Neulich im Kohlekraftwerk Moorburg

Ein bisschen ist es so, als wäre man bereits in der Zukunft angekommen und der Kohleausstieg schon längst abgeschlossen: im Kohlekraftwerk Moorburg im Süden von Hamburg. Wenn man sich dem Kraftwerk nähert, dann hört und sieht man vor allem: nichts. Es ist ruhig, kein Rauch , der aus Schornsteinen aufsteigt, nur ein paar Vögel und ab und an ein einsames Auto, das vorbeifährt.

Zehn Jahre gebaut, fünf Jahre in Betrieb, viele Jahre Abbruch

Denn das „Heizkraftwerk Moorburg“, wie es korrekt heißt, wurde im Sommer 2020 endgültig stillgelegt. Ein Steinkohlekraftwerk, das fast zehn Jahre gebaut wurde und nur etwa fünf Jahre Strom produziert hat – bevor es jetzt (ebenfalls über Jahre) abgerissen wird. Alles in allem ein ökologisches und finanzielles Desaster. Aber was können wir aus Moorburg lernen?

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Die Geschichte des Kraftwerks Moorburg

Um die Problematik des Heizkraftwerks in Hamburg besser zu verstehen, muss man bei seiner Historie anfangen. Anfang des Jahrtausends begann Vattenfall bereits das neue Kraftwerk im Hamburger Süden zu planen. Die CDU-geführte Hamburger Regierung befürwortete damals den Bau. Sie regte an, den Umfang des Kraftwerks zu verdoppeln und es als Fernwärmekraftwerk zu nutzen. Dann könne man es an Hamburgs umfangreiches Fernwärmenetz anschließen und das veraltete Heizkraftwerk Wedel ersetzen.

Kohle Heizkraftwerk Kraftwerk Moorburg Hamburg
Ich habe es mir mal selbst angeschaut © WWF / Nele Steinbrecher

Es sollte allerdings anders kommen: Zwar wurde das Kraftwerk – so wie angeregt – doppelt so groß wie ursprünglich geplant. Bei voller Auslastung konnte Moorburg etwa elf Terrawattstunden Strom pro Jahr liefern. Allerdings wurde das Kraftwerk nie an das Fernwärmenetz angeschlossen. Und konnte so auch nie das überholte Wedeler Heizkraftwerk ersetzen. 15 Jahre nach Beginn der Planung ist Moorburg vom Netz genommen. Wedel produziert immer noch Strom und Wärme. Und jede Menge CO2.

Wie konnte es zu der politischen Entscheidung zum Baus von Moorburg kommen?

Die Planung des Hamburger Kohlekraftwerks begann um das Jahr 2004. Richtig, 2004. Wir sprechen also von einer Zeit, die noch gar nicht so lange her ist. Einer Zeit, in der die Klimakrise bereits wissenschaftlicher Konsens war. Um nur einige Beispiele zu nennen: 1988 wurde der Weltklimarat ins Leben gerufen und warnt seitdem Jahr für Jahr eindringlicher vor der Erderhitzung. Bereits 1992 diskutierten Regierungen alternative Energiequellen zur Kohleenergie auf der Rio Konferenz der Vereinten Nationen. 2005 wurde das Kyoto Protokoll verabschiedet. Tja, und 2007 begann der Bau des neuen Kohlekraftwerks Moorburg.

Kohle Heizkraftwerk Kraftwerk Moorburg Hamburg
Moorburg — jahrelang gebaut, kurz in Betrieb, jetzt vor dem Abriss © WWF / Nele Steinbrecher

Die Entscheidung Vattenfalls und des Hamburger Senats passt sowohl aus heutiger als auch aus damaliger Sicht nicht zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und Empfehlungen. Eberhard Brandes, der Geschäftsführer des WWF Deutschland, sagte schon 2008: “Das neue Kraftwerk wird aller Voraussicht nach über Jahrzehnte die Atmosphäre belasten und so zu einer enormen Klimahypothek”. Und weiter: “Es ist völlig inakzeptabel, dass der Bau eines Kohlekraftwerks wegen seines hohen Kohlendioxidausstoßes nicht abgelehnt werden kann”. Trotz Aufforderung zur Streichung des Vorhabens durch den WWF und viele weiteren Teilen der Zivilgesellschaft wurde Moorburg gebaut.

