COP26 Glasgow: Was die Klimakonferenz in Glasgow leisten kann — und muss

Was ist von der COP26 in Glasgow für das Klima zu erwarten? Ein Gastbeitrag der britischen Botschafterin in Berlin, Jill Gallard. 

Gestern startete in Glasgow die Weltklimakonferenz COP26. Ein wichtiger Moment für alle, die sich lange und intensiv darauf vorbereitet haben. Ich habe während meiner Laufbahn als Diplomatin gesehen, wie das Thema Klimaschutz für britische Regierungen immer wichtiger wurde. Seit ich vor einem Jahr nach Berlin kam, haben mein Team und ich uns sehr bemüht, zum Erfolg der COP26 beizutragen, ebenso wie alle anderen Botschaften, deren diplomatische Bemühungen auf Hochtouren liefen, und natürlich das Team in London, das alles koordiniert hat.

Einige Fortschritte lassen sich bereits verzeichnen:

Durch unsere Partnerschaft mit Italien, bei der COP, aber auch als G7 und G20 Vorsitzende, konnten wir den internationalen Klimaschutz ganz oben auf die politische Agenda setzen. Viele Länder haben ehrgeizigere Klimaschutz-Zusagen (NDCs) vorgelegt – darunter alle G7-Staaten.

Neue Ankündigungen der Geberländer, nicht zuletzt von Deutschland, und ein neuer „Fahrplan“ für Klimafinanzierung lassen erwarten, dass wir die versprochenen 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für die Unterstützung der Entwicklungsländer in naher Zukunft erreichen werden. Und nie zuvor gab es so viel technologischen Fortschritt, Engagement und so viele Ideen, um die Welt auf den Weg der Klimaneutralität zu bringen.

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Aber die Herausforderungen bleiben riesig. Auch mit den inzwischen 116 neuen beziehungsweise aktualisierten NDCs sind wir noch weit von dem entfernt, was für die Einhaltung des 1,5‑Grad-Ziels notwendig ist. Vom G20-Gipfel am Wochenende kamen zwar einige positive Signale, aber sie sind „Tropfen in einem sich rasch erwärmenden Ozean“, wie Premierminister Boris Johnson sagte. Also nicht genug.

Was kann, was muss die Klimakonferenz in Glasgow leisten?

Unser erstes Ziel ist eine Einigung auf die noch offenen Punkte des Pariser Abkommens. Wir erwarten von allen Verhandlern, dass sie mit der ernsthaften Bereitschaft nach Glasgow kommen, nach Lösungen zu suchen.

Unser zweites Ziel sind ehrgeizige neue Zusagen, vor allem in den Bereichen Minderung, Anpassung und Finanzierung. Wir brauchen mehr Mittel für Anpassung, denn der Klimawandel passiert jetzt, vor allem in ärmeren Ländern. Darüber hinaus brauchen wir konkrete Maßnahmen, um Klimaschutzziele umzusetzen: Wir müssen schnell aus der Kohlekraft aussteigen, die Wende zur Elektromobilität beschleunigen und die Waldzerstörung stoppen. In diesen drei Bereichen hat das Vereinigte Königreich seit Beginn unserer Präsidentschaft gezielte Kampagnen verfolgt, die auf der COP26 mit speziellen Thementagen prominent behandelt und natürlich nach der COP weiter vorangebracht werden.

Jill Gallard Botschafterin UK Berlin und der stellvertretende Botschafter Kieran Drake vor der Berliner Mauer
Die Botschafterin und der stellvertretende Botschafter Kieran Drake © British Embassy Berlin

Unser drittes Ziel ist eine inklusive COP, bei der verschiedene Stimmen Gehör finden – Vertreter indigener Völker, die Jugend, die breite Zivilgesellschaft. Die UN-Initative „Race to Zero“ bündelt Klimaneutralitäts-Zusagen von Unternehmen, Städten, Regionen. Als Botschafterin hier in Deutschland freut es mich besonders, dass in letzter Zeit einige namhafte deutsche Unternehmen, mehrere Städte und einige Bundesländer dem „Race to Zero“ beigetreten sind.

Keine Wunder zu erwarten, aber Fortschritte

Wir werden keine Wunder bewirken können in Glasgow. Aber ich hoffe, dass wir in diesen drei Bereichen Fortschritte machen, mit Unterstützung unserer wichtigsten Partner. Als Präsidentschaft sind wir bereit, viel Verantwortung zu übernehmen, aber zum Gelingen von Glasgow müssen alle 197 Staaten beitragen.

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Unseren Partnern in Deutschland– der Bundesregierung, deutschen NGOs und Jugendorganisationen, Unternehmen und der Wissenschaft sei an dieser Stelle herzlich gedankt für ihre Unterstützung.

Das eigene Beispiel

Als Botschafterin versuche ich, mit gutem Beispiel voranzugehen: An der Botschaft in Berlin haben wir komplett auf Ökostrom umgestellt. Mein Dienstwagen ist ein elektrischer Jaguar, und ich fahre viel Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Wegwerfplastik haben wir komplett aus der Botschaft verbannt.

Es sind die kleinen Dinge des Alltags, mit denen jeder von uns etwas tun kann. Um unseren Planeten zu schützen, und die unser aller Bewusstsein für die Umwelt schärfen.

