Wisente – Wie die Kolosse unsere Natur schützen

Wie geht es weiter mit den Wisenten im Rothaargebirge? Auch nach der heutigen Urteilsverkündung des Oberlandesgerichts Hamm bleibt diese Frage nach jahrelangem Rechtstreit offen.
Fakt ist: Waldbesitzer müssen nicht länger Schäden durch Wisente in ihren Wäldern akzeptieren, bis über die Zukunft der freilebenden Tiere entschieden ist. Eine Revision vor dem Bundesgerichtshof steht sowohl Klägern (zwei Waldbesitzer) als auch Beklagten (Trägerverein „Wisent-Welt-Wittgenstein e.V”) offen.

Das Wiederansiedlungsprojekt um den Verein Wisent-Welt-Wittgenstein ist ein wichtiges Pionierprojekt für den Schutz freilebender Wisente in Deutschland und Westeuropa. Was es nun braucht, ist ein klares Bekenntnis der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. Nur durch ihre Unterstützung kann die Wiederansiedlung der Wisente langfristig gelingen. Die Verantwortung für die streng geschützte Art im Rothaargebirge liegt nun in ihren Händen.

Gerichtsstreit um eine Wisent-Herde

Geklagt hatten zwei Waldbesitzer, deren Wälder durch die Wildrinder beschädigt wurden. Insbesondere wenn im Winter und Frühjahr andere Nahrung knapp ist, schälen Wisente auch Rinde von Bäumen. Dadurch wird der Transport von Nährstoffen und Wasser in die Baumkrone unterbrochen und Schädlinge und Pilzinfektionen können leichter in den Baum eindringen.

Doch wie so vieles, hat auch das Nahrungsverhalten von Wisenten zwei Seiten einer Medaille. Was in forstwirtschaftlich genutzten Wäldern einen finanziellen Schaden anrichtet, bedeutet für die Natur vielerorts eine Chance. Denn Wisente sind von großer Bedeutung für das Ökosystem.

Der Wisent als Gärtner

Wisente ernähren sich vegetarisch und sind als sogenannte Megaherbivore — also Großpflanzenfresser – sehr wichtig für die Natur. Durch ihren enormen Nahrungsbedarf von bis zu 60 Kilogramm am Tag nehmen die Wildrinder Einfluss auf die Vegetation. Sie erhalten Wiesen und Heiden, indem sie diese vor dichtem Bewuchs schützen. Im Wald sorgen sie für Lichtungen und Sonneneinstrahlung bis zum Boden.

Eine Studie bewies jüngst, das Europäische Bisons (wie sie auch genannt werden) in der Gestaltung von Ökosystemen sogar eine größere Rolle spielen als andere Pflanzenfresser wie Rothirsch, Reh oder Elch. Wisente tragen damit direkt zur biologischen Vielfalt bei: In der geschaffenen Strukturvielfalt aus offenen und bewaldeten Flächen finden verschiedene, auch seltene Tier- und Pflanzenarten mit unterschiedlichen Ansprüchen neuen Lebensraum. Die gestalterischen Fähigkeiten der Wildrinder machen sich auch Wisent-Wiederansiedlungsprojekte wie das WWF-Projekt im Kaukasus zu Nutze.

Der Wisent als Artenschützer

Wisente sind wichtig für die Natur
Auf dem Boden wälzen schafft neue Habitate © Ralph Frank / WWF

Selbst die bloße Anwesenheit von Wisenten in einem bestimmten Gebiet hat positive Effekte auf die dortige Artenvielfalt. Über Fell und Kot verteilen sie aufgenommene Samen und unterstützen Pflanzen, in neue Gebiete vorzudringen. Insekten wie Käfer oder Würmer finden im Dung Nahrung und Lebensraum. Die angelockten Insekten wiederum bieten ein Buffet für weitere Waldtiere wie Vögel und Fledermäuse.
Brutvögel nutzen abgestreiftes Wisent-Fell zur Isolierung ihrer Nester. Wisente lieben es außerdem, ausgedehnte Sandbäder zu nehmen. Mit allen vieren von sich gestreckt wälzen sie sich auf der Seite und drücken dadurch den Boden unter sich fest. In den entstandenen Bodenkuhlen und Hufabdrücken bilden sich Habitate für Pionierpflanzen, Insekten und Eidechsen. Wer den Wisent schützt und seine Wiederansiedelung unterstützt, hilft damit auch einer Vielzahl von anderen Pflanzen- und Tierarten.