Ein Paradebeispiel für das Ignorieren der Wissenschaft

Damit ist das Kraftwerk Moorburg ein Paradebeispiel für wirtschaftliche und politische Entscheidungen, die Erkenntnisse aus der Klimawissenschaft nicht berücksichtigen – und damit scheitern. Vattenfall hatte während des Betriebs des Heizkraftwerks mit dem Einhalten zahlreicher Umweltauflagen zu kämpfen und musste immer wieder Umbaumaßnahmen am Kraftwerk durchführen. Außerdem will das Unternehmen nun bis 2040 klimaneutral werden – ein Ziel, das nicht besonders zu einem Kohlekraftwerk  passt. Darum hat Vattenfall 2020 die Notbremse gezogen. Es war bereits klar, dass alle Kohlekraftwerke mit der zunehmenden Energiewende einen starken Wertverlust verzeichnen werden. 2020 bot Vattenfall in der ersten Stilllegungsauktion der Bundesnetzagentur das Kohlekraftwerk Moorburg zur frühzeitigen Stilllegung an und erhielt dafür einen Zuschlag.

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Wie geht es weiter mit Moorburg?

Alles in allem ist die Geschichte des Kraftwerks Moorburg ziemlich deprimierend: Für die Mitarbeiter:innen, den Rohstoffverbrauch, die Finanzen und das Klima sieht die Bilanz nicht besonders gut aus. Es gibt aber auch Hoffnungsschimmer. Die Stadt Hamburg hat in einer Machbarkeitsstudie festgestellt, dass der Standort Moorburg gut geeignet ist für die Herstellung von Wasserstoff. Denn der Strom aus Windkraftanlagen an der Küste kann in Hamburg ankommen und dort für die energieintensive Wasserstoffproduktion genutzt werden. Die Netze zum Weitertransport des  sind durch das Kohlekraftwerk bereits vorhanden und könnten so weitergenutzt werden.

Kohle Heizkraftwerk Kraftwerk Moorburg Hamburg
Es ist dunkel. Und Moorburg ist stillgelegt © WWF / Nele Steinbrecher

Allerdings besteht das Projekt “Wasserstoff-Hub Moorburg” der vier Konzerne Vattenfall, Shell, Mitsubishi und Wärme Hamburg  bisher nur aus einer Absichtserklärung. Ihre Umsetzung hängt vermutlich auch von der Bereitstellung öffentlicher Fördermittel für das Projekt ab. Vattenfall schreibt selbst, es gebe keine “belastbaren Planungen oder eine glaubhaft zugesagte Investitionsbereitschaft”. Darum werden wir wohl erst in den nächsten Jahren erfahren, was wirklich mit dem Standort Moorburg passieren wird.

Das Beispiel Moorburg macht deutlich, dass wir eine wissenschaftsbasierte, langfristig ausgerichtete Politik brauchen. Politische Entscheidungen müssen sowohl die Bedürfnisse jetziger als auch die kommender Generationen berücksichtigen. Im Hinblick auf die Klimakrise bedeutet das: Wir müssen den Ausstoß von Treibhausgasen beenden – und zwar besser früher als später.

Mehr Fortschritt umsetzen!

Die Ampelkoalition in Berlin geht mit ihrem neuen Koalitionsvertrag in eine richtige Richtung. Ihre Pläne für verstärkten Klimaschutz, den massiven Ausbau von erneuerbaren Energien und das Ende der Kohleenergie in Deutschland sind wichtige Schritte für den Klimaschutz. Allerdings gilt jetzt nicht mehr nur der Titel des Koalitionsvertrags „Mehr Fortschritt wagen“, sondern eben „Mehr Fortschritt umsetzen“. Und zwar so schnell wie möglich.

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Sieben Megatrends der Energiewende, Remix 2022

2015 war ein großes Jahr. Gerade für mich. Ich wurde volljährig, habe mein Abi gemacht und bin in die weite Welt gereist. Good memories. Ach ja, und das Pariser Abkommen. Da war ja was. Ja, das Jahr 2015 markierte nicht nur einen großen Meilenstein im internationalen Klimaschutz. Mit der internationalen Vereinbarung, die Erderhitzung auf 2, wenn möglich eher 1,5 Grad zu begrenzen, setzte die internationale Staatengemeinschaft das Signal, dass sie verstanden hatte: Wir alle müssen die Erderhitzung schnell eindämmen, wenn wir nicht unsere eigenen Lebensgrundlagen zerstören wollen.

