Grillkohle: Der hohe Preis für‘s Grillen

Deutschland verbraucht 250.000 Tonnen Grillkohle pro Jahr. Soviel wie kein anderes EU-Land. Die Kohle wird fast komplett aus Polen, Paraguay, Nigeria, Namibia, Südafrika und der Ukraine importiert. Alles Hochrisikoländer was die Holzbeschaffung betrifft. Bei Marktuntersuchungen haben wir in 80 Prozent der getesteten Grillkohle Auffälligkeiten wie falsch deklarierte Holzarten nachgewiesen. In 40 Prozent der Grillkohlen haben wir sogar Tropenhölzer gefunden. In mehreren Kohlesäcken waren auch Ulme, Padouk und Bongossi – allesambet Holzarten, die vom Aussterben bedroht sind.

Betrug sogar bei FSC Grillkohle

Sogar bei FSC zertifizierter Grillkohle gab es Ungereimtheiten. Das Gute am FSC System ist jedoch, dass es grundsätzlich die Möglichkeiten gibt, Schwachstellen zu beheben. Auf Grundlage der WWF-Marktanalysen hat der FSC seit 2017 den Betrug im Holzkohlemarkt bekämpft. Das ist gut, reicht aber nicht. Der FSC muss sicherstellen, dass bei Marktanalysen das Ergebnis für den FSC immer deutlich besser ausfällt, als für nicht zertifizierte Produkte. Nur so kann der FSC unseren Anspruch an Glaubwürdigkeit erfüllen.

Eigentlich gibt es Europäische Holzhandelsverordnung kurz auch EUTR. Sie soll gewährleisten, dass in die EU eingeführtes Holz aus legalen Quellen stammt. Leider gehört Grillkohle zu genau den Ausnahmeprodukten, die aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund nicht unter diese EU Richtlinie fällt. Legalität ist bei in Deutschland verkaufter Grillkohle also ausschließlich freiwillig. Von Nachhaltigkeit rede ich hier noch gar nicht.

Grillen auf Grillkohle
Mir fallt besseres ein, was man mit Holz machen kann CC0 Rwan Hesry https://unsplash.com/photos/fr1pb8q5oPg

Zunächst brauchen wir mehr Informationen über Holzarten und Holzherkunft auf den Verpackungen. Der Verbraucher sollte ja mindestens wissen können, was eigentlich im Sack drin ist und woher die Ware kommt. Dieser Forderung kommt EDEKA zum Beispiel mit ihrer FSC Buchholzgrillkohle aus europäischen Laubwäldern nach.

Eher nicht nachhaltig: Grillkohle aus Kokos

Inzwischen tauchen immer Alternativen auf, für die angeblich kein Baum sterben muss. Nachhaltig, so heißt es jedenfalls. In verschiedenen Märkten gibt es bereits Grillkohle aus Kokos. Diese werden aus dem „Abfall“ gewonnen, welche bei der Kokosöl und –fett Produktion anfällt. Eine echte nachhaltige Alternative kann ich darin leider nicht sehen. Das Problem ist die Zertifizierung. Die Kokosschalen können also von Monokulturplantagen aus Asien stammen. Mit all den Problemen, die damit behaftet sind. Etwa Flächenumwandlung von Naturwald für die Plantagen, hoher Düngermitteleinsatz, hohes Bodenauslaugpotenzial. Dazu sind die Kokospalmen meistens Standortfremd und haben aufgrund ihrer Monokultivierung eine sehr geringe Biodiversität — und das alles ohne ein vertrauenswürdiges Zertifizierungssystem. Dass die weiten Transportwege den hohen CO2 Fußabdruck dann noch erhöhen, muss ich gar nicht mehr erwähnen.

Mit Zertifizierung könnte Kokos durchaus eine Alternative zur konventionellen Kohle aus Afrika und Südamerika darstellen. So aber eher nicht.

Grillen mit Grillkohle im Park
Gute Chancen, dass hier illegal geschlagenes Holz in Rauch aufgeht CCo Samuel Zeller https://unsplash.com/photos/fr1pb8q5oPg

Was gegen das Grillen mit Holzkohle spricht

Mit all diesen Problemen stellt sich mir die Frage: Muss man eigentlich echt mit Grillkohle Grillen? Für eine Tonne Grillkohle benötigt man bis zu zehn Tonnen Holz. Selbst in modernsten Industrieanlagen sind es immer noch mehr als zwei Tonnen. Nachdem dieses Holz zu Kohle degradiert wurde, wird es meist mehrere Tausend Kilometer bis nach Deutschland geschifft. Wo es dann einfach verbrannt wird. Und dabei wird dann auch noch jede Menge CO2 freigesetzt.

Da fallen mir persönlich sinnvollere Verwendungsmöglichkeiten von Holz ein.

Sinnvolle Alternativen zur Grillkohle

 

 

Der Beitrag Grillkohle: Der hohe Preis für‘s Grillen erschien zuerst auf WWF Blog.