Rückgang der Nashorn-Wilderei in Südafrika

Es gibt gute Nachrichten aus Südafrika. Nachdem 2018 noch 769 Nashörner der Wilderei zum Opfer fielen, waren es im vergangenen Jahr “nur” noch 594. Das bedeutet ein Rückgang der illegalen Nashornjagd um fast ein Viertel.  

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Damit fallen diese Zahlen schon seit fünf Jahren in Folge – das ist ein großer Erfolg. Südafrika ist das Land mit den mit Abstand größten Beständen der beiden afrikanischen Nashornarten, dem Breit- und dem Spitzmaulnashorn. Dem Einsatz von Politik, privaten Parkbetreibern und Tourismusanbietern, Nichtregierungsorganisationen und Gemeinden sind diese positiven Nachrichten zu verdanken. 

Nashorn-Wilderei: Noch kein Anlass zur Freude

Anlass zur reinen Freude sind diese Zahlen jedoch noch lange nicht. 2014 bildete bislang den blutigen Höhepunkt der Nashornwilderei, als wir insgesamt 1215 Nashörner in nur einem einzigen Jahr verloren. In den letzten zehn Jahren wurden allein in Südafrika über 8500 Tiere gewildert. Zu viel für die Bestände der Breitmaulnashörner, die zuletzt merklich zurückgegangen sind. Die Populationen ist um fast zehn Prozent eingebrochen. Das ist ein schwerer Schlag, nachdem die Bestände ein ganzes Jahrhundert lang fast stetig gewachsen sind.

Wie viele Nashörner im Moment in Südafrika leben, wissen wir nicht genau. Die letzten Schätzungen beziffern die Bestände auf rund 17.500 Tiere. Daher ist es auch schwierig, die dortigen, aktuellen Wildereizahlen final in den Kontext zu packen. Niedrigere Wildereizahlen können zum Teil auch einfach daher rühren, dass es weniger Tiere gibt, die getötet werden können.

Südafrika im Kampf gegen Nashornwilderei

Wichtig ist jedoch in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass die Nashorn-Nationen wie Südafrika nicht allein gelassen werden dürfen. So lange die Nachfrage aus dem Ausland nach dem Horn der Nashörner bestehen bleibt, werden wir den Kampf gegen die Wilderei vor Ort nicht gewinnen. Wir haben nur eine Chance, wenn wir alle an einem Strang ziehen. Die Netzwerke des illegalen Artenhandel arbeitet global und so müssen auch wir international zusammenarbeiten.

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Ein wenig Hoffnung für das Breitmaulnashorn

Sudans Tod bewegte 2018 die Welt: Das Nördliche Breitmaulnashorn war der letzte männliche Vertreter seiner Art, als er an Altersschwäche starb. Nachkommen hatte er nicht gezeugt. Die Unterart war damit faktisch ausgestorben.

Vielleicht, ganz vielleicht gibt es aber doch noch Hoffnung. Immerhin gibt es zwei Weibchen,  eingefrorenes Sperma und ein Forscherteam um das Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Sie wollen mit modernster Reproduktions- und Stammzelltechnologie das Nördliche Breitmaulnashorn retten. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt nach eigenen Angaben mit vier Millionen Euro.

Es ist nicht das erste Projekt, das versucht Arten im Labor zu erhalten. Andere Forschergruppen versuchen auch Wollhaarmammut oder die Wandertaube wiederauferstehen zu lassen. Die Wissenschaft streitet sich, ob das sinnvoll ist. Ob die Forscher zu weit gehen. Ob es sich nicht vielleicht um Geldverschwendung handelt.

Ich als Artenschützerin finde technische Fortschritte erst mal interessant. Allerdings liegt unser Fokus hier beim WWF auf anderen Prioritäten, nämlich dem Schutz und der Rettung der Arten im Freiland.

Wir müssen Tiere und Pflanzen retten – bevor sie aussterben

Technologischen Entwicklungen dürfen keine falsche Sicherheit schaffen für den Erhalt der Artenvielfalt. Wir müssen weiter dringend an den Ursachen des Aussterbens arbeiten – und die sind vor allem menschgemacht. Die Arten dürfen nicht erst über den Abgrund gehen, bevor wir aufwachen. Tiere und Pflanzen werden wir in der Natur bewahren, wenn wir ihre Lebensräume erhalten, sie vor Wilderei und anderer Übernutzung schützen, die Klimakrise mit aller Kraft bekämpfen und entschieden gegen Umweltverschmutzung vorgehen.

