Elfenbein-Prozess in Cottbus: Jetzt wird es spannend!

Im Mai 2016 wurden wir alle von einem schockierenden Fund überrascht: Am Flughafen Schönefeld waren Zollfahnder beim Durchleuchten von Paketen stutzig geworden, die vermeintlich Kaminuhren enthalten sollten, aber im Röntgenbild nur schwarz erschienen. Bei der Öffnung stellte sich heraus, dass diese elf Kisten 625 Kilogramm Elefanten-Elfenbein enthielten. Das war eine in Deutschland bis dahin kaum vorstellbare Menge an Stoßzähnen dieser bedrohten Säugetiere, deren internationaler kommerzieller Handel weltweit verboten ist. Der Zoll ermittelte daraufhin weiter, und Ende August 2016 wurde man in Emmelshausen in Rheinland-Pfalz fündig. Dort durchsuchten Beamte eine Wohnung und eine Werkstatt, stellten Ausrüstung zur Bearbeitung von Elfenbein sowie nochmals 570 Kilo Elfenbein sicher. Zwei Verdächtige wurden festgenommen.

1,2 Tonnen Elfenbein, wieviel Elefanten mussten dafür sterben?

Mit beinahe 1,2 Tonnen (!) Elfenbein ist das nach Aussage des Zolls die größte je erfolgte Beschlagnahmung von Elefanten-Stoßzähnen in Deutschland. Wir müssen von Dutzenden Elefanten ausgehen, die ursprünglich für dieses Elfenbein ihr Leben lassen mussten. Ich selbst war bei der Presskonferenz des Zolls in Berlin vor Ort im September 2016. Der größte Stoßzahn war über zwei Meter lang. Ich selbst bin 1,90 groß, aber das Ding konnte ich kaum aufheben. Und das war nur ein St0ßzahn, da war noch viel Elfenbein, zersägt und in Kisten verpackt. Das Ausmaß der geschmuggelten Menge war bedrückend greifbar — wie auch in diesem Video zu sehen:

 

Der Prozess, nach vier Jahren — endlich!

Jetzt beginnt nach vier Jahren endlich die Hauptverhandlung gegen die beiden Angeklagten am Landgericht Cottbus.  Das Gericht selbst fasst die Vorwürfe gegen die Angeklagten in einer Pressemitteilung trocken zusammen. die Anklage führt ein Vergehen gehen das Bundesnaturschutzgesetz an, weil weder artenschutzrechtliche Dokumente für das Elfenbein noch erforderliche Ausfuhrgenehmigungen vorgelegen haben sollen. Dabei soll der Angeklagte vorgehabt haben, das Elfenbein in Vietnam zu verarbeiten und zu veräußern. Er habe sich durch den Verkauf des Elfenbeins eine dauerhafte Erwerbsquelle schaffen wollen. 

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Ich werde diesen Prozess gespannt verfolgen. Im September 2016 habe ich die Behörden noch gelobt. Denn sie hatten durch die erfolgreichen Ermittlungen in diesem Fall deutlich gemacht, dass sie Wildtierkriminalität entschieden verfolgen. Der gewerbsmäßige Charakter des illegalen Handels mit Elfenbein veranlasste die Staatsanwaltschaft, Haftbefehl zu beantragen. Die Hauptverdächtigen landeten in Untersuchungshaft. Das war ein wichtiges Signal für den Artenschutz. Jetzt kommt es aber auf den Prozess an und auf das Urteil. Denn den beiden Tätern drohen Haftstrafen zwischen drei Monaten und fünf Jahren. Die Tatsache, wo genau das Elfenbein herkommt und wie alt es ist, wird dabei eine Rolle spielen. Ob hier kürzlich gewildertes Elfenbein geschmuggelt wurde oder das Material aus Altbeständen wie Jagdtrophäen oder legalen Einfuhren von vor 1989 stammt. Wir hoffen, dass dies entsprechende wissenschaftliche Gutachten vor Gericht klären werden. 

Das ist keine Bagatelle!

Eines ist völlig klar: 1,2 Tonnen Elefanten-Elfenbein sind auch im internationalen Vergleich keine Bagatelle. Es besteht der klare Eindruck des gewerbsmäßigen Schmuggels und illegalen Handels. Ich erwarte daher ein angemessenes Strafmaß mit Signalwirkung, dass in Deutschland Verstöße gegen das Bundesnaturschutzgesetz und illegaler Artenhandel ernst genommen und entsprechend geahndet werden. 

