Über Marienkäfer freuen sich fast alle. Sie sehen süß aus, gelten als Glücksbringer und fressen gerne Blattläuse. Doch ist Euch aufgefallen, dass Marienkäfer heute oft irgendwie anders aussehen als noch vor wenigen Jahren? Eine Art wird immer häufiger, deren Grundfärbung auch orange oder gelblich sein kann. Das ist der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis), der wegen seiner unterschiedlichen Färbungen „Harlekin“ genannt wird.
Wie kommt der Asiatische Marienkäfer hierher?
Ursprünglich in China und Japan beheimatet, wurde die Art im 20. Jahrhundert zur biologischen Schädlingsbekämpfung in Gewächshäusern zunächst nach Nordamerika und dann auch nach Europa eingeführt. Und wahrlich ist der Käfer ein echtes Blattlausmonster. Schon die Larve vertilgt in den zwei Wochen ihres Lebens bis zu 1200 Blattläuse. Einmal ausgewachsen, geht es gleich weiter. Jeden Tag frisst ein Tier zwischen 100 und 270 Blattläuse. Tag für Tag während ihres gesamten Lebens, das im Extremfall bis zu drei Jahren dauern kann. Dazu bekommt der Harlekin noch zwei- bis dreimal im Jahr Junge. Eigentlich ein Wundertier, mit dessen Hilfe die Gärtnereien viele Pestizide einsparen.
Verdrängen asiatische Marienkäfer einheimische Arten?
Ja, genau das ist das Problem: Der Harlekin-Käfer fühlt sich auch im Freiland wohl und verdrängt hier die einheimischen Marienkäfer. Im Jahr 1988 wurde er zuerst in Louisiana im Freiland beobachtet. Bis Mitte der 1990er breitete er sich bereits in 24 Bundestaaten der USA vom Atlantik bis zum Pazifik aus. In Europa wurde er im Jahr 2001 zunächst in Belgien im Freiland gesichtet. Seit 2002 gibt es ihn in Massen in Westdeutschland, zwei Jahre später in Frankreich und der Schweiz und inzwischen ist er nahezu flächendeckend vorhanden.
Zunehmend wird der Asiatische Marienkäfer nun zur Bedrohung für die einheimischen Tiere. Sind die Blattläuse nämlich alle aufgefuttert, machen sich Larven und Käfer über alles her, was sie vertilgen können. Dabei machen sie auch nicht vor anderen Marienkäfern und ihren Larven halt. Und so werden die einheimischen Arten immer seltener.
Welche Marienkäfer sind in Deutschland heimisch und was ist der Unterschied zu den Asiatischen Marienkäfern?
Von Natur aus kommen in Deutschland über 70 Marienkäferarten vor. Deren häufigste sind der Siebenpunkt-Marienkäfer – wie der Name schon sagt, trägt er sieben schwarze Punkte auf den roten Flügeldecken – und der Zweipunkt-Marienkäfer. Es gibt aber auch gelbe und bräunliche oder dunkle mit hellen Punkten. Der Asiatische Marienkäfer trägt auf seiner unterschiedlich hellen Grundfarbe bis zu 19 Punkte. Diese können sogar so ausgeprägt sein, dass es scheint, der Käfer sei schwarz mit roten Punkten.
An Nahrung vertilgt der Asiatische Marienkäfer fünfmal so viel wie der Siebenpunkt. Und während der Siebenpunkt nur einmal im Jahr Kinder bekommt, sorgen die Harlekins jährlich für bis zu drei Generationen.
Das „Gift“ der Asiatischen Marienkäfer
Forscher aus Jena haben einen weiteren Grund gefunden, warum der Harlekin so viel konkurrenzfähiger ist als die einheimischen Arten: eine Art „Biowaffe“. Im Blut des Asiatischen Marienkäfers finden sich Microsporidien, pilzähnliche Einzeller, die Körperzellen eines Wirtes befallen und ihm nachhaltig schaden können. Mit den gefährlichen Einzellern können sich einheimische Marienkäferarten infizieren, wenn sie Eier und Larven des Harlekins fressen wollen. Der Harlekin hingegen ist immun.
Kann der Asiatische Marienkäfer beißen und ist das gefährlich für den Menschen?
Tatsächlich können Harlekin-Käfer beißen und diesen kleinen Biss spürt man auch. Er ist aber nicht giftig und für Menschen ungefährlich.
Manche von Euch werden vielleicht auch anderweitig schon unter den Asiatischen Marienkäfern gelitten haben: Im Herbst können sie zur Plage werden, wenn sie zu Tausenden Unterschlupf für den Winter suchen und zum Beispiel plötzlich in einer riesigen Traube in der Wohnung unter der Decke hängen.
Wie wird man die Marienkäfer-Plage los?
Eine Bekämpfung der Asiatischen Marienkäfer ist schwierig. Doch ein paar Tipps gibt es: Ihr könnt vorsorgen, damit die Harlekin-Käfer nicht ins Haus eindringen. Sie werden von hellen, von der Sonne angestrahlten Flächen angezogen. Besonders hier sollte man Beschädigungen an Putz, Fenstern und Türen flicken. Auch Fliegengitter helfen. Die Asiatischen Marienkäfer richten aber keinen Schaden an und verfallen in eine Art Winterstarre. Dann kann man sie ganz einfach mit Besen und Schaufel aufsammeln und nach draußen bringen.
Insgesamt werden wir den Harlekin in Deutschland und Europa nicht mehr los. Einmal hier, ist er nun nicht mehr zu bekämpfen. Und natürliche Feinde haben Marienkäfer bei uns wenige, weil die Hämolymphe, das „Blut“ der Käfer, so schlecht schmeckt.
Das Problem mit eingeschleppten, invasiven Arten
An diesem Beispiel sieht man, dass gut gemeint nicht immer gut gemacht ist. Wir wissen viel zu wenig, um fremde Tier- und Pflanzenarten bewusst bei uns einzuschleppen und ins Freiland zu entlassen. Die Auswirkungen auf die Ökosysteme sind nicht vorherzusehen. Das trifft noch mehr auf gentechnisch veränderte Lebewesen zu. Deshalb Finger weg davon!
Sterben die einheimischen Marienkäfer aus?
Dafür dass die einheimischen Marienkäfer nun aussterben, gibt es bis jetzt keine Anhaltspunkte. Viele eingeschleppte Arten nehmen nach einem ersten „Hoch“ wieder ab, weil doch noch Krankheiten oder Feinde aus ihrer Heimat nachkommen. Nur wenige sind wirklich so invasiv, dass sie einheimische Arten dauerhaft verdrängen. Auf jeden Fall ist es ein Grund, etwas genauer zu betrachten, was in unserer Natur vor sich geht.
Übrigens: Warum der Marienkäfer Marienkäfer heißt
Der Beitrag Asiatische Marienkäfer: Die Invasion der Glücksbringer erschien zuerst auf WWF Blog.