Wir kämpfen gegen die Ursachen des Aussterbens

Kann das Breitmaulnashorn gerettet werden? Beim Sumatra Nashorn sieht es besser aus
Sumatra Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis) im Way Kambas National Park © naturepl.com / Mark Carwardine / WWF

Unsere Priorität ist die Sicherung lebensfähiger Populationen der anderen Nashornarten, die durch Rekordwilderei und Habitatverluste stark gefährdet sind. Wir glauben, dass es bei allen anderen Arten, einschließlich der stark gefährdeten Java und Sumatra-Nashörner, noch lebensfähige Populationen gibt. Wir fokussieren unsere Anstrengungen zum Beispiel für die Rettung des Sumatra-Nashorn, von denen es in freier Wildbahn nur noch weniger als 80 Tiere gibt. Unser Ziel ist es also, dass es so weit wie beim Nördlichen Breitmaulnashorn erst gar nicht kommt.

Reproduktion als paralleler Weg

Gleichzeitig eröffnen uns diese Technologien parallele Wege, um hochbedrohte Arten zu bewahren. Nur darf das niemals ein Entweder/Oder sein. Wir wünschen den Forschern des IZW das erdenklich Beste und viel Erfolg. Hoffentlich können sie die Fortschritte in der Reproduktionstechnologie und der angewandten Genforschung nutzen, um das nördliche Breitmaulnashorn irgendwie vor dem Aussterben zu bewahren.

Die Gefahr für die ganze Art wäre damit aber längst nicht gebannt: Die Nördlichen Weißen Nashörner wurde vor allem durch Wilderei an den Rand des Aussterbens gebracht. Wir befinden uns noch immer inmitten einer Wildereikrise.

Wir setzenh und auf allen Wegen gegen Wildtierkriminalität – auf dass keine andere Nashornart, überhaupt keine andere Art, überhaupt nachgezüchtet werden muss. Ich würde mich freuen, wenn ihr uns dabei weiter unterstützt.

 

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Elfenbeinhandel in der EU: Was passieren muss – und was nicht

In den letzten Jahren häufte sich der Vorwurf, die EU diene als Transitmarkt für Elfenbein und befeuere somit die Elefanten-Wilderei. Die EU müsse den Handel mit Elfenbein komplett verbieten und seine Gesetze verschärfen, lautet eine Forderung. Doch ist das die Lösung?

Tatsächlich wird die EU für illegalen Elfenbeinhandel genutzt. 2014 und 2015 wurden 1258 Stoßzähne vom Europäischen Zoll aufgegriffen. Das ist erschreckend viel. Auch die Anzahl Aufgriffe verarbeiteter Elfenbein-Stücke wie Schnitzereien oder Schmuckstücke sind auf einem Rekordhoch in der EU. Allerdings werden bei einzelnen Beschlagnahmungen in Afrika und Asien manchmal mehr Stoßzähne konfisziert als in der EU in den gesamten zwei Jahren.

Regulierung von Elfenbein in der EU

Schon 2017 hat die EU-Kommission empfohlen, den Roh-Elfenbein-Handel zu verbieten. Wir vom WWF begrüßen diese Entscheidung. Die engere Regulierung setzt ein deutliches politisches Signal. Gleichzeitig können die vom illegalen Elfenbeinhandel betroffenen Staaten schlecht mit dem Finger auf die EU zu zeigen und behaupten, Europa solle zunächst die eigenen Probleme in den Griff bekommen. Ich befürchte allerdings, dass schärfere Handelsbestimmungen eine falsche Sicherheit im Kampf gegen die Elefanten-Wilderei vorgauckelt. Die Daten machen deutlich, dass keine signifikante Verbindung besteht zwischen dem legalen Elfenbeinhandel in der EU, Elefantenwilderei und Elfenbein-Schmuggel. Die Hauptbedrohung für Elefanten sind und bleiben Wilderei und der illegale Handel mit Elfenbein. Wir konzentrieren uns in unserer Arbeit daher auf die Elfenbein-Märkte in Asien, die direkt zu Wilderei und illegalem Handel beitragen. Hier sind schon einige Gesetzesänderungen erfolgt, beispielsweise in China.