Was wir fordern

Vier Jahre zwischen Aufdeckung und Prozessbeginn sind eine lange Zeit. Was genau die Gründe dafür waren, wissen wir nicht. Klar ist, dass solche Fälle – zum Glück – in Deutschland eher die Ausnahme sind. Das bringt aber das Problem mit sich, dass unser Justizsystem eher geringe praktische Erfahrungen damit hat. Es gibt nur wenig Referenzfälle existieren, wenn überhaupt.

Die Situation bei Schmuggel und Handel mit Wildtierprodukten ist undurchsichtig, da es keine zentrale Dokumentation der Fälle gibt. Wir müssen von einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Um eine konsequente Strafverfolgung sicherzustellen, braucht es neben der Aufklärung der Bevölkerung vor allem entsprechende Fachkenntnis bei der Polizei und den Behörden, sowie Strukturen und Netzwerke, um einen besseren Informationsfluss zu ermöglichen. Die Fälle müssen umfangreich und vollständige dokumentiert werden. Es bräuchte in Deutschland auch auf Umweltrecht spezialisierte Staatsanwälte, die solche ungewöhnlichen Fälle angemessen einordnen können. Schmuggel von Wildtierprodukten muss wie auch die Wilderei im politischen und gesellschaftlichen Diskurs als ernstzunehmendes, kriminelles Problem erkannt werden und darf nicht länger den Status eines „Kavaliersdeliktes“ haben.

Hilf uns die Wilderei zu stoppen!

Wir sind gespannt

Jetzt bin ich aber erst einmal gespannt, was diese und nächste Woche in Cottbus passieren wird. Welche Zusammenhänge vielleicht noch aufgedeckt werden. Und welches Urteil am Ende stehen wird. Der Fall macht deutlich, dass der internationale, organisierte Schmuggel mit Elefanten-Elfenbein auch vor Deutschland nicht Halt macht. Denn Deutschland ist eine wichtige Drehscheibe für den internationalen Warenverkehr. Zudem gab es hier bis in die 1980er Jahre einen regen Markt für Kunst aus Elfenbein. Viele dieser Produkte schlummern heute auf diversen Dachböden, und professionelle Händler wittern ein schnelles Geschäft. Wir hoffen hier also auf ein klares Signal, dass auch hier Wilderei und illegaler Artenhandel ein ernstes Verbrechen sind. Wir brauchen vom Prozess in Cottbus ein klares Signal, dass auch bei uns Wilderei und illegaler Artenhandel keine Bagatelle, sondern Verbrechen sind.

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Fünf Wahrheiten hinter Tiger King

Tiger King bricht auf Netflix Rekorde. Zugegeben, rein emotional kann ich die Mischung aus Geldmacherei und Tierquälerei kaum aushalten. Hinter der Serie “Großkatzen und ihre Raubtiere” rund um den Fall Joe Exotic stecken aber auch schreckliche Wahrheiten, die jeder kennen sollte. Tiger hinter Gittern sind eben nicht nur ein Thema für den Tierschutz. Die in den USA gehaltenen Tiger haben nämlich Auswirkungen auf Tiger in freier Wildbahn.

1) Mehr Tiger in den USA als in der Natur

Geschätzt gibt es in den USA etwa 5000 Tiger in Gefangenschaft. Das sind mehr als die etwa 3900 in freier Wildbahn lebenden Tiger. Die überwiegende Mehrheit der Tiger gibt es in Hinterhöfen, dubiosen Attraktionen am Straßenrand und in privaten Zuchtanlagen. Nur sechs Prozent leben in Zoos und akkreditierten Einrichtungen.

2) Es fehlt in den USA an klaren Gesetzen zu Tigern

Tiger in den USA werden derzeit durch einen Flickenteppich von Bundes‑, Bundesstaats- und lokalen Gesetzen reguliert. Keine Regierungsbehörde überwacht und verfolgt, wo sich die Tiger befinden. Wieviele es überhaupt sind. Wem sie gehören, wann sie verkauft werden. Oder was mit ihren Überresten geschieht, wenn sie sterben. Tigerteile und ‑produkte sind wertvoll und bringen auf dem Schwarzmarkt hohe Erträge. Wir brauchen in den USA eine zentrale Aufsicht, die sicherstellt, dass Tiger nicht in den illegalen Handel eingespeist werden. Und natürlich auch um streng zu verfolgen, ob die Tiere angemessen gehalten werden. Immer und überall.