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In genau diesem Jahr, 2015, veröffentlichte der WWF gemeinsam mit LichtBlick einen Bericht zu den Megatrends der globalen Energiewende nahm – passend zur Klimakonferenz in Paris.

Mittlerweile sind wir im Jahr 2022 und es hat sich (nicht nur bei mir) einiges getan. Deswegen haben wir uns die Energiewende noch einmal angeschaut: Was ist aus den Megatrends von damals geworden? Welche haben sich verstärkt, wo gab es neue Dynamiken?

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Unser neuer Bericht zeigt, wie sich die alten Trends entwickelt haben und welche neuen Tendenzen es gibt. Hier kommen die neuen sieben Megatrends der globalen Energiewende:

1. Das Ende der fossilen Ära ist unausweichlich

Ein alter Trend, der sich seit 2015 deutlich verstärkt hat: Die Zeit der fossilen Energien ist vorbei. Auf der COP26 in Glasgow haben sich die Vertragsstaaten klar zum 1,5‑Grad-Pfad bekannt. Um diese Begrenzung der Erderhitzung zu erreichen, muss ein Großteil der fossilen Brennstoffvorräte im Boden bleiben und kann nicht mehr zur Energiegewinnung genutzt werden. Das wurde dieses Jahr auch im Abschlusstext der Klimakonferenz in Glasgow deutlich. Denn auch wenn die Formulierung in letzter Sekunde von einem “phase-out” (Ausstieg) aus der Kohle zu einem “phase-down (Abbau) geändert wurde, war das Signal da: Wir kommen dem Ende der fossilen Energien immer näher.

2. Die Zukunft ist Gegenwart – fast überall

Vor sieben Jahren hieß es in unserer Studie noch “Die Energiezukunft hat schon begonnen” – jetzt schreiben unsere Autoren Gerd Rosenkranz und Jürgen Quentin, dass die Energiezukunft bereits Gegenwart ist. Der Grund? Erneuerbare Energien sind schon jetzt fast überall auf der Welt die günstigsten Energiequellen und in immer mehr Ländern wird der Ausstoß von CO2 bepreist. Das hat zur Folge, dass Erneuerbare Energien mittlerweile wettbewerbsfähiger sind als die fossilen Energien und ihr Anteil an der Energieversorgung weltweit ansteigt. 2020 beispielsweise waren über 80 Prozent der neu installierten Erzeugungsleistung erneuerbar.

3. Die Energiezukunft ist erneuerbar – und unumkehrbar

Noch ein Trend, der sich verstärkt hat: Schon 2015 sanken die Kosten für erneuerbare Energien deutlich. Diese Entwicklung hat sich fortgesetzt, sodass Solar- und Windenergie heute einen klaren Preisvorteil vor Kohle- und Atomstrom haben. Zusätzlich werden die Kosten von fossilen Energien in Zukunft durch wachsende CO2-Preise weiter ansteigen. Atomstrom wiederum ist nicht nur teurer als erneuerbarer Strom – sondern geht auch noch mit großen sicherheitstechnischen Bedenken einher. Deswegen ist heute klar, dass erneuerbare Energien das Mittel der Wahl für das Erreichen von Klimaneutralität in diesem Jahrhundert sind.

4. Die Zukunft ist dezentral — und gerechter?

2015 war bereits vorhersehbar, dass Energie in Zukunft dezentralisiert wird: Wir werden unabhängig von Großkraftwerken und fossilen oder nuklearen Energiequellen. Stattdessen wird es ein komplexes Netz aus einerseits Millionen von kleinen, andererseits aber auch einigen großen, Erzeugern geben, die Strom ins Netz einspeisen. Diese Dezentralisierung des Energiesystems ist gleichzeitig eine Möglichkeit für mehr Verteilungsgerechtigkeit. Denn viele Staaten, die im bisherigen Energiesystem eher benachteiligt waren, verfügen über große Potenziale für Photovoltaik und Windkraft. Beispielsweise verfügen viele Länder Afrikas über optimale Bedingungen für Solarenergie. Deutschland hat nun die Chance, durch die Unterstützung des Aufbaus einer klimafreundlichen Infrastruktur im Globalen Süden, zur globalen Klimagerechtigkeit beizutragen.

