Tipps für umweltfreundliches Arbeiten zuhause: So wird das Homeoffice nachhaltig

Wie 18 Millionen Deutsche arbeite ich seit Corona von Zuhause und kenne die Vor- und Nachteile des Homeoffice. Den ganzen Tag in Jogginghosen rumlümmeln, zwischendurch ein Nickerchen in der Mittagspause und mehr Flexibilität, um die Kinder zu betreuen. Auf der anderen Seite: zu wenig Bewegung, mangelnde Inspirationen, fehlende Kontakte.

Aber ich sehe vor allem die Chancen, die mir das Homeoffice bietet. Nicht nur in Corona-Zeiten, sondern auch für danach. Ganz besonders sehe ich Chancen für den Klimaschutz.

Weniger Pendler bedeuten weniger CO2

Ein Riesenvorteil sticht sofort in Auge: Das tägliche Pendeln fällt weg. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch eine Menge CO2. Ich fahre zwar normalerweise mit dem Fahrrad ins Büro, aber diese Möglichkeit haben nicht alle. Besonders klimaschädlich am normalen Arbeitsalltag ist der Weg. Ca. 13 Millionen Menschen pendelten in der Zeit vor Corona täglich mit dem Auto zur Arbeit. Die Wege werden dabei immer weiter, da es in der Stadt, wo die meisten Jobs zu finden sind, immer weniger bezahlbaren Wohnraum gibt und die Menschen auf den Speckgürtel ausweichen.

Autos im Stau
Wenn nur einige Menschen mehr im Homeoffice arbeiten würden.… © Marcin-Kilarski / Getty Images

Greenpeace hat kürzlich in einer Studie ausgerechnet, wie viel CO2 wir einsparen könnten, wenn viele Arbeitnehmer dauerhaft im Homeoffice arbeiten. Lassen 40 Prozent der Arbeitnehmer an zwei Tagen in der Woche ihr Auto stehen, sinken die CO2-Emissionen um 5,4 Millionen Tonnen! Das sind vier Prozent weniger Emissionen vom gesamten jährlichen Personenverkehr in Deutschland.

Aber was können wir darüber hinaus noch tun, um im Homeoffice die Umwelt zu schonen?

Weniger und nachhaltiges Papier nutzen

Ich drucke so gut wie nie etwas aus (außer die Homeschooling-Arbeitsblätter für meinen Sohn), aber in manchen Jobs kommt man ohne gedruckte Unterlagen nicht aus.

Bei der Wahl des Papiers empfiehlt sich nicht gebleichtes Recyclingpapier, erkennbar am Siegel Blauer Engel. Der garantiert, dass ausschließlich Altpapier verwendet wurde. Nach Angaben des Bundesumweltamtes werden beim Recyceln von Altpapier über 30 Prozent der Wassermenge und etwa die Hälfte der Energie gegenüber der Herstellung von neuem Papier eingespart. Außerdem werden dadurch weniger Bäume gefällt.

Wenn man auf nicht recyceltes Papier zurückgreift, sollte man zumindest auf FSC-zertifizierte Produkte achten.

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Umweltbewusst drucken

Wichtig: Vor dem Drucken überlegen, ob man das wirklich braucht und ob das Gedruckte repräsentativ sein muss. Manchmal reicht auch Schmierpapier oder die Rückseite von veralteten Ausdrucken. Es muss auch nicht immer ein Hochglanz-Farbdruck sein – meistens genügen die Graustufen. Und am besten setzt man in den Druckeinstellungen das Häkchen bei “doppelseitiges Drucken” — dann muss man nur in Einzelfällen nochmal nachjustieren, wenn es doch einseitig sein soll.

Um das nachhaltige Drucken zu vereinfachen, gibt es Programme, die verhindern, dass unnötige Abschnitte gedruckt werden. Mit Tools wie Green Cloud Printer kann man Bereiche oder Seiten, die nicht gedruckt werden sollen, einfach auswählen, ebenso wie die Tintensparoptionen. Das schont Umwelt und Geldbeutel.

Auch bei der Wahl der Druckerfarbe kann man einiges für die Umwelt tun: Einige herkömmliche Druckerfarben enthalten Mineralöl. Mittlerweile gibt es jedoch für viele Druckermodelle Alternativen, die beispielsweise auf Pflanzenbasis zurückgreifen. Viele Online-Shops bieten außerdem Refill-Patronen, die Müll und Kosten einsparen.

Im Internet Energie sparen

Den meisten von uns ist wahrscheinlich gar nicht bewusst, wie viel Energie wir täglich im Netz verbrauchen. Das Internet ist ein Megastromfresser! Riesige Serverfarmen müssen gekühlt werden. Daten, die in der Cloud hängen, ziehen ständig Strom. Wäre die digitale Welt ein Land, dann würde sie beim Stromverbrauch an sechster Stelle stehen!

 

Laptops, Smartphones und Co. verbrauchen viel Energie
Unsichtbares Energiemonster: Das Internet verbraucht eine Menge Strom © oatawa / iStock / Getty Images

Die französische Non-Profit-Organisation The Shift Project schätzt, dass der gesamte Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik 3,7 Prozent aller Treibhausgasemissionen verursacht — und damit mehr als doppelt so viel wie die zivile Luftfahrt. Mit der Browsererweiterung Carbonanalyser von The Shift Project kann man den Klimafußabdruck seiner Internetaktivitäten messen.

