Technik lebt? Nicht direkt, doch wird sowohl unter uns Fachleuten als auch umgangssprachlich von der Lebensdauer technischer Geräte gesprochen. Neben dem Produktdesign beeinflussen auch wir NutzerInnen die Lebensdauer von Geräten: Indem wir Qualitätsprodukten wählen, sorgsam mit ihnen umgehen, bei Defekten reparieren und funktionierende Geräte weiter nutzen, anstatt sie durch Neuere zu ersetzen, können wir wichtige Ressourcen schonen und die Umwelt schützen.
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Auch wenn das Einige vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm haben: während des gesamten Lebenswegs haben Technikproduktes zahlreiche negative Auswirkungen auf Klima, Umwelt und Menschen.
Unsere Erwartung an die Lebensdauer beeinflusst die Nutzung
Denke an das Smartphone oder den Laptop, auf dem du gerade diesen Blog-Beitrag liest: Wie alt ist das Gerät? Was glaubst du, wie lange wirst du es noch nutzen? Unsere Erwartung an die „normale“ Lebensdauer von Geräten hängt damit zusammen, wie lange wir sie tatsächlich nutzen. Wir sind eher bereit, einen höheren Anschaffungspreis für ein langlebiges Gerät zu bezahlen oder einen Defekt repariere zu lassen, wenn wir mit einer längeren Lebensdauer rechnen.
Beispielsweise würden wir bei einem 1,5 Jahre alten Smartphone wohl kaum einen Sprung im Bildschirm reparieren lassen, wenn wir eh glauben, dass das Smartphone nach zwei Jahren veraltet ist. „Das lohnt sich nicht“ wäre hier die Devise. Wenn wir allerdings damit rechnen, dass wir das Smartphone fünf Jahre nutzen werden, sind wir gerne bereit, in die Bildschirmreparatur zu investieren.
Woher kommt unsere Erwartung an die Lebensdauer von Geräten?
Unsere Erwartung an die Lebensdauer basiert vorrangig auf unseren früheren Erfahrungen. Ob diese auf die aktuelle Situation übertragbar sind, musst du jedoch kritisch überprüfen. Wenn beispielsweise bei dem letzten Defekt eine Reparatur nicht möglich war, weil Ersatzteile nicht lieferbar waren, muss es nicht heißen, dass beim nächsten Defekt wieder keine Ersatzteile erhältlich sind.
Ständige Modellwechsel lassen Geräte alt erscheinen
Auch Medienberichte und Werbung formen unsere Erwartungen an die Lebensdauer. Häufigere Modellwechsel und „Scheininnovationen“ suggerieren, dass das genutzte Gerät veraltet ist, obwohl es noch gut funktioniert. Während uns Geräte, die zuverlässig ihren Dienst verrichten, kaum auffallen, sind Defekte und Ärger über Produktfehler häufig Thema von Small Talk. Doch wir können auch unsere Aufmerksamkeit auf die Geräte richten, die gut funktionieren und unsere Freunde darüber mit Verwandten und Freunden teilen.
Tipps: Was Du tun kannst
Schätze die elektronischen Geräte, die du hast und die zuverlässig funktionieren.
Zögere jeden Neukauf solange heraus wie möglich.
Informiere Dich zur Lebensdauer von Elektronik, beispielsweise bei LangLebeTechnik.de!
Gerät Defekt? Recherchiere gängige Reparaturkosten ( beispielsweise bei kaputt.de) und finde einen Reparaturdienstleister bei FixFirst. Oder vielleicht möchtest du selbst versuchen, das Gerät zu reparieren? Besuche ein Repaircafé in der Nachbarschaft oder finde bei IFixIt Reparaturanleitungen. Hat es geklappt? Hinterher kannst du mächtig stolz auf dich sein!
Du kennst dich selbst super mit Technik aus? Prima! Deine Freunde und Verwandten werden es dir danken, wenn du ihnen bei der Auswahl von langlebigen Geräten hilfst und ihnen bei Reparaturen mit Rat und Tat zur Seite stehst!
