Madagaskar: im Auge der Klimakatastrophe

Das für seine Biodiversität bekannte Madagaskar leidet wie kaum eine andere Weltgegend unter den Folgen der Klimakrise: Hunger, Dürre, Flüchtlinge, Stürme. Es ist allerhöchste Zeit zu handeln, schreibt Nanie Ratsifandrihamanana, Geschäftsführerin des WWF-Madagaskar.

Der rote Staub bedeckt alles, was das Auge sehen kann. Ausgedörrtes Land, kilometerweit, ab und an stachelige Dickichte. Hier war einst kostbarer Mutterboden, der die Maisfelder im Süden Madagaskars ernährte.

Verheerende Sandstürme und die in den letzten drei Jahren drastisch zurückgegangenen Niederschläge haben jede Hoffnung auf eine Ernte zunichte gemacht. Zunehmende Trockenheit und Hitze lassen den Boden erodieren und erschweren den Anbau von Feldfrüchten. Die Klimakrise ist für die Menschen Realität.

Wohin man auch blickt, sieht man den drohenden Hunger: in den Feldern, die sich in Ödland verwandelt haben. In den erstickten Rindern und Kakteen. Und auf herzzerreißende Weise in den ängstlichen Augen der Eltern, die ihre Familien ernähren müssen. Die Menschen haben nichts mehr zu essen, Unterernährung ist sprunghaft angestiegen. Um zu überleben essen die Menschen Heuschrecken, Kaktusblätter und eine Mischung aus Lehm und Tamarindensaft.

Selbst die Lemuren hungern

Mit der Verschärfung der humanitären Krise nehmen auch die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt zu. Wellen von Klimaflüchtlingen fliehen aus dem von der Dürre heimgesuchten Süden und haben kaum eine andere Wahl, als die Wälder in den Schutzgebieten weiter nördlich abzuholzen. Oder sie lassen sich an der Westküste nieder und leben dort vom illegalen Fischfang. Die Natur erweist sich mehr denn je als einziges Sicherheitsnetz für diese Menschen in einer Zeit der Krise.

Madagaskar Ringelschwanzlemuren Katta Catta
Auch die berühmten Lemuren Madagaskars leiden © IMAGO / Nature Picture Library / Bernard Castelein

Auch die Tiere leiden. Selbst bei den berühmten Katta Ringelschwanzlemuren (Lemur catta) in der Region Atsimo-Andrefana haben wir Nährstoffmangel festgestellt.

Vierte Hungersnot in zwei Jahrzehnten

Wir sind in Madagaskar im Auge des Sturms der Klimakrise. Vor 30 Jahren waren Dürren selten. Heute sind sie Teil unseres Lebens geworden. Innerhalb von 21 Jahren ist dies mindestens die vierte Hungersnot und Dürre, mit der unser Land konfrontiert ist.

Steigende Lufttemperaturen verbunden mit dem Anstieg und der Erwärmung der Meere bedrohen unsere Insel, unsere Menschen und unsere einzigartige Artenvielfalt. In der ohnehin schon halbtrockenen südlichen Region der Insel wird bis zum Ende des Jahrhunderts ein Anstieg der Durchschnittstemperatur um 2,5 °C bis 3,5  Grad Celsius vorhergesagt, wenn die weltweiten Treibhausgasemissionen nicht drastisch zurückgehen.

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Doch nicht nur Dürre und Hitze, auch das Wasser hat seine eigenen Gefahren für uns. Steigende Meerestemperaturen haben zu heftigen Wirbelstürmen und damit zu Überschwemmungen im Norden des Landes geführt. Die häufigeren El-Niño-Zyklen verlängern die Dürreperioden und die tödlichen Tiomena-Sandstürme. Und auch das Meer selbst bleibt nicht verschont. Der Süden Madagaskars beherbergt das drittgrößte Korallenriffsystem der Welt. Doch durch die steigenden Meerestemperaturen bleichen die Korallen aus.

