Was gegen die hohen Energiepreise getan werden muss

Die Preise für fossile Energieträger sind rasant gestiegen. Allen voran der Gaspreis. Der Börsenstrompreis hat sich verdreifacht. Ausgerechnet zu Beginn der Heizperiode drohen europaweit spürbar höhere Kosten. Die Klimapolitik wird dabei oft zum Sündenbock. Das ist gefährlich.

Gerade jetzt brauchen klima- und energiepolitische Maßnahmen die Unterstützung einer breiten Öffentlichkeit. Klar ist: ein höherer Anteil an erneuerbaren Energien hätte den ausufernden Preisen Einhalt geboten. Einmal mehr zeigt sich, dass verpasste Chancen beim Klimaschutz sehr teuer werden können. Wenn die Debatte um hohe Energiepreise jetzt in die falsche Richtung gelenkt wird, könnten wichtige klimapolitische Instrumente, darunter die CO2-Bepreisung, im Streit zwischen den EU-Mitgliedsstaaten zerrieben werden. Das gefährdet auch die Energiewende.

Volatile Preise für Gasimporte treiben Kosten in die Höhe

Laut der Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden, kurz ACER, sind die gestiegenen Gaspreise an den globalen Märkten der Hauptgrund für die rasante Energiepreisentwicklung. Nach dem pandemiebedingten Einbruch der Konjunktur läuft der globale Wirtschaftsmotor wieder an. Damit schnellt auch die Nachfrage nach fossilen Energieträgern nach oben – zuletzt insbesondere in Asien. Dort ist die Zahlungsbereitschaft hoch. Gleichzeitig war der letzte Winter überdurchschnittlich kalt, die europäischen Gasspeicher sind für diese Jahreszeit ungewöhnlich leer. Der nun bevorstehende Winter wird die weitere Preisentwicklung entscheidend beeinflussen.

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Einige Energieversorger haben sich bereits aus dem Markt zurückgezogen und bieten derzeit keine neuen Gas- oder Stromverträge an. Der Deutsche Mieterbund sowie der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) warnten angesichts der Preisentwicklung vor einer Nebenkostenexplosion – auch, da Verbraucher:innen in die teure Grundversorgung rutschen könnten, wenn Energieanbieter sich übergangsweise zurückziehen. Unterdessen geht die Internationale Energieagentur (IEA) davon aus, dass die Nachfrage nach Rohöl über den Winter deutlich steigt. Die Gaskrise kann sich so auch auf den Ölmarkt ausweiten.

Die aus dem Ruder gelaufenen Energiepreise zeigen, wie problematisch Europas Abhängigkeit vom Import fossiler Energieträger ist. Auch aus geopolitischer Sicht. In einem globalen Markt kann es zu hohen Preisausschlägen kommen. Gerade dann, wenn Nachfragespitzen auf eine knappe Versorgungslage treffen.

CO2-Preis ist nicht für die hohen Kosten verantwortlich

Der logische Rückschluss müsste also lauten, sich endlich unabhängig von fossilen Energieträgern zu machen – und zwar nicht nur im Sinne des Klimaschutzes, sondern auch, um das Portemonnaie zu schonen. Stattdessen kann man geradezu absurde Entwicklungen beobachten. Die hohen Gaspreise führen dazu, dass die noch schmutzigere Kohle – trotz CO2-Bepreisung – wieder wettbewerbsfähig wird. Sogar die unter normalen Umständen extrem teure Steinkohle kann derzeit günstiger verfeuert werden als Erdgas. Gleichzeitig werden die Rufe nach neuen Gaskraftwerken lauter. Dabei sind Gaskraftwerke sogenannte Grenzkraftwerke. Sie decken in der Regel den Letztbedarf, der den Strompreis festlegt, welcher folglich ebenso rasant gestiegen ist, wie der Gaspreis. Der französische Präsident, Emmanuel Macron, holte jüngst sogar die Atomkraft wieder aus der Mottenkiste – die teuerste Form der Energieerzeugung, ganz zu schweigen vom Entsorgungsproblem und den Sicherheitsrisiken. Neun weitere EU-Staaten schlossen sich dem Aufruf an, Atomenergie in die EU-Taxonomie aufzunehmen.