5. Die Energiewende ist elektrisch

Ein neuer Megatrend, der die bisherigen aus 2015 ergänzt ist die Fokussierung der Energiewende auf Strom. Denn wenn Strom mit erneuerbaren Energien hergestellt wird, kann er zur Dekarbonisierung von Sektoren beitragen. Bereiche wie die Industrie, die Wärmeproduktion und der Verkehr beruhen dann nicht mehr auf dem Ausstoß von Kohlenstoffdioxid – sondern auf grünem Strom. Dafür wiederum braucht es eine Sektorenkopplung, also die Vernetzung von Wärme‑, Strom‑, Verkehrs- und weiteren Systemen. Zusätzlich wird es in Zukunft Effizienzsteigerungen geben, die es ermöglichen werden, den produzierten Strom außerdem auch effektiver zu nutzen als bisher.

6. Energiewende braucht Wasserstoff – für „besondere Aufgaben“

Ein weiterer neuer Megatrend ist die gestiegene Klarheit über die Nutzung von Wasserstoff bei der Energiewende. Denn Wasserstoff wird dringend für 1) die Dekarboniserung von Industriebranchen wie der Zement- und Stahlindustrie benötigt, sowie 2) in nicht oder kaum elektrifizierbaren Mobilitätssegmenten wie dem Flug- oder Schiffsverkehr und 3) als Energiespeicher, sogenannte Back-Up-Systeme. Gleichzeitig ist die Produktion von Wasserstoff aber sehr energieintensiv. Deswegen ist wichtig, dass Wasserstoff nur gezielt dort eingesetzt wird, wo es keine alternativen elektrischen Lösungen gibt. Außerdem muss der produzierte Wasserstoff für die Energiewende „grün“ sein, also ausschließlich mit erneuerbaren Energien produziert worden sein.

7. Ohne Digitalisierung keine Energiewende und keine Dekarbonisierung

Der letzte Megatrend der Energiewende hat sich ebenfalls schon 2015 angekündigt und seitdem verstärkt: die Digitalisierung. Verstärkt durch den Einfluss der Corona-Pandemie, arbeiten, lernen, kommunizieren und spielen wir bereits heute digital – klar, dass das auch an der Energiewende nicht vorüber geht. Um Energieangebot und ‑bedarf optimal zusammenzubringen, brauchen wir in Zukunft ein smartes Energiesystem. Denn künstliche Intelligenz birgt die Chance unsere Energieversorgung langfristig sicherer und kostengünstiger zu machen.

Fazit?

Der Bericht zu den Megatrends der Energiewende macht ganz klar: Die Energiewende ist unumkehrbar. Energie aus Wind und Sonne sind weltweit auf dem Vormarsch und die Zeit von fossilen Brennstoffen – aber auch von Atomenergie – geht zu Ende. Trotzdem reicht das Tempo beim Ausbau von erneuerbaren Energien weltweit noch nicht aus: Denn die Zeit drängt, die Erde erhitzt sich und jedes Zehntelgrad zählt. Für Deutschland kommt es darauf an, nicht den Anschluss an die globale Energiewende zu verlieren. Es muss sicherstellen, die von der Bundesregierung gestellten Ziele zu erreichen, nach denen bis 2030 80 Prozent des deutschen Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen soll. Um dies zu erreichen, musss die Bundesregierung Genehmigungsverfahren vereinfachen, die Ausbauziele für Wind und Sonnenstrom deutlich erhöhen und auf internationaler Ebene den Klimaschutz und den Ausbau von erneuerbaren Energien schneller voranbringen.

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Wildlife Watching mal anders: Ein Elch fürs Wohnzimmer

Wildtiere einfach mal ganz nah vom Sofa aus erleben? Mit unseren Augmented Reality Tieren kannst Du genau das auszuprobieren. Wir haben virtuelle 3D-Modelle von Wildtieren erstellt, die ein normaler Mensch nur mit sehr viel Glück in der freien Natur zu Gesicht bekommen würde. Durch ein mobiles Endgerät könnt ihr die Tiere jetzt hautnah erleben, ohne sie zu stören.

