In Südafrika hat die Wilderei auf Nashörner mit 769 getöteten Tieren im Vergleich zum letzten Jahr um ein Viertel abgenommen. Erstmals seit 2012 sind es unter 1000 Nashörner, die ihr Leben für ihr begehrtes Horn lassen mussten. In Südafrika leben 80 Prozent aller afrikanischen Nashörner. Natürlich müssen wir vor allem dort die Trendwende in der Wildereikrise schaffen, wenn die Nashörner überleben sollen.
Ein Erfolg für die Nashörner Südafrikas
Gewonnen ist noch nichts. Wir sprechen hier immer noch von sehr, sehr vielen getöteten Nashörnern. Der deutliche Rückgang der Wilderei ist aber ein großer Erfolg für die Arbeit aller, die sich gegen das illegale Töten der Nashörner stellen. Für die Ranger, die Tag für Tag ihr Leben riskieren, für die Behörden, die vielen NGOs, für uns und sogar ein klitzekleines bisschen für mich. Es macht mir Hoffnung, dass wir auf dem richtigen Weg sind, dass wir den Kampf gegen die Wildtiermafia langfristig gewinnen können.
Wir müssen jetzt ganz genau hinsehen, woran dieser Trend liegt. Wir müssen verstehen: Ist es die effizientere Wildereiabwehr oder sinkt die Nachfrage in Asien endlich? Liegt es an beidem?
Klar ist: Wir brauchen Schutz für die Nashörner, dort wo sie leben. Schutz durch Ranger. Boots on the ground, wie wir dazu sagen. Aber die Zukunft des Nashorns wird in Asien entschieden. Nur wenn der Konsums von Nashorn-Horn deutlich sinkt (und am besten endet) können wir verhindern, dass sich der Trend wieder umkehrt und das Überleben der Arten langfristig sichern.
Hauptursache der Wilderei ist die Nachfrage aus Asien, insbesondere in Vietnam und China. Nashhornhorn gilt als fiebersenkende und krampflösende Arznei. Sogar als Heilmittel gegen Krebs werden die vor allem aus Keratin bestehenden Nashorn-Hörner angepriesen. Das konnte wissenschaftlich nicht belegt werden, sorgt aber dafür, dass in den letzten Jahren abertausende Nashörnern sterben mussten.
Die Nashörner brauchen Ranger, Gesetze – und weniger Käufer
In China und Vietnam ist Nashornhorn wertvoller als Gold. Wir müssen in Asien dafür sorgen, dass diese absurde Nachfrage endet. Wir müssen jedes einzelne Nashorn vor den Kugeln der Wilderer schützen. Und wir müssen dafür sorgen, dass der internationale Handel mit Nashornhorn über das Washingtoner Artenschutzabkommen verboten bleibt. Insbesondere Nashorn-Farmer setzen sich für eine Lockerung der Ausfuhrregeln ein – für sie gäbe es Millionen zu verdienen. Wir lehnen das kategorisch ab. Eine Öffnung des internationalen Handels würde sehr wahrscheinlich die Nachfrage in Asien anheizen – was wiederrum die Wilderei in Afrika befeuern könnte. Zudem wird natürlich die Strafverfolgung erschwert, wenn illegale Hörner in legalen Märkten gewaschen werden.
Ja, wir haben für den Moment eine Trendwende für die Nashörner Südafrikas geschafft. Jetzt heißt es, alles daran zu setzen, dass der Trend sich weiter fortgesetzt. Um irgendwann einmal hoffentlich die Wildereikrise zu beenden.
Das Jahr 2018 liegt fast hinter uns. Zeit für einen Rückblick. Was ist in diesem Jahr passiert? Welche Siege und Niederlagen gab es für den Naturschutz? Das waren die wichtigsten Umweltthemen des Jahres 2018:
Januar: Öltanker „Sanchi“ sinkt
Das Jahr 2018 begann mit einer Havarie. Der iranische Tanker „Sanchi“ war auf hoher See im Ostchinesischen Meer mit einem chinesischen Frachter zusammengestoßen und in Brand geraten. Das Schiff sank Mitte Januar. Alle 32 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Das Schiff hatte 113.000 Tonnen leicht flüchtiges Ölkondensat – ein Nebenprodukt der Gasförderung sowie Schweröl als Treibstoff an Bord. Ein über 100 Quadratkilometer großer Ölteppich war die Folge. Langzeitfolgen nicht absehbar.
