Was Du schon immer über Pinguine wissen wolltest

Manche mögens heiß

Pinguine leben am Südpol, das wissen wir schon aus unseren ersten Kinderbüchern. Das ist praktisch, denn so können sie nicht von Eisbären gefressen werden, die bekanntlich am anderen Ende der Welt zuhause sind. Das mit den Eisbären stimmt, aber Pinguine leben eben längst nicht nur im ewigen Eis. Von den 18 heute noch lebenden Arten bewohnen mehr als die Hälfte zumindest etwas wärmere Gefilde. Zwergpinguine und Gelbaugenpinguin kommen an der Südküsten Australiens und Neuseelands vor. Brillenpinguine besiedeln den Süden Afrikas und Humboldt Pinguine (Das Wappentier der Krefeld Pinguins) brüten an der Westküste Südamerikas. Ihr Verbreitungsgebiet reicht fast bis an den Äquator. Einige Exemplare ihrer Verwandten, der sehr selten Galapagos Pinguine, haben es sogar noch einen Tick weiter gebracht und damit den Sprung auf die Nordhalbkugel geschafft.

Wer frisst Pinguine?

Eisbären gibt es dort allerdings auch keine, weshalb sich die Pinguine eher vor Seelöwen, Schwertwalen und Haien in Acht nehmen sollten. Einige fallen auch hungrigen Pottwalen zum Opfer, die Pinguine gerne mal als kleine zwischen Mahlzeit verputzen.

Was Pinguine fressen (und warum sie häufig nichts mehr finden)

Ihr größter Feind lauert allerdings nicht in den Tiefen des Meeres. Es ist wie so oft der Mensch. Leer gefischte Meere sind der Grund, warum viele Pinguine schlicht verhungern. Die Industrietrawler dringen selbst in Antarktische Gewässer vor, um dort Tonnenweise Krill zu fangen, ein Krebs der auch zur Lieblingsspeise der Kaiserpinguine gehört. Der Krill wird später zu Fischöl verarbeitet und landet u.a. in Omega 3 haltigen Mittelchen. Der gesundheitliche Nutzen dieser Präparate ist umstritten, aber die explodierende Nachfrage nach Krill ist für den Krebs und die Pinguine extrem ungesund.  https://www.spiegel.de/spiegel/warum-omega-3-praeparate-den-fortbestand-der-pinguine-gefaehrden-a-1197726.html

Pinguine sind Überlebenskünstler

Ungesund ist auch die zunehmende Meeresverschmutzung, nicht nur für Pinguine. Besonders extrem wird es für die Meeresbewohner bei einer Ölpest. Diese Erfahrung mussten auch die die neuseeländischen Zwergpinguine 2011 nach dem Untergang eines Frachters mit tonnenweise Schweröl an Bord machen. Einige von ihnen gehören zu den wenigen Vögeln, die eine solche Ölpest überlebt haben. Meistens ist es ein Todesurteil für Vögel, wenn sie nach einer Havarie in einem Ölteppich landen. Das verschmutzte Gefieder verliert seine isolierende Wirkung und die Tiere sterben an Unterkühlung. Eine Reinigung ist meist zwecklos. Bei Pinguinen ist das anders. Ihr kurzes sehr dichtes Federkleid taugt zwar nicht zum Fliegen hat aber eine besonders gute Isolierwirkung. Nur so können sie in den eisigen Temperaturen der Antarktis überleben. Auch den nur 30 Zentimeter großen Exemplaren in Neuseeland half dieser Effekt. Hinzu kam dass, die Tiere  nach der Ölpest 2011 von Naturschützern gesäubert und übergangsweise in  selbstgestrickte Pullover gesteckt. Freiwillige aus aller Welt strickten rund 40.000 Pullover, um die drolligen Kerlchen zu retten.  Mit Erfolg: Nachdem man sie gesäubert und wieder aufgepäppelt hatte, konnten 300 von ihnen wieder in die Freiheit entlassen werden.  https://www.sueddeutsche.de/panorama/oelpest-vor-neuseeland-gerettete-pinguine-ins-meer-entlassen‑1.1197214–2

Sprengstoff und Dünger: Guano

Irgendwann im 19. Jahrhunderts entdeckte man, dass Guano, eine Mischung aus Vogelkacke und kalkhaltigem Gestein, ein extrem guter Dünger ist. Ein Stoff, der sich noch dazu zur Sprengstoffherstellung eignete. Insbesondere für die Humboldt Pinguine war das keine besonders erfreuliche Entdeckung. Denn sie graben ihre Bruthöhlen in die Guano Ablagerungen an der südamerikanischen Küste.  Guano war zeitweise neben Zucker, Rum und Baumwolle eines der wichtigsten Exportgüter Südamerikas. Durch den exzessiven Raubbau verloren die Vögel große Teile ihrer Brutplätze, was zwangsläufig zu einem starken Rückgang der Population führte.

Ruppiger Sex

Menschen lieben Pinguine. Die tapsigen Vögeln erfreuen sich ungewöhnlich großer Beliebtheit als Werbeträger, Vereinsmaskottchen und Leinwandstars mit Human-Touch-Faktor. Wenn in einem Zoo ein schwules Pinguinpärchen ein Ei adoptiert, fiebern Zoofans mit und bewundern die fürsorglichen Vogeleltern.  Nicht ganz jugendfrei ist allerdings das manchmal ein wenig exzessive Sexualleben der Adeliepinguine. Weil die Fortpflanzungszeit wegen der extremen Wetterbedingungen extrem kurz ist, sind die Vögel bei der Partnerwahl nicht zimperlich. Erstmals beobachtet wurden das von Charles Levick auf einer Antarktisexpedition 1911. Nekrophilie und Gruppenvergewaltigungen unter den Adelies waren dort offenbar keine Seltenheit. Der englische Biologe war von seinen Beobachtungen so geschockt, dass er seinen Aufzeichnungen in Griechisch verfasste, damit sie nur für Wissenschaftler verständlich waren.

Monogamie ist relativ

Allzu weit her ist es wohl auch nicht mit der oft beschriebenen Treue der Pinguine. Was im Zoo mangels Alternativen relativ gut funktioniert, gestaltet sich in riesigen Kolonien mit manchmal mehreren Hunderttausenden Tieren doch oft eher schwierig. Die Partner finden sich nach den kurzen Sommern zwar wieder in den Brutgebieten ein, ob sich die Partner des Vorjahres rechtzeitig wiederfinden ist keinesfalls gesichert. Die Scheidungsrate bei Kaiserpinguinen schätzt Pinguin Experten Klemens Pütz von Jahr zu Jahr auf rund 80 Prozent. Sprich: Lebenslange Treue ist bei ihnen wohl eher die Ausnahme.

Pinguine am Nordpol

Ausnahmen bestätigen aber ja bekanntlich die Regel und obwohl Pinguine auf der Südhalbkugel zuhause sind, gab es im hohen Norden schon mal eine Art Verwandten: Der Riesenalk, ein 80 Zentimeter großer flugunfähiger Vogel.  Er wurde allerdings von Wilderern ausgerottet, bevor die Biologen  seine Vettern im Süden überhaupt entdeckt und beschrieben hatten. Aber immerhin als Taufpate stand er noch zur Verfügung: auf Lateinisch heißt der Riesenalk (Pinguinus impennis).

https://www.derstandard.de/story/2000102602946/wo-leben-pinguine-denn-nun-wirklich

 

 

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