Dürre: Unser Wald verdurstet

Unser Wald verdurstet. Die vergangenen beiden Jahre 2018 und 2019 waren sehr heiß und sehr trocken. Die Dürre konnte im Winter nicht vollständig ausgeglichen werden, auch wenn der Februar etwas überdurchschnittlich feucht war. Der Grundwasserspiegel ist in vielen Regionen stark abgesunken. Bereits jetzt im April ist die Bodenfeuchtigkeit so gering, dass wir schon frühzeitig im Jahr schwere Probleme für Wald, Landwirtschaft, eigentlich alle Ökosysteme befürchten müssen.

Trockenstress durch Dürre im Wald — immer noch und wieder

In den Wäldern zeichnet sich eine Fortsetzung des Trockenstresses der letzten Sommer ab. Die Folge: Baumsterben und anhaltende Borkenkäfer-Massenvermehrungen in Fichtenwäldern. Vielerorts ist bereits jetzt im April die höchste Waldbrand-Gefahrenstufe ausgerufen. Die ersten Brände werden gemeldet.

Dürre kommt zur empfindlichsten Zeit

Dazu kommt: Die frühe Dürre trifft Wald und Flur in der beginnenden Vegetationsperiode. Und damit zur empfindlichsten Zeit, denn das Wachstum beginnt durch eine Wasserpumpe vom Boden bis in die Knospen hinein, erst dann können die Blätter ausschlagen. Besonders stark leiden Ökosysteme und Lebensräume, die auf hohe Grundwasserstände angewiesen sind. Feuchtgebiete, Seen, Flüsse und ihre Auen. Amphibien drohen lokal auszusterben, wenn ihre Laichgewässer jahrelang zu früh trockenfallen. Fische sterben ebenfalls bei niedrigen Wasserständen, durch höhere  Temperaturen und weniger Sauerstoffgehalt. Pflanzen in Niedermooren, Auen und in Gewässern sterben wegen Austrocknung ab. Die Vegetation von Feuchtgebieten verändert sich durch das Einwandern von konkurrenzstarken Arten aus dem Umland. Viele bodenbrütende Vogelarten verlieren ihre Gelege, wenn diese aufgrund trockener Böden für Beutegreifer leichter zugänglich werden.

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Der Mensch verschlimmert die Dürre durch Entwässerung

Das ist zum großen Teil natürlich durch die Dürre zu erklären. Die zusätzlich auch noch direkt menschgemacht ist. Noch immer ist das Management des Landschaftswasserhaushalts darauf ausgerichtet, Landschaften auszutrocknen. Wenn man darauf achtet, sieht man es überall: Ganz Deutschland ist mit einem engmaschigen Netz an Entwässerungsgräben und Drainagerohren durchzogen. Diese führen jeden kurzzeitigen oberflächlichen Wasserüberschuss unmittelbar ab und verhindern damit den Rückhalt von Wasser in der Landschaft. Die Gräben sind zum Teil sehr tief und führen sogar das dringend benötigte unterirdische Sicker- und Grundwasser ab. Sie legen Moorböden trocken. Mit der Folge, dass die kohlenstoffreichen Humuslager unter Sauerstoffeinfluss zersetzt werden und klimaschädliches CO2 freisetzen. Auch werden dadurch hohe Stickstoffmengen freigesetzt. Viele Kleingewässer, Hotspots unserer Artenvielfalt, fallen durch die gezielte Entwässerung trocken oder verschwinden vollständig aus der Landschaft.

Dürre: Traktor mit Staubfahne
Es staubt schon wieder © Sonja Ritter / WWF

Langsam werden die Konsequenzen der Dürre klar

Extreme Dürre und Hitze mögen in Deutschland noch als neues Phänomen begriffen werden. Die gezielte Trockenlegung Deutschlands wird hingegen häufig als normal oder wegen der landwirtschaftlichen Nutzung sogar als nötig angesehen. Die Konsequenzen für Wald und Landwirtschaft werden erst langsam begriffen. Von Waldumbau bis zu anderen Fruchtfolgen auf unseren Feldern. Wir beim WWF arbeiten an diesen Themen schon seit Jahren – seit uns klar ist, welche Folgen die Klimakrise bei uns haben wird.

