Jetzt sieht man es wieder: Ganze Büsche und Bäume sind eingewebt in ein silberglänzendes Gespinst. Die Blätter fehlen schon. Fast kahl stehen sie da. Und das mitten im Frühling. Was ist das nur? Wenn man genauer schaut, sind kleine unscheinbare Raupen zu erkennen, gelb-gräulich mit schwarzen Punkten. Sie wirken auf den ersten Blick nicht sonderlich beeindruckend. Und doch sind sie für dieses Naturschauspiel verantwortlich.
Gespinstmotten sind wählerisch und ungefährlich
Alle paar Jahre kommt es zu diesen regionalen Massenvermehrungen. Ich bin fasziniert von diesen kleinen Raupen. Sie sind ein wichtiger Teil der Natur und ihr Werk ist eine Meisterleistung. Außerdem schaden sie eigentlich niemandem. Im Gegensatz zum Eichen-Prozessionsspinner sind die Gespinstmotten für die Gesundheit der Menschen unbedenklich. Nicht einmal die “befallenen” Bäume und Sträuche leiden übermäßig.
Die Raupen sind durchaus wählerische Feinschmecker. Jede der 74 in Europa vorkommenden Gespinstmottenarten frisst in der Regel nur an einer Baum- oder Strauchart. So werden z.B. Traubenkirschen oder Pfaffenhütchen im großen Stil im Mai und Juni mit Gespinst überzogen. Alle anderen Bäume und Sträucher interessieren die Insekten so gut wie gar nicht.
Der Seidenkokon der Gespinstmotten bietet Schutz
Ihr Lebenszyklus beginnt mit dem Schlüpfen aus den Eiern, die im Vorjahr an den Knospen gelegt wurden. Im Mai startet das Spektakel und schon kurz nach dem Schlüpfen wird der Baum verschleiert, damit die Raupen in Ruhe fressen können und nicht selbst Opfer von Vögeln oder anderen Feinden werden. Sie hören auch nicht eher auf, bis nicht das letzte Blatt verputzt wurde. Anschließend wandern die Raupen gegen Mitte Juni zum Stamm hinab, um sich zu dort zu verpuppen und im Juli als Schmetterlinge die Metamorphose abzuschließen. Die ausgewachsenen Falter legen schließlich ihre Eier an den Knospen anderer Büsche und Bäume derselben Art ab und der Zyklus beginnt im nächsten Jahr von Neuem. Der betroffene Strauch oder Baum selber erholt sich relativ schnell vom Kahlfraß, sobald die Schmetterlinge geschlüpft sind und treibt im selben noch neue Blätter.
Gespinstmotten und der Klimawandel
Doch tritt das Phänomen in den letzten Jahren immer häufiger auf, wie oft behauptet wird? Einerseits kommt es immer wieder zu Massenvermehrungen in bestimmten Jahren. Das geht dann so schnell, dass die natürlichen Fressfeinde, etwa spezialisierte Schlupfwespenarten mit ihrer eigenen Vermehrung nicht hinterherkommen. Auch scheint generell das Auftreten von Gespinstmotten zuzunehmen. Denn es verändern sich die klimatischen Bedingungen zum Vorteil der kleinen Schmetterlinge. Kürzere und wärmere Winter sowie längere und wärmere Sommer begünstigen ihren Lebenszyklus.
Früher wurden die “Gespinste” der Gespinstmotten sogar wie eine Leinwand verwendet, um sogenannte Spinnenwebenmalereien anzufertigen. Alles in allem sind die beeindruckenden Schleier für mich vor allem eines: Ein schönes Naturphänomen.