Augmented was?

Augmented Reality (AR) heißt übersetzt nichts anderes als „erweiterte Realität“. Sie macht es in diesem Fall möglich, dass wir unsere heimischen Wildtiere auch mal von Nahen beobachten können. Die virtuellen 3D-Modelle sind detailgetreu und in Lebensgröße dargestellt. Alles, was ihr zum Ausprobieren benötigt, ist ein Smartphone oder ein Tablet. Unsere AR-Tiere sind natürlich nicht so anspruchsvoll wie ihre realen Artgenossen und ihr könnt sie überall, egal ob drinnen im Wohnzimmer, oder draußen im Garten oder im Wald erscheinen lassen.

Die Wildtiere im Portrait

Es gibt vier verschiedene AR-Tiere: Wolf, Luchs, Wisent und Elch. Grob lassen sich diese Arten in große Beutegreifer und große Pflanzenfresser, auch Megaherbivoren genannt, unterteilen. Alle haben gemeinsam, dass sie einst auch in Deutschland beheimatet waren und sie einen wichtigen Beitrag für ein gesundes Ökosystem leisten.

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Zu jeder der vier AR-Tierarten verraten PopUp-Infofelder zum Beispiel erklärt, warum der Luchs ein Meister der Tarnung ist, woran man den Pfotenabdruck eines Wolfes erkennt, warum der Dung des Wisents zu einer höheren Artenvielfalt beiträgt oder warum Elche manchmal mehrere Meter tief tauchen.

Wildes Deutschland mal anders

Hintergrund dieser Aktion ist, die Rückkehr und Verbreitung großer Wildtiere innerhalb Deutschlands. Durch Schutzbemühungen und Wiederansiedlungsprojekte erobern immer mehr große Wildtiere ihren alten Lebensraum in Deutschland. Während die Wolfspopulationen ansteigen und es nach und nach mehr Luchse gibt, stehen große Pflanzenfresser wie Elch und Wisent noch am Anfang ihrer Rückkehr.

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Akzeptanz ist das A und O

Wir unterstützen die Rückkehr der Tiere in ihre ursprünglichen Verbreitungsgebiete. Es hat sich gezeigt, dass ein elementarer Part der Arbeit in der Schaffung von Akzeptanz liegt. Um die Akzeptanz in Bezug auf große Beutegreifer wie Wolf und Luchs und die großen Pflanzenfresser Wisent und Elch zu erreichen, ist es wichtig Wissen über die Arten und deren Verbreitungsgebiete zu vermitteln. Dazu gehört auch, dass Ängste abgebaut werden und Vorbereitungen für die Rückkehr der Wildtiere getroffen werden, wie etwa durch das EU-Interreg finanzierte Projekt ŁośBonasus-Crossing! und das EU-LIFE Projekt EuroLargeCarnivores. Nur so ist es möglich Konflikte zwischen Mensch und Wildtieren zu vermeiden und ein friedliches Zusammenleben zu schaffen.

Den anderen verstehen

Wissen ist in dem Zusammenhang ein Schlüsselbegriff. Nur was wir kennen, können wir auch schätzen und schützen! Mit unseren AR-Tieren kann sich jeder intensiv und spielerisch mit Wolf, Luchs, Wisent und Elch beschäftigen. So können nicht nur coole Fotos mit den sonst so scheuen Wildtieren gemacht werden, sondern es gibt auch jede Menge spannende Infos über die einzelnen Tierarten und was sie so besonders macht zu erfahren. Die virtuellen Wildtiere bieten also Spaß für jeden in der Familie.

Neugierig geworden? Dann klickt einfach auf den folgenden Link oder scannt unseren QR-Code. Viel Spaß!

augmented Reality 3d Tiere Wildtiere qr Code

Hier findet ihr auch ein Tutorial, das euch beim Ausprobieren alle wichtigen Funktionen verrät.

