Aufgedeckt: 3 populäre Irrtümer zum Papier

Ist Papier umweltfreundlich? Gibt es Alternativen? Wie sinnvoll ist Papiersparen? Immer und überall präsent und doch kursieren noch so viele Mythen rund um das ‘weiße Blatt’. Wir klären auf und informieren über alles, rund um das Thema Papier.

Irrtum 1 – Papier ist per se umweltfreundlich

Falsch! Erst mal muss man verstehen, dass für die Papierherstellung viele Ressourcen wie Holz, Wasser und vor allem auch Energie verbraucht werden. Richtig ist, dass Papier ein ökologisches Produkt sein kann. Doch das gilt nur, wenn der Wald nachhaltig bewirtschaftet und bei der Herstellung regenerative Energie sowie wenig Chemikalien eingesetzt wurden. Zudem muss es möglichst häufig recycelt worden sein. Werbeflyer, die nicht einmal gelesen und nach dem Entnehmen aus dem Briefkasten sofort entsorgt werden, sind demnach genau das Gegenteil von umweltfreundlich.

Papier Papiertonne und Pappe
Der Papierverbrauch nimmt immer weiter zu und damit auch die Müllberge aus Papier und Pappe. © Alexander Paul Brandes / WWF

Heute wird fast jeder zweite industriell gefällte Baum weltweit zu Papier verarbeitet – sei es in Form von Geschenkpapier oder Taschentüchern. Das Holz dafür stammt aus den Wäldern der ganzen Welt, aus Plantagen und zum Teil aus illegalem Holzeinschlag oder Raubbau. Diese Tatsache ist nichts Neues. Der Nutzungsdruck auf die Wälder steigt aber stetig. Ob zum Heizen, Kochen, Bauen, für Möbel oder zukünftig voraussichtlich zunehmend auch für Textilien und Kunststoffe, für alles verwenden wir Holz. Auch der Papierverbrauch nimmt immer weiter zu; aktuell werden weltweit rund 420 Millionen Tonnen produziert. Das freut die Produzenten. So vermeldet die Branche einen Höchststand von 83 Milliarden Euro Umsatz.

Irrtum 2 – Es gibt keine Papieralternativen

Falsch! Es gibt sehr wohl Alternativen zu Papier – die müssen allerdings differenziert betrachtet werden. Seit ein paar Jahren werden zum Beispiel Bambus- und Hanfpapier angeboten. Doch auch hier gilt es, auf die Nachhaltigkeit zu achten. Denn gerade Bambus avanciert immer mehr zum Trendmaterial für viele Anwendungen. Daher wird es oft in großen Mengen und günstig in China mithilfe von Düngemitteln und Chemikalien angebaut.

Rodung Wald für Paier
Der Nutzungsdruck auf Wälder nimmt zu, da Holz- und Papierverbrauch stetig steigen. © imago images / Marius Schwarz

Als Alternative wird Konsumenten mittlerweile auch sogenanntes Steinpapier angeboten. Das gibt es tatsächlich! Dabei besteht das Papier zu 80 Prozent aus Kalksteinmehl und zu 20 Prozent aus Kunststoff. Aber eigentlich wollen wir ja weg von Kunststoffen selbst. Steinpapier zersetzt sich biologisch nicht. Wenn jedoch die Kunststoffe zerfallen, können Mikroplastik-Partikel entstehen.

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Und noch ein weiterer Rohstoff eignet sich für die Herstellung von Papier: Gras. Aber auch Gras braucht Platz zum Wachsen. Nur wenn das Gras aus extensiv bewirtschafteten Flächen stammt, entlastet es die Natur. Meist wird das Produkt für Lebensmittelverpackungen eingesetzt. Der reduzierte Einsatz von Energie und Wasser macht das Produkt ebenfalls interessant.

Irrtum 3 – Papiersparen ist zwecklos

Falsch! Papier ganz zu vermeiden ist kaum möglich. Aber zumindest sollte der Verbrauch – insbesondere bei uns in Deutschland – deutlich reduziert werden. Denn im Vergleich zu anderen Ländern ist der Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen extrem hoch. Das beginnt schon beim Schmierzettel. Hier können beispielsweise Fehldrucke verwendet und beim Ausdrucken immer Vorder- sowie Rückseite genutzt werden. Ein andere alltägliche “Umweltsünde” ist das Küchenpapier. Dieses kann ganz einfach durch ein altes T‑Shirt ersetzt werden. Oder schon mal über Recyclingpapier nachgedacht? Qualitativ ist Recycling-Toilettenpapier heute nicht mehr von Frischfaser-Produkten zu unterscheiden. Wer einen Beitrag zum Naturschutz leisten will, reduziert den Papierverbrauch und nutzt konsequent Recycling-Papierprodukte.

Gleich doppelt lohnt sich ein kritisches Hinschauen beim Thema Online-Shopping. Wer hier auf die ein oder andere Bestellung verzichtet oder mehr auf einmal bestellt, spart Verpackungsmüll. Denn wegen des zunehmenden Online-Handels hat der Verbrauch an (Papp-) Verpackungen in Deutschland stark zugenommen. Also besser gleich lokal beim Händler persönlich vor Ort einkaufen.