Was kann ich also tun, um den Energieverbrauch beim Mailen und Surfen zu verringern? Die Dateien immer nur an einem Ort speichern und auch nur so lange, wie sie gebraucht werden. Komprimierte Dateien verschicken und die Anzahl der E‑Mails und Suchanfragen geringhalten. E‑Mail-Postfächer und Cloud-Speicher regelmäßig ausmisten. Zu einem grünen E‑Mail-Provider wechseln wie z.B. Posteo oder Mailbox.org.  Bei Videokonferenzen ab und zu das Bild ausschalten. Videos bei geringer Auflösung streamen. Und das Wichtigste: Regelmäßig abschalten und raus aus der digitalen Welt!

Grüne Suchmaschinen nutzen

Eine Alternative zu den normalen Suchmaschinen ist die Panda Search. Bei der WWF-eigenen Suchmaschine werden die Werbeeinahmen zur Hälfte an WWF-Projekte gespendet. Hier kann man sich die Suche als App oder Browserversion einrichten: https://www.wwf.de/aktuell/suchen-und-gutes-tun

Mit der Panda Search Suchmaschine vom WWF Gutes tun © WWF

Auch gut, um die Umweltsünde Internet zumindest ein bisschen wieder gut zu machen: die grüne Suchmaschine Ecosia. Für jede Suchanfrage spendet Ecosia Geld an Wiederaufforstungsprogramme. Für 45 Suchanfragen wird ein Baum gepflanzt. Bereits letztes Jahr im Sommer wurde die Marke von 100 Millionen Bäume überschritten.

Geräte richtig ausschalten

Eine der größten Energieverschwendungen sind Geräte im Standby-Modus. In einem durchschnittlichen deutschen 3‑Personen-Haushalt werden pro Jahr bis zu 200 Kilowattstunden durch Geräte im Standby-Modus verbraucht. Das ergibt bei einem Strompreis von 0,30 Euro pro Kilowattstunde schnell 60 Euro mehr im Jahr!

Eine Lösung, die das Abschalten mehrerer Geräte bequemer macht, sind Steckdosenleisten mit Abschaltautomatik. Praktisch sind auch sogenannte Master-Slave-Steckdosen für Gerätegruppen.

Was für die Geräte gilt, lässt sich auch für andere Bereiche übertragen: Also öfter mal Licht und Handy aus und ab in den Wald oder Park für einen Digital-Detox-Spaziergang.

Energiesparlampen oder LEDs verwenden

Auch bei der Beleuchtung lässt sich eine Menge Strom sparen. Zehn Prozent der Stromkosten fallen auf diesen Bereich zurück.

Good News: Im Vergleich zur alten Glühbirne verbrauchen sowohl LEDs als auch Energiesparlampen bis zu 80 Prozent weniger Strom! Der technische Fortschritt spielt hier ausnahmsweise der Umwelt in die Hände.

LED Glühbirne
Mit den richtigen Glühbirnen lässt sich viel Strom sparen © P.Khunatorn/iStock/Getty Images

Da LED-Lampen die längste Haltbarkeit haben, am wenigsten Strom für die gleiche Lichtausbeute benötigen und kein Quecksilber enthalten, sind sie die umwelt- und klimafreundlichste Wahl — noch vor den Energiesparlampen. Laut Ökotest belasten sie die Umwelt etwa drei bis fünfmal weniger als beispielsweise Halogenlampen.

Also gleich ran an die Birnen und austauschen! Weitere Tipps zum Stromsparen haben wir hier zusammengetragen: https://www.wwf.de/aktiv-werden/tipps-fuer-den-alltag/energie-spartipps/strom-sparen

Ökostrom beziehen

Was nützt das ganze Energiesparen, wenn man seinen Strom aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Gas oder Erdöl bezieht?! Wer noch keinen Ökostrom hat, sollte spätestens jetzt über einen Wechsel nachdenken. Achtet dabei auf Ökostrom-Anbieter, die aktiv zur Energiewende und zum Kohleausstieg beitragen. Der Wechsel zu Ökostrom dauert im Internet keine zehn Minuten. Geringer Aufwand, großer Nutzen! Trotzdem bezieht nur jeder vierte Haushalt in Deutschland Ökostrom.

Bei Einigen ist es die Unwissenheit, bei Anderen nur Bequemlichkeit. Um den richtigen Anbieter zu finden, kann man sich an den Labels “ok-power” und “Grüner Strom Label” orientieren. Für den Wechsel des Stromanbieters ist auch folgende Seite hilfreich: https://utopia.de/ratgeber/umstieg-oekostrom-anbieter/

Richtig heizen und lüften

Ein riesiger Hebel, um Energie zu sparen, ist das richtige Heizen. Bis zu 75 Prozent unseres Energiebedarfs und 60 Prozent des CO2-Ausstoßes im Haushalt werden durchs Heizen verursacht. Richtig Heizen kann also viel klimafreundlicher sein als Stromsparen. Und ein paar Grad Lufttemperatur mehr oder weniger können einen großen Unterschied im Energieverbrauch machen.

Für richtiges Heizen helfen schon einfache Maßnahmen: Fenster und Türen abdichten, Heizkörper isolieren, Heizung richtig einstellen und Thermostate verwenden. Wenn die Temperatur nur um 1 Grad gesenkt wird, spart das rund 6 Prozent Energie.

Heizthermostat einstellen
Heizthermostate richtig einstellen: spart Geld und Energie © Andrey Popov/iStock/Getty Images

Übrigens: Die ideale Raumtemperatur liegt zwischen 20 und 22 Grad, im Schlafzimmer weniger. Also am besten Mal mit einem Raumthermometer nachmessen.

Wichtig für die Konzentration und fürs Klima ist auch das richtige Lüften. Hier lautet die Devise: Stoßlüften statt dauerhaftes Kipplüften. 3–4 Mal am Tag kann man die Fenster komplett für 5–10 Minuten öffnen, um frische Luft und Sauerstoff reinzulassen.

