Mit der App durch das Watt: Wandern mit dem Wadden Sea Explorer

Zugvögel, Deiche, Weite, Wind, Wasser, Wetter. Im UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer an der Nordseeküste gibt es viel zu entdecken. Und Wandern im Nationalpark Wattenmeer muss nicht immer geführte Touren in Gummistiefeln bedeuten. Man kann es auch auf eigene Faust erkunden. Der Online-Wanderführer Wadden Sea Explorer schlägt 25 WWF-Touren in der nordfriesischen und dänischen Wattenmeer-Region auf Deutscher und Dänisch vor, mit genauen Wegbeschreibungen und Wissenswertem entlang des Weges. Den Wattenmeer-Führer kann man online oder über App nutzen. Es gibt Routen zum Spazieren oder Wandern, für Familien mit Kindern, aber auch für sportlich motivierte Einzel- oder Gruppenreisende.

Das möchte ich ausprobieren: Ich suche mir zwei Touren in der Nähe von Husum aus. Der Dichter Theodor Storm nannte seine Heimatstadt Husum mal die graue Stadt am Meer, davon kann ich an diesem Morgen im August nicht viel erkennen. Blauer Himmel, beste Bedingungen für eine Wanderung.

Meine Wanderroute startet direkt am Hafen, am Nationalpark-Haus. Hier besuche ich als erstes die kleine Ausstellung. Ich erfahre, wie die verschiedenen Watvögel klingen, wie sich Kegelrobbe und Seehund unterscheiden und wie sich die Region an den Meeresspiegelanstieg durch die Klimakrise anpassen muss.

Mit ein wenig Basiswissen im Gepäck beginne ich die Tour. Vom Binnenhafen geht es stadtauswärts Richtung Westen zum Außenhafen. Hier liegen Krabbenkutter, Frachter werden beladen. Während sich auf der linken Seite noch die hohen Türme der Getreidespeicher erstrecken, zeigt sich auf der rechten Seite schon die typisch nordfriesische Marschlandschaft. Wiesen, Deiche und Weite. Kaum aus der Stadt raus, entdecke ich neben Schafen, Pferden und Kühen auf den Wiesen auch einen Graureiher. Er putzt sein Gefieder.

Ich komme zum Husumer Sperrwerk. Die Schleuse trennt bei Sturmfluten den Husumer Hafen – und damit auch Husum – von der Nordsee ab. An dieser Stelle schlägt der Explorer mir drei mögliche Wege vor. Auf dem Deich entlang, an der Wasserkante oder weiter auf der Straße. Ich entscheide mich für den Weg direkt am Meer. Da ist nämlich gerade noch etwas Wasser zu sehen. In Husum, wie an der gesamten Wattenmeerküste, ist das nicht selbstverständlich. Das Meer verschwindet hier zweimal am Tag fast völlig und gibt den Blick auf den Meeresboden frei.

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Um auf den Deich und an die Wasserkante zu gelangen, muss ich durch eines der schief eingesetzten Tore gehen. Durch solche Tore werde ich auf meiner Route noch einige Male treten. Die Tore halten die Schafe davon ab, den Deich zu verlassen. Sie sind schief eingesetzt, damit sie auch ohne Riegel immer automatisch schließen. Die Schafe stehen nicht zufällig auf den Deichen. Sie haben einen wichtigen Job. Schafe beweiden den Deich, so muss er nicht gemäht werden.

Wattenmeer: mit der App Wadden sea Explorer mehr entdecken
Wattenmeer: mit der App Wadden sea Explorer mehr entdecken © Claudia Nir / WWF

Auf dem Teerweg am Fuß des Deiches fällt mir etwas auf: In einer langen Linie liegt Seetang und andere Pflanzenreste gemischt mit Treibholz, Vogelfedern und leider auch etwas Müll. Wahrscheinlich ist das Wasser bei der letzten Flut bis hierhin gestiegen und hat das Zeug zurückgelassen.

Was sind denn Treibsel?

Wie ich ein paar Meter weiter von einer Infotafel erfahre, nennt man das Angeschwemmte „Treibsel“-  ein Wort, das ich noch nie gehört habe. Das „Treibsel“ macht dem Küstenschutz viel Arbeit, lese ich auf der Tafel. Denn es darf dort nicht liegen bleiben. Es würde das Gras ersticken und das den Deich beschädigen. Deshalb muss es regelmäßig abtransportiert werden.