Ein MUSS: Papier nicht in die Restmülltonne werfen. Altpapier ist ein wertvoller Rohstoff, der in die (blaue) Papiertonne gehört.

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Harte Fakten:

  • Auf ein Blatt Recyclingpapier kommen 4,6 Blätter Frischpapier.
  • 250 Kilogramm – so viel Papier verbraucht der Durchschnitts-Deutsche im Jahr.
  • Nur 15 Prozent des Druckpapiers in Deutschland sind recycelt.

Tipps zum Papiersparen:

  • Sparsam mit Papier umgehen! So wäre es gut, unerwünschte Werbung abzubestellen und Recyclingpapier zu kaufen. Dies gilt ganz besonders bei Hygieneprodukten wie Toilettenpapier.
  • Verbraucher können sich beim Einkauf an Gütesiegeln orientieren. Eine aktuelle Übersicht gibt es hier. So existiert bei Produkten aus frischen Holzfasern beispielsweise das FSC-Logo.
  • Papier im Büro sollte auf ein Minimum reduziert werden. Denn das schont den Wald, spart Energie und Wasser.
  • Nur Papier ausdrucken, wenn unbedingt erforderlich. Dann sollten in jedem Fall die Vorder- sowie Rückseite genutzt werden. In größerer Schrift passen teilweise auch vier elektronische Seiten auf ein Blatt Papier.
  • Küchenrollen und Toilettenpapier sind im Haushalt versteckte Umweltsünden. Wer also schnell und effektiv den Wald schonen will, kann einfach Küchenrollen durch Lappen oder alte T‑Shirts ersetzen. Für Toilettenpapier empfiehlt sich in jedem Fall die ausschließliche Verwendung von Recyclingprodukten.
  • Auch ein Dauerbrenner beim Thema „Verpackungsmüll“: Online-Shopping. Hier sollten Konsumenten definitiv lokalen Handel bevorzugen und nach Läden Ausschau halten, die Produkte ohne Verpackung anbieten. Eine deutschlandweite Übersicht über “Zero-Waste-Läden” gibt es hier.
  • Wer gerne Coffee to go trinkt, sollte sich unbedingt einen eigenen, immer wieder nutzbaren Thermobecher für den langanhaltenden Gebrauch besorgen.

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Alle Jahre wieder: Unser Hunger auf Schokolade zerstört den Regenwald

Es ist wieder soweit. Weihnachten steht vor der Tür und die Regale der Supermärkte sind voller köstlicher Leckereien. Schokoweihnachtsmänner, Adventskalender und Lebkuchen. Wir sind gewohnt, dass die Lieblingssüßigkeit der Deutschen, nämlich die Schokolade, im Überfluss vorhanden ist. Doch leider bleibt unser Schokokonsum nicht ohne Folgen. Und ich rede nicht vom dicken Bauch.

Kakao und die Zerstörung des Regenwaldes

Unsere Lust auf Süß ist anderswo verantwortlich für menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen — und für die Zerstörung von wertvollem Wald. Denn der Kakaobaum ist äußerst anspruchsvoll und wächst und gedeiht am besten in den Tropen bei gleichbleibenden Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und gleichmäßig verteilten Regenfällen. Und daher konkurriert der Kakao mit tropischen Regenwäldern. Für Kakao wurden zwischen 1988 und 2008 global zwischen zwei und drei Millionen Hektar Wald vernichtet.

Schuld daran ist ein Teufelskreis. Oft sind Plantagen bereits sehr alt und die Erträge viel geringer als das eigentliche Potential. Zudem wird der Großteil als Monokultur angebaut, das heißt, auf einer Fläche stehen ausschließlich Kakaobäume. Zudem haben die Bäuerinnen und Bauern oft keine gesicherten Landrechte, weshalb es sich nicht lohnt in einen nachhaltigeren Anbau zu investieren. Wenn die Bäume kaum noch Früchte tragen, ziehen die Bauern weiter und erschließen sich durch Brandrodungen neue Flächen. Daher wird immer mehr Wald für den Kakaoanbau zerstört.

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Gerade in den westafrikanischen Hauptanbauländern Elfenbeinküste und Ghana sind bereits große Teile der ursprünglichen Wälder verloren. In der Elfenbeinküste wurden bereits 80 Prozent der ursprünglich bewaldeten Fläche zerstört. Bei der derzeitigen Entwaldungsrate wird bis 2034 die gesamte Waldfläche verloren sein. Das gleiche gilt für das Nachbarland Ghana.

Schätzungen zufolge kommen bis zu 40 Prozent Kakaoernte der Elfenbeinküste von illegal gerodeten Flächen. Also aus Naturschutzgebieten. Die Elfenbeinküste galt einst als eines der artenreichsten Regionen der Welt. Namensgebend waren die vielen Elefanten. Doch seit 1994 ist der Elefantenbestand um 86 Prozent zurückgegangen. Zunächst durch Wilderei für das kostbare Elfenbein, doch auch wegen der fehlenden Lebensräume, die durch den Kakaoanbau schwinden.