Wisente als Feuerwehrleute

Anhaltende Hitze, plagende Dürre, verheerende Waldbrände – die Lage in unseren Wäldern wird durch die Klimakrise immer schwerwiegender. In Spanien sollen Wisente daher bei der Eindämmung von Feuern helfen. Sie schaffen Lücken in der Vegetation, fressen das trockene Kraut am Boden und verhindern das Verbuschen von Flächen. Stattdessen kann auf den offen gehaltenen Arealen Gras wachsen. Die Gefahr von Waldbränden wird dadurch reduziert und entfachtes Feuer kann sich über die geöffneten Flächen weniger einfach ausbreiten.

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… und als Klimaretter

Im Süden brennen die Wälder, im Norden schmilzt das Eis in immer größerer Geschwindigkeit. Sibirien hofft nun auf Unterstützung durch die Schwergewichte: Wisente könnten dabei helfen, dauerhaft gefrorenen Boden — den sogenannten Permafrost zu erhalten. Das Gewicht eines freilebenden Wisentbullen übersteigt nicht selten die 900-Kilo-Marke. Gut gefütterte Wisente in Gehegen können sogar über eine Tonne schwer werden. Mit ihren Hufen scharren die Tiere Schnee zur Seite, wodurch der Permafrost wieder Kälte und Frost ausgesetzt ist und weniger stark schmilzt. Ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz! Denn in den gefrorenen Böden werden Unmengen an Kohlenstoff gespeichert. Tauen sie ab, wird klimaschädliches Treibhausgas freigesetzt.

Der WWF unterstützt den Wisent in Deutschland

Die Rückkehr von freilebenden Wisenten birgt also Chancen für die Artenvielfalt und Biodiversität, aber natürlich gibt es auch große Herausforderungen im Zusammenleben, wie man am Fall des Rothaargebirges sehen kann.

Im EU-Interreg finanzierten deutsch-polnischen Projekt „ŁośBonasus – Crossing!“ entwickeln wir deshalb gemeinsam mit Partnern neue Strategien für das Zusammenleben von Mensch und Wisent. Denn nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt lebt bereits die nächste Wisent-Herde in Polen. Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis eines der Tiere nach Deutschland wandert und wir Lösungen für ein Zusammenleben brauchen.

Denn der Wisent soll trotz der momentan schwierigen Situation im Rothaargebirge langfristig die Möglichkeit bekommen, sich dort ausbreiten zu dürfen, wo er geeignete Lebensräume vorfindet.

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„Survivor“: Bilder der Überlebenden

Er ist Augenzeuge eines der größten Dramen unserer Zeit. Immer wieder. Der Naturfotograf Thorsten Milse reist mit seiner Kamera in die unterschiedlichen Lebensräume. Und erlebt, wie Klimakrise, Lebensraumverlust, Wilderei und Umweltverschmutzung das Überleben für viele faszinierende Tiere immer härter machen.

Thorsten Milse Survivor
Augenzeuge des Artensterbens © Thorsten Milse

Thorsten Milse nimmt uns in seinem Bildband „Survivor“ in die Wüste, ins Eis der Pole bis zu den feuchten Regenwäldern. Die einfühlsamen Portraits einer bedrohten Tierwelt lenken den Blick auf die Zerbrechlichkeit von einzigartigen Lebensräumen, die es vielleicht schon bald nicht mehr gibt. Er zeigt uns Tiere, die es geschafft haben, trotz Hitze, Trockenheit und schrumpfenden Habitaten eine Lücke in ihrem Ökosystem zu erobern. Nicht allen wird es auf Dauer gelingen sich anzupassen.

Tipp für Hamburg

Die Open-Air Fotoausstellung von Torsten Milse im Überseeboulevard in der Hafencity mit über 50 verschiedenen Tierbilden ist noch bis 31. August 2021 zu sehen.