Februar: Angst vor der Schweinepest
Zumindest die deutschen LandwirtInnen haben 2018 noch einmal Schwein gehabt. Der befürchtete Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest blieb aus, doch die Furcht vor der Seuche wächst. Polen, Ungarn, Rumänien, Tschechien, Bulgarien aber auch Belgien – überall grassiert die Schweinepest und sie kommt näher. Die Infektionskrankheit breitet sich über verseuchte Speisereste, Viehtransporter und Stallkleidung aus. Weil sie auch durch Wildschweine übertragen werden kann, will Dänemark jetzt sogar einen Grenzzaun für Schwarzkittel errichten. Ob das hilft, darf bezweifelt werden. Die Schweine werden schnell Lücken entdecken, sich durch buddeln oder über die Grenze schwimmen. Sinnvoller scheint es auf mehr Hygiene, also die verstärkte Desinfektion von Fahrzeugen, die Vermeidung von Lebensmittelmüll in der Natur und Aufklärungsarbeit von Fahrern und Jägern zu setzen. Im November erreicht uns die Meldung, dass die afrikanische Schweinepest auch in China grassiert und den Amur-Tiger gefährdet.
März: Tod des letzten Nördlichen Breitmaulnashorns
Im März starb Sudan, das letzte männliche Exemplar der Nördlichen Breitmaulnashörner, an Altersschwäche. Sudan konnte zu seinem Glück ein langes Leben führen – ganz im Gegensatz zu vielen seiner Artgenossen. Die Jagd nach Nashorn-Horn kostet jährlich immer noch mehr als 1000 Tieren das Leben.
Es war zwar heiß, doch das Badevergnügen wurde durch Erkenntnisse zum Zustand deutscher Gewässer getrübt: Ein WWF-Report zeigt bedenkliche Gülle- und Pestizid-Belastungen. Nur jeder vierte See in Deutschland ist ökologisch in einem guten Zustand. Die Mehrheit hat eine bedenkliche Wasserqualität. Die EU-Kriterien zu sauberem Wasser werden nur 24 Prozent der Gewässer einhalten, nur 2,3 Prozent schaffen das Prädikat „sehr gut“. Ursache für die schlechten Werte ist der Überschuss an Düngemitteln, die in die Gewässer gelangen.
Außerdem im Mai: Diesel-Fahrverbote in Hamburg
Nachdem das Bundesverwaltungsgericht bereits Anfang des Jahres Diesel-Fahrverbote grundsätzlich erlaubt hatte, macht Hamburg am 31. Mai Ernst. Als erste Stadt Deutschlands führt die Hansestadt Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge ein, um die Belastung durch Stickoxide zu reduzieren.
Juni: Es ist eine Kohlekommission!
Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis. Nach diesem Motto verfuhrt die Bundesregierung und rief die so genannte Kohlekommission, genauer die Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ ins Leben. Sie soll den Ausstieg aus der Kohleverstromung auf den Weg bringen. Das Gremium sollte noch vor dem Ende des Jahres ihren Abschlussbericht vorlegen. Daraus wurde allerdings nichts. Auf Druck der Ministerpräsidenten aus den Braunkohleländern verschob die Große Koalition den Abschlussbericht der Kommission auf das nächste Jahr.