Tiger King: Jungen streicheln Tiger
Tiger streicheln ist ein lukratives Geschäftsmodell — und fördert den Tigerhandel © Valentsova-shutterstock

3) Die Zucht von Tigern hat nichts mit Artenschutz zu tun

Vor allem Tigerbabys sind beliebt. Und unglaublich lukrativ. Das war schon bei dem berüchtigten Tigertempel in Thailand so. Für ein Selfie mit Tiger sind Menschen bereit zu zahlen. Ausgewachsene Tiere sind wesentlich schwieriger als Schmusekatzen anzupreisen. Außerdem fressen sie mehr und sind im Unterhalt dadurch natürlich teurer. Das macht die Tiger ab einem bestimmten Alter für dieses Geschäft weitgehend wertlos. Um ständig Jungtiere vorführen zu können, müssen also immer mehr Tiger gezüchtet werden.

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Oft entsteht Inzucht, was Geburtsfehler und Gesundheitsprobleme verursachen kann. Und manchmal wurde auch das unerfindliche Verschwinden von älteren Tieren beobachtet. Was Fragen aufwirft, die auch in der Serie Tiger King zur Sprache kommen. Schließlich werden für Tigerteile sehr viel Geld bezahlt.

Es geht hier also  in keiner Weise um gesunden Arterhalt, sondern um die rücksichtslose Ausbeutung einer vom Aussterben bedrohten Art. Zudem wird das Verständnis über die komplexen Zusammenhänge von nachhaltigem und ernst gemeinten Tigerschutz vollkommen verfälscht. Die größte Raubkatze der Welt wird als dressiertes Kätzchen vorgeführt und als verschmustes Haustier beworben.

Tiger King: Tiger in Gefangenschaft
Tigerhaltung muss reguliert werden © Thiago Mancin-shutterstock

4) Tigerzucht heizt die Wilderei an

Ein noch viel größeres Problem haben wir in Asien. Die Zahl der Tiger in Tigerfarmen in Ost- und Südostasien ist in den letzten Jahren rapide angestiegen. Mindestens 8000 Tiger werden schätzungsweise in mehr als 200 Tigerfarmen und dubiosen „Tiger Zoos“ gehalten. Das sind mehr als doppelt so viele Tiger wie in freier Wildbahn.

Die Zucht in Tigerfarmen ist ein enormes Problem für den Schutz der wildlebenden Tiger. Ich gehe davon aus, dass mit den Tieren doppelt verdient wird. Vor den Kulissen als Touristenattraktion und hinter den Kulissen, wenn ihre Teile und Produkte teuer auf dem Schwarzmarkt verkauft werden. Legale Tigerfarmen, wie zum Beispiel in China, untergraben die Durchsetzungsbemühungen gegen den illegalen Handel mit Tigern. Die Nachfrage nach Tigerteilen und ‑produkten als Statussymbol, Glücksbringer, vor allem aber für die Traditionelle Chinesische Medizin ist ungebrochen. Werden Tigerfarmen und ominöse Tigerzoos weiterhin zugelassen, dann befeuert dies die Nachfrage nur noch weiter und üben einen tödlichen Sog auf die Tiger in freier Wildbahn aus.

Tiger Park Harbin
Eine der größten Tigerfarmen: der Harbin Tiger Park im Nordotsen Chinas. © Leigh Henry /WWF-US


Der WWF fordert die Regierungen in China, Laos, Kambodscha, Vietnam und Thailand auf, Tigerfarmen zu schließen und den Handel mit Tigern klar zu verbieten.
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Was der WWF gegen die Tiger in Gefangenschaft macht

Wir setzen uns seit Jahren dafür ein, dass die Tigerfarmen geschlossen werden — und die Tigerhaltung reguliert wird. Die USA haben in den letzten zehn Jahren strengere Vorschriften für in Gefangenschaft lebende Tiger erlassen. Im April 2016 verschärfte die US-Regierung im Rahmen des Gesetzes über gefährdete Arten (Endangered Species Act) die Vorschriften für Tigerhaltung. Dadurch wurde es schwieriger, die Tiere in den illegalen Wildtierhandel einzuschleusen.