Die erste Spur ist das Ende einer Kette. Am anderen Ende bewegt sich irgendein Wesen, ein Geheimnis, das alle paar Handbreit einen Hinweis auf sich selbst hinterlässt, etwas über sich verrät, bis du es schließlich fast leibhaftig vor dir siehst, noch ehe du es erreichst. (Tom Brown, jr., Der Fährtensucher)
Nehmen wir doch mal an, wir ziehen gemeinsam in den Wald. Ich zeige dir ein paar Spuren. Was seht ihr da? Vier Abdrücke. Habt ihr schon öfter gesehen, nehme ich an. Aber es stellen sich viele Fragen: In welche Richtung ist das Tier unterwegs? Wo sind Vorder- und Hinterbeine? Das ist eine Hasenspur, die galoppierend nach oben unterwegs ist. Die größeren parallelen Spuren sind die Hinterpfoten und die kleineren sind die Vorderpfoten. So galoppierend ist der Feldhase normalerweise gerne unterwegs. Wenn Du das nächste Mal im Schnee unterwegs bist, wirst Du das sehr wahrscheinlich wieder finden.
Welche Spuren sind das?
Wie viele Zehen sind da zu sehen? Und welche Tiere kennst du, die so viele Zehen haben? Welche Paarhufer kennen wir, die eher kleine Füße haben? Wahrscheinlich würden wir uns für das Reh entscheiden. In welche Richtung ist das jetzt unterwegs? Richtig nach unten. Und siehst du die zwei kleinen Punkte am oberen Ende der Spur, also an der Ferse? Das sind die Afterklauen des Rehs, die sonst nur sehr selten zu sehen sind. An der eher geringen Größe der Spur lässt sich relativ leicht auf das Reh schließen.
Ein ganz toller Apekt des Spurenlesens ist, sich in das Tier hineinzuversetzen. Also lass uns doch mal runter zur Erde gehen und aus der Sicht des Rehs die Welt betrachten. Vielleicht finden wir da so etwas:
Hingucken: Spuren im Busch
Ja genau, es gibt natürlich nicht nur die Spuren auf der Erde. Der Großteil sind andere, wie etwa die Losung, Fraßspuren, Wildwechsel, Betten und Liegeplätze, Federn, Knochen und so weiter. Die meisten Menschen sehen diese Indizien gar nicht.
Schau dir genau an, wie die Zweige abgebissen wurden. Bald wirst du verschiedene Tiere unterscheiden können, nur danach, wie sie die Zweige abbeißen.
Perlenkette der Spuren: Was erzählt sie uns?
Es gibt viel zu entdecken und deshalb gehen wir weiter und finden schon die nächste Spur: Ja genau, fast wie eine Perlenkette folgen die Spuren aufeinander. Wie viele Zehen sind es dieses Mal? Seht ihr Krallen an den Zehen? In welche Richtung geht das Tier?
Es sind vier Zehen und ein Zehenballen. Richtung: nach oben. Ganz deutlich sind Krallen zu sehen. Das und die eher länglich, ovale Form der Spur verrät uns, dass es sich eher um ein hundeartiges Tier handelt. Nun könnte es ein Hund sein – oder ein Fuchs? Nach dem Spurbild einer konstanten Gangart, die geschnürt ist, ist es sehr wahrscheinlich ein Fuchs. Außerdem sind die beiden vorderen Zehen so positioniert, dass zwischen Ihnen und den beiden Außenzehen Platz wäre, um eine waagerechte Linie einzuzeichnen, ohne die Außenzehen zu berühren.
Katze aus der Nachbarschaft?
Katzen können im Gegensatz zu Hunden ihre Krallen einziehen und haben eher rundliche Spurenbilder. Deshalb ist das hier eher keine Katze.
Gehen wir der Spur mal so lange nach, wie wir nur können. Das ist im Winter ja einfach, zu anderen Jahreszeiten kann das Stunden und Tage dauern.
Wir haben Glück. Die Spuren führen in einen Fuchsbau. Wahrscheinlich ruht sich der Fuchs gerade von seinen Unternehmungen aus.
Und dann ab in den Bau!