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Die entscheidende Rolle der erneuerbaren Energien geht in der Empörung über die hohen Energiepreise unter, so scheint es. Wer angesichts der aktuellen Lage behauptet, dass die Klimapolitik – oder gar die Energiewende – für die hohen Gas- und Strompreise verantwortlich seien, erweckt bei der Öffentlichkeit ein falsches Bild. Zwar ist der ETS-Preis im Jahresverlauf ebenfalls gestiegen. Doch der Anteil an der gesamten Preisentwicklung ist sehr gering, wie eine Analyse des Energie-Think-Tanks Ember zeigt.

Mehr Erneuerbare hätten die Energiepreise abfedern können

Gerade jetzt gilt: die Verbrauchssektoren müssen so schnell wie möglich elektrifiziert werden — mit Windenergie und Photovoltaik. Solange fossile Energieträger, wie Gas und Kohle, wesentlich zum Strommix beitragen, haben Preissteigerungen nicht nur einen Einfluss auf die Wärmeversorgung. Auch der Strompreis wird dann mitgerissen. Hätte man den Ausbau der Erneuerbaren Energien in den vergangenen Legislaturperioden nicht abgewürgt, wäre Deutschland heute unabhängiger von dieser Volatilität. Die Transformation des Energiesystems wäre die Aufgabe des letzten Jahrzehnts gewesen. Wind- und Solarenergie sind auch hierzulande unlängst die günstigsten Formen der Energieerzeugung. Mehr noch: pro eingesetztem Euro haben sie das größte Emissionsminderungspotenzial. Von den geringen Stromgestehungskosten könnten die Verbraucher:innen nicht nur beim Strompreis profitieren. Auch im Wärme- und Verkehrssektor könnten die günstigeren Erneuerbaren zum Einsatz kommen – in Gestalt von E‑Autos und Wärmepumpen. Natürlich wäre auch aus Klimaschutzperspektive ein schnellerer Ausbau der Erneuerbaren dringend nötig. Erst zu Beginn der Woche zeigte die IEA in ihrem World Energy Outlook, dass die derzeitigen klimapolitischen Zusagen nur 20 Prozent der Emissionsreduktionen abdecken, die nötig wären, um bis 2030 wieder auf den 1,5°C‑Pfad zurückzukehren.

Was wir jetzt brauchen

Kurzfristig braucht es jetzt wirksame Mechanismen, die die steigenden Energiepreise insbesondere für ärmere Haushalte abfedern. Langfristig ist die echte Lösung gegen Preisspitzen der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern – allen voran Kohle, aber auch Öl und Gas.

Wir fordern daher, dass 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs bis 2030 aus Erneuerbaren stammen sollten. Im Schnitt müssten mindestens 15 bis 20 Gigawatt an Wind- und Solarenergie pro Jahr neu ans Netz gehen, damit Deutschland die eigenen Klimaziele erreichen kann. Das ist eine Vervielfachung des aktuellen Zubaus. Speichertechnologien und eine Strategie für grünen Wasserstoff müssen diese Transformation flankieren. Parallel dazu müssen die Subventionen für fossile Brennstoffe endlich abgebaut werden. Gleichzeitig sollte der CO2-Preis steigen. Auch hierfür braucht es Instrumente zur sozial gerechten Ausgestaltung, wie etwa eine Klima-Prämie.

Keine Scheindebatten!

Es ist jetzt höchste Zeit, sich nicht in Scheindebatten zu verlieren, die auf energiepolitische Abwege führen. Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, bis spätestens 2045 klimaneutral zu wirtschaften. Große Leitstudien haben gezeigt: Das ist machbar, das ist finanzierbar. Entscheidend ist, dass die breite Unterstützung der Bevölkerung, die die Energiewende so dringend braucht, jetzt nicht verloren geht. Deshalb müssen die tatsächlichen Gründe für die hohen Energiekosten auf den Tisch. Die aktuelle Preisentwicklung ist eine Warnung an jene Länder, die die Transformation ihres fossilen Energiesystems nicht entschlossen in Richtung der erneuerbaren Energien voranbringen. Für die Energiewende in Deutschland muss daher jetzt das Jahrzehnt der Umsetzung beginnen.