Wir haben in Madagaskar viel überlebt. Aber jetzt kommt etwas dazu…

Als Inselentwicklungsland haben wir viel Leid und Hunger erlebt. Aber wir haben dabei auch gelernt, dass wir widerstandsfähig sind. Doch dieses Mal sind es nicht nur Armut oder politische Krisen, die uns und unseren Kindern Leid zufügen. Es ist auch, und zwar zu einem großen Teil, die vom Menschen verursachte Klimakrise.

Madagaskar Klima Klimakrise Wasserknappheit: Menschen mit Kanistern
Wasser wird zum teuren Luxusgut. Auf den Dörfern im Süden wird Wasser in einem 20-Liter-Kanister für 800 Ariary verkauft, das sind etwa 20 Cent. Dreiviertel der Bevölkerung müssen aber mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen. © Tony Rakoto / WWF Madagascar

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Wir befinden uns in dieser Situation, weil die Welt nicht in der Lage ist, die Klimakrise angemessen anzugehen — und weil die madagassische Regierung jahrelang versäumt hat, die Auswirkungen angemessen zu planen und sich darauf vorzubereiten. Es schmerzt, es macht mich wütend.

Die Menschen hier haben das Gefühl, dass ihnen die Zeit und die Möglichkeiten ausgehen. Aber das stimmt zum Glück nicht. Wir können immer noch lenken, was die Zukunft bringt, wenn wir heute handeln. Die Welt muss aufwachen und die Gefahren des “business as usual” erkennen. Dürre und Hungersnot in Madagaskar, Überschwemmungen in Deutschland und China, Waldbrände in Russland, Amerika, der Türkei, Griechenland und Italien — so viele Menschenleben, Gemeinschaften und natürliche Lebensräume wurden zerstört. Das muss nicht so sein. Wir können Gunst der Stunde nutzen, da die Länder bis November ihre überarbeiteten nationalen Klimapläne und ‑ziele für das nächste Jahrzehnt bei der UNO einreichen. Diese müssen mit dem 1,5 Grad-Ziel übereinstimmen.

Es geht ums Überleben

UN-Generalsekretär António Guterres sagte kürzlich: “Die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs ist eine Frage des Überlebens für die vom Klima bedrohten Länder”. Dank der Fortschritte in der Wissenschaft wissen wir jetzt viel besser, wie extreme Wetterereignisse auf die Klimakrise zurückzuführen sind. Das zeigte auch zuletzt der neue IPPC-Bericht.

Wir kennen die Lösungen der Natur- und Klimakrise

Wir müssen die weltweite Klimakrise angehen, indem wir zunächst die fossilen Brennstoffe reduzieren und auf erneuerbare Energien umsteigen. Das Ernährungssystem müssen wir in Ordnung bringen und die Natur, von der wir alle abhängen, schützen und wiederherstellen. Die Herausforderungen der globalen Erwärmung und des Naturverlusts sind miteinander verknüpft — ebenso wie ihre Lösungen.

Neben der Umgestaltung unserer Energie‑, Land‑, Stadt- und Industriesysteme können naturbasierte Lösungen eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung dieser beiden Klima- und Naturkrisen spielen. Wenn wir die Natur nähren, können wir auch die Menschen nähren. Hier in Madagaskar und überall. Die Zeit zum Handeln in der Klimakrise ist jetzt gekommen.

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Stimme der Wissenschaft: Warum der IPCC-Bericht so wichtig ist

Es ist ein einziger Irrgarten der Abkürzungen. COP, UNFCCC, NDC.  Auch dabei beim bunten Buchstabenmix ist das IPCC, das “Intergovernmental Panel on Climate Change”, oder einfacher, der Weltklimarat der Vereinten Nationen. Dahinter versteckt sich also ein extrem wichtiger Akteur der internationalen Klimapolitik. Der Weltklimarat hat die Aufgabe, die wissenschaftliche Basis für die Politik herzustellen: Seine Mitglieder fassen den aktuellen weltweiten Stand der Forschung zur Veränderung des Klimas zusammen und halten diesen in ihren Berichten fest.

Der Weltklimarat erstellt selbst keine Studien, sondern prüft, sichtet und bündelt zehntausende bestehende wissenschaftliche Veröffentlichungen. Die Ergebnisse fasst er in Sachstandsberichten (engl.: Assessment Reports, AR) zusammen. Deswegen ist der IPCC-Report auch nicht „noch irgendein Bericht“, sondern es ist DER Bericht. Er durchläuft in seiner Erstellung so viele Review-Prozesse, bezieht so viele Studien mit ein und wird von so vielen Autor:innnen verfasst, dass er als Konsens der Wissenschaft anerkannt wird.