Auch wir haben eine Menge gesehen, erkundet und sind in eine Welt voller Spuren und Geschichten eingetaucht. Voller Vorfreude auf den eigenen warmen Bau drehen wir um. Zuhause überprüfen wir unsere Thesen dann mithilfe von Spurenbüchern, Fotos und Videos. Ich hoffe dieser Spaziergang hat dich inspiriert, rauszugehen und den Spuren zu folgen und dich fragend auf Spurensuche zu machen. Raus mit Dir – es gibt viel zu entdecken!
Viel Spaß!
Wie baut man eine Laubhütte? Tolle Tipps zum Erleben und Lernen in und mit der Natur.
Herrlich war es heute Morgen im Wald. Ich besuche dort oft „meinen“ Platz. Ganz still sitze ich an dieser Stelle meist so für eine halbe Stunde und lausche. Wenn die Tiere meine Ankunft vergessen haben, gehen sie wieder ihren ganz normalen „Geschäften“ nach. Heute war es vor allem ein Kleiber, der mich in seinen Bann zog. Dieser kleine farbenfrohe Vogel klettert wie ein Artist an Stämmen und Ästen hoch und runter. Seine lauten, scharfen Rufe schallen durch den Wald.
Der Sommer im Wald
Warum schreibe ich Euch das? Gerade ist die wahrscheinlich beste Zeit, um in den Wald zu gehen. In den Frühsommerabenden könnt ihr vielleicht sogar Jungfüchse beobachten. Im Juli solltet ihr jedoch auch besonders vorsichtig sein – denn es ist Blattzeit. So wird in der Jägersprache die die Paarungszeit der Rehe bezeichnet. Die scheuen Tiere sind in dieser Phase etwas abgelenkt und es kann daher vermehrt zu Wildunfällen kommen. Gerade jetzt reifen auch die ersten Beeren – Brombeeren solltet ihr jetzt auf jeden Fall schon finden. Die Heidelbeeren kommen etwas später im August.
Naturverbindung – wie geht das?
Durch die unmittelbare sinnliche Begegnung mit der Natur und dem Lebendigen kann eine emotionale Bindung entstehen, die zu einem achtsamen Umgang mit der Natur führt.
Und deshalb möchte ich Euch Eltern, Großeltern, Pädagoginnen und Pädagogen und alle, die die Möglichkeit dazu haben aufrufen: Geht mit euren Kindern wieder viel häufiger in den Wald.
Meine Tipps dafür:
Erzählt den Kindern eine spannende Geschichte oder stellt ihnen ein Rätsel, damit sie so richtig neugierig auf den Wald und seine Geheimnisse werden.
Lasst die Kinder sich entfalten und möglichst frei spielen. Gebt ihnen ausreichend Raum und Zeit für eigene, ganz persönliche Entdeckungen und Erfahrungen.
Motiviert die Kinder mit passenden Fragen dazu, noch genauer hinzusehen, Vermutungen aufzustellen, sie zu überprüfen und vielleicht auch zu verwerfen. Durch spannende Fragen spüren die Kinder, wie viel es über ein natürliches Phänomen herauszufinden gibt. Sie bleiben neugierig .
Setzt Euch mit den Kindern zusammen und lasst sie über ihre Erlebnisse und Erfahrungen erzählen. Ihr werdet staunen.
WWF-Baumentdecker-Set
Das WWF-Bildungsteam hat ein Baumentdecker-Set entwickelt. Damit möchten wir Erzieherinnen und Erzieher dabei unterstützen, mit Kindern spannende Walderfahrungen zu machen. Das Set ist aber nicht nur für Kindertagesstätten geeignet. Wer neugierig ist, hier entlang! Oder bestellt das WWF Handbuch zum Leben mit der Natur.
Aber jetzt Schluss mit der Theorie und ab in den Wald! Das geht übrigens auch ganz ohne Kinder.