Hinweis: In diesem Beitrag ist eine Umfrage eingebunden, bitte besuche die Webseite, um an der Umfrage teilzunehmen.

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Walrosse: Zahngehende Rechtshänder

Wozu Walrosse ihre Stoßzähne brauchen, warum sie von Klippen fallen, wie Walross-Mamas kuscheln – und wie Ihr von Zuhause mithelfen könnt, Walrosse zu finden:
13 faszinierende Fakten über die schweren Kolosse.

Seltener Besuch — Walross auf Baltrum

Das Aufsehen war groß, als vor einigen Wochen eine Walross-Dame im deutschen Wattenmeer auftauchte. Auf der Nordsee-Insel Baltrum ruhte sie sich einige Stunden aus, bevor sie in Richtung Niederlande weiterzog.

Walrosse leben auf arktischem Treibeis rund um den Nordpol.
Zuletzt war vor über 20 Jahren eines in der südlichen Nordsee gesichtet worden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Meeressäuger weite Strecken schwimmen. Immer wieder einmal verirren sich einzelne, abenteuerlustige Tiere in den Süden. Doch die Klimakrise könnte zu mehr solcher Wanderbewegungen führt. Denn schmelzendes Eis drängt die Walrosse in der Arktis zusammen.

Der auf den Zähnen geht

Wie groß werden Walrosse? Und warum haben sie Stoßzähne?
Wozu brauchen Walrosse ihre Stoßzähne? © IMAGO/Paul Souders & Danita Delimont

Auffälligstes Merkmal sind die langen Stoßzähne, auch Hauer genannt, die wie Elefantenstoßzähne aus Elfenbein bestehen. Sie werden um die 50 Zentimeter, im Rekordfall auch bis zu einem Meter lang.

Die Stoßzähne dienen der Verteidigung, als Eispickel und zur Fortbewegung: Walrosse ziehen sich daran vorwärts. Insbesondere, um vom Wasser auf Eis oder Klippen zu gelangen. Ihr wissenschaftlicher Name Odobenus rosmarus heißt denn auch soviel wie „Zahngehendes Seepferd“. Vor allem aber zeigen die Stoßzähne den Artgenossen Alter, Geschlecht und sozialen Status an.

Da bekommt selbst der Eisbär Angst

Walrosse sind riesig. Sie können bis zu dreieinhalb Meter lang und 1,8 Tonnen schwer werden. Eisbären und Orcas sind die einzigen natürlichen Feinde der großen und schweren Tiere. Doch die sind alles andere als leichte Beute und fügen ihren Fressfeinden mit den Stoßzähnen nicht selten tödliche Verletzungen zu.

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Walrosse: Auch an Land erstaunlich schnell

Wie schnell werden Walrosse? Wie lange können sie unter Wasser bleiben?
Elegante Schwimmer © naturepl.com / Franco Banfi / WWF

Walrosse gehören zu den Robben. Aber während sich die anderen Arten an Land mühsam mit ihren Vorderflossen vorwärts ziehen, können Walrosse auf allen Vieren laufen. Auch wenn das etwas ungelenk aussieht, werden sie dabei etwa so schnell wie wir Menschen.

Durchs Wasser gleiten die Kolosse fast schon elegant und können per Rückstoß mit ihren kräftigen Hinterflossen bis zu 35 km/h erreichen. Meistens schwimmen sie aber viel langsamer.

Fürsorgliche Mamas

Walross-Mütter halten und umarmen ihr Junges mit den Vorderflossen ähnlich wie wir Menschen ein Baby. In der Regel wird je nur ein Kalb geboren. Vor der Geburt verlässt die Kuh die Herde und zieht ihr Jungtier zunächst alleine auf. Möglicherweise damit das Kleine von den Großen nicht zerquetscht wird. Oder weil der Geruch der Gruppe eher Fressfeinde anzieht.

Walrossmütter kuscheln mit ihren Babys. Aber warum stürzen Walrosse von Klippen?
Mutterliebe © Paul Nicklen/National Geographic Stock / WWF-Canada

Warum Walrosse von Klippen fallen

Tonnenschwere Walrosse stürzen hilflos von einer Klippe in den Tod, überschlagen sich dabei an den schroffen Felsen: Die grausame Szene stammt aus der Netflix-Naturdoku „Unser Planet“, die in Zusammenarbeit mit dem WWF entstanden ist. Der Bayerische Rundfunk hat mich zum Grund für die schockierenden Bilder interviewt:

Hauptlebensraum der Walrosse sind die Eisschollen des Packeises. Hier schlafen sie und ruhen sich zwischen ihren Tauchgängen aus. Doch fehlendes Eis treibt Zehntausende von ihnen auf einen schmalen Küstenstreifen im Norden Russlands. Immer mehr Tiere kommen nach und die hinteren müssen auf eine Klippe ausweichen, von der sie dann hinunterstürzen.

Helft uns, Walrosse zu finden und zu zählen!