Die Basis für alle Entscheidungen

Das ist wichtig, weil der Weltklimarat dadurch enormes politisches Gewicht bekommt. Seine Sachstandsberichte bilden die wissenschaftliche Grundlage für Entscheidungen in der internationalen Klimapolitik. Er stellt die Basis her, auf der dann klimapolitische Entscheidungen rund um die Welt getroffen werden. Und er wird die Debatte um die Klimakrise nochmals anheizen.

Wie arbeitet das IPCC?

Die Erstellung der Berichte des Weltklimarats ist komplex und dauert lange. Hunderte Forscher:innen aus verschiedenen Disziplinen werten über Jahre wissenschaftliche Studien aus. Diese Arbeit ist hauptsächlich ehrenamtlich, nur ein Bruchteil der internationalen Wissenschaftler:innen ist vom IPCC angestellt.

Um die Arbeit zu erleichtern, ist der Weltklimarat in drei Arbeitsgruppen aufgeteilt:

Arbeitsgruppe 1 befasst sich mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels

Arbeitsgruppe 2 befasst sich mit den Auswirkungen des Klimawandels und

Arbeitsgruppe 3 befasst sich mit Optionen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen.

 

Ein Sachstandsbericht des IPCC umfasst dann die Arbeit aller drei Arbeitsgruppen. So ein Bericht wurde zuletzt 2014 veröffentlicht, sodass es jetzt Zeit für ein Update ist: 2022 kommt der sechste Sachstandsbericht „AR6“.

Und was steht jetzt im August an?

Im ersten Schritt zu dem vollständigen „Assessment Report 6“ wird am 9. August 2021 der Bericht der Arbeitsgruppe 1 veröffentlicht. Darin geht es um die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels. Die Arbeitsgruppen zwei und drei folgen nächstes Jahr.

Die „naturwissenschaftlichen Grundlagen“ – also nur noch ein weiterer Bericht, der uns sagt, dass wir uns in der Klimakrise befinden?

Jein.

Denn ja, in dem Bericht geht es um physische Fakten. Treibhausgaskonzentrationen, Temperatur- und Niederschlagsmessungen, Eisschmelze und der Anstieg des Meeresspiegels zeigen uns: Wir befinden uns bereits mitten in der Klimakrise. Die Forscher:innen nutzen hochkomplizierte Klimamodelle, um zu verstehen, wie und warum das Klima sich verändert. Daraus ziehen sie ein umfangreiches Verständnis über die Klimakrise, und ihre zukünftige Entwicklung.

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Andererseits ist der Bericht des Weltklimarats mehr als das. Er ist die gebündelte Stimme der Wissenschaft und fasst die neuen Erkenntnisse zum Klima auf sehr hohem Niveau zusammen. Denn seit dem letzten Bericht 2014 hat es große Fortschritte in der Wissenschaft gegeben. Beispielsweise gibt es eine neue Generation von Klimamodellen (CMIP6) mit besseren chemischen, biologischen und physischen Darstellungen der Erde. Außerdem haben die Modelle eine höhere räumliche Auflösung und helfen uns so dabei, das regionale Klima besser zu verstehen.

ippc bericht dürre hitze forschung
Inzwischen lassen Sich Hitze und Dürre besser vorhersagen © Jürgen Freund / WWF

Ein anderes Beispiel sind große Fortschritte in der sogenannten Attributionsforschung. Diese bewertet den Einfluss des menschengemachten Klimawandels auf die Entstehung von Extremwetterereignissen. Mittlerweile können Attributionsstudien diesen Zusammenhang gut nachweisen. Sie zeigen wie viel wahrscheinlicher Ereignisse, wie Hitzewellen oder Starkregen, durch die Erderhitzung wurden.

Was machen wir mit den neuen Erkenntnissen?