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China stoppt Finanzierung von Kohle im Ausland

Dieser Sommer hat einmal mehr gezeigt, wie zerstörerisch Extremwetterereignisse sind, die durch die Klimakrise immer häufiger auftreten. Während die Hochwasserkatastrophe in Deutschland ganze Ortschaften wegriss, litten die Menschen in Teilen Europas, Kanadas und den USA unter brütender Hitze und zerstörerischen Waldbränden. Auch China blieb nicht verschont. In einigen Provinzen fiel dort innerhalb von drei Tagen so viel Regen, wie sonst in einem Jahr. Dutzende Menschen kamen ums Leben. 

China Hochwasser Zhengzhou 2021
Auch China blieb 2021 nicht von Hochwasser verschont Hochwasser: © imago/Xhinhua

Xi fordert mehr Tempo

Man könnte meinen, dass die Bilder auch beim chinesischen Staatschef, Xi Jinping, einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Im Rahmen der gestrigen UN-Generaldebatte forderte Xi mehr Tempo beim Übergang zur treibhausgasneutralen Wirtschaft und sicherte zu, dass China alles tun werde, um das Ziel der Klimaneutralität bereits vor 2060 zu erreichen. Dazu werde das Land den Bau von neuen Kohlekraftwerken im Ausland stoppen und die Finanzierung der Energiewende in den aufstrebenden Ländern des globalen Südens ausbauen. 

Wir begrüßen diesen Schritt. Der Klima- und Energiechef des WWF, Manuel Pulgar-Vidal sprach von einer Trendwende.

Mit einem nüchternen Satz kündigt Xi das an, was wir zusammen mit anderen Umweltorganisationen und Energieexpert:innen bereits seit Jahren fordern: ein Ende der Investitionen in neue Kohlekraftwerke. China ist aktuell weltweit für die meisten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das Land stand, angesichts des jüngsten Berichts des Weltklimarates, zunehmend unter dem Druck der G7 Staaten, die das Aus für neue chinesische Kohleprojekte im Ausland forderten. Zuletzt hatten die Proteste auch in den Ländern zugenommen, in denen Chinas Kraftwerke gebaut werden — darunter sind Bangladesch, Vietnam und Kenia. Weltweit sind mit Hilfe staatlicher chinesischer Banken und Baufirmen Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von mehr als 53 Gigawatt (GW) ans Netz gegangen.  

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In erster Linie ist die Nachricht ein Durchbruch für den Klimaschutz. Immerhin werden nun Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 40 GW, verteilt auf 20 Länder, nicht mehr ans Netz genommen. Das entspricht der Gesamtleistung der deutschen Kohlemeiler. Mindestens genauso wichtig ist auch das Signal an die Kapitalmärkte. Laut der Green Belt and Road Initiative sind mehr als 70 Prozent der globalen Kohlekraftwerke auf Finanzspritzen aus Peking angewiesen. Sollte Chinas Kehrtwende so umgesetzt werden, ist die wichtigste Geldquelle für neue Kohleprojekte weltweit versiegt. Das könnte mittelfristig der entscheidende Sargnagel für die Kohleverstromung sein.  

Globaler Ausstieg aus der Kohle eingeleitet

Klar ist, dass der globale Rückzug aus der Kohleenergie längst begonnen hat. Eine neue Studie des Klima-Think-Tanks E3G zeigt, dass Neubauprojekte für Kohlekraftwerke seit dem Pariser Klimaabkommen um Dreiviertel eingebrochen sind. 

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44 Länder haben sich seit 2015 gegen neue Kohlekraftwerke positioniert. In weiteren 40 Ländern wären derzeit ohnehin keine Kohlekraftwerke in den entscheidenden Projektphasen. Die Schwelle liegt hier also niedrig, sich ebenfalls endgültig von neuen Kohleprojekten loszusagen. Insgesamt seien seit 2015 unglaubliche 1175 GW an Kohlestrom-Kapazitäten nicht ans Netz gegangen. Das entspricht in etwa der gesamten Kohlekraftkapazität Chinas. Möglich gemacht wurden diese Schritte nicht nur durch Trendwenden in der Klima- und Energiepolitik vieler Länder. Unlängst hat sich auch der Kapitalmarkt von der schmutzigsten Form der Energieversorgung abgewendet. Schließlich treiben auch Umweltorganisationen und die Zivilgesellschaft den Wandel in entscheidendem Maße voran.   