Elfenbeinhandel – legal, illegal, kompliziert

Die Regulierung des Elfenbeinhandels ist kompliziert. Seit knapp 30 Jahren ist dank des Washingtoner Artenschutzabkommens CITES der internationale kommerzielle Handel mit Elfenbein weltweit verboten – mit Einschränkungen. Denn der nationale Handel innerhalb von Ländern unterliegt jedoch nicht CITES. Hier gibt es in einzelnen Ländern auch heute noch größere legale Elfenbeinmärkte.

Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, den Elfenbeinhandel zu verschärfen. © Ola Jennersten / WWF-Sweden
Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, den Elfenbeinhandel zu verschärfen. © Ola Jennersten / WWF-Sweden

Innerhalb der EU ist der kommerzielle interne Handel mit Elfenbein verboten. Auch der Wieder-Export von Elfenbein aus der EU ist nicht gestattet. Einschränkungen gibt es beim Alter der Elfenbeinstücke. Elfenbein, das sich schon vor der Geltung von CITES auf dem Gebiet des jeweiligen EU-Mitgliedsstaates befand gilt als “Vorerwerb”. In den meisten Fällen ist das Stich-Datum hier 1976. Einzelstücke dürfen dann mit Zertifikaten gehandelt werden. Elfenbein von vor 1947 gilt als Antiquität. Der Export aus der EU ist mit Zertifikat erlaubt. Der innereuropäische Handel braucht kein Zertifikat, aber Händler müssen auf Nachfrage die Legalität angebotener Stücke nachweisen können.

Ein großer Anteil von Elfenbein in Privatbesitz stammt aus der Zeit zwischen 1976 und 1990. Das ist der Zeitraum in dem auf CITES der Afrikanische Elefant noch nicht auf Anhang I stand und der internationale Elfenbein-Handel folglich noch mit Zertifikaten erlaubt war. Der Export solcher Stücke aus der EU ist verboten, der innereuropäische Handel erfordert eine Genehmigung. Für „frisches“ Elfenbein jünger als 1990 ist jeglicher kommerzieller Handel verboten.

Der legale Handel mit Elfenbein in der EU ist nicht das Hauptproblem

Laut einer aktuellen Studie wird die EU-Gesetzgebung zu antikem Elfenbein im großen Stil zur Elfenbeinwäsche ausgenutzt. Illegales Elfenbein würde dabei mit gefälschten Papieren eingeschleust und anschließend als legales Elfenbein nach Asien re-exportiert. Konkret geht es um eine viel angeführte Studie von AVAAZ, die in einer allerdings recht kleinen Stichprobe findet, dass ein Großteil der untersuchten Elfenbein-Stücke jünger als die „Schallgrenze“ für antikes Elfenbein von 1947 und damit illegal war. Andere Studien mit deutlich größeren Stichproben können diesen Befund allerdings nicht bestätigen – so fanden Untersuchungen von TRAFFIC in 2016 im offenen Elfenbeinhandel in Großbritannien nur ein einziges illegales Elfenbeinstück.

Insgesamt haben wir kaum Hinweise, dass frisch gewildertes Elfenbein in größerem Maßstab unter dem Deckmantel des Antiquitäten-Handels gewaschen wird. Die kriminellen Syndikate haben es anscheinend gar nicht nötig, ihre Produkte mit falschen Angaben zu legalisieren. Das frustriert und zeigt die Macht dieser Wilderei-Mafia, die weltweit jährlich Umsätze von geschätzt bis zu 20 Milliarden Euro macht.