All diese Fortschritte der Wissenschaft liefern uns – und vor allem der Politik – wichtige Erkenntnisse und machen die Dringlichkeit von schnellem Handeln noch deutlicher. Das ist gerade jetzt vor der 26. UN-Klimakonferenz (COP26) wichtig: Denn im November kommen in Schottland wieder Staatsoberhäupter, Umweltminister:innen und Verhandler:innen aus der ganzen Welt im Rahmen der Verhandlungen zum Pariser Abkommen zusammen.

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Der IPCC Bericht liefert die Grundlage für die Klimakonferenz in Glasgow. Wir rufen alle Unterzeichnerstaaten des Paris Abkommens dazu auf, die Erkenntnisse des Weltklimarats ernst zu nehmen und erforderliche Maßnahmen zu erarbeiten. Auch in Deutschland haben wir in den letzten Wochen die Auswirkungen der Klimakrise zu spüren bekommen, genauso wie Menschen auf der ganzen Welt. Diese Auswirkungen drohen schlimmer zu werden, sodass es jetzt effektive, schnelle und gemeinsame Maßnahmen der Staatengemeinschaft braucht: Wir müssen die Erderhitzung auf maximal 1,5 Grad begrenzen, den Ausstoß von Treibhausgasemissionen beenden und emissionsfreie Gesellschaften und Wirtschaften aufbauen – und das schnell.

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Wildkatzen: Samtpfoten unserer Wälder

Wildkatzen leben versteckt und heimlich in unseren Wäldern und unterscheiden sich von Hauskatzen auch dadurch, dass sie niemals zahm werden. Das gilt zumindest für die europäische Waldkatze. Denn Wildkatzen gibt es von Europa über Afrika bis nach Asien in drei Arten:

  • Europäische Wildkatze oder Waldkatze – auch in Deutschland heimisch
  • Afrikanische Wildkatze oder Falbkatze – von ihr stammt unsere Hauskatze ab
  • Asiatische Wildkatze oder Steppenkatze – mit Punkten und Pinselohren

Europäische Wildkatze oder Waldkatze: bei uns zu Hause

Von Portugal und Spanien über Schottland, Frankreich, Deutschland, Italien, Griechenland und Polen bis in die Türkei reicht das Verbreitungsgebiet der Waldkatzen. Vielerorts sind sie wie bei uns selten geworden. Die Wildkatzen sind extrem scheu und leben vor allem in ungestörten Laub- und Mischwäldern, auch entlang von Küsten und an Sümpfen.

Woran erkennt man eine Wildkatze?

Europäische Wildkatzen sehen unseren getigerten Hauskatzen ähnlich, sind aber etwas größer und wirken durch ihr dickes Fell wuchtiger. Von einer Hauskatze unterscheiden kann man die Waldkatze anhand ihres auffällig buschigen Schwanzes. Dieser ist dick, relativ kurz, dunkel geringelt und am Ende stumpf mit schwarzer Spitze. Die Streifen von erwachsenen Wildkatzen sind außerdem verwaschener als die der Hauskatzen. Ihre Färbung reicht von gelblich-braun bis silbergrau. Es kommt allerdings häufig zu Verwechslungen mit Hauskatzen. Sicher nachweisen kann man Waldkatzen nur über eine genetische Probe.

Wie kann man Waldkatzen von Hauskatzen unterscheiden?
Europäische Wildkatze (Felis silvestris) mit buschigem, geringeltem Schwanz © Ralph Frank/WWF

Waldkatzen: echte Wildtiere

Wildkatzen sind für ihre Größe sehr wehrhaft, haben ein kräftiges Raubtiergebiss, scharfe Krallen und gute Sinne. Ihr Gehirn ist größer als das der Hauskatzen und sie gelten als noch intelligenter. Sie können gut klettern, bewegen sich aber meist am Boden und suchen sich Lager in Höhlen und unter großen Wurzeln.

Den Kontakt mit Menschen meiden die scheuen Katzen und kehren zum Beispiel auch nicht in ein Versteck zurück, das einmal von einem Menschen entdeckt wurde. Die Wildtiere sind nicht zähmbar. Auch in Gefangenschaft geborene und mit der Flasche aufgezogene Waldkatzen werden nicht handzahm.

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Können Wildkatzen miauen?