Was ein Regenwald ist, könnten wahrscheinlich die meisten Leute beantworten. Auch, wo auf der Erde echter Regenwald zu finden ist. Oder warum diese Wälder so wichtig sind. Aber mal Hand aufs Herz: Was wisst ihr über Mangrovenwälder? Wo gibt es sie überhaupt, was machen sie? Und wofür sind sie wichtig? Jedem, der diese Fragen nicht beantworten kann, sei gesagt: Heute ist der Weltmangroventag, der perfekte Tag, um alles über die faszinierenden salztoleranten Bäume zu lernen.
Was sind Mangroven?
Als Mangroven werden bestimmte Baum- und Straucharten bezeichnet, die alle gemeinsam haben, dass sie bestens mit Salzwasser zurechtkommen. Sie sind in tropischen und subtropischen Küstenregionen zu finden und haben sich perfekt an den Gezeiten-Zyklus angepasst.
Verbünde von Mangrovenpflanzen bilden ein einzigartiges Ökosystem, eines der artenreichsten, produktivsten und klimaresistentesten der Erde. Mangroven binden drei bis fünf Mal so viel CO2 wie terrestrische Wälder. Darüber hinaus haben Mangroven zentrale Bedeutung für die Anpassung an den Klimawandel: ihre Küstenschutzfunktion wird angesichts des steigenden Meeresspiegels und zunehmender Extremwetterereignisse immer wichtiger. Intakte Mangroven sind außerdem Kinderstube und Lebensraum für zahlreiche fischereilich genutzte Arten und sichern somit die Einkommens- und Ernährungsgrundlage von Millionen Menschen in Entwicklungsländern. Der Verlust der Mangrovenwälder wäre demnach aus vielerlei Hinsicht dramatisch.
In 100 Jahren keine Mangroven mehr?
Damit sind wir schon beim entscheidenden Punkt: Mangroven sind stark bedroht. Seit Mitte des 20. Jahrhundert ist gut die Hälfte der Mangrovenwälder der Erde verschwunden – und die Abholzung geht weiter. Noch immer ist die Verlustrate von Mangroven bis zu fünf Mal höher als die anderer Wälder. Die Abholzung von Mangroven ist für 10% der globalen Treibhausgasemissionen, die durch Entwaldung entstehen, verantwortlich – insgesamt 240 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr. Wenn wir nichts tun, könnten die Mangroven in den nächsten 100 Jahren bis auf wenige Reste verschwunden sein.
Mangroven-Rodung für Garnelenfarmen, Reis und Palmöl
Hauptursachen für die Zerstörung und Abholzung von Mangroven sind die Ausweitung von Aquakulturflächen und Landwirtschaft sowie die Nutzung von Mangrovenholz als Brenn- und Baumaterial. Das Anlegen von Garnelenzuchtfarmen hat allein in den 1980er Jahren 38% der Mangrovenfläche zerstört. Vor allem in Südostasien sind die Verlustraten erschreckend hoch: jedes Jahr werden dort 3,5% bis 8% der Mangrovenwälder gerodet – für neue Aquakulturen, aber auch für die Ausweitung von Reisfeldern und Palmölplantagen oder den Bau von Häfen und Hotelanlagen.
Die Auswirkungen sind katastrophal: Der Tsunami 2004 hatte in Südostasien dort die verheerendsten Auswirkungen, wo der natürliche Mangrovenbestand zerstört war.
Der Weltmangroventag
Um stärker auf die akute Bedrohung der Mangroven hinzuweisen und die Weltgemeinschaft auf die immense ökologische und ökonomische Bedeutung dieses Ökosystems aufmerksam zu machen, brauchen wir einen Weltmangroventag. Das hat im vergangenen Jahr auch die Generalkommission der UNESCO erkannt und den 26.07. zum Weltmangroventag (offiziell: Internationaler Tag für den Erhalt des Mangrovenökosystems) erklärt.