Leitungswasser statt Plastikflaschen

Durch die Homeoffice-Homeschooling-Doppelbelastung fällt es mir im Moment schwer, mich gesund und klimabewusst zu ernähren. Aber schon einfache Maßnahmen können in Sachen Klimabilanz viel bewirken:

  • Leitungswasser trinken statt Plastikflaschen kaufen (wer Sprudel mag – ich nutze seit Jahren einen Sodastream)
  • Für den Koffein-Kick zwischendurch: beim Kaffee auf Fair Trade und Bio achten (wie bei allen Lebensmitteln ) und Kaffeekapseln abschaffen (Plastikmüll vermeiden!)
  • Einfache Gerichte mit frischen, saisonalen Lebensmitteln kochen statt to-go-Essen mit unnötigen Plastikverpackungen kaufen
  • Generell: weniger tierische Produkte und Fertigprodukte konsumieren
  • Wenn möglich: auf dem Markt oder in lokalen Geschäften einkaufen und Tüten sowie unnötige Verpackungen vermeiden
Wasser aus dem Hahn
Geht auch ohne Plastikflaschen: Wasser aus dem Hahn © rclassenlayouts/iStock/Getty Images

Alles im grünen Bereich

Natürlich könnte ich jetzt noch hunderte Nachhaltigkeitstipps geben, aber das würde vielleicht zu Überforderung und Blockaden führen. Nach dem Motto: Wenn ich das Gefühl habe, eh nicht alles richtig machen zu können, fange ich gar nicht erst an… Also entspannt euch, es muss nicht gleich perfekt sein! Wichtig ist, überhaupt irgendwo anzufangen und ein Umweltbewusstsein zu entwickeln. Wenn ihr den Check machen wollt, wo ihr in Sachen Klimaschutz steht, dann empfehle ich unseren Klimarechner!

Und ansonsten: Frohes Homeoffice und wir sehen uns hoffentlich bald wieder im Büro!

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Warum ein Bad im Wald jetzt genau das Richtige für Dich ist!

Was? Zu kalt? Aber nicht doch: Waldbaden! Durch den Wald lustwandeln. Und vielleicht auch einen Baum umarmen. Oder zwei …

Dieser Text startet mit einem Geständnis: Ich habe noch nie einen Baum umarmt. Dabei ist Baumumarmen (#treehugging) und Waldbaden (aka Wald-Spaziergang) erwiesenermaßen gut für Körper und Geist — und die risikofrei umarmbaren Lebewesen sind Corona-bedingt rar.

Früher als Kind waren wir in den Ferien oft Blaubeeren sammeln. Dann wurden immer die Fahrräder genommen, auf in den Wald! Mit ungeschickten Großstädter-Schritten tapsten wir über Stöcke, Moos und Laub. Die Farne wuchsen so hoch, dass sie mir als Achtjährige bis zur Stirn standen. Nach getaner Arbeit gab es zum Abschluss des Tages für jeden eine Schlüssel Beeren, mit Milch und Zucker versteht sich.

Mittlerweile kriege ich die Blaubeeren nur noch aus dem Supermarkt. Die sind auch okay. Aber da fehlt was. Die Kuhmilch von damals wird neuerdings durch eine Hafervariante ersetzt, eh klar. Aber das ist es nicht. Was fehlt, ist der Kontakt zum Wald. Aber wer hat noch Kapazitäten, einen ganzen Tag Auszeit zu machen, nur, um zwischen Birken und Fichten zu wandeln?

Heilung durch Wald — nicht nur Esoterikgedöns

Gar nicht so wenige, wie sich aktuell zeigt. Zum pandemiebedingten Trendsport Spazierengehen entdeckt man gegenwärtig auch den Wald wieder für sich. Nicht nur als Reiseziel, sondern als quasi ortgewordenes Heilmittel gegen alle physischen und psychischen Wehwehchen des modernen Menschen. Echt jetzt?

Tatsächlich steckt hinter der Waldlust nicht nur esoterisches Wunschdenken. Zumindest nicht ausschließlich. In Japan förderte das Landwirtschaftsministerium bereits in den Achtzigern das Waldbaden, dort unter dem Begriff Shinrin-yoku bekannt. Mit einem millionenteuren Forschungsprojekt testete man den Waldspaziergang auf seine heilsame Wirkung. Mit Erfolg. Demnach erhöht das ausgiebige Schlendern unter Bäumen die Zahl von T‑Zellen im Körper. Das sind die, die erkennen, wenn uns etwa ein Virus attackiert. Immunabwehrboost.

So badet man richtig im Wald

Und was genau muss man jetzt tun, damit der Waldspaziergang seine volle Wirkung entfaltet? Wir wollen ja schließlich nicht einfach stur durch die Gegend laufen, sondern professionell Shinrin-yoku machen. Wichtig ist das Ziel des Ausflugs. Nämlich, dass es kein Ziel geben darf.

Für ein anständiges Shinrin-yoku sucht man sich nicht etwa vorab die beste Wanderroute aus und marschiert die möglichst effizient ab. Im Gegenteil: Der wahre Waldflaneur gibt sich dem spontanen Erlebnis vor Ort hin. Eine umgestürzte Linde liegt quer über den Waldboden? Eine perfekte Gelegenheit für einen spontanen Balanceakt! Wer vor Ort meditieren will oder Yoga machen, kann das gerne einbinden. Außerdem wird während der Tour geschwiegen.

Schmusen mit Bäumen

 

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Und wer sich aktuell arg nach Körperkontakt sehnt, kann auch einfach mal einen Baum umarmen. So empfiehlt es beispielsweise ganz offiziell Islands Förstereibehörde. Auch wenn so eine kalte feuchte Rinde maximal ein mittelmäßiger Ersatz sein kann. Aber wer will da kleinlich sein.