Ja! Aber es klingt etwas tiefer als bei unseren Hauskatzen. Ähnlich wie Hauskatzen knurren, fauchen, schreien und schnurren die wilden Katzen außerdem je nach Gemütslage. Und männliche Tiere – in der Jägersprache nicht Kater, sondern Kuder genannt – jaulen ebenfalls während der Paarungszeit.

Wo leben Wildkatzen in Deutschland?

Aufgrund ihrer heimlichen Lebensweise ist es nicht einfach, nachzuweisen wie viele Wildkatzen in Deutschland wo leben. DNA-Analysen gefundener Haare zeigen: Etwa 6000 bis 8000 Tiere sind es insgesamt, verbreitet vor allem in Süd- und Mitteldeutschland mit größeren Beständen in Eifel, Hunsrück, Harz und Hainich. Auch im WWF-Gebiet an der Mittleren Elbe sind sie inzwischen wieder heimisch.

Um Wildkatzen nachzuweisen, nutzt man Lockstöcke – Holzstäbe mit Baldrian, die die Tiere anlocken sollen. Im Video aus einer Wildtierkamera reibt sich eine Waldkatze nach langem Hoffen und Warten endlich am Lockstab und hinterlässt eine Haarprobe:

Bedrohte Streuner

Ursprünglich weit verbreitet, wurden Waldkatzen lange als schädliche Räuber bejagt und bei uns fast ausgerottet. Langsam kehren sie zurück und werden teilweise wieder angesiedelt. Aber immer noch gelten die Raubkatzen als stark gefährdet und teilweise vom Aussterben bedroht.

Im Verhältnis zu ihrer Größe sind ihre Streifgebiete riesig und die scheuen Tiere brauchen ständig Deckung. Zerschnittene Wälder, Siedlungen und ausgeräumte Landschaften trennen Populationen voneinander und erschweren die Fortpflanzung. Häufig werden Wildkatzen auch überfahren. Sie brauchen große, naturnahe Wälder oder strukturreiche Landschaften sowie Wildtierkorridore, die diese verbinden. Der WWF trägt in seinen Projektgebieten über den Waldschutz, die Entwicklung naturnaher Offenlandschaften, Gehölzpflanzungen und gezieltes Monitoring zum Schutz der Waldkatze bei. Sie steht in ganz Deutschland unter Naturschutz.

Wo leben Wildkatzen in Deutschland?
Kamerafalle: Waldkatze im WWF-Gebiet Mittlere Elbe bei Dessau © Sven Guttmann/WWF

Was fressen die wilden Katzen?

Wildkatzen fressen hauptsächlich Mäuse und Ratten, jagen aber auch Kaninchen, Vögel, Eichhörnchen, Fische, Frösche, Insekten und manchmal sogar Hasen und Rehkitze.

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Mischling aus Wildkatze und Hauskatze?

Unsere Hauskatze stammt nicht von der Europäischen Wildkatze ab. Es sind zwei unterschiedliche Arten mit verschiedener genetischer Herkunft. Waldkatzen sind weder verwilderte Hauskatzen, noch die Vorfahren unserer Haustiere. Unsere Hauskatzen sind Nachfahren der afrikanischen Falbkatze und wurden zuerst von den Römern nach Europa mitgebracht:

Afrikanische Wildkatzen, Falbkatzen: Von ihnen stammen unsere Hauskatzen ab.
Vorfahr unserer Hauskatze: Afrikanische Wildkatze (Felis lybica lybica) © IMAGO/Ardea/Clem Haagner

Theoretisch können sich Wildkatzen mit Hauskatzen paaren. Je nachdem, wie nah die Wildkatzenpopulationen beim Menschen leben, kann dies auch in Deutschland vorkommen. In unserem WWF-Projekt-Gebiet bei Dessau wurden bereits solche Hybriden nachgewiesen. Ohne genetische Analyse bleiben sie sicher auch häufig unentdeckt. Das ist allerdings in Deutschland nicht der Regelfall, sondern bisher eher die Ausnahme. Umso wichtiger ist es, Lebensräume und stabile Populationen zu erhalten oder zu entwickeln, die nur wenig von menschlichen Siedlungen beeinflusst werden.