Im Gegensatz zu den Eisbären sind Walrosse noch gar nicht umfassend erforscht. Wie stark sind sie wirklich von der Klimakrise betroffen? Wie viele leben wo in der Arktis? Das wollen wir durch die Auswertung tausender Satellitenbilder herausfinden. Enorme Datenmengen, die wir nicht allein bewältigen können. Deshalb rufen wir die Öffentlichkeit dazu auf, zu Walross-Detektiven zu werden.

Hier könnt Ihr Euch als Gruppe oder Einzelperson anmelden und online helfen, Walrosse zu orten: geohive.maxar.com/walrus
Da es eine Aktion des britischen WWF ist, ist die Seite auf Englisch. Aber alles wird gut erklärt und Ihr bekommt zunächst ein kleines Training, bevor es richtig losgeht. Vielleicht könnt Ihr Euch das nach diesem Video noch besser vorstellen:

Citizen Science heißen Projekte, die Freiwillige an wissenschaftlichen Untersuchungen beteiligen, wie es inzwischen in vielen Bereichen des Artenschutzes geschieht.

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Doch Tieftaucher!

Walrosse leben gerne in flachen Küstengewässern, wo sie auf dem Grund nach Nahrung suchen. Meist in höchstens 80 oder 90 Metern Tiefe. Erst seit ein paar Jahren weiß man, dass sie auch mehr als 500 Meter tief tauchen können.

Angepasst an ein Leben im Eismeer

Ihre bis zu 15 Zentimeter dicke Fettschicht schützt die Arktisbewohner vor Kälte. Während des Tauchens verlangsamt sich außerdem die Herzfrequenz, um weniger zu frieren. Zusätzliche Blutgefäße und ein Protein in ihren Muskeln speichern Sauerstoff. Eine halbe Stunde können Walrosse unter Wasser bleiben, bis sie wieder auftauchen müssen, um zu atmen.

Wie schlafen Walrosse? Wie atmen sie?
Eis: Ort zum Ruhen und Schlafen © Wild Wonders of Europe / Ole Joergen Liodden / WWF

Das Walross ist ein Feinschmecker…

Auch wenn Walrosse manchmal Fische und größere Tiere wie zum Beispiel andere Robben jagen: Ihre Leibspeise sind Muscheln und Schnecken, die sie mit den Vorderflossen knacken und mit den Lippen aussaugen. Bis zu 6000 Muscheln in einer einzigen Mahlzeit!

… und Rechtshänder

Um die Muscheln im Sand zu finden, wühlen Walrosse den Meeresgrund auf. In den allermeisten Fällen nutzen sie dazu die rechte Flosse, nur äußerst selten die linke. Manchmal prusten sie auch einen starken Wasserstrahl auf den Sand. Fast wie bei einem Hochdruckreiniger.

Walrosse trinken nicht

Wie andere Robben bezieht ein Walross seine Flüssigkeit allein aus der Nahrung. Es ist deshalb besonders schlimm, wenn die Tiere länger nichts zu fressen finden.

(Lärm-) empfindliche Wesen

Was fressen und trinken Walrosse? Wie viele Walrosse gibt es noch?
Walrosse leben in Herden © Lin Pepper

Walrosse könnten in näherer Zukunft aussterben. Sie gelten laut Roter Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN als gefährdet.

Schon im 19. Jahrhundert hat der Mensch sie einmal fast ausgerottet: Die Meeressäuger wurden für ihr Fleisch und Fett, ihre Stoßzähne, Knochen, Haut und Flossen stark bejagt. Letztere galten als Delikatesse. Heute stehen Walrosse unter Naturschutz. Nur indigene Völker, denen sie als wichtige Nahrungsquelle dienen, dürfen sie noch jagen.

Doch abgesehen von Klimakrise und Erderhitzung fangen wir Menschen ihnen den Fisch weg, verschmutzen ihr Wasser und bedrohen sie mit unseren Schiffen, Bohrinseln und auch Flugzeugen. Denn Walrosse sind empfindlich.
Suchen sie durch fehlendes Eis Ruheplätze auf dem Festland, können niedrig fliegende Flugzeuge sie so erschrecken, dass Herden auf der Flucht ins Wasser enorm viele Jungtiere erdrücken. Unterwasserlärm stört ihre Brunftrufe und Kommunikation und trennt so Mütter von Kälbern. Die bedrohten Riesen brauchen dringend große, gute Schutzgebiete. Und sie brauchen ihr Eis.

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Vampire, Mumien, Hexen: Halloween der Natur

Manchmal muss man wirklich denken die Natur hätte für den Halloweengrusel Pate gestanden. Oder war es gar anders rum? Jedenfalls gibt es Vampire, Mumien, Hexen und noch viel mehr zu entdecken. 

Knusper Knusper Knäuschen

Fingertier Halloween aye aye
Trick or treat? © imago / GFC Collection

Diese „Halloween-Hexe“ mit buckligem Rücken, großen, gelben, bei Nacht leuchtenden Augen und struppigen Fell alias Fingertier gehört zu den Primaten. Fingertiere gibt es nur auf Madagaskar. Sie leben nachtaktiv und ernähren sich am liebsten von Insekten, Insektenlarven, Nüssen ebenso wie von Früchten. Als Anpassung an die Art der Nahrungssuche besitzen Fingertiere zwei besondere Merkmale: ein nagerähnliches Gebiss mit meißelartigen Schneidezähnen und die namensgebenden verlängerten Mittelfinger, die als Tast- und Jagdwerkzeuge dienen.