Was wir beim WWF tun
Als WWF-Projektkoordinatorin für Mangroven versuche ich, die Abholzung von Mangroven zu stoppen. Das mache ich natürlich nicht alleine. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Weltnaturschutzunion (IUCN) haben wir die Initiative „Save our mangroves now!“ ins Leben gerufen. Unser Ziel ist es, politische Entscheidungsträger auf die Bedeutung von Mangroven aufmerksam machen und die internationale Staatengemeinschaft dazu bringen, sich auf ein globales Mangrovenschutzziel zu einigen. Dafür haben wir uns schon in New York bei der UN Ocean Conference eingesetzt. Auch auf der Our Ocean Conference auf Malta im Oktober und bei der Klima-COP in Bonn im November wollen wir bei Ministern und anderen Regierungsvertretern von Mangrovenländern und internationalen Gebern mehr Bewusstsein und Engagement für den Mangrovenschutz schaffen.
Mit Studien zu den rechtlichen Rahmenbedingungen für Mangrovenschutz in verschiedenen Ländern, zur Nachhaltigkeit von Mangrovenschutzinvestitionen und zu bewährten Methoden für den Erhalt von Mangroven wollen wir die Wissensbasis für alle beteiligten Akteure verbreitern. Wir unterstützen den Aufbau einer online-Plattform, damit bestehende Initiativen und interessierte zukünftige Mangrovenschützer sich umfassend über das Ökosystem Mangroven, laufende Schutzprojekte und Erfahrungen anderer Organisationen informieren können.
Im Westindischen Ozean wollen wir verstärkt innovative Mangrovenschutzprojekte fördern – von Aufforstung und Schutz auf der lokalen Ebene, über die Kartierung von Mangrovenbeständen und die Erfassung ihrer CO2-Speicherkapazität bis hin zur Berücksichtigung von Mangroven in den nationalen Klimaschutzbeiträgen unter dem Pariser Klimaabkommen (NDCs).
WWF Deutschland unterstützt die Projektarbeit vor Ort
In Madagaskar unterstützt WWF Deutschland seit 2014 ein Projekt zum Erhalt der wertvollen Mangrovenbestände in der Ambaro-Bucht im Nordwesten der Insel. Dort liegt eines der wertvollsten Mangrovengebiete des Landes. Das Gebiet ist die Kinderstube der Garnelen, die von hier in die ganze Welt exportiert werden. Der Bestand ist schon dramatisch zurückgegangen, sodass viele Garnelenfischer kein sicheres Auskommen mehr haben. 30.000 ha Mangroven werden durch das WWF Projekt geschützt, ca. 1.000 ha werden aufgeforstet. Die Mangroven bieten Schutz vor Stürmen und Überflutungen und tragen zum Einkommen der ca. 20.000 Menschen bei, die in dem Gebiete leben. Das Projekt läuft vorläufig bis 2020.
Über 50.000 ha Mangroven werden künftig nachhaltig von den lokalen Mangrovennutzern in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden gemanagt.
460 ha Mangroven wurden aufgeforstet.
Erstmals seit den 1980er Jahren ist es gelungen, den Mangrovenverlust im der Projektregion zu stoppen. Am Ende des Projektes konnte anhand von Satellitenbildern ein Zuwachs an Mangrovenfläche bilanziert werden.
Im Projektgebiet wurde ein neues Mangrovenschutzgebiet von 16.000 ha offiziell ausgewiesen.
Über 10.000 freiwillige Arbeitstage wurden von den Dorfgemeinschaften geleistet, insbesondere für die Aufforstungen.
Die globale Mangroven-Allianz
Gemeinsam mit The Nature Conservancy und Conservation International haben wir vom WWF außerdem eine globale Mangroven-Allianz gegründet, mit der Zielsetzung die globale Mangrovenfläche bis 2030 um 20% zu vergrößern. Heute am Weltmangroventag wird die Mitgliedschaft weiterer Organisationen, wie der Weltnaturschutzunion (IUCN) und Wetlands International bekannt gegeben und die gemeinsame Strategie für mehr Zusammenarbeit für den Mangrovenschutz vorgestellt. Mit unseren Kooperationen, Partnern und Projekten setzten wir uns für mehr Engagement und mehr Anstrengungen für den Schutz und die Aufforstung von Mangroven ein – die nötig sind, um dieses einzigartige Ökosystem vor der Vernichtung zu bewahren.