Afrikanische Wildkatze oder Falbkatze: Vorfahren der Hauskatze

Afrikanische Falbkatzen sind sandfarben, schlank, mit spitzem, langem Schwanz und auffallend roter Hinterseite der Ohren. Außerhalb Afrikas findet man sie zum Beispiel auch auf Sizilien und Sardinien. Anders als Europäische Wildkatzen sind Falbkatzen zähmbar und viel weniger scheu und wurden schon früh domestiziert. Von ihnen stammt unsere Hauskatze ab.

Die größte Bedrohung für die Art der Falbkatzen ist heute ihre Vermischung mit Hauskatzen, wodurch es immer weniger reine Afrikanische Wildkatzen gibt.

Punkte und Pinselohren: Asiatische Wildkatze oder Steppenkatze

Asiatische Steppenkatze, die letzte der drei Arten von Wildkatzen
Punkte und Pinselohren: Asiatische Wildkatze (Felis lybica ornata) © IMAGO/imagebroker

Die dritte im Bunde der Wildkatzenarten ist die Asiatische Wildkatze. Ihr Aussehen ähnelt der Falbkatze. Doch ihr Fellmuster ist eher gefleckt als gestreift und sie haben Pinselohren.

Steppenkatzen gibt es vom Iran über Zentralasien bis nach Pakistan, Indien, China und die Mongolei. Ihr Lebensraum schwindet allerdings massiv, in Indien haben sie 90 Prozent ihres früheren Verbreitungsgebietes verloren.

Im Gegensatz zur europäischen Waldkatze müssen ihren asiatischen und afrikanischen Verwandten Büsche zum Verstecken reichen. Sie leben sogar in Wüsten und Halbwüsten, wenn es hier genügend Akazien und Sträucher gibt.

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Was wir den Ranger:innen schuldig sind

Stell dir vor, Du wirst zum Arbeiten in den Regenwald geschickt, in Flip-Flops, ohne Unterkunft, Moskitoschutz und Trinkwasser. Und stell dir vor, dein Arbeitgeber bezahlt dich am Ende des Monats dann nicht, obwohl Du einen guten Job gemacht hast.

Gibt es nicht? Doch. Sogar viel zu oft. Weltweit arbeiten viele Wildhüter:innen unter widrigsten Bedingungen. Ohne angemessene Ausbildung, Ausrüstung oder den Zugang zu essenziellsten Dingen, wie medizinische Versorgung oder Kommunikationsmöglichkeiten.

Warum Ranger:innen so wichtig sind

Dabei sind wir uns bestimmt alle einig wie wichtig ihre Arbeit ist. Ranger:innen erhalten die Umwelt. Sie schützen Tier- und Pflanzenarten, entfernen Schlingfallen, retten verletzte Tiere und sammeln wichtige Daten für den Artenschutz. Sie helfen lokalen Gemeinden, sich vor Wildtieren zu schützen und bekämpfen Wildfeuer. Ranger:innen unterstützen Tourismus und damit lokale Einkommensmöglichkeiten. Und sie bringen anderen Menschen Naturschutz nahe.

Ranger:innen schützen 15 Prozent der Land- und sieben Prozent der Wasserfläche auf unserem Planeten. 47 Millionen Quadratkilometer insgesamt. Kurz: sie sind das Rückgrat zur Bewahrung unserer Artenvielfalt, Ökosysteme und natürlichen Ressourcen und damit ganz grundlegend unverzichtbar für uns und unseren Planeten.

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Mehr Aufmerksamkeit für ihre harte und oft genug gefährliche Arbeit ist wirklich wichtig. 2019 haben wir eine Umfrage von über 7000 Ranger:innen aus 28 Ländern veröffentlicht. Mit frappierenden Ergebnissen. In Südasien hat beinahe jeder zweite auf Patrouillen keinen Zugang zu Kommunikationsmöglichkeiten – dabei kann das im Fall von schweren Verletzungen lebensrettend sein. Mehr als die Hälfte der Befragten hat selten oder nie Zugang zu Trinkwasser, mehr als Dreiviertel haben keine Moskitonetze. Entsprechend hoch ist die Rate der Infektionskrankheiten: In Afrika hatten mehr als zwei Drittel der Befragten in den letzten zwölf Monaten Malaria. Über 1000 Ranger:innen sind in den letzten zehn Jahren bei der Ausübung ihres Jobs ums Leben gekommen. Opfer eines Verbrechens zu werden ist dabei wesentlich wahrscheinlicher, als beispielweise durch Wildtiere getötet zu werden. Doch trotz der gefährlichen Arbeit sind weniger als die Hälfte bei Todesfällen abgesichert. Ihre Familien bleiben ohne Versorgung zurück.