Wir haben wieder genau hingeschaut, ob und wie die großen deutschen Banken Nachhaltigkeit in Strategien, Prozesse und Produkte integrieren. Seit unserem letzten Rating hat sich Einiges getan. Aber reicht das?
Die Klimakrise ist 2021 für jeden erkennbar. Immer deutlicher werden die Auswirkungen auf unsere Lebensgrundlagen. Die Fortschritte der Banken in punkto Nachhaltigkeit müssen sich deshalb an der Frage messen lassen, ob das Erforderliche getan wird, um den Klimawandel und das Artensterben zu stoppen.
Auf Basis der Ergebnisse unseres Bankenratings 2021 müssen wir die Frage leider eindeutig mit „Nein“ antworten. Noch werden Umwelt- und Klimaaspekte längst nicht von allen Banken systematisch in Kredit- und Anlageentscheidungen integriert. Immer noch werden besonders klimaschädliche Branchen, Unternehmen und Projekte nicht konsequent zur Transformation angehalten oder von der Finanzierung ausgeschlossen. Banken setzen ihren Kund:innen zudem nicht genug Anreize, um in „grüne“ Anlageprodukte anzulegen oder durch innovative Finanzierungsprodukte in Umwelt- und Klimaschutz zu investieren. Insofern fällt das Fazit des Bankenratings gemischt aus.
Die Richtung stimmt, das Tempo nicht
Die meisten Banken erreichten im Bereich Umwelt und Klima eine mittlere Kategorie. Damit haben wir keine Nachzügler mehr unter den analysierten Banken, was bei der Analyse 2020 der Fall war.
Wir haben aber weiterhin keine einzige visionäre Bank. Eine visionäre Bank verfolgt eine per se nachhaltige Unternehmensstrategie und hat damit einen längerfristigen, generationenübergreifenden Zeithorizont im Blick. Ihre Finanzflüsse lenkt sie zu nachhaltigen Aktivitäten und fördert die Transition von Wirtschaft und Gesellschaft aktiv. Dazu hat sie das Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, umfassend in ihre Strategie und in alle Kerngeschäftsprozesse integriert. Zudem ist sie bemüht, das Verhalten ihrer Kunden so zu beeinflussen, dass diese nachhaltiger agieren.
Wie gesagt: Diese Bank gibt es nicht.
Ernüchternd: Banken und Biodiversität
Wir haben dieses Mal auch analysiert welche Banken den Schutz von Biodiversität in ihren Strategien, Prozessen und Produkten verankert haben. Die Ergebnisse fallen leider sehr ernüchternd aus. Bislang haben sich die analysierten Banken kaum strategisch und methodisch mit der Auswirkung ihrer Kredite und Investments auf die Biodiversität beschäftigt.
Im internationalen Vergleich sind die bewerteten deutschen Banken sehr zurückhaltend im Umgang mit biodiversitätsbezogenen Risiken. Sie sind, wenn überhaupt, nur an wenigen nationalen und internationalen Initiativen beteiligt, die begonnen haben die Wirkung von Krediten und Anlagen auf die Biodiversität zu messen.
Auch im Bereich Biodiversität haben wir keine Vorreiter-Banken. Das Mittelfeld belegen nur fünf Banken. Die restlichen sind unter den Nachzüglern.
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Insgesamt fehlt den Banken noch weitgehend das Bewusstsein für die Risiken, die mit dem Artensterben und der Einschränkung der Ökosystemleistungen verbunden sind. Auch und gerade für ihr Geschäftsmodell. Hier ist daher ein umfassendes Umdenken erforderlich.
Was die Banken jetzt machen müssen
Als Ergebnis unserer Analyse haben wir herausgearbeitet, was die Banken jetzt angehen müssen, natürlich in unterschiedlicher Intensität.
Wir werden unseren Dialog mit den Banken auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Hoffentlich führt unser Rating und der Austausch mit den Banken zu mehr Aktivität — für den Klimaschutz und Schutz von Biodiversität.
