zu können. Dabei sind die Reviere der männlichen Luchse deutlich größer als die der Weibchen.

9) Was der Luchs frisst

Vielleicht fragst Du dich auch, wieviel denn so ein Luchs eigentlich am Tag frisst? Der tägliche Nahrungsbedarf von Luchsen liegt zwischen 1,1 und 2,7 Kilogramm Fleisch. Haben Luchse ein größeres Beutetier gerissen, ernähren sie sich oft mehrere Tage davon. Danach kann der Luchs auch ein paar Tage hungern. Im Schnitt erlegt ein Luchs etwa 50 Rehe pro Jahr.

10) Sie sind wieder da

In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts lebten in Europa gerade noch 700 Luchse. Mittlerweile sind es wieder etwa 9000. Die Populationen im Bayerischen Wald, Pfälzerwald und im Harz entstanden durch aktive Wiederansiedlung und erfolgten nicht durch ein eigenständiges Einwandern in die ursprünglichen Verbreitungsgebiete, wie beispielsweise beim Wolf.

Luchse in Deutschland noch immer bedroht

Obwohl Luchse heute streng geschützt sind und in Deutschland unter einer ganzjährigen Schonzeit stehen, werden immer wieder Luchse illegal geschossen oder vergiftet. Oder sie werden überfahren.  In Deutschland sind zwischen 2000 und 2017 sieben Luchse nachweislich illegalen Handlungen zum Opfer gefallen. Die Dunkelziffer kann dabei aber noch deutlich höher ausfallen.

Helft uns!

Und seid ihr nun auch auf den Luchs gekommen? Mehr Informationen über den Luchs in Deutschland, wie sich der WWF zum Schutz der Luchse einsetzt und wie ihr euch selbst engagieren könnt, findet ihr hier.

Wir würden uns sehr freuen!

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Breaking Boundaries auf Netflix: harte Fakten und ein bisschen Hoffnung

Bereits zu Anfang ist klar: Es geht für uns und unsere Kinder ums Überleben. Im gerade veröffentlichten Netflix-Film „Breaking Boundaries” zeigen der System-Ökologe Johan Rockström und David Attenborough was die Welt in Balance hält. Welche naturgesetzlichen Grenzen wir halten müssen. Und zieht die Schlussfolgerungen für unser Handeln und Wirtschaften.

Es ist ein düsteres Bild, das „Breaking Boundaries“ zeichnet. Sehr düster. Hoffnung? Nun ja. Wir müssen rasend schnell handeln, um den freien Fall zu stoppen. In der Hoffnung, dass keine finalen Kipppunkte eintreten. Wir verstehen, warum wir diese nie erreichen dürfen. Sonst droht eine Umwelt wie bei dem apokalyptischen Klassiker „Mad Max“.

Kipppunkte und Grenzen

Kipppunkte sind Schwellen, bei denen die Domino-Steinen reihenweise fallen. Etwa bei der Eisschmelze der Pole. Schmilzt der viele Kilometer dicke Eisschild bis hinunter in tiefere Lagen, dann sind die Temperaturen dort so hoch, dass das Eis immer noch schneller schmelzen wird. Es entsteht ein Teufelskreis.

Die planetaren Grenzen

Planetare Grenzen sind Klima und Temperatur, die Verteilung der Ökosysteme auf unserer Erde. Es ist die Artenvielfalt, die Wasserkreisläufe; die Nährstoffkreisläufe wie die der Phosphate und der Nitrate; und schließlich der Säuregehalt unserer Meere. Bei drei von sechs Grenzen sind wir bereits im Hochrisikobereich. Wir befinden uns im freien Fall. Der Fall gleicht der Ursache, dem ständigen Wachstum: größer, immer schneller und weiter.

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Wo wir Grenzen überschreiten — und wo (noch) nicht

Der hoch angesehene Wissenschaftler Rockström, Leiter des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der allseits verehrte David Attenborough haben viel zu zeigen und zu erklären. Zuviel Phosphat und Nitrat überdüngen (gelb) und zerstören die Bodenfruchtbarkeit, aber auch die Gesundheit von Seen, Flüssen und Meeren. Denken wir beispielsweise an die „Toten Zonen“, wie jetzt gerade beim “Meeresrotz” im Marmara-Meer oder in der Ostsee.

Wie die Ampeln stehen

Wasserkreisläufe sind global noch grün – somit intakt und innerhalb der globalen Grenzen. In Risikogebieten sind aber auch sie bereits weit im gelben Bereich. Mit Trinkwasserknappheit und Dürren inklusive der Ausbreitung von ariden Zonen und Wüsten.

Für die Klimaerhitzung haben wir gelb überfahren und sind teilweise bereits auch schon Rot. Wir sind in Hochrisikobereiche eingetreten, in denen wir immer näher an Kipppunkte herankommen.