Kakao Verarbeitung für Schokolade in Afrika
Kakaoverarbeitung © imago stock&people

Die eigentlichen Heimat des Kakao liegt in Südamerika. Auch dort wird immer mehr Primärwald für den Kakaoanbau zerstört. In Ecuador, mittlerweile Nummer Drei der weltweite Kakaoproduktion, sind zwölf Prozent der Entwaldung zwischen 2008 und 2015 auf den Kakaoanbau zurückzuführen.

Problematisch an der ganzen Sache ist auch, dass die Schokoladenhersteller aufgrund der komplexen Lieferketten oft gar nicht wissen, woher ihr Kakao stammt. So können sie nicht sicherstellen, dass der Kakao nicht von illegal entwaldeten Flächen kommt.

Globale Entwaldung heizt den Klimawandel an

Neben dem Verlust von wichtigen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen und dem damit eingehenden Verlust der Artenvielfalt hat die voranschreitende Entwaldung auch einen direkten Einfluss auf die Klimakrise, denn die tropischen Regenwälder speichern große Mengen Kohlenstoffdioxid, das bei der Zerstörung der Wälder in die Atmosphäre gelangt und den Klimawandel anheizt. Dadurch werden globale Wasserkreisläufe durcheinandergebracht. So hängt die Abholzung eng mit zunehmenden Dürreperioden in angrenzenden Gebieten zusammen.

Auswirkungen auf den Kakaoanbau

Dies ist auch bereits in den Hauptanbaugebieten von Kakao wie beispielsweise in Westafrika zu spüren. Auch der Kakaoanbau leidet unter dem Klimawandel und die Zukunft ist ungewiss. Extremwettereignisse wie länger anhaltende Dürreperioden, Starkregen, Überflutungen ebenso wie neu auftretende Pflanzenkrankheiten führen zu geringeren Erträgen und Qualitäten oder sogar vollständig zerstörten Ernten. Und dies befeuert den Teufelskreis der Armut, in dem viele Kakaobäuerinnen und ‑bauern leben, denn eine wichtige Einkommensquelle bricht weg. Seit Jahren wird prognostiziert, dass die Produktion von Kakao in Zukunft einbrechen könnte. Das Forschungszentrum International Center for Tropical Agriculture (CIAT) sagt voraus, dass 90 Prozent der Anbauflächen in Ghana und Côte d’Ivoire im Jahr 2050 für den Kakaoanbau deutlich weniger geeignet sein werden. Dies kann zu Landkonflikten und weiterer Abholzung von Regenwäldern zur Erschließung neuer Flächen führen.

Die Zukunft unserer liebsten Süßigkeit

Der Kakaoanbau hat in vielen Gebieten nur noch eine Zukunft, wenn rechtzeitig die nötigen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ergriffen werden. Die Auswirkungen sind je nach Region ganz unterschiedlich, wie steigende Temperaturen, längere Dürreperioden und veränderte Regenfälle.

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Entscheidend ist ein vielfältiges Anbausystem. Im Gegensatz zu Kakaoanbau in einer Monokultur, bei dem sich ausschließlich Kakaobäume auf einer Fläche befinden, bietet der Anbau von Kakao im naturnahen Agroforstsystem zahlreiche Vorteile. Dabei handelt sich um eine Kombination zwischen Bäumen, Sträuchern und landwirtschaftlichen Elementen, die den Stockwerkbau des Regenwaldes imitiert. Diese Form der nachhaltigen Bewirtschaftung kann zur erhöhten Produktivität der Pflanzen beitragen. Besonders wichtig sind hohe Bäume, die den Kakaobäumen Schatten spenden, denn diese sind ungerne der direkten Sonne ausgesetzt. Die Bäume und Pflanzen profitieren voneinander und reichern den Boden mit Nährstoffen an. Zudem werden weniger Pestizide benötigt und es kann wieder biologische Vielfalt entstehen. Derartige Systeme sind widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel. Aber auch durch widerstandsfähigere Sorten und Bewässerungssysteme können die Anbausysteme an die klimatischen Veränderungen angepasst werden.

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Auch für die Bäuerinnen und Bauern hat dies Vorteile. In den vielfältigen Systemen wächst der Kakao im Schatten von Bananenbäumen, Edelhölzern oder Palmen. Auf dem Boden werden medizinische Kräuter oder anderes Obst und Gemüse angebaut. Dadurch sind die Bauern nicht nur von dem Kakao als einzige Ernte abhängig, sondern können auch viele weitere Produkte für den eigenen Bedarf oder für lokale und internationale Märkte produzieren. So können sie ihr Einkommen diversifizieren.

kakaoplantage
Kakaoplantage © imago images/YAY Images

Genau dies setzen wir auch in unserem neuen Projekt im Amazonas in Ecuador um. Wie genau das funktioniert, seht ihr hier.

Die richtige Schokolade für Weihnachten

Trotz der massiven ökologischen und sozialen Folgen, die der Kakaoanbau weltweit verursacht, wäre es natürlich sehr schade komplett auf unsere geliebte Schokolade zu verzichten. Das ist auch gar nicht notwendig, denn es gibt auch viele tolle Initiativen, die nachhaltigen Kakao verarbeiten.