Außerdem im Juni: Bayer adoptiert Monsanto
Der Bayer-Konzern übernahm den US-amerikanischen Wettbewerber Monsanto, berüchtigt u.a. als Hersteller des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat. Bayer wurde mit dem über 60 Milliarden Dollar schweren Deal zum größten Agrochemie-Konzern der Welt und machte sich damit nicht nur Freunde. Umweltschützer warnen vor dem Fortschreiten der industriellen Landwirtschaft und den ungeklärten Risiken der Gentechnik auf dem Acker. Auch die Aktionäre goutierten den Kauf nur bedingt und schickten die Bayer-Aktie erst einmal auf Talfahrt.
Juli: Es entsteht das größte Regenwald-Schutzgebiet der Welt
Kolumbiens „Jurassic Park“ wurde der größte Tropenwald-Nationalpark der Welt. Das Naturschutzgebiet Serrania del Chiribiquete wurde um 1,5 Millionen Hektar erweitert. Dadurch das größte Regenwald-Schutzgebiet der Welt mit einer Gesamtgröße von 4,5 Millionen Hektar. Zum Vergleich: Die Niederlande sind 4,2 Millionen Hektar groß. Ein toller Erfolg für gefährdete Arten wie Jaguar, Flussdelfin, Tapir und Riesensalamander.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes erlebten Teile Ostdeutschlands 2018 eine der schlimmsten Trockenperioden seit mehr als 55 Jahren. Die anhaltende Trockenheit führte zu brennenden Problemen in Brandenburg. Der Wald auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz südlich von Berlin stand in Flammen. Die Rauchschwaden drangen bis in die Hauptstadt vor. Der Brand breitete sich auf eine Fläche von 400 Hektar aus. Die Dörfer Klausdorf und Tiefenbrunnen wurden kurzzeitig evakuiert.
September: Hambacher Wald wird zum Symbol für den Kohleausstieg
Die Auseinandersetzungen um den Hambacher Wald eskalieren. Nachdem bereits 3.800 Hektar des Waldes in Nordrhein-Westfalen den Braunkohlebaggern weichen mussten, entwickelt sich der Kampf für den Erhalt der letzten 200 Hektar zum Symbol der Anti-Kohle-Bewegung. 50.000 Menschen beteiligen sich im Hambacher Wald an der größten Klimaschutz-Demonstration, die Deutschland je gesehen hat. Anfang Oktober untersagt das Oberverwaltungsgericht Münster die von RWE geplante Rodung des Waldes bis auf weiteres. Damit soll verhindert werden, dass vor einer Entscheidung in der Hauptsache vollendete Tatsachen durch Rodung und Abbaggern geschaffen werden.
Oktober: Sonderbericht des IPPC zur Erderhitzung
Der Rekordsommer hinterlässt seine Spuren. Am Rhein und vielen anderen Flüssen zeigen die Pegelstände Rekord-Tiefststände an. Die Schifffahrt muss deutlich eingeschränkt werden und kommt teilweise zum Erliegen. Passend dazu legt der Weltklimarat der UN (IPCC) seinen Sonderbericht vor. Darin werden die Auswirkungen einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad thematisiert. Der Bericht ist eine deutliche Warnung: Es sei noch möglich die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen, allerdings bedürfe es dafür schnelle und weit radikalere Einschnitte als bislang von den Staaten zugesagt. Gelinge es nicht die 1,5 Grad Grenze zu halten, drohen weltweit dramatische Konsequenzen.
November: Plastikflut stoppen!
Die Vision, die Weltmeere mit einem gigantischen Staubsauger vom Plastikmüll zu befreien, galt vielen als geniale Idee. Leider fiel das Ocean-CleanUp Projekt des 24-jährigen Holländers Boyan Slat im Praxistest durch. Das System sammelt offenbar so gut wie keinen Plastikmüll ein. Der missglückte Praxistest machte einmal mehr deutlich, dass sich das Problem nicht technisch, sondern vor allem politisch lösen lässt. Immerhin ist das Thema auf der politischen Agenda angekommen. Das Bundesumweltministerium legt einen 5-Punkte-Plan für weniger Plastik und mehr Recycling vor. Die EU einigte sich Ende des Jahres drauf, Einwegplastik, also z.B. Wattestäbchen und Trinkhalme ab 2021 zu verbieten.
