Brasilien: Fünf Fragen zu den Waldbränden im Amazonas

Was passiert aktuell in Brasilien?

Derzeit brennt es im brasilianischen Amazonas lichterloh. Es wurden bereits mehr als 70.000 Waldbrände registriert – unzählige Hektar Regenwald stehen in Flammen. Bei dieser Vielzahl an Waldbränden im Amazonas wird so viel Rauch erzeugt, dass noch in 3.000 Kilometern Entfernung der Himmel verdunkelt wird.

Wer steckt hintern den Waldbränden im Amazonas?

Angetrieben von der aggressiven Rhetorik des brasilianischen Präsidenten wird derzeit die Umweltpolitik stark eingeschränkt. In den Jahren zuvor sank die Entwaldung deutlich. Dieser Erfolg basierte vor allem an der strengen Kontrolle und der Verfolgung der illegalen Entwaldung. Unter der aktuellen Regierung änderte sich diese Politik grundlegend.

Da die illegale Entwaldung nun nicht mehr konsequent verfolgt wird, fühlen sich viele Landwirte angestachelt. Die Folge sind unzählige illegale Waldbrände im Amazonas.

Der bislang traurige Höhepunkt soll ein “Tag des Feuers” gewesen sein, an dem sich mehrere Großbesitzer zur gezielten Brandstiftung verabredeten. Sie beabsichtigen durch die Brandrodung lukrative Weideflächen zu gewinnen.

Warum werden die Waldbrände erst jetzt gelöscht?

Die brasilianische Regierung reagierte jetzt wahrscheinlich sowohl auf internen als auch auf externen Druck. Die EU ist einer der wichtigsten Handelspartner Brasiliens. Norwegen hatte beispielsweise damit gedroht, Finanzhilfen auf Eis zu legen, solange der Amazonas in Flammen steht.

Auch auf dem G7-Gipfeltreffen in Biarritz (24. — 26. August 2019) waren die Waldbrände im Amazonas ein wichtiges Thema. Bei den aktuellen Gesprächen ging es allerdings hauptsächlich um direkte Hilfe, die Feuer zu bekämpfen.

Was bedeutet der Waldverlust für die biologische Vielfalt und das Klima?

Der Amazonas Brasiliens ist die wichtigste Klimaanlage der Welt. Durch die Wasserverdunstung  im Amazonasregenwald entsteht ein wichtiger Kühleffekt für unsere sich immer weiter aufheizende Erde. Gleichzeitig sind im Amazonas riesige Mengen Kohlenstoff gebunden. Diese gelangen beim Verbrennen als Treibhausgas CO2 in die Atmosphäre.

Einfach gesagt: Wenn wir den Amazonas verbrennen, können wir jegliche globalen Klimaziele vergessen – auch das so wichtige 1,5 Grad-Ziel. Der Amazonas gilt zudem auch als Biodiversitätshotspot. Die Auswirkungen vom Verlust der Wälder auf Arten wie den Jaguar ist leicht vorstellbar.

Darüber hinaus gibt es aber auch Arten, die teilweise nur auf einem einzigen Baum anzutreffen sind. Wird genau dieser Urwaldriese vernichtet, verschwindet auch jene Art für immer.

Was hat Deutschland mit den Waldbränden im Amazonas zu tun?

Unsere Massentierhaltung ist nur dank billigem Soja aus Brasilien möglich. Somit ist billiges Fleisch und auch jeder Konsument dieses Fleisches indirekt beteiligt an der Zerstörung des Amazonas.

Zwar wird vorrangig entwaldet, um Rinder auf die neu entstandenen Flächen zu stellen. Dies hat aber oft nur den Zweck des Landgrabbings. Das gerade abgeschlossene Freihandelsabkommen zwischen EU und MERCOSUR, dem gemeinsamen Markt Südamerikas, gibt nun eine Gelegenheit, auf diesen Fakt Einfluss zu nehmen, indem man entsprechend harte Regularien und Kontrollen in dieses Abkommen einbaut: Beispielsweise, dass nur noch Soja aus komplett entwaldungsfreien Lieferketten nach Europa exportiert werden darf.