  • Am besten achtet ihr auf ökologischen Anbau und fairen Handel. Die richtige Wahl ist zum Beispiel Schokolade mit dem Naturland Fair-Siegel, denn dieses garantiert ökologischen Anbau, die Einhaltung sozialer Standards und stellt gleichzeitig sicher, dass keine Waldflächen für den Anbau gerodet wurden.
  • Achtet beim Kauf von Schokolade auch auf Initiativen, bei denen die Wertschöpfung vor Ort stattfindet, das heißt, die Schokolade wird in den Anbauländern selbst hergestellt, beispielsweise Fairafric oder Pacari.

Dann spricht wenig gegen die gute Schokolade. Außer vielleicht die Geschichte mit dem Bauch.

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Delfine – Was Du schon immer über sie wissen wolltest

Delfine leben rund um den Globus in allen Weltmeeren – in flachen Küstengewässern genauso wie in der Hochsee – und teilweise in Flüssen. Über 40 verschiedene Arten in höchst unterschiedlicher Form und Farbgebung gibt es und immer wieder werden neue entdeckt. Die intelligenten Tiere haben Selbstheilungskräfte, geben sich Namen, können Trauer empfinden, knüpfen Freundschaften und kommunizieren mit ihren Sprüngen. Unsere faszinierenden Fakten:

Delfine geben sich selbst Namen

Pfeifen, Klicken, Schnattern: Delfine verfügen über eine hoch entwickelte Sprache aus einer Vielfalt an Geräuschen und Tonlagen. Sie sind fähig, auch mit anderen Meereslebewesen zu kommunizieren und die einzigen bisher bekannten Tiere, die sich Namen ähnlich dem Menschen geben.

Wird ein Delfin-Junges geboren, wiederholt die Mutter bereits vor der Geburt und danach immer wieder eine bestimmte Abfolge von Pfeiftönen. Sie bringt ihm ihren Namen bei! In Studien mit Großen Tümmlern haben Wissenschaftler herausgefunden, dass diese sich selbst Namen geben: Bereits im Säuglingsalter entwickelt jeder Delfin eine eigene Lautfolge, an der er zu erkennen ist und die er ein Leben lang beibehält. Unabhängig vom Klang der eigenen Stimme, das ist das Besondere. Auch andere Delfine können den Namen rufen – oder miteinander über ihn reden.

Wie leben Delfine? Was können Delfine?
Die bekanntesten Delfine: Große Tümmler — Mutter mit Kalb © NaluPhoto / iStock / Getty Images

Mit Charme und Melone

Die Klicklaute der Delfine sind für uns Menschen kaum zu hören. Es sind Ultraschall-Töne, die von Hindernissen im Wasser zurückgeworfen werden: Ein Sonar-System ähnlich dem der Fledermäuse. Hinter der Stirn sitzt dafür bei allen Zahnwalen ein „drittes Auge“, die sogenannte Melone. Die sichtbare Beule aus Fetten und Wachsen nimmt die reflektierten Schallwellen auf.

Delfine orientieren sich mit diesem Echolot und spüren Beutetiere wie Thunfischschwärme, Tintenfische oder Krebse auf. Als aktive und geschickte Räuber nehmen sie eine wichtige Rolle im Ökosystem ein.

Aussagekräftige Sprünge

Delfine sind neugierig und verspielt. Sie schwimmen gerne neben Schiffen her, reiten auf deren Bugwellen und sind bekannt für ihre akrobatischen Sprünge aus dem Wasser, die bis zu sieben Meter hoch sein können. Abgesehen vom Spaß dienen die Sprünge wahrscheinlich der Jagd, der Orientierung – und der Kommunikation über weite Strecken. Die Meeressäuger kombinieren für ihre Aussagen verschiedene Sprungfiguren wie eine Zeichensprache.

Wie sprechen Delfine? Wieso springen Delfine? Warum surfen sie auf Bugwellen?
Sprünge als Zeichensprache © Richard Barrett / WWF UK

Wie intelligent sind Delfine wirklich?

Schon ihr vielschichtiger Sprachgebrauch, ein verhältnismäßig großes Gehirn und dass Delfine Werkzeuge nutzen, lässt auf eine hohe Intelligenz schließen. So schützen vor allem die Weibchen ihre Schnauzen mit Meeresschwämmen, wenn sie den Boden nach Beute durchwühlen.

Delfine erkennen sich außerdem im Spiegel, sind sehr lernfähig und fähig zu abstraktem Denken und komplexen Emotionen wie Trauer beim Tod von Angehörigen.

Die Meeressäuger sprechen sich ab, um Probleme gemeinsam zu lösen. Und sie haben eines der besten Gedächtnisse im Tierreich. All diese Fähigkeiten resultieren aus einem engen Sozialleben. Die Tiere einer Gruppe kennen sich, haben Freunde und lehren und lernen voneinander.

Das Lächeln der Delfine

In Studien konnte man nachweisen, dass Delfine eine sehr optimistische Persönlichkeit haben. Spätestens wenn sie ihre Schnauze öffnen, sieht es auch aus, als würden sie ständig lächeln. Doch das tun sie nicht. Sie haben im Gegensatz zu uns Menschen keine Gesichtsmuskeln. Ihr Gesichtsausdruck hat also nichts mit ihren Gefühlen zu tun.