WWF Grafik Sinkende Investitionen in fossile Energie
Die Investitionen in fossile Energie gehen zurück © WWF

Diese Fragen bleiben noch offen 

China bleibt der Dreh- und Angelpunkt, wenn es darum geht, wirksame Energie- und Klimapolitik auch auf internationalem Niveau voran zu bringen. Selbst wenn wirklich Schluss sein sollte mit chinesischen Investitionen in neue Kohleprojekte im Ausland, bleiben viele Fragen offen. So nannte Xi in seiner Rede kein Datum, ab dem die Finanzierung internationaler Kohlekraftprojekte eingestellt wird. Fraglich bleibt auch, ob es sich dabei ausschließlich um Projekte handelt, die sich noch in der Planung befinden – oder ob auch im Bau befindliche Kohlekraftwerke betroffen sind. Zudem ist unklar, inwieweit sich die Aussage auf staatliche oder private Unternehmen bezieht. 

Auch in China selbst ist noch einiges zu tun: Allein im vergangenen Jahr gingen innerhalb Chinas Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von rund 38 GW ans Netz – das Dreifache der weltweit neu gebauten Kapazitäten. Laut eines Expertenberichts der Initiative Carbon Tracker sind weitere Kohlekraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 187 GW in der Pipeline. Das entspricht mehr als der Hälfte der weltweit im Bau befindlichen Kohlekraftkapazitäten. Kohle ist im chinesischen Strommix noch der wichtigste Energieträger – und die neu gebauten Kraftwerke haben Laufzeiten von bis zu 50 Jahren.

Sonnenkraftwerk in China © imago/Xinhua/Gao Han

Gleichwohl sind auch Chinas erneuerbare Kapazitäten ebenfalls in beträchtlichem Umfang gewachsen. Es drängt sich also die Frage auf, wann China auch innerhalb seiner Landesgrenzen die Abkehr von der Kohleverstromung konsequent vollzieht. 

Ein Signal vor dem Klimagipfel

Xi Jinpings Ankündigung kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt. In wenigen Wochen findet der G20-Gipfel in Rom statt, bei dem es unter anderem darum geht, den klimaschädlichen Subventionen ein Ende zu setzen und die benötigte Klimafinanzierung zu entfesseln. Im November folgt der Klimagipfel in Glasgow. China ist eines der Schüsselländer, wenn es darum geht, die Erderhitzung zu begrenzen und die Klimaziele einzuhalten. Wie viele andere werden wir daher genau beobachten, inwiefern den ambitionierten Plänen nun auch Taten folgen.

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Klimakrise im Wahlkampf: Jetzt mal ehrlich!

Sollte sich hier jemand finden, der zu wirklich allen Bundestagswahl-Talks eingeschaltet hat: Kompliment. Denn es waren viele. One-on-ones, Trielle, große Runden: Es kann sich nun wirklich niemand beklagen, dass die Kandidat:innen für die Bundestagswahl nicht ausreichend auf den Prüfstand kamen. Oder doch?

In mancher Hinsicht schon. Denn beim Thema Klimakrise – eines der drängendsten Themen unserer Zeit – gingen die Debatten oft am eigentlichen Punkt vorbei. Und der ist, das möchten wir nach den vielen Debatten kurz vor der Wahl am 26.9. nun ein für alle Mal deutlich sagen: Die Klimakrise kostet unfassbar viel Geld. Sie sorgt für immense soziale Schieflagen. Sie beraubt uns unserer Freiheit. Das gilt umso mehr für unsere Kinder und Enkel.

Klimaschutz dagegen ist die preiswertere Lösung. Die soziale Lösung. Die freiheitliche Lösung.

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In den Gesprächen schien hingegen oftmals der Klimaschutz das Problem zu sein, das Kosten verursacht. Die Klimakrise und ihre Folgen wurden dahinter ausgeblendet. Was für eine verkehrte Welt. Wie heikel, kurz vor so einer wichtigen Wahl.