Kennt ihr diese Killerargumente, die scheinbar jegliche Diskussion beenden? Zum Beispiel: Fleisch darf nicht teurer werden, weil das unfair wäre für Menschen mit geringem Einkommen. Ich finde wir müssen den Begriff der Fairness etwas weiter zu denken.
Zum Thema Fairness gegenüber Menschen mit niedrigen Einkommen frage ich mich oft: Wer sagt eigentlich, dass Menschen mit wenig Geld viel Fleisch mit wenig Tierwohl, dafür aber vielen Antibiotika essen wollen sollen? Was, wenn sie ihrem Körper Biogemüse gönnen möchten, das nicht selten teurer ist als Billigfleisch? Eine gesunde und nachhaltige Ernährung sollte keine soziale Frage sein! Fair fände ich, wenn jede:r die Möglichkeit hätte, sich gut, gesund und nachhaltig zu ernähren – mit frischem Biogemüse, hochwertigen Getreideprodukten, Nüssen, Obst, Hülsenfrüchten und, wenn gewünscht, gelegentlichem Bio- oder Wildfleisch. Sozialpolitik darf nicht auf dem Rücken der Ernährungspolitik ausgetragen werden!
Mein Verständnis von Fairness schließt auch die Fairness gegenüber der jungen Generation mit ein, die jeden Freitag auf den Straßen für ihre Zukunft demonstriert. Fleisch-Massenproduktion ist mit den Klimazielen nicht vereinbar. Knapp 70 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen entfallen auf Produkte tierischen Ursprungs. Regenwälder, die Lunge unseres Planeten, werden gerodet, damit Sojafuttermittel im großen Stil angebaut werden können. (Soja für menschliche Ernährung stammt hierzulande meist aus Europa).
Wollen wir ernsthaft den heute jungen Leuten in zwei oder drei Jahrzehnten sagen: Sorry, dass ihr und eure Familien jetzt ständig von Fluten, Dürren und Stürmen betroffen seid? Dass eure Kinder nicht mehr — so wie wir damals — in Seen schwimmen und Wäldern toben können, weil diese leider ausgetrocknet beziehungsweise abgebrannt sind? Sorry auch, dass ihr jetzt Hungersnöte befürchten müsst, weil regelmäßig die Ernte vertrocknet oder in den Fluten versinkt. Aber hey, uns war damals einfach wichtig, dass wir uns den Wanst mit Bergen an Nackensteaks vollhauen. Das versteht ihr doch, oder?
Es geht mir auch um die Fairness, gegenüber der Gemeinschaft aller Menschen. Denn den Preis für das billige Fleisch zahlen nicht nur Fleischesser an der Kasse, sondern auch Leute, die wenig oder gar kein Fleisch essen. Steuergelder fließen nicht nur in die Agrarsubventionen, die Masse über Klasse stellen, sondern auch in die Reinigung von Böden und Gewässern, die durch die Tierhinterlassenschaften mit Nitrat vergiftet sind. Mit unseren Krankenkassenbeiträgen zahlen wir alle für die Behandlung derjenigen, die aufgrund ihres übermäßigen Fleischkonsums krank geworden sind. Diese sogenannten externen Kosten belaufen sich zusammengenommen in Deutschland pro Jahr auf rund sechs Milliarden Euro.