Der Beitrag Brasilien: Fünf Fragen zu den Waldbränden im Amazonas erschien zuerst auf WWF Blog.

Brasilien: Chefsache für die Bundeskanzlerin!

Als Jair Bolsonaro im Herbst 2018 die Wahl in Brasiliens gewann, machte auch ich mir Sorgen um den Wald- und Klimaschutz. Zu Recht, wie sich seitdem zeigte. Was in Brasilien derzeit passiert, können wir einfach nicht akzeptieren. Brasilien beraubt sich damit selbst. Seiner Naturschätze und den Fortschritten, die in den letzten Jahren gemacht wurden. Es ist tragisch — und völlig unnötig.

  • Die Entwaldung ist im Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen. Allein im Juni wurden demnach 920 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt. Eine Fläche fast so groß wie das Saarland. Fast doppelt so viel wie im Juni 2018. Die Werte für Juli sind noch alarmierender. Sie zeigen eine Steigerung von mehr als 200 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
  • Die Lage für die Indigenen hat sich dramatisch verschlechtert. Es gab schon Tote durch Konflikte mit Goldgräbern, immer wieder werden Indigene von Landräubern oder deren Handlangern umgebracht. Es droht weiteres Blutvergießen.
  • Der gesamte Umweltapparat wird gerade demontiert. Das ist völlig unnötig, völlig kontraproduktiv. Bolsonaro liegt über Kreuz mit der Bundesbehörde Inpe, die eigentlich für Raumfahrt zuständig ist. Für den Präsidenten aber wird Inpe vor allem in Sachen Umweltschutz zum Problem, weil sie die Satellitenbilder aufnimmt, die Abholzungen im Amazonas-Regenwalds dokumentieren. Inpe-Chef Ricardo Galvão musste gehen. Brasilianischen Medien zufolge will die Regierung nun ein alternatives Satellitensystem starten, das andere Daten liefern soll.

Deutschland muss ein starkes Zeichen gegen die Politik Bolsonaros senden!

So kann es nicht weitergehen. Wir erwarten von der brasilianischen Regierung die Rückkehr zu einer normalen Zusammenarbeit. Beim Waldschutz, bei der Politik gegenüber den Indigenen, aber auch für die Handelsbeziehungen. Brasilien braucht das auch in seinem eigenen Interesse.

Brasilien muss zur Chefsache werden!

Ich finde, dass jetzt ein starkes Zeichen gegen die massiv gestiegene Abholzung im Amazonas angebracht ist. Ich frage mich jedoch, ob das Zurückhalten von Mitteln für den Waldschutz die nötige Durchschlagskraft besitzt. Bolsonaros Reaktion darauf deutet eher auf das Gegenteil hin. Die deutschen Waldschutzgelder sind ihm scheinbar egal. Er ist damit nicht an einer empfindlich getroffen. Zudem frage ich mich, ob es nicht kontraproduktiv ist, wenn das Bundesumweltministerium seine Klimagelder für Waldschutz stoppt? Werden hiermit nicht genau die richtigen Initiativen unmöglich gemacht und gute Partner der Bundesregierung geschwächt?

Klare Zeichen an Brasilien — auch beim Handel!

Ich finde: Bundeskanzlerin Angela Merkel sollte das Thema jetzt zur Chefsache machen! Die Bundesregierung muss klare Zeichen setzen.

  • Das Freihandelsabkommen Mercursor-Abkommen mit Brasilien muss um stärkere Sozial- und Umweltstandards nachverhandelt werden. Hier kann die Bundesregierung zusammen mit der EU deutlich machen, dass es nicht nur um Geld, sondern auch um eine wertebasierte Zusammenarbeit geht.
  • EU muss über Soja-importe aus Brasilien nachdenken. Wir sollten keine Waren importieren, für die Wälder im Amazonas oder sonstwo in Brasilien abgeholzt werden.
Brasilien unter Bolsonaro: Soja
Soja: Sollen wir weiter importieren, was dem Regenwald schadet? © David Bebber / WWF-UK

Der größte Regenwald der Erde mit seiner unverzichtbaren Bedeutung für die Weltgemeinschaft darf nicht kurzfristigen Profitinteressen nicht geopfert werden. Die eindeutige Botschaft muss sein: Geht der Regenwald verloren, ist der Kampf gegen die Erderhitzung zum Scheitern verurteilt.