Corona: Unterschreiben Sie für grüne Konjunkturprogramme!

 

Was aber schon jetzt, in diesem extrem dürren April 2020 sonnenklar ist: Im Umgang mit Wasser in der Landschaft ist ein schnelles und konsequentes Umdenken geboten. Dieser Appell richtet sich an die Politik, an Grundeigentümer und Boden- und Wasserverbände, die Entwässerungen oft sogar noch gegen den Willen der Grundeigentümer durchführen. Deutschland braucht jetzt und dringend einen neuen Grundkonsens, dass Wasser gezielt zurückgehalten werden muss.

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Erntehelfer werden: Die Landwirtschaft braucht unsere Hilfe!

Covid-19 hat Deutschland gesellschaftlich und wirtschaftlich in eine Krise gestürzt, die auch vor der Landwirtschaft nicht Halt macht. Die Nahrungsmittelsicherung ist jetzt mehr denn je gefragt, steht aber vor großen Herausforderungen. Die Landwirtschaft in Deutschland braucht jetzt unsere Hilfe!

Warum ist die deutsche Landwirtschaft in Not?

In Deutschland gibt es noch rund 270.000 landwirtschaftliche Betriebe, ein Großteil davon ist in kleinen Strukturen oder familiär organisiert. Gerade diese Familienbetriebe sind in Spitzenzeiten wie zur Ernte oder beim Pflanzen auf Unterstützung angewiesen. Diese Hilfe bleibt nun aus, denn die meisten Erntehelfer:innen sind in ihren Regionen in Deutschland und im europäischen Ausland geblieben. Sie können so nicht mehr auf die Höfe zum Arbeiten kommen. Die Folge: Es fehlt Hilfe beim Pflanzen von Jungpflanzen oder bei der Ernte, zum Beispiel von Spargel. Es fehlt an allen Ecken und Enden — die wirtschaftliche Situation gerät in Schieflage. Zudem drohen Gemüse und Obst auf den Feldern zu verbleiben und damit zu verrotten. Eine paradoxe Situation: Auf der einen Seite sind heimische Lebensmittel gefragt wie schon lange nicht mehr, auf der anderen Seite drohen sie zu verderben. Damit es nicht dazu kommt, brauchen Landwirt:innen Unterstützung.

Wir müssen jetzt zusammenhalten!

Unterstützen im Kleinen können auch wir: Denn ohne eine heimische Landwirtschaft möchte ich mir die Situation aktuell nicht vorstellen und sicher auch kein Anderer, der sich aktuell im Supermarkt über gefüllte Regale mit frischen, regionalen Produkten freut. Wir alle profitieren von den Leistungen für die Gesellschaft, die die Landwirtschaft erbringt. Jetzt können wir alle etwas zurückgeben! Das beginnt bereits bei der ganz alltäglichen Unterstützung. Ein Anfang kann sein, in diesen Tagen in der Obst- und Gemüseabteilung besonders regional erzeugte Produkte zu kaufen und damit heimische Landwirt:innen zu unterstützen. Das löst aber die akuten Engpässe nicht, die derzeit auf den Betrieben in der täglichen Bewältigung der Arbeit entstehen.

Wenn der Spargel nicht rechtzeitig geerntet wird, wächst er aus und wird ungenießbar. © gyro iStock / Getty Images

Was kann ich tun, um zu helfen?

Ganz einfach: Anpacken! Viele Betriebe suchen derzeit dringend nach helfenden Händen in vielen Bereichen, ob in der Spargelernte oder im Aussetzen von Jungpflanzen. Das gilt für konventionell wirtschaftende Betriebe ebenso wie für Betriebe des Ökolandbaus. Und viele Menschen, die normalerweise nicht in der Landwirtschaft arbeiten, suchen momentan nach Beschäftigung. Vielleicht kannst auch du gerade nicht deiner regulären Arbeit nachgehen oder deine Vorlesungen sind ausgefallen? Dann kommt dir die Mithilfe in einem landwirtschaftlichen Betrieb vielleicht gerade recht.

Kann ich überhaupt Erntehelfer werden?

