Feuer bedroht seltene Tiere in Australien

Australien steht in Flammen. Mehr als zwanzig Menschen sind bereits ums Leben gekommen. Inzwischen sollen mehr als 8,4 Millionen Hektar vom Feuer betroffen sein. Das entspricht einer Fläche von der Größe Österreichs. Dabei sind wohl mehr als 1,25 Milliarden Tiere umgekommen, oft unter dramatischen Umständen. Die Zahlen, die Bilder, die Dimensionen – so machtlos habe ich mich selten gefühlt.

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Selbst wenn die Tiere den Flammen entkommen, bedeutet das nicht, dass sie gerettet sind. Vögel verlieren Nistplätze, ihre Futterquellen wie Früchte und Beeren sind zerstört. Auf dem Boden lebende Tierarten finden keine geeigneten Orte zum Verstecken oder sie treffen auf Nahrungskonkurrenten. Gleichzeitig werden sie zur leichten Beute für eingeführte Raubtiere wie Füchse und verwilderte Katzen. Das gleiche droht, wenn in den Waldlebensräumen plötzlich die nötige Deckung vor Räubern fehlt.

Einzigartige Tiere in Australien vom Feuer bedroht

Vom Feuer in Australien bedroht ist auch der Bergbilchbeutler, ein Tier, das dem Siebenschläfer ähnelt. © Matthew Pauza
Vom Feuer in Australien bedroht ist auch der Bergbilchbeutler, ein Tier, das dem Siebenschläfer ähnelt. © Matthew Pauza

Australien verfügt über eine einzigartige Tierwelt. Viele der Arten sind ausschließlich hier auf diesem Kontinent anzutreffen. Gerade die Beuteltiere haben sich unabhängig vom Rest der Welt entwickelt und im Laufe der Evolution ähnliche Nischen besetzt, wie die uns hier bekannten Säugetiere. Es gibt Kaninchenkängurus, Beutelmäuse, Beutelmarder, früher sogar Beutelwölfe. Manche dieser endemischen Arten leben in sehr kleinen Verbreitungsgebieten. Ein Brand kann für sie verheerende Auswirkungen haben.

Wohl jedes Kind kennt beispielsweise die putzigen Koalabären. Schätzungen gehen davon aus, dass allein im Bundesstaat New South Wales, der sich selbst als “Koala Country” bezeichnet, 8.400 Koalabären in den jüngsten Bränden umgekommen sein sollen. Das entspricht fast einem Drittel der gesamten Bestände in New South Wales. Schon vor den Feuern zählten diese Koalabestände zu den bedrohtesten Teilpopulationen — umso größer sind die Sorgen jetzt nach den verheerenden Feuern.

Australien: Wertvolle Habitate vom Feuer zerstört

Feuer in Australien: Der Große Gleithörnchenbeutler benötigt zum Leben hohe Bäume. © Avalon / Photoshot License / Alamy
Feuer in Australien: Der Große Gleithörnchenbeutler benötigt zum Leben hohe Bäume. © Avalon / Photoshot License / Alamy

Es gibt aber auch zahlreiche betroffene Arten, die weit weniger bekannt sind. Die Hastings River Mouse soll nach ersten Schätzungen etwa 40 Prozent ihres Habitats verloren haben. In Süd-Queensland, so heißt es, wurde fast die komplette Heimat der Silberfarbenen Breitfußbeutelmaus verbrannt. Auch fast der gesamte Lebensraum der Känguru-Insel-Schmalfußbeutelmaus ist verkohlt – sie galt schon zuvor als vom Aussterben bedroht. Die Aussichten sind dementsprechend schlecht.

Der Große Gleithörnchenbeutler benötigt zum Leben hohe Bäume, in denen er in Höhlen nistet. East Gippsland galt als eines der wichtigsten Habitate für ihn und seinen Artverwandten, dem Südlichen Gleithörnchenbeutler. In den vergangenen Tagen sollen hier die Feuer gewütet haben. Viele der so wichtigen alten Bäume sind wohl verloren.

Australiens Tiere: Bergbilchbeutler und Fleckschwanzbeutelmarder

Es ist zu befürchten, dass der Südliche Corrobee Frosche verloren ist. © Ken Griffiths / iStock / Getty Images
Es ist zu befürchten, dass der Südliche Corroboree Frosch verloren ist. © Ken Griffiths / iStock / Getty Images

Der Südliche Corroboree Frosch gilt laut der Internationalen Roten Liste der IUCN als vom Aussterben bedroht. Nachdem es auch im Victoria’s Alpine National Park und dem New South Wales’ Kosciuszko National Park gebrannt hat, ist zu befürchten, dass diese eindrucksvolle Froschart verloren ist. Das gleiche gilt für den dort beheimateten Bergbilchbeutler im Grunde ein Beuteltier-Gegenstück zu unserem Siebenschläfer.

Eine weitere Art, die es nun noch schwerer haben dürfte, ist der Fleckschwanzbeutelmarder. Obwohl er bislang als “gering gefährdet” eingestuft war, haben Feuer große Teile seines angestammten Lebensraumes zerstört.

Artenverlust nach Feuer noch unklar

Bislang galt der Fleckschwanzbeutelmarder als gering bedroht. © Rick Prebeg / World Class Images / Wildscreen Exchange
Bislang galt der Fleckschwanzbeutelmarder als gering bedroht. © Rick Prebeg / World Class Images / Wildscreen Exchange

Wie viele Arten und wie viele Tiere wir wirklich verloren haben oder noch verlieren werden, wissen wir noch gar nicht. Das werden künftige Untersuchungen zu den tatsächlichen Verlusten an Wildtieren, vor allem zu bedrohten Arten in den vom Feuer betroffenen Gebieten, ergeben

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Feuer in Australien: Soforthilfe benötigt

Aktuell benötigen wir vor allem Soforthilfe in den von Bränden betroffenen Gebieten mit schnellen und wirksamen Maßnahmen. Besonders benötigt wird: Wildtierrettung, Naturschutz und Lebensraumwiederherstellung. 

Klimakrise befeuert Artensterben

Insgesamt macht dieser katastrophale Verlust an Artenvielfalt deutlich, dass Klimakrise und Artensterben zusammengedacht werden müssen. Zwar löst die Klimakrise alleine noch keine Buschfeuer aus, aber sie verschlimmert die ohnehin schon dramatischen Auswirkungen. Fest steht: Ohne Artenvielfalt, ohne eine intakte Natur sind ambitionierte Klimaziele nicht zu erreichen. Wenn wir die Erderhitzung nicht begrenzen, werden noch viel mehr Tierarten ihren Lebensraum verlieren. Dann werden wir noch häufiger solche dramatischen Brände sehen.

Am Ende sind unsere Gedanken aber bei den Menschen vor Ort, gerade bei den düsteren Wetterprognosen der nächsten Tage.

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