Ja, der Umbau kostet Geld

Die Wahrheit ist – und es bringt nichts, drum herum zu reden oder gar etwas verschleiern zu wollen, die Bürger:innen kommen schon mit der Wahrheit zurecht – nein, sie haben sogar ein Recht darauf: Der Umbau hin zu einer klimafreundlichen Wirtschaft wird Geld kosten. Er wird manche Jobs überflüssig machen. Er wird auch ordnungsrechtliche Maßnahmen benötigen (Achtung, Verbote!).

Der Nicht-Umbau kostet uns fast alles

Aber: Der Nicht-Umbau – und er ist gleichbedeutend damit, die Klimakrise weiter anzuheizen – wird uns fast alles kosten. Da reden wir nicht mehr nur über Milliarden Euro und Jobs. Sondern auch über unsere Gesundheit. Über unser Leben, das unserer Kinder. Bei der Flutkatastrophe diesen Sommer haben mehr als 180 Menschen ihr Leben verloren. Hitze und Dürren belasten unser Wohlergehen, die Lebensmittel- und Wasserversorgung. Die Überlebensfähigkeit von Landwirt:innen.

Der Umbau eröffnet Chancen

Mit ihm geben wir Geld nicht für die Schadensbegrenzung aus, wie nach dem Hochwasser. Wir bauen Zukunftsmärkte. Fördern Innovationen und soziale Gerechtigkeit. Und sichern Freiheiten für unsere Kinder.

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Einmal auf die Zahlen geschaut: Für den klimafreundlichen Umbau unserer Wirtschaft veranschlagt das Beratungsunternehmen McKinsey Investitionen in Höhe von 240 Milliarden Euro bis 2045. Dann ist der Umbau quasi fertig.

Dagegen gerechnet: Eine Tonne CO2 verursacht laut Umweltbundesamt Umweltschäden in Höhe von 195 Euro. Und das ist eine konservative Annahme. Großbritannien geht seit kurzem von Kosten in Höhe von 300 Euro pro Tonne CO2 aus, wenn es Projekte bewerten und Entscheidungen treffen muss. Deutschland hat 2020 739 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Macht für das Jahr rund 222 Milliarden Euro und ein paar Zerquetschte.

Ja, auf den ersten Blick ein paar Milliarden weniger. Aber folgendes gilt es zu beachten.

  1. 2020 lagen die Emissionen aufgrund der Pandemie niedriger als erwartet, 2021 sind die Zahlen schon wieder rasant angestiegen.
  2. Die Folgen der Klimakrise verschlimmern sich, wenn nicht ausreichend dagegen unternommen wird. Dann gibt es Extremwetterereignisse wie das „Jahrhunderthochwasser“ mit Schäden von rund 5,5 Milliarden Euro allein für versichertes Eigentum längst nicht mehr nur einmal im Jahrhundert.
  3. Gar nicht eingerechnet, weil extrem schwierig: Kipppunkte. Was passiert, wenn zu viel Gletschereis schmilzt und Dynamiken in Gang kommen, die nicht mehr aufzuhalten sind?

Diese Kosten fallen außerdem auf ewig an. Das macht die Rechnung doch einfach. Nehmen wir jetzt Geld in die Hand, um eine lebenswerte Zukunft zu schaffen? Oder geben wir das Geld nur reaktiv aus, um die Schäden der Klimakrise zu bezahlen?

Gleiches gilt für die Freiheitsdebatte. Welche Freiheit beanspruche ich, wenn ich mit meinem SUV mit 200 km/h über die Autobahnen rase, wenn meine Kinder dafür in ihren Möglichkeiten extrem eingeschränkt sein werden – wo sie wohnen können, mit welchen Krankheiten sie leben müssen? Was mute ich ihnen damit zu?

Deutschlands Rolle in der Welt wurde GAR NICHT  thematisiert.

Was für eine Leerstelle auch in Bezug auf die Klimakrise. Deren globale und außenpolitische Dimension kam ebenso wenig vor in den Debatten wie die absolut zentrale Rolle der EU für klimapolitischen Fortschritt. Und die in der Vergangenheit oft mangelhaft wahrgenommene deutsche Verantwortung dafür.