Dezember: Klimakonferenz in Kattowitz
Der Klimagipfel im polnischen Kattowitz endet nach Verlängerung mit einem Minimalkompromiss: Auf 133 Seiten einigen sich die Delegationen auf die Spielregeln für das Pariser Abkommen. In dem sogenannten „Rolebook“ wird u.a. festgelegt, wie unterschiedliche Klimaschutzmaßnahmen gemessen und international verglichen werden. Dass sich 196 Staaten darauf einigen konnten, ist viel angesichts der wachsenden Zahl von Regierungen, die die internationale Zusammenarbeit behindern. Es ist aber zu wenig angesichts der immer stärker wachsenden Menge von Treibhausgasen in der Erdatmosphäre. Weiter fehlen ehrgeizigen Verpflichtungen, um die Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Auch in Deutschland.
Habt ihr auch dieses Video gesehen über Tigerhandel in Europa? Die Recherche der Tierschutzorganisation Vier Pfoten haut mich ehrlich gesagt um: Der lukrative Handel mit Tigern und Tigerteilen findet nicht nur in Asien statt, sondern direkt vor unserer Haustür.
Crushed bones destined to make wine, broth with supposed medicinal virtues… Tiger trafficking also exists in Europe.
Gepostet von Brut nature am Dienstag, 31. Juli 2018
Razzien gegen Tigerhandel in Tschechien
Tschechische Behörden haben mehrere Razzien in Prag sowie Zentral- und Nordböhmen durchgeführt. Dabei fanden sie einen kürzlich mit einem Kopfschuss getöteten Tiger. Einer der Verdächtigten hatte die Tigerknochen und andere Tigerteile schon verarbeitet. Auf dem Vietnamesischen Markt in Prag fanden Polizisten Tigerfleisch.
Eines der durchsuchten Objekte gehört einem Zirkusdirektor, der auf dem Video stolz seine Tigerzuchtanlage in der Nähe von Prag präsentiert. Von hier aus sollten Tiger nach Asien verkauft werden. Dorthin, wo Tiger und Tigerteile als Bestandteile für traditionelle Medizin hochbegehrt sind.
Tigerhandel in Europa – und was macht die EU?
Das ist natürlich mehr als schockierend! Was aber mindestens genauso unfassbar ist: Der Handel mit Tigerteilen aus Nachzuchten ist unter Umständen noch nicht einmal illegal. Obwohl der Tiger auf dem höchsten Niveau des Washingtoner Artenschutzabkommens streng geschützt ist, verbietet das vor allem den kommerziellen Handel mit WILD LEBENDEN Tigern oder deren Teilen. Tiger aus registrierten und genehmigten Nachzuchten – sollte es solche geben – dürfen unter gewissen Umständen kommerziell gehandelt werden. Wie kann das sein? Welche Rechtfertigung kann es für solche Ausnahmen geben?!
Die Europäische Union hat die international verbindlichen Gesetze des Washingtoner Artenschutzabkommens auf strengste Weise in EU-Recht überführt. Das ist für alle Mitgliedsstaaten verbindlich. Der Tiger ist hier unter Anhang A gelistet. Das bedeutet: maximaler Schutz. Und weil es keine genehmigten Nachzuchten gibt, ist der Tigerhandel in der EU verboten.
Niemand weiß, wie viele Tiger in Europa gehalten werden
Aber wer kümmert sich darum, dass diese Gesetze auch wirklich in den Ländern nachgehalten und vollzogen werden? Niemand kann sagen, wie viele Tiger derzeit in Europa gehalten, wohin sie verkauft werden, was nach ihrem Tod mit ihnen passiert. Natürlich sind die Nachzuchten, wie in Tschechien aufgedeckt, weder angemeldet noch genehmigt – aber wer kontrolliert das? Hier fehlt es an qualifizierten Zuständigen sowie an Manpower.