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Im Schnitt essen Menschen in Deutschland doppelt so viel Fleisch, wie laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gesund wäre. Das führt zu Herzkranzerkrankungen, Diabetes, Schlaganfällen und Darmkrebs. Fleischlastiges Essverhalten belastet die Gesundheitssysteme weltweit jährlich mit zusätzlich 285 Milliarden Dollar, wie eine Studie der University of London darlegt.Die Gesundheitskosten für Deutschland wurden noch nie ausgerechnet. Sie dürften nicht nur die Behandlung von Erkrankungen, die direkt im Zusammenhang mit übermäßigem Fleischkonsum stehen, umfassen, sondern auch die Folgen von antibiotikaresistenten Keimen, die durch Massentierhaltung entstehen. All diese Kosten trägt die Allgemeinheit. Meine Brille muss ich selbst bezahlen, obwohl ich für meine angeborene Fehlsichtigkeit nichts kann. Aber damit will ich jetzt gar nicht anfangen…
Auch im europäischen Kontext können wir uns nicht über unfaire Preise beschweren – oder wenn, dann müssten wir zugeben, dass sie hierzulande unfair billig sind: Der durchschnittliche Fleischpreis liegt in Deutschland ganz knapp über dem europäischen Mittelwert. Immerhin überm Durchschnitt, ist doch alles bestens, könnte man jetzt argumentieren. Doch dem gegenüber stehen die höchsten Pro-Kopf-Einkommen von Vollzeitarbeitenden in der gesamten EU.
Fleisch war noch nie billiger
Historisch gesehen war Fleisch in Deutschland noch nie so billig wie in den letzten Jahren. In den 1950er Jahren zahlte man für ein Kilogramm Schweinefleisch 1,6 Prozent des Monatsverdienstes. 1975 waren es ein halbes Prozent. Heute sind es gerade mal 0,22 Prozent. Fleisch ist nur so billig, weil es Massentierhaltung und Massenschlachtung gibt.Als diese in den 1960ern aufkam, war man stolz darauf, den Preis so drücken zu können.
Heute wünschen wir uns bessere Haltungsbedingungen für Tiere und Schlachtung ohne Tierleid. Das gibt es weder zum Nulltarif noch in Massen. Eine Ernährung, die gesund für den Mensch und den Planeten ist, hat ihren Wert.
Fleisch muss aus Gründen der Fairness teurer werden
Zum Beispiel durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent. Oder einer anderen Abgaben auf tierische Lebensmittel. Die Besteuerung von klimafreundlichen Lebensmitteln wie Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte sollte gleichzeitig von 19 auf 7 Prozent gesenkt werden. Mittelfristig sollte es eine differenzierte Nachhaltigkeitssteuer auf Lebensmittel geben. In diese Richtung argumentieren auch andere Akteure in Politik und Wissenschaft, zum Beispiel die Zukunftskommission Landwirtschaft und der Wissenschaftliche Beirat für Agrar und Ernährung sowie das Umweltbundesamt.
Ich finde es ist überfällig: Als eines der reichsten Länder in der EU, ja in der Welt, sollten wir für uns alle ein Ernährungssystem erschaffen, in dem sich Wertschätzung für Tiere, Pflanzen, Böden, Gewässer, Menschen, Umwelt und das Klima widerspiegelt. Oder meinst Du nicht?
Auf die Frage: „Was machst du in den Ferien?“ lautete unsere Antwort diesen Sommer: „Ich gehe Müllsammeln!“ Wir, das sind elf engagierte junge Menschen, die im August am vierten WWF Jugend Clean Up Walk teilgenommen haben. Gemeinsam sind wir eine Woche lang von Lutherstadt Wittenberg bis nach Köthen gewandert und haben dabei allen Abfall eingesammelt, den wir unterwegs gefunden haben.
Schnapsflaschen, Silberbesteck und ein Briefkasten: 258,5 Kilo
So eine Müllsammelaktion fühlt sich immer auch ein bisschen an wie eine Schatzsuche. Neben unzähligen Zigarettenstummeln und ‑schachteln, Plastikverpackungen und To-Go-Bechern haben wir auch einige kuriose Gegenstände aus der Natur geborgen. An einem Tag fanden wir einen großen Plastikgartentisch im Straßengraben, an einem anderen einen Teppich. Auf unserer ersten Etappe angelten wir aus einem Bach um die hundert Schnapsfläschchen, ein Besteckset und sogar einen Briefkasten. Alles in allem haben wir während des Clean Up Walks 258,5 Kilo Müll gesammelt.