Ran an die Rinde

Ich wage es, obwohl ich mir maximal dämlich dabei vorkomme. Eingefleischte Baumumarmer:innen schwören auf das wohlige Gefühl, das sich einstellen soll. Wissenschaftlich halbwegs erwiesen ist, dass der Blick ins Grün und die Nähe zu Bäumen, die selbst permanent Stoffe aussenden, um miteinander zu kommunizieren (Tannine zum Beispiel) beim Menschen für den Ausstoß von Oxytocin sorgen. Oxytocin ist ein Glückshormon, wir produzieren es beim Kuscheln, beim Sex, bei der Geburt. Es sorgt für dieses Gefühl von Nähe und Geborgenheit. Genau das brauche ich.

In Indien hat das Gewächseknuddeln übrigens lange ernste politische Tradition, die bis weit vor die Coronazeit reicht. Schon 1730 umarmten Mitglieder der Bishnoi-Religionsgemeinschaft Bäume als Protestaktion. 2017 versammelten sich im indischen Thiruvanantthapuram 4620 Menschen, um gemeinsam mit Bäumen zu schmusen. Weltrekord. Ob sich das bei den Teilnehmenden auch irgendwie positiv aufs Immunsystem ausgewirkt hat, ist nicht bekannt.

Bekanntgegeben werden kann: Ich habe es getan! Endlich einen Baum umarmt. Zwei sogar. Mitten in der Stadt. Heimlich. Bei Nacht. Vor Umarmung Nummer 1 habe ich mich noch umgesehen. Guckt grade wer? Ich umarme. Atme. Höre Leute. Schnell weiter. 30 Meter später der nächste Stadtbaum. Ich umarme, schließe die Augen, merke, dass mein Herz viel zu schnell schlägt. Nach ein paar Sekunden wird es langsamer, das Gefühl von Rinde auf der Haut löst was wohliges aus, Kindheitserinnerung bestimmt. Ich höre Leute. Jetzt sind sie mir egal.

Ok fertig, ab nach Hause, die Nacht ist kalt. Auf dem Rückweg komme ich nicht umhin, jeden Baum flüchtig zu streicheln. Das Herz bleibt auf niedriger Frequenz, ich: arg entspannt. Erwacht da gerade der Treehugger in mir?

Auch Lust gekriegt? In Thüringen unterstützt der WWF ein Urwaldprojekt, das zum Waldbaden lädt

Kein Wald vor der Tür? Na bitte, nimm dir die Waldmeditation

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Gute Vorsätze: Plastik vermeiden!

Eingeschweißte Gurken. Tomaten in Plastikschalen. Shampoo in Kunststoff-Flaschen. Und einzeln verpackte Bonbons in der Tüte: Nach jedem Supermarkt-Einkauf kann ich einen Sack für die Gelbe Tonne füllen. Und wenn man nicht gerade im Unverpackt-Laden oder auf dem Wochenmarkt einkauft, ist es fast unmöglich, der Plastik-Seuche zu entkommen. Oder?

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Fakt ist: Weltweit steigt der Kunststoffverbrauch immer noch rasant. Die Welt wird mehr und mehr zur Müllkippe. In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich der Verbrauch von Plastik in den Haushalten verdoppelt. Pro Kopf fallen mittlerweile rund 40 Kilogramm an. Und das ach so grüne Deutschland liegt dabei ganz weit vorn.  Jede Minute erreicht eine Lkw-Ladung Plastikmüll die Ozeane, was einen Eintrag von etwa zehn Millionen Tonnen pro Jahr bedeutet. Tendenz steigend!

Die Pandemie befeuert die Plastik-Krise!

Durch die Corona-Pandemie schwillt der Kunststoff-Berg noch drastischer an. Weltweit werden massenhaft Gesichtsschutzschilder, Schutzkittel, Handschuhe und ähnliches produziert. Auch viele Mund-Nasen-Masken bestehen zumindest teilweise aus Kunststoff. Mal abgesehen davon ernähren sich momentan viele Menschen (inklusive mir) von To-Go-Essen aus Bergen an Styropor-Behältern. Und da ich das Café um die Ecke unterstützen will, hole ich mir auch noch schnell einen Coffee to go im Einwegbecher, da viele Gastronomen aufgrund der Hygienevorschriften meinen Mehrwegbecher nicht akzeptieren.

Arrgg, ich gelobe Besserung!

Wo steckt Plastik drin? Überall!

Bei Verpackungen kann man Plastik mit normalem Menschenverstand identifizieren: PET-Flaschen, Folie oder Tüte – ganz eindeutig Plastik. Weniger offensichtlich ist Mikroplastik. Die kleinen Kunststoffteilchen sind einfach überall. Wo Forscher suchten, wurden sie fündig: Im arktischen Meereis, in der Tiefsee und zuletzt sogar in der menschlichen Plazenta. Auch im Trinkwasser, in Honig, Fisch und in Muscheln wurde kürzlich Mikroplastik nachgewiesen.

Wir können quasi nicht verhindern, dass wir selbst Mikroplastik aufnehmen. Es ist überall.

Mikroplastik Quellen und Prozesse
Die Mikroplastikflut — wo kommt’s her, wo geht’s hin @WWF Deutschland

Woher kommt Mikroplastik?

Zu den Quellen für Mikroplastik zählen u.a. der Abrieb von Reifen, der Verschleiß größerer Plastikteile (z.B. durch in der Natur weggeworfene Verpackung) oder auch der Abrieb von Straßen, Kunstrasen oder Spielplätzen. Über Flüsse, Abwasser oder städtische Abflüsse werden die kleinen Kunststoffteile ins Meer gespült. Auch über die Luft kann Mikroplastik verweht werden und ins Meer gelangen. In den Boden gelangt Mikroplastik z.B. über Klärschlamm, der auf Äckern ausgetragen wird.