Der Beitrag Brasilien: Chefsache für die Bundeskanzlerin! erschien zuerst auf WWF Blog.

Festival-Checkliste: So geht umweltfreundlich feiern

Sommerzeit ist Festival-Zeit. Gefühlt jedes Wochenende kommen selbst in den abgelegensten Ecken Deutschlands massenweise junge, aber auch gar nicht mehr so junge, Musik- und Tanzbegeisterte zusammen, um in eine ausgelassene Parallelwelt zu entfliehen. Häufig bleibt neben bunten Erinnerungen vor allem eins: tonnenweise Müll. Aber feiern auf dem Festival geht auch umweltfreundlich. Deswegen haben wir für euch eine Checkliste in Sachen Nachhaltigkeit und Zero Waste zusammengestellt. So ganz ohne Abfällen zwischen den Füßen lässt es sich eh viel besser tanzen.

Eine gute Vorbereitung hilft beim nachhaltigen Feiern. © Gauthier Saillard / WWF
Eine gute Vorbereitung hilft beim nachhaltigen Feiern. © Gauthier Saillard / WWF

Umweltfreundlich feiern auf dem Festival: Vorbereitung ist alles

Ein gelungenes Festival-Wochenende will gut geplant sein. Wenn man von Anfang an dabei nachhaltig denkt, dann steht einem wahrhaft grünen Outdoor-Wochenende nichts mehr im Wege.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

Wir liefern euch eine ultimative Checklist für euer nächstes nachhaltiges Festival. Denn wer die richtige Ausrüstung und Produkte am Start hat, hat eh schon gewonnen.

Die Checkliste: umweltfreundlich Feiern auf dem Festival

Woran ihr denken solltet:

  • Camping-Zubehör ausleihen

Die billigen, nicht sonderlich beständigen sogenannten “Festivalzelte” (oder vielmehr “Einwegzelte”) sind quasi vorprogrammierter Müll und müssen nicht sein. Lieber mal im Bekanntenkreis umhören, wer ein Zelt und Zubehör für ein paar Tage entbehren kann.

  •  Mehrweg statt Einweg

Hier es muss natürlich nicht gleich der Meissner-Porzellanteller sein, aber beispielsweise bietet Emaille eine gute Alternative. Darauf können auch super die Pommes von der nächsten Fressbude drauf portioniert werden. Wer wirklich auf Einweg nicht verzichten will, sollte zumindest zu solchem aus zum Beispiel Bambus greifen.

  • Stay hydrated – aber richtig

Da Flaschen in der Regel auf dem Gelände verboten sind, dafür aber häufig kostenlose Trinkwasserstellen angeboten werden, empfehlen wir Trinkbeutel oder faltbare Flaschen.

  •  Richtige Verpflegung

Auch hier gilt: Sprecht euch ab und plant vorausschauend. Wer seine Speisen gut vorbereitet, hat am Ende weniger Reste. Es eignen sich häufig vegane Angebote, da diese in der Regel länger haltbar sind und im Fall der Fälle auch mal ohne Kühlschrank überleben.

  • Pflege & Hygiene

Zugegeben, die tägliche Pflege genießt auf Festivals meistens nicht oberste Priorität. Die mitunter rare Erfrischung ist dafür umso wohltuender. Abermals gilt: Neues kaufen ist unnötig, erst recht nicht die kleinen Reisepackungen aus Plastik. Wer weniger schleppen will, kann in Mehrweg-Behältnisse abfüllen. Oder auch die gute alte Seife am Stück erfüllt ihren Zweck. Es gibt darüber hinaus verschiedene Möglichkeiten, die nachhaltigen Pflegeprodukte unkompliziert selber herzustellen. Übrigens gibt es auch biologisch abbaubare Mückensprays, Katzenminze tut es aber auch.