„Gelb-Rot“ gilt ebenso für die Zerstörung von Ökosystemen. Ob der (Amazonas-) Regenwald überleben wird, ist nicht mehr sicher. Er wird immer schneller abgeholzt für Viehweiden und Viehfutter für den globalen Fleischverzehr. Wird das Amazonasgebiet in Zukunft zur Savanne, weil der Wald zu klein und segmentiert ist? Die Korallenriffe sind massiv vorgeschädigt und bei einer Klimaerhitzung von zwei Grad mit größter Wahrscheinlichkeit vollständig verloren.

Boundaries Netflix: Fischschwarm
Wir vernichten Arten in ungeahnter Geschwindigkeit © Netflix

Arten vernichten wir in einer Geschwindigkeit, vergleichbar mit den großen Aussterbewellen, induziert etwa durch überregional und global wirksame Vulkanausbrüche oder Meteoriteneinschläge. Wir befinden uns im blutroten Bereich. Unter anderem wegen des absurden Argumentes nur mit Intensiv-Landwirtschaft und Monokulturen die Ernährungssicherheit für die Menschheit zu erhalten. Das Gegenteil ist richtig, denn durch den Artenschwund steht heute die Ernährungssicherheit in Gefahr!

Nicht vergessen dürfen wir zudem die menschengemachten, lebensbedrohenden Schadstoffe unseres linearen, ressourcenintensiven Wirtschaftens wie Atommüll, Schwermetalle, (Mikro-)Plastik und auch die Luftschadstoffe. Johan Rockström ist sich nicht sicher, ob diese Schadstoffbelastungen nicht auch als planetare Grenze gelten müsste.

Was wir für die Hoffnung tun müssen

Eigentlich weiß ja auch der Gedankenloseste, was wir tun und lassen müssen, damit wir „stabil“ und gesund bleiben. Energie sparen und gewinnen aus Sonne und Wind, überall und dezentral. Nie wieder Wärme oder Energie aus fossilen Brennstoffen. Wälder erhalten, Feuchtgebiete, allen voran Moore wiedervernässen. Bäume pflanzen, um in vielen Jahrzehnten alte stabile Wälder zu haben. Es sind gute und günstige Kohlenstoffspeicher, auch noch für unsere Kinder und Kindeskinder.

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Diese hochwirksamen Anstrengungen zahlen auf mehrere der planetaren Grenzen ein. Wir können mit der Mobilisierung jeder/s Einzelnen hin zur Selbstwirksamkeit viel erreichen.

Hoffnung Ozonschicht

Mit einem letzten Beispiel gelingt es David und Johan große Hoffnung zu schaffen. Bei der Ozonschicht waren wir mal im tief roten Bereich. Hier hat es die Menschheit in wenigen Jahren durch global wirksame Entscheidungen und Anstrengungen — inklusive konsequenter Verbote der Schadstoffe — geschafft, die für uns überlebenswichtige Ozonschicht zu retten. Heute sind wir hier im grünen Bereich.

Wir haben noch dieses Jahrzehnt, um im besten Sinne egoistisch unser Leben und Wirtschaften in die planetaren Grenzen einzupassen. Damit wir der ganzen Menschheit ein Überleben, ja ein „Gutes Leben“ ermöglichen. Und, wie Johan Rockström und David Attenborough zeigen, unseren Planeten als unser „perfekt home“ erhalten.

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Grüne Welle – wie der WWF nationale Klimabeiträge bewertet

Sie sind euch bestimmt an der ein oder anderen Stelle schon begegnet: Die NDCs sind das Herzstück des Pariser Klimaabkommens. Diese “Nationally Determined Contributions” sind die nationalen Beiträge von Staaten zur Umsetzung des Pariser Abkommens: Jedes Land legt seine Emissionsziele und Klimapläne fest und reicht sie beim Klimasekretariat der Vereinten Nationen ein. Um in der Summe der Klimabeiträge die Ziele des Pariser Abkommens erreichen zu können, sollen diese alle fünf Jahre überprüft und nachgebessert werden. 2020 war die erste Überarbeitung der Klimabeiträge vorgesehen, allerdings wurde die Klimakonferenz aufgrund der COVID-19 Pandemie verschoben und damit haben die Staaten noch etwas Aufschub für ihre überarbeiteten NDCs bekommen.

Erst vor kurzem hatten wir euch berichtet, dass die bisher eingereichten Ziele nicht annährend ausreichen um das Ziel die Erderhitzung auf 2- (geschweige denn das 1,5-) °C  zu begrenzen und dass die EU ihr NDC nicht im ausreichenden Maß nachgebessert hat.