Aber es muss noch mehr passieren. Mehr als 450.000 WWF-Unterstützer:innen forderten die US-Regierung in einer Petition auf, diese neuen bundesstaatlichen Vorschriften umzusetzen, die sicherstellen, dass Tiger nicht über Staatsgrenzen hinweg verkauft werden. Es sei denn, der Verkäufer kann nachweisen, dass die Transaktion zum Tigerschutz beiträgt. Eine weitere Regelung beschränkt den Kontakt mit Tigerjungen im Alter von 8–12 Wochen. Dieses kleine Zeitfenster verringert die Rentabilität dieser Jungtiere für Fotos, Streicheln und so weiter. Das wird hoffentlich den Anreiz zur Zucht verringern.

Jedes Land muss handeln!

Ja, wir hatten auch in Europa schon Fälle von Tigern, die in den Artenhandel mit Asien eingeschleust wurden. Auch wenn die Situation der in der EU und in den USA gefangenen Tiger anders gelagert ist als in Asien. Jedes Land sollte rigoros vor seiner eigenen Haustür kehren und sicherstellen, dass seine Tiger-Aktivitäten nicht zum illegalen Handel beitragen. Und gleichzeitig muss jedes Land, in dem Tiger in Gefangenschaft halten werden, alles tun, damit diese Tiere so gut es geht artgerecht und respektvoll leben können.

Das Überleben der Tiger in freier Wildbahn hängt von uns allen ab. Was man am Ende der Netflix-Serie mitnimmt spielt eine große Rolle. Für mich geht es um viel mehr als bloße Unterhaltung, bloße Schaulust. Es geht um das Überleben der Tiger in freier Wildbahn.

Wenn ihr die Haltung der Tiger in Tiger King grässlich findet, wenn ihr Tigern helfen wollt, dann unterstützt keine Unterhaltungsangebote, die Tiger ausbeuten. Helft uns bei unserer Arbeit, den Tigerbesitz zu regulieren — und die Tigerfarmen zu schließen.

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Rückgang der Nashorn-Wilderei in Südafrika

Es gibt gute Nachrichten aus Südafrika. Nachdem 2018 noch 769 Nashörner der Wilderei zum Opfer fielen, waren es im vergangenen Jahr “nur” noch 594. Das bedeutet ein Rückgang der illegalen Nashornjagd um fast ein Viertel.  

stopp-wilderei-weltweit.de

 

Damit fallen diese Zahlen schon seit fünf Jahren in Folge – das ist ein großer Erfolg. Südafrika ist das Land mit den mit Abstand größten Beständen der beiden afrikanischen Nashornarten, dem Breit- und dem Spitzmaulnashorn. Dem Einsatz von Politik, privaten Parkbetreibern und Tourismusanbietern, Nichtregierungsorganisationen und Gemeinden sind diese positiven Nachrichten zu verdanken. 

Nashorn-Wilderei: Noch kein Anlass zur Freude

Anlass zur reinen Freude sind diese Zahlen jedoch noch lange nicht. 2014 bildete bislang den blutigen Höhepunkt der Nashornwilderei, als wir insgesamt 1215 Nashörner in nur einem einzigen Jahr verloren. In den letzten zehn Jahren wurden allein in Südafrika über 8500 Tiere gewildert. Zu viel für die Bestände der Breitmaulnashörner, die zuletzt merklich zurückgegangen sind. Die Populationen ist um fast zehn Prozent eingebrochen. Das ist ein schwerer Schlag, nachdem die Bestände ein ganzes Jahrhundert lang fast stetig gewachsen sind.

Wie viele Nashörner im Moment in Südafrika leben, wissen wir nicht genau. Die letzten Schätzungen beziffern die Bestände auf rund 17.500 Tiere. Daher ist es auch schwierig, die dortigen, aktuellen Wildereizahlen final in den Kontext zu packen. Niedrigere Wildereizahlen können zum Teil auch einfach daher rühren, dass es weniger Tiere gibt, die getötet werden können.