  • Dresscode: Nachhaltig

Für viele gehört das lustige Kostüm oder Woodstock-Gedächtnis-Outfit zum Festival-Standardprogramm. Aber: Es muss ja nicht immer gleich neu gekauft werden. Egal ob Secondhand, recycelt oder gar upcycled, unter Garantie gibt euer Kleiderschrank, der eurer Eltern oder die Kostümkiste noch genug für den perfekten Festival-Look her. Und für die, die es auch gerne mal glitzernd mögen: Das klassische Makeup-Glitter ist ja quasi bereits das vorgefertigte Mikroplastik und wirklich unschön zum Wiedereinsammeln. Viel besser: Alternative Glitter, die auf pflanzlichen Stoffen basieren und sich zersetzen.

Nehmt euch dich am besten euer eigenen Geschirr mit zum Fetival. © Daniel Seiffert /WWF
Nehmt euch dich am besten euer eigenen Geschirr mit zum Fetival. © Daniel Seiffert /WWF

Umweltfreundliches Festival: Regeln vor Ort

Wenn es dann endlich soweit ist, du alle Vorbereitungen getroffen hast und schon im Öko-Feier-Modus bist, gibt es nur noch die üblichen Leitregeln des nachhaltigen Beisammenseins zu beachten:

Über jedes Stück Müll, was weniger durch die Gegend fliegt, auch wenn er nicht mal von dir ist, freut sich die Umwelt. Also einfach die Augen nach Müll und dem nächsten Mülleimer offen halten. Auch wenn du schon längst davon absiehst, begegnet man ihnen dennoch: Einweg-Produkten. Egal ob Einweg-Gabel oder Strohhalm, mit einem freundlichen “Nein, danke” ist es meistens getan. Und bitte auch keine Kippen achtlos in die Gegend werfen!

Sommerzeit ist Festival-Zeit. Wir haben ein paar Tipps, wie das Feiern auch umweltfreundlich geht. © monkeybusinessimages / iStock / Getty Images
Sommerzeit ist Festival-Zeit. Wir haben ein paar Tipps, wie das Feiern auch umweltfreundlich geht. © monkeybusinessimages / iStock / Getty Images

Auch auf dem Festival: Zero Waste is key

Grundsätzlich gilt also: So wenig Müll produzieren wie möglich oder noch besser zero waste is key! Wenn dann auch noch die Veranstalter mitdenken und ihren Teil beitragen, steht der wunderbaren nachhaltigen Festival-Parallelwelt nichts mehr im Wege.

WWF Change Days

Die WWF Change Days finden dieses Jahr vom 15. bis zum 18. August in Brandenburg auf dem Gelände der Klingemühle statt. Euch erwarten jede Menge spannende Workshops und motivierende Vorträge, Live-Bands und DJs, und leckeres veganes Bio-Essen. Mehr dazu: wwf-jugend.de/change-days  

Der Beitrag Festival-Checkliste: So geht umweltfreundlich feiern erschien zuerst auf WWF Blog.

Grillkohle: Der hohe Preis für‘s Grillen

Deutschland verbraucht 250.000 Tonnen Grillkohle pro Jahr. Soviel wie kein anderes EU-Land. Die Kohle wird fast komplett aus Polen, Paraguay, Nigeria, Namibia, Südafrika und der Ukraine importiert. Alles Hochrisikoländer was die Holzbeschaffung betrifft. Bei Marktuntersuchungen haben wir in 80 Prozent der getesteten Grillkohle Auffälligkeiten wie falsch deklarierte Holzarten nachgewiesen. In 40 Prozent der Grillkohlen haben wir sogar Tropenhölzer gefunden. In mehreren Kohlesäcken waren auch Ulme, Padouk und Bongossi – allesambet Holzarten, die vom Aussterben bedroht sind.