Mehr als nur eine Müllsammelaktion
Zum Clean Up Walk gehört aber noch so viel mehr als das Müllsammeln. Wir haben neue Freundschaften geschlossen, an den Abenden gemeinsam gekocht und eigene Kartenspiele erfunden, uns miteinander über unsere Erfolge gefreut und auch das ein oder andere Hindernis zusammen überwunden. So eine abenteuerliche Aktion schweißt zusammen. Gemeinsam konnten uns selbst Reifenpannen, Mückenschwärme und plötzlich endende Waldwege nicht unterkriegen.
Orte mal ganz anders kennenlernen
Beim Müllsammeln kommt man deutlich langsamer voran als beim normalen Wandern. Dadurch haben wir die Gegend zwischen Wittenberg und Köthen besonders intensiv kennengelernt. In unseren weißen Warnwesten und mit unserem Müllwagen sind wir überall aufgefallen und mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen. Auf diese Weise konnten wir jede Menge Aufmerksamkeit für unser Anliegen erregen.
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Die positiven Rückmeldungen haben uns jeden Tag motiviert, weiterzumachen. Wir sind unglaublich dankbar für die viele Unterstützung, die wir unterwegs erfahren haben. Ohne die Menschen, die uns Turnhallen und Gemeindehäuser zum Übernachten zur Verfügung gestellt und den von uns gesammelten Müll entsorgt haben, wäre der Clean Up Walk nicht möglich gewesen! Einen ganz besonderen Tag haben uns Tara und Heiko aus dem WWF-Büro in Dessau beschert. Mit ihnen durften wir einen Teil des WWF-Projektgebiets Mittlere Elbe mit seiner wunderschönen Natur und Artenvielfalt vom Kanu aus kennenlernen.
Gleichzeitig die Natur an der Elbe und in den Philippinen schützen
Mit dem Clean Up Walk wollen wir aber nicht nur die Ufer der Elbe ein wenig plastikfreier machen, sondern auch ein Meeresschutzgebiet in den Philippinen. Im Golf von Davao leben unter anderem verschiedene Meeresschildkrötenarten, Walhaie und Seekühe. Leider landen dort aber auch viele Abfälle aus den Städten an der Küste im Wasser. Der WWF setzt sich dafür ein, dass dort weniger Müll ins Meer gelangt.
Hast du auch selbst Lust etwas gegen die Vermüllung zu tun?
5 Tipps für deine eigene Müllsammelaktion
Suche dir Mitstreiter:innen! An vielen Orten gibt es bereits regelmäßig stattfindende Cleanups und ehrenamtliche Müllsammelgruppen.
Kläre die Entsorgung im Voraus! Kontaktiere lokale Müllentsorger oder die Gemeindeverwaltung, um abzuklären, wo du den gesammelten Müll abgeben kannst.
Denke an Handschuhe oder Müllgreifer, genügend Müllsäcke. Und eine Waage, falls du den gefundenen Müll wiegen möchtest.
Nimm Rücksicht auf brütende Vögel und geschützte Tier- und Pflanzenarten. Wichtige Hinweise dazu findest du hier.
Du bist zwischen 18 und 27 Jahren alt? Dann komm im Spätsommer 2022 mit zu unserem nächsten Clean Up Walk! Die Anmeldung startet im Juni auf wwf-jugend.de. Komm mit!
Letzte Woche sorgten mehrere Riesenquallen für Aufregung, die an Mallorcas Stränden gesichtet wurden. Gleich zur Entwarnung: Obwohl sie 40 Kilogramm schwer werden kann, ist diese Quallenart wie viele andere auch für den Menschen harmlos. Was ich aber schade finde: Dass Quallen oft so einen Horror hervorrufen. Dabei gehören sie zu den ältesten und ursprünglichsten Lebewesen der Erde mit vielen faszinierenden Eigenschaften! Warum brennen ihre Berührungen? Wie gefährlich sind Quallen? Weshalb kommt es zur Quallenplage? Und was sind das überhaupt für merkwürdige Wesen?