Die meisten von uns haben keine Erfahrungen in der praktischen Landwirtschaft und fragen sich, ob sie überhaupt einen sinnvollen Beitrag leisten können. Die Antwort ist: Ja! Laut Bundeslandwirtschaftsministerium fehlen momentan 300.000 Arbeitskräfte in der Landwirtschaft und nicht jede Aufgabe erfordert Vorkenntnisse. Es werden Helfer:innen für ganz unterschiedliche Tätigkeiten gesucht, ein Betrieb braucht Hilfe bei der Versorgung von Kälbern, woanders müssen Zuckerrüben gehackt oder Spreewald-Gurken gerettet werden. Am besten, du durchstöberst einfach mal die Stellengesuche auf den diversen Plattformen, du wirst sicher eine Ausschreibung finden, die zu dir passt.

Stellengesuche in der Landwirtschaft
Für Jeden was dabei: Beispiele für aktuelle Stellengesuche in der Landwirtschaft © das-land-hilft.de

Was ist mit dem Ansteckungsrisiko?

Aktuell geht man beim Bundeslandwirtschaftsministerium davon aus, dass Erntetätigkeiten auf dem Feld kein erhöhtes Ansteckungsrisiko bergen. Die nötigen Schutzmaßnahmen, wie beispielsweise Abstand halten, lassen sich bei der Ernte auf dem Feld umsetzen. Aber bei aller Hilfsbereitschaft brauchen wir vor allem Verantwortungsbewusstsein und Vernunft, um uns alle zu schützen. Als Erntehelfer:in sollte sich niemand bewerben, der einer Risikogruppe angehört oder nicht körperlich fit ist.

Denn so spannend, interessant und hilfreich so ein Arbeitseinsatz auch sein mag, die Arbeit in der Landwirtschaft ist nicht leicht. Nicht alle sind geborene Helfer:innen, wenn es um die Spargelernte geht. Auf vielen Höfen gibt es aber auch Bedarf an Unterstützung im Büro, im Hofladen oder beim Transport von landwirtschaftlichen Erzeugnissen.

Wichtig: Achte bitte darauf, deine Hilfe bei Betrieben in deiner Nähe anzubieten, sodass du mit wenig Kontakt zu weiteren Menschen zum Hof gelangen kannst. Es ist nicht ratsam, in diesen Zeiten viele Strecken mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen.

Okay, wo kann ich mich anmelden?

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Initiativen, die Erntehelfer:innen und andere Hilfskräfte an landwirtschaftliche Betriebe vermitteln oder einen guten Überblick über die Stellengesuche vermitteln. Hier eine Übersicht, wo wir uns informiert haben:

  • Die bekannteste und wohl auch größte Plattform ist Das Land hilft. Gegründet wurde sie vom Bundesverband der Maschinenringe e.V. Sie wird unterstützt vom Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
  • Die Plattform Land Arbeit wurde von zwei Betreibern einer solidarischen Landwirtschaft in Brandenburg gegründet.
  • Die Kampagne „Meine Landwirtschaft“ organisiert schon seit 10 Jahren immer wieder im Januar die große „Wir haben es satt“-Demonstration in Berlin. Die Seite bietet eine Übersicht über bestehende Portale mit Schwerpunkt Ökolandbau.
  • Die BayWa, eines der größten Agrarhandelsunternehmen in Europa, bietet eine Übersicht über verschiedene Portale. Zudem können noch nicht gelistete Initiativen nachgetragen werden.
  • Die Agrarjobbörse ist ein Gemeinschaftsangebot der Landwirtschaftskammern. Die Agrarjobbörse ist öffentlich-rechtlicher Kooperationspartner der Bundesagentur für Arbeit.
  • Karrero ist das Jobportal von Top Agrar, der landwirtschaftlichen Fachzeitschrift mit der höchsten Auflage in Deutschland.

Und was macht ihr?

Mein Kollege Michael und ich, wir haben uns schon als Erntehelfer:innen beworben und hoffen, eine Zeit in unseren Gummistiefeln verbringen zu dürfen. Falls du auch hilfst: Wir freuen uns über einen Einblick in deine Erfahrungen auf dem Feld, darüber ob du dir die Arbeit so vorgestellt hast und über deine Fragen zur Landwirtschaft. Lass uns unbedingt einen Kommentar hier oder schreib uns an landwirtschaft(at)wwf.de !