Mit den langen Fingern klopfen die hauskatzengroßen „Hexen“ zum Beispiel Holz ab, um Hohlräume zu orten, genau dort mit ihren kräftigen Zähnen die Rinde aufzubeißen und wiederum mit den langen Fingern Larven heraus zu fischen. Auf dieselbe Art und Weise prüfen Fingertiere die Qualität von Kokosnüsse und Mangos und fressen nur die besten Früchte. Diese Art der Nahrungssuche entspricht der von Spechten, die allerdings hingegen mit ihren Schnäbeln klopfen und pulen.

Gürteltier Halloween
Keine Mumie, ein Gürteltier © imago stock&people

Das Tier als Mumie

Wer hat sich denn da in Klopapier eingewickelt? Neunbinden-Gürteltiere haben einen plumpen Körper, kurze Beine und einen langen Schwanz. Außenherum tragen sie einen Panzer. Dieser besteht aus vielen kleinen Knochenplättchen, die in der Körpermitte und am Schwanz in klopapierlagenartigen, gürtelähnlichen Ringen angeordnet und mit der nächsten Reihe gelenkig verbunden sind. So besitzen die Tiere trotz des Panzers eine gute Beweglichkeit. Am Kopf, in der Schulterregion und auf Höhe des Beckens sind die Platten zu Schilden verwachsen. Gürteltierbabys kommen schon mit einem Panzer zur Welt. Dieser ist allerdings anfangs noch weich und verknöchert erst im Laufe der Zeit. Der fertige Panzer besitzt dann eine Stärke von ca. zwei bis drei Millimeter und schützt die wandelnden „Mumien“ vor allem vor dornigem Gestrüpp und weniger gut vor Fressfeinden wie Puma und Jaguar.

Wie es sich an Halloween gehört, leben Neunbinden-Gürteltiere nachtaktiv. Im Dunkeln gehen sie auf Nahrungssuche. Mit einem Schlag ihrer langen, klebrigen Zungen fangen sie vor allem Käfer, andere Insekten sowie kleine Wirbeltiere. Tagsüber verkriechen sich die Neunbinden-Gürteltiere in ihren Erdhöhlen.

Halloween Moschustier
Zum Glück sind Moschustiere Vegetarier © imago images / Ardea

Bambi und Dracula

Die in bewaldeten Bergregionen Mittel- und Ostasiens lebenden Moschustiere sehen auf den ersten Blick aus wie Rehe. Sie gehören wie diese zu den Paarhufern. Aber weder Weibchen noch Männchen tragen ein Geweih. Dafür besitzen männliche Moschustiere lange spitze Eckzähne, die weit aus dem Maul herausragen. Vor allem in der Brunftsaison setzen sie diese „Vampirzähne“ im Kampf gegen Artgenossen ein, um sich Zugang zu Weibchen zu verschaffen. Aber keine Angst, bei der Nahrungssuche spielen die langen Zähne keine Rolle. Moschustiere trinken nämlich nur grünes Blut. Also, äh, sie ernähren sich rein pflanzlich.

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Ein weiteres charakteristisches Merkmal der männlichen Tiere sind die Moschusdrüsen. Das wertvolle Sekret dieser Drüsen wird seit Jahrtausenden zur Herstellung von Parfümen und Seifen sowie in der Asiatischen Medizin verwendet. In der Kosmetikindustrie ist echter Moschus mittlerweile weitestgehend durch künstlich hergestellte Duftstoffe ersetzt. In der Asiatischen Medizin ist Moschus allerdings weiterhin stark nachgefragt. Vor allem in China und Korea wird Moschus bei Herz-Kreislaufbeschwerden ebenso wie bei Atemwegserkrankungen eingesetzt. Von den sieben Moschustierarten gelten alle als „bedroht“, sechs sogar als „stark gefährdet“.

Huh-Huuuuh

Lautlos schwebt die Ost-Kreischeule durch die Nacht. Zur Halloweenfeier ist nur die graue Farbvariante eingeladen. Sie kommt natürlich als Geist. Ihre Feder„ohren“ dienen als Tarnhilfen im Geäst. Die Augen leuchten gespenstisch in Gelb. Spooky ist auch die Art wie Eulen ihren Kopf zu drei Vierteln um die eigene Achse drehen. So können sie zum einen mit minimaler Bewegung in einem großen Bereich rund um sich herum nach Beute suchen. Zum anderen können sie bei auf die Beute fixiertem Blick im Jagdanflug komplizierte Flugmanöver ausführen, ohne die Beute aus den Augen zu verlieren. Anatomische Besonderheiten bei Eulen verhindern, dass sie sich bei den extremen Verdrehungen des Kopfes die Blutzufuhr zum Gehirn abschnüren.

Kreischeule Halloween
Was kreischt da so in der Nacht? Ein Pferd? © imago images / blickwinkel

Eigentlich wäre das namensgebende Kreischen einer Kreischeule im nächtlichen Wald ja schon schaurig genug gewesen. Die Laute der Ost-Kreischeule sind aber fast noch unheimlicher. Als Ausnahme dieser Gattung wiehert sie wie ein Pferd. Vielleicht der kopflose Reiter?