Nach kurzer Zeit gelange ich an die Dockkoogspitze, dem „Hausstrand“ von Husum. Der Strand ist etwas anders, als man sich einen typischen Strand vorstellt. Die Strandkörbe stehen auf Rasen, man kann hier nur zweimal Mal am Tag bei Flut baden und es gibt wie bei einem Schwimmbad eine Treppe ins Wasser.

Wo das Land vor dem Deich wächst

Kurz nachdem ich den Strand hinter mir gelassen habe, tauchen kleine Zäune im Watt auf. Wofür die wohl da sind? Ein weiteres Infoschild klärt mich auf: Die Zäune heißen Lahnungen und sind ebenfalls zum Küstenschutz da. Sie sollen Land vor dem Deich wachsen lassen. Sedimente lagern sich zwischen ihnen ab. Dadurch wird das Wasser abgebremst, bevor es auf den Deich trifft.

Anstellen hinter Schafen

Hier steht auch ein Eingangsschild zum Nationalpark Wattenmeer, der aber erst 150 Meter seewärts des Deiches beginnt. Um das Schild zu lesen, muss ich mich erst anstellen. Denn die Schafe nutzen das Schild, um sich zu schubbern.

Die Landschaft um mich herum verändert sich schon wieder. Inzwischen führt mich der Weg durch Salzwiesen. Diese Wiesen, die zwischen Land und Meer liegen, werden je nach Höhe der Flut öfter mit Salzwasser überschwemmt. Links führt mich der Wadden Sea Explorer jetzt ein kurzes Stück über eine solche Salzwiese zu einem kleinen Tor. Dahinter führt eine schmale Planke über einen Graben zu einem „geheimen“ Weg durch das Schilf. Hier bin ich von meterhohen Schilfpflanzen umhüllt. Der Wanderungen endet nun an der Seebrücke in Schobüll, einem Stadtteil von Husum. Von hier aus geht es zu Fuß oder mit dem Bus zurück in die Stadt.

Ich verbinde diese Wanderung mit einer zweiten Route aus dem Waden Sea Explorer. Diese startet ein gutes Stück weiter nördlich an dem ehemaligen Arlau Schöpfwerk und führt durch den Beltringharder Koog. Ein Koog ist ein eingedeichtes Gebiet, erklärt mir der World Heritage Explorer.

Wandern im Watt — und weit und breit ist keiner

Bin ich auf der ersten Route noch recht vielen Menschen begegnet, ist hier oben keiner weit und breit zu sehen. Es ist absolut still bis auf den Wind und Vogelrufe. Für diese Tour auf jeden Fall ein Fernglas mitbringen. Denn viele Vögel nutzen den Ort als Rastplatz. Auf dem Weg gibt es deshalb auch zwei Vogelbeobachtungshütten. Die erste entdecke ich nach ein paar hundert Metern. Durch Luken kann man hier in eine Salzwasserlagune blicken. Die Vögel bleiben so ganz ungestört. Auf den ersten Blick kann ich nicht viel erkennen. Aber mit dem Fernglas vor Augen, sichte ich doch einige verschiedene Vogelarten auf dem Wasser.

Praktischerweise helfen kleine Schilder mit Bildchen in der Hütte beim Bestimmen der Vögel. Ich sehe verschiedene Möwen, einen großen Brachvogel mit seinem langen gebogenen Schnabel und Brandgänse. Ein Vogelkenner erzählte mir, dass hier zurzeit auch sehr viele Seeadler rasten. Ich habe aber heute kein Glück und sehe leider keinen.

Weltnaturerbe Wattenmeer: Knutts vor Hooge-Ost
Das Wattenmeer ist ein Vogelgebiet von Weltgeltung © Hans-Ulrich Rösner / WWF

Zu der Lagune gehe ich entlang von Salzwiesen. Sie leuchten in den Farben Orange, Lila und Sattgrün. Der Weg führt mich dann rechts durch ein Tor durch einen gewundenen Schilfweg zu einer zweiten Vogelbeobachtungshütte an einem Süßwassersee. Der ist allerdings ausgetrocknet. Es picken ein paar kleine Alpenstrandläufer im Boden herum. Der Weg führt mich dann weiter durch einen grünen Tunnel, den Hecken am Wegrand bilden, zurück über den Deich.