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Mittlerweile gibt es Anlass zur Hoffnung: Nach dem Amtseintritt Joe Bidens sind die USA wieder in das Pariser Klimaabkommen eingetreten. Das könnte der Beginn einer neuen Dynamik sein und dazu führen, dass mehr Staaten ihre Klimaschutz-Ambitionen erhöhen und verbesserte NDCs einreichen.

Doch wie geht man mit diesen neuen Vorschlägen am besten um?

Es ist gar nicht so leicht die NDCs der verschiedenen Länder zu vergleichen und zu bewerten. Bei den Emissionszielen beispielsweise nehmen viele Länder unterschiedliche Basisjahre. Während die EU ihre geplante Emissionsminderung im Vergleich zum Jahr 1990 angibt, geben die USA sie im Vergleich zu 2005 an. Das erschwert natürlich die Vergleichbarkeit. Ganz allgemein ist es gar nicht so einfach nachzuvollziehen: Was ist ein ambitioniertes, gutes Ziel und hilft uns das die 1,5‑Grad-Grenze einzuhalten – und was ist definitiv zu wenig?

Was ist ein gutes Ziel? Eine neue Methodik

Deswegen hat der WWF ein Werkzeug zur Bewertung der NDCs entwickelt: Die Checkliste #NDCsWeWant, mit der die neu eingereichten nationalen Klimabeiträge im Vergleich zu den ursprünglichen NDCs systematisch beurteilt werden können.

Die Liste beinhaltet zwanzig verschiedene Faktoren zur Messung des Fortschritts bei den Klimazielen in fünf Bereichen:

  1. Ambitionen der NDCs
  2. Förderung des Systemwandels
  3. Einbeziehung und Mitwirkung
  4. Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung
  5. Verfolgen des Fortschritts

Eine Weltkarte voller Ampeln

Das Ergebnis dieser Liste seht ihr hier: Eine Weltkarte mit allen Ländern, die schon ein neues NDC eingereicht haben, mit einem Ampelsystem, das zeigt wo das jeweilige Land steht. Leider ist diese Karte (noch) voller roter, orangefarbener und gelber Ampelfarben. Das sind die NDCs „we don’t want“, die zu wenig ambitioniert sind und zu wenig zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Auch die EU beispielsweise hat wegen ihrer zu geringen Emissionsreduktionen nur ein gelbes Ampelzeichen.

Fallbeispiel Lateinamerika und Karibik

Auch für eine regionale Übersicht bietet die Checkliste eine gute Grundlage. Wir haben einen neuen Bericht mit einer regionalen Einordnung der NDCs und ihrer Bewertungen von 15 Ländern Lateinamerikas und der Karibik vorgelegt.  Lateinamerikas und Karibik umfassen eine Vielzahl von Ökosystemen, darunter natürlich auch der bedeutsame Regenwald. Hier gibt es zunehmend extreme Wettereignisse infolge der globalen Erderhitzung. In Konsequenz haben fast alle Länder in der Region ihre NDCs verbessert. Fünf Länder haben in der NDC-Bewertung bereits eine grüne Ampel erhalten: Kolumbien, Suriname, Panama, Costa Rica und die Dominikanische Republik haben sich solche NDCs gesetzt, wie wir sie uns wünschen.

Klimaziele: Sturm über der Karibik
Einige Staaten in der Karibik stehen bei den Klimazielen auf Grün © Valio84sl / iStock/GettyImages

Weniger erfreulich sind jedoch die Entwicklungen in den größten Volkswirtschaften, Brasilien und Mexiko. Statt ihre NDCs ambitionierter zu gestalten, glänzen sie mit Rechentricks. Sogar mit steigenden Emissionen können sie ihre gesetzten Ziele erreichen. Das ist natürlich Augenwischerei und schlicht enttäuschend, noch mehr wegen einer besondere Vorbildfunktion in der Region. Insgesamt reichen aber – wie im Rest der Welt – die Klimaziele nicht aus, um die globale Temperaturerhöhung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

NDCs als Chance

Noch ist ein Zeitfenster bis zur internationalen Klimakonferenz in Schottland im November. Mit unserer Bewertung der NDCs rufen wir alle Staatsoberhäupter dazu auf ihre nationalen Beiträge zum Klimaschutz nochmal zu überdenken. Wir glauben, dass die NDCs eine Chance sind, nationale Ambitionen zu verstärken, zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen und Fortschritte im Klimaschutz messbar zu machen.

Mit großen Ambitionen für den Schutz von Mensch und Natur und der Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5‑Grad, sind die NDCs das richtige Werkzeug um am Ende vor einer Weltkarte voller grüner Ampeln zu stehen. Dafür brauchen wir jetzt schnelles und effektives Handeln von allen Ländern.

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Der Beitrag Grüne Welle – wie der WWF nationale Klimabeiträge bewertet erschien zuerst auf WWF Blog.