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Nachtjäger mit Röntgenblick

Die Zeichnung der Welwitsch-Fledermaus erinnert mich an ein Kind im Skelettanzug. Deshalb habe ich sie für diese Zusammenstellung ausgewählt. Welwitsch-Fledermäuse leben in den Savannen des südlichen und östlichen Afrikas. Sie besitzen ein braunes Fell, sind nachtaktiv und machen Jagd auf Insekten. Man sagt Fledermäuse würden mit den Händen fliegen. Tatsächlich sind bei diesen einzigen fliegenden Säugetieren die Fingerknochen stark verlängert. Die Flughaut spannt sich zwischen den Fingern, Armen und Beinen. Diese ist bei der Welwitsch-Fledermaus schwarz, die Knochen ihrer Finger und Arme sind in leuchtendem Halloween-Kürbis-Orange nachgezeichnet.

Halloween Welwitsch-Fledermaus
Welwitsch Fledermaus © Piotr Naskrecki

Zum Ruhen, Putzen und Schlafen hängen sich Fledermäuse kopfüber mit den Füßen auf. Dabei hilft ihnen ein Mechanismus ihrer Sehnen, der ohne Muskelkraft funktioniert. So können sie stunden- und monatelang und sogar über den Tod hinaus hängen bleiben. Die Geburten erfolgen bei Fledermäusen jedoch nicht kopfüber. Zum Gebären stellen sich die Weibchen hin und fangen ihren Nachwuchs mit den Flügeln auf.

Fledermäuse sind ein wichtiger Teil der Ökosysteme. Sie fressen Insekten, bestäuben Blüten und verbreiten Samen.

Zum (Beutel-)Teufel

Beutelteufel gehören ebenso wie Kängurus und Koalas zu den Beuteltieren und leben auf der südlich des australischen Festlandes gelegenen Insel Tasmanien. Von der Statur sehen Beutelteufel aus wie eine Mischung aus Hund, Ratte und Marder. Namensgebend sind nicht nur das schwarze Fell und die sich bei Erregung rot färbenden Ohren, sondern auch das markerschütterndes Geschrei und ihr aggressives Verhalten bei der Nahrungssuche. Beutelteufel haben starke Kiefer und eine enorme Beißkraft. Zu ihrem Beutespektrum zählen sämtliche Tierarten bis zur Größe von kleineren Kängurus. Vor allem aber ernähren sich Beutelteufel von Aas. Sie verschlingen ihre Beute mit Haut und Haaren, verputzen sämtliche Organe und Teile des Skeletts.

Beutelteufel Halloween
Jetzt gibt es rote Ohren! © ozflash / iStock / Getty Images

 

Als Beuteltiere werden die Beutelteufelbabys in einem sehr frühen Stadium geboren und wachsen dann im Beutel der Mutter heran. Anders als bei Kängurus öffnet sich der Beutel der Beutelteufel allerdings nach hinten, so dass keine Interaktionen zwischen Mutter und Kindern möglich sind. Bald nachdem die jungen Beutelteufel im Alter von einem knappen Jahr selbstständig geworden sind, paaren sich die Weibchen erneut und der Zyklus beginnt von vorn.

Sind das Leichenteile?

Auch bei Pflanzen gibt es Gruseliges zu entdecken. Nach der Blütezeit der Löwenmäulchen kommen die ausgetrockneten Samenkapseln zum Vorschein. Diese sehen doch aus wie kleine Totenköpfe  oder?

Und aus dem Reich der Pilze ist das Judasohr zu erwähnen. Der bräunliche Fruchtkörper dieses weltweit verbreiteten Pilzes hat häufig die Form einer Ohrmuschel. Judasohren sind auch bei uns heimisch. Wenn du eines findest, drücke ich die Daumen, dass es nicht echt ist…

Was findet ihr in der Natur besonders gruselig? Schreibt uns!

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Schneeleoparden: Äußerst außergewöhnliche Katzen

Schneeleoparden gehören zu den seltensten und am wenigsten erforschten Katzen der Erde. Sie sind extrem schwer zu entdecken. Trotzdem weiß man, dass sie „Schneeschuhe“ tragen, fette Beute und große Sprünge machen, aber nicht brüllen können.
12 erstaunliche Fakten:

Höhen, in denen keine andere Katze überlebt

Schneeleoparden leben in äußerst unwegsamem, meist steilem und felsigem Gelände auf bis zu 5500 Metern Höhe. Keine andere Katze könnte so weit oben überleben!
Nur noch um die 5000 Schneeleoparden gibt es insgesamt. Ihre Heimat sind die Hochgebirge Zentralasiens und des Himalajas, vom südlichen Sibirien über die Mongolei und China bis nach Afghanistan, Nepal und Indien.

Wie sehen Schneeleoparden aus?
Perfekt an die Kälte angepasst © Purestock / GettyImages

Eingekuschelt: Wie Schneeleoparden die Kälte aushalten

Die Gebirgskatzen sind perfekt an ihren Lebensraum angepasst. Sie haben im wahrsten Sinne des Wortes ein dickes Fell mit bis zu 4000 Haaren pro Quadratzentimeter. Ihr Winterfell wird am Bauch zwölf Zentimeter lang.
Beim Schlafen rollen sich Schneeleoparden in ihren langen, buschigen Schwanz, den sie auch wärmend über die Schnauze legen. In ihren vergrößerten Nasenhöhlen können sie außerdem vermutlich kalte Luft aufwärmen, bevor sie in die Lungen gelangt.