Für unseren Kampf gegen Wilderei ist das ein herber Schlag. Gut möglich, dass in Europa geborene Tiger etwa aus zwielichtigen Zirkussen zu Tigerwein oder traditionellen Arzneimitteln verarbeitet werden. Wie gesagt, der Handel mit Tigern aus Nachzuchten ist nicht überall verboten. In China ist ein begrenzter Handel mit Tigerfellen und Tigerwein von Tigern aus Nachzuchten erlaubt. Auch in Laos, Vietnam und Thailand gibt es Tigerfarmen, die unter grausamsten Bedingungen Tiger halten, um sie zu schlachten und ihre Teile für fragwürdige Bedürfnisse zu verkaufen.
Da der Handel mit frei lebenden Tigern verboten ist, schmuggeln Kriminelle, gewilderte Tiger aus freier Wildbahn (zum Beispiel aus Nepal, Indien, Russland oder Indonesien) illegal in Länder mit Tigerfarmen. Dort werden sie in Tigerfarmen eingeschleust – und damit „legal gewaschen“. Da die Tiger in den Farmen nicht registriert sind, kann am Ende kaum einer sagen, ob die gehandelten Tigerteile, von einem wilden, gewilderten Tiger stammen oder aus einer „legalen“ Nachzucht.
Wir fordern seit Jahren:
100% Handelsverbot mit Tigern – EGAL, woher sie kommen! Denn der legale Handel befeuert den illegalen Handel und bedroht das Überleben der Tiger in freier Wildbahn. Gerade wenn der Handel so schlecht reguliert ist wie hier.
Tigerfarmen müssen stufenweise geschlossen werden! Das kann aber erst passieren, wenn die gesetzliche Grundlage geschaffen ist, die den Tigerhandel vollständig und für alle Länder verbietet.
Wenn Du etwas für den Tigerschutz tun möchtest:
Wir alle können etwas für den Tigerschutz tun: Geht nicht in irgendwelche Tigershows! Ja, damit meinen wir auch den Zirkus. Jeden einzelnen, der egal wo, mit Shows mit wilden Tieren wirbt und dressierte Tiger vorführt.
Lass dich nicht zu irgendwelchen Tiger Selfies hinreißen! Wer ominöse Tigertempel oder Tigerzoos in Südostasien besucht, der unterstützt damit nicht nur Tierquälerei, sondern auch unter Umständen Tigerschlachthäuser. Und by the way: Wenn Du mit einem Tiger oder einem anderen pelzigen Freund auf Tinder posierst, bekommst Du zu 53 Prozent weniger Nachrichten. Hat eine Studie auf zoosk herausgefunden.
Orang bedeutet im Indonesischen „Mensch“ und Hutan „Wald“ – Orang-Utans sind also Waldmenschen. Wie viele es von ihnen noch gibt ist schwer zu sagen. Die uns so ähnlichen Menschenaffen sind in den Baumkronen des Regenwaldes nun mal schwer zu zählen.
Für eine neue Langzeit-Studie arbeiteten nun 38 Institutionen zusammen, unter Federführung des Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Sie zählten zwischen 1999 und 2015 Orang-Utan-Nester in drei so genannte Metapopulationen. Die Forscher modellierten Dichteverteilungen und setzen die Daten in Zusammenhang zu Lebensraumverlust. Resultat: Die Nester nahmen um mehr als die Hälfte ab. Die Wissenschaftler rechneten die Ergebnisse auf Gesamtborneo hoch und kamen so zu der erschreckenden Zahl: Der Orang-Utan-Bestand auf Borneo verringerte sich zwischen 1999 und 2015 um 148.500 Tiere.
Über die genaue Zahl der Menschenaffen gibt es große Konfusion, auch unter Fachleuten. In der Roten Liste der IUCN wird beispielsweise aufgeführt, dass es 1973 noch 288.500 Orang-Utans gab. Für 2012 geht man dort von 104.700 Individuen aus. Wir beim WWF gehen von 54.000 Tieren auf Borneo aus. Beim letztjährigen internationalen „Population and Habitat Viability Assessment“ hat man sich auf 57.000 Orang-Utans geeinigt. Klar ist auf jeden Fall: Es werden dramatisch weniger Tiere.