Südafrika im Kampf gegen Nashornwilderei

Wichtig ist jedoch in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass die Nashorn-Nationen wie Südafrika nicht allein gelassen werden dürfen. So lange die Nachfrage aus dem Ausland nach dem Horn der Nashörner bestehen bleibt, werden wir den Kampf gegen die Wilderei vor Ort nicht gewinnen. Wir haben nur eine Chance, wenn wir alle an einem Strang ziehen. Die Netzwerke des illegalen Artenhandel arbeitet global und so müssen auch wir international zusammenarbeiten.

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Ein wenig Hoffnung für das Breitmaulnashorn

Sudans Tod bewegte 2018 die Welt: Das Nördliche Breitmaulnashorn war der letzte männliche Vertreter seiner Art, als er an Altersschwäche starb. Nachkommen hatte er nicht gezeugt. Die Unterart war damit faktisch ausgestorben.

Vielleicht, ganz vielleicht gibt es aber doch noch Hoffnung. Immerhin gibt es zwei Weibchen,  eingefrorenes Sperma und ein Forscherteam um das Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Sie wollen mit modernster Reproduktions- und Stammzelltechnologie das Nördliche Breitmaulnashorn retten. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt nach eigenen Angaben mit vier Millionen Euro.

Es ist nicht das erste Projekt, das versucht Arten im Labor zu erhalten. Andere Forschergruppen versuchen auch Wollhaarmammut oder die Wandertaube wiederauferstehen zu lassen. Die Wissenschaft streitet sich, ob das sinnvoll ist. Ob die Forscher zu weit gehen. Ob es sich nicht vielleicht um Geldverschwendung handelt.

Ich als Artenschützerin finde technische Fortschritte erst mal interessant. Allerdings liegt unser Fokus hier beim WWF auf anderen Prioritäten, nämlich dem Schutz und der Rettung der Arten im Freiland.

Wir müssen Tiere und Pflanzen retten – bevor sie aussterben

Technologischen Entwicklungen dürfen keine falsche Sicherheit schaffen für den Erhalt der Artenvielfalt. Wir müssen weiter dringend an den Ursachen des Aussterbens arbeiten – und die sind vor allem menschgemacht. Die Arten dürfen nicht erst über den Abgrund gehen, bevor wir aufwachen. Tiere und Pflanzen werden wir in der Natur bewahren, wenn wir ihre Lebensräume erhalten, sie vor Wilderei und anderer Übernutzung schützen, die Klimakrise mit aller Kraft bekämpfen und entschieden gegen Umweltverschmutzung vorgehen.

Wir kämpfen gegen die Ursachen des Aussterbens

Kann das Breitmaulnashorn gerettet werden? Beim Sumatra Nashorn sieht es besser aus
Sumatra Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis) im Way Kambas National Park © naturepl.com / Mark Carwardine / WWF

Unsere Priorität ist die Sicherung lebensfähiger Populationen der anderen Nashornarten, die durch Rekordwilderei und Habitatverluste stark gefährdet sind. Wir glauben, dass es bei allen anderen Arten, einschließlich der stark gefährdeten Java und Sumatra-Nashörner, noch lebensfähige Populationen gibt. Wir fokussieren unsere Anstrengungen zum Beispiel für die Rettung des Sumatra-Nashorn, von denen es in freier Wildbahn nur noch weniger als 80 Tiere gibt. Unser Ziel ist es also, dass es so weit wie beim Nördlichen Breitmaulnashorn erst gar nicht kommt.

Reproduktion als paralleler Weg

Gleichzeitig eröffnen uns diese Technologien parallele Wege, um hochbedrohte Arten zu bewahren. Nur darf das niemals ein Entweder/Oder sein. Wir wünschen den Forschern des IZW das erdenklich Beste und viel Erfolg. Hoffentlich können sie die Fortschritte in der Reproduktionstechnologie und der angewandten Genforschung nutzen, um das nördliche Breitmaulnashorn irgendwie vor dem Aussterben zu bewahren.

Die Gefahr für die ganze Art wäre damit aber längst nicht gebannt: Die Nördlichen Weißen Nashörner wurde vor allem durch Wilderei an den Rand des Aussterbens gebracht. Wir befinden uns noch immer inmitten einer Wildereikrise.