Mikroplastik entsteht auch beim Tragen und Waschen von synthetischer Kleidung (v.a. wegen der Reibung und Abnutzung). Und wenn Kleidung gewaschen wird, dann gelangen die kleinen Partikel in die Kläranlage und werden nicht immer alle herausgefiltert. 35 Prozent des Mikroplastiks im Meer stammt vom Faserabrieb bei der Textilwäsche.

Besonders Fleece-Textilien und synthetische Kleidung sind hierfür verantwortlich.

Wer mehr hierüber erfahren möchte, kann sich einen Kurzfilm zu unserem Projekt „TextileMission“ anschauen.

Eine Übersicht, wo die Kunststoffteilchen noch versteckt sind, gibt s hier: https://itsinourhands.com/herausforderung/verstecktes-plastik-im-alltag

Einmal Plastik, immer Plastik

Das Problem an Mikroplastik: Sind die kleinen Partikel einmal in der Umwelt, lassen sie sich kaum mehr entfernen. Einige Forscher schätzen die Abbauzeit von Kunststoff auf bis zu 2000 Jahre. In dieser Zeit können die Kunststoffteilchen viel Schaden anrichten und ganze Ökosysteme zerstören. Erste Studien zeigen, dass sich durch Mikroplastik das Wachstum von Organismen drastisch verschlechterte und die Sterblichkeit erhöhte.

Quellen von Mikroplastik in Deutschland
Woher kommt das Mikroplastik? © WWF Deutschland

Was wir gegen die Plastikschwemme fordern?

Wir beim WWF fordern politische Lösungen für das Plastik-Problem, da die Verantwortung nicht allein auf den Verbraucher abgewälzt werden darf. Immerhin haben die Bundesregierung und die EU kürzlich schon einige Maßnahmen ergriffen, wie das Verbot von Einweg-Plastik-Geschirr. Zudem legte das Bundesumweltministerium einen Fünf-Punkte-Plan für weniger Plastik und mehr Recycling vor.

Da das Plastikproblem aber nur global gelöst werden kann, fordern wir, dass Abfallvermeidung, Sammlung und Recycling verbessert werden. Wir setzen uns für ein UN-Abkommen gegen den Eintrag von Plastikmüll in die Weltmeere ein und fordern Gesetze für eine „Erweiterte Produzentenverantwortung“. Das bedeutet, dass sich die Wirtschaft als Verursacher mit an den Kosten für Abfallsysteme und Entsorgungskosten beteiligen muss.

 

Mikroplastik und Makroplastik am Strand
Diese Plastikteile wurden am Strand gefunden © Fraunhofer UMSICHT / Leandra Hamann

Meine Anti-Plastik-Maßnahmen für dieses Jahr

Ok, nur der Politik den Ball zuzuschieben, ist vielleicht aber auch zu einfach. Jeder von uns kann etwas tun. Hier sind meine Plastik-Vermeidungs-Vorsätze:

  • Ich nehme mir vor, weniger verpackte Lebensmittel einzukaufen und stattdessen öfter auf den Markt zu gehen, um frisches, regionales Obst und Gemüse zu kaufen. Wichtig: Auch hier auf die Papiertüten zu verzichten, die einem sofort gegeben werden, wenn man ein Pfund Tomaten kauft. Es lebe der Jutebeutel! Wer keinen Markt in der Nähe hat, kann aber auch den Unverpackt-Versand testen.
  • Mehr selbst kochen statt To-Go-Essen. Die Gastronomie unterstütze ich nur noch, wenn ich das Essen in mitgebrachte Behältnisse füllen lassen darf. Im Zweifel: Darauf ansprechen und Überzeugungsarbeit leisten! Und ansonsten wird selbst gekocht – zur Not schon am Vortag (neudeutsch nennt man das meal prepping). Klar, dass ich den To-Go-Becher immer bei mir trage. Am besten immer nach dem Abspülen sofort wieder in die Tasche packen, damit er nicht vergessen werden kann.
  • Mehrweg statt Einweg. Gilt für fast alles, außer Kondome vielleicht (aber da gibt’s Einhorn als nachhaltige Alternative 😉). Zum Glück hat Sohnemann Spaß an Upcycling-Projekten und verwertet die Verpackungsreste und anderes Ausrangiertes zum Schluss als Kunstwerk.
  • Festes Shampoo und Duschbad sowie mehr Naturkosmetik. Gerade in Kosmetik versteckt sich Mikroplastik, daher schaue ich ab sofort genauer auf die Inhaltstoffe. Apps wie Code Check helfen dabei, die Übeltäter zu identifizieren. Und auch wenn es kleinlich klingt: Wenn man die Zahnpastatube aufschneidet, kann man sich noch eine Woche länger davon die Zähne putzen. Das Gleiche gilt für Shampoo-Flaschen. Hierfür gibt es übrigens inzwischen auch feste Alternativen (Duschbad und Shampoo als Seifenstück) sowie Nachfüllstationen in Drogerien.
  • Weniger online bestellen und generell weniger konsumieren. Ich komme seit Monaten mit ein paar Jogginghosen und wenigen Zoom-tauglichen Oberteilen aus, daher fällt mir der Verzicht aufs Onlineshoppen nicht so schwer. Und wenn ich doch mal etwas Neues brauche, kaufe ich bei nachhaltigen Shops (z.B. Avocadostore) und versuche das Verpackungsmaterial wiederzuverwerten. Ausrangierte Kleidung werfe ich in offzielle Sammelbehälter oder gebe sie später im Second Hand Shop (z.B. Oxfam) ab.
  • Life-Hacks beim Waschen: Seltener Waschen und die Wäsche lieber mal zum Auslüften raushängen. Kleine Flecken können auch mit der Handwäsche rausgerubbelt werden. Wenn die Wäschetruhe dann doch überquillt: Die Waschmaschine richtig voll beladen. Das verbessert nicht nur die Energiebilanz, sondern vermindert auch den Abrieb von Kunststofffasern.
  • Müll noch sorgsamer trennen. Ok, ich gebe zu, dass ich ein Müll-Trenn-Muffel bin, aber gelobe Besserung. Also öfter mal Verpackungen auseinandernehmen, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen und in Gelbe Tonne und Restmüll trennen. Beim Joghurtbecher kann man zum Beispiel oft noch die Banderole abziehen und in den Papiermüll schmeißen. Und noch ein Tipp: Auch Verpackungen, die als biologisch abbaubar oder kompostierbar bezeichnet werden, nicht in den Bio-Müll schmeißen (sondern in den Restmüll/schwarze Tonne!)!