Zum Wandern braucht man keine Berge

Fraglos: Der Wadden Sea Explorer hat mir zwei ziemlich unterschiedliche Abschnitte des Wattenmeers näher gebracht. Und gezeigt, dass man zum Wandern nicht unbedingt Berge braucht. Tolle Pfade und weite Ausblicke gibt es auch hier. Und es gibt noch so viel mehr zu entdecken…

Der Waddeen Sea Explorer ist im Rahmen des deutsch-dänischen Interreg-Projektes „NAKUWA- Natur und Kulturtourismus am Wattenmeer“ entstanden. Der Wadden Sea Explorer ist für Android und iOS kostenfrei erhältlich und steht ab jetzt in den entsprechenden App-Stores zum Download bereit. 

Der Waddeen Sea Explorer ist im Rahmen des deutsch-dänischen Interreg-Projektes „NAKUWA- Natur und Kulturtourismus am Wattenmeer“ entstanden.

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Eisbär auf der Perlentreppe: Happy Birthday, Maria Montessori!

Heute, am 31. August 2020, wäre Maria Montessori 150 Jahre alt geworden. Die italienische Naturwissenschaftlerin, Ärztin und Pädagogin entwickelte eines der bis heute bedeutendsten reformpädagogischen Bildungskonzepte – die Montessori-Pädagogik.

Maria Montessori Natur
Maria Montessori: Ärztin, Reformpädagogin und Philosophin © picture-alliance / ullsteinbild

Viele Erkenntnisse Maria Montessoris sind heute so aktuell wie damals. Was wir bei der Bildung unserer Kinder vermitteln sollten: Die Biologische Vielfalt ist unsere Lebensversicherung. Und Rausgehen hält fit und baut Naturverbundenheit auf.

Zu Maria Montessoris Geburtstag will ich Euch etwas mehr über ihre Naturverbindung erzählen:

Das Netz des Lebens

Der Umweltschutz lag Maria Montessori sehr am Herzen. Als Naturwissenschaftlerin formulierte sie: „Die Erhaltung der Erde hängt von vielen verschiedenen Tierarten ab, von denen jede eine besondere und bestimmte Aufgabe hat”, wie Montessori in die Macht der Schwachen schrieb.  “Das Leben der einen steht in Beziehung zum Leben der anderen“. Der Zusammenhang zwischen der Gesundheit der Ökosysteme und dem Wohlergehen der Menschheit ist komplex und kann zeitlich wie räumlich verschoben sein. Das macht es nicht leicht, ihn im Alltag vor Augen zu haben. Maria Montessori stellte diesen Zusammenhang schon vor über hundert Jahren in den Mittelpunkt ihrer Pädagogik – und zwar durch praktische Erfahrungen in der Natur.

Raus aus dem Haus

Kinder Lernen Montessori in der Natur
Kinder bei selbstbestimmter spielerischer Beschäftigung im Kinderhaus Hamburg. — Foto um 1925 © picture-alliance / akg-images

Maria Montessori nutzte die Natur mit Kindern als Lern- und Bewegungsraum. Statt von ihnen das unnatürliche und für den Körper schädliche lange Stillsitzen im Klassenraum zu verlangen, hatte sie beobachtet, dass Bewegung Lernen fördert. Maria Montessori machte das Begreifen im wahrsten Sinne des Wortes zum Be-greifen. In der festen Überzeugung, dass Körper und Gehirn eine Einheit bilden und sich gegenseitig stimulieren, sollte Lernen so oft es möglich ist über eine motorische und feinmotorische Dimension verfügen.

Natur als Lehrmeisterin

Als Pädagogin ermöglichte Maria Montessori den Kindern der damaligen Zeit, draußen aktiv zu werden. Sie sollten forschen und selbstbestimmt lernen, anstatt nur Arbeitsblätter über die Tier- und Pflanzenwelt auszufüllen — wie langweilig! Eines der typischen pädagogischen Prinzipien Maria Montessoris ist es, mit Hilfe von Sinneserfahrungen einen Grundstein für abstrakte Lernziele zu legen. Außerdem ergänzte Maria Montessori lineare Lernprozesse mit Gelegenheiten zur Quervernetzung und schaute fächerübergreifend auf die Themen.