Und was kannst du tun?
Kaufe Garnelen und andere Aquakulturprodukte nur, wenn sie mit dem Bio- oder ASC-Siegel versehen sind. Damit unterstützt du nachhaltige Aquakultur.
Erkundige dich im nächsten Strandurlaub, ob es in deiner Nähe Mangroven gibt – und statte Ihnen einen Besuch ab! Nimm an einer geführten Bootstour durch die Mangroven teil. Achte dabei darauf, einen lokalen Anbieter auszuwählen – so lernst du nicht nur Ökosystem Mangroven besser kennen und verstehen sondern trägst auch zu einer nachhaltigen Einkommensgrundlage für die lokale Bevölkerung bei.
Brasilien kommt einfach nicht zur Ruhe. Es vergeht kaum ein Tag, der nicht irgendeine dramatische Veränderung bringt – zum Guten, wie zum Schlechten. Ganz aktuell, also gerade heute, würde ich sagen, es ist zum Heulen. Präsident Michel Temer hat nämlich eine neue Gesetzesvorlage eingereicht, welche über 300.0000 Hektar aus dem „Jamanxim“ Schutzgebiet herausschneidet. Einfach so. Noch vor ein paar Tagen hätte ich gesagt, fantastisch, es läuft in die richtige Richtung. Da nämlich hatte Temer sein Veto gegen zwei Dekrete eingelegt um genau dieses Schutzgebiet zu retten.
Präsident Temer: Erst Veto, dann wird alles noch viel schlimmer
Das Thema Amazonas wird schon seit geraumer Zeit nicht mehr emotionslos verhandelt. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die Geld verdienen wollen – auf der anderen diejenigen, die von deren Wäldern und Flüssen leben oder sich für den Umweltschutz stark machen. Präsident Temer scheint eindeutig zur ersten Seite zu gehören. Anders ist seine Politik nicht zu erklären.
Den Verdacht, dass unter Präsident Temer harte Zeiten auf uns zukommen werden, hatten wir von Anfang an, seit er im Jahr 2016 maßgeblich an der Entmachtung seiner Vorgängerin Dilma Rousseff beteiligt war und schließlich selbst zum Präsidenten erklärt wurde. Michel Temer gilt als ein konservativer Hardliner mit vielen schwerreichen Freunden aus der Agrar- und Bergbauindustrie. Er würde nur zu gerne Land zur Ausbeutung freigeben, so viel war uns klar.
Umso verwunderter hörten wir, Temer habe sein Veto gegen die zwei Dekrete MP 756/2016 und MP758/2016 eingelegt und somit verhindert, dass wir rund 600.000 Hektar Schutzfläche verlieren könnten. Umweltschützer aus der ganzen Welt hatten Temer zuvor aufgefordert, sich von seinen Plänen zu verabschieden – darunter auch viele Politiker und Prominente.
Kurze Freude über einen Etappensieg
Die Freude über den Etappensieg im Kampf um den Amazonas währte jedoch nur knapp drei Wochen. Temer präsentierte am 14. Juli den Vorschlag PL 8107/2017, eine überarbeitete Version des zuvor abgelehnten Dekretes. Unterm Strich bleibt die Absicht die gleiche: Das Gesetz soll Schutzbestimmungen aufweichen. Agrar- und Bergbauunternehmen sollen leichter an wirtschaftlich besonders interessante Gebiete gelangen, um diese ausbeuten zu können.
Es gibt ein portugiesisches Wort, das genau diesen Vorgang bezeichnet, wenn sich jemand durch unlautere Methoden Land unter den Nagel reißt. Dieses Wort heißt „grilagem“ und Präsident Temers Gesetzesvorschlag soll genau das legalisieren. Wer reich genug ist, kann sich kaufen, was er will – in Brasilien wird gerade das Landgrabbing legalisiert.