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Die Vereinten Nationen befürchten, dass wir schon bald eine Million Arten für immer verlieren könnten. Es ist noch nicht zu spät, aber wir müssen alles zu tun, um den einzigartigen Schatz der Natur zu bewahren. Viele Lösungen liegen längst auf dem Tisch. Wir vom WWF werden nicht müde, Projekte, Lösungsvorschläge und Konzepte zu entwickeln.

Survivor Milse Elefanten

Liebeserklärung an die Vielfalt

Thorsten Milse gelingt es, uns mit seinen Bildern die Augen für diese Schönheit zu öffnen. Ohne Katastrophenszenarien zu entwickeln sind seine Fotos ein stummer Apell, die Einzigartigkeit unseres Planeten und seiner tierischen Bewohner Wert zu schätzen. Sein Buch ist eine Liebeserklärung an die Vielfalt unseres Planeten und ein fotografisches Plädoyer für den Erhalt unseres Planeten, eine Aufgabe vor der nicht nur Naturschutzorganisationen stehen, sondern mit der sich eine ganze Generation konfrontiert sieht.

Survivor Kronenmaki
Kronenmaki © Thorsten Milse

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Eine nachhaltige Entwicklung, von der Mensch und Natur profitieren ist dringender denn je. Dazu gehört es, den Wert der Natur endlich anzuerkennen und bei ihrem Schutz die Menschen vor Ort zu beteiligen. Denn auch wir Menschen steht bereits auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Viele von uns wollen das aber immer noch nicht wahrhaben.

 

Buch Thorsten Milse SurvivorThorsten Milse: Survivor – Bedrohte Arten

Tecklenborg Verlag
2021, 312 Seiten, 42 €

Ein Teil des Erlöses aus dem Verkauf des Buches fließt in die aktuellen Artenschutzprojekte des WWF.

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Brasilien: Der schlechteste Umweltminister aller Zeiten tritt zurück

Der brasilianische Umweltminister Ricardo Salles ist zurückgetreten — wegen mutmaßlicher Verwicklungen in illegalen Holzhandel. Der oberste Gerichtshof Brasiliens hat zwei Untersuchungen gegen ihn angeordnet. Der Umweltschutz wird aber weiter systematisch ausgehöhlt.

Salles‘ Rücktritt war überfällig. Er gilt als enger Vertrauter des Präsidenten Jair Bolsonaro. Beide habe systematisch staatliche Umweltschutzprogramme untergraben und die Umweltbehörden de facto handlungsunfähig gemacht.

Messen kann man es im Amazonas durch die starke Zunahmen an Entwaldung und Waldbränden. Diese sind fast immer das Ergebnis krimineller Handlungen, die mit illegaler Abholzung und illegaler Landnahme verbunden sind. Brasilien konnte die Entwaldung am Amazonas bereits über 70 Prozent verringern so dass die Zunahmen, die direkte Folgen der aktuellen Regierung ist.

Entwaldung steigt, Verfolgung sinkt

Minister Salles rief indirekt auf zu Abholzung, Landraub, Vertreibung Indigener und Besetzung von Schutzgebieten. Und er schwächte gezielt die staatlichen Stellen, die den Verbrechen etwas entgegensetzen könnten. Im Ergebnis sind die verfolgten Umweltverbrechen in Brasilien in den vergangenen Jahren sukzessive gesunken. Wurden in 2018, vor Bolsonaros uns Salles Amtsantritt, noch rund 4000 Verfahren zur Untersuchung möglicher illegaler Entwaldung/Holzeinschlag eingeleitet. Diese Zahl sank in seinem ersten Amtsjahr 2019 auf 3000 und halbierte sich 2020 auf rund 2000 Fälle.

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Aber offensichtlich hat Salles überzogen. Jetzt wird wegen Korruption und Holzschmuggel sowie wegen Behinderung der Justiz gegen ihn ermittelt. Er soll illegale Abholzungen im Amazonasgebiet gedeckt haben. Die Justiz verfügte Durchsuchungen, Bank‑, Telefon- und Steuergeheimnisse sind bereits aufgehoben. Man darf gespannt sein.