Am Flughafen Berlin-Schönefeld wurden 2017 ganze 600 Kilo Elfenbein aufgegriffen. © Robert Günter / WWF Deutschland
Am Flughafen Berlin-Schönefeld wurden 2017 ganze 600 Kilo Elfenbein aufgegriffen. © Robert Günter / WWF Deutschland

Eindeutig ist aber: Der illegale Handel übersteigt den legalen Handel um ein Vielfaches. Die britische Environmental Investigation Agency EIA berichtete 2017, dass von 2000 bis 2017 etwa zwölf Tonnen illegales Elfenbein in der EU beschlagnahmt wurden

, während im ähnlichen Zeitraum etwa vier Tonnen Elfenbein legal exportiert wurden, großteils nach Ost-Asien. Wenn wir also davon ausgehen, dass höchstens ein Viertel des geschmuggelten Elfenbeins aufgegriffen wird, dann ist der Schmuggel über die EU etwa 12 bis 30-mal so groß wie der legale Handel. Alleine das macht noch einmal deutlich, dass der Haupthebel zur Stopp der Wilderei in der Bekämpfung des illegalen Elfenbeinhandels liegt.

Nächste Schritte gegen den illegalen Elfenbeinhandel

Im Mai 2019 findet die Weltartenschutzkonferenz CITES in Sri Lanka statt. Hier werden wir für einen besseren Kampf gegen illegalen Elfenbeinhandel kämpfen. Wir wollen die Länder, die durch große Mengen im illegalem Elfenbeinhandel auffallen, zu einem ambitioniertem und messbaren Vorgehen gegen diesen Handel bringen.

Wildartenkriminalität umfasst natürlich viel mehr als Elfenbein. Eine Studie der Weltbank zeigt, dass von 2010 bis 2016 weltweit öffentliche Gelder in Höhe von  1,3 Milliarden US-Dollar in die Bekämpfung von Wilderei und illegalem Artenhandel flossen. Doch das entspricht nicht einmal dem monatlichen Umsatz des illegalen Artenhandels!

Die Wildtier-Mafia ist mächtig. Umso wichtiger ist es, dass wir uns auf die wichtigsten Ansätze konzentrieren. Die Arbeit gegen die Wilderei gemeinsam mit den Menschen vor Ort, die Arbeit gegen den Schmuggel mit unseren Partnern weltweit, und die Arbeit zum Rückgang der Nachfrage nach solchen Produkten wie Elfenbein auf den großen Absatzmärkten in Asien. So hoffen wir, die Zukunft der Elefanten sichern zu können.

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Wilderei auf Nashörner: Trendwende in Südafrika?

In Südafrika hat die Wilderei auf Nashörner mit 769 getöteten Tieren im Vergleich zum letzten Jahr  um ein Viertel abgenommen. Erstmals seit 2012 sind es unter 1000 Nashörner, die ihr Leben für ihr begehrtes Horn lassen mussten. In Südafrika leben 80 Prozent aller afrikanischen Nashörner. Natürlich müssen wir vor allem dort die Trendwende in der Wildereikrise schaffen, wenn die Nashörner überleben sollen.

Ein Erfolg für die Nashörner Südafrikas

Gewonnen ist noch nichts. Wir sprechen hier immer noch von sehr, sehr vielen getöteten Nashörnern. Der deutliche Rückgang der Wilderei ist aber ein großer Erfolg für die Arbeit aller, die sich gegen das illegale Töten der Nashörner stellen. Für die Ranger, die Tag für Tag ihr Leben riskieren, für die Behörden, die vielen NGOs, für uns und sogar ein klitzekleines bisschen für mich.  Es macht mir Hoffnung, dass wir auf dem richtigen Weg sind, dass wir den Kampf gegen die Wildtiermafia langfristig gewinnen können.

Zwei Nashörner mit ihrem Jungen in Südafrika
Nashörner in Südafrika © Teresa McLaughlin

Woran liegt es?

Wir müssen jetzt ganz genau hinsehen, woran dieser Trend liegt. Wir müssen verstehen: Ist es die effizientere Wildereiabwehr oder sinkt die Nachfrage in Asien endlich? Liegt es an beidem?

Klar ist: Wir brauchen Schutz für die Nashörner, dort wo sie leben. Schutz durch Ranger. Boots on the ground, wie wir dazu sagen. Aber die Zukunft des Nashorns wird in Asien entschieden. Nur wenn der Konsums von Nashorn-Horn deutlich sinkt (und am besten endet) können wir verhindern, dass sich der Trend wieder umkehrt und das Überleben der Arten langfristig sichern.