Warum sind Delfine so schlau? Wieso lächeln sie?
Falsches Lächeln © NatureLovePhotography / iStock / Getty-Images

Enorme Selbstheilungskräfte

Wird ein Delfin zum Beispiel von einem Hai gebissen, heilt seine Wunde in erstaunlich kurzer Zeit. Sie entzündet sich nicht, das Tier verblutet nicht und scheint kaum Schmerzen zu haben. Denn Delfine verfügen über körpereigene, natürliche Antibiotika und Morphine – also Schmerzmittel.
So wie sie ihre Blutgefäße verengen, um beim Tauchen Sauerstoff zu sparen, können sie die Blutzufuhr zur Wunde verringern. Die schlauen Meeressäuger nutzen außerdem pflanzliche Heilmittel aus dem Meer und reiben sich an entzündungshemmenden Korallen.

Selbst große Wunden verschließen Delfine durch eine Art selbst gebildete Zellflicken so, dass kaum Dellen oder Narben zurückbleiben. Ihre bemerkenswerte Regenerationsfähigkeit verhilft den guten Schwimmern auch zu mehr Geschwindigkeit: 

Jungbrunnen: Ständige Selbsterneuerung

Manche Delfine sind schnelle Langstreckenschwimmer. Sie schwimmen am Tag bis zu 100 Kilometer weit und können bis zu 55 km/h schnell werden. Möglich macht das ihr stromlinienförmiger Körper, die enorme Rückstoßkraft ihrer Schwanzflosse und eine sehr glatte Haut: Die äußere Hautschicht schält und erneuert sich etwa alle zwei Stunden. Eine ständige Regeneration, die den Strömungswiderstand verringert und für die Wissenschaft genau wie die Selbstheilung sehr interessant ist.

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Auch der Orca ist ein Delfin

Wie groß werden Delfine?
Größter Delfin der Welt: Orca © IMAGO / Gerard LACZ

Delfine sind Säugetiere und gehören zur Ordnung der Waltiere, genauer zu den Zahnwalen.
Der größte Delfin der Welt ist der Orca oder Große Schwertwal, der tatsächlich zur Familie der Delfine (Delphinidae) zählt. Orcas können fast zehn Meter lang und über sechs Tonnen schwer werden und leben im Gegensatz zu den meisten anderen Delfinarten auch in den Polargebieten.

Berühmtester Vertreter: Großer Tümmler

Bekannt aus der Serie Flipper, sehen Große Tümmler aus, wie wir uns einen klassischen Delfin vorstellen. Sie sind weit verbreitet und leben meist in subtropisch-tropischen Gewässern. Aber auch in warm bis kalt-gemäßigten Breiten wie im Mittelmeer, um die Britischen Inseln und manchmal sogar bis in Nord- und Ostsee. Große Tümmler werden zwei bis vier Meter lang und haben eine relativ kurze Schnauze und sichelförmige Finne. Wesentlich häufiger in Europa ist aber der kleinere und buntere Gemeine Delfin.

Wo leben Delfine? Wo und wie schlafen sie?
Einer der buntesten: Gemeiner Delfin © IMAGO / blickwinkel

Nur im Halbschlaf

Höchstens etwa fünf Minuten können Delfine für tiefere Tauchgänge unter Wasser bleiben. Normalerweise tauchen sie mehrmals pro Minute auf, um Luft zu holen. Auch im Schlaf. Sie schlafen deshalb nie ganz. Eine ihrer Gehirnhälften ist immer wach. Der sogenannte Halbseitenschlaf.

Die Meeressäuger atmen durch ihr Blasloch oben am Kopf. Beim Ausatmen entsteht die typische Fontäne durch wegspritzendes Wasser, beim Untertauchen schließt sich das Blasloch sofort.

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Delfine können rosa sein – und in Flüssen leben

Nur sechs Arten von Flussdelfinen gibt es heute noch und alle sind vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet. Sie leben im Süßwasser der großen Flüsse Südamerikas und Asiens. Vor allem im Amazonas und Orinoko, im Ganges, Indus und Mekong. Doch Unterwasserlärm, Verschmutzung, die Zerstörung und Zerstückelung ihrer Lebensräume, die Fischerei und die Klimakrise dezimieren ihre Bestände.

Flussdelfine sind an ihre Umgebung perfekt angepasst und unterscheiden sich von den Verwandten im Meer: Sie haben nur kleine Augen, ein umso besseres Echolot-System und häufig lange Schnäbel und breite Vorderflossen, mit denen sie im Schlamm wühlen.

Wie sehen Delfine aus? Können sie in Süßwasser leben?
Amazonasdelfin aka Rosa Flussdelfin © Michel VIARD / iStock / Getty-Images

Der Amazonasdelfin kann im Gegensatz zu den marinen Arten sogar rückwärts schwimmen, um sich auf Nahrungssuche durch bewachsene Überschwemmungsflächen zu schlängeln. Er wird auch Boto oder Rosa Flussdelfin genannt. Denn die erwachsenen Tiere sind tatsächlich rosa! Wir haben die pinken Flussbewohner auf einer Expedition ins Amazonasgebiet besucht, um auf Brasiliens Umweltprobleme aufmerksam zu machen.