Betrug sogar bei FSC Grillkohle

Sogar bei FSC zertifizierter Grillkohle gab es Ungereimtheiten. Das Gute am FSC System ist jedoch, dass es grundsätzlich die Möglichkeiten gibt, Schwachstellen zu beheben. Auf Grundlage der WWF-Marktanalysen hat der FSC seit 2017 den Betrug im Holzkohlemarkt bekämpft. Das ist gut, reicht aber nicht. Der FSC muss sicherstellen, dass bei Marktanalysen das Ergebnis für den FSC immer deutlich besser ausfällt, als für nicht zertifizierte Produkte. Nur so kann der FSC unseren Anspruch an Glaubwürdigkeit erfüllen.

Eigentlich gibt es Europäische Holzhandelsverordnung kurz auch EUTR. Sie soll gewährleisten, dass in die EU eingeführtes Holz aus legalen Quellen stammt. Leider gehört Grillkohle zu genau den Ausnahmeprodukten, die aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund nicht unter diese EU Richtlinie fällt. Legalität ist bei in Deutschland verkaufter Grillkohle also ausschließlich freiwillig. Von Nachhaltigkeit rede ich hier noch gar nicht.

Grillen auf Grillkohle
Mir fallt besseres ein, was man mit Holz machen kann CC0 Rwan Hesry https://unsplash.com/photos/fr1pb8q5oPg

Zunächst brauchen wir mehr Informationen über Holzarten und Holzherkunft auf den Verpackungen. Der Verbraucher sollte ja mindestens wissen können, was eigentlich im Sack drin ist und woher die Ware kommt. Dieser Forderung kommt EDEKA zum Beispiel mit ihrer FSC Buchholzgrillkohle aus europäischen Laubwäldern nach.

Eher nicht nachhaltig: Grillkohle aus Kokos

Inzwischen tauchen immer Alternativen auf, für die angeblich kein Baum sterben muss. Nachhaltig, so heißt es jedenfalls. In verschiedenen Märkten gibt es bereits Grillkohle aus Kokos. Diese werden aus dem „Abfall“ gewonnen, welche bei der Kokosöl und –fett Produktion anfällt. Eine echte nachhaltige Alternative kann ich darin leider nicht sehen. Das Problem ist die Zertifizierung. Die Kokosschalen können also von Monokulturplantagen aus Asien stammen. Mit all den Problemen, die damit behaftet sind. Etwa Flächenumwandlung von Naturwald für die Plantagen, hoher Düngermitteleinsatz, hohes Bodenauslaugpotenzial. Dazu sind die Kokospalmen meistens Standortfremd und haben aufgrund ihrer Monokultivierung eine sehr geringe Biodiversität — und das alles ohne ein vertrauenswürdiges Zertifizierungssystem. Dass die weiten Transportwege den hohen CO2 Fußabdruck dann noch erhöhen, muss ich gar nicht mehr erwähnen.

Mit Zertifizierung könnte Kokos durchaus eine Alternative zur konventionellen Kohle aus Afrika und Südamerika darstellen. So aber eher nicht.

Grillen mit Grillkohle im Park
Gute Chancen, dass hier illegal geschlagenes Holz in Rauch aufgeht CCo Samuel Zeller https://unsplash.com/photos/fr1pb8q5oPg

Was gegen das Grillen mit Holzkohle spricht

Mit all diesen Problemen stellt sich mir die Frage: Muss man eigentlich echt mit Grillkohle Grillen? Für eine Tonne Grillkohle benötigt man bis zu zehn Tonnen Holz. Selbst in modernsten Industrieanlagen sind es immer noch mehr als zwei Tonnen. Nachdem dieses Holz zu Kohle degradiert wurde, wird es meist mehrere Tausend Kilometer bis nach Deutschland geschifft. Wo es dann einfach verbrannt wird. Und dabei wird dann auch noch jede Menge CO2 freigesetzt.

Da fallen mir persönlich sinnvollere Verwendungsmöglichkeiten von Holz ein.