Ohne Hirn, Herz und Knochen
Quallen bestehen zu 99 Prozent aus Wasser, haben kein Gehirn, kein Herz, kein Blut und keine Knochen. Sie setzen sich aus nur drei Schichten zusammen: Der Außenhaut, einer gallertartigen Glibbermasse als elastische Zwischenschicht — im Englischen heißen sie deshalb Jellyfish — und einer inneren Schicht mit Hohlraum als Magen.
Obwohl so ursprünglich und einfach gebaut, haben Quallen und ihre Schwestern die Korallen und Seeanemonen eine hochkomplizierte Wunderwaffe von ihrem Vorfahren geerbt: Giftharpunen! Diese sind in Nesselkapseln aufgewickelt, die bei Berührung explodieren und die Harpunen an Fäden herausschleudern. Die Fangarme der Quallen sind mit tausenden dieser Nesselzellen besetzt. Oft sind die Fäden hohl und enthalten Gift, welches dann die Beute der Medusen — Krebstiere, Larven und kleine Fische — lähmt oder tötet. Ob eine Qualle für den Menschen gefährlich werden kann, hängt davon ab, ob die Harpunen genug Wucht haben, die menschlichen Hautzellen zu durchstoßen und welches Gift die Quallenart benutzt. Für Menschen ist es selten tödlich, löst aber häufig Juckreiz und Brennen aus.
Stechen auch tote Quallen?
Die Tentakel von Quallen können sehr kurz, aber auch bis zu 20 Meter lang sein und noch bei toten Quallen brennen. Ebenso wenn sie vom Körper abgetrennt im Meer treiben. Man spricht dabei tatsächlich von einem Quallenstich.
Die giftigste Qualle der Welt
Die giftigste Qualle der Welt ist gleichzeitig das giftigste Tier der Erde überhaupt: Die australische Seewespe. Wegen ihr werden in Australien viele Badestrände mit Netzen abgeschirmt. Das Gift ihrer zwei bis drei Meter langen Tentakel könnte theoretisch 250 Menschen töten.
Die Seewespe ist eine Würfelqualle, erkennbar an ihrer vierkantig wirkenden Form. Insgesamt unterscheidet man zwei große Gruppen von Quallen: Die Scheiben- oder Schirmquallen, die für den Menschen ungefährlich sind. Und die sehr giftigen Würfelquallen. Letztere leben hauptsächlich in tropischen Gewässern und sind die einzigen Quallen mit Linsenaugen.
Quallen in Nord- und Ostsee
In kälteren Gewässern wie der Nordsee oder Ostsee gibt es keine Würfelquallen. Die häufigste Qualle hier ist die Ohrenqualle, benannt nach ihrem Muster. Ihr Gift kann die Haut des Menschen nicht durchdringen.
Anders ist das bei den Feuerquallen: So werden verschiedene Quallenarten bezeichnet, deren Fangarme beim Menschen Hautreizungen hervorrufen. Bei uns heimisch gehören dazu die Gelbe und Blaue Haarqualle, die Leuchtqualle und die Kompassqualle.
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Faszinierende Feuerquallen
Obwohl Feuerquallen eigentlich sehr giftig sind und sich unter anderem von kleinen Fischen ernähren, benutzen einige Fischarten in der Nordsee wie Pferdemakrelen und Wittlinge diese Quallen als treibende Nachwuchskrippe. Ähnlich wie die Clownfische und ihre Anemone bei „Findet Nemo“.
Was tun nach einem Quallenstich?
Wie behandelt man eine Quallenverbrennung? Was hilft und was sollte man besser nicht machen? Nach der Berührung mit Quallententakeln bleiben häufig Nesselkapseln auf der Haut zurück. Übergießt man die Stelle mit Süßwasser oder Alkohol oder rubbelt sie gar mit einem Handtuch ab, zerplatzen die Kapseln und brennen noch mehr. Besser Sand darüber streuen und ihn zum Beispiel mit einer Plastikkarte abstreichen. Wenn möglich die Haut vorher mehrfach mit Essig übergießen. Auch mit Hilfe von Rasierschaum lassen sich die Kapseln nach kurzer Einwirkzeit abschaben. Gleichzeitig kühlt er. Bei Kreislaufproblemen solltest Du einen Arzt aufsuchen. In Regionen mit sehr giftigen Quallen sowieso.