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Zu viel, zu wenig, zu schmutziges Wasser

Jedes Jahr am 22. März rufen die Vereinten Nationen den Weltwassertag aus, um auf unserer wichtigste Ressource Wasser aufmerksam zu machen. 2020 steht der Tag ganz im Zeichen des Klimawandels, begleitet von diesen drei Kernbotschaften.

We cannot afford to wait!

Water can help fight climate change!

Everyone has a role to play!

Diese drei Zeilen zeigen die Dringlichkeit zu Handeln. Sie schüren Hoffnung, dass es noch nicht zu spät ist, sie wecken Tatendrang. Dass es diesen dringlichen Appell allerdings braucht ist erstaunlich, wenn man sich vor Augen hält wie lebenswichtig Wasser ist. Ob für Tiere, Pflanzen oder unser gesellschaftliches Zusammenleben: Alles braucht Wasser.

Wir können es uns nicht leisten länger zu warten!

Gerade beim Wasser zeigen sich die Erderhitzung ganz unmittelbar, ob durch Dürren oder Überschwemmungen. Fast alle der mit der Klimakrise verstärkten Naturkatastrophen stehen im Zusammenhang mit Wasser. Doppelt so viele Menschen werden unter zusätzlicher Wasserknappheit leiden, wenn die mittlere globale Temperatur um zwei Grad Celsius steigt. Bis 2050 wird laut Prognosen die Nachfrage nach Wasser um mehr als die Hälfte steigen. Der Druck auf die Ressource steigt. Der Klimawandel wird Wasser-Probleme vielerorts weiter verschärfen — sei es durch zu viel, zu wenig oder durch verschmutztes Wasser.

Wasser: Mann lässt Sand durch die Finger rinnen
Wir verbrauchen durch unseren Konsum Wasser an iu anderen Weltregionen CC0 Forrest Cavale https://unsplash.com/photos/p0RR_3Xc988

Verantwortungsvoller Umgang mit Wasser ist für die Anpassung an die Erderhitzung zwingend!

Gesunde Ökosysteme sind unsere Partner bei der Anpassung an die Erderhitzung. Sie tragen dazu bei, den Ausstoß von Treibhausgasen zu begrenzen und Klimarisiken zu minimieren. Katastrophen wie Überschwemmungen können eingedämmt werden, indem Flüsse, Seen und Auen erhalten bleiben, da sie als eine Art Rückhaltebecken wirken. Feuchtgebiete haben die einzigartige Funktion Wasser zu filtern und somit die Wasserqualität zu verbessern. Gleichzeitig können sie große Mengen an Kohlenstoff speichern. Ein nachhaltiger und ressourcenschonender Umgang kann den Wasserhaushalt in Flussgebieten stabilisieren und somit Wasserknappheit entgegenwirken.

Jeder kann einen Beitrag leisten!

Beim nachhaltigen Umgang mit Süßwasser muss jeder mitmachen. Unser Wasserverbrauch in Deutschland liegt bei rund 140 Liter ‚sichtbaren’ Wassers pro Kopf und Tag. Durch direkten Konsum wie Trinken und Waschen. Rechnet man das ‚unsichtbare‘ oder virtuelle Wasser hinzu kommen wir auf fast 5.300 Liter pro Kopf, dass entspricht fast 27 vollen Badewannen (a 150 Liter). 92 Prozent von diesem Wasser wird für die Produktion unserer Lebensmittel verbraucht.

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Die Lebensmittel werden zwar hier vor Ort konsumiert, aber in anderen Teilen der Welt werden die dortigen Wasserressourcen für die Produktion verbraucht. Viele Anbaugebiete für Obst und Gemüse liegen in bereits wasserarmen Regionen, in denen eine verstärkte Bewässerung nötig ist und die Wasserressourcen schlecht reguliert sind. Je nach Region können andere Faktoren zu Problemen mit der kostbaren Ressource Süßwasser führen.

Was tut der WWF für das Wasser?

Was kannst Du tun?

