Dammbruch in Brasilien: Brumadinho ist überall

Der Tod kam beim Mittagessen: Der Damm eines Auffangbeckens einer Eisenerzmine im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais war gebrochen und setzte eine gewaltige Flutwelle aus giftigem Schlamm frei. Die Abwassermassen, die Rede ist von 12 Millionen Kubikmetern, walzten auf ihrem Weg ins Tal alles nieder, was auf ihrem Weg lag. Die vorläufige Bilanz:  84 Tote und über 276 Vermisste. Es  besteht kaum noch Hoffnung, noch Menschen lebend aus den Schlammmassen zu bergen. Unter den Opfern waren viele Arbeiter, die gerade in der Mittagspause waren.

Auf die menschliche Tragödie folgt die Ökologische

Der WWF zählt ganze 568 bedrohte Tier- und Pflanzenarten für die gesamt Provinz Minas Gerais. Darunter Baumfrösche, Ameisenbären, Ozelote und Hirsche sowie zahlreiche Vogel-, Reptilien- und Amphibienarten. Die Umweltfolgen der Katastrophe sind noch schwer abzuschätzen. Schon jetzt ist eine Fläche von mehr als 120 Fußballfeldern mitten im Atlantischen Regenwald betroffen.

Die giftige Flut bahnt sich indessen ihren Weg in Richtung des São Francisco Flusses. Die Behörden gehen davon aus, dass die Schlammlawine den Fluss Mitte Februar erreicht. Flussabwärts liegt der Três Marias Staudamm. Dort gibt es die Möglichkeit, einen Teil der Giftfracht möglicherweise aufzufangen. Zugleich dürfte dies jedoch erhebliche Folgen für den Betrieb des Damms und die Energieversorgung in der Region haben.

Brasilianisches Eisenerz für Deutschland

Auf den ersten Blick könnte der Unfall als ein tragischer Zwischenfall am anderen Ende der Welt abgetan werden. Doch gerade Deutschland trägt hier eine nicht geringe Mitverantwortung. Die Tatsache, dass der gebrochene Damm noch vor wenigen Monaten vom TÜV Süd begutachtet wurde und dieser offenbar keine Beanstandungen hatte, ist dabei nur ein Nebeneffekt. Die dunkle Seite der Globalisierung zeigt sich gerade beim Bergbau besonders deutlich. Deutschland bezieht zum Beispiel mehr als die Hälfte seines Eisenerzes für die Stahlproduktion aus Brasilien. Der Müll in Form von riesigen Abraumhalden und Tailings mit einem Cocktail aus Schwermetallen, Arsen und anderen giftigen Chemikalien bleibt im Land. Bergbau hinterlässt Mondlandschaften, zerstört die Wälder und vergiftet Böden, Luft und Wasser.

Rückhaltebecken sind oft tickende Zeitbomben

Unvergessen ist die die Katastrophe am Rio Doce vor wenigen Jahren. Der Unfall ereignete sich nur rund 150 Kilometer vom aktuellen Fall in Brumadinho. Auch damals brach ein Damm. Die Flutwelle tötete 19 Menschen und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Tausende Betroffene verloren ihr Heim, ihren Job und ihre Lebensgrundlage und viele von ihnen warten noch immer auf Entschädigung. Beteiligt an der Mine war ebenfalls der Konzern Vale, derselbe Minenbetreiber, der jetzt erneut in der Kritik steht.

Dennoch ist das keineswegs ein brasilianisches Problem. Die Liste der Unfälle ist lang und auch in Europa keine Seltenheit. Baia Mare in Rumänien und Aznalcollar Spanien waren Schauplätze ähnlicher Katastrophen. Um die Sicherheitsstandard zu erhöhen, sind die Gesetzgeber gefordert.

Indirekte Auswirkungen durch Bergbau

Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Nachfrage nach Rohstoffen weiter steigt, wird sich die Problematik verschärfen Es sind nicht nur die sogenannten direkten Auswirkungen, sondern vor allem die indirekten Auswirkungen, die durch den Bau von Minen ausgelöst werden.

Ist erstmal eine Mine geplant, werden Straßen in zuvor teils unberührte Natur und Schutzgebiete gebaut. Da auch Energie benötigt wird, entstehen nicht selten auch Kraftwerke und am Ende wird alles – im schlimmsten Fall – über errichtete Eisenbahntrassen an die Küste geschafft.

Report: Fußabdruck der Stahl- und Aluminiumindustrie

Bergbau hat extrem negative Umweltfolgen wenn dieser nicht verantwortungsvoll betrieben werden. Als eines der Hauptabnehmerländer spielt Deutschland eine wichtige Rolle. Um dies zu verdeutlichen, haben wir 2018 einen Report herausgebracht, in dem der ökologische Fußabdruck der Stahl und Aluminiumindustrie thematisiert wird. Wir fordern die deutschen Unternehmen auf, die riesige Mengen für Autos, Gebäude und Dosen importieren endlich ihre Lieferkette auf Umweltrisiken entlang der Wortschöpfung zu untersuchen. Die Firmen  müssen auf die Einhaltung von Menschen- und Umweltstandards pochen. Und sie müssen diese zugleich von der Politik einfordern!

Auch die Verbraucher sind gefordert

Zugleich sollte wir die Verbraucher nicht aus der Pflicht entlassen. Wir sollten uns fragen, woher kommen die Rohstoffe und muss ich wirklich meinen Kaffee aus Bequemlichkeit aus einer Kapsel in die Tasse pressen lassen? Brumadinho ist überall!

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