Eine Schule Delfine

Delfine sind hoch soziale Wesen und sehr gesellig. Sie leben in Familienverbänden und Gruppen von teilweise über mehreren hundert, manchmal sogar 1000 Tieren. Delfinschulen werden diese Gruppen genannt. Die hoch sozialen Tiere kümmern sich umeinander, spielen miteinander, lehren den Nachwuchs und helfen sich gegenseitig. Sie schwimmen zum Beispiel gemeinsam los, um einen Artgenossen aus seichtem Wasser zurückzuholen. Auch wenn sie dabei alle zu stranden drohen. Und sie bringen verletzte Tiere an die Oberfläche, um zu atmen.

Warum werden Delfine gejagt? Was bedroht sie?
Am kleinsten und am seltensten: Maui-Delfine @ Sharon Jones / iStock / Getty-Images

So wundersam wie empfindlich – und dringend schutzbedürftig

Nicht nur Fluss-Delfine sind bedroht. Verschmutzung und Lärm durch Bohrinseln und Schiffe setzen auch den Meeresarten zu. Sie verlieren durch die industrielle Fischerei ihre Nahrung, landen als ungewollter Beifang in Fischernetzen, kollidieren mit Schiffen und werden von manchen Nationen bis heute bejagt. Auch Delfin-Tourismus und Fänge für Delfinarien sind ein Problem. Immer mehr Arten und Unterarten sind heute gefährdet.

Was tun?

Wir setzen uns für den Schutz der Delfine, für große, wirksame Schutzgebiete, mehr Kontrollen und eine nachhaltigere Fischerei ein, bekämpfen die Klimakrise und Lärm und Verschmutzung in den Meeren und betreiben wichtige Schutzforschung.

Ihr könnt uns dabei helfen!

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Steinbock – Beeindruckender König der Berge

„Er setzt mit unglaublicher, geradezu unverständlicher Sicherheit die Wände hinauf. Beim Springen scheint er den Körper wie einen Ball in die Höhe zu schnellen und die Felsen kaum zu berühren. Spielend schwingt er sich von einer Klippe zur anderen und ohne Besinnen setzt er herab in unbestimmte Tiefe.“

Wer einmal bei einer Bergwanderung in den Alpen die grazilen Kletterkünste des Steinbocks beobachten durfte, kann die Begeisterung von Tiervater Brehm nachempfinden. Dabei ist es alles andere als selbstverständlich und nur einer heimlich-illegalen Aktion von Tierfreunden zu verdanken, dass es hier wieder Steinböcke gibt.

Urtier unserer Alpen

Alpensteinböcke leben in hohen Lagen auf bis zu 3500 Meter zwischen der Baum- und der Eisgrenze. Die Männchen – oder Böcke – tragen einen langen Ziegenbart unter dem Kinn und können über hundert Kilogramm schwer und einen knappen Meter groß werden. Die Weibchen, Steingeißen genannt, bleiben halb so schwer. Im Sommer sind die Böcke dunkelbraun, die Geißen heller rötlich bis golden. Das dichte, warme Winterfell beider Geschlechter tendiert nach Grau.

Wo lebt der Steinbock? Wie sehen Steinböcke aus? Was fressen sie?
Steinbock-Weibchen in den Alpen © IMAGO / blickwinkel

Schon seit der Steinzeit waren Steinböcke Jahrtausende lang wichtiges Jagdwild der Menschen in Bergregionen, wie man durch Höhlenmalereien weiß. Vor einigen Jahren wurden im Ötztal in Tirol Überreste eines 3500 Jahre alten Tieres aus der Bronzezeit gefunden. Sie zeigen: Die Steinböcke waren damals größer als heute.

Warum der Steinbock so gut klettern kann

Steinböcke klettern in steilem und felsigem Gelände, das für andere Lebewesen vergleichbarer Größe nahezu unzugänglich ist. Sie erklimmen sogar regelmäßig eine fast senkrechte Staumauer in den italienischen Alpen. Ihre Hufe sind perfekt an ein Leben in Fels und Gestein angepasst. Die Zehen sind beweglich, ihre harten Hornkanten haken sich in den Stein, die weichen Ballen darin passen sich jeder Unebenheit an. Etwas längere Hinter- als Vorderbeine erleichtern das Klettern zusätzlich.

Von der Staumauer lecken die Wildziegen übrigens Mineralsalze ab, die den Vegetariern sonst fehlen: Alpensteinböcke ernähren sich von Kräutern, Gräsern, Knospen, Trieben, Flechten und Moosen.

Warum kann der Steinbock so gut klettern? Wie hoch klettern Steinböcke? Warum hat der Steinbock längere Hinterbeine?
Steinböcke an italienischer Staumauer © Mrkit / iStock Getty Images

Schwere Hornpracht

Das stattliche Gehörn der Böcke kann bis zu einem Meter lang und vier Kilo schwer werden. Geißen besitzen hingegen nur kurze, glatte gebogene Hörner.