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Aufs, Abs und Aufregung: Der tierische Jahresrückblick 2021

2021, ein Jahr zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Was für das Auf und Ab in Zeiten der Pandemie galt, traf auch auf viele Meldungen aus dem Reich der wilden Tiere zu. Zwei Fotos stehen stellvertretend für das zu Ende gehende Jahr. Kenianische Giraffen und chinesische Elefanten. Die Elefanten seht Ihr oben. Das Foto der Giraffen und ihre Geschichte findet Ihr hier. Auf den ersten Blick ähneln sich die Aufnahmen: Drohnenschnappschüsse dokumentieren eine am Boden liegende Herde. Doch während die Dickhäuter sich bei ihrem langen Marsch durch das Reich der Mitte nur ausruhen und sich schützend um ein Jungtier gruppieren, ist die Reise für die Giraffen zu Ende. Sie sind ein Opfer der lang anhaltenden Dürre.

Hitzewellen, Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen werden in Zeiten der Erderhitzung häufiger und extremer. Ein Grund, warum der Weltbiodiversitätsrat die Klimakrise zu einem der fünf großen Treiber des Artensterbens zählt. 2021 lieferte dafür einen weiteren Beleg.

Die Hintergründe des Aufsehen erregenden Elefanten-Fotos

Bei den Elefanten lag der Fall anders. Für sie wird der Lebensraum knapp. Dass einst große Teile Chinas dazu gehörten, ist fast schon in Vergessenheit geraten, rückte aber im Sommer wieder ins Gedächtnis.

Den offziellen Zahlen zufolge hat sich die Zahl der wild lebenden Elefanten in den vergangenen Jahren in China sogar von 170 auf 300 Exemplare erhöht. 90 Prozent von ihnen sind in einem Bioshärenreservat Xihuang Banna in der Provinz Yunan im Grenzgebiet zu Myanmar und Laos zuhause. Von hier im südlichsten Zipfel Chinas stammt auch die Elefantengruppe, die 500 Kilometer weiter nördlich für Schlagzeilen sorgte. Offenbar wurde es den Dickhäutern zwischen Kauschuk- und Teeplantagen zu eng und sie machten sich auf den Weg in Richtung Norden. Auf ihrer Wanderschaft verwüsteteten sie Zuckerrohr- und Maisfelder und versetzten Dörfer in Angst und Schrecken. Zum Glück erkannte die chinesische Propaganda den Kuschelfaktor der Geschichte. Als die Tiere in den Außenbezirken der Provinzhauptstadt Kunming auftauchten und immer mehr Fotos und Videos von der „Elefantengang“ im chinesichen Staatsfernsehen und im Netz kursierten, war die Odysee der Jumbos weltweit ein Thema. Und endete zumindest vorerst mit einem Happy End. Beobachtet durch Biologen, eskortiert von Soldaten, geleitet durch Straßensperren drehten die Tiere irgenwann um und kehrten in ihr ursprüngliches Gebiet zurück.

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Invasion der Japankäfer

Bei anderen dürfte die Rückkehr wesentlich schwieriger werden. Japankäfer sind wesentlich kleiner aber ähnlich gefräßig und leider inzwischen auch in Deutschland angekommen. Im Juli wurden die Krabbeltiere erstmals in der Schweiz und einige Wochen später bei uns gesichtet. Zum Schrecken der Landwirtschaft. Der Appetit und die Vermehrungsrate des invasiven Insekts sind gewaltig, was ihn zu einem ernsten Problem macht. In den USA frisst der Schädling manchmal ganze Felder und Obstplantagen kahl. Ob man die Krabbler wieder los wird, ist ungewiss.

Tierischer Jahresrückblick 2021
Neubürger Japankäfer © imago images / NurPhoto

Vielleicht bietet sich eine Methode an, die man in Berlin anwendet: Die Gewässer der Stadt werden seit einiger Zeit von Amerikanischen Roten Sumpfkrebsen heimgesucht, die vermutlich irgendwann aus Aquarien ausgebüxt sind. Sie fressen den einheimischen Krebsen das Futter weg und übertragen Krankheiten. Um die Zahl der Neubürger überschaubar zu halten, ist man dazu übergegangen, die Krebse kurzerhand zu verspeisen. Rund eine Tonne Rote Sumpfkrebse ernteten Fischer im zurückliegenden Jahr. Guten Appetit.

