Bitte keinen Elektroschrott an Weihnachten

Der Berg Elektronikschrott wird wieder weiter wachsen: Millionen Menschen werden in diesem Jahr Elektronik zu Weihnachten verschenken. Oder sich welche wünschen. Mehr als ein Drittel der deutschen der Männer wünschen sich Technik- und Elektrogeräte unter dem Weihnachtsbaum. Unterhaltungselektronik ist auch bei der Altersgruppe der 12- bis unter 14-Jährigen das zweitbeliebteste Geschenk. Nur Geld finden die Kids noch besser.

Berge von Elektro- und Elektronikgeräten werden letztlich angeschafft. Vom Fön zum Eierkocher zum ferngesteuerten Auto, zum Handy  zur Playstation. Die Auswirkungen auf die Umwelt sind riesig: Der ökologische Fußabdruck an Energie und Rohstoffen zur Herstellung und Auslieferung ist gigantisch. Von den sozialen Problemen ganz abgesehen.

Fast noch schlimmer aber, wenn die Geräte in den Müll wandern. Elektroschrott ist der am schnellsten wachsende Müllberg. Im Jahr 2017 waren es nach Schätzung von StEP 65,4 Millionen Tonnen. Nur die Hälfte der Altgeräte wird überhaupt gesammelt. Und wenn ist Recycling fast unmöglich. Es ist eine Unmenge von verschiedenen Metallen eingebaut, von Aluminium bis Gold. Und Dutzende verschiedener Kunststoffe. Die Platinen enthalten zumindest ein giuftiges Metall, meist Blei oder Kadmium oder Beryllium. Wie es der Wissenschaftler Volker Handke ausgedrückt hat: „Um Recycling am allerallerschwersten zu machen ist, braucht man viele chemische Verbindungen in kleinen Konzentrationen, am besten giftig. Das muss man dann in Massen produzieren und möglichst weltweit verbreiten. Und genau das ist Situation mit Elektrokleingeräten.“

Warum wir ständig neuen Elektroschrott wollen

Diese Menschen wollen ja aber kein Smartphone oder keinen Fernseher, weil sie keinen haben. Nein, sie wollen einfach ein anderes Gerät. Elektro- und Elektronikgeräte werden ersetzt, obwohl sie noch gut funktionieren. Mehr als 60 Prozent der noch funktionierenden Flachbildfernseher werden laut einer Studie von Umweltbundesamt und Öko-Institut ersetzt, weil ein neues Gerät vermeintlich besser ist. Nur ein Viertel der Befragten kauft einen neuen Fernseher, weil der alte kaputt war. Bei Smartphones wollen zwei von drei Deutschen innerhalb von drei Jahren ihr Handy wechseln, weil sie ein noch besseres wollen (40 Prozent) oder durch den Vertrag regelmäßig ein neues bekommen (28 Prozent). Nur 9 Prozent tauschen das Gerät wegen eines Defekts oder schwacher Akkuleistung aus.

Wenn Menschen glauben unbedingt etwas Neues zu brauchen, spricht man von Psychischer (oder auch Psychologischer) Obsoleszenz. Der Wunsch nach einem neuen Handy hat meist wenig mit Fortschritt, aber viel mit Mode zu tun. Durch meist geringe ästhetische Änderungen gelingt es den Herstellern, dass  Geräte gestrig wirken – obwohl sie technisch überhaupt nicht veraltet sind. Dazu kommt gezielte kurze Produktlebensdauer durch eingebaute Mängel – die geplante Obsoleszenz. Das kann die Verwendung hitzeempfindlicher Bauteile in direkter Nähe zu Hitzequellen sein. Oder dass Geräte nach dem Software-Update langsamer werden.

Elektroschrott: Berg von Altgeräten
Der Eletroschrott-Berg wächst rasant © iStock / Getty Images

Computer und Handys stellen ein besonderes Problem dar. Der durchschnittliche Lebenszyklus eines Smartphones liegt bei unter zwei Jahren. Der immer schnellere Austausch der Geräte müssen wir mittelfristig stoppen, um die Auswirkungen auf Natur, Umwelt und Klima zu begrenzen. Damit fangen wir am besten an Weihnachten an. Das umweltfreundlichste Elektrogerät ist das, das nie gebaut wird.

Was kann ich gegen Elektroschrott tun:

  • Warum will ich das haben? Die Frage reicht oft alleine schon, um den Kaufreiz zu hinterfragen. Und sogar vielleicht eine Nacht drüber schlafen. Den Kaufanreiz so lange aushalten, bis er wieder verschwindet.
  • Handy, Fernseher erst ersetzen, wenn sie auch kaputt sind. etc Ökologisch gesehen sind langlebige Produkte natürlich besser.
  • E-Geräte sind keine Wegwerfartikel! Wo möglich kann man sie auch reparieren! Wiederverwendung hat Vorrang vor allem!

Was mache ich mit alten Elektrogeräten?

  • Bevor man ein Gerät entsorgt: Überlegen, ob es sich noch reparieren lässt.
  • Wer Elektrogeräte verkauft, muss sie auch zurücknehmen. Alte Elektrogeräte kann man zumindest bei Händlern zurückgeben, wenn deren Läden von mindestens 400 Quadratmeter groß sind. Wo die Geräte ursprünglich gekauft wurden ist dabei egal. Bei Onlinehändlern gilt die Versand- und Lagerfläche. Versucht der Händler sich rauszureden: Ein Verstoß gegen diese Rücknahmepflicht nach dem Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) kann ein Bußgeld von bis zu 100.000 Euro nach sich ziehen.
  • Eine Liste mit Sammelstellen gibt es mit der Smartphone-App „eSchrott“
  • Laptops und Handys kannst Du zum Beispiel über das Projekt „ReUse Notebook“ kostenlos einschicken. Dort werden die Geräte nach einer zertifizierten Datenlöschung erneut verwendet oder hochwertig recycelt.

Was machst Du mit Deinem Elektroschrott? Schreib es in die Kommentare!

Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Wie kann die Digitalisierung eine nachhaltige Entwicklung unterstützen? Hilft Digitalisierung uns, Ressourcen zu schonen oder steigt mit ihr der Bedarf an Energie und an Rohstoffen? Gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung haben wir eine Studie gefördert, die den Zusammenhang zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit untersucht. Hier geht’s zur Studie.

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