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Die Perlentreppe: Mit Sinn zum Verstand

In den letzten Monaten habe ich – wie viele von Euch auch — besonders viel Zeit mit meinen Kindern verbracht. Im Rahmen des Homeschoolings in der Corona-Pandemie haben wir uns intensiv mit der von Maria Montessori für den Matheunterricht entwickelten farbigen Perlentreppe beschäftigt. Im Original besteht das Material aus Perlenstäben unterschiedlicher Länge und verschiedener Farbe. Die 1er-Perle ist rot, die 2er-Perlenstange grün, die 3er- rosa, die 4er- gelb, die 5er- hellblau, die 6er-lila, die 7er- weiß, die 8er- braun, die 9er-dunkelnlau und die 10er-Stange gold. Die Farbcodierung macht das Abzählen der Perlen überflüssig und erleichtert den Einstieg in die Mathematik. Die farbigen Perlenstangen eignen sich für den Einsatz im Rahmen der Themen Zahlenwertigkeit, Zahlenreihenfolge, Zahlzerlegung, Zehnerübergang, Addition, Subtraktion, Multiplikation und so weiter.

Gold im Tierreich? Montessori neu gedacht

Meinen Kindern und mir kam die Idee, das Bild der Perlentreppe aufzugreifen und ganz im Sinne Maria Montessoris neu zu denken. Wir schnitten Kreise aus Buntpapier aus und schauten, welches entsprechend farbige Obst und Gemüse uns einfällt, welche Farben der Perlentreppe uns beim Spazierengehen begegnen und welche Wildtiere die Evolution in den Farben Rot, Grün, Rosa, Gelb, Hellblau, Lila, Weiß, Braun, Dunkelblau und Gold hervorgebracht hat. So ist das, wenn die Mutter Biologin ist 🙂. Dieser sinnliche, farbenfrohe Zugang die Artenvielfalt zu entdecken hat uns Freude gemacht und ganz nebenbei haben wir einiges gelernt. Ich hätte zum Beispiel nicht gedacht, dass es so viele „goldene“ Tiere gibt und es andererseits so schwer ist „lilafarbige“ zu finden. Ein paar typische WWF-Tiere wie Blauwal, Löwe, Schneeleopard, Weißwal und Eisbär waren auch dabei.

Montessori und die Natur: Perlentreppe der Tiere
Welches Tier ist lila? Perlentreppe Tiere © Vera Weissmann

Naturverbundenheit fördern?

Die Natur ist Lebensversicherung, Lehrmeisterin, Apotheke und Fitnessstudio ebenso wie Lern- und Bewegungsraum und noch vieles mehr. Wer sich anregen lassen mag, schaut am besten in das WWF-Handbuch „Natur verbindet!“ und findet dort Übungen und Aktivitäten für das Lernen in und mit der Natur.

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr uns von euren Erfahrungen dazu berichtet!

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Kartoffeltag: Fünf Fakten zu Kartoffeln

1. Schalen sind (oft) doch nicht gesund

Habt ihr bestimmt auch schon mal gehört: Das Gesunde der Kartoffel steckt in der Schale. Das stimmt leider nicht immer. Wie fast alle Obst und Gemüsesorten haben Kartoffeln eine Schale, die sie schützt. Kartoffeln haben — wie fast alle Pflanzen — ja das Problem, dass sie nicht weglaufen können. Um sich vor deren Zugriff oder Pilzen zu schützen hat die kluge Kartoffel einen besonderen Abwehrmechanismus eingebaut. Es sind Bitterstoffe in der Schale, die ab einer gewissen Konzentration auch gesundheitsschädlich sein können. Junge Kartoffeln haben noch eine dünne Schale, aber je älter eine Kartoffel ist, desto dicker wird auch die Schale. Daher gilt: Bis auf die ganz jungen sollte jede Kartoffel vor dem Verzehr geschält werden. Dann erhält man ein sicheres, gesundes Lebensmittel. Übrigens: Die Schalen der meisten Obstsorten sind gesund und können bedenkenlos mitgegessen werden.