Sinnvolle Alternativen zur Grillkohle

 

 

Der Beitrag Grillkohle: Der hohe Preis für‘s Grillen erschien zuerst auf WWF Blog.

Asiatische Marienkäfer: Die Invasion der Glücksbringer

Über Marienkäfer freuen sich fast alle. Sie sehen süß aus, gelten als Glücksbringer und fressen gerne Blattläuse. Doch ist Euch aufgefallen, dass Marienkäfer heute oft irgendwie anders aussehen als noch vor wenigen Jahren? Eine Art wird immer häufiger, deren Grundfärbung auch orange oder gelblich sein kann. Das ist der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis), der wegen seiner unterschiedlichen Färbungen „Harlekin“ genannt wird.

Wie kommt der Asiatische Marienkäfer hierher?

Ursprünglich in China und Japan beheimatet, wurde die Art im 20. Jahrhundert zur biologischen Schädlingsbekämpfung in Gewächshäusern zunächst nach Nordamerika und dann auch nach Europa eingeführt. Und wahrlich ist der Käfer ein echtes Blattlausmonster. Schon die Larve vertilgt in den zwei Wochen ihres Lebens bis zu 1200 Blattläuse. Einmal ausgewachsen, geht es gleich weiter. Jeden Tag frisst ein Tier zwischen 100 und 270 Blattläuse. Tag für Tag während ihres gesamten Lebens, das im Extremfall bis zu drei Jahren dauern kann. Dazu bekommt der Harlekin noch zwei- bis dreimal im Jahr Junge. Eigentlich ein Wundertier, mit dessen Hilfe die Gärtnereien viele Pestizide einsparen.

Verdrängen asiatische Marienkäfer einheimische Arten?

Hier sieht man den einheimischen Siebenpunkt-Marienkäfer, der durch den Asiatischen Marienkäfer verdrängt wird.
Bedroht: Heimischer Siebenpunkt-Marienkäfer. Foto: PollyDot / Pixabay / CC0

Ja, genau das ist das Problem: Der Harlekin-Käfer fühlt sich auch im Freiland wohl und verdrängt hier die einheimischen Marienkäfer. Im Jahr 1988 wurde er zuerst in Louisiana im Freiland beobachtet. Bis Mitte der 1990er breitete er sich bereits in 24 Bundestaaten der USA vom Atlantik bis zum Pazifik aus. In Europa wurde er im Jahr 2001 zunächst in Belgien im Freiland gesichtet. Seit 2002 gibt es ihn in Massen in Westdeutschland, zwei Jahre später in Frankreich und der Schweiz und inzwischen ist er nahezu flächendeckend vorhanden.

Zunehmend wird der Asiatische Marienkäfer nun zur Bedrohung für die einheimischen Tiere. Sind die Blattläuse nämlich alle aufgefuttert, machen sich Larven und Käfer über alles her, was sie vertilgen können. Dabei machen sie auch nicht vor anderen Marienkäfern und ihren Larven halt. Und so werden die einheimischen Arten immer seltener.

Welche Marienkäfer sind in Deutschland heimisch und was ist der Unterschied zu den Asiatischen Marienkäfern?

Von Natur aus kommen in Deutschland über 70 Marienkäferarten vor. Deren häufigste sind der Siebenpunkt-Marienkäfer – wie der Name schon sagt, trägt er sieben schwarze Punkte auf den roten Flügeldecken – und der Zweipunkt-Marienkäfer. Es gibt aber auch gelbe und bräunliche oder dunkle mit hellen Punkten. Der Asiatische Marienkäfer trägt auf seiner unterschiedlich hellen Grundfarbe bis zu 19 Punkte. Diese können sogar so ausgeprägt sein, dass es scheint, der Käfer sei schwarz mit roten Punkten.

An Nahrung vertilgt der Asiatische Marienkäfer fünfmal so viel wie der Siebenpunkt. Und während der Siebenpunkt nur einmal im Jahr Kinder bekommt, sorgen die Harlekins jährlich für bis zu drei Generationen.