Hauptursache der Wilderei ist die Nachfrage aus Asien, insbesondere in Vietnam und China. Nashhornhorn gilt als fiebersenkende und krampflösende Arznei. Sogar als Heilmittel gegen Krebs werden die vor allem aus Keratin bestehenden Nashorn-Hörner angepriesen. Das konnte wissenschaftlich nicht belegt werden, sorgt aber dafür, dass in den letzten Jahren abertausende Nashörnern sterben mussten.

Die Nashörner brauchen Ranger, Gesetze – und weniger Käufer

In China und Vietnam ist Nashornhorn wertvoller als Gold. Wir müssen in Asien dafür sorgen, dass diese absurde Nachfrage endet. Wir müssen jedes einzelne Nashorn vor den Kugeln der Wilderer schützen. Und wir müssen dafür sorgen, dass der internationale Handel mit Nashornhorn über das Washingtoner Artenschutzabkommen verboten bleibt. Insbesondere Nashorn-Farmer setzen sich für eine Lockerung der Ausfuhrregeln ein – für sie gäbe es Millionen zu verdienen. Wir lehnen das kategorisch ab. Eine Öffnung des internationalen Handels würde sehr wahrscheinlich die Nachfrage in Asien anheizen – was wiederrum die Wilderei in Afrika befeuern könnte. Zudem wird natürlich die Strafverfolgung erschwert, wenn illegale Hörner in legalen Märkten gewaschen werden.

Ja, wir haben für den Moment eine Trendwende für die Nashörner Südafrikas geschafft. Jetzt heißt es, alles daran zu setzen, dass der Trend sich weiter fortgesetzt. Um irgendwann einmal hoffentlich die Wildereikrise zu beenden.

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Die wichtigsten Naturschutz-Themen des Jahres 2018

Das Jahr 2018 liegt fast hinter uns. Zeit für einen Rückblick. Was ist in diesem Jahr passiert? Welche Siege und Niederlagen gab es für den Naturschutz? Das waren die wichtigsten Umweltthemen des Jahres 2018:

Januar: Öltanker „Sanchi“ sinkt

Das Jahr 2018 begann mit einer Havarie. Der iranische Tanker „Sanchi“ war auf hoher See im Ostchinesischen Meer mit einem chinesischen Frachter zusammengestoßen und in Brand geraten. Das Schiff sank Mitte Januar. Alle 32 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.  Das Schiff hatte 113.000 Tonnen leicht flüchtiges Ölkondensat – ein Nebenprodukt der Gasförderung sowie Schweröl als Treibstoff an Bord. Ein über 100 Quadratkilometer großer Ölteppich war die Folge. Langzeitfolgen nicht absehbar.

Februar: Angst vor der Schweinepest

Zumindest die deutschen LandwirtInnen haben 2018 noch einmal Schwein gehabt. Der befürchtete Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest blieb aus, doch die Furcht vor der Seuche wächst. Polen, Ungarn, Rumänien, Tschechien, Bulgarien aber auch Belgien – überall grassiert die Schweinepest und sie kommt näher. Die Infektionskrankheit breitet sich über verseuchte Speisereste, Viehtransporter und Stallkleidung aus. Weil sie auch durch Wildschweine übertragen werden kann, will Dänemark jetzt sogar einen Grenzzaun für Schwarzkittel errichten. Ob das hilft, darf bezweifelt werden. Die Schweine werden schnell Lücken entdecken, sich durch buddeln  oder über die Grenze schwimmen. Sinnvoller scheint es auf mehr Hygiene, also die verstärkte Desinfektion von Fahrzeugen, die Vermeidung von Lebensmittelmüll in der Natur und Aufklärungsarbeit von Fahrern und Jägern zu setzen. Im November erreicht uns die Meldung, dass die afrikanische Schweinepest auch in China grassiert und den Amur-Tiger gefährdet.

März: Tod des letzten Nördlichen Breitmaulnashorns

Im März starb Sudan, das letzte männliche Exemplar der Nördlichen Breitmaulnashörner, an Altersschwäche. Sudan konnte zu seinem Glück ein langes Leben führen – ganz im Gegensatz zu vielen seiner Artgenossen. Die Jagd nach Nashorn-Horn kostet jährlich immer noch mehr als 1000 Tieren das Leben.