Auf großem Fuß

Schneeleoparden haben verhältnismäßig große Pfoten mit behaarten Sohlen. Das hilft gegen die Kälte und vergrößert die Fläche noch einmal, um nicht im Schnee einzusinken.

Sensation Vierlingsgeburt

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Mit Hilfe von Kamerafallen, aufwändiger Feldforschung und noch aufwändigeren Besenderungen erforscht der WWF die Schneeleoparden, um sie besser schützen zu können. Im Altai-Gebirge in der Mongolei gelang uns dabei eine kleine Sensation: Wir konnten Vierlinge filmen! In der Regel bekommen die Raubkatzen nur zwei Junge pro Wurf und auch die bekommt man in freier Wildbahn kaum vor die Linse.

Schneeleoparden brüllen nicht

Im Gegensatz zu anderen Großkatzen können Schneeleoparden nicht brüllen, denn ihr Kehlkopf ist anders geformt. Wie unsere Hauskatzen miauen, schnurren oder knurren sie.

Und sie können sehr laut heulen. Hauptsächlich, um während der Paarungszeit zueinander zu finden. Ihre langgezogen heulenden Rufe klingen fast menschlich. Sie könnten einer der Gründe für den Mythos Yeti in ihrem Lebensraum sein.

Fette Beute

Schneeleoparden fressen Blauschafe, Steinböcke oder Mufflons und kleinere Arten wie Murmeltiere oder Pfeifhasen. Sie jagen aus dem Hinterhalt, häufig von erhöhten Klippen oder Felsen und nähern sich ihrer Beute unentdeckt bis auf wenige Meter, bevor sie angreifen. Dabei können sie sogar Tiere erlegen, die sechsmal so schwer sind wie sie selbst.

Was können Schneeleoparden gut? Und warum können sie nicht brüllen?
Anschleich- und Lauerjäger © imago / imagebroker / Jürgen und Christine Sohnsib

Große Sprünge

Schneeleoparden können sehr gut klettern und extrem weit springen. Bis zu 16 Meter, sagt man. Das ist allerdings nicht belegt. Doch Sprünge von neun Metern sind keine Seltenheit.

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Schneeleopard: Geist der Berge

Ihr grauweißes Fell mit den dunklen Flecken gibt Schneeleoparden die perfekte Tarnung. Sie sind so scheu, so selten und leben in derart schwer zugänglichem Gelände, dass der Mensch sie kaum zu Gesicht bekommt. „Geister der Berge“ werden die Katzen deshalb auch genannt.

Den Menschen in ihren Gebirgen gelten sie oft als heilig. Die Sherpa in Nepal sehen in ihnen Beschützer ihrer Gottheiten. Und in der Mongolei sagt man: „Wer den Geist der Berge jagt, auf den wird ein schwarzer Schatten fallen.“ Trotzdem werden die Gebirgskatzen verfolgt.

Was bedroht die Schneeleoparden?

Fell und Knochen der Schneeleoparden erzielen auf dem Schwarzmarkt hohe Preise. Fast allen ihren Körperteilen werden in der asiatischen Medizin Heilwirkungen zugeschrieben. Doch diese Form der Wilderei ist nicht das größte Problem der scheuen Katzen.

Die Hochgebirge Zentral- und Südasiens gehören zu den von der Klimakrise am stärksten betroffenen Regionen. Die Baumgrenze verschiebt sich immer höher und schmälert den Lebensraum der Raubkatzen und ihrer Beutetiere. Fehlt die Beute, vergrößert sich die Gefahr, dass Schneeleoparden auf die Nutztiere örtlicher Hirten ausweichen. Nicht selten greifen diese aus Rache und Angst um ihre Existenz zu Giftködern oder Schlagfallen.

Bürgerforscher:innen schützen Schneeleoparden

Weit oben im nepalesischen Himalaja helfen betroffene Hirten und Gemeindemitglieder selbst beim Biomonitoring der Schneeleoparden. Sie gehören dem Volk der Sherpa an, kennen das unzugängliche Gelände genau, zeichnen jede Sichtung, jedes Heulen, jeden Kratzer, Kot und Pfotenspuren der Großkatzen auf und helfen beim Installieren von Kamerafallen.

Was bedroht Schneeleoparden? Warum werden sie gejagt?
Spurensuche in der Mongolei © WWF Mongolia

So lässt sich zum Beispiel herausfinden, wo Nutzvieh besser nicht weiden sollte. Das Schutzbewusstsein wird geschärft und die Sherpa erhalten ein Einkommen. Ohne sie wäre Forschung in dieser Höhe das ganze Jahr über kaum möglich.
Auch in der Mongolei helfen lokale Hirten als „Freiwilligen-Ranger“ dem WWF beim Aufspüren der Katzen, beim Transport von Ausrüstung und dem Ausbringen von Salz und Winterfutter für ihre Beutetiere.