Wir setzenh und auf allen Wegen gegen Wildtierkriminalität – auf dass keine andere Nashornart, überhaupt keine andere Art, überhaupt nachgezüchtet werden muss. Ich würde mich freuen, wenn ihr uns dabei weiter unterstützt.

 

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Elfenbeinhandel in der EU: Was passieren muss – und was nicht

In den letzten Jahren häufte sich der Vorwurf, die EU diene als Transitmarkt für Elfenbein und befeuere somit die Elefanten-Wilderei. Die EU müsse den Handel mit Elfenbein komplett verbieten und seine Gesetze verschärfen, lautet eine Forderung. Doch ist das die Lösung?

Tatsächlich wird die EU für illegalen Elfenbeinhandel genutzt. 2014 und 2015 wurden 1258 Stoßzähne vom Europäischen Zoll aufgegriffen. Das ist erschreckend viel. Auch die Anzahl Aufgriffe verarbeiteter Elfenbein-Stücke wie Schnitzereien oder Schmuckstücke sind auf einem Rekordhoch in der EU. Allerdings werden bei einzelnen Beschlagnahmungen in Afrika und Asien manchmal mehr Stoßzähne konfisziert als in der EU in den gesamten zwei Jahren.

Regulierung von Elfenbein in der EU

Schon 2017 hat die EU-Kommission empfohlen, den Roh-Elfenbein-Handel zu verbieten. Wir vom WWF begrüßen diese Entscheidung. Die engere Regulierung setzt ein deutliches politisches Signal. Gleichzeitig können die vom illegalen Elfenbeinhandel betroffenen Staaten schlecht mit dem Finger auf die EU zu zeigen und behaupten, Europa solle zunächst die eigenen Probleme in den Griff bekommen. Ich befürchte allerdings, dass schärfere Handelsbestimmungen eine falsche Sicherheit im Kampf gegen die Elefanten-Wilderei vorgauckelt. Die Daten machen deutlich, dass keine signifikante Verbindung besteht zwischen dem legalen Elfenbeinhandel in der EU, Elefantenwilderei und Elfenbein-Schmuggel. Die Hauptbedrohung für Elefanten sind und bleiben Wilderei und der illegale Handel mit Elfenbein. Wir konzentrieren uns in unserer Arbeit daher auf die Elfenbein-Märkte in Asien, die direkt zu Wilderei und illegalem Handel beitragen. Hier sind schon einige Gesetzesänderungen erfolgt, beispielsweise in China.

Elfenbeinhandel – legal, illegal, kompliziert

Die Regulierung des Elfenbeinhandels ist kompliziert. Seit knapp 30 Jahren ist dank des Washingtoner Artenschutzabkommens CITES der internationale kommerzielle Handel mit Elfenbein weltweit verboten – mit Einschränkungen. Denn der nationale Handel innerhalb von Ländern unterliegt jedoch nicht CITES. Hier gibt es in einzelnen Ländern auch heute noch größere legale Elfenbeinmärkte.

Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, den Elfenbeinhandel zu verschärfen. © Ola Jennersten / WWF-Sweden
Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, den Elfenbeinhandel zu verschärfen. © Ola Jennersten / WWF-Sweden

Innerhalb der EU ist der kommerzielle interne Handel mit Elfenbein verboten. Auch der Wieder-Export von Elfenbein aus der EU ist nicht gestattet. Einschränkungen gibt es beim Alter der Elfenbeinstücke. Elfenbein, das sich schon vor der Geltung von CITES auf dem Gebiet des jeweiligen EU-Mitgliedsstaates befand gilt als “Vorerwerb”. In den meisten Fällen ist das Stich-Datum hier 1976. Einzelstücke dürfen dann mit Zertifikaten gehandelt werden. Elfenbein von vor 1947 gilt als Antiquität. Der Export aus der EU ist mit Zertifikat erlaubt. Der innereuropäische Handel braucht kein Zertifikat, aber Händler müssen auf Nachfrage die Legalität angebotener Stücke nachweisen können.

Ein großer Anteil von Elfenbein in Privatbesitz stammt aus der Zeit zwischen 1976 und 1990. Das ist der Zeitraum in dem auf CITES der Afrikanische Elefant noch nicht auf Anhang I stand und der internationale Elfenbein-Handel folglich noch mit Zertifikaten erlaubt war. Der Export solcher Stücke aus der EU ist verboten, der innereuropäische Handel erfordert eine Genehmigung. Für „frisches“ Elfenbein jünger als 1990 ist jeglicher kommerzieller Handel verboten.