Was überhaupt fehlt in der deutschen Debatte und der europäischen: ein ehrlicher und empowernder Blick auf den reichen Erfahrungsschatz mit wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Transformation, den der Osten dieses Landes und des ganzen Kontinents zu bieten hat. Daraus lohnt es sich zu lernen.

Bitte ehrlich!

Zukunfstwahlcheck WWF Welche Partei will was?
Welche Partei will was?

Es wäre wünschenswert gewesen, wenn diese Debatten im Wahlkampf ehrlicher geführt worden wären. Apropos ehrlich: Wir vom WWF haben die Wahlprogramme der demokratischen Parteien im Bundestag übrigens einmal genau unter die Lupe genommen – für die Entscheidung am Sonntag noch eine kleine Hilfe: unser WWF Wahlcheck.

Und wer noch mehr Hilfe bei der Entscheidung braucht und noch nicht genug von den TV-Debatten hat, dem legen wir die WWFthinks sehr ans Herz.

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Klimakrise: Wenn sich Zeitfenster schließen

Bei manchen Dingen ist das eben so: Es gibt ein (Zeit)fenster, das sich irgendwann schließt – und dann ist es zu spät. „Window of opportunity“, sagt man auf Englisch. Beispiele für solche Fenster gibt es zahlreich. Der Gärtner säht in einem bestimmten Zeitfenster, damit die Pflanzen wachsen und Früchte tragen. Marktlücken haben oft ein Zeitfenster, in dem sie von Unternehmer:innen genutzt werden können, bevor andere ihnen zuvorkommen.

Ein anderes Window of opportunity betrifft ist drängender als je zuvor: Die Klimakrise. Der Weltklimarat der Vereinten Nationen hat in seinem Bericht zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen nochmal deutlich unterstrichen, dass die Zeit drängt. Die Veränderungen, die der Mensch im Klimasystem verursacht, sind bereits jetzt beispiellos. Die Oberflächentemperatur, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre und der Meeresspiegel steigen immer schneller an. Bereits jetzt ist die Temperatur auf der Erde durchschnittlich 1,1°C höher als zwischen 1850 und 1900. Das hat weitreichende Folgen.

Folgen der Erderhitzung

Extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Dürre oder extreme Hitze betreffen uns bereits jetzt. Mit steigender Erderhitzung werden diese Extremwetter noch häufiger. Die Flutkatastrophe in Deutschland – wir alle haben die Bilder aus dem Sommer 2021 noch im Kopf – ist nur ein Beispiel. Der Starkregen war, wie viele weitere Extremwetter ebenfalls, durch die Erderhitzung deutlich wahrscheinlicher geworden.

Außerdem ist auch die Artenvielfalt massiv von der Klimakrise bedroht: Die Klimaveränderungen beeinflussen die Lebensräume von Tieren und Pflanzen und sensible Ökosysteme geraten aus dem Takt. Ein Beispiel ist die Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte – die sagt euch nichts? Es gibt sie auch leider nicht mehr. Sie hat 2016 traurige Berühmtheit erlangt, weil sie ist als erstes Säugetier nachgewiesenermaßen durch die Klimakrise ausgestorben ist. Dieses Schicksal droht auch unzähligen weiteren Arten. Die damit verbundene Kettenreaktion in Ökosystemen gefährdet die gesamte biologische Vielfalt.

Kopf hoch statt in den Sand!

Es gibt aber keinen Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Denn der Weltklimarat macht nicht nur deutlich, dass die Erderhitzung dramatische Folgen hat, sondern auch, dass sie menschengemacht ist. Das ist eine gute Nachricht. Denn was wir selbst verantworten, haben wir auch selbst in der Hand – noch zumindest! Womit wir wieder beim Zeitfenster wären. Jetzt zählt Schnelligkeit und Effektivität. Die Geschwindigkeit, mit der sich das Klima verändert, zeigt uns, dass wir nicht mehr viel Zeit haben:

Das Fenster ist noch offen – aber es schließt sich sehr bald.