Die nach hinten geschwungenen, dicken, auffälligen Hörner der Männchen mit häufig ausgeprägten wulstigen Ringen dienen vor allem Kämpfen um die Rangordnung. Laut krachend schlagen die Böcke sie dutzende Male gegeneinander. Die Kämpfe folgen dabei interessanterweise strengen Ritualen und sind dadurch nur selten lebensgefährlich!

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Wozu brauchen Steinböcke ihre Hörner?
Ritualisierte Kämpfe @ phototrip / iStock / Getty-Images

Begehrt wie Elfenbein

Zermahlene Hörner, Hufe oder Steinbock-Blut: Lange schrieb die Volksmedizin allen verwertbaren Teilen der Bergziege wundersame Heilkräfte zu. Auch den Bezoar-Steinen aus dem Magen der Tiere: Klumpen aus Haaren, Harzen und anderem Unverdaulichem, die Harry-Potter-Fans kennen werden und denen unglaubliche Heilwirkung nachgesagt wurde. Fleisch, Fell und Trophäen waren ebenfalls beliebt.

Obwohl er in den karg bewachsenen, steinigen Höhen über den Siedlungen lebt, war der Steinbock deshalb nicht sicher vor den Nachstellungen des Menschen. Bis zur Einführung der Feuerwaffen war es noch recht mühselig, die flinken Tiere im unwegsamen Gelände mit langen Speeren oder Armbrüsten zu erlegen. Doch das änderte sich rasch im 15. Jahrhundert, als die „Handpüxn“ aufkamen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Steinbock fast ausgerottet. Seine Rettung ist einer der größten Erfolge früher Naturschutzbemühungen!

Nacht- und Nebelaktion zur Rettung der Steinböcke

Nur einige Dutzend Exemplare überlebten damals im italienischen „Gran Paradiso“- Massiv zwischen Piemont und dem Aostatal, dem Jagdgebiet von König Victor Emanuel II. von Italien. Er stellte eigens etliche Wildhüter ein. Wilderern drohten drakonische Strafen. Langsam erholten sich die Bestände.

Doch als die Schweiz und andere Länder sich besannen, Steinböcke zu schützen und wieder heimisch zu machen, verweigerte die italienische Krone viele Jahre, ihnen einige der letzten „Steintiere“ zu Zuchtzwecken zu überlassen.

1906 kaufte die Schweiz deshalb drei Kitze von einem Wilderer, der diese im „Grand Paradiso“ gestohlen hatte – zu einem Stückpreis, der heute etwa dem Wert eines Mittelklassewagens entspricht. Einige weitere gestohlene Tiere folgten und bald wurden auch Exemplare offiziell gekauft. Von diesen wenigen Tieren stammen sämtliche Steinbockherden ab, die heute in den Alpen leben.

Welche Feinde hat der Steinbock? Was machen Steinböcke im Winter?
Erwachsene Steinböcke haben keine natürlichen Feinde. Jungtiere stehen auf dem Speiseplan von Steinadlern und Füchsen. © Rudolf-Ernst-iStock-Getty-Images

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Wo leben Steinböcke heute?

Durch konsequenten Schutz und erfolgreiche Wiederansiedlungsprogramme bewohnen heute wieder rund 40.000 der edlen Wildziegen die Hochlagen der Alpen von Frankreich bis nach Slowenien. Bei uns in Deutschland zum Beispiel in den Allgäuer und Berchtesgadener Alpen und an der Benediktinerwand.

Was machen Steinböcke im Winter?

Auf der Suche nach geeigneten Wintergebieten wandern die Alpensteinböcke bis zu 50 Kilometer entlang von Graten zu sonnenbeschienenen Südhängen oder in tiefere Lagen. Denn so gut sie ans Gebirge angepasst sind, haben sie wegen ihrer Größe und der geringen Huffläche im hohen Schnee oft Probleme. Winterschlaf machen sie keinen, fressen sich aber vorher ausreichend Winterspeck an.

Woran kann ich einen Steinbock erkennen?
Gämsen sehen anders aus © IMAGO / blickwinkel

Sind Steinböcke und Gämsen das Gleiche?

Nein. Die Gämse oder Gams ist eine andere Wildziegenart. Sie ist kleiner als der Steinbock. Auch die Männchen haben nur kurze, dünne Hörner und tragen keinen Bart. Auffälliger Unterschied ist außerdem die schwarz-weiße Kopfzeichnung der Gämsen. Ihre Rangordnungskämpfe sind im Gegensatz zu denen der Steinböcke tatsächlich lebensgefährlich. Und ihr Lebensraum ist fast nur auf Europa beschränkt, während es Steinböcke sogar in Afrika gibt.

Von Äthiopien bis Russland: Die anderen Steinbock-Arten

Wo leben überall Steinböcke?
Kaukasischer, Syrischer und Sibirischer Steinbock © IMAGO-Agefotostock-Panthermedia

Denken wir an Steinböcke, haben wir meist den Alpensteinbock im Kopf. Aber es gibt von Afrika über Vorderasien bis nach Sibirien noch sechs weitere Arten. Sie alle leben kletternd in Hochgebirgen und die Böcke tragen die typischen Hörner.