  • Auf vegetarische Ernährung umsteigen. Hinter einem Kilogramm Rindfleisch verbergen sich bei intensiver Haltung sage und schreibe 15.500 Liter virtuelles Wasser. Für ein Kilogramm Schweinefleisch werden immerhin 4.800 Liter Wasser aufgewendet, für ein Kilogramm Hühnerfleisch 3.900 Liter. Je weniger tierische Produkte auf dem Esstisch landen, desto geringer der Wasser- und CO2-Fußabdruck.
  • Bei Lebensmitteln regionale und saisonale Produkte bevorzugen. Das Bio-Zertikat schützt übrigens auch Wasser…
  • Mit jedem weggeworfenen Lebensmittel werfen wir auch die entsprechende Menge Wasser, die zur Produktion benötigt wurde, in die Tonne. Bitte mit Bedacht einkaufen — und nur so viel wie nötig.
  • Von Unternehmen Transparenz und verantwortungsvolles Handeln verlangen. Nachfragen, wo und wie Produkte produziert werden und ob sie die Wasserrisiken ihrer Produkte kennen. Fragen, ob Maßnahmen ergriffen werden, Wasserrisiken in ihren Wertschöpfungs- und Lieferketten gezielt zu reduzieren.

Der Weltwassertag findet in diesem Jahr zum 27. Mal statt. Ich hoffe, dass wir alle, Unternehmen genau wie jeder Einzelne dazu beitragen, dass wir beim 28. Weltwassertag einen oder mehrere Schritte weitergekommen sind. Machst Du mit?

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Afrikanische Schweinepest: die wichtigsten Fragen und Antworten

Die Afrikanische Schweinepest nähert sich Deutschland. Zuletzt wurde ein mit dem Virus infiziertes Wildschwein nur weniger Kilometer von der deutschen Grenze in Polen gefunden. Bis das Virus auch in Deutschland ankommt, ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit.  

Wir geben hier deshalb die wichtigsten Antworten: 

Was ist die Afrikanische Schweinepest?

Die Afrikanische Schweinepest ist eine durch Viren verursachte Tierseuche, die Wild- und Hausschweine befällt. Ursprünglich beschränkte sie sich auf Afrika, daher der Name. Seit einigen Jahren breitet sie sich auch in Europa aus. Infizierte Schweine haben Fieber, Schwäche, Fressunlust, Bewegungsstörungen und Atemprobleme – und sterben in der Regel innerhalb einer Woche. Einen Impfstoff gegen den Erreger gibt es zurzeit nicht. 

Wie wird das Virus übertragen?

Das Virus der Afrikanischen Schweinepest überträgt sich durch direkten Kontakt von Schwein zu Schwein. Aber auch der Mensch kann den Virus weiterverbreiten, nachdem er Kontakt zu erkrankten Tieren hatte. Auch über Lebensmittel wie Fleisch oder Wurstwaren sowie Tierfutter, die mit dem Virus kontaminiert sind, kann die Schweinepest übertragen werden — genauso wie durch in Kontakt gewesene Gegenstände wie Fahrzeuge, Schuhe oder Kleidung. Das erklärt auch, wieso sich das Virus über so große Gebiete schnell verbreiten kann. 

Schweinepest: Wildschweinfamilie
Wildschweine sind beileibe nicht der einzige Übertragungsweg © Ralph Frank / WWF

Ist die Afrikanische Schweinepest für den Menschen gefährlich?  

Für den Menschen ist die Schweinepest nicht gefährlich. Das ist die gute Nachricht. Aber für Schweinebauern, deren Tiere befallen werden, ist sie wirtschaftlich verheerend. 

Wie kann man verhindern, dass sich das Virus ausbreitet?

Es gibt keinen Impfstoff gegen die Afrikanische Schweinepest. Daher müssen strikte Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen in der Schweinezucht und beim Transport von Schweinen sichergestellt werden, um die Seuche einzudämmen. 

Kann die Schweinepest auch auf Hunde übertragen werden?

Nein, es können sich ausschließlich Schweine mit dem Erreger infizieren. 

Bringt es etwas, jetzt mehr Wildschweine zu jagen?