Was jenseits den geschätzten Bestandszahlen uns Biologen erschreckt: Nur noch 38 der insgesamt 54 Metapopulationen bestehen aus mehr als 100 Tieren – der Schwellenwert für überlebensfähige Populationen.
Was die Orang-Utans tötet
Hauptgrund für den dramatischen Rückgang ist der Lebensraumverlust, vor allem durch den sich immer weiter ausbreitenden Anbau von Palmöl. Zwischen 2005 und 2016 gingen auf Borneo über acht Millionen Hektar Wald verloren.
Aber die Studie zeigt auch etwas anders: In den noch stehenden Wäldern haben die Orang-Utan-Nester rapide abgenommen. Das bedeutet: Die Jagd auf Orang-Utans ist ein schlimmeres Problem, als bisher angenommen.
Nachhaltige Waldwirtschaft schadet den Orang-Utans nicht
Die Studie zeigt aber auch, dass die Orang-Utan-Bestände in Kalimantan und Sabah in den Wäldern am höchsten war, wo Holz-Einschlag erlaubt ist. Das heißt: Es ist durchaus möglich dass Orang Utans in schonend bewirtschafteten Wäldern überleben können.
Die meisten Menschenaffen leben außerhalb von geschützten Gebieten wie Nationalparks. Wir müssen also dringend mit den Menschen und Firmen reden, die diese Flächen nutzen.
So entsetzlich die Studienergebnisse sind: Ich fühle mich aber immerhin in unserer Arbeit bestätigt. Wir setzeen darauf mit Unternehmen und Gemeinden zu arbeiten, um das Töten von Orang-Utan zu stoppen und ihren Lebensraum zu erhalten.
Was wir 2018 tun
Noch immer gelten die Menschenaffen bei den Bauern und Plantagenarbeitern als Schädlinge und werden abgeschossen. Wir reden mit den Menschen, damit sie Orang-Utans anders sehen – und Konflikte mit Orang-Utans friedlich lösen.
Auch in Schulen und Gemeinden machen wir Aufklärungsarbeit und führen Umweltbildung für Kinder und Erwachsene durch.
Auf den Plantagen untersuchen wir, wo wie viele Orang-Utans noch leben, um mit den Unternehmen Praktiken für den Orang-Utan-Schutz zu entwickeln.
Wir schulen Strafvollzugsbeamten, damit Orang-Utan-Morde und –Handel auch strafrechtlich verfolgt werden.
Wir forsten Orang-Utan-Lebensraum wieder auf und setzen uns für den Erhalt von Waldkorridoren zwischen Nationalparks ein.
Wir unterstützen und setzen uns für mehr Ranger-Patrouillen ein, um gegen Wilderei und Lebensraumzerstörung vorzugehen.
Warum es schnell gehen muss
Um die Orang-Utans zu retten, müssen alle helfen. Und es muss schnell gehen. Denn auch das sagt die Studie: Ändert sich nichts, werden wir bis 2050 mindestens weitere 45.300 Tiere verlieren. Allein auf Grund des Lebensraumverlusts.
Ihr wollt uns helfen dem Ornag Utan zu helfen? Hier entlang. Vielen Dank!
Als Kind war es mein Traum, später einmal Ranger zu werden. Mit festen Stiefeln durch die Wildnis stapfen, jedes Tier, jeden Stein, jede Pflanze kennen und durch die Linsen meines Fernglases jede Veränderung in der Landschaft wahrnehmen. Ich stellte mir vor, wie ich bei Sonnenaufgang aus meinem Zelt krabbeln und den Blick über die Steppe schweifen lassen würde, wie ich in der sengenden Mittagshitze unter einem schattigen Bäumchen sitzen und abends im Schein eines Lagerfeuers mit meinem Taschenmesser lustige Tierfiguren schnitzen würde. Und vor allem: Wie ich Abenteuer erleben und gefährliche Situationen meistern würde, um Elefanten, Nashörner und andere bedrohte Tiere vor Wilderern zu schützen.