Der legale Handel mit Elfenbein in der EU ist nicht das Hauptproblem

Laut einer aktuellen Studie wird die EU-Gesetzgebung zu antikem Elfenbein im großen Stil zur Elfenbeinwäsche ausgenutzt. Illegales Elfenbein würde dabei mit gefälschten Papieren eingeschleust und anschließend als legales Elfenbein nach Asien re-exportiert. Konkret geht es um eine viel angeführte Studie von AVAAZ, die in einer allerdings recht kleinen Stichprobe findet, dass ein Großteil der untersuchten Elfenbein-Stücke jünger als die „Schallgrenze“ für antikes Elfenbein von 1947 und damit illegal war. Andere Studien mit deutlich größeren Stichproben können diesen Befund allerdings nicht bestätigen – so fanden Untersuchungen von TRAFFIC in 2016 im offenen Elfenbeinhandel in Großbritannien nur ein einziges illegales Elfenbeinstück.

Insgesamt haben wir kaum Hinweise, dass frisch gewildertes Elfenbein in größerem Maßstab unter dem Deckmantel des Antiquitäten-Handels gewaschen wird. Die kriminellen Syndikate haben es anscheinend gar nicht nötig, ihre Produkte mit falschen Angaben zu legalisieren. Das frustriert und zeigt die Macht dieser Wilderei-Mafia, die weltweit jährlich Umsätze von geschätzt bis zu 20 Milliarden Euro macht.

Am Flughafen Berlin-Schönefeld wurden 2017 ganze 600 Kilo Elfenbein aufgegriffen. © Robert Günter / WWF Deutschland
Am Flughafen Berlin-Schönefeld wurden 2017 ganze 600 Kilo Elfenbein aufgegriffen. © Robert Günter / WWF Deutschland

Eindeutig ist aber: Der illegale Handel übersteigt den legalen Handel um ein Vielfaches. Die britische Environmental Investigation Agency EIA berichtete 2017, dass von 2000 bis 2017 etwa zwölf Tonnen illegales Elfenbein in der EU beschlagnahmt wurden

, während im ähnlichen Zeitraum etwa vier Tonnen Elfenbein legal exportiert wurden, großteils nach Ost-Asien. Wenn wir also davon ausgehen, dass höchstens ein Viertel des geschmuggelten Elfenbeins aufgegriffen wird, dann ist der Schmuggel über die EU etwa 12 bis 30-mal so groß wie der legale Handel. Alleine das macht noch einmal deutlich, dass der Haupthebel zur Stopp der Wilderei in der Bekämpfung des illegalen Elfenbeinhandels liegt.

Nächste Schritte gegen den illegalen Elfenbeinhandel

Im Mai 2019 findet die Weltartenschutzkonferenz CITES in Sri Lanka statt. Hier werden wir für einen besseren Kampf gegen illegalen Elfenbeinhandel kämpfen. Wir wollen die Länder, die durch große Mengen im illegalem Elfenbeinhandel auffallen, zu einem ambitioniertem und messbaren Vorgehen gegen diesen Handel bringen.

Wildartenkriminalität umfasst natürlich viel mehr als Elfenbein. Eine Studie der Weltbank zeigt, dass von 2010 bis 2016 weltweit öffentliche Gelder in Höhe von  1,3 Milliarden US-Dollar in die Bekämpfung von Wilderei und illegalem Artenhandel flossen. Doch das entspricht nicht einmal dem monatlichen Umsatz des illegalen Artenhandels!

Die Wildtier-Mafia ist mächtig. Umso wichtiger ist es, dass wir uns auf die wichtigsten Ansätze konzentrieren. Die Arbeit gegen die Wilderei gemeinsam mit den Menschen vor Ort, die Arbeit gegen den Schmuggel mit unseren Partnern weltweit, und die Arbeit zum Rückgang der Nachfrage nach solchen Produkten wie Elfenbein auf den großen Absatzmärkten in Asien. So hoffen wir, die Zukunft der Elefanten sichern zu können.

Der Beitrag Elfenbeinhandel in der EU: Was passieren muss – und was nicht erschien zuerst auf WWF Blog.