Salles und Bolsonaro
Der Boss und sein “Umweltzerstörungsminister” © picture alliance / REUTERS I Adriano Machado

Umweltpolitik als Umweltzerstörungspolitik

Das finde ich alles richtig und erfreulich. Aber natürlich muss man das im Kontext der Zustände in Bolsonaros Brasilien betrachten. Salles war von Anfang an nur auf dem Papier ein Umweltminister. Im Geiste war er stets ein Umweltzerstörungsminister. Er lag damit ganz auf Linie von Bolsonaro. Seine Amazonas-Agenda ist weiter ausschließlich an den kurzfristigen Interessen von Agrarindustrie, Bergbauindustrie und Großgrundbesitzern orientiert – zum langfristigen Schaden aller Brasilianerinnen und Brasilianer und der Menschen weltweit.

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Umweltzerstörung geht weiter

Salles wird in die Geschichte eingehen als der schlechteste Umweltminister in der Geschichte Brasiliens. Seine Politik wird aber vorerst bleiben. Am Tag von Salles‘ Rücktritt hat ein Gesetzentwurf, der die Rechte der Indigenen an ihrem Land erneut schwächen würde, im Parlament die nächste Hürde genommen. Es ist ein weiterer Schritt von vielen seit Bolsonaros Amtsantritt, mit denen der Umweltschutz und Schutz der indigenen Territorien systematisch ausgehöhlt werden.

Brasilien wird erst wieder aufatmen können, wenn das gesamte System Bolsonaro Geschichte ist.

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Breaking Boundaries auf Netflix: harte Fakten und ein bisschen Hoffnung

Bereits zu Anfang ist klar: Es geht für uns und unsere Kinder ums Überleben. Im gerade veröffentlichten Netflix-Film „Breaking Boundaries” zeigen der System-Ökologe Johan Rockström und David Attenborough was die Welt in Balance hält. Welche naturgesetzlichen Grenzen wir halten müssen. Und zieht die Schlussfolgerungen für unser Handeln und Wirtschaften.

Es ist ein düsteres Bild, das „Breaking Boundaries“ zeichnet. Sehr düster. Hoffnung? Nun ja. Wir müssen rasend schnell handeln, um den freien Fall zu stoppen. In der Hoffnung, dass keine finalen Kipppunkte eintreten. Wir verstehen, warum wir diese nie erreichen dürfen. Sonst droht eine Umwelt wie bei dem apokalyptischen Klassiker „Mad Max“.

Kipppunkte und Grenzen

Kipppunkte sind Schwellen, bei denen die Domino-Steinen reihenweise fallen. Etwa bei der Eisschmelze der Pole. Schmilzt der viele Kilometer dicke Eisschild bis hinunter in tiefere Lagen, dann sind die Temperaturen dort so hoch, dass das Eis immer noch schneller schmelzen wird. Es entsteht ein Teufelskreis.

Die planetaren Grenzen

Planetare Grenzen sind Klima und Temperatur, die Verteilung der Ökosysteme auf unserer Erde. Es ist die Artenvielfalt, die Wasserkreisläufe; die Nährstoffkreisläufe wie die der Phosphate und der Nitrate; und schließlich der Säuregehalt unserer Meere. Bei drei von sechs Grenzen sind wir bereits im Hochrisikobereich. Wir befinden uns im freien Fall. Der Fall gleicht der Ursache, dem ständigen Wachstum: größer, immer schneller und weiter.

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Wo wir Grenzen überschreiten — und wo (noch) nicht

Der hoch angesehene Wissenschaftler Rockström, Leiter des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der allseits verehrte David Attenborough haben viel zu zeigen und zu erklären. Zuviel Phosphat und Nitrat überdüngen (gelb) und zerstören die Bodenfruchtbarkeit, aber auch die Gesundheit von Seen, Flüssen und Meeren. Denken wir beispielsweise an die „Toten Zonen“, wie jetzt gerade beim “Meeresrotz” im Marmara-Meer oder in der Ostsee.

Wie die Ampeln stehen

Wasserkreisläufe sind global noch grün – somit intakt und innerhalb der globalen Grenzen. In Risikogebieten sind aber auch sie bereits weit im gelben Bereich. Mit Trinkwasserknappheit und Dürren inklusive der Ausbreitung von ariden Zonen und Wüsten.