Zusammen für die Ranger:innen!

Wir vom WWF wollen das ändern. Gemeinsam mit sieben anderen internationalen Organisationen, wie der Weltnaturschutzunion IUCN, der International Ranger Federation und Fauna & Flora International, haben wir die Universal Ranger Support Alliance URSA gegründet. Wir wollen mehr Sichtbarkeit und Anerkennung, gute Arbeitsbedingungen, faire Löhne und einen Absicherung für den Fall der Fälle. Und wir wollen einen global gültigen Verhaltenskodex verabschieden. All das braucht es, damit Ranger:innen ihre Arbeit in Zukunft sicher, professionell und unter angemessenen Bedingungen leisten können. Und das sind auch wichtige Voraussetzungen, um in angespannten und schwierigen Situationen richtig reagieren und Korruption widerstehen zu können.

Was wir tun

Für all das braucht es einen Systemwandel. Deswegen arbeitet URSA primär auf politischer Ebene. Denn die meisten Wildhüter:innen sind bei ihren jeweiligen Regierungen angestellt. Wir müssen daher die entscheidenden Stellen dazu bewegen, dass sich etwas ändert. Daneben werden wir vom WWF natürlich auch weiterhin Ranger:innen weltweit unterstützen. Wie etwa mit essentieller Ausrüstung oder Fortbildungen, so wie wir das zum Beispiel kürzlich im Lobéké Nationalpark in Kamerun gemacht haben.

Der World Ranger Day ist nur einmal im Jahr. Aber vielleicht sollten wir Ranger:innen viel öfter Wertschätzung zuteilwerden lassen, für die harte Arbeit an jedem neuen Tag. Sie schützen unseren Planeten. Und arbeiten letztlich auch für uns alle.

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580 Kilometer in Tierkostümen: Laufen für den Artenschutz

Es sind 36 Grad Celsius. Ich stecke in einem Zebra-Kostüm und vor mir liegen über 500 Kilometer Laufstrecke vom Ruhrgebiet nach Berlin. So hat alles angefangen, Mitte Juni bei mir zu Hause. Dann bin ich an elf Tagen von Nordrhein-Westphalen zum WWF nach Berlin gelaufen. In Tierkostümen. Auf meinem Weg viele tolle Erlebnisse, aber auch Hitze, Unwetter, Autoverkehr, enorme Entfernungen und ermüdende Verletzungen.

Warum macht man einen solchen Spendenlauf?

Tiger, Eisbär, Panda: Elf verschiedene Kostüme habe ich auf meinem Lauf nach Berlin getragen, jeden Tag ein anderes. Jedes Mal eine bedrohte Art. Natürlich ist das eine Herausforderung. Die Sicht ist eingeschränkt, die Hitzeentwicklung groß. Vor allem an den ersten drei Tagen meines Laufs mit durchschnittlich über 35 Grad. Aber ich wollte aufmerksam machen auf die bedrohten Arten und für sie Spenden sammeln. Das war das Ziel meines Laufs.

à Button: Link zur Aktion mit Spendenmöglichkeit

Hitze, Unwetter, Applaus: Die ersten Etappen

Ich habe nie gedacht, dass ich es nicht schaffen würde. Ich bin Triathlet und Laufen ist meine beste Disziplin, meine Leidenschaft. Gewöhnungsbedürftig war allerdings das Gefühl, in den Kostümen beim Laufen regelmäßig von Passanten angeguckt zu werden. Ich habe aber tatsächlich sogar viel Applaus bekommen und mich im Laufe der Etappen daran gewöhnt.

