Der Kuckuck und der Käfer: wie die Natur unter Hitze leidet

Schon jetzt sind ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten bei uns vom Aussterben bedroht. Und dann kommt auch noch die Klimakrise obendrauf. Studien zufolge werden in den nächsten Jahrzehnten zwischen fünf und 30 Prozent unserer einheimischen Arten verloren gehen. Manche Tiere und Pflanzen können sich einfach nicht schnell genug an den Klimawandel anpassen. Oder ihr Lebensraum, zum Beispiel ein Feuchtgebiet, verschwindet schlicht und ergreifend. Auch veränderte Konkurrenz- und Nahrungsbeziehungen können zum Problem werden, wenn etwa plötzlich neue Fressfeinde auftauchen oder Beutetiere verschwinden.

Drei Beispiele für Arten, die von der Klimakrise betroffen sind:

Der Kuckuck wird sein Ei nicht los

Viele Zugvögel fliegen wegen der höheren Temperaturen im Herbst später Richtung Süden. Und kehren im Frühling eher wieder zurück. Der Kuckuck hat dadurch ein großes Problem: Er kommt gewöhnlich erst Ende April zurück nach Deutschland. Dann haben viele Vögel bereits gebrütet und es ist zu spät, um ihnen das Kuckucksei unterzujubeln.

Klimakrise: Der Siebenschläfer wacht zu früh aufWacht zu früh auf
Zu warm zum schlafen: Der Siebenschläfer auf einem Baum © Thomas Stephan / WWF

Siebenschläfer wird zum Frühaufsteher

Je wärmer es ist, desto früher erwachen Siebenschläfer, Murmeltier und Co. aus ihrem Winterschlaf. Siebenschläfer suchen nach dem Aufwachen in verlassenen Höhlen und Nistkästen einen Platz für ihre Jungen. Sind sie zu früh dran, kommt es zu einer tödlichen Überschneidung. Stößt der Siebenschläfer noch auf Eier oder Jungvögel, frisst er sie. Durch die globale Erwärmung wachen Siebenschläfer nun über einen Monat früher auf – mit messbaren Auswirkungen auf den Bruterfolg bei heimischen Vogelarten.

Der Trauerschnäpper kommt lebensgefährlich zu spät

Der Trauerschnäpper überwintert in Zentralafrika. Seine Rückkehr nach Europa fällt normalerweise genau mit der größten Insektendichte bei uns im Frühling zusammen. Doch in den letzten Jahren findet die Insektenschwemme früher statt. Die Trauerschnäpper kommen zu spät und finden nicht mehr genug zu fressen. Einige Populationen in Europa sind deshalb schon um 90 Prozent zurückgegangen.

Schädlinge und Brände bedrohen unsere Wälder

Diese drei Tiere sind natürlich nur ein winziger Ausschnitt von dem, was durch die Klimakrise auf die Natur zukommt. Lange Phasen extremer Trockenheit in immer kürzeren Intervallen gehören zu den zentralen Herausforderungen für den Naturschutz, aber auch für Land- und Forstwirtschaft. Ernten verdorren, durch die Trockenheit verlangsamt sich auch das Wachstum der Fauna. Krankheiten und Parasiten breiten sich aus. In den Wäldern haben durch den Hitzestress Schadinsekten wie Borkenkäfer leichtes Spiel. Auch nehmen Waldbrände besonders in Kiefernwäldern zu, wie man in diesem Jahr schon beim großen Brand südlich von Berlin bei Jüterbog und gerade in der Lieberoser Heide sehen kann.

Klimakrise: Algen auf Gewässer
Starkes Algenwachstum kann Gewässer kippen lassen © iStock / Getty Images

Gewässer kippen um

Flüsse, Seen und Feuchtgebieten kommen bei Hitze und Dürre besondere Bedeutung als Wasserspeicher zu. Doch auch sie sind bedroht. Nicht nur, da sie austrocknen könnten. Wenn die Wassertemperatur steigt, sinkt der Sauerstoffgehalt. Zusätzlich erhöht sich durch die Wärme der Stoffwechsel der Tiere, was den Bedarf an Sauerstoff noch größer werden lässt. Die Algen gedeihen wiederum prächtig. Das lässt wiederum den Lebensraum für Fische zunehmend schrumpfen. Und bei Absterben des Pflanzenmaterials wird der Sauerstoff aufgezehrt, Giftstoffe freigesetzt, das ganze Gewässer kippt.

Wir müssen die Umwelt zukunftssicher machen!

Wir müssen die heimische Natur möglichst rasch fit für die Klimakrise und damit „zukunftssicher“ machen. Weil die Auswirkungen des Klimawandels so vielfältig sind, brauchen wir umfassende Klimaanpassungsstrategien und deren rasche Umsetzung. Beispielsweise in Sachen Städtebau,  Forst- und Landwirtschaft. Mögliche Maßnahmen sind vielfältig. Sie reichen von zusätzlichen Biotopverbünden über das Halten von Wasser in der Landschaft usw, usw. Wir müssen nur endlich damit wirklich anfangen.

Jeder kann helfen!

Jeder kann aber auch heute schon im Kleinen helfen, um Pflanzen, Tieren, Menschen, der ganzen Umwelt über den heißen Sommer zu helfen. Schon jetzt bitten viele Städte wieder ihre Bürger mitzuhelfen und die Straßenbäume zu gießen. Wer kann sollte Regenwasserspeicher schaffen, um nicht so viel Grundwasser zu verbrauchen. Gießen sollte man in den frühen Morgenstunden oder am späten Abend. Sonst verdunstet schon viel bevor es bei den Pflanzenwurzeln ankommt.

Aber natürlich muss vor allem natürlich alles getan werden, um das Pariser Klimaabkommen erfolgreich in die Tat umzusetzen und die Temperaturerhöhung unter zwei Grad zu belassen.

Der Beitrag Der Kuckuck und der Käfer: wie die Natur unter Hitze leidet erschien zuerst auf WWF Blog.