2. Kartoffeln sind keine Bio-Deutschen

Der preußenkönig fördert die Kartoffel: Gemälde von Robert Müller (gen. Warthmüller, 1859-1895) Berlin, 1886
Friedrich II. von Preussen ordnete mehrfach den Anbau von Kartoffeln an

Weltweit gibt es rund 5000 Kartoffelsorten, die von Finnland bis Indonesien wachsen. Eigentlich überall, nur nicht in den Tropen und der Arktis. Fast alle stammen aus Südamerika. In Peru gibt es mehr als 3000 endemische Kartoffelsorten. In Europa galt die Kartoffel zunächst als Zierpflanze, wegen ihrer schönen Blüten. Wie und durch wen die Kartoffel zu uns kam, ist bis heute nicht genau geklärt, jedenfalls war es im 17. Jahrhundert. In Deutschland sollen die ersten Kartoffeln im Jahre 1647 (nein, nicht in Preußen) in Pilgramsreuth, Oberfranken angebaut worden sein. Um den stetigen Hungersnöten Herr zu werden, gab Friedrich II. in Preußen schließlich 1746 seinen ersten Kartoffelbefehl heraus. Den Bauern wurde darin der Anbau „der sog. Tartoffeln, als ein sehr nützliches und sowohl für Menschen als Vieh auf sehr vielfache Weise dienliches Erd-Gewächse, ernstlich anbefohlen.“

Da bin ich voll beim alten Preußenkönig: Für die Kartoffeln spricht nämlich, dass keine Frucht so viel Kalorien pro Hektar erzeugen kann wie die Kartoffel — und sie hat auch noch die geringsten Treibhausgasemissionen.

3. Deutschland importiert Kartoffeln – obwohl das unnötig ist

Deutschland ist wichtigstes Importland für Frühkartoffeln. Im Frühjahr kommen jedes Jahr immer noch Kartoffeln aus dem Ausland, zum Teil aus Spanien, Israel oder Ägypten, wo es häufig große Probleme mit Wasserknappheit gibt. Dabei kann man an über 300 Tagen im Jahr Kartoffeln aus Deutschland genießen, bei gewissen Abstrichen an der Schönheit kann man das ganze Jahr über deutsche Kartoffeln essen. Ab Mai werden die im Lager zwar etwas schrumpelig und grau, sind aber noch sehr gut zum Verzehr geeignet. Achtet doch beim nächsten Kauf einmal darauf, wo die Kartoffeln herstammen. Auch hier gilt wie immer: regional und bio ist besser. Damit seid ihr auf der richtigen Seite.

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4. Deutsche essen immer weniger Kartoffeln

Der Pro-Kopf-Verbrauch nimmt immer weiter ab. Aß jeder Deutsche im Jahr 2000 noch 70 Kilogramm Kartoffeln und Kartoffelerzeugnisse pro Kopf im Jahr, sind es mittlerweile nur noch 53,7 Kilo. 1950 waren es heute kaum zu glaubende 186 Kilo.

 

Kartoffel auf dem markt in China. Chinsen sollen mehr Kartoffeln essen, fordert die Partei
Chinesen soll mehr Kartoffeln essen. Die Partei will es — aus guten Gründen © iStock / Getty Images

5. Chinesen essen immer mehr Kartoffeln

Auch Kartoffelproduktionsweltmeister sind die Deutschen nicht. Russland produzierte das dreifache, China schon jetzt das Zehnfache – und es soll noch deutlich mehr werden. Für Weizen und Reis gibt es in China zu wenig Wasser und zu viele Menschen, jetzt soll die genügsame Knolle helfen. Das chinesische Ernährungsministerium preist die Kartoffel in den letzten Jahren als „ideales Nahrungsmittel“, das auch unter „kalten, trockenen und unfruchtbaren Bedingungen“ gedeihe. Um den Chinesen die Knolle schmackhaft zu machen, strahlte der chinesische Staatssender CCTV sogar eine Kochserie aus, in der Köche die Verwendung nach klassischer chinesischer Rezeptur zeigten: Kartoffel süss-sauer, Kung-Pao-Kartoffeln, Kartoffelnudeln.