Für die Klimaerhitzung haben wir gelb überfahren und sind teilweise bereits auch schon Rot. Wir sind in Hochrisikobereiche eingetreten, in denen wir immer näher an Kipppunkte herankommen.

„Gelb-Rot“ gilt ebenso für die Zerstörung von Ökosystemen. Ob der (Amazonas-) Regenwald überleben wird, ist nicht mehr sicher. Er wird immer schneller abgeholzt für Viehweiden und Viehfutter für den globalen Fleischverzehr. Wird das Amazonasgebiet in Zukunft zur Savanne, weil der Wald zu klein und segmentiert ist? Die Korallenriffe sind massiv vorgeschädigt und bei einer Klimaerhitzung von zwei Grad mit größter Wahrscheinlichkeit vollständig verloren.

Boundaries Netflix: Fischschwarm
Wir vernichten Arten in ungeahnter Geschwindigkeit © Netflix

Arten vernichten wir in einer Geschwindigkeit, vergleichbar mit den großen Aussterbewellen, induziert etwa durch überregional und global wirksame Vulkanausbrüche oder Meteoriteneinschläge. Wir befinden uns im blutroten Bereich. Unter anderem wegen des absurden Argumentes nur mit Intensiv-Landwirtschaft und Monokulturen die Ernährungssicherheit für die Menschheit zu erhalten. Das Gegenteil ist richtig, denn durch den Artenschwund steht heute die Ernährungssicherheit in Gefahr!

Nicht vergessen dürfen wir zudem die menschengemachten, lebensbedrohenden Schadstoffe unseres linearen, ressourcenintensiven Wirtschaftens wie Atommüll, Schwermetalle, (Mikro-)Plastik und auch die Luftschadstoffe. Johan Rockström ist sich nicht sicher, ob diese Schadstoffbelastungen nicht auch als planetare Grenze gelten müsste.

Was wir für die Hoffnung tun müssen

Eigentlich weiß ja auch der Gedankenloseste, was wir tun und lassen müssen, damit wir „stabil“ und gesund bleiben. Energie sparen und gewinnen aus Sonne und Wind, überall und dezentral. Nie wieder Wärme oder Energie aus fossilen Brennstoffen. Wälder erhalten, Feuchtgebiete, allen voran Moore wiedervernässen. Bäume pflanzen, um in vielen Jahrzehnten alte stabile Wälder zu haben. Es sind gute und günstige Kohlenstoffspeicher, auch noch für unsere Kinder und Kindeskinder.

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Diese hochwirksamen Anstrengungen zahlen auf mehrere der planetaren Grenzen ein. Wir können mit der Mobilisierung jeder/s Einzelnen hin zur Selbstwirksamkeit viel erreichen.

Hoffnung Ozonschicht

Mit einem letzten Beispiel gelingt es David und Johan große Hoffnung zu schaffen. Bei der Ozonschicht waren wir mal im tief roten Bereich. Hier hat es die Menschheit in wenigen Jahren durch global wirksame Entscheidungen und Anstrengungen — inklusive konsequenter Verbote der Schadstoffe — geschafft, die für uns überlebenswichtige Ozonschicht zu retten. Heute sind wir hier im grünen Bereich.

Wir haben noch dieses Jahrzehnt, um im besten Sinne egoistisch unser Leben und Wirtschaften in die planetaren Grenzen einzupassen. Damit wir der ganzen Menschheit ein Überleben, ja ein „Gutes Leben“ ermöglichen. Und, wie Johan Rockström und David Attenborough zeigen, unseren Planeten als unser „perfekt home“ erhalten.

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Jede Menge Leben: Sebastião Salgados Buchprojekt Amazônia

Schwarz-weiß-Fotos von Menschen in afrikanischen Flüchtlingscamps, dramatische Fotos vom Kampf gegen brennende Ölquellen und beeindruckende Bilder von Arbeitern in brasilianischen Goldminen machten Sebastião Salgado weltberühmt.