Die Arten aus den wärmeren Gefilden, der Äthiopische, Syrische und Iberische Steinbock sind kleiner, leichter und in verschiedenen Abstufungen heller als der Alpensteinbock. Ost- und Westkaukasische Steinböcke leben ungewöhnlicherweise auch in Waldgebieten. Sibirische Steinböcke leben von Südrussland und der Mongolei über China bis nach Indien und Afghanistan – teilweise sogar in Höhen von über 6700 Metern! Sie sind im Gegensatz zu den anderen Arten häufig und die einzigen nicht bedrohten Steinböcke.

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Waldrappen in Umzugskartons: Warum Zugvögel auch mal im Auto ziehen

Manchmal muss man auch Zugvögeln Beine machen. Wie zum Beispiel den Waldrappen am Bodensee. 

Nachdem die Überlinger Waldrapp einfach nicht nach Süden losfliegen wollten in ihrem Brutgebiet verharrten, entschlossen wir uns dazu, die Vögel nach Südtirol zu transferieren – per Auto. Ende November wurden die ersten 18 Vögel auf einem Sportplatz bei Frickingen eingefangen, einzeln in Umzugskartons „verpackt“, im Auto über den Reschenpass nach Bozen transferiert — und dort am Nachmittag freigelassen.

Das klappte ganz gut.

Waldrappen Kartons
Ankunft in Bozen © Waldrappteam-LIFE-Northern-Bald-Ibis

Die Klimakrise stört die Zugvögel

Aber am Beispiel „unserer“ Vögel in Überlingen zeigt sich eindrücklich, dass die Auswirkungen der Klimakrise bereits unmittelbar und vielfältig präsent sind. Die zunehmende Variabilität der Wetterbedingungen im Herbst und Frühwinter erschwert den Zugvögeln zunehmend das richtige Timing. Viele Arten, zu denen auch der Waldrapp gehört, synchronisieren den Beginn und den Verlauf des Herbstzuges mit Umweltparametern. Und diese Parameter werden zunehmend unzuverlässig. Das führt dazu, dass der Beginn des Herbstzug bei vielen Arten immer mehr variiert und sich immer weiter nach hinten verschiebt. Mit dem Risiko, durch einen Wintereinbruch letztlich am Fortkommen oder Weiterkommen gehindert zu werden.

Zum Fliegen eh zu spät

Noch vor wenigen Tagen ist ein einzelner Waldrapp aus der Ostschweiz nach Süden migriert, zeitgleich mit drei Vögel aus Kärnten. Demnach ist die Zugmotivation bei den Waldrappen noch nicht abgeklungen. Wir waren froh, dass die Überlinger Waldrappe nicht auch noch losgeflogen sind. Die Querung der tiefwinterlichen Zentralalpen ist für die Waldrappe in dieser Saison wohl nicht mehr möglich und ein Versuch hätte zu erheblichen Verlusten führen können.

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Allerdings gingen wir aus Erfahrung davon aus, dass die Vögel bei einem Transfer an einen Ort südlich des Alpenhauptkammes noch die nötige Zugmotivation zeigen, um zügig weiter nach Süden zu fliegen. Und damit lagen wir offensichtlich richtig. Der Großteil der in Bozen freigelassenen Vögel hat bereits die Poebene überflogen und die Toskana erreicht. Ob und wie viele Vögel noch vor Ort in Bozen sind, lässt sich derzeit nicht genau einschätzen. Bei der Mehrzahl der Vögel ist der Solartracker mangels Sonnenlicht temporär ausgefallen.

Hoffen auf die Rückkehr der Walrappen

Auch die restlichen zwölf Vögel sollen noch diese Woche gefangen und ebenfalls nach Bozen transferiert werden. Damit ist dann auch die Saison in Überlingen abgeschlossen. Und wir sind guten Mutes für die kommende Saison, gehen von einer eigenständigen Rückkehr der Waldrappe nach Überlingen aus. Und wir hoffen auch auf einen reguläre Herbstmigration im folgenden Frühjahr.

Grundsätzlich müssen wir uns aber darauf einstellen, dass das Zugverhalten der Waldrappe wie auch vieler anderer Zugvogelarten immer stärker variiert. Mit allen damit verbundenen Risiken. In einer noch jungen Kolonie wie Überlingen ist es begründet, in solchen Fällen einzugreifen, um Verluste zu vermeiden.

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In einigen Jahren muss in solchen Fällen aber auch die Überlinger Kolonie selbst zurechtkommen und wir sind zuversichtlich, dass das dann auch der Fall sein wird. Waldrappe erweisen sich immer wieder als Überlebenskünstler. Auch Modellierungen liefern für diese Waldrapp-Population positive Prognosen. Trotz zunehmender Risiken durch den Klimawandel.

Der Waldrapp soll leben

Der Waldrapp soll nach Deutschland zurückkehren und wieder als echter Zugvogel angesiedelt werden. Der WWF unterstützt das ehrgeizige Wiederansiedlungsprojekt des Waldrappteams, das in dieser Form weltweit einzigartig ist. Inzwischen gibt es schon ungefähr 100 Waldrappe, die selbstständig über die Alpen ziehen. © Waldrappteam / LIFE Northern Bald Ibis

Der Beitrag Waldrappen in Umzugskartons: Warum Zugvögel auch mal im Auto ziehen erschien zuerst auf WWF Blog.