Jetzt zählt jedes Zehntelgrad und jede Maßnahme, um die Ziele des Pariser Abkommens einzuhalten. Alle Staaten müssen dazu beitragen die Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen und noch schneller Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

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Einerseits kann auch jede:r Einzelne von uns versuchen seinen oder ihren Alltag so klimafreundlich wie möglich zu gestalten. Zum Beispiel viel Fahrrad und ÖPNV fahren und weniger tierische Produkten verbrauchen. Aber wir brauchen vor allem einen regulatorischen, übergeordneten Rahmen, um Klimaschutz sozialverträglich und effektiv anzugehen. Mit anderen Worten: die Politik ist gefragt.

Die neue Bundesregierung muss das Zeitfenster nutzen!

Die neue Bundesregierung muss das offene Window of opportunity jetzt nutzen, bevor es zugeht. Klima- und Umweltschutz muss sie zu dem zentralen Thema ihrer Politik machen. Dafür muss sie unter anderem den Ausbau erneuerbarer Energien stärken, schneller aus den fossilen Energien aussteigen, klima- und umweltschädliche Subventionen abbauen und die Dekarbonisierung aller Sektoren forcieren.

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Außerdem liegt es auch an Deutschland, einen ambitionierten Klimaschutz auf europäischer und globaler Ebene voranzubringen. Denn allein kann Deutschland die Klimakrise nicht aufhalten. Wir sollten beispielsweise im EU-Parlament mit gutem Beispiel vorangehen und die Umsetzung des Fit for 55-Pakets der EU-Kommission schnell angehen. Zusätzlich zu dem Paket braucht es weitere Maßnahmen, um alle Emissionen langfristig auf null zu reduzieren.

“Todesloste” Politik auf die Spur bringen

Bisher passiert in diese Richtung jedoch leider zu wenig. Und da kommen wir alle wieder ins Spiel. Wie der Youtuber Rezo es in seinem Video zur „Klima-Katastrophe“ so schön ausdrückt: Es sind leider einige Politiker:innen „todeslost“, was den Umgang mit der Klimakrise angeht. Damit sie ihren Weg wiederfinden, bedarf es vielleicht einiger Hinweise aus der Zivilgesellschaft.

Beim großen Klimastreik am 24. September können wir alle zeigen, dass wir uns mit fadenscheinigen Lösungen nicht zufriedengeben, sondern echten Klimaschutz wollen.

Klimastreik 24.9.2021 Aufruf

Jede:r einzelne kann mit Politiker:innen reden, ihnen Briefe schreiben, deutlich machen, dass der Klimaschutz für uns und kommende Generationen fundamental ist. In ein paar Tagen ist Bundestagswahl – macht sie zur Klimawahl und wählt die Partei, die in Euren Augen die besten und wirksamsten Pläne für den Schutz unseres Klimas hat.

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Zu heiß, zu trocken, zu nass, zu stürmisch: unsere Zukunft der Wetterextreme

Der Hurrikan Ida hat am Mittwochabend (1. September 2021) New York eine seit der Wetteraufzeichnung noch nie dagewesene Regenmenge von 80 Millimetern in nur einer Stunde beschert. Dieser schlimme Unwetterrekord verweist den erst vor etwa einer Woche gesetzten Starkregenrekord New Yorks durch Tropensturm Henry mit 49 Millimeter auf Platz 2 der Wetterextreme. Von Maryland bis New York gibt es bis heute (3. September) mindestens 42 Toten.

New York ist kein Einzelfall. In Deutschland wurde nach drei sehr trockenen Jahren mit großen Waldverlusten in diesem Sommer in der Uckermark mit rund 140 Milimetern Rekordniederschlag innerhalb eines mehrstündigen Regens gemessen. Extreme Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen haben im Juli 2021 zu furchtbaren menschlichen Verlusten und weitreichenden ökonomischen Schäden geführt, als in wenigen Minuten aus kleinen Flüssen reißende Fluten wurden.

Überschwemmung Deutschland im Juli 2021
Extremwetter werden häufiger, wie hier in Rheinland-Pfalz im Juli 2021 © IMAGO / Reichwein

Das Wetter wird nachweislich extremer

Das Wetter wird immer extremer. Und zwar nachweislich. Der am Mittwoch veröffentlichte Atlas zu Wetterextremen (1970–2019) der World Meteorological Organisation (WMO) und von dem United Nations Office for Disaster Risk Reduction (UNDRR) zeigt, dass Stärke und Anzahl der wetter‑, klima- und wasserbedingten Katastrophen seit 1970 stark zugenommen haben.