Das „Gift“ der Asiatischen Marienkäfer

Forscher aus Jena haben einen weiteren Grund gefunden, warum der Harlekin so viel konkurrenzfähiger ist als die einheimischen Arten: eine Art „Biowaffe“. Im Blut des Asiatischen Marienkäfers finden sich Microsporidien, pilzähnliche Einzeller, die Körperzellen eines Wirtes befallen und ihm nachhaltig schaden können. Mit den gefährlichen Einzellern können sich einheimische Marienkäferarten infizieren, wenn sie Eier und Larven des Harlekins fressen wollen. Der Harlekin hingegen ist immun.

Kann der Asiatische Marienkäfer beißen und ist das gefährlich für den Menschen?

Tatsächlich können Harlekin-Käfer beißen und diesen kleinen Biss spürt man auch. Er ist aber nicht giftig und für Menschen ungefährlich.
Manche von Euch werden vielleicht auch anderweitig schon unter den Asiatischen Marienkäfern gelitten haben: Im Herbst können sie zur Plage werden, wenn sie zu Tausenden Unterschlupf für den Winter suchen und zum Beispiel plötzlich in einer riesigen Traube in der Wohnung unter der Decke hängen.

Wie wird man die Marienkäfer-Plage los?

Hier sieht man Asiatische Marienkäfer bei der Vermehrung. Sie verdrängen die heimischen Arten.
Asiatische Marienkäfer vermehren sich schnell. Foto: Brett_Hondow / Pixabay / CC0

Eine Bekämpfung der Asiatischen Marienkäfer ist schwierig. Doch ein paar Tipps gibt es: Ihr könnt vorsorgen, damit die Harlekin-Käfer nicht ins Haus eindringen. Sie werden von hellen, von der Sonne angestrahlten Flächen angezogen. Besonders hier sollte man Beschädigungen an Putz, Fenstern und Türen flicken. Auch Fliegengitter helfen. Die Asiatischen Marienkäfer richten aber keinen Schaden an und verfallen in eine Art Winterstarre. Dann kann man sie ganz einfach mit Besen und Schaufel aufsammeln und nach draußen bringen.

Insgesamt werden wir den Harlekin in Deutschland und Europa nicht mehr los. Einmal hier, ist er nun nicht mehr zu bekämpfen. Und natürliche Feinde haben Marienkäfer bei uns wenige, weil die Hämolymphe, das „Blut“ der Käfer, so schlecht schmeckt.

Das Problem mit eingeschleppten, invasiven Arten

An diesem Beispiel sieht man, dass gut gemeint nicht immer gut gemacht ist. Wir wissen viel zu wenig, um fremde Tier- und Pflanzenarten bewusst bei uns einzuschleppen und ins Freiland zu entlassen. Die Auswirkungen auf die Ökosysteme sind nicht vorherzusehen. Das trifft noch mehr auf gentechnisch veränderte Lebewesen zu. Deshalb Finger weg davon!

Sterben die einheimischen Marienkäfer aus?

Dafür dass die einheimischen Marienkäfer nun aussterben, gibt es bis jetzt keine Anhaltspunkte. Viele eingeschleppte Arten nehmen nach einem ersten „Hoch“ wieder ab, weil doch noch Krankheiten oder Feinde aus ihrer Heimat nachkommen. Nur wenige sind wirklich so invasiv, dass sie einheimische Arten dauerhaft verdrängen. Auf jeden Fall ist es ein Grund, etwas genauer zu betrachten, was in unserer Natur vor sich geht.

Übrigens: Warum der Marienkäfer Marienkäfer heißt

Der Name Marienkäfer kommt von der guten Eigenschaft der kleinen Krabbler, so viele Schädlinge zu fressen: Ein Tier, das soviel Gutes tut, muss ein Geschenk der Jungfrau Maria an die Bauern sein. Dieses Muster eines nützlichen Insekts kommt im Ansehen gleich nach den fleißigen Bienchen.

Der Beitrag Asiatische Marienkäfer: Die Invasion der Glücksbringer erschien zuerst auf WWF Blog.