Jahresrückblick 2021: Neuer Speiseplan

Ohnehin setzte das Jahr 2021 beim Thema Essen Akzente. Nicht nur Sumpfkrebse stehen neuerdings auf dem Speisezettel, sondern auch Insekten. Die EU hat im Frühjahr grünes Licht für gelbe Mehlwürmer gegeben. Damit wurde hierzulande das erste Insekt offiziell zum Verzehr freigegeben. Weitere Krabbeltiere wie Grillen, Heuschrecken oder Buffalo-Würmer werden folgen. Die Tiere gelten als besonders nachhaltige Eiweißquelle und werden als Snack oder pulverisiert als Mehl angeboten. Interessant sind Insekten nicht nur für den menschlichen Menüplan, sondern auch als Alternative zu Soja im Tierfutter für Schweine oder Geflügel.

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Seltener Besuch im Watt

Anders als der Japankäfer sind nicht alle tierischen Besucher gekommen, um zu bleiben. Im Herbst ließ sich ein überaus seltener Gast blicken. Auf den ostfriesischen Inseln Baltrum, Spiekeroog und Wangerooge sichtete man ein Walross. Das war seit mehr als 20 Jahren nicht mehr vorgekommen. Die tonnenschweren Robben lieben es kühl und sind normalerweise viel weiter nördlich unterwegs. Dorthin hat es die Walrossdame wohl auch wieder gezogen, dort kann sie dann auch wieder mit ihren Artgenossen abhängen, anstatt allein am Strand herumzuliegen. Allerdings macht den großen Robben die Erderhitzung zunehmend zu schaffen. Ein Problem, mit dem nicht nur Arten am Polarkreis zu kämpfen haben:

Wenn Zugvögel den Abflug verpassen

Beobachten konnte man dies bei den am Bodensee mit großem Aufwand wieder angesiedelten Waldrappen. Die Zugvögel verpassten wegen der hohen Temperaturen den Abflug in ihr italienisches Winterquartier. Irgendwann war es aber zu kalt für den Überflug über die Berge. Die seltsamen Vögel wurden schließlich im Umzugskarton, quasi per Taxi über die Alpen kutschiert. Immerhin das letzte Stück zur Laguna di Orbitello schafften die Tiere dann allein.

Tierischer Jahresrückblick 2021
Waldrappen: Starthilfe für Zugvögel © Waldrappteam LIFE Northern Bald Ibis

Tiere des Jahres 2021

2021 war nach dem chinesischen Kalender das Jahr des Büffels. Aber die Hornträger waren nicht die einzigen Lebewesen, denen das Jahr gewidmet wurde. Es gab den Vogel des Jahres, den Wiedehopf, den Seevogel des Jahres, den Eissturmvogel, das Wildtier des Jahres, den Fischotter, der ja neuerdings sogar in Berlin vorkommt. Dann war da noch der Kaisermantel, ein Schmetterling, und die Pechlibelle. Die wurde zwar eigentlich schon für das nächste Jahr gekrönt. Angesichts der Tatsache, dass die IUCN auf ihrer aktuellen Roten Liste deutlich machte, dass 16 Prozent der gut 6000 Libellen-Arten gefährdet sind, passt der Edelstein der Lüfte aber auch gut in die aktuelle Bilanz.

Die Täuschung der Spinne

Nicht vergessen werden soll an dieser Stelle die Spinne des Jahres. Die Wahl der Arachnologen fiel auf den „Zweihöcker-Spinnenfresser“. Der Name lässt es bereits erahnen, es handelt sich um eine Art Kannibalin unter den Achtbeinern. Sie baut kein eigenes Netz, sondern lauert an Netzen verwandter Arten. Dort wird durch geschicktes Zupfen ein ins Netz gegangenes Beutetier vorgetäuscht. Die dadurch angelockte Netzinhaberin wird mit den Vorderbeinen gepackt, ins Bein gebissen und anschließend ausgesaugt….

Titelverteidiger

Da ist der Fisch des Jahres, der Hering, der diesen Titel schon zum zweiten Mal errang, sympathischer. Auch wenn er mit Hilfe von Furzen kommuniziert – kein Witz‑, wir haben ihn zum Fressen gern und genau das ist sein Problem.  Und nicht nur seins: 33 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände gelten als überfischt und 60 Prozent sind kurz davor.

Bleibt noch zu erwähnen, dass die Bäckerhefe Mikrobe des Jahres geworden ist. Und nach dem Virus des Jahres fragen wir mal besser nicht….