Ranger sein ist lebensgefährlich
Nun, kurz gesagt: Es ist anders gekommen. Ich war zwar mal ein Jahr Ranger, aber das war als Zivi in einem deutschen Naturschutzgebiet an der Nordsee. Und da gab es zum Glück keine Wilderer. Danach bin ich inzwischen Ökologe geworden und sehr froh darüber. Denn für immer Ranger sein ist leider nicht so idyllisch, wie ich es mir früher vorgestellt habe. Eine neue Umfrage unter Rangern (pdf) zeigt, wie schlecht die Arbeitsbedingungen für die Naturschutzhelden (und Heldinnen! Immerhin sind knapp 20 Prozent der Ranger weiblich) wirklich sind.
Unter diesen drei Dingen leiden Ranger ganz besonders:
Tägliche Bedrohung der Ranger
Laut der Umfrage befanden sich 82 Prozent der befragten Ranger schon einmal in Lebensgefahr. Das liegt zum einen daran, dass Wilderer wahrscheinlich nicht gerade zu den freundlichsten Zeitgenossen gehören, wenn man sie auf frischer Tat ertappt. Zum anderen sind viele Ranger in Afrika aber auch einfach sehr schlecht ausgerüstet: Oft fehlt es ihnen an Waffen, Handys und Funkgeräten.
Ein weiterer Punkt, der den Rangern das Leben schwer macht, ist die miserable Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Klar, um Wilderer zu ertappen, muss man auch draußen übernachten. Einfach weil die meisten Patrouillen so lang sind, dass man mehr als einen Tag unterwegs ist. Doch dass ganze 30 Prozent der Befragten ihre Familien weniger als fünf (!) Tage im Monat sehen, hätte ich nicht gedacht. Insgesamt können 77 Prozent der Befragten nur zehn Tage oder weniger im Monat bei ihren Liebsten sein.
Schlechte Arbeitsbedingungen
Leider sind die Bedingungen, unter denen viele Ranger arbeiten müssen, auch alles andere als angenehm. Fast 60 Prozent der Befragten gaben in der Umfrage an, dass sie sich schlecht ausgerüstet fühlen – und das nicht nur in Bezug auf Waffen (siehe oben), sondern auch auf einfache Dinge wie feste Schuhe, Zelten oder dem Zugang zu frischem Trinkwasser. Zudem fühlt sich fast die Hälfte (42 Prozent) der befragten WildhüterInnen nicht ausreichend ausgebildet, um effektiv gegen Wilderei zu kämpfen. Zu allem Übel ist der Job auch echt schlecht bezahlt – und gesellschaftliche Anerkennung ist laut Umfrage auch Mangelware.
Ranger mit Leidenschaft
Dass es trotz der prekären Bedingungen viele Menschen gibt, die sich für den Schutz bedrohter Tierarten einsetzen, ist bewundernswert. Viele Ranger lieben ihren Job, obwohl er harte Arbeit bedeutet. Die Geschichte von Doreen hat mich besonders berührt. Sie arbeitet im Nairobi National Park in Kenia und erzählt in diesem wunderschönen Film von ihrer täglichen Arbeit.
Wir müssen für die Ranger etwas tun!
Ich finde: Es kann nicht angehen, dass Menschen, die sich tagtäglich für die Natur und den Erhalt der Artenvielfalt einsetzen und dafür nicht selten ihr Leben riskieren, unter solch schlechten Bedingungen arbeiten müssen. Die mutigen Ranger auf der ganzen Welt brauchen unbedingt bessere Ausrüstung und eine solide Ausbildung. Ranger sind eines der wichtigsten Mittel im Kampf gegen die Wilderei, das sollten sie durch gesellschaftliche Anerkennung und bessere Arbeitsbedingungen auch spüren. Wir müssen unbedingt daran arbeiten, dass der Beruf des Rangers endlich zu einem echten Traumberuf wird.