Berge in dramatischem Licht Sebastião Salgado. Amazônia TASCHEN Sebastião Salgado, Lélia Wanick Salgado
Sechs Jahre lang fotografierte Salgado die unvergleichliche Schönheit des Regenwaldes, der Flüsse, der Berge © Sebastião Salgado. Amazônia / TASCHEN

Doch er ist eben viel mehr als ein Fotojournalist. Er ist kämpferischer Naturschützer, der begeistern und aufrütteln kann, der Worten und Bildern auch Taten folgen lässt. Und er ist der große Botschafter für den Amazonas Regenwald und seine Bewohner. Davon gibt nun auch sein neues, in Deutschland erschienenes Buch Amazônia eindrucksvoll Zeugnis. Sechs Jahre lang fotografierte er die unvergleichliche Schönheit des Regenwaldes, der Flüsse, der Berge. Dort, wo die ungeheure Kraft der Natur wohl wie nirgendwo sonst auf der Erde zu spüren ist. Und er begleitete die Menschen, die dort leben.

 Gewidmet den Hütern des Waldes

Salgado widmet das Buch dann auch den indigenen Völkern des Amazonas, für die er sich immer einsetzt. Amazônia feiert das Überleben ihrer Kulturen, ihrer Bräuche und ihrer Sprachen. Zudem würdigt es ihre Rolle als Hüter der Schönheit, der natürlichen Ressourcen und der Artenvielfalt des Regenwaldes, der Angriffen wie nie zuvor ausgesetzt ist. “Wir sind ihnen für immer dankbar, dass sie uns empfangen haben, um ein Stück ihres Lebens mit uns zu teilen“, schreibt Salgado.

Indigene Frau aus Sebastião Salgado. Amazônia TASCHEN Sebastião Salgado, Lélia Wanick Salgado
“Wir sind ihnen für immer dankbar, dass sie uns empfangen haben”, sagt Salgado. © Sebastião Salgado. Amazônia / TASCHEN

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Doch der Amazonas ist nicht die einzige Herzensangelegenheit des Ehepaars Sebastião und Lélia Wanik Salgado. Sie leben für ihren Traum, den fast vollständig abgeholzten Atlantischen Regenwald von einer alten Farm der Familie Salgado aus wiederherzustellen. Der Mata Atlântica war einer der artenreichsten tropischen Wälder der Erde. Durch Abholzung, vor allem zugunsten von Rinderzucht, sind nur noch Fragmente des einst 1,3 Millionen Quadratkilometer großen Wald erhalten. Die Salgados haben aber die Biodiversität zurückgeholt. Mehr als 2,5 Millionen Bäume wurden gepflanzt. Nach zwei Jahrzehnte Arbeit erstreckt sich wieder dichter Wald über das mittlerweile 608 Hektar große Privatschutzgebiet. Und mit dem Wald kam all das Leben zurück. Ameisen, Termiten, Vögel, jede Menge Leben. 

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Zusammenarbeit mit dem WWF

Wir beim WWF engagieren uns zusammen mit dem von Salgado ins Leben gerufene Instituto Terra, einer privaten Stiftung und dem Wacken Open Air insbesondere für die Renaturierung der Quellen im Einzugsgebiet des Rio Doce. Im Januar 2021 hat unsere Unterstützung für die aufwändigen Renaturierungsmaßnahmen begonnen. Mehr als 20 Quellen befinden sich im Prozess der Erholung. Lokale Kleinbauern sind an dem Programm beteiligt. Sie verpflichten sich dazu, aktiv an dem Projekt mitzuwirken, die Quellen zu schützen und an Schulungen für nachhaltige Techniken zur Landnutzung teilzunehmen. Dann wird hier wieder zusammenhängender Wald als Lebensgrundlage für Mensch und Tier entstehen.

Wald Bild aus Sebastião Salgado. Amazônia TASCHEN Sebastião Salgado, Lélia Wanick Salgado
Die ungeheure Kraft der Natur ist wohl wie nirgendwo sonst auf der Erde zu spüren © Sebastião Salgado. Amazônia / TASCHEN

Jede Unterstützung würde dem Wald, der Welt und auch letztlich dem Anliegen der Salgados helfen. Vielen Dank!

Sebastião Salgado. Amazônia

TASCHEN

Sebastião Salgado, Lélia Wanick Salgado

Hardcover, 35.8 x 26 cm, 4,19 kg, 528 Seiten

100 Euro

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