Igel gefunden – was tun? Igel richtig pflegen und füttern.

Auf einmal ist es Herbst geworden. Zeit für den Igel, durch Gärten und Siedlungen zu trapsen und sich einen dicken Speckvorrat für den Winterschlaf anzufressen. Gehen die Temperaturen dann dauerhaft gegen Null, so verkriechen sich Igel in einem Unterschlupf, in dem sie die kalten Wintermonate gemütlich verschlafen können. Doch immer wieder finden Menschen nach Wintereinbruch aktive Igel, meist kranke oder junge Tiere, die nicht genügend Winterspeck für den Winterschlaf ansetzen konnten. Wie sollten wir mit diesen Tieren umgehen? Mitnehmen oder in Ruhe lassen? Womit füttern? Und was brauchen sie, um Winterschlaf halten zu können? Unsere sieben Tipps helfen euch beim Umgang mit gefundenen Igeln.

1. Braucht das Tier überhaupt Hilfe?

Igel sind Wildtiere, keine Haustiere! Es ist gesetzlich verboten, sie aus der Natur zu entnehmen, es sei denn, sie brauchen Hilfe. Bevor ihr einen Fundigel aufnehmt, prüft daher bitte genau, ob es sich um ein verletztes, krankes oder sehr junges (verwaistes) Tier handelt.

2. Igel im Herbst bitte in Ruhe lassen!

Normalerweise verkriechen sich die stacheligen Tiere im Oktober oder November in den Winterschlaf und wachen Ende März oder Mitte April, wenn die Temperaturen auf über 15 Grad steigen, wieder auf. Wenn ihr Ende Oktober ein herumlaufendes Igelchen seht, ist das noch kein Grund zur Sorge – es handelt sich wahrscheinlich um ein Tier, das sich erst noch ein ausreichendes Fettpolster anfressen muss. Erst nach Wintereinbruch müssen Igel überhaupt „gerettet“ werden. Wenn ein Igel bei Minusgraden oder Schnee herumläuft, dann stimmt etwas nicht. Dieses Tier braucht Hilfe.

3. Unterkühlte Igel wärmen!

Die Körpertemperatur eines Igels liegt bei 36°C. Wenn sich die weiche Bauchunterseite des Igels deutlich kühler als die eigene Hand anfühlt, dann sollte das Tier sofort gewärmt werden. Dazu setzt ihr den Igel auf eine lauwarme, in ein Handtuch gehüllte Wärmflasche und deckt ihn mit einem weiteren Handtuch zu.

4. Vorsichtig untersuchen!

Ihr solltet das Tier vorsichtig nach Wunden untersuchen und Parasiten wie Maden, Zecken oder Flöhe vorsichtig entfernen.

5. Richtig füttern!

Igel ernähren sich normalerweise von Insekten und Regenwürmern. Da wohl die wenigsten Menschen Zugriff auf diese Speisen haben, sind etwas leicht angebratenes (ungewürztes!) Hackfleisch oder Rührei mit wenig Öl auch eine gute Idee. Katzenfutter ist auch gute Igelnahrung. Obst oder Gemüse sowie Nüsse, Brot, Nudeln oder Reis sollten dem Tier nicht angeboten werden. Zum Trinken bitte nur Wasser und niemals Milch geben, denn Milch verursacht Durchfall und kann zum Tod des Tieres führen.

Ein Igel trägt einen Apfel auf dem Rücken
Nur tragen, nicht essen! Obst ist keine geeignete Igelnahrung. © iStock / getty images

6. Keine Igel-WG!

Igel sind Einzelgänger und möchten auch gerne alleine wohnen. Habt ihr durch einen (unglücklichen Zufall) mehrere Tiere gefunden, so setzt sie bitte separat in Pappkartons (es sei denn, es handelt sich um eine Mutter mit Jungtieren). Die Pappkartons sollten mit Zeitungspapier ausgelegt werden und einen Platz zum Verstecken bieten.

7. Ab zum Tierarzt!

Ist die erste Versorgung erfolgt, so bringt das Tier bitte schnellstmöglich zum Tierarzt oder zu einer Igelnothilfe. Adressen für Igelschutzvereine in ganz Deutschland findet ihr hier. Die Igel-ExpertInnen können euch beraten, was das Beste für euren Findling ist. Bitte versucht nicht, den Igel ohne entsprechende Kenntnisse bei euch zu Hause zu überwintern.

Ich habe keinen Igel gefunden, will aber trotzdem Igelretter werden

Kein Problem. Auch ohne Fundigel könnt ihr wirklich eine Menge für die stacheligen Tierchen tun.

  1. Augen auf bei der Gartenpflege! Bitte Vorsicht im Umgang mit Rasenmähern, Laubsaugern oder Rechen, diese können Igel töten oder schwer verletzen. Besonders gern bauen die Tiere Nester in Laub- oder Komposthaufen. Seid ganz vorsichtig beim Umgraben und lasst den Komposthaufen zwischen November und April besser ganz in Ruhe. Wenn ihr möchtet, dass sich die stacheligen Tiere in euren Gärten wohlfühlen, schaut euch hier die Tipps für einen igelfreundlichen Garten an.
  2. Sorge für Schlupflöcher im Zaun und heiße Igel in Deinem Garten willkommen! Igel wandern auf der Suche nach leckeren Insekten weit umher. Durch viele Zäune kommen sie aber nicht durch und können sogar in grobmaschigen Drahtzäunen hängen bleiben.
  3. Vorsichtig fahren! Jedes Jahr sterben zahllose Igel im Straßenverkehr. Besonders aufmerksames Fahren in der Dämmerung und nachts kann viele Leben retten.
  4. Keinen Müll in die Natur schmeißen! Joghurtbecher und Blechdosen können zu tödlichen Fallen werden, wenn die neugierigen Tiere sich darin verfangen. Auch Plastiktüten haben in der Natur nichts zu suchen. Stellt volle Müllsäcke besser nicht schon Tage vor der Müllabfuhr auf die Straße, denn ein neugieriges Igelchen auf der Suche nach einem Unterschlupf könnte sich im Sack verstecken und auf der Müllkippe landen.

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