Wo das Virus ausgebrochen ist, kann es sinnvoll seinräumlich begrenzt verstärkt Wildschweine zu jagen, um das Risiko der Übertragung des Virus auf Hausschweine zu verringern. Das massenhafte Abschießen von Wildschweinen ist jedenfalls nicht die Lösung, wie ich hier schon einmal geschrieben habe. Schließlich sind Wildschweine, wie Erfahrungen aus anderen Ländern gezeigt haben, nur ein Übertragungsweg des Virus. Bedeutender für die Verbreitung des Virus ist die Übertragung von infiziertem lebendem und totem Material, zum Beispiel durch kontaminierte Gegenstände, Lebensmittel oder Fleisch. 

Was bringen Wildschweinzäune?

Immer häufiger werden Zäune als mögliche Maßnahme ins Spiel gebracht, um die Ausbreitung von Wildschweinen zu verhindern. An der Grenze zwischen Deutschland und Dänemark wurde dafür sogar schon ein Festzaun gebaut. Wildschweine sind grundsätzlich in der Lage, Elektro- aber auch massive Zäune zu überwinden, wenn sie zum Beispiel vor Störungen fliehen oder Nahrung erreichen wollen. Außerdem verhindern dauerhafte Barrieren wie feste Zäune andere Wildtiere an ihrer natürlichen Wanderung.  

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Wieso gibt es so viele Wildschweine?

Wildschweine lieben Raps und vor allem Mais. Beide Feldfrüchte bieten den Schweinen hervorragendes Kraftfutter – und lebenswichtige Deckung. Die Anbaufläche ist seit 2001 um über 60 Prozent gestiegen. Diese Art von Landwirtschaft ist ein regelrechtes Wildschweinzuchtprogramm. Zudem fallen die Winter in Deutschland in den letzten Jahren wärmer aus. Die natürliche Sterblichkeit in dieser Jahreszeit ging dadurch sehr stark zurückWeibliche Wildschweine können inzwischen sogar mindestens zweimal im Jahr Nachwuchs großziehen.  

Mehr Wildschweine – trotz intensiver Jagd

Die von Wildschweinen verursachten Schäden auf Feldern, in Parks und Vorgärten sind beachtlich. Der Ruf nach der Jagd klingt natürlich einfach: abschießen und gut. Doch nichts ist gut. Trotz intensiver Jagd. Jährlich werden in Deutschland mehr als eine halbe Million (zuletzt sogar über 800.000) Wildschweine geschossen. Trotzdem geht die Zahl der Wildschwein offenbar nicht spürbar zurück.

Es häufen sich die Wortmeldungen, die eine flächendeckende Aufrüstung in der Wildschweinjagd fordern. Etwa den Einsatz von Nachtzielgeräten und Schalldämpfern, Fallen und weiträumige Drückjagden. Über effektive, zeitgemäße und naturschutzfachlich sinnvolle Jagdmethoden zu diskutieren ist wichtig. Doch dürfen wir nicht vergessen, dass Wildschweine nur einer von vielen Faktoren sind, die die Ausbreitung der ASP verursachen.  

Wir brauchen eine vielfältigere Landwirtschaft!

Vielmehr sollten wir uns doch die Frage stellen, ob es nicht längst Zeit für eine andere Art der Landwirtschaft ist. Sowohl auf dem Acker als auch im Stall. Zum einen begünstigen die Monokulturen auf unseren Äckern die Vermehrung der Wildschweine. Die Schweinepest ist kein Problem der Wildschweine, sondern ein Problem der Massentierhaltung von Hausschweinen! Tierseuchen wie die Schweinepest zeigen uns, welche Risiken mit der Massentierhaltung verbunden sind.  

Jagd allein kann die Wildschweine weder kurzfristig noch dauerhaft wieder auf ein Normalmaß bringen. Dafür – aber längst nicht nur dafür-  brauchen wir wieder mehr Vielfalt auf dem Acker. Das heißt vor allem: deutlich weniger Mais- und Raps. Mehrjährige und vielfältigere Fruchtfolgen tragen zum Klimaschutz bei. Sie fördern die biologische Vielfalt. Und ja, helfen dabei, dass die Schweine nicht überhand nehmen.

Worauf muss ich achten?