Warum stranden Quallen? Weil sie Plankton sind!
Quallen bewegen sich mit Rückstoßbewegungen fort, indem sie ihren Schirm zusammenziehen und öffnen. Sie können so bis zu zehn Kilometer pro Stunde schnell werden. Hauptsächlich werden sie aber von Meeresströmungen getrieben. Gegen diese kommen sie nicht an und gelten deshalb wissenschaftlich als gelatinöses Plankton, also lebendiges Treibgut.
Von der Strömung werden die Quallen auch an den Strand gespült. Interessant: Ihre Sinneszellen nehmen das wahr, ebenso wenn man sie berührt. Obwohl sie keinen Schmerz empfinden können, möchten sie vermutlich lieber ins Meer zurückgeworfen, als am Strand herumgekickt werden.
Was sind das eigentlich für Tiere?
Quallen gehören zum Stamm der Nesseltiere wie ihre Schwestern, die Korallen und Seeanemonen. Die verfügen nämlich über ähnliche Harpunen.
Und jetzt wird es noch etwas komplizierter. Quallen sind die Nesseltiere nämlich nur in einem Stadium ihres Lebens. Zunächst schlüpfen aus Eiern winzige Larven. Die verwandeln sich in Polypen – jetzt schon mit Fangarmen ausgestattet – und sitzen wie kleine Bäumchen am Meeresgrund oder auf Steinen fest. Von den Polypen lösen sich schließlich Teile, die sich zu schwimmfähigen Medusen ausbilden. Die Qualle ist also kein eigenes Tier, sondern ein Stadium im Lebenszyklus.
Dabei sind zu viele Quallen nicht nur lästig beim Baden, sie verstopfen auch Kühlanlagen von Kraftwerken und Schiffen, bringen bei einer Überpopulation das Ökosystem durcheinander und gefährden ganze Fischbestände.
Auch Plastikmüll fördert die Quallenblüte
Das ist tatsächlich so! Plastikmüll am Meeresgrund und zum Beispiel auch die Füße von Bohrinseln und andere Betonbauten bieten einen guten Untergrund für das Festsetzen von Polypen. Außerdem schaden treibende Plastiktüten den Fressfeinden der Quallen — Seevögeln, Meeresschildkröten und verschiedenen Fischarten – wenn diese die Tüten mit Quallen verwechseln und daran verenden.
Auf Terminator-Art
Noch etwas Interessantes zum Schluss: Verlieren die Medusen einen ihrer Tentakel oder einen Teil ihres Schirms, wächst die Stelle wieder nach. Quallen verfügen über verschiedene erstaunliche Selbstheilungsmethoden und sind manchmal sogar unsterblich.
Die unsterbliche Qualle
Obwohl Quallen normalerweise nur wenige Stunden bis Monate alt werden, gibt es eine Art, die stets wieder jung wird. Die Turritopsis Dohrnii lebt im italienischen und spanischen Mittelmeer. Nach der Vermehrung bildet sie sich zum Polypen zurück, startet wieder von vorne und entwickelt sich neu!
Diese Unsterblichkeit ist nicht das Einzige, was Quallen für die Wissenschaft interessant macht. Das Kollagen ihrer Gelmasse wird in der Kosmetik eingesetzt, das fluoreszierende Protein leuchtender Medusen spielt eine große Rolle in der Molekularbiologie (Chemie-Nobelpreis 2008!) Proteinreich und fettarm gelten die Glibbertiere als neues Superfood. Nicht zuletzt sind sie – in normaler Anzahl – wichtig für ein gesundes Gleichgewicht unserer Meere.