Und was kannst du tun?

Es ist alles ganz einfach:

  1. Weniger Fleisch, mehr Kartoffeln! Wieso? Uke zeigt’s im Video.
  2. Bio-Kartoffeln aus heimischem Anbau kaufen. Das ist gut für’s Klima und für dich.

Guten Appetit!

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Was Du mit Wespen tun kannst (und besser bleiben lässt)

Beim Picknick, beim Spaziergang mit Eis oder beim Grillen im Garten: Riecht es nach leckerem Essen, süßen Getränken oder verführerischem Parfüm, fühlen Wespen sich eingeladen. Die Aufregung ist oft groß, viele geraten in Panik. Dabei ist das alles halb so wild, wenn man die schwarz-gelben Tierchen ein bisschen besser kennenlernt.

Nur zwei von 360 Wespenarten werden lästig

In Deutschland gibt es rund 360 Wespenarten. Auch die Hornisse zählt zu den Wespen. Uns Menschen werden jedoch lediglich zwei Arten lästig: die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe. Leider sind sie auch die häufigsten…

Wespe im Getränk: Trinken kann jetzt gefährlich werden. Aber Wespen und Hornissen sind wichtig für das Ökosystem.
Vorsicht, Wespe im Bier! © iStock / Getty Images

Sommerzeit, Wespenzeit

Wespen leben nur einen Sommer lang. Lediglich die jungen Königinnen überwintern, um im Folgejahr einen neuen Staat aufzubauen. Ab Frühling bis etwa Mitte August ernähren sie sich hauptsächlich von Eiweiß, um die Larven zu versorgen. Zu dieser Zeit haben sie es besonders auf Insekten abgesehen. Wenn die Brut gegen August versorgt ist, müssen die erwachsenen Tiere sich um ihr eigenes Überleben bemühen: Sie brauchen Zucker!

Da kommen wir Menschen mit unseren süßen Verlockungen genau richtig. Wir interpretieren ein aggressives Verhalten der Wespen, weil es schlicht mehr von ihnen in unserer Nähe gibt – und das macht uns nervös.

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Wespen und Hornissen sind wichtig!

Da Insekten ihre Hauptnahrung sind, regulieren Wespen den Naturhaushalt. Raupen, Blattläuse, aber auch Stechmücken, Bremsen, Spinnen und vieles mehr stehen auf ihrem Speiseplan. Ein einziges Hornissenvolk schafft etwa 15 Kilogramm Insekten pro Saison! Ein Wespenvolk immerhin die Hälfte. Zudem helfen Wespen und Hornissen den Bienen im Frühjahr bei der Bestäubung von Blüten und dienen Vögeln als Nahrung.

Die größten Mythen über die Wespe

„Das Gift der Hornissen ist am gefährlichsten, drei Stiche töten einen Menschen, sieben ein Pferd.“

Das ist Unsinn. Das Gift von Hornissen ist nicht giftiger als das der Wespen oder Bienen. Ganz im Gegenteil: Bienengift ist sogar vier Mal giftiger! Allein für Allergiker ist Fernhalten oberstes Gebot. Für sie stellt die Wespe eine echte Gefahr dar. Das Gift der Wespe ist für Allergiker 20 Mal giftiger als das der Biene. Jedes Jahr führen die Stiche sogar zu etwa 20 Todesfällen.

„Man soll Wespen nicht schlagen, sondern wegpusten!“

Falsch! Beides ist nicht gut. Denn das Kohlenstoffdioxid in unserem Atem löst bei Wespen ein Alarmsignal aus und lässt sie panisch werden.

„Mit Wespenfallen am Tisch ist das Problem gelöst.“

Keine gute Idee. Die Fallen aus Bier und Saft sind nämlich gar nicht so toll. Die Wespen (manchmal auch Bienen) ertrinken qualvoll darin. Außerdem lockt dieser vermeintliche Trick noch weitere Insekten an.

Wespen in meinem Garten

Nester die frei hängen, gehören nicht zu den lästigen Arten. Die lästigen Wespen sind Dunkelhöhlennister! Das bedeutet, sie bauen ihre Nester nur in der Erde oder hinter dunklen Verschalungen. Wenn Euch ein frei hängendes Nest nicht stört, könnt Ihr es einfach hängen lassen.