Citizen Science, Bürgerwissenschaft nennen sich solche Beteiligungsprojekte, die heute immer öfter die Erforschung bedrohter Arten stützen. Auch, um enorme Datenmengen aus Kamerafallen überhaupt sichten zu können.

Vielfältiger Schutz

Ausbildung und Ausrüstung für Biomonitoring und Ranger:innen,
Entwickeln von Einkommensalternativen für Hirten in den kargen Lebensräumen,
Weideschutzzäune und Hilfen beim Abschluss von Versicherungen für gerissenes Vieh,
Bildung, Aufklärung, die Einrichtung von Schutzgebieten und klimapolitische Arbeit:

Hilf uns beim umfassenden Schutz der Schneeleoparden.

Was unterscheidet eigentlich Schneeleoparden von Leoparden?

Schneeleoparden und Leoparden sind zwar entfernt verwandt. Sie gehören wie Löwe, Tiger und Jaguar zur Gattung der Pantherkatzen. Doch der Schneeleopard ist keine Unterart des Leoparden, sondern eine eigenständige Art.

Abgesehen vom helleren Fell haben Schneeleoparden einen wesentlich längeren Schwanz und eine kürzere Schnauze als andere Großkatzen. Sie sind außerdem mit höchstens 60 Zentimetern Schulterhöhe und 55 Kilogramm kleiner und leichter als die meisten Leoparden.

Wenn sich die Katze in den Schwanz beißt

Noch etwas Amüsantes zum Schluss: Vor ein paar Jahren machten in den sozialen Netzwerken zahllose Fotos die Runde, auf denen sich Schneeleoparden in den Schwanz beißen. Hier könnt Ihr Euch einige solcher lustigen Bilder ansehen.
Erstaunlich, dass es davon so viele Fotos gibt. Denn das ist kein typischer Tick der hellen Katzen. Allerdings spielen Großkatzen insgesamt gerne mit ihrem Schwanz.

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Was gegen die hohen Energiepreise getan werden muss

Die Preise für fossile Energieträger sind rasant gestiegen. Allen voran der Gaspreis. Der Börsenstrompreis hat sich verdreifacht. Ausgerechnet zu Beginn der Heizperiode drohen europaweit spürbar höhere Kosten. Die Klimapolitik wird dabei oft zum Sündenbock. Das ist gefährlich.

Gerade jetzt brauchen klima- und energiepolitische Maßnahmen die Unterstützung einer breiten Öffentlichkeit. Klar ist: ein höherer Anteil an erneuerbaren Energien hätte den ausufernden Preisen Einhalt geboten. Einmal mehr zeigt sich, dass verpasste Chancen beim Klimaschutz sehr teuer werden können. Wenn die Debatte um hohe Energiepreise jetzt in die falsche Richtung gelenkt wird, könnten wichtige klimapolitische Instrumente, darunter die CO2-Bepreisung, im Streit zwischen den EU-Mitgliedsstaaten zerrieben werden. Das gefährdet auch die Energiewende.

Volatile Preise für Gasimporte treiben Kosten in die Höhe

Laut der Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden, kurz ACER, sind die gestiegenen Gaspreise an den globalen Märkten der Hauptgrund für die rasante Energiepreisentwicklung. Nach dem pandemiebedingten Einbruch der Konjunktur läuft der globale Wirtschaftsmotor wieder an. Damit schnellt auch die Nachfrage nach fossilen Energieträgern nach oben – zuletzt insbesondere in Asien. Dort ist die Zahlungsbereitschaft hoch. Gleichzeitig war der letzte Winter überdurchschnittlich kalt, die europäischen Gasspeicher sind für diese Jahreszeit ungewöhnlich leer. Der nun bevorstehende Winter wird die weitere Preisentwicklung entscheidend beeinflussen.

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Einige Energieversorger haben sich bereits aus dem Markt zurückgezogen und bieten derzeit keine neuen Gas- oder Stromverträge an. Der Deutsche Mieterbund sowie der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) warnten angesichts der Preisentwicklung vor einer Nebenkostenexplosion – auch, da Verbraucher:innen in die teure Grundversorgung rutschen könnten, wenn Energieanbieter sich übergangsweise zurückziehen. Unterdessen geht die Internationale Energieagentur (IEA) davon aus, dass die Nachfrage nach Rohöl über den Winter deutlich steigt. Die Gaskrise kann sich so auch auf den Ölmarkt ausweiten.

Die aus dem Ruder gelaufenen Energiepreise zeigen, wie problematisch Europas Abhängigkeit vom Import fossiler Energieträger ist. Auch aus geopolitischer Sicht. In einem globalen Markt kann es zu hohen Preisausschlägen kommen. Gerade dann, wenn Nachfragespitzen auf eine knappe Versorgungslage treffen.

CO2-Preis ist nicht für die hohen Kosten verantwortlich

Der logische Rückschluss müsste also lauten, sich endlich unabhängig von fossilen Energieträgern zu machen – und zwar nicht nur im Sinne des Klimaschutzes, sondern auch, um das Portemonnaie zu schonen. Stattdessen kann man geradezu absurde Entwicklungen beobachten. Die hohen Gaspreise führen dazu, dass die noch schmutzigere Kohle – trotz CO2-Bepreisung – wieder wettbewerbsfähig wird. Sogar die unter normalen Umständen extrem teure Steinkohle kann derzeit günstiger verfeuert werden als Erdgas. Gleichzeitig werden die Rufe nach neuen Gaskraftwerken lauter. Dabei sind Gaskraftwerke sogenannte Grenzkraftwerke. Sie decken in der Regel den Letztbedarf, der den Strompreis festlegt, welcher folglich ebenso rasant gestiegen ist, wie der Gaspreis. Der französische Präsident, Emmanuel Macron, holte jüngst sogar die Atomkraft wieder aus der Mottenkiste – die teuerste Form der Energieerzeugung, ganz zu schweigen vom Entsorgungsproblem und den Sicherheitsrisiken. Neun weitere EU-Staaten schlossen sich dem Aufruf an, Atomenergie in die EU-Taxonomie aufzunehmen.

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Die entscheidende Rolle der erneuerbaren Energien geht in der Empörung über die hohen Energiepreise unter, so scheint es. Wer angesichts der aktuellen Lage behauptet, dass die Klimapolitik – oder gar die Energiewende – für die hohen Gas- und Strompreise verantwortlich seien, erweckt bei der Öffentlichkeit ein falsches Bild. Zwar ist der ETS-Preis im Jahresverlauf ebenfalls gestiegen. Doch der Anteil an der gesamten Preisentwicklung ist sehr gering, wie eine Analyse des Energie-Think-Tanks Ember zeigt.

Mehr Erneuerbare hätten die Energiepreise abfedern können

Gerade jetzt gilt: die Verbrauchssektoren müssen so schnell wie möglich elektrifiziert werden — mit Windenergie und Photovoltaik. Solange fossile Energieträger, wie Gas und Kohle, wesentlich zum Strommix beitragen, haben Preissteigerungen nicht nur einen Einfluss auf die Wärmeversorgung. Auch der Strompreis wird dann mitgerissen. Hätte man den Ausbau der Erneuerbaren Energien in den vergangenen Legislaturperioden nicht abgewürgt, wäre Deutschland heute unabhängiger von dieser Volatilität. Die Transformation des Energiesystems wäre die Aufgabe des letzten Jahrzehnts gewesen. Wind- und Solarenergie sind auch hierzulande unlängst die günstigsten Formen der Energieerzeugung. Mehr noch: pro eingesetztem Euro haben sie das größte Emissionsminderungspotenzial. Von den geringen Stromgestehungskosten könnten die Verbraucher:innen nicht nur beim Strompreis profitieren. Auch im Wärme- und Verkehrssektor könnten die günstigeren Erneuerbaren zum Einsatz kommen – in Gestalt von E‑Autos und Wärmepumpen. Natürlich wäre auch aus Klimaschutzperspektive ein schnellerer Ausbau der Erneuerbaren dringend nötig. Erst zu Beginn der Woche zeigte die IEA in ihrem World Energy Outlook, dass die derzeitigen klimapolitischen Zusagen nur 20 Prozent der Emissionsreduktionen abdecken, die nötig wären, um bis 2030 wieder auf den 1,5°C‑Pfad zurückzukehren.

Was wir jetzt brauchen

Kurzfristig braucht es jetzt wirksame Mechanismen, die die steigenden Energiepreise insbesondere für ärmere Haushalte abfedern. Langfristig ist die echte Lösung gegen Preisspitzen der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern – allen voran Kohle, aber auch Öl und Gas.

Wir fordern daher, dass 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs bis 2030 aus Erneuerbaren stammen sollten. Im Schnitt müssten mindestens 15 bis 20 Gigawatt an Wind- und Solarenergie pro Jahr neu ans Netz gehen, damit Deutschland die eigenen Klimaziele erreichen kann. Das ist eine Vervielfachung des aktuellen Zubaus. Speichertechnologien und eine Strategie für grünen Wasserstoff müssen diese Transformation flankieren. Parallel dazu müssen die Subventionen für fossile Brennstoffe endlich abgebaut werden. Gleichzeitig sollte der CO2-Preis steigen. Auch hierfür braucht es Instrumente zur sozial gerechten Ausgestaltung, wie etwa eine Klima-Prämie.

Keine Scheindebatten!

Es ist jetzt höchste Zeit, sich nicht in Scheindebatten zu verlieren, die auf energiepolitische Abwege führen. Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, bis spätestens 2045 klimaneutral zu wirtschaften. Große Leitstudien haben gezeigt: Das ist machbar, das ist finanzierbar. Entscheidend ist, dass die breite Unterstützung der Bevölkerung, die die Energiewende so dringend braucht, jetzt nicht verloren geht. Deshalb müssen die tatsächlichen Gründe für die hohen Energiekosten auf den Tisch. Die aktuelle Preisentwicklung ist eine Warnung an jene Länder, die die Transformation ihres fossilen Energiesystems nicht entschlossen in Richtung der erneuerbaren Energien voranbringen. Für die Energiewende in Deutschland muss daher jetzt das Jahrzehnt der Umsetzung beginnen.

Der Beitrag Was gegen die hohen Energiepreise getan werden muss erschien zuerst auf WWF Blog.