Beenden wir die Plastikflut! Wenn ihr uns unterstützen wollt, unterschreibt unsere Petition gegen Plastikmüll in den Meeren!

Ihr kennt noch mehr Vermeidungsstrategien gegen Plastik? Dann schreibt mir gern eure Tipps in die Kommentare!

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Weihnachten: Unterm Baum mit Klimaskeptikern

Wenn das Thema Klima an Weihnachten für Reizklima sorgt: Antworten auf die immer gleichen Fragen und Missverständnisse.

Es gibt immer diesen einen Onkel. Er könnte Willi heißen. Und der könnte mit Hildegard verheiratet sein. Stellen wir uns vor, sie sind mit mir verwandt. Ihre Namen spielen im Grunde keine Rolle, sie haben einen eher symbolischen Wert. Viel wichtiger ist, dass sich in ein paar Tagen wieder das Weihnachtsfest jährt und wir Verwandte treffen, die seltsame Sachen reden. Bei denen wir mit den Augen rollen, die flache Hand an die Stirn schlagen möchten, oder fluchtartig den Raum verlassen. Selbst, wenn es in Zeiten von Corona nur ein Familen-Zoom-Call ist. Vorteil: Hier kann man Kamera und Ton ausschalten, wenn’s anstrengend wird.

Fleisch, Auto und das Familienklima

Ich habe in meiner Familie sehr aufgeschlossene Menschen. Und trotzdem sind Willis und Hildegards dabei, die immer wieder mit bestimmten Aussagen auffallen. Es sind eher Männer als Frauen. Die sind sowieso schlechter für’s Klima, statistisch gesehen. Sie recyceln weniger, sie essen mehr Fleisch und, meiner eigenen Erfahrung nach, fahren sie die größeren Autos.

Und so hat Willi in meiner Geschichte gerade erst ein Schnäppchen gemacht, auf das er sehr stolz ist. Er erzählt davon von der Wohnzimmercouch aus, hinter der ein sinnlos gefällter Weihnachtsbaum mit roten und blauen Kugeln strahlt. Darunter die Dinge, die, irgendwo auf der Welt hergestellt, in zwei bis fünf Tagen niemanden mehr interessieren werden. Ressourcen haben sie trotzdem verbraucht und Lieferketten beschäftigt. Willis Stolz ist ein nachtschwarz glänzender SUV (wegen der Übersichtlichkeit im Verkehr).

Ich sage dann was. Ich kann nicht anders. Ob denn nicht klar ist, dass der Baum im Wald vielleicht besser aufgehoben wäre? Dass ein Auto zu kaufen heute vielleicht nicht mehr zeitgemäß ist, man könnte ja auch mieten. Und warum die Paketberge unter dem Baum mit jedem Jahr größer werden?

“Man muss sich was gönnen,” sagt Willi dann. “Und überhaupt, was kann ich allein denn machen, ob ich ein Auto kaufe oder nicht, was macht das für einen Unterschied?” Hildegard nickt dazu. Und hier entspinnt sich dann eine immer wiederkehrender Kreislauf von Aussagen und Behauptungen. Die wir vermutlich alle kennen. Und die auch nicht richtiger werden, je öfter man sie ausspricht.

Mit dem Auto fängt es an. Mit dem großen Ganzen geht es weiter. “Außerdem,” beginnt Hildegard, “hat Deutschland eh nur einen ganz kleinen Einfluss auf das Klima.” Das Land wäre ja eher winzig. Andere Länder, die sehr viel mehr Treibhausgase ausstoßen müssten erstmal aufhören, damit es überhaupt was bringt.

Ja, Klimagerechtigkeit

Der Knackpunkt hier ist aber nicht der CO2 Ausstoß des Landes, sondern der jedes einzelnen von uns. Pro Kopf in Deutschland immerhin knapp acht Tonnen CO2 im Jahr (2019). Damit pusten wir etwa doppelt so viel in die Luft wie alle Menschen im Durchschnitt. Und Deutschland ist auch ein reiches Land mit einer gewissen Verantwortung beim Thema Klimaschutz. Wir sind einfach schon seit dem Anfang des massiven CO2-Ausstosses dabei. Klimagerechtigkeit nennt sich das. Die Verursacher der Klimakrise müssen mit guten Beispiel vorangehen und zeigen, welche Fehler man als aufstrebende Nation mit wenig CO2-Ausstoss besser nicht machen sollte.

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Vorreiter für andere sein also. Das schmeckt Onkel Willi nicht besonders. Er holt also mit der nächsten Klimakeule aus. Vielleicht hat er sie in einer der Facebook-Gruppen gelesen, denen er folgt, seit ihm die “Kinder, die Freitags mal besser in die Schule gehen sollten,” auf die Nerven gehen. Willi liest viel im Internet, seit er in Rente gegangen ist.