Notfalls Rat beim Imker

Soll das Nest trotzdem weichen, zieht Ihr am besten einen Spezialisten zu Rate, beispielsweise einen Imker. Dieser kann das Nest mit einem Schutzanzug umsiedeln. Dann müssen die Tiere nicht getötet werden und Ihr bringt Euch selbst nicht in Gefahr. Wespen sind am Nest nämlich immer im Verteidigungsmodus.

Übrigens: Eure Nachbarn können grundsätzlich keinen Anspruch darauf erheben, ein Nest zu entfernen. Das heißt, Ihr würdet nur für ein Nest und seine Folgen haften, wenn Ihr es eigenständig an dem besagten Ort angesiedelt hättet.

Was Du mit Wespen tun kannst (und besser bleiben lässt)

  • Hektische und schnelle Bewegungen vermeiden, denn davon fühlen sich die Tiere bedroht.
  • Getränke mit Deckeln abdecken und aus einem dünnen Strohhalm trinken. Vor jedem Schluck nochmal tief ins Glas schauen – vor allem bei Dosen ist Vorsicht geboten!
  • Essen im Freien immer abdecken. (Wespen stehen neben Süßkram auch total auf Fleisch.)
  • Sich im Park nicht in die Nähe von Mülleimern setzen und auch zuhause die Mülltonnen immer verschlossen halten.
  • Geht nicht barfuß über Wiesen!
  • Wer sehr ängstlich ist, sollte auf bunte Kleidung verzichten.
  • Nach einem Stich: Kühlen hilft und eine rohe halbe Zwiebel auf den Stich zu legen, wirkt entzündungshemmend. Wenn man nichts zur Hand hat — sogar Spucke neutralisiert das Insektengift.
  • Bei Schwindel, Herzrasen oder Übelkeit nach einem Stich bitte sofort einen Arzt aufsuchen!
  • Bitte niemals die Einstichstelle mit dem Mund aussaugen, so gelangt das Gift durch die Schleimhäute noch schneller in den Körper. Korrekte Tips zum Umgang mit Stichen hier von der Feuerwehr.
  • Als Allergiker ab August immer die Notfall-Apotheke dabei haben!

Aber das allerbeste Mittel gegen die Wespen bleibt: einfach in Ruhe lassen. Auch wenn es schwer fällt.

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Finanzen: Was Banken gegen Entwaldung tun können

Mein Kollege aus einem WWF Büro in Asien hat mich mit dieser Frage echt zum Nachdenken angeregt: „Hättest Du vorher von der Pandemie gewusst, hättest Du dich anders vorbereitet?” Und wie wäre die Antwort, wenn wir die Frage in Bezug auf die Klimakrise oder das Artensterben stellen? Diese Frage werden wir demnächst mal ein paar Bänkern bei einem Workshop stellen.

Bänker und der WWF? Sind Bänker nicht die Bad Boys on the Block, die aus reinem Profitdenken Kohlekraftwerke oder Palmöl-Plantagen finanzieren? Haben Umweltthemen überhaupt Einfluss auf sie? Können sie sogar Positives beitragen? Ich versuche mal zu erklären.

Warum stehen eigentlich Banken so im Fokus?

Klar, der Finanzsektor ist groß und wichtig. Banken vergeben Kredite. Versicherer helfen, die Risiken zu managen. Das Finanzsystem treibt die wirtschaftlichen Aktivitäten an, die unseren Planeten beeinflussen. Es ermöglicht Ölfirmen, in der Arktis zu bohren, oder Agrarunternehmen Wälder abzuholzen. Aber Banken sind auch der Schlüssel, um unsere Häuser energieeffizient zu gestalten, Landschaften wiederherzustellen oder Kleinbauern zu helfen, ihre Erträge nachhaltig zu steigern. Finanzierungsentscheidungen steuern, was in der Wirtschaft heute passiert. Und morgen passieren wird. Ohne Moos ist nun mal nichts los. Im Guten wie im Schlechten.

Warum arbeitet der WWF zu diesem Thema?

