Fünf Fakten zur Windenergie

Der Ausbau der Windenergie ist nicht nur am heutigen Tag des Windes (15. Juni) ein großes Thema. Einige ärgern sich über Windräder, viele über den schleppenden Ausbau. Fakt ist: Ohne Windenergie wird die Energiewende nicht gelingen. Anlass genug, die Nutzung der Windenergie noch ein bisschen besser zu verstehen:

  • Ohne Windenergie geht es nicht

Die Windenergie an Land ist das Zugpferd der Energiewende. Sie ist die wichtigste und neben der Fotovoltaik die kostengünstigste Erzeugungstechnologie. Mit einem Anteil von über 16 Prozent an der Bruttostromerzeugung macht sie schon heute deutlich mehr als ein Drittel der erneuerbaren Stromerzeugung in Deutschland aus. Und Wind ist die stärkste Erzeugungstechnologie nach der besonders klimaschädlichen und künftig auslaufenden Braunkohleverstromung.

  • Windenergie lohnt sich

Die so genannte Energierückgewinnungszeit gibt an, wie lange eine Anlage in Betrieb sein muss, um die zur Herstellung, Betrieb und Entsorgung der Anlage investierte Energie zu übertreffen. Das hängt von vielen Faktoren ab: Anlagentyp, Wertschöpfungskette, Standortqualität und Wetter. Es ist aber in der Regel weniger als ein Jahr. Bereits im ersten Betriebsjahr wird also mehr erneuerbare und CO2-freie Energie umgewandelt, als zur Herstellung aufgewendet wurde. So konnten durch die Nutzung der Windenergie an Land im Jahr 2018 insgesamt 62 Millionen Tonnen CO2 Emissionen eingespart werden. Übrigens: Fossile und atomar betriebene thermische Kraftwerke amortisieren sich aufgrund des fortwährenden Bedarfs an emissionsintensiven und hochgefährlichen Brennstoffen nie energetisch.

Windenergie Luftaufnahme
Windenergieanlagen an Land sind das Zugpferd der Energiewende CC0 Thomas Richter https://unsplash.com/photos/B09tL5bSQJk
  • Windenergie geht auch in Wäldern!

Ein genereller Ausschluss der Windenergienutzung in Waldgebieten ist weder wünschenswert noch sinnvoll. Vielmehr gefährdet er die langfristigen Ausbauziele, besonders in den waldreichen Bundesländern. Für einen naturverträglichen Ausbau der Windenergie im Wald müssen die Auswirkungen auf waldbewohnende Arten, Naturschutz und Landschaftsbild besonders sensibel behandelt werden.

Klar ist, dass die vielfältigen Nutz‑, Schutz und Erholungsfunktionen des Waldes und die Verletzbarkeit des Ökosystems (z.B. Verdichtung der Waldböden, Verlust des Waldklimas) berücksichtigt und geschützt werden müssen. Der Wald hat zudem eine sehr wichtige Klimaschutzfunktion. Die deutschen Wälder entlasten die Atmosphäre jährlich um etwa 62 Millionen Tonnen CO2.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

62 Millionen Tonnen? Ja, genau. Allein die Nutzung der Windenergie an Land spart jedes Jahr in etwa die gleiche Menge CO2 ein, die in deutschen Wäldern jährlich gebunden wird. Und so gilt insbesondere für naturferne Forstflächen mit wenig Biodiversität: Ein durchschnittliches Windrad spart ein Vielfaches mehr CO2 ein als die Forstfläche, die dafür gerodet wird. Mehr dazu in diesem sehr lesenswerten Beitrag. 

  • Fläche naturverträglich gewinnen!

Damit unsere Stromversorgung bis 2050 vollständig auf Basis vor allem der kostengünstigsten regenerativen Erzeugungstechnologien Windenergie und Fotovoltaik erfolgen kann, ist je nach Technologiemix und Regionalisierung des Zubaus eine Erhöhung der installierten Leistung von Windenergie an Land um den Faktor 2,5 bis 4 erforderlich (siehe Abb. 1). Bis 2030 bedeutet dies, die Stromerzeugung aus Onshore-Wind auf etwa 160 TWh zu steigern und damit gegenüber heute annähernd zu verdoppeln.

Wir haben berechnen lassen, dass für die Windenergienutzung bis 2035 durchschnittlich 1 bis 1,2 Prozent der Landesfläche gebraucht werden. Für das Jahr 2050 steigt dieser Anteil auf durchschnittlich 1,5 Prozent im Szenario „Fokus Solar“ und auf bis zu 2,3 Prozent im Szenario „Energiewende Referenz“. Parallel dazu müssen wir andere flächenhafte Belastungen der Natur, insbesondere durch Landwirtschaft und Zersiedelung zurückfahren (siehe Grafik).

Windenergie Grafik
Ausbau der Stromerzeugung in Deutschland 2020 — 2050 auf Basis von Solar- und Windenergie © WWF

Wir fordern daher die Bundesregierung auf, die Ausbauziele für Windenergie an Land auf mindestens 2,5 Gigawatt netto pro Jahr zu erhöhen. Bund und Länder sind aufgefordert, eine gemeinsame Strategie vorzulegen, die die Länder zur Ausweisung von Strommengen und ‑Flächenzielen für die Windenergie in Höhe von langfristig zwei Prozent der bundesdeutschen Landesfläche verpflichtet. Die Regionalplanebene und Genehmigungspraxis gilt es durch eine bessere personelle und finanzielle Ausstattung zu stärken.

Und ja, der Ausbau der Windenergie an Land geht naturnah. Wir haben in einer Studie dargelegt, welche Auswirkungen das auf die Vogelwelt hat und wie diese mit Rücksicht auf den Natur- und Artenschutz minimiert werden können.

  • Nicht Abstand, sondern Beteiligung schafft Akzeptanz

Nicht allen Menschen gefällt ein Windrad vor dem Haus. Planung. Bau und Betrieb von Windrädern stoßen daher auch auf Ablehnung. Dennoch sieht dies eine große Mehrheit anders und unterstützt den weiteren Ausbau der Windenergie. Anwohner sind durch die im Bundes-Immissionsschutzgesetz geregelten Abstandsbestimmungen vor Umwelteinwirkungen durch Windenergieanlagen geschützt. Pauschale Mindestabstände zwischen Siedlungen und Windenergieanlagen schaffen aber keine höhere Akzeptanz von Windkraftanlagen. Zumindest konnte das empirisch bisher nicht nachgewiesen werden.

Die aktuelle Vereinbarung der Koalitionäre, die es Ländern erlaubt eigene Mindestabstände festzulegen, darf keinesfalls zur defacto Verhinderung des Ausbaus der Windenergie missbraucht werden. Bund und Länder müssen gemeinsam sicherstellen, dass die Ausbauziele für Erneuerbare auch erreicht werden.

Corona-Notspende: Hilferufe aus der ganzen Welt

Für das Gelingen der Energiewende müssen wir die Akzeptanz bei den vor Ort betroffenen Menschen fördern. Akzeptanz entsteht aus wahrgenommener Verfahrens- und Verteilungsgerechtigkeit. Voraussetzungen dafür sind die frühzeitige und transparente Beteiligung der betroffenen Bürger bereits bei der Flächenausweisung und Vorhabenentwicklung, sowie die angemessene, regelmäßige finanzielle Teilhabe von Bürgern und Gemeinden an der Wertschöpfung des Windenergieprojektes.

Mehr dazu in unserem Positionspapier zum Ausbau der Windenergie an Land.

Der Beitrag Fünf Fakten zur Windenergie erschien zuerst auf WWF Blog.