“Das Klima hat sich doch immer schon gewandelt, das ist nichts besonderes,” ruft er nun also von der Couch herüber.

Nein, es ist nicht der natürliche Klimawandel

Ja, und da könnte ich ihm sogar ein kleines bisschen Recht geben. Denn die Aussage an sich ist erstmal nicht falsch. Das Klima wandelt sich tatsächlich schon immer. Die Frage ist nur, wie schnell. Denn Menschen können einen natürlichen Klimawandel durch ihr Handeln beeinflussen. Das tun wir auch. Und zwar kräftig, in dem wir unsere Zutaten in den natürlichen Kreislauf geben, die oben erwähnten Treibhausgase zum Beispiel. Die beschleunigen die natürlichen Veränderungen. Was früher Jahrtausende oder gar Jahrmillionen gedauert hat, rauscht heute in wenigen Jahrzehnten an uns vorbei. Nach der letzten Eiszeit wurde die Erde alle 1000 Jahre ein Grad wärmer. Und das wird schon als schnell angesehen. Heute schaffen wir denselben Wert in einem Zehntel der Zeit.

Klima, nicht Wetter

Onkel Willi nippt an seinem Glühwein. Natürlich ist er skeptisch. Und er hat noch ein Ass im Ärmel. In den Nachrichten haben er und Hildegard gesehen, dass es auf den Bergen, gar nicht weit weg, mächtig geschneit hat. Außerdem musste er sich gerade einen neuen Mantel kaufen, es ist doch empfindlich kalt geworden die letzten Tage. Er lehnt sich zu Tante Hildegard, “erinnerst du dich,” fragt er?

“Da ist doch der ganze Schnee da im Allgäu, wo ist denn da die deine Klimakrise?” Und beide verschränken die Arme.  Langsam macht die ganze Sache auch ein bisschen Spaß, finde ich. Willi und Hildegard vergessen bei dieser Frage nämlich, dass es einen Unterschied gibt zwischen Klima und Wetter. Ob es mal schneit oder nicht. Ob es nun drei Tage, oder eine Woche schneit oder nicht, es bleibt eine kurzfristige Erscheinung. Wetter ist jeden Tag. Wetter ist eine Laune, Klima ist mehr und viel komplexer. Wir werden auch dann noch Winter haben, wenn es im Schnitt immer wärmer wird. Aber wir werden in Europa immer weniger Schnee erleben. Dazu gibt es Studien. Sicher ist: Die Temperaturen steigen, wenn wir nicht massiv gegensteuern. Gerade sind wir drauf und dran, die 1,5 Grad, die die Staaten im Pariser Klimaabkommen als Ziel gesetzt haben, zu reißen. Wenn wir so weitermachen wie bislang, steuern wir eher auf drei Grad Erderwärmung zu, hat das UN Umweltprogramm UNEP kürzlich erklärt.

Diese Erhitzung hat heute schon spürbare Auswirkungen, sage ich irgendwann. Das Eis in der Arktis schmilzt, in Sibirien war es in diesem Sommer wärmer als an den heißesten Tagen des Jahres in Berlin. 38 Grad Celsius ist der unfassbare Rekord, nördlich des Polarkreises. So heiß war es da noch nie, seit Beginn der Messungen!

“Ist doch toll,” höre ich von der Couch her.  Wenn die Pole eisfrei sind, da kann man dann mit dem Schiff durch! Das mag sein, antworte ich, aber die Auswirkungen! Verschwindet das Packeis, verändert das so ziemlich alles in der Arktis, aber auch bei uns direkt vor der Haustür. Sogar bei Onkel Willi und Tante Hildegard im Schrebergarten. Denn die weiße Oberfläche von Eis und Gletschern reflektiert normalerweise das Sonnenlicht und hält so die Temperaturen unten. Fehlt das hilfreiche Weiß, nimmt das dunklere Wasser die Wärme immer mehr auf und das sorgt dafür, dass das Eis noch schneller schmilzt. Und es wird gleichzeitig immer wärmer. Die Meeresspiegel steigen, die Tierarten, die auf das Eis angewiesen sind, kommen nicht mehr zurecht. Die Folgen wären verheerend.

Nein, es ist nicht nur die Sonne

“Also ist es die Sonne?” Du hast es selbst gesagt. Onkel Willi will noch nicht aufgeben. Nun, meint er, habe ich ihm eine Steilvorlage gegeben. Und das ist der Moment, in dem ich meine Zoom-Kamera ausmachen, oder beim Familienessen kurz mal aufs Klo verschwinden möchte.

Über Jahrhunderte hinweg, bis etwa 1960, hat die Helligkeit der Sonne leicht zugenommen. Und in dieser Zeit ist auch die Erde wärmer geworden, sage ich, räuspere mich und beschließe doch nicht zu flüchten. Dazu gibt es Studien. Seitdem nimmt die Energie der Sonne langsam wieder ab, die Temperatur in der Luft und im Meer steigt trotzdem weiter stark an. Es kann nicht die Sonne sein, die hinter der Klimakrise steckt. Viel logischer ist es, dass Treibhausgase in der Atmosphäre dafür sorgen, dass es immer wärmer wird. Und über die haben wir doch schon gesprochen, oder nicht? Ich ernte ein Schulterzucken.