Genau das ist auch der Grund, weswegen wir verstärkt mit der Finanzwelt zusammenarbeiten. Die Sustainable Development Goals (SDGs) und das Pariser Klimaabkommen sind die Ziele, die wir Menschen in den nächsten Jahren erreichen müssen, um Teil dieses Planeten zu bleiben. Den meisten von uns ist klar: Fossile Brennstoffe müssen erneuerbaren weichen. Kreislauf-Konzepte werden das Produzieren-Nutzen-Wegschmeißen ersetzen. Und Biodiversität braucht ihren festen Platz in Form von unberührten Ökosystemen wie auch auf unseren Nutzflächen. Diese Transformation verlangt auch eine Transformation des Finanzsektors.

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Neue nachhaltige und innovative Lösungen benötigen immense Summen. Für umweltfreundliche Technologien, Energie- und Ressourceneffizienz, ländliche Entwicklung, grün produzierte Lebensmittel, nachhaltiges Management unserer Ökosysteme und vieles mehr. Dieses Geld haben wir längst nicht zusammen. Die UN schätzt das „Financing Gap“ zur Erreichung der SDGs auf 2,2 Billionen Euro jährlich. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands lag 2018 bei 3,4 Billionen Euro.

Unnachhaltig bedeutet Risiko

Der Finanzsektor muss sich schon aus eigenem Interesse mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Gewisse wirtschaftliche Aktivitäten sind eben ein Risiko für den Profit. Die Abholzung der Tropenwälder verursacht beispielsweise mehr Emissionen als die gesamte EU, schätzt das World Research Institut. Und kostet damit langfristig sehr viel Geld. Ein gesunder Planet und ein gesundes Klima sind eben auch entscheidend für eine gesunde Wirtschaft.

Nachhaltige Investitionen werden immer wichtiger, um echten Fortschritt für Umwelt- und Klimaschutz zu erreichen. Hierzu müssen Unternehmen und der Finanzsektor erstens nachhaltig wirtschaften und dies zweitens transparent und einschätzbar gestalten. Konsumenten, Privatanleger und institutionelle Investoren können nur so fundierte Entscheidungen treffen.

Was wir von Banken fordern

Konkret fordern wir von Banken beispielsweise, dass sie Richtlinien zur Vermeidung von Entwaldung in ihre Kreditvergabe aufnehmen und dies öffentlich kommunizieren.
Für Kunden, die im Bereich von (entwaldungs-)kritischen Rohstoffen wie beispielsweise Palmöl, Kautschuk, Holz oder Soja arbeiten, sollen Banken Vorgaben und Prozesse definieren, die Kunden und Projekte nicht nur auf ihre Wirtschaftlichkeit, sondern auch auf Nachhaltigkeitskriterien prüfen. Hierfür können sie sich auch auf international anerkannte Standards beziehen, die schon Umwelt- und Sozialkriterien beinhalten. FSC für Holz, RSPO für Palmöl oder RTRS für Soja. Fast wie ein Bio-Siegel auf den Lebensmitteln.

In Südostasien arbeiten wir verstärkt mit Banken zusammen, um wichtige Lebensräume vor Abholzung zu schützen. Durch das Einbeziehen von Nachhaltigkeitskriterien in ihre Finanzierungsentscheidungen in entwaldungskritischen Sektoren stellen sich Banken immer mehr als wichtige Partner heraus, um der Entwaldung vorzubeugen. Mittlerweile wurde erreicht, dass drei Banken in der Region Richtlinien zur Vermeidung von Entwaldung in ihre Kreditvergabe aufgenommen haben.

Bis das Thema Entwaldung auf Portfolio-Ebene gemanaged wird oder „grüne“ Finanzprodukte entwickelt werden, die unter anderem gezielt nachhaltige Land- und Forstwirtschaft unterstützen, ist es allerdings in den meisten Finanzinstitutionen oft noch ein längerer Weg. Und das beileibe nicht nur in Asien.

Hat also der Finanzsektor etwas mit Nachhaltigkeit am Hut?

Ja, auf jeden Fall. Im Moment ist es vor allem das Thema Klima, das die Finanzwelt beschäftigt. Risiken und Chancen liegen jedoch in noch weit mehr Umweltthemen. Denn die Frage ist nicht, ob eine Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit kommen wird, sondern wann.

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