Nach Sudans Tod gibt es nun nur noch zwei weibliche Nördliche Breitmaulnashörner. Der letzte Strohhalm zur Rettung der Unterart sind nun Initiativen zur künstlichen Befruchtung. © Ola Jennersten / WWF
Nach Sudans Tod gibt es nun nur noch zwei weibliche Nördliche Breitmaulnashörner. Der letzte Strohhalm zur Rettung der Unterart sind nun Initiativen zur künstlichen Befruchtung. © Ola Jennersten / WWF

April: Ein heißer Sommer beginnt

Der Sommer 2018 begann in Deutschland zumindest gefühlt schon im April. Es war der Auftakt zu einem Jahr, das mit durchschnittlich 10,4 Grad Celsius das wärmste Jahr seit dem Beginn deutschlandweiter Wetterbeobachtungen im Jahr 1881 war.

Mai: Deutsche Gewässer in schlechtem Zustand

Es war zwar heiß, doch das Badevergnügen wurde durch Erkenntnisse zum Zustand deutscher Gewässer getrübt: Ein WWF-Report zeigt bedenkliche Gülle- und Pestizid-Belastungen. Nur jeder vierte See in Deutschland ist ökologisch in einem guten Zustand. Die Mehrheit hat eine bedenkliche Wasserqualität. Die EU-Kriterien zu sauberem Wasser werden nur 24 Prozent der Gewässer einhalten, nur 2,3 Prozent schaffen das Prädikat „sehr gut“. Ursache für die schlechten Werte ist der Überschuss an Düngemitteln, die in die Gewässer gelangen.

Außerdem im Mai: Diesel-Fahrverbote in Hamburg

Nachdem das Bundesverwaltungsgericht bereits Anfang des Jahres Diesel-Fahrverbote grundsätzlich erlaubt hatte, macht Hamburg am 31. Mai Ernst. Als erste Stadt Deutschlands führt die Hansestadt Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge ein, um die Belastung durch Stickoxide zu reduzieren.

Juni: Es ist eine Kohlekommission!

Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis. Nach diesem Motto verfuhrt die Bundesregierung und rief die so genannte Kohlekommission, genauer die Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ ins Leben. Sie soll den Ausstieg aus der Kohleverstromung  auf den Weg bringen. Das Gremium sollte noch vor dem Ende des Jahres ihren Abschlussbericht vorlegen. Daraus wurde allerdings nichts. Auf Druck der Ministerpräsidenten aus den Braunkohleländern verschob die Große Koalition den Abschlussbericht der Kommission auf das nächste Jahr.

Außerdem im Juni: Bayer adoptiert Monsanto

Der Bayer-Konzern übernahm den US-amerikanischen Wettbewerber Monsanto, berüchtigt u.a. als Hersteller des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat. Bayer wurde mit dem über 60 Milliarden Dollar schweren Deal zum größten Agrochemie-Konzern der Welt und machte sich damit nicht nur Freunde. Umweltschützer warnen vor dem Fortschreiten der industriellen Landwirtschaft und den ungeklärten Risiken der Gentechnik auf dem Acker. Auch die Aktionäre goutierten den Kauf nur bedingt und schickten die Bayer-Aktie erst einmal auf Talfahrt.

Juli: Es entsteht das größte Regenwald-Schutzgebiet der Welt

Kolumbiens „Jurassic Park“ wurde der größte Tropenwald-Nationalpark der Welt. Das Naturschutzgebiet Serrania del Chiribiquete wurde um 1,5 Millionen Hektar erweitert. Dadurch das größte Regenwald-Schutzgebiet der Welt mit einer Gesamtgröße von 4,5 Millionen Hektar. Zum Vergleich: Die Niederlande sind 4,2 Millionen Hektar groß. Ein toller Erfolg für gefährdete Arten wie Jaguar, Flussdelfin, Tapir und Riesensalamander.