Wir sorgen mit allen möglichen Dingen, die wir tagtäglich tun, dass Treibhausgase in der Atmosphäre landen. Ich brause etwas auf. Einmal tief durchatmen. Also, liebe Willis und Hildegards da draußen, wir roden massenhaft Wälder, nur ein Beispiel, sage ich. Das ist nicht nur der Amazonas oder der Regenwald in Indonesien. Und diese Wälder sind auch nicht weit weg, schließlich spüren auch wir hier die Auswirkungen. 13 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen kommen durch die Vernichtung von Wäldern zustande.  30 Fußballfelder lassen wir in der Minute verschwinden. In einer Woche ist das eine Fläche, in die Hamburg locker reinpassen würde. Und da reden wir noch nicht über Landwirtschaft, Massentierhaltung, Verkehr, Industrie, Produktion und am Ende unseren Konsum, die alle genauso an der Erderwärmung mitarbeiten.

Das Ergebnis, sage ich, sehen wir direkt vor unserer Nase, und deute auf den Geschenkeberg unter dem Weihnachtsbaum und die saftige Mastgans auf dem Tisch.

Dann wird es still.

Wie macht ihr es?

Es gibt noch sehr viele Themen mehr, die Skeptiker immer wieder aus der Schublade holen, um zu zeigen, dass es keine Klimakrise gibt. Dass andere Schuld sind. Man eh nichts ändern kann, weil das Problem zu gewaltig ist und man selbst zu klein. Kommen euch diese Argumente bekannt vor? Und wie reagiert ihr, wenn sie euch untergekommen? Es würde mich interessieren, darüber zu lesen.

Onkel Willi und Tante Hildegard mögen in der Form, in der sie in diesem Text stehen, fiktiv sein. Aber unwahrscheinlich sind sie nicht. Immer noch. Immer mehr Aufklärungsarbeit ist nötig, überzeugen und reden. Nicht die Ruhe verlieren und nicht belehren, sondern mit Argumenten und Fakten zeigen, welche Gefahren mit der Klimakrise einher gehen und wo man zu leicht auf den Holzweg gerät. Die Fragen, die hier oben stehen, werden nicht verschwinden. Aber vielleicht werden sie mit der Zeit weniger, wenn die richtigen Antworten nur immer wieder und wieder und wieder gegeben werden.

Der Beitrag Weihnachten: Unterm Baum mit Klimaskeptikern erschien zuerst auf WWF Blog.

Waldmeditation: der virtuelle Spaziergang

Ich habe davon zu wenig. Du bestimmt auch. Raus gehen, in den Wald. Der Wind rauscht in den Bäumen, ein Bächlein murmelt, es singt und krächzt und zirpt. Bekommst Du das regelmäßig? Herzlichen Glückwunsch. Ist gesund. Für Körper und Seele. Waldspaziergänge bauen Stress ab, stärken das Immunsystem, senken den Blutzuckerspiegel, verbessern die Konzentration und machen gute Laune. Eher esoterisch angehauchte Leute nennen das Waldbaden, Oma sagte dazu Sonntagsspaziergang. 

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Bei mir rauschen da draußen eher Autos, und das Singen und Krächzen kommt wenn überhaupt von den Nachbarn. In den Wald gehen kann ich eher selten. Ist mit Aktion verbunden, wenn es in Zeiten von Lockdown und Quarantäne überhaupt noch geht. 

Im Kopf in den Wald — Geht das?

Doch jetzt muss ich mich gar nicht mehr bewegen und kann trotzdem in den Wald?Waldmeditation nennt sich das, vom WWF zusammen mit 7Mind entwickeltFunktioniert so: App kostenlos runterladen und anmelden. Wer kein Smartphone hat oder wem die App zu kompliziert ist, der kann sich die Meditation auch über dem Browser bei 7Mind anhören, unter „Klang und Natur”. Und ab geht es in den Wald. Genauer gesagt in den Schwarzwald, wo die Waldgeräusche aufgenommen wurden. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich skeptisch. Taugt das was? Knapp zehn Minuten dauert die Waldemeditation. Kann man ja mal ausprobieren. 

Es passiert nicht viel. Zum Glück.

Eine angenehme sonore Frauenstimme führt mich dann. Kopfhörer wären gut, damit mich der Staubsauger des Nachbarn oder der Laubbläser des Tages nicht doch vom Weg in den Wald abbringen. Ziemlich bald lässt die Frauenstimme mich dann alleine. Und das ist ganz wunderbar so. Die sparsamen, authentischen Geräusche nehmen mich wirklich mit in den Schwarzwald. Es krächzt ein Rabe, ein bisschen Wind. Ich kann fast den Waldboden riechen. Es passiert nicht viel. Die Gedanken fliegen. Nach ein paar Minuten holt die Frauenstimme mich dann wieder zurück. Wow.

Jetzt die Petition gegen die Entwaldung unterschreiben! Danke!

 

Ich war wirklich weit weg. Fühle mich tatsächlich erholt. Bin höchstens ein bisschen wehmütig, dass ich es nicht absehen kann, wann ich dieses spezielle Waldgefühl mal wieder in echt haben werde. Ich bin ein bisschen baff, dass es so gut wirkt, dass es so gut anspringt. Und bin echt dankbar, dass es beides gibt: den Wald und den virtuellen Spaziergang.  

Das waren wirklich hervorragend investierte zehn Minuten Lebenszeit. Das mache ich auf jeden Fall nochmal. Fühlt sich gut an.

Wo finde ich die Waldmeditation?

Wie gesagt, man muss die App erstmal runterladen. Das ist aber nicht besonders komplex. Einfach die 7Mind-App bei Google Play oder im App Store herunterladen, kostenlos registrieren und entspannen. Wunderbar. Ich wäre ehrlich überrascht, wenn das irgendwem nicht gefallen könnte. Bin gespannt was ihr so denkt.

Übrigens: Es ist inzwischen auch wissenschaftlich erwiesen, dass Naturfilme glücklich machen. Wir hätten da auch noch ein paar Vorschläge. Schaut mal rein!

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