Insgesamt war das Laufgefühl in den Kostümen zum Glück gar nicht schlecht. Sie haben gut gepasst und ich hatte ausreichend Bewegungsfreiheit. Am heißesten war das Eisbärkostüm und im Panda-Kostüm bin ich ordentlich nass geworden. Denn nach den ersten drei unglaublich heißen Tagen folgte ein Unwetter am vierten Tag.

 

Es war ein ungewohntes Gefühl, weil das Kostüm nass und schwer geworden ist, dennoch aber kein Problem, die Etappe dann bis ins Ziel zu schaffen.

Laufen am Limit

Körperlich am meisten gefordert war ich an Tag sechs, als es von Hannover nach Braunschweig ging. Die letzten zehn Kilometer waren extrem anspruchsvoll, weil ich mich dort körperlich nicht ganz so gut gefühlt habe. Dort habe ich die Anstrengungen der vorigen Tage deutlich gespürt. Hinzu kam, dass ich mich sechs Kilometer vor Braunschweig einmal relativ stark verlaufen habe.

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Da war ich auch mental sehr gefordert. Im Hotel in Braunschweig schließlich, konnte ich beim Essen nahezu nicht mehr richtig aufrecht sitzen im Restaurant und habe mich fast schon hingelegt. Dafür habe ich mich bei anderen Gästen entschuldigt und die Hintergründe erklärt. Eine kleine Gruppe am Nebentisch war so begeistert von meiner Aktion, dass sie 500 Euro gespendet hat. Das hat mich wirklich total beeindruckt.

Noch drei Tage bis Berlin: Viel Verkehr und zwei Verletzungen

Im Zebra-Kostüm war ich an Tag acht nach Magdeburg unterwegs. Manch Autofahrer wird sich gewundert haben, als er an mir vorbeigerast ist: Die Etappe war aufgrund der schwierigen Verkehrslage nicht ungefährlich. Ich musste viele Kilometer auf Landstraßen laufen, direkt neben den vorbeifahrenden Autos.

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Die Königsetappe folgte an Tag neun von Magdeburg bis nach Brandenburg an der Havel mit insgesamt 87 Kilometern. Körperlich und mental sehr anspruchsvoll, aber ich war gut in Form und konnte sogar, gemessen an allen Etappen, den schnellsten Laufschnitt laufen. Diese Etappe war sicher jene, die ich am meisten in Erinnerung behalten werde.

Auf Etappe zehn nach Potsdam habe ich mir einen Muskelfaserriss und eine Entzündung der echten Achillessehne geholt, was mich die komplette Etappe elf nach Berlin zum WWF begleitet hat. Auch das war körperlich noch einmal sehr anspruchsvoll. Aber für mein Ziel habe ich das gerne auf mich genommen.

Es hat sich gelohnt!

Am Ziel: Jan fit, Panda müde © privat

Ich hoffe, ich konnte Euch mit meinem kleinen Lauftagebuch rückblickend ein wenig mitnehmen auf mein Abenteuer Spendenlauf. Beendet habe ich meinen Lauf mit dem guten Gefühl, tatsächlich einen kleinen Beitrag geleistet zu haben, die Situation bedrohter Tiere zu verbessern. Die Aktion hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass sie nicht einzigartig bleiben darf, sondern dass es regelmäßiger Hilfe von möglichst vielen Menschen bedarf, um nachhaltig die Lebenssituation vieler Tiere zu verbessern. Ich bin mir sicher, dass das dann auch nachhaltige Effekte für die Umwelt hat.

Auf der Plattform „Action Panda“ könnt auch Ihr Spendenaktionen starten!

Ich habe tolle Erfahrungen auf den einzelnen Etappen meines Spendenlaufs gesammelt und mich sehr gut damit gefühlt, an meine Leistungsgrenze zu gehen, ohne dabei Platzierungen oder Pokale im Auge zu haben, sondern um Hilfe zu leisten für Tiere. Gesellschaftlich gesehen sind solche Ziele sicherlich auch als wichtiger als  persönliche Erfolg eines Einzelsportlers. Ich bedanke mich von ganzem Herzen für die super Unterstützung des WWF und von allen Menschen, die mich begleitet und gespendet haben!

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