Mit der Orinoco-Savanne, den Anden, dem Bergland von Guayana und dem Amazonas werden vier unterschiedliche Ökosysteme zum Naturschutzgebiet Serrania del Chiribiquete miteinander verbunden. © David Martinez / WWF
Mit der Orinoco-Savanne, den Anden, dem Bergland von Guayana und dem Amazonas werden vier unterschiedliche Ökosysteme zum Naturschutzgebiet Serrania del Chiribiquete miteinander verbunden. © David Martinez / WWF

August: Ostdeutschland ächzt unter der Dürre

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes erlebten Teile Ostdeutschlands 2018 eine der schlimmsten Trockenperioden seit mehr als 55 Jahren. Die anhaltende Trockenheit führte zu brennenden Problemen in Brandenburg. Der Wald auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz südlich von Berlin stand in Flammen. Die Rauchschwaden drangen bis in die Hauptstadt vor. Der Brand breitete sich auf eine Fläche von 400 Hektar aus. Die Dörfer Klausdorf und Tiefenbrunnen wurden kurzzeitig evakuiert.

September: Hambacher Wald wird zum Symbol für den Kohleausstieg

Die Auseinandersetzungen um den Hambacher Wald eskalieren. Nachdem bereits 3.800 Hektar des Waldes in Nordrhein-Westfalen den Braunkohlebaggern weichen mussten, entwickelt sich der Kampf für den Erhalt der letzten 200 Hektar zum Symbol der Anti-Kohle-Bewegung. 50.000 Menschen beteiligen sich im Hambacher Wald an der größten Klimaschutz-Demonstration, die Deutschland je gesehen hat. Anfang Oktober untersagt das Oberverwaltungsgericht Münster die von RWE geplante Rodung des Waldes bis auf weiteres. Damit soll verhindert werden, dass vor einer Entscheidung in der Hauptsache vollendete Tatsachen durch Rodung und Abbaggern geschaffen werden.

Oktober: Sonderbericht des IPPC zur Erderhitzung

Der Rekordsommer hinterlässt seine Spuren. Am Rhein und vielen anderen Flüssen zeigen die Pegelstände Rekord-Tiefststände an. Die Schifffahrt  muss deutlich eingeschränkt werden und kommt teilweise zum Erliegen. Passend dazu legt der Weltklimarat der UN  (IPCC) seinen Sonderbericht vor. Darin werden die Auswirkungen einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad thematisiert. Der Bericht ist eine deutliche Warnung: Es sei noch möglich die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen, allerdings bedürfe es dafür schnelle und weit radikalere Einschnitte als bislang von den Staaten zugesagt. Gelinge es nicht die 1,5 Grad Grenze zu halten, drohen weltweit dramatische Konsequenzen.

November: Plastikflut stoppen!

Die Vision, die Weltmeere mit einem gigantischen Staubsauger vom Plastikmüll zu befreien, galt vielen als geniale Idee. Leider fiel das Ocean-CleanUp Projekt des 24-jährigen Holländers Boyan Slat im Praxistest durch. Das System sammelt offenbar so gut wie keinen Plastikmüll ein. Der missglückte Praxistest machte einmal mehr deutlich, dass sich das Problem nicht technisch, sondern  vor allem politisch lösen lässt. Immerhin ist das Thema auf der politischen Agenda angekommen. Das Bundesumweltministerium legt einen 5-Punkte-Plan für weniger Plastik und mehr Recycling vor. Die EU einigte sich Ende des Jahres drauf, Einwegplastik, also z.B. Wattestäbchen und Trinkhalme ab 2021 zu verbieten.

Dezember: Klimakonferenz in Kattowitz

Der Klimagipfel im polnischen Kattowitz endet nach Verlängerung mit einem Minimalkompromiss: Auf 133 Seiten einigen sich die Delegationen auf die Spielregeln für das Pariser Abkommen. In dem sogenannten „Rolebook“ wird u.a. festgelegt, wie unterschiedliche Klimaschutzmaßnahmen gemessen und international verglichen werden. Dass sich 196 Staaten darauf einigen konnten, ist viel angesichts der wachsenden Zahl von Regierungen, die die internationale Zusammenarbeit behindern. Es ist aber zu wenig angesichts der immer stärker wachsenden Menge von Treibhausgasen in der Erdatmosphäre. Weiter fehlen ehrgeizigen Verpflichtungen, um die Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Auch in Deutschland.

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