Die bis 2019 ausgewerteten Extremereignisse haben mit den Stürmen Katrina (2005 mit 163 Milliarden US Dollar Schäden), Harvey, Maria und Irma (alle in 2017) die ersten vier Plätze hinsichtlich der ökonomischen Schäden eingenommen. Der Wissenschaftler Petteri Taalas (WMO) schätzt, dass der Sturm Ida den Sturm Katrina in seinen ökonomischen Auswirkungen übertreffen wird — und damit auf Platz 1 der Schadensliste landen könnte.

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Die Klimakrise ist kein regionales Ereignis, sondern kann jede und jeden von uns treffen. Auch die Münchner Rückversicherung zeigt auf, dass auf uns in Deutschland mehr Dürre‑, Sturm- und Starkregen, aber auch Hagelereignisse im Sommer zukommen. Wetterextreme gefährden zunehmend unsere Land- und Forstwirtschaft, unsere Infrastruktur, Wirtschaft und Gesundheit.

Klimakrise ist jetzt!

Diese erste Septemberwoche 2021 mahnt uns mit seinen Extremwetterrekorden, dass wir sofort Handeln müssen. Auf der einen Seite steht der Klimaschutz mit der sofort nötigen Reduktion der Kohlenstoffemissionen. Für die Bundestagswahl haben wir ein weiteres Mal gezeigt, was auf politischer und Wirtschaftsebene passieren muss, um der politischen Sorgfaltspflicht für uns Bürger nachzukommen:

  1. Minderung der Emissionen um 70 Prozent bis 2030
  2.  Umbau der klima- und umweltschädlichen Subventionen
  3.  Schaffung von mehr Arbeitsplätzen auf den Transformationswegen zu einer klimaneutralen Wirtschaft
  4.  den Durchbruch bei der Energiewende mutig angehen mit gesteigerter Energieeffizienz und mehr erneuerbaren Energien.

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Der Wald ist wichtiger Partner in der dringend benötigten Reduktion der menschgemachten Emissionen. Derzeit ist der Verlust von Wald durch Übernutzung und Feuer global so stark, dass sein Verlust 10–20 Prozent der globalen menschengemachten Emissionen ausmacht.

Entwaldung beenden!

Unser Waldmanagement ist ein Schlüsselfaktor für die Vermeidung von Extremwetterereignissen, das sollte uns stärker bewusst werden. Um der Wucht der zunehmenden Wetterextremen zu begegnen, muss die Entwaldung und Verschlechterung der Wälder (Degradation) sofort beendet werden. Deutschland hat innerhalb der EU den größten Fußabdruck bei der Entwaldung der Tropenländer. Unsere Lebensmittelindustrie ist stark mit Entwaldung verknüpft, die unser Klima in die Extremwetterlagen führt.

Wir fordern deshalb

  • sofortigen Stopp der Entwaldung durch die Schaffung eines wirksamen EU-Gesetzes für entwaldungsfreie Lieferketten. Die Lebensmittelindustrie muss aufgrund der negativen Rückkopplung von Klimawandel und Waldstörung extrem schnell klimaneutral werden.
  • Eine wirksame Bekämpfung von Umweltkriminalität, die zum Verlust von Wald und seiner Qualität führt. Etwa ein Drittel des geschlagenen Holzes wird global illegal auch mit Lieferketten nach Deutschland geschlagen.
  • deutlich mehr Engagement der nächsten Bundesregierung beim Schutz der Wälder und der Wiederherstellung von durch Feuer und Übernutzung degradierter Landschaften.

Wenn wir nicht beherzt vorbeugen, gehen wir trotz besseren Wissens mit offenen Augen in die Wetterextreme hinein. Am 24. September ist an 213 Orten in Deutschland zusammen mit Fridays-for-Future Klimastreik. Wir zählen dort auf Euch! Und am 26. September wählen wir unsere Zukunft. Wir können, wir müssen in diesem September der Extremwetter nachdrücklich die Weichen gemeinsam in eine verlässlichere Zukunft stellen.

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