  • Bring keine Fleisch- oder Wurstwaren, die Schweinefleisch enthalten, aus dem Ausland mit!  
  • Verfüttere keine Speisereste an Tiere und fütterkeine Wildtiere, insbesondere keine Wildschweine!
  • Entsorge tierische Speisereste wie Fleisch nur im Restmüll, nicht im Biomüll oder Kompost.  

 

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Nepal: Die Frau, ohne die alles anders wäre

Frauen for future

Naturschutz ist keine Männersache, im Gegenteil. Nicht nur die Klimaproteste sind vor allem weiblich. Überall auf der Welt sind uns grandiose Frauen begegnet, die unsere Arbeit entscheidend prägen. In den Communities, als Forscher:innen, bei den Eco Guards und und und. Wir möchten hier einige vorstellen, die wir einfach nur bewundern können. #frauenforfuture

Maya Yogi wurde mit dem Tod bedroht, als sie anfing für den Naturschutz zu arbeiten. Schließlich war sogar ein Preis auf ihren Kopf ausgesetzt. 50.000 Rupien, eine Menge Geld hier im Grenzgebiet von Indien und Nepal. Vieles hat sich im sogenannten Khata-Korridor verändert. Und das hat ganz viel mit Maya Yogi zu tun.

Tiger lieben diese Wälder. Elefanten brauchen sie zum Wandern, zum Überleben: Im Khata-Korridor stehen prächtige Wälder aus Salbäumen. „Vor zwanzig Jahren war hier nur ein einziges Fleckchen von 115 Hektar“, erinnert sich Maya Yogi. Der Bedarf nach Brennholz, Ackerflächen und das unkontrolliertes Weiden von Rindern hatten nicht mehr Wald übrig gelassen.

Starke Frauen: Mädchen im Gemeindewald, Khata Korridor, Nepal
Mädchen im Gemeindewald, Khata Korridor © Emmanuel Rondeau / WWF US

Heute sind aus diesem Fleckchen 3.800 Hektar intakter Wald geworden. Der Khata-Korridor ist wieder die Heimat von einem Dutzend Tigern, die frei zwischen den Wäldern Nepals und Indiens umherstreifen. Und Maya ist eine Legende. Jeder hier in den Dörfern kennt sie. Jeder kennt die Geschichte, wie sie Khata veränderte.

Die Menschen hatten Angst

Vor zwanzig Jahren war in Nepal alles anders. Als Maya Yogi 2001 zum ersten Mal nach Khata kam, wussten Umweltschützer:innen um das enorme Potenzial als Waldkorridor im subtropisch heißen Tiefland am Fuße des mächtigen Himalayas. Irgendwann sollte es den Bardia-Nationalpark mit dem indischen Katerniaghat-Wildschutzgebiet verbinden. Die Menschen in den Dörfern hatten aber schlicht Angst. Dass ihr Land zu Nationalpark werden könnte, in dem wilde Tiere in ihre Dörfer wandern, Eigentum zerstören, Vieh reißen und sogar Menschen töten.

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Frauen in Nepal: Maya Yogi vor der Saftfrabrik im Khata Korridor
Alternative Einkommen: Maya Yogi vor der Saftpresse im Khata Korridor © James Morgan / WWF US

Maya sollte ermordet werden

Für Maya waren die erste Schritte die Schwierigsten. Ihre Ideen waren extrem unbeliebt. Maya wusste, dass die Situation aus dem Ruder lief, als ihr Name in den Zeitungen stand. Dort wurde sie als Person gebrandmarkt, die die Harmonie der Gemeinschaft stören würde. Maya erfuhr von Menschen, die ihre Ermordung planten.

Wie man Menschen überzeugt, dass sie Wälder schützen

Doch Mayas Ziel war unverrückbar: Khata braucht seine Wälder. Die Tiere brauchen sie und die Menschen. Schritt für Schritt, Gespräch für Gespräch gelang es ihr zu überzeugen. Naturschutz muss sich auf die Menschen konzentrieren, daran glaubt sie mehr denn je. „Hätte ich ihnen gesagt, dass die Wälder für Tiger und Elefanten gebraucht werden, wäre das nie akzeptiert worden“, sagt sie heute. „Aber als ich ihnen klar machte, dass die Wälder von den Gemeinden selbst nachhaltig bewirtschaftet werden müssen, damit sie den Menschen zugute kommen – da begannen sie zu sehen, wie wertvoll unsere Bemühungen sind.“

