Wolf, Bär, Luchs und Vielfraß sind Große Beutegreifer. Große what? Beutegreifer ist der biologische Überbegriff für sie. Alle sind große Fleischfresser. Ihre Anwesenheit stößt längst nicht überall auf Freude. Nach offiziellen Schätzungen leben derzeit in der EU rund 14.000 Wölfe, 16.000 Bären, 9000 Luchse und 800 Vielfraße.
Über Jahrhunderte waren die großen Tiere in vielen Ländern Europas fast ausgestorben. Doch dank Europa, genauer gesagt dank europäischer Natururschutzrichtlinien wie der Berner Konvention und insbesondere der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (FFH), kehren sie seit rund 20 Jahren in ihre alte, neue Heimat zurück.
Luchs, Wolf und Co sind zurück
Aus Naturschutzsicht eigentlich ein großer Erfolg. Jede Woche hören wir doch, dass weltweit etliche Arten aussterben. Hier in Europa können wir uns über einen Beitrag zum globalen Artenschutz freuen. Doch die Diskussionen über die Rückkehr der großen Wildtiere sind oft hitzig und emotional. Auch in Deutschland leben wieder Luchse und Wölfe. Mit ihrer Ausbreitung nehmen aber auch Konflikte zu. Insbesondere dort wo Wölfe auf ungeschützte Nutztiere treffen, ist Ärger vorprogrammiert. Blutige Bilder von toten Schafen dominieren die Zeitungen.

Doch die Realität beim Zusammenleben von Mensch, Haustier und Wildtier kann auch anders aussehen. Davon sind die Partner des vom WWF Deutschland geleiteten EuroLargeCarnivores Projekt überzeugt. Es ist der Schlüssel zu einer besseren Koexistenz. Länderübergreifender Austausch verlässlicher Daten, Stärkung der Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg und der Austausch von Best-Practice: Eine wahrhafte europäische Aufgabe. Auch weil sich 28 der 32 europäischen Populationen großer Beutegreifer über Ländergrenzen hinweg ausbreiten.
Immer wieder lohnt der Blick in unsere Nachbarländer. Dort wo Wolf, Bär, Luchs und Co nie vollständig ausgestorben waren, haben die Menschen häufig Wege gefunden, sich auf die wilden Nachbarn einzustellen. Um voneinander zu lernen braucht es Europa.
Wie das Zusammenleben funktionieren kann
Gerade in den letzten Tagen haben wir einen Bericht veröffentlicht, in wir verschiedene Perspektiven aus ganz Europa vorstellen. Der Bericht zeigt Herausforderungen und Lösungen im Umgang mit Wolf, Bär, Luchs und Co. Er wurde in 14 Ländern zusammengetragen von Landwirten, Forstwirten, Jägern, Naturschützern, Forschern, Behörden, Politikern und anderen.
Aus den Rückmeldungen geht eindeutig hervor, dass sich viele ein Zusammenleben mit Wolf, Luchs, Bär und Co gut vorstellen können. Was es dafür braucht? Umfangreiche und unbürokratische Hilfe beim Schutz von Nutztieren vor Angriffen durch Wildtiere.
- Praxistaugliche Kompensation im Schadensfall.
- Umfangreiche, ehrliche, aktuelle und sachliche Information und verbesserte Kommunikationswege.
- Regionale Plattformen für einen besseren Austausch zwischen den verschiedenen Interessensgruppen.
- Austausch erfolgreicher Ansätze und Instrumente zur Verhütung und Entschärfung von Konflikten.
- Und ganz entscheidend: eine bessere Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen „Stakeholdergruppen“ und über ideologische und nationale Grenzen hinaus. Dafür brauchen wir Europa.
Was wir bei der Europawahl für Luchs, Wolf und Co wollen
- Weiterhin ein klares Bekenntnis zu den europäischen Naturschutzrichtlinien und dem strengen Schutz großer Beutegreifer: Sie sind Teil der europäischen Identität und bereichern unsere Ökosysteme!
- Vereinfachung von Förder-Regularien: Es gibt zwar Möglichkeiten für die Mitgliedsstaaten und Bundesländer Herdenschutzmaßnahmen über EU-Mittel zu fördern. Es gibt hier jedoch zum Teil hohe bürokratische Hürden wie komplizierte Förderanträge, Fristen oder Deckelung der Förderungssumme für einzelne Betriebe.
- Verbesserung des Austausch von best-practice und Förderung der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Interessensverbänden.
Über das Projekt
Das LIFE EuroLargeCarnivores-Projekt wird von der EU finanziert und soll eine Plattform für den Austausch bewährter Verfahren in den Bereichen des Zusammenlebens von Fleischfressern mit großen Menschenmengen zwischen verschiedenen Interessengruppen in der Europäischen Union bieten. Mehr als 16 Länder kooperieren und tauschen Wissen und Informationen über Grenzen hinweg aus. Dieses Wissen reicht von verschiedenen Ansätzen zur Bewältigung der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen, die mit Wölfen, Bären, Luchsen und Vielfraßen einhergehen, bis hin zu praktischen Lösungen wie dem Schutz der Tiere.
Der Beitrag Europawahl: Wie leben mit Luchs, Wolf, Bär und Vielfraß? erschien zuerst auf WWF Blog.