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Geplante Obsoleszenz – Täuschung oder eine schnöde Frage von Prioritäten?

Legen die Hersteller fest, wann ein Gerät kaputt gehen muss? Oder liegt es an uns Konsument:innen? Beobachtungen zum Geplante Obsoleszenz.

„Eine Reparatur lohnt sich für diesen Drucker nicht, die kostet mehr als ein neues Modell. Kaufen Sie sich einen Neuen!“ Mit diesen Sätzem beginnt sinngemäß der vielzitierte Dokumentarfilm „Kaufen für die Müllhalde“ von Cosima Dannoritzer von 2011. Er zeigt eine Situation, die viele Nutzer:innen von Elektronikgeräten schon mal erlebt haben: Das eigene Gerät funktioniert nicht mehr einwandfrei, obwohl es noch gar nicht so alt ist. Aber die Kosten für eine Reparatur sind deutlich höher als für ein neues, oftmals sogar leistungsstärkeres Gerät.

Geplante Obsoleszenz als Medien-Dauerbrenner

„Kaufen für die Müllhalde“ erzählt unter dem Stichwort „geplante Obsoleszenz“ Geschichten, in denen Produkten allem Anschein nach ein Verfallsdatum eingebaut wird, um möglichst schnell einen Neukauf zu stimulieren. Drucker mit eingebautem Countdown. Hochempfindliche Strumpfhosen. Glühbirnen mit gedrosselter Nutzungsdauer. Diese und weitere Beispiele erwecken den Eindruck, dass wir häufig die Opfer arglistig täuschender Hersteller sind. Das Thema „geplante Obsoleszenz“ ist spätestens seit der Doku ein Dauerbrenner in den Medien, was auch politische Resonanz erzeugt hat. Wie beispielsweise das französische Gesetz zum Verbot geplanter Obsoleszenz.

Sind Konsument:innen nur Opfer oder auch Täter?

Doch sind wir hier nur Opfer? Oder beschleunigen wir alle durch hohe Nachfrage, Orientierung an den neuesten Trends und die hohen Erwartungen an Produkte nicht auch ein Stück weit selbst die kurzen Produktzyklen? Und damit den Wegwerftrend? So zumindest argumentieren die Hersteller und der Handel: Warum reparaturfähige und lang haltbare Geräte produzieren, wenn niemand dafür zahlen will?

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Wissenschaftlich gesehen führt eine Täter-Opfer-Suche nicht weiter. Vielmehr braucht es eine ganzheitliche Sicht. Diese muss die komplexen Zusammenhänge berücksichtigen, in denen Produkte entwickelt, vermarktet, angeschafft, genutzt und entsorgt werden. Leider wird in der Öffentlichkeit aber oft eine lineare Sicht angewendet. Das führt dazu, dass alle Beteiligten die Verantwortung für das Produkt und vor allem auch dessen Umweltwirkung abgeben können: Irgendeine der Täter-Erzählungen wird schon passen.

Wege aus der linearen Falle

Eine ganzheitliche Sicht hingegen versucht, die Praktiken der Hersteller, der Inverkehrbringer und der Konsument:innen in ihren jeweiligen Kontexten zu verstehen. Und hier zeigt sich: Kurzlebige Produkte sind Teil eines linearen Systems. Überspitzt gesagt: Produkte sind für Hersteller vor allem ein Verkaufsobjekt, da sie an der Nutzung, dem Wiederverwerten oder dem Recycling nichts oder kaum verdienen. Für Konsument:innen sind sie oft Durchlaufposten, von denen sie eine hohe Funktionalität und Leistungsfähigkeit und den neuesten Stand der Technik erwarten. Wer repariert, pflegt und wartet schon, wenn das bessere Modell nur einen Klick entfernt ist!

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Für einen nachhaltigen Konsum müssen sich Prioritäten in Richtung Langlebigkeit verschieben. Marktbedingungen, in denen sich die Langlebigkeit lohnt und Kurzlebigkeit reguliert oder gar sanktioniert wird. Konsumbedingungen, in denen Nutzer:innen genügend Zeit und Wissen haben, Produkte lange zu nutzen. Und in denen Reparatur, Pflege und Wartung einfacher sind als ein Neukauf.

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