Starkew Frau: Maya Yogi mit Dorfbewohnern in Khata
Es geht nur mit den Menschen, weiß Maya Yogi © Akash Babu Shrestha/WWF Nepal

Ein Hochzeitsfest für den Tiger

Die Jahre vergingen. Die Aufforstungen in Khata kamen langsam in Schwung. Neue Flächen wurden zugeteilt. Es bildeten sich Pläne, um diese als Gemeinschaftswald zu verwalten. Das Land erwachte mit den ersten Sichtungen von Wildtieren zum Leben. Als ein Tiger mit Jungen von den Kamerafallen festgehalten wurde, veranstaltete Maya ein Fest, groß wie eine nepalesische Hochzeit. Mit Tanz und Ziegenfleisch. Eine große Sache. Davon erzählt man hier noch immer.

Tiger im Khata Korridor, Nepal
Tiger im Khata Korridor © Emmanuel Rondeau / WWF US

Das Kopfgeld der Wilderer

Doch dann stellte sich eine neue Herausforderung: die Wilderei. Das war zum Höhepunkt des nepalesischen Bürgerkrieges. Die Armee war mehr als genug mit den maoistischen Guerillas beschäftigt. Zum Schutz der Wildtiere gab es keine Einsatzkräfte mehr. Die Wilderei blühte. Tiger, Elefanten, Nashörner, alles wurde aus dem Wald geschossen.

Kugeln für den Tiger — oder sie

Khata war da keine Ausnahme. Für die lokalen Wilderer wurde Maya zum Feind. Sie zeigten ihr Kugeln. Die Botschaft: Entweder sie würden damit Tiere erlegen oder eben Maya töten. Sie setzten sogar ein Kopfgeld auf sie aus. Fünfzigtausend Rupien, ein kleines Vermögen.

Maya flüchtete in die Wälder. Sie fürchtete um ihr Leben, wenn sie es wagte, im Dorf zu schlafen. Eines Tages hatte sie schließlich genug. Mit der Unterstützung von Leuten aus der Gemeinde wehrte sie sich tatsächlich gegen die Wilderer. Es gelang ihr sie verhaften zu lassen. Sie kamen dorthin, wo sie hingehörten – ins Gefängnis.

Khata lebt

2006 war der Bürgerkrieg endlich Geschichte. Seitdem geht es mit Nepal und dem Naturschutz langsam, aber stetig bergauf. Im Khata-Korridor gibt es jetzt über 70 Gemeindewälder, die von Dorfgemeinschaften verwaltet werden. Mehr als 9.000 Haushalte sind beteiligt. Programme mit Biogas, einen sauberen Brennstoff aus Dung, senkten den Bedarf nach Brennholz. Das verringerte den Druck auf die Wälder.

Frauen in Nepal: Maya Yogi mit Rettichen im khata Korridor
Auch das noch: Maya Yogi in ihrer Gärtnerei, wo nachhaltiger Gemüseanbau gelehrt wird © Kathrin Samson / WWF

Die Tiere kommen zurück, der Tourismus erlebt einen sanften Aufschwung. Alternative Einkommensquellen wie Homestay-Tourismus oder die Herstellung von Marmelos-Saft wurden für die Menschen geschaffen.  Kommunale Anti-Wilderer-Einheiten, Waldkommitees und Bildungsprogramme verankern den Naturschutz tief in den Gemeinden. Und Maya ist in ihren Dörfern, in ihrem Khata-Korridor eine hochgeachtete Persönlichkeit.

Die täglichen Herausforderungen nehmen damit aber kein Ende. Erst heute Nacht half sie ein Reh aus dem Kanal zu ziehen. Sie kümmert sich um die Sorgen der Bauern, etwa wenn die Elefanten die Ernte zertrampeln, wenn mal wieder einen Ziege gerissen wurde. Da ist immer noch die ständig gegenwärtige Bedrohung durch Wilderei. Maya, die Menschen, die Tiere, der Wald und der Khata-Korridor, diese